NSU Lambretta

NSU

NSU Lambretta
Lambretta
HerstellerNSU Motorenwerke
Produktionszeitraum1950 bis 1956
KlasseMotorroller
Motordaten
NachfolgemodellNSU Prima

Die NSU Lambretta war eins der ersten Modelle des Anfang der 1950er-Jahre in Deutschland beginnenden Motorrollerbooms. Die NSU Motorenwerke bauten die Lambretta ab 1950 in Lizenz von Innocenti, Italien. Vorgestellt wurde sie auf der Frankfurter Frühjahrsmesse desselben Jahres. Der Lizenzvertrag, der NSU den Export der Roller untersagte, endete 1956; bis dahin waren 117.045 NSU-Lambrettas gebaut worden. Nachfolgerin wurde die anfangs äußerlich und technisch sehr ähnliche NSU Prima.[1]

Technik

Motor und Getriebe

Die Lambretta hat einen luftgekühlten Einzylinder-Zweitaktmotor mit links eingebautem Gebläse. In der Ausführung von 1950 bis 1954 beträgt der Hubraum 123 cm³ (Bohrung 52 mm, Hub 58 mm), die Leistung 4,5 PS beziehungsweise 5,1 PS ab März 1951, und in der stärkeren Version 146 cm³ (Bohrung 57 mm, Hub 58 mm), die Leistung 6,2 PS. Die ersten Motoren bis 1953 wurden mit einem Kickstarter angelassen, die Modelle danach mit elektrischem Anlasser. Die erforderlichen Batterien sind in einem abschließbaren Fach an dem Beinschild des Rollers untergebracht. Rechts an den Motor sind eine Mehrscheibenkupplung und ein Dreiganggetriebe mit Magura-Drehgriffschaltung angesetzt. Die Kraft wird vom Motor über Zahnräder (Primärantrieb) zum Getriebe und über eine kurze Welle (in der Werbung als Kardanwelle bezeichnet) und Kegelräder an das Hinterrad übertragen (Sekundärantrieb).[2][3]

Fahrwerk

Die Lambretta hat einen Einrohr-Stahlrahmen mit tiefem Durchstieg. Im Gegensatz zu den ersten Lambrettas von Innocenti ist sie voll verkleidet. Die Karosserie sitzt auf Gummipuffern, um Geräusche möglichst auszuschließen. Innerhalb der Verkleidung ist zwischen Fahrer- und Soziussitz der Kraftstofftank eingebaut. Damit technische Teile leicht erreichbar sind, können die Seitenteile der Karosserie leicht abgenommen werden. Im rechten Seitenteil gibt es zusätzlich im Bereich von Zylinder und Vergaser eine Klappe, um den Benzinhahn zu öffnen oder zu schließen; Luftklappe und Kraftstofftupfer werden vom Armaturenbrett aus betätigt. Das Vorderrad wird von einer Kurzarmschwinge (zwei Schwinghebel) mit Schraubenfedern geführt, das Hinterrad an einem Schwingarm mit zwei Schraubendruckfedern und hydraulischem Stoßdämpfer. Die Räder sind untereinander austauschbar. Die Lambretta hat eine mechanisch betätigte Trommelbremse vorn und hinten.[2][3]

Plakette „Autoroller“

Ausstattung

Die NSU Lambretta, in der Werbung auch „NSU-Autoroller“ genannt, hat serienmäßig zwei Schwingsättel, der vordere in Längsrichtung verschiebbar, um die Sitzposition an die Körpergröße des Fahrers anzupassen. Zur Ausstattung gehören ferner ein kleines Armaturenbrett mit Tachometer und Uhr (beide beleuchtet), abschließbarer Handschuhkasten, Gepäckhaken, Lenkschloss und Reserverad mit Radzierkappe.[4][3]

Technische Daten

Lambretta 125Lambretta 150
Baujahre1950–19541954–1956
MotorGebläsegekühlter Einzylinder-Zweitaktmotor
SteuerungSchlitzsteuerung
Bohrung × Hub52 × 58 mm57 × 58 mm
Hubraum123 cm³146 cm³
Verdichtung6,0 : 1
Leistung4,5 PS (3,3 kW) bei 4500/min,
5,1 PS ab März 1951
6,2 PS (4,6 kW) bei 5200/min
VergaserEinschiebervergaser Bing 1/16/18Einschiebervergaser Bing 1/20/22
SchmierungZweitaktgemisch 1 : 25
Elektrische AnlageMagnetzündungBatteriezündung
Bordspannung6 V / 25 W
Getriebe3-Gang-Getriebe
mit Drehgriffschaltung am Lenker
KupplungMehrscheibenkupplung
EndantriebKegelräder und Welle auf Hinterrad
RahmenEinrohr-Stahlrahmen,
Karosserie auf Gummipuffern
Maße (L × B × H)1740 × 730 × 920 mm1830 × 740 × 950 mm
Radstand1230 mm1259 mm
Radaufhängung vornGezogene Kurzschwinge mit Schraubenfedern, ohne Stoßdämpfer
Radaufhängung hintenSchwingarm mit zwei Schraubendruckfedern
und hydraulischem Stoßdämpfer
Bereifung4,00 × 8″
Bremse vorn und hintenTrommelbremse
Leergewicht[5]100 kg (mit Kickstarter),
120 kg (mit elektr. Anlasser)
123 kg
Zulässiges Gesamtgewicht270 kg295 kg
Tankinhalt6,3 l7,3 l
Höchstgeschwindigkeit70–75 km/h81 km/h
Bergsteigefähigkeitk. A.31,5 % (mit zwei Personen)
Normverbrauch2,2 l/100 km2,7 l/100 km
Preis1375,00 DM1595,00 DM

Motorsport

Otto Daiker auf NSU Lambretta Rennversion
1951
Fotografie
beim Dieburger Dreiecksrennen

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(bitte Urheberrechte beachten)

NSU hatte außer dem Lizenzvertrag für die Serien-Lambretta auch den Vertrag für eine Rennversion, die mit deutlich größeren Rädern und einem hinter dem Lenkkopf liegenden Tank jedoch kaum Ähnlichkeit mit einem Motorroller hatte. Der Tank ermöglichte es, wie auf einem Motorrad mit Knieschluss zu fahren. NSU setzte diese Renn-Lambretta mit dem italienischen Fahrer Romolo Ferri und dem Deutschen Otto Daiker in wenigen Rennen und ohne den gewünschten Erfolg ein.[2] Daiker gewann allerdings 1951 beim Dieburger Dreiecksrennen auf einer Renn-Lambretta die Klasse bis 125 cm³ mit einem Durchschnitt von 92,9 km/h.[6][7]

Literatur

  • Peter Schneider: Die NSU-Story. 1. Auflage, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-613-03397-9.
  • Reinhard Lintelmann: Die Motorroller und Kleinwagen der fünfziger Jahre. 3. Auflage, Verlag Walter Podszun, Brilon, ISBN 3-86133-136-5
Commons: NSU Lambretta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Reinhard Lintelmann: Die Motorroller und Kleinwagen der fünfziger Jahre. 3. Auflage, Verlag Walter Podszun, Brilon, ISBN 3-86133-136-5, S. 105–108.
  2. a b c Peter Schneider: Die NSU-Story. 1. Auflage, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-613-03397-9, S. 121–128 u. 358.
  3. a b c Besser fahren, Veröffentlichung der NSU-Werke, Neckarsulm 1956, DW 4004 4000 1611, S. 9.
  4. Verkaufsprospekt DW 1068 200 101 29.
  5. Technisches Datenblatt, veröffentlicht von Zweitaktfreunde Mainz. Abgerufen am 16. Oktober 2023.
  6. Hans Peter Lohmann: Legendäre deutsche Rennstrecken. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-613-03438-9, S. 40.
  7. Dieburger Automobil- und Motorradclub. Abgerufen am 15. Oktober 2023.