Zeitmesstransponder

Sportschuh mit Laufchip

Ein Laufchip ist ein kleiner RFID-Transponder, der beim Überschreiten der Ziellinie dem Erfassungssystem seine Kennnummer mitteilt.

Preiswerte passive Laufchips werden bei Großveranstaltungen wie Volks- und Marathonläufen, Triathlon- und Inlineveranstaltungen oder Radrennen eingesetzt. Die ID-Nummer des Chips läßt sich eindeutig den vorher registrierten Sportlern zuordnen. Dadurch kann eine individuelle Netto- und Brutto-Zeitnahme tausender Sportler während einer Veranstaltung durchgeführt werden.

Das System erfasst keine Daten. Es kontrolliert nicht die Streckenkonformität der Wettkämpfer, wie es mit einem deutlich komplexeren GPS-System möglich wäre.[1]

Allgemein

RFID-Laufchips wurden 1993 von Studenten der Universität Nimwegen entwickelt und erstmals beim dortigen Zevenheuvelenloop getestet. Im folgenden Jahr kam es beim Berlin-Marathon zum Einsatz. Aufgrund der Schlichtheit des Systems und einer Messgenauigkeit von 99,99 werden RFID-Systeme zur individuellen Zeiterfassung auch bei bei kleinen Veranstaltungen eingesetzt. Je nach eingesetztem System kann der Transponder einmalig vom Athleten gekauft oder für eine Veranstaltung gemietet werden.

Anbieter

ChampionChip[2] ist der bekannteste Anbieter von Laufchips und hat seinen Firmensitz in Holland. Winningtime[3] bzw Racetec[4] nutzt wie ChampionChip RFID-Transponder der Firma Texas Instruments. Weitere Anbieter sind J-Chip von Micro Talk Systems, ChipX von AMB, IPTAtime und bibchip.

Technik

Geöffneter RFID-Chip der Firma ChampionChip. Durchmesser der äußeren Spule: 24mm.

Der Transponder besteht aus einem Mikrochip und einer Spule. Beim System der Firma Winningtime ist die Resonanzfrequenz des Systems auf 134.2 kHz[5] abgestimmt. Auf der gleichen Frequenz sendet die Kontaktmatte. Läuft der Sportler, der seinen Chip am Fuß trägt, in das Wechselfeld, nimmt der Transponder Energie auf. Innerhalb von 30-50 Millisekunden läd er einen Kondensator. Er liefert die Versorgungsspannung für den RFID-Chip, der nun selbständig ein Signal ausstrahlt.

Der gewöhnlich am Schuh befestigte Transponder erwacht zum Leben und sendet die ID-Nummer induktiv über die gleiche Spule an Empfangsantennen in der Kontrollmatte. Das Ganze ist mit einem Zeitmesssystem verbunden. Start-, Ziel- und eine beliebige Anzahl von Zwischenzeiten können so exakt registriert werden. Der Erfassungsvorgang dauert weniger als eine Zehntelsekunde. Die Daten sind somit in Echtzeit für Teilnehmer, die Presse, das Fernsehen und das Internet verfügbar. Bei wichtigen Veranstaltungen werden meist unmittelbar hintereinander liegende Doppelmatten eingesetzt, um eine höhere Zuverlässigkeit zu gewährleisten.

Vorteile

Der ChampionChip ermöglicht eine vollautomatische Zeiterfassung und Auswertung. Die Ergebnislisten können zumindest aus technischer Sicht unmittelbar nach Rennende erstellt werden, menschliche Fehler werden vermieden.

Wenn ein Sportler einen eigenen ChampionChip-Transponder besitzt, kann dieser weltweit bei allen ChampionChip-Veranstaltungen eingesetzt werden. Im Jahr 2007 waren es weltweit mehr als 6.000 Veranstaltungen, davon über zweihundert allein in Deutschland. Damit gilt der ChampionChip als internationaler Standard. Auch bei allen Veranstaltungen der World Marathon Majors-Serie (Boston-Marathon, London-Marathon, Chicago-Marathon, Berlin-Marathon und New York-Marathon) wird das ChampionChip-System verwendet.

Bei Großveranstaltungen mit mehreren Tausend Teilnehmern überquert der hintere Teil des Feldes erst mit erheblicher Verzögerung die Startlinie. Durch den ChampionChip wird die Zeitmessung für jeden Sportler erst beim Überqueren der Startlinie in Gang gesetzt. Gleiches gilt für den Zieleinlauf. Die so ermittelte Zeit ist die sogenannte „Nettozeit“. Sie entspricht exakt der vom einzelnen Sportler zur Bewältigung der Strecke benötigten Zeitspanne. Durch Platzierung weiterer Matten im Streckenverlauf können Zwischenzeiten erfasst werden. Außerdem wird das unsportliche Abkürzen von Streckenabschnitten erschwert.

Die einzelnen Kontaktmatten sind modular einsetzbar, das heißt sie können an unterschiedlichen Punkten sowie in verschiedenen Breiten verwendet werden. So werden beim Berlin-Marathon derzeit Systembreiten von bis zu 12 Metern eingesetzt. Auf diese Weise kann eine hohe Anzahl von Sportlern gleichzeitig einen bestimmten Zeitmesspunkt überqueren. Unnötige Wartezeiten im Startbereich oder Verzögerungen bei Kontrollpunkten und im Zielbereich werden vermieden. Aufgrund der gleichmäßigen Anordnung der Antennen und hohen Zuverlässigkeit des Systems ist der Einsatz von Zieleinlaufkanälen im Gegensatz zu anderen Transponder-Systemen nicht notwendig. Auch dadurch werden zeitliche Verzögerungen vermieden.

Nachteile

Wird der Chip als Leihchip eingesetzt (daneben ist der dauerhafte Erwerb durch den Sportler möglich), so müssen im Ziel zurückgegebene Chips nach dem Lauf wieder vom Veranstalter eingesammelt werden. Durch das Einsammeln des Chips, das Auszahlen der Kaution und die anfallende Verwaltung entstehen neue Fehlerquellen und ein erheblicher zusätzlicher Aufwand. Auch die Zuordnung des Läufers zum Leihchip – besonders bei Nachmeldern – erfordert exakte Arbeit und stellt eine Fehlerquelle dar.

Immer wieder kommt es auch vor, dass Läufer und Läuferinnen den Chip nicht am Schuh, sondern weiter oben am Körper befestigen und deswegen nicht detektiert werden.

Bei sehr engen Entscheidungen an der Ziellinie reicht der Chip nicht aus, um den IAAF-Regeln Genüge zu tun, da der Läufer gewertet wird, der den Schuh weiter vorn platziert hat. Das internationale Regelwerk schreibt jedoch vor, dass derjenige gewinnt, der den Rumpf zuerst im Ziel hat, weswegen der zusätzliche Einsatz von Kampfrichtern und Videoaufzeichnungen weiterhin Standard ist.

Galerie

Einzelnachweise

  1. GPS-Aufzeichnung des 100km-Duathlons 2010
  2. Webseite von ChampionChip(englisch)
  3. [1]
  4. [2]
  5. Winningtime Datasheet