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Österreichischer
Fußball-Verband
(ÖFV)
Gründung 18. März 1904
Auflösung 1926, ging in den AÖFB über
Sitz Wien, Österreich

Der Österreichischer Fußball-Verband (ÖFV), polnisch Austriacki Związek Piłki Nożnej (AZPN), tschechisch Rakouská fotbalová asociace (RFA), war die gemeinnützige Vereinigung der damaligen Fußball-Unterverbände und der Vorläufer des ÖFB. Er wurde am 18. März 1904 gegründet und 1905 in die FIFA aufgenommen. 1926 wurde er durch die Gründung des Allgemeiner Österreichischer Fußballbund (AÖFB) aufgelöst. Er gründet auch den Deutscher Fußball-Verband – DFV, der eine Vereinigung von fünf verschiedenen Fußballverbänden war.

Vorgeschichte

Obwohl der Vienna Cricket and Football-Club 1904 den zweiten Rang im Tagblatt-Pokal belegt hatten, traten sie aufgrund von Zwistigkeiten mit der Österreichischen Fußball-Union aus dem Verband aus. Ein Jahr später kehrten sie reumütig zurück, durften jedoch nicht mehr in den laufenden Wettbewerb einsteigen. In der Saison 1902/03 spielten die Praterleute wieder um den Pokal mit, zogen sich jedoch am 17. April 1903 wiederum aus dem Wettbewerb zurück, da der Verband zwei Spiele gegen den Verein strafbeglaubigt hatte.

Gründung

Nachdem sich die Spannungen zwischen der ÖFU und den Vereinen immer mehr aufgebaut hatten, verließen 1904 sowohl der Vienna Cricket and Football-Club als auch die Vienna den Verband und gründeten mit dem Österreichischen Fußball-Verband den Vorläufer des heutigen ÖFB. Erster Präsident wurde Heinrich Strehblow vom Wiener AC. 1905 trat der Verband dem im Jahr 1904 ins Leben gerufenen Weltverband FIFA bei und wurde 1908 Gastgeber des fünften FIFA-Kongresses, der in Wien stattfand. Nachdem die ÖFU sich 1904 aufgelöst hatte und auch der Tagblatt-Pokal nicht mehr ausgespielt wurde, schrieb der ÖFV für die Saison 1906/07 die erste österreichische und Wiener Meisterschaft aus. Allerdings geschah dies ohne das Einverständnis der großen Vereine, und so brachten die Cricketer gemeinsam mit der Vienna und dem Wiener AC auch dieses Vorhaben durch ihren Ausstieg aus der Meisterschaft im Dezember 1906 zu Fall.

Dieses Verhalten der Vereine war typisch für die damalige Schwäche sowohl der ÖFU als auch des ÖFV. Beide Verbände wurden auf Initiative der Cricketer und der Vienna gegründet, sobald es aber darum ging, die eigenen Vereinsinteressen zu bewahren, lehnten sich die mächtigen Vereine (zu denen auch der Wiener AC gehörte) gegen den jeweiligen Verband auf. Aus diesem Grund dauerte es auch bis zum Jahr 1911, bis endlich, mit Pflichtterminen geordnet, erfolgreich eine Meisterschaft durchgeführt werden konnte.

ÖFV als Föderation

Eine der Regel von der FIFA, die schon damals gegolten hat und bis heute gilt, besagt, dass nur ein Verband in jedem Land sein darf, außer in der Wiege des Fußballs, in Großbritannien, wo vier Verbände, England, Nordirland, Schottland und Wales immer schon vier Verbände gegeben hat. Daher mussten polnische Vereine, wie Cracovia im Februar 1910 dem ÖFV beitreten.

Im ÖFV wollte man die Vereine national aufteilen und es wurde die Entstehung der nationalen Verbände bereits im April 1910(2)[1] angekündigt, die ersten Statuten dieser waren im November 1910(3)[2] fertig. Intensive Bemühungen und Verhandlungen zwischen den Interessengruppen führten 1911 dazu, dass im ÖFV fünf Unterverbände, die nach Regionen eingeteilt werden, entständen:

  • Niederösterreichischer Fußballverband (NFV), gegründet 16. Mai 1911
  • Deutscher Fußball-Verband für Böhmen (DFVfB), gegründet, 25. Juni 1911
  • Deutscher Fußball-Verband für Polen, Galicien (DFVfP), gegründet 25. Juni 1911
  • Deutsch-Alpenländischer Fußball-Verband (DAFV), gegründet 2. Juli 1911
  • Deutscher Fußball-Verband für Mährisch und Schlesien (DFVfMuSch), gegründet 13. Juni 1913

Das erste Zusammentreffen der ÖFV Verantwortlichen im Rahmen des neuen Verbandsgesetzes fand am 3. September 1911 statt. Die Einteilung in nationale Verbänden war sehr streng, der Großteil des eingenommenes Geldes(9)[3](10)[4] floss in den "alten" ÖFV verteilt und die Anzahl der Sitze im Österreichischen Fußballverband war proportional zur Anzahl der Vereine in jeder Nationalunion(11)[5].

Die Reglementierung der FIFA, dass nur ein Fußballverband in einem Land sein darf, stößt auf viele Vereine auf massive Ablehnung. Eine englischen, französische Amateurvereinigung, der tschechische Fußballverband ČSF sowie Amateurverbänden aus Belgien, der Schweiz und Spanien gründeten 1908 ihren eigenen Verband, die Union International Amateur de Football Association (UIAFA)(12)[6]. Die FIFA reagierte mit einem Boykott, wenn ein Verein der FIFA mit einem UIAFA-Verein spielte, konnten auch andere Vereine in der Umgebung, die FIFA-Regeln missachten, gesperrt werden. Die UIAFA löste sich 1914 auf.

Niederösterreichischer Fußballverband

Am 16. Mai 1911(4)[7] wurde der Verband als Niederösterreichische Fußballverband (NFV) gegründet, dem auch die Wiener Vereine angehörten.

Im September 1911 startete die erste Meisterschaft, bei der elf Wiener Klubs mitwirkten. Erster Meister wurde der SC Rapid vor dem Wiener Sportclub, WAF und WAC[7]. Die erste heimische Meisterschaft startete am 3. September 1911 und sollte nach englischem Vorbild mit zwölf Vereinen starten. Doch die AC Viktoria Wien fusionierte nach der vierten Runde mit der Wiener Sportvereinigung. Die Meisterschaft hatte schon damals verpflichteten Anstoßzeiten und es wurden Relegationsspiele zwischen der ersten und zweiten Klasse durchgeführt.

Als erster Provinzmeister von Niederösterreich wurde 1914 der SC Germania Schwechat. Die Vienna gründete einen österreichischen Gegenverband, den Fußballbund in Niederösterreich (FBiNÖ)(26)[8]. Zusammen mit Interessengruppen aus Böhmen versuchte die Vienna den Verband Football Union of Austrian Nations (FUAN), zu gründen, doch Vereine, die sich dem anschlossen, kehrten im gleichen Jahr zum Niederösterreichischen Fußballverband wieder zurück(28)[9].

Der Niederösterreichische Fußball-Verband blieb beim OFV.

Deutscher Fußball-Verband für Böhmen

Der Verband wurde als Deutscher Fußball-Verband für Böhmen (DFVfB), am 25. Juni 1911(5)[10] in Prag gegründet. Über die Gründungsmitglieder liegen keine Informationen vor.

Nach der Entstehung der Tschechoslowakei wurde der Verband am 10. April 1921 in Československý svaz footballový (ČSSF) umbenannt. Am 26. März 1923 wurde die tschechoslowakische Fußballvereinigung Československá associace footballová (ČSAF) gegründet, die als Dachorganisation der in der Tschechoslowakei bestehenden Nationalverbände der Minderheiten fungierte.

Deutscher Fußball-Verband für Polen

In Galizien wurde der Deutsche Fußball-Verband für Polen (DFVfP), polnisch Związek Polski Piłki Nożne (ZPPN), am 25. Juni 1911 durch den Krakauer Stanisław Kopernicki in Lemberg gegründet. Die Gründungsmitglieder waren Cracovia, Czarni Lwów, Pogoń Lwów und RKS Kraków.

Der Deutscher Fußball-Verband für Polen war die Keimzelle des Fußballsports in Polen. Nach der Unabhängigkeit Polens bereitete der DFVfP eine Kongresskonvention vor, Entwürfe von Statuten und Wettbewerben für nationale Meisterschaften und es wurde der polnische Fußballverband, Polski Związek Piłki Nożnej (PZPN), am 20. Dezember 1919 gegründet. Unter den Mitgliedern des ersten PZPN-Vorstands waren fast alle Mitglieder des DFVfP. Die galizische Verband, der Deutsche Fußballverband für Polen, wurde am 16. Mai 1920 aufgelöst.

Deutsch-Alpenländischer Fußball-Verband

Am 2. Juli 1911(7)[11] kam es in Graz zur ersten Sitzung, wahrscheinlich die Gründungsversammlung, dieses Verbandes im Hotel „Goldene Birne“, dem heutigen Parkhotel. Die Vertreter folgender Vereine waren anwesend[12][13]: Grazer AK, Grazer Sportvereinigung, "Eiche" Cilli AC, Marburger SV, Knittelfelder SV, Schwarze Elf Judenburg und FC Lustenau.

Die erste Meisterschaft in der Steiermark richtete der Deutsch-Alpenländischer Fußballverband in der Saison 1912/13 aus und in die Abschlusstabelle führte der Grazer Fußballclub "Sturm" vor Rapid Graz, Grazer Sportvereinigung, Grazer Amateur SC und Deutscher Athletik-Sportclub Cilli an. Schon bald stellte sich heraus, dass durch die großen Entfernungen keine gemeinsamen Meisterschaften ausgetragen werden konnten. Es traten immer wieder Vereine aus Steiermark und aus Slowenien gegeneinander an, wenn eine Meisterschaft ausgetragen werden konnte. Für den FC Lustenau, einer der Gründungsmitglieder, war es unmöglich an der Meisterschaft teilzunehmen. Daher zerfiel ab 1919 der Deutsch-Alpenländische Fußball-Verband in einen Oberösterreichischen, Salzburger, Tiroler, Vorarlberger und schließlich in den Kärntner und Steirischen Fußballverband.

Deutscher Fußball-Verband für Mähren und Schlesien

In Mähren und Schlesien wurde auf Initiative von R. Jendrzejowski vom Verein BBSV Bielsko der Deutsche Fußball-Verband für Mähren und Schlesien (DFVMuSch) am 13. Juli 1913(8)[10] ins Leben gerufen. Der Verband war nur für deutsche Vereine, tschechisch sprachige Vereine wurden nicht aufgenommen.

Die Vereine des Deutschen Fußball-Verbandes für Mähren und Schlesien schlossen sich entweder dem tschechischen Fußball-Vereinigung an, das galt Vereine aus Mähren, jene aus Schlesien orientierten sich auch zum polnischen Verband PZPN.

Ungarn, Kroatien und Südslawien

In Ungarn, zur Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, gab es wurde am 19. Januar 1901 der Ungarische Fußballverband Magyar Labdarúgó Szövetség (MLS) gegründet. Der Verband wurde am 13. Juni 1912 Mitglied der FIFA. Der Kroatische Fußballverband Hrvatski nogometni savez (HNS) wurde damals im heutigen Ungarn gegründet, ob es Verbindungen mit dem MLS gegeben hat, ist heute nicht belegbar. In anderen Ländern in den ehemaligen Kronländern, wie z.B Bukowina, Dalmatien, Bosnien oder Herzegowina sind keine Gründungen von Fußballverbänden bekannt.

Neugründung als AÖFB

Der Professionalismus führte auch zu einer Verschärfung des Kontrasts mit dem Arbeiterfußball, der auch in inneren Verwerfungen im ÖFV Ausdruck fand. Dies führte 1926 zu einer Reorganisation und Neugründung als Allgemeiner Österreichischer Fußballbund (AÖFB) – offiziell als unpolitisch qualifiziert, aber praktisch bürgerlich aufgestellt – durch die jüdisch-stämmigen Hugo Meisl – der seit 1913 Verbandskapitän war und Generalsekretär wurde – und dem bisherigen ÖFV-Präsidenten und nunmehrigen neuen Vizepräsidenten Ignaz Abeles – einem Arzt, der nach seiner Zeit beim Deutschen Fußball Club Prag Mitglied bei der Vienna wurde und sowohl beim Niederösterreichischen als auch beim Wiener Verband Gründungspräsident war und letzterem bis dahin vorstand – sowie dem Richter Richard Eberstaller, der schon Anfangs der 1930er Jahre ein illegaler Nationalsozialist wurde und sich bis 1945 schwer in Schuld bringen sollte.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. CZAS! Nr. 195 vom 30. April 1910. In: wikipasy.pl. 30. April 1910, abgerufen am 17. November 2017.
  2. CZAS! Nr. 529 vom 19. November 1910 1910-11-19 foto 2.jpg. In: wikipasy.pl. 19. November 1910, abgerufen am 17. November 2017.
  3. CZAS! Nr. 401 vom 4. September 1911. In: wikipasy.pl. 4. September 1911, abgerufen am 17. November 2017.
  4. Illustriertes Österreichisches Sportblatt nr 37 vom 9. September 1911. In: wikipasy.pl. 9. September 1911, abgerufen am 17. November 2017.
  5. CZAS! Nr. 401 vom 4. September 1911. In: wikipasy.pl. 4. September 1910, abgerufen am 17. November 2017.
  6. Die Union International Amateur de Football Association (UIAFA) wurde auch fälschlicherweise auch Union International de Football Association (UIFA) genannt.
  7. a b Die Geschichte des Niederösterreichischen Fußballverbandes (PDF). In: noefv.at. Abgerufen am 11. Juni 2016.
  8. Fußballbund in Niederösterreich (FBiNÖ) wurde auch Fußballverband in Niederösterreich (FViNÖ) genannt, in der damaligen Ausgabe von Illustriertes Österreichisches Sportblatt gab es auch die Abkürzung FINÖ für Fußball-Interessenverband Niederösterreichs.
  9. Austria Final League Tables (First and Second Level). In: rsssf.com. Abgerufen am 17. November 2017.
  10. a b Král Lubomír: Historie německé kopané v Čechách, Praha 2006, wyd. 1, str 43 (PDF). In: nemeckyfotbal.cz. Abgerufen am 17. November 2017.
  11. Illustriertes Österreichisches Sportblatt Nr. 28 vom 8. Juli 1911. In: wikipasy.pl. 8. Juli 1911, abgerufen am 17. November 2017.
  12. Die Gründungsgeschichte des Deutsch-alpenländischen Fußballverbandes von DI Herbert Rienessel. In: stfv.fussballoesterreich.at (PDF). Abgerufen am 11. Juni 2016.
  13. Kleine Zeitung: Wie der Fußball begann, Geschichte zu schreiben (PDF). In: lbg.ac.at. Abgerufen am 16. Juli 2017.


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