Kreuzkirche (Nordhorn)

Kreuzkirche Nordhorn

Die Kreuzkirche in Nordhorn ist die älteste der vier Kirchen der evangelisch-lutherischen Christen in der Kreisstadt der Grafschaft Bentheim und Grenzstadt zu den Niederlanden. Sie steht unter Denkmalschutz.

Bau und Baugeschichte

Bei der Kreuzkirche handelt es sich um einen Saalbau mit rechteckigem Chorraum. An der äußeren Vorder- und Rückseite sind die neunstufigen Treppengiebel auffällig. Ein mit Kupfer bekleideter Dachreiter mit eng zulaufender, mit einem Kreuz gekrönten Turmspitze, dient als Glockenstube.

Der Bauentwurf stammt von Regierungsbaurat Weinmann aus Lingen, die Baukostensumme belief sich auf 13.500 Mark.

Am 26. Mai 1929 wurde der Grundstein zum Bau der Kirche an der Jahnstraße/Ecke Van-Delden-Straße gelegt. Am 6. April 1930 fand die Einweihung durch den hannoverschen Landesbischof und Abt von Loccum D. August Marahrens statt.

Als im Jahre 1956 im Nordhorner Stadtteil Blanke die neue Martin-Luther-Kirche eingeweiht wurde, erhielt die Kirche zur Unterscheidung den Namen „Stadtkirche“.

Im Jahre 1962 fand eine grundlegende Renovierung des Innenraums der Kirche statt. Der bisherige Holzaltar und die Engelbilder an der Chorwand wurden beseitigt. Stattdessen entstand an der Chorwand ein kreuzförmiges Mosaik, das das Lamm Gottes mit zwölf Toren und Engeln des himmlischen Jerusalems zeigt. Angefertigt wurde es von Siegfried Steege aus Schwarmstedt.

Im Jahre 1964 erhielt die „Stadtkirche“ ihren jetzigen Namen „Kreuzkirche“, nachdem im Stadtteil Blumensiedlung die neue Christuskirche errichtet und der Name Stadtkirche nunmehr unpassend erschien.

Im Jahre 1985 fand erneut eine Innenrenovierung der Kirche statt mit Innenanstrich sowie dem Einbau einer neuen Heizung und der Generalüberholung der Führer-Orgel.

Geläut

Während des Krieges wurde eine der beiden Bronzeglocken für Kriegszwecke beschlagnahmt. Am 6. Februar 1952 erhielt die Kirche Ersatz: eine 1710 in Königsberg (Preußen) gegossene Glocke, die bis 1938 in der Dorfkirche in Klein Dexen im Landkreis Preußisch Eylau in Ostpreußen (heute russisch: Фурманово (Furmanowo) in der Oblast Kaliningrad) geläutet hatte.[1] Dort musste die Kirche wegen der Anlage eines Truppenübungsplatzes aufgegeben und nach Stablack (heute russisch: Dolgorukowo) verlegt werden.[2] Die Glocke war vor dem Einschmelzen im Krieg gerettet und auf dem Glockenfriedhof in Hamburg aufbewahrt worden.

Kirchenmusik

Eine besondere Pflege genießt die Kirchenmusik an der Kreuzkirche: Sowohl der Posaunenchor (ca. 16 Mitglieder) als auch die Lutherische Kantorei (ca. 40 aktive Mitglieder) gestalten regelmäßig Konzerte in den drei lutherischen Hauptkirchen. So werden Oratorien und Kantaten im Rahmen eines Konzertes oder im Gottesdienst aufgeführt. Dieses Angebot wird von Orgelkonzerten sowie von Solokünstlern und Chören diverser geistlicher und weltlicher Ausrichtungen ergänzt.[3]

Derzeitiger Kantor ist Jens Peitzmeier.

Orgel

Am 15. Mai 1955 konnte die neue, von der Orgelbauwerkstatt Alfred Führer in Wilhelmshaven gebaute Orgel ihrer Bestimmung übergeben werden. Das Instrument hat 20 Register auf zwei Manualen und Pedal, die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[3]

I Hauptwerk C–
1. Rohrflöte 8′
2. Prinzipal 8′
3. Blockflöte 4′
4. Oktave 4′
5. Oktave 2′
6. Nasat 223
7. Mixtur IV-VI
8. Trompete 8′
II Brustwerk C–
9. Gedackt 8′
10. Rohrflöte 4′
11. Waldflöte 2′
12. Sesquialtera II 223
13. Zimbel II
14. Dulcian 8′
Tremulant
Pedal C–
15. Subbass 16′
16. Oktave 8′
17. Oktave 4′
18. Rauschpfeife III
19. Posaune 16′
20. Trompete 8′

Gemeinde

Seit dem 18. Jahrhundert wurden vereinzelt in der Grafschaft Bentheim wohnende lutherische Christen vom Pfarramt in Lingen betreut, wo ein Pastor mit einem Hilfsgeistlichen eingesetzt war. Am 25. August 1912 wurde die erste lutherische Kirche in der Grafschaft Bentheim in der Stadt Bentheim errichtet.

Wegen wachsender Zahl lutherische Gemeindeglieder in der überwiegend vom reformierten Bekenntnis geprägten Region wurde 1914 der Amtssitz des Lingener Hilfsgeistlichen nach Bentheim verlegt. An verschiedenen Orten der Grafschaft fanden lutherische Gottesdienste in nicht kircheneigenen Gebäuden statt.

Am 1. Oktober 1924 wurde die pfarramtliche Verbindung der Grafschaft Bentheim mit Lingen aufgelöst. In der Grafschaft wurden zwei Gemeinden gebildet: Bentheim (Obergrafschaft) und Nordhorn (Niedergrafschaft). Zuständiger Pastor wurde der bisherige Hilfsgeistliche Paul Trippe, dessen Amtssitz vorerst noch Bentheim war. 1926 wurde dann eine eigene Pfarrstelle für die Grafschaft Bentheim mit Sitz in Nordhorn eingerichtet.

War die Zahl der lutherischen Christen zunächst noch überschaubar, so stieg sie in Nordhorn wie in der gesamten Grafschaft nach 1945 sprunghaft an: Tausende von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten suchten hier eine neue Bleibe. Sie kamen meist aus unierten Landeskirchen mit lutherischer Tradition, für die die reformiert geprägte Glaubenspraxis der Grafschafter fremd blieb.

Das lutherische Landeskirchenamt in Hannover handelte prompt: zwischen 1945 und 1949 wurden eigene Pastoren entsandt, die meist ebenfalls aus dem Osten gekommen waren und neue Tätigkeiten suchten. In Nordhorn nahm ein zweiter Pastor seine Arbeit auf und die Kreuzkirche wurde Mutterkirche von zahlreichen neu entstandenen Kapellengemeinden in der Region.

Von den 11.400 Lutheranern in Nordhorn gehören heute 5.200 zur Kreuzkirchengemeinde, die inzwischen mit der Michaeliskirche in Klausheide, dem Jochen-Klepper-Haus im Stadtteil Bookholt und dem Jugendheim „Am Strampel“ zusätzliche kirchliche Gebäude bekommen hat.

Die Kreuzkirchengemeinde liegt im Kirchenkreis Emsland-Bentheim des Sprengels Ostfriesland-Ems der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers.

Pastoren und Pastorinnen der Kreuzkirche

  1. 1924–1936: Paul Trippe
  2. 1937–1946: Eduard Heller
  3. 1945–1948: Gottfried Rudolph (Pfarramtshelfer)
  4. 1947–1964: Egbert Zieger
  5. 1949–1956: Erich Schwanitz (wird Pastor der neuen Martin-Luther-Kirche im Stadtteil Blanke)
  6. 1959–1962: Friedel Hermann Kleinschmidt
  7. 1962–1964: Dirk Koller (wird Pastor der neuen Christuskirche im Stadtteil Blumensiedlung)
  8. 1964–1971: Werner Stecher
  9. 1966–1977: Hans-Gerd Kaul
  10. 1972–1986: Hans-Martin Danckwerts
  11. 1978–2002: Albert Freese
  12. 1987–1988: Udo Löhr
  13. 1988–1997: Jürgen Plötze
  14. 1997–2002: Christiane Möhle
  15. 1999–2009: Marc Blessing
  16. 2002–2004: Wiebke Köhler
  17. 2002–2004: Dirk Brandt
  18. 2004–2018: Christa Olearius
  19. 2005–2020: Thomas Kersten
  20. seit 2010: Simon de Vries
  21. 2018–2022: Henrike Lüers
  22. seit 2021: Hans Hartmann
  23. seit 2022: Katharina Friebe

Partnergemeinden

Literatur

  • Georg Dehio: Bremen – Niedersachsen. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. München/Berlin, 2. Auflage 1992, ISBN 3-422-03022-0
  • Wo der Herr nicht das Haus baut...Evangelisch-lutherische Kreuzkirche Nordhorn. (Festschrift zum 75-jährigen Kirchenjubiläum), Nordhorn 2005
  • Helmut Lensing: Die Nordhorner christlichen Kirchen im „Dritten Reich“. In: Nordhorn im 3. Reich. VHS Landkreis Grafschaft Bentheim/Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte (Hrsg.), (Geschichtswerkstatt an der Volkshochschule der Stadt Nordhorn für den Landkreis Grafschaft Bentheim, Band 8; Schriftenreihe der Volkshochschule der Stadt Nordhorn, Bd. 14), Haselünne 2016 (3. überarbeitete und deutlich erweiterte Auflage), S. 202–254.

Weblinks

Commons: Kreuzkirche (Nordhorn) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Genealogie-Tagebuch: Die Kirchenglocke von Kl. Dexen, Pr. Eylau. Publiziert am 6. September 2012 von Irmi Gegner-Sünkler
  2. Genealogie-Tagebuch: Der letzte Gottesdienst in Klein Dexen.... Publiziert am 9. Oktober 2023 von Irmi Gegner-Sünkler
  3. a b Kreuzkirche. In: Lutherisch in Nordhorn. Die Kirchenvorstände der ev.-luth. Kirchengemeinden Nordhorns, abgerufen am 29. November 2015.

Koordinaten: 52° 26′ 4,4″ N, 7° 3′ 45,7″ O