Echter Alant

Echter Alant

Echter Alant (Inula helenium), Illustration

Systematik
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Inuleae
Gattung: Alante (Inula)
Art: Echter Alant
Wissenschaftlicher Name
Inula helenium
L.

Echter Alant (Inula helenium),[1] meist kurz Alant genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Alante (Inula) innerhalb Familie der Korbblütler (Asteraceae). Sie wird bereits seit der Antike als Heil- und Gewürzpflanze verwendet.

Namen

Diese Pflanzenart trägt je nach Region sehr unterschiedliche deutschsprachige Trivialnamen. Dazu zählt Altkraut, Brustalant, Darmkraut, Darmwurz, Edelwurz, Glockenwurz, Helenenalant, Helenenkraut, Odinskopf und Schlangenkraut.[2] Mittelhochdeutsch sind alan, aland und alant belegt.[3]

Der griechische Name von Alant ist Ἑλένιον, der lateinische Helenium (früher auch Elenium geschrieben). Der Echte Alant wurde auch als Enula und Enula campana bezeichnet.[4][5]).

Das botanische Artepitheton helenium spielt auf zwei Legenden der Antike an. Nach der einen soll Helena, bevor sie von Paris von Griechenland nach Troja entführt wurde, ihre Hände mit den Blüten dieser Pflanze gefüllt haben.[6] Nach einer anderen Legende wuchs die Pflanze dort, wo Helenas Tränen den Boden benetzten.[7] Möglicherweise bezog sich die antike Bezeichnung helénion aber nicht auf die in der Ilias erwähnte Helena, sondern auf Helénē, eine minoische Vegetationsgöttin.[8]

Beschreibung und Inhaltsstoffe

Habitus, Laubblätter und Blütenstände

Vegetative Merkmale

Echter Alant wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von bis zu 2 Metern.[9] Der starke Wurzelstock hat einen aromatischen Geruch. Er enthält viel Inulin, ein dem Fruchtzucker ähnliches Kohlenhydrat.

Die Blattunterseite ist filzig behaart. Die Grundblätter und die unteren Stängelblätter sind am Spreitengrund in einen oberwärts geflügelten Stiel verschmälert. Ihre Blattspreite ist bei einer Länge von 40 bis 80 Zentimetern sowie einer Breite von 13 bis 25 Zentimetern breit-lanzettlich bis oval. Die mittleren Stängelblätter sind kleiner, oval bis eiförmig mit spitzem oberem Ende und mit herzförmigem Grund sitzend. Die oberen Stängelblätter sind halbstängelumfassend sitzend.[9]

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Die Hülle ist bei einem Durchmesser von etwa 2 Zentimetern sowie einer Höhe von etwa 1,5 Zentimetern becherförmig. Die äußeren Hüllblätter sind hochblattartig, sind fast ganz krautig, 8 bis 10 Millimeter breit, abstehend und außen filzig behaart. Die inneren Hüllblätter sind ganz häutig, unten strohfarben und oben bräunlich. Die auffälligen körbchenförmigen Blütenstände sind mit einem Durchmesser von 6 bis 7 Zentimetern relativ groß. Der Blütenkorb enthält Scheiben- und Strahlenblüten. Die gelben Zungenblüten sind weiblich und enden mit einer Zunge, die bei einer Breite von etwa 2 Millimetern sowie einer Länge von 2 bis 3 Zentimetern linealisch ist.[9]

Die Achänen sind bei einer Länge von 4 bis 5 Millimetern zylindrisch. Ihr Pappus ist 8 bis 10 Millimeter lang und besteht aus bräunlichen Borsten.[9]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 20.[10]

Herkunft und Standortanforderungen

Echter Alant stammt ursprünglich aus Klein- und Zentralasien. Er ist auch in Spanien heimisch.[3] Angebaut wird er u. a. in Deutschland, in den Niederlanden und auf dem Balkan. Der Echte Alant gedeiht meist an leicht feuchten, halbschattigen Standorten. Verwildert kommt er häufig in Pflanzengesellschaften der Unterklasse Galio-Urticenea und des Verbands Arction vor.[10]

Inula helenium subsp. orgyalis

Systematik

Die Erstveröffentlichung von Inula helenium erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, S. 881.

Je nach Autor gibt es mehrere Unterarten:[11]

  • Inula helenium L. subsp. helenium
  • Inula helenium subsp. orgyalis (Boiss.) Grierson (Syn.: Inula orgyalis Boiss.): Sie kommt in der Türkei vor.[11]
  • Inula helenium subsp. pseudohelenium Grierson: Sie kommt in der Türkei vor.[11]
  • Inula helenium subsp. turcoracemosa Grierson: Sie kommt in Armenien und in der Türkei vor.[11]
  • Inula helenium subsp. vanensis Grierson: Sie kommt in der Türkei vor.[11]

Abbildungen

Nutzung

Gewürz

Alant wird heute nur noch selten in der Küche eingesetzt. Die Wurzel des Alant (Droge: Helenii radix) fand seit der Antike aufgrund ihres bitteren, harzigen Geschmacks zum Teil Verwendung als Gewürz für Süßspeisen und Magenbitter. Horaz beschreibt in seiner achten Satire ein Gericht aus gekochten Alantwurzeln und weißen Rübchen.[12] Plinius der Ältere legte seinen Lesern nahe, Alantwurzeln zu kauen, um den Geschmackssinn zu verfeinern, die Verdauung anzuregen und die Stimmung zu heben.[13] Die Rezeptsammlung De re coquinaria aus dem 4. Jahrhundert, die auf den römischen Feinschmecker und Koch Apicius zurückgehen soll, zählt Alant sogar zu den Gewürzen, die in einem römischen Haushalt vorhanden sein müssen, „auf dass es beim Würzen an nichts fehle“. In dem Edikt des Diokletian war der Preis von Alant auf 5 Denare für ein Pfund festgesetzt. Aus dem Jahr 329 nach Chr. ist belegt, dass 1000 Denare pro Pfund gezahlt wurden.[14]

Kandierter Alant galt lange Zeit als Leckerbissen. Da viele Menschen auf Alant mit Allergien reagieren, findet Alant fast nur noch in Likören Verwendung.

Geruch

Wie eine Reihe anderer Pflanzen verwendete man den Alant im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, um die Zimmerluft zu verbessern. Er wurde auf die Glut in den offenen Kaminen geworfen. Die in Alkohol ausgezogene Wurzel ergibt eine süßlich herbe Geruchslotion und eignet sich bei entsprechender Verdünnung als Rasierwasser.

Färbepflanze

Die (von Natur aus Harnstoff enthaltende) in Urin gebeizte und zerstoßene Alantwurzel ergibt mit Pottasche und Heidelbeeren einen blauen Farbstoff.[15]

Alant im Volksglauben

Der Alant wurde in den Weihebusch eingebunden, der an Mariä Himmelfahrt, dem 15. August zur Kräuterweihe gebracht wird.[16] Im Sauerland werden in den Kräuterweihebusch so viele Alantblüten eingebunden, wie Kühe im Stall stehen.[17]

Im Volksglauben galt der Alant auch als dämonenabwehrend. In der Steiermark räucherte man am Christabend mit Alant die Stuben und Ställe aus. Als Pflanze des Abwehrzaubers war er ein altes Mittel gegen die Pest.[17] Als Amulett um den Hals getragen, sollte er vor Behexen schützen.

Geschichte

Alant wird bereits in ägyptischen Papyri erwähnt.[18] Im römerzeitlichen Spanien war die Pflanze nach Isidor von Sevilla als ala bekannt.[3] Er beschreibt die Wurzel als aromatisch, die Blätter als scharf.

Überwiegend verwendeter Teil ist die Wurzel (Helenii rhizoma). Alant zählt zu den seit der Antike bekannten Heilpflanzen. Bei Dioskurides und Plinius wird „Helenion“ gegen Husten, Krämpfe und Magenschwäche empfohlen.[19]

Plinius erwähnt, dass Livia, die Gattin des Augustus, ihn täglich aß – bekanntlich wurde sie 88 Jahre alt.[20] Im gesamten Mittelalter war Alant eine hochgeschätzte Heilpflanze, die besonders in Form des Alantweins als Allheilmittel galt.[21] Im slawischen Sprachraum wurde Alant (glagol. оман) als Hustenmittel genutzt.[22]

In der Volksmedizin war Alant ebenfalls sehr beliebt und wurde bei Leiden wie Bronchialkatarrhen, Husten, Blähungen, Harnverhalten, Magen-Darm-Beschwerden, Gelbsucht und Würmern verwendet. Davon berichtet etwa Nicholas Culpeper[23] im 17. und Carl von Linné[24] im 18. Jh. Eine Salbe aus Alantwurzel und Schweineschmalz wurde äußerlich gegen Krätze, Geschwüre und Ekzeme benutzt. Wunden und Geschwüre können mit frischen Alantblättern behandelt werden.[22] In Siebenbürgen und im Spreewald wurde der Alant bei Brustbeschwerden wie Tabak geraucht. In Moldawien wurde Alant bei Brustschmerzen, Husten und Atemnot verwendet.[25]

Größere Mengen können zu Erbrechen, Durchfall, Krämpfen und Lähmungen führen. Die Kommission E des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes (BGA) bewertete den medizinischen Nutzen von Alantwurzel 1988 negativ[26].

Quellen

Historische Abbildungen

Literatur

  • Miranda Seymour: Eine kleine Geschichte der Kräuter und Gewürze, Verlag Scherz, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-502-15879-7.
  • Avril Rodway: Kräuter und Gewürze. Die nützlichsten Pflanzen der Natur – Kultur und Verwendung. Tessloff Verlag, Hamburg 1980, ISBN 3-7886-9910-8.
  • KG. Inula. In: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis. 5. Auflage, Band 5 (Drogen E-O), Springer, Berlin etc. 1993, ISBN 3-540-52638-2, S. 523–534.

Einzelnachweise

  1. Inula helenium L., Echter Alant. auf FloraWeb.de
  2. Hubbauer P.: „Inula Helenium in der Homöopathie“
  3. a b c T. A. Sprague 1933, Botanical Terms in Isidorus. In: Bulletin of Miscellaneous Information (Royal Gardens, Kew) 1933/8, 401
  4. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 141 f.
  5. Vgl. auch Ute Obhof: Rezeptionszeugnisse des „Gart der Gesundheit“ von Johann Wonnecke in der Martinus-Bibliothek in Mainz – ein wegweisender Druck von Peter Schöffer. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018, S. 25–38, hier: S. 30 (Enula campana „[a]llant wurcz“).
  6. Hans Schöpf: Zauberkräuter. Akademische Druck- und Verlagsanstalt 1986. S. 51.
  7. Siegfried Bäumler: Heilpflanzenpraxis heute. Porträts, Rezepturen, Anwendungen. Urban & Fischer 2006. S. 52.
  8. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 1996, ISBN 3-7643-2390-6, S. 281.
  9. a b c d Gerhard Wagenitz: Inula helenium. In: Gerhard Wagenitz (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. Begründet von Gustav Hegi. 2., völlig neubearbeitete Auflage. Band VI. Teil 3: Angiospermae, Dicotyledones 4 (Compositae 1, Allgemeiner Teil, Eupatorium – Achillea). Paul Parey, Berlin / Hamburg 1979, ISBN 3-489-84020-8, S. 166–168 (erschienen in Lieferungen 1964–1979).
  10. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 921.
  11. a b c d e Werner Greuter (2006+): Compositae (pro parte majore). In: Werner Greuter, E. von Raab-Straube (Hrsg.): Compositae. Datenblatt Inula helenium In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  12. Heinrich Düntzer, Quintus Horatius Flaccus: Kritik und Erklärung der Satiren des Horaz: Ein Handbuch zur tiefern Auffassung der Satiren des Horaz. Universität Gent, Meyersen, 1841. S. 305.
  13. Cajus Plinius Secundus, Naturgeschichte. Buch XIX, § 92 (Kapitel 29) (Digitalisat Latein) (Digitalisat Ausgabe Külb 1840–1864 Deutsch)
  14. Adam Bülow-Jacobsen 2004, Ἑλένιον, Inula helenium (L.) in the Papyri. Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 150, 214.
  15. Mattuschka, Heinrich Gottfried: Flora silesiaca, Bd. 2. Breslau und Leipzig: Wilhelm Gottlieb Korn 1777. S. 266.
  16. Hoffmann-Krayer, Eduard u. a. (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Band 5: Knoblauch – Matthias. De Gruyter, Berlin 1974, Artikel Kräuterweihe, Sp. 442.
  17. a b Eduar Hoffmann-Krayer u. a. (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Band 1: Aal – Butzemann. De Gruyter, Berlin 1974, Artikel Alant, Sp. 238 f.
  18. Adam Bülow-Jacobsen: Ἑλένιον. Inula helenium (L.) in the Papyri. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 150, 2004, S. 214.
  19. Marzell, Heinrich: Geschichte und Volkskunde der deutschen Heilpflanzen. Reichl 2002 [1938]. S. 262.
  20. Cajus Plinius Secundus, Naturgeschichte. Übersetzt und erläutert von Philipp H. Külb, Metzler, Stuttgart 1854. Buch XIX, § 92 (Kapitel 29) (Digitalisat)
  21. Pseudo-Arnaldus de Villanova. 13.–14. Jh. Der Tractat … von Bewarung und Beraitung der Wein … Druck. Esslingen (?) nach 1478. (Digitalisat)
  22. a b Ursula Rosenschon 1993, Sechs Seiten medizinischer Rezepte im glagolitischen Psalter 3/N des Sinaiklosters. Sudhoffs Archiv 77/2, 154.
  23. Culpeper, Nicholas: The Complete Herbal. 1816 [1655]. S. 70.
  24. Linné, Carl von: Vollständiges Pflanzensystem: nach der 13. [ab Bd. 12:] 14. lat. Ausg. und nach Anleitung des holländ. Houttuynischen Werkes übers. und mit einer ausführl. Erklärung ausgefertiget. Neunter Theil. Von den Kräutern. Gabriel Nicolaus Raspe 1783. S. 416 f.
  25. Al Borza, Valeriu Buturä 1938, Bäuerliche Pflanzenheilmittel in der Moldau (Rumänien). Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften 31, 1/2, 82
  26. Monographie BGA/BfArM (Kommission E): „Helenii radix (Alantwurzel)“. Bundesanzeiger. 1988 Mai 5;85 (Volltext).
  27. Dioscorides: De Medicinali Materia libri quinque, 1. Jh. (nach Berndes 1902), Buch I, Cap. 27 (Digitalisat)
  28. Plinius: Naturalis historia, 1. Jh., Buch XIX, Kapitel xxix (§ 91–92) (Digitalisat Latein) (Digitalisat Deutsch); Buch XX, Kapitel xix (§ 38) (Digitalisat Latein) (Digitalisat Deutsch)
  29. Galen, 2. Jh. De simplicium medicamentorum temperamentis ac facultatibus, lib. VI, Cap. V/7 (nach Kühn 1826, Bd. XI, S. 873) (Digitalisat)
  30. Pseudo-Apuleius, 4. Jh., Erstdruck Rom 1481, Kapitel 98 (Digitalisat)
  31. Avicenna, 11. Jh., Canon, Bd. II. Überarbeitung durch Andrea Alpago. Basel 1556, S. 227: De Enula (Digitalisat)
  32. Constantinus africanus, Liber des gradibus simplicium, 11. Jh. (nach der Druck-Ausgabe Basel 1536, S. 367): (Digitalisat)
  33. Circa instans, 12. Jh. Druck Venedig 1497, Blatt 197r: De Enula campana (Digitalisat)
  34. Pseudo-Serapion 13. Jh. (Druck-Ausgabe Venedig 1497, Cap. CCCXXXVIII): De enula (Digitalisat)
  35. Pseudo Macer, 11. Jh. Druck Neapel 1477, Cap. 44: Enula (Digitalisat)
  36. Deutscher Macer. Enula. Aland. Nach: Bernhard Schnell, William Crossgrove: Der deutsche Macer. Vulgatfassung. Niemeyer, Tübingen 2003, S. 342 (Kapitel 20). Cpg 226, Elsaß, 1459–1469, Blatt 187v–188r (Digitalisat). Transkription: ( .xix. Enula heißet alant der ist fucht an dem ersten grade vnd heiß an dem andern ( Alant gesotten subert die wib an jr sucht vnd ist auch gut den die mit arbeit neczent ob man jne nuczet ( Er ist auch gut den wiben die tode kind tragen ob sie jne nuczent ( Alant gesotten vnd gedruncken loset den verstopfften buch ( Die wurczel gestossen vnd uff das tiech geleyt oder gebunden vertribt sciaticam / das ist ein gegicht an den dichen ( Die bletter gesotten mit win vnd heiß die lenden mit gebewet hilfft sere wol ( Die worczel gederret vnd gepuluert vnd mit honig gemenget vnd gessen verdribt den husten ( Das selbe hilfft emoptoycis / das sint die da blut rechßent ( Alant safft mit ruten safft gedruncken hilfft den die da gebrochen sin vnd den das gemecht uß geet ( Alant gesotten mit bottern vnd mit oley hilfft der matricen das ist die stat da die wiber kind tragen ob man es warm daruff bringet ( Es hilfft auch dem man ob er geswollen ist an siner heymlichen stat / ob er sich damit bestreichet
  37. Charles Victor Daremberg und Friedrich Anton Reuß (1810–1868). S. Hildegardis Abbatissae Subtilitatum Diversarum Naturarum Creaturarum Libri Novem. Physica, Buch I, Kapitel 95: Alant. Migne, Paris 1855. Sp. 1167 (Digitalisat) – Übersetzung: Marie-Louise Portmann, Basel 1991: Über Alant. Der Alant ist von warmer und trockener Natur und hat nützliche Kräfte in sich. Und das ganze Jahr über soll er sowohl dürr als auch grün in reinen Wein gelegt werden. Aber nachdem er sich im Wein zusammengezogen hat, schwinden die Kräfte in ihm, und dann soll er weggeworfen werden und neuer eingelegt werden. Und wer in der Lunge Schmerzen hat, der trinke ihn täglich mäßig vor dem Essen und nach dem Essen, und das Gift das ist der Eiter nimmt er aus seiner Lunge weg, und er unterdrückt die Migräne und reinigt die Augen. Aber wenn einer ihn häufig so trinken würde, den würde er wegen seiner Stärke schädigen. Wenn du aber keinen Wein hast, um ihn einzulegen, dann mach mit Honig und Wasser eine reine Honigwürze und lege den Alant ein und trink wie oben gesagt wurde. Nimm auch Feigen und zweimal soviel Alant und füge Galgant hinzu. Und mach aus diesen einen Klartrank und trinke, wenn du in der Lunge Schmerzen hast, und nicht von anderen Krankheiten, und er tut dir gut gegen die Krankheit der Lunge. Aber wenn du zur Lungenkrankheit noch andere Krankheiten hast, dann trinke ihn so, weil es für dich zu stark zum Trinken wäre und du dadurch geschädigt würdest.
  38. Gabriel von Lebenstein 14. – 15. Jh. Gebrannte Wässer. Handschrift M Clm 5905, bairisch, 2. Hälfte 15. Jh., Blatt 56r (Digitalisat) Transkription: Alant waſſer. Jtem alant waſſer hat die tugent wer es trinckt ſo ſterckt es das hirn vnd allew gelider. Es pringt den harm vnd macht gut ſtuel. Es vertreibt auch dÿ hueſten. Was in dem menſchen zerbrochen iſt das ſterckt es alles.
  39. Nikolaus Frauenlob 15. Jh. Cpg 583, Süd-West-Deutschland (Mattighofen), 1482–1486, Blatt 24r–v (Digitalisat). Transkription (rubrizierte Textteile in Fettschrift): Allannt krawt vnd wurczen hat vj tugent Ain besunderer erczneÿ von alanndt Man sal nemen alanndt pfeffer vnd kummel ains als vil als des andern vnd dann als vil rawten nemen als der vorgenanntten dreyer ding mit einander / vnd sal dÿe dann miteinander stössen ader dÿ kümel sal vor jn wein fewcht sein gemacht Wann man sal es dann in ain eysne pfann legen vnd mit hönig mischen vnd dann auff ain fewr seczen vnd vast durcheinander treÿben vnczt das es wal gesoten hat iij ader iiij vr Wann es dann dick ist sam ein opiat so hat es genug das sal man des morgen . ader des abencz nüczen da sal nichtz pesser zuo der prust sein vnd zuo der leber vnd zuo den gemächten vnd hilfft dem magen vnd macht jn frisch das er wal verzeren mag die Speÿs vnd hilfft wem dÿ seytten we thuet Vnd ist dann der mensch vnstät jm leib dÿ erczney macht jn stät vnd hert / vnd ist er zuo hert das er nit mag stüel gehaben dÿ erczney macht den leib waich vnd hilfft das der mensch stüel gewingt / vnd hilfft den dÿ den prunn nicht gewerffen mügen vnd ist zuo vil andern dingen guet dÿ dem menschen an ligen sein Wem dy huesten we thuet ader ein vngesundte lungel ader leber hat ader nit frisch daran ist etc. Man sal also trücken allant wurczen ze puluer stössen vnd sal das mit lawtterm hönig zuo hawffen machen sam ein electuari vnd das sal nüczen für dy huesten vnd hilfft der lungel Wem dy dÿeher [Oberschenkel] ader lennde we thuendt Man sal alandt wrczen ze stössen mit sambt dem safft vnd auff dÿ dieher legen ader auff dÿ lenndt pinden das hilfft für den siechtumb der in den lenden herscht ob der mensch an ettlich stat ze rissen ist Man sal aland wurczen trincken das hilfft den menschen dÿ jnwendig zerissen sind vnd heilt Wer an den gemächten geprechen hat Man sal Alannt pleter in guetem altem wein sieden das hilfft besunder was dem geschött an lÿtt vnd macht den menschen frölich Ain besunder erczneÿ von allandt wurczen Man sal allandt wurczen in wasser wal sieden vnd darab trincken das der harm von dem menschen dester leichter köm vnd macht den pauch waich das er zuo stüell nucz seÿ vnd raÿnigt dÿ frawen an yer haymlichen stat --- Cpg 666, Kurpfalz, 1478–1480, Blatt 105v–106v (Digitalisat). Transkription: Alant wzcz hat vj tugent a Ein besunder erczneÿ von Alant Man sal nemen alant pfeffer vnd kümel enis als vil als des andern Vnd sal dann allein so vil rauten nemen als der andern dreyerley ist dÿ sal man wal durch einander stossen aber der kumel sal vor jn wein gesotten sein ader feucht gemacht wann man es dann als miteinander zu stossen hat so sal man es dann jn ein eÿßne pfan legen vnd mit honig mischen vnd uff ein fewer seczen vnd fast durch einander getriben vncz daz es wal gesotten hat iij ader iiij or vnd wan es dick wirt sam ein oppiat so hat es sein genug daz sal man des abents vnd des morges nüczen daz sol nit pesser sein zu der prust vnd zu der lebern vnd zu den gemechten vnd hilfft den magen vnd macht jn frisch daz er dÿ speyß wal verzeren mag vnd hilfft wem dy seytten we tun vnd ist dann der mensch vnstet jn dem leibe dÿ erczneÿ dÿ macht jn stet vnd fest vnd jst er zu hert daz er nit stül mag gehaben dÿ erczney macht den leip weich vnd hilfft daz der mensch stül gewynt vnd hilfft wer den prunn nit gewerffen mag vnd jst zu vil andern dingen gut dÿ dem menschen an ligen b Wem dy hust we tut vnd ein vngesunde lungen ader lebern hat Man sal Alant wrczel also frisch zu puluer stossen vnd sal daz mit lauterm honig zu hauff machen sam ein electuarj vnd daz sal man nüczen fur dÿ husten vnd daz hilfft der lungen vnd der lebern c Wem dÿ dieth ader dÿ lende we tut Man sal alant wrcz zu stossen vnd mit sambt dem safft uff die dieth ader uff dy lenden pinden daz hilfft fur den sichtung der jn den lenden herscht d Ob ein mensch an ettlicher stat zu ryssen sey Man sal alant wrcz trincken daz hilfft dy menschen dÿ jnwendig zu ryssen sein vnd heylt sy e Wer an den gemechten geprechen hat Man sal alant jn gutem altem wein wal syden daz hilfft sunderwar waz dem menschen an dem geschrott an liget vnd macht den menschen frolich vnd hilfft wal f Ein besunder Erczney von alant wrcz Man sal alant wrcz jn wasser wal syden vnd dor abe trincken daz macht daz der prune den auß ganck gewynt vnd macht auch den leip weich daz er zu den stülen nücz sey vnd reynigt dÿ frawen an jrer heimlichkeytt
  40. Herbarius Moguntinus, Mainz 1484, Cap. 54 (Digitalisat)
  41. Gart der Gesundheit, Mainz 1485, Cap. 154 (Digitalisat)
  42. Hortus sanitatis Mainz 1491, Buch I, Kapitel 177 (Digitalisat)
  43. Hieronymus Brunschwig, Kleines Destillierbuch 1500, Blatt 17v (Digitalisat)
  44. Otto Brunfels: Contrafayt Kreüterbůch 1532, S. 328–29 (Digitalisat), 2. Teil 1537, S. 122 Abbildung (Digitalisat)
  45. Leonhart Fuchs: New Kreütterbuch 1543, Cap. 89 (Digitalisat)
  46. Hieronymus Bock: New Kreütter Bůch 1539, Teil I, Cap. 55 (Digitalisat)
  47. Pietro Andrea Mattioli: Commentarii, in libros sex Pedacii Dioscoridis Anazarbei, de medica materia. Übersetzung durch Georg Handsch, bearbeitet durch Joachim Camerarius den Jüngeren, Johan Feyerabend, Franckfurt am Mayn 1586, Blatt 18r–19r: Alant (Digitalisat)
  48. Nicolas Lémery: Dictionnaire universel des drogues simples. Paris 1699, S. 346: Helenium (Digitalisat); Übersetzung. Vollständiges Materialien-Lexicon. Zu erst in Frantzösischer Sprache entworffen, nunmehro aber nach der dritten, um ein grosses vermehreten Edition [...] ins Hochteutsche übersetzt / Von Christoph Friedrich Richtern, [...]. Leipzig: Johann Friedrich Braun, 1721, Sp. 520: Helenium (Digitalisat)
  49. Albrecht von Haller (Herausgeber): Onomatologia medica completa oder Medicinisches Lexicon das alle Benennungen und Kunstwörter welche der Arzneywissenschaft und Apoteckerkunst eigen sind deutlich und vollständig erkläret [...]. Gaumische Handlung, Ulm / Frankfurt am Main / Leipzig 1755, Sp. 596: Enula (Digitalisat)
  50. William Cullen: A treatise of the materia medica. Charles Elliot, Edinburgh 1789. Band II, S. 459: Enula Campana (Digitalisat). Deutsch. Samuel Hahnemann. Schwickert, Leipzig 1790. Band II, S. 512: Alant (Digitalisat)
  51. Jean-Louis Alibert: Nouveaux éléments de thérapeutique et de matière médicale. Crapart, Paris, Band II 1804/05, S. 18–20: Enula campana (Digitalisat)
  52. August Friedrich Hecker’s practische Arzneimittellehre. Revidiert und mit neuesten Entdeckungen bereichert von einem practischen Arzte. Camesius, Wien, Band I 1814, S. 283–285: Radix Helenii (Digitalisat)
  53. Philipp Lorenz Geiger: Handbuch der Pharmacie zum Gebrauche bei Vorlesungen & zum Selbstunterrichte für Ärzte, Apotheker & Droguisten. Wolters, Stuttgart, 2. Band, 2. Hälfte 1830, S. 1371–1373: Inula helenium (Digitalisat)
  54. Jonathan Pereira’s Handbuch der Heilmittellehre. Nach dem Standpunkte der deutschen Medicin bearbeitet von Rudolf Buchheim. Leopold Voß, Leipzig 1846-48, Band II 1848, S. 407–409: Inula helenium (Digitalisat)
  55. August Husemann, Theodor Husemann: Die Pflanzenstoffe in chemischer, physiologischer, pharmakologischer und toxikologischer Hinsicht. Für Aerzte, Apotheker, Chemiker und Pharmakologen. Springer, Berlin 1871, S. 933–937: Inulin (Digitalisat)
  56. Robert Bentley, Henry Trimen: Medicinal plants. J. & A. Churchill, London 1880, Band 3 (No 150) (Digitalisat)
  57. Theodor Husemann: Handbuch der gesammten Arzneimittellehre. Springer, Berlin 2. Aufl. 1883, S. 341–342: Radix Helenii (Digitalisat)
  58. Wolfgang Schneider: Lexikon zur Arzneimittelgeschichte. Sachwörterbuch zur Geschichte der pharmazeutischen Botanik, Chemie, Mineralogie, Pharmakologie, Zoologie. Govi-Verlag, Frankfurt a. M. Band 5/2 (1974), S. 197–198: Inula (Helenium) (Digitalisat)
  59. Übersetzung des Textes durch Franz Unterkircher. Tacuinum sanitatis ... Graz 2004, S. 74: Alant. Komplexion: warm im 3., feucht im 2. Grad; nach anderen trocken im 2. Grad. Vorzuziehen: am besten aus dem Hausgarten. Nutzen: öffnet Verstopfungen, gut für das Herz, reinigt die Brust von groben Säften. Schaden: verursacht Kopfschmerzen und zehrt am Blute. Verhütung des Schadens: Mit Zucker, Mandelöl, Essig und Salz. Was er erzeugt: warmes Blut, jedoch kein gutes. Zuträglich für Menschen mit kalter und trockener Komplexion, für Greise und Geschwächte, im Winter und in nördlichen Gegenden.
Wiktionary: Echter Alant – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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