Club 760

Eigentümeranschrift an Lok 699.01

Der Club 760 - Verein der Freunde der Murtalbahn, kurz Club 760 ist ein 1969 von Eisenbahnfreunden an der Murtalbahn in Salzburg gegründeter Verein mit dem Ziel der Traditionspflege von Schmalspurbahnen in bosnischer Spurweite (760 mm). Neben Fahrzeugen verschiedener österreichischer bzw. altösterreichischer Schmalspurbahnen werden insbesondere auch Lokomotiven von den ehemals umfangreichen jugoslawischen Schmalspurnetzen der Nachwelt erhalten.

Die Fahrzeugsammlung des Vereins umfasst mit Stand 2012 mittlerweile 19 Schmalspurlokomotiven und 11 Wagen.[1] Seit 1988 führt der Verein einen Museumsverkehr auf der Taurachbahn im Salzburger Lungau durch. Die Fahrzeughalle des Vereins in Frojach-Katsch ist an verschiedenen Terminen im Sommer zur Besichtigung geöffnet.

Zug der Taurachbahn mit 298.56 und 699.01 im Bahnhof Mariapfarr

Öffentlichkeitsarbeit für die Murtalbahn

Der Club 760 wurde mit dem Ziel gegründet, einen Beitrag zum Erhalt der Murtalbahn in voller Länge zu leisten, unter anderem durch Öffentlichkeitsarbeit für die Strecke und die Dampfbummelzüge. Die ersten Personenwagen wurden beschafft und aufgearbeitet, um sie der Murtalbahn als Verstärkungswagen für die mittlerweile erfolgreichen Bummelzüge zur Verfügung zu stellen.

Taurachbahn

Geschichte

Die Taurachbahn kreuzt beim Bahnhof Mariapfarr die Landesstraße B95

Die Taurachbahn entstand auf dem obersten im zum Land Salzburg gehörenden Lungau gelegenen Teilstück der Murtalbahn von Tamsweg nach Mauterndorf, das im Jahr 1981 nach einer schweren Beschädigung einer Brücke aus wirtschaftlichen Überlegungen eingestellt wurde. Dem Verein Club 760, der sich zum Ziel gesetzt hatte, die Murtalbahn in voller Länge zu erhalten, gelang es, die Strecke ab 1. April 1982 zu pachten und in den Jahren 1983 bis 1987 durch die ehrenamtliche Arbeit seiner Mitglieder so in Stand zu setzen, dass im Jahr 1988 der von ihm gegründeten Taurachbahn-G.m.b.H. die Bewilligung für den „touristikbahnmäßigen Personenverkehr“ erteilt wurde. Die Taurachbahn wurde am 9. Juli 1988 eröffnet und wird seither in den Sommermonaten an den Wochenenden regelmäßig von Museumsbahnzügen befahren. Obwohl die Strecke nach wie vor den Steiermärkischen Landesbahnen gehört, ist die Taurachbahn ein eigenständiger Betrieb mit eigener ministerieller Betriebsgenehmigung.

Strecke

St. Andrä – Mauterndorf
Streckenlänge:10,6 km
Spurweite:760 mm (Bosnische Spur)
0,0Sperrschuh / Anschluss an die Murtalbahn
Lessachbach
0,3Wölting 1036 m ü. A.
0,800St. Andrä-Wölting Wendestelle „vorher“ wendender Züge
ehemaliger Anschluss Funcke
ehemaliger Verlauf der Landesstraße 222
Göriachbach
1,000Beginn Neutrassierung von 1984/85
1,100St. Andrä-Göriach
1,200St. Andrä-Andlwirt
3,000Ende Neutrassierung von 1984/85
3,000Lintsching
3,100Lignitzbach
5,300Taurach
5,600Mariapfarr
Gröbendorf
8,600Steindorf-Fanningberg
10,6Mauterndorf 1116 m ü. A.
StLB 6 mit einem Fotogüterzug
Zug mit SKGLB 12 in der Haltestelle St. Andrä-Andlwirt

Wie die Murtalbahn ist die Taurachbahn als deren historisches oberes Ende eine eingleisige Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 760 mm.

Die Strecke beginnt am Bahnhof Mauterndorf und verläuft entlang der Südlichen Taurach über die Haltestelle Gröbendorf zum Bahnhof Mariapfarr. Von dort führt die Trasse weiter zur Haltestelle Lintsching und zum Haltepunkt St. Andrä-Andlwirt, welcher den Endpunkt des Personenverkehrs bildet. Zur Taurachbahn gehört jedoch noch ein weiteres Teilstück bis Streckenkilometer 65,650 der Murtalbahn. In diesem Abschnitt liegt eine Abzweigung, welche unter Ausnützung eines leichten Gefälles zum Stürzen der Züge benützt wird. Auch dient dieser Abschnitt zum gegenseitigen Austausch von Fahrzeugen.

Der Bahnhof Tamsweg wird im planmäßigen Touristenverkehr wegen der von den Steiermärkischen Landesbahnen dafür geforderten Gebühren nicht angefahren; es fahren aber Sonderzüge von Mauterndorf über Tamsweg auf die Murtalbahn durch.

Anlagen

Bahnhöfe mit mehreren Gleisen befinden sich in Mariapfarr und in Mauterndorf, wo auch ein Heizhaus mit Werkstätte und eine 1999 in Betrieb genommene, mit Hilfe einer EU-Förderung errichtete Wagenhalle stehen.

Nach Mariapfarr wird die Taurach, bei Lintsching der Lignitzbach, nach St. Andrä der Göriachbach und der ehemalige Verlauf der Landesstraße L 222 sowie in Wölting der Lessachbach mit Brücken überquert.

Die Kreuzungen der Bahn mit der Landesstraße B B95 beim Bahnhof Mariapfarr sowie mit der Landesstraße L 248 bei der Haltestelle Lintsching sind durch Bahnschranken gesichert, die vom Zugpersonal händisch geschlossen und wieder geöffnet werden müssen. Des Weiteren gibt es viele Niveauübergänge mit Feldwegen und Gemeindestraßen, welche durch Geschwindigkeitsbeschränkungen, Andreaskreuze und/oder Stopptafeln gesichert sind.[2]

Eisenbahnmuseum Frojach

Das Eisenbahnmuseum Frojach, davor der Postwagen der Mariazellerbahn

Um für die wachsende Fahrzeugsammlung eine geschützte Abstellmöglichkeit zu schaffen, wurde im Jahr 1977 ein Grundstück in Frojach gepachtet. Im Frühjahr des folgenden Jahres begann die Errichtung der Abstellhalle in Stahlbauweise mit drei Gleisen von je 29 m Länge. Die Gleisanlage des Museums ist an die Murtalbahn angeschlossen und besteht aus 380 m Gleis und drei Weichen.[3]

Mit der Einweihung der Halle am 24. September 1978 konnten die bisher in Murau im Freien abgestellten Fahrzeuge in ihr neues Domizil verlegt werden. In den ersten Betriebsjahren der Taurachbahn bis zur Fertigstellung der Abstellhalle in Mauterndorf überwinterten die dort eingesetzten Fahrzeuge in Frojach. Im Jahr 2012 waren dort fünf Dampflokomotiven und ein Postwagen untergebracht.

Unterstützung anderer Vereine und Institutionen

Mit der Bereitstellung von Fahrzeugmaterial unterstützt der Club 760 andere Museumsbahnen. Fahrzeuge des Clubs sind beim „Flascherlzug“ von Preding-Wieselsdorf nach Stainz, im Salzkammergut-Lokalbahn-Museum in Mondsee, bei der Zillertalbahn und bei der Schmalspurbahn Třemešná ve Slezsku–Osoblaha im Einsatz. Auch bei den Waldviertler Schmalspurbahnen, der Mariazellerbahn und der mittlerweile eingestellten Thörlerbahn waren Club 760-Fahrzeuge im Einsatz. Auf der Ausstellung zum Thema „100 Jahre Schmalspurbahn in Österreich“ in Obergrafendorf im Jahr 1989 und der steirischen Landesausstellung in Knittelfeld 1999 waren Fahrzeuge des Clubs ebenfalls vertreten.

Fahrzeugbestand

Triebfahrzeuge

Taurachbahn
BetriebsnummerFotoBaujahrErwerbHerkunftEinsatz/StandortBemerkung
298.56

Mariapfarr

19001982NÖLB U 6, ÖBB 298.56Mauterndorfim Einsatz
699.01

Lungau

19441973Heeresfeldbahn HF160D, ÖBB 699.01Mauterndorfim Einsatz
SKGLB 1219062003SKGLB S 12, StLB, Fahrzeugmuseum Marxzell, Eisenbahnmuseum MondseeMauterndorfim Einsatz
StLB 6

Thörl

18931972StLB 6 ThörlMauterndorfim Einsatz
SKGLB 2219392016SKGLB 22, Zillertalbahn 4, Eurovapor, Seidensticker „Aquarius C“Mauterndorfim Einsatz
CFF 764-21919171993Căile Ferate Forestiere (CFF); rumänische WaldbahnenMauterndorfim Einsatz
SKGLB D4019421986Salzkammergut-Lokalbahn (seit 1946), StLB VL01Mauterndorfim Einsatz
StLB VL719402017 als LeihgabeNassauische Kleinbahn, StLB VL7Mauterndorfim Einsatz
X 101Motorbahnwagen1991ÖBBMauterndorfim Einsatz
VL BraubachDiesel-Kleinlok19631980Blei- und Silberhütte BraubachMauterndorfim Einsatz; Geschenk der Regionalvertretung der BRD, umgespurt
Museum Frojach
BetriebsnummerFotoBaujahrErwerbHerkunftEinsatz/StandortBemerkung
SKGLB 1118942011SKGLB 11, StLB S 11,
Stainzerbahn
FrojachAufarbeitung geplant
Kh 11119301976Feistritztalbahn, MurtalbahnFrojach
JŽ 97-02919141979Bosnisch-Herzegowinische Staatsbahn Nr. IIIc5 729, JŽ 73-019FrojachLeihgabe des Technischen Museums Wien
KL 2 VL VittyDiesel-Kleinlok19501980Schwarzenbergsäge, UnzmarktFrojachNach HU seit 2009 in Frojach hinterstellt; ehem. 700 mm Spur
SLB Pinzgauer Lokalbahn
BetriebsnummerFotoBaujahrErwerbHerkunftEinsatz/StandortBemerkung
JŽ 73-01919131982Bosnisch-Herzegowinische Staatsbahn Nr. 169, JŽ 73-019Zell am SeeVerliehen an die Salzburger Lokalbahnen für den Einsatz auf der Pinzgauer Lokalbahn.
2091.0319361990BBÖKrimmlVerliehen an die Salzburger Lokalbahnen für den Einsatz auf der Pinzgauer Lokalbahn.
Sonstige
BetriebsnummerFotoBaujahrErwerbHerkunftEinsatz/StandortBemerkung
JŽ 83-0761909Jugoslovenske Železnice (JŽ)Jenbachbetriebsfähig, verliehen an Zillertalbahn als ZB 4 III
JŽ 193219461989Jugoslovenske Železnice (JŽ)Schmalspurbahn Třemešná ve Slezsku–Osoblahabetriebsfähig, verliehen an Slezské Zemské Dráhy, Krnov/Tschechien als U 57.001[4]

Wagen

Taurachbahn
BetriebsnummerBaujahrErwerbHerkunftStandortEinsatz
Bi 3719061970BBÖ 325, ÖBB 3625Mauterndorfin Betrieb
Bi 3819251970SKGLB 563, ZB 22Mauterndorfin Betrieb
Bi 3918921984ÖBB 3722, ÖBB 97201Mauterndorfin Betrieb als Barwagen
C 6018921974StLB Ci 202Mauterndorfin Betrieb
Bi 4519041995SGA B3 145Mauterndorfin Betrieb (Sommerwagen)
Bi 4619041995SGA B3 145Mauterndorfin Betrieb (Sommerwagen)
D 831894StLB D 83Mauterndorfin Betrieb (Dienstwagen)
C/s 5011894/2014StLB/SKGLBMauterndorfin Betrieb, Neubau auf Fahrgestell und Rahmen eines Ex-Murtalbahn-Güterwagens
C/s 5041894/2014StLB/SKGLBMauterndorfin Betrieb, Neubau auf Fahrgestell und Rahmen eines Ex-Murtalbahn-Güterwagens
C/s 5551894/2014StLB/SKGLBMauterndorfin Betrieb, Neubau auf Fahrgestell und Rahmen eines Ex-Murtalbahn-Güterwagens
C/s 5591894/2014StLB/SKGLBMauterndorfin Betrieb, Neubau auf Fahrgestell und Rahmen eines Ex-Murtalbahn-Güterwagens
Ca/s 65619282016SKGLB Ca/s 656, StLB Ba 74Mauterndorfin Betrieb, Renovierung und Hauptuntersuchung 2016–17
G 611894StLB G 157Mauterndorfin Betrieb (Ausstellungsraum, Verstärkungswagen), gedeckter Güterwagen
Museum Frojach
BetriebsnummerBaujahrErwerbHerkunftStandortEinsatz
F3ho 850119322000BBÖ PwPost 831, ÖBB 6301, F3ho 8501FrojachPost- und Packwagen Mariazellerbahn, 1966 Umbau zum Postwagen, Leihgabe
Stainzerbahn
BetriebsnummerBaujahrErwerbHerkunftStandortEinsatz
Bi 31Stainzin Betrieb
Bi 32Stainzin Betrieb
Bi 33Stainzin Betrieb
Bi 34Stainzin Betrieb
Bi/s 47Stainz
Bi/s 48Stainz

Zur Stainzerbahn kamen 2015 auch die beiden vierachsigen Personenwagen Bi/5 47 und Bi/5 48. Diese Wagen stammen aus Beständen der ehemaligen Heeresfeldbahn, aus einer 1940 bis 1943 gebauten Serie von sechs Stück, die von den Österreichischen Bundesbahnen übernommen worden waren und (renoviert 1963/65) auf deren Schmalspurbahnen eingesetzt wurden. Sie waren vom Linke-Hoffmann-Waggonbau in Deutschland gebaut, wiegen 13,5 Tonnen und sind mit Standheizung und 24-Volt-Beleuchtungsanlage ausgestattet. Anfang 1997 kamen sie zum Club 760 und fuhren ab 1998 auf der Taurachtalbahn.[5]

Commons: Club 760 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lokomotiven des Club 760 (Memento vom 27. Oktober 2007 im Internet Archive) (abgerufen am 11. Oktober 2012)
  2. Geschichte der Taurachbahn auf den Seiten des Club 760 (Memento vom 9. Mai 2013 im Internet Archive) (abgerufen am 12. Oktober 2012)
  3. Entstehung des Museums Frojach (Memento vom 21. April 2016 im Internet Archive) (abgerufen am 11. Oktober 2012)
  4. Slezské zemské dráhy (Memento vom 17. Juni 2012 im Internet Archive); die tschechische Streckenbeschreibung enthält eine zweisprachige (deut./tsch.) Liste der Stationen.
  5. Win-Win-Situation des Stainzer Flascherlzuges. In: Weststeirische Rundschau. Nr. 3, Jahrgang 2015 (16. Jänner 2015), 88. Jahrgang, ZDB-ID 2303595-X. Simadruck Aigner u. Weisi, Deutschlandsberg 2015, S. 1.