Ernst Heinrich Georg Ule

Ernst Heinrich Georg Ule (* 12. März 1854 in Halle an der Saale; † 15. Juli 1915 in Berlin) war ein preußischer, deutscher Botaniker und Forschungsreisender. Er war der Bruder des Geografen Wilhelm Ule. Sein botanisches Autorenkürzel lautet „Ule“.

Leben

Ule war ein Sohn des Verfassers populärwissenschaftlicher Literatur Otto Eduard Vincenz Ule (1820–1876). Er besuchte zunächst das Gymnasium in Halle und im Anschluss 1874 bis 1876 die Gärtnerlehranstalt in Proskau, wo er unter anderem von Paul Sorauer unterrichtet wurde. Er arbeitet nach dem Abschluss an der Lehranstalt für kurze Zeit im Botanischen Garten in Halle und besuchte zugleich Vorlesungen bei Gregor Kraus und J. Kühn. Im Jahr 1877 ging Ule nach Berlin, um dort eine Stelle in den Städtischen Parkanlagen anzutreten und trat in den Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg ein. Er wurde durch Paul Wilhelm Magnus weiter in seinen Studien gefördert. Ule hatte 1877 einen bisher unbekannten gräserbewohnenden Brandpilz entdeckt, den Magnus ihm zu Ehren „Urocystis Ulii“ nannte.[1] Im Jahr 1879 begann er ein Studium, das er jedoch abbrechen musste. Er hielt sich danach für zwei Jahre in einer Nervenklinik auf, aus der er floh und einige Zeit umherirrte. Nach seiner Genesung reiste er 1883 nach Brasilien und beteiligte sich dort intensiv an der wissenschaftlichen Erforschung der Gewächse des Landes. Nach acht Jahren in Blumenau, Santa Catarina, wo er unter anderem als Privatlehrer tätig war,[2] wurde er 1891 zum Naturalista Viajante des Nationalmuseums in Rio de Janeiro berufen. Von 1895 bis 1900 war er stellvertretender Direktor dort und unternahm Reisen in den Norden Brasiliens sowie nach Guyana, Venezuela und Peru. 1912 zog er zurück nach Berlin.

Er schrieb wertvolle Publikationen zu Brasiliens Pflanzengeografie und über andere biologische Themen, die oft mit fotografischen Bildserien versehen waren. Des Weiteren untersuchte er die Ökonomie der Region und schrieb beispielsweise Abhandlungen zu Südamerikas Kautschukproduktion.

Ehrungen

Zahlreiche Gattungen tragen seinen Namen: Die Pilzgattungen UleaJ.Schröt., UleodothellaSyd. & P.Syd., UleomycesHenn., UleomycinaPetr., UleopeltisHenn., UleoporthePetr. und UleothyriumPetr.; außerdem die Moosgattungen UleastrumW.R.Buck und UleobryumBroth. Auch die Gattungen UleanthusHarms aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae), UlearumEngl. aus der Familie der Aronstabgewächse (Araceae), UleiorchisHoehne aus der Familie der Orchideen, UleodendronRauschert aus der Familie der Maulbeergewächse (Moraceae), UleophytumHieron. aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae) und UleopsisFedde aus der Familie der Commelinagewächse (Commelinaceae) gehören dazu.[3] Nach ihm wurden auch mehrere Arten benannt.[4]

Schriften (Auswahl)

  • Epiphyten des Amazonasgebietes. In: G. Karsten, H. Schenck. (Hrsg.): Vegetationsbilder. Zweite Reihe, Heft 1. G. Fischer, Jena 1904 (archive.org).
  • Blumengärten der Ameisen am Amazonenstrome. In: G. Karsten, H. Schenck. (Hrsg.): Vegetationsbilder. Dritte Reihe, Heft 1. G. Fischer, Jena 1905 (archive.org).
  • Ameisenpflanzen des Amazonasgebietes. In: G. Karsten, H. Schenck. (Hrsg.): Vegetationsbilder. Vierte Reihe, Heft 1. G. Fischer, Jena 1906 (archive.org – Schrift undeutlich).

Literatur

Einzelnachweise

  1. Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte: Verhandlungen der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte … 1877, S. 200 (books.google.de).
  2. H. Harms: Ernst Ule: Nachruf. In: Verhandlungen des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg. 57, S. 150–184 ([1]).
  3. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.
  4. Umberto Quattrocchi: CRC World Dictionary of Plant Names: Common Names, Scientific Names, Eponyms. Synonyms, and Etymology. CRC Press, Boca Raton 1999, ISBN 0-8493-2673-7, S. 2757 (books.google.de).