Wien

LandesflaggeLandeswappen
LandesflaggeLandeswappen
Basisdaten
ISO 3166-2:AT-9
Kraftfahrzeugkennzeichen:W
Gemeindekennzahl:90101–92301
Postleitzahlen:1010–1239, 1400, 1450
Telefonvorwahl:01
Website:www.wien.gv.at
Karte: Wien in Österreich
Österreich Karte (Wien)
Politik
Bürgermeister:Michael Häupl (SPÖ)
Regierende Partei:SPÖ
Sitzverteilung im Gemeinderat
(100 Sitze):
SPÖ 55
ÖVP 18
Grüne 14
FPÖ 13
letzte Wahl:23. Oktober 2005
nächste Wahl:voraussichtlich 2010
Bevölkerung
Einwohner:

Ballungsraum:
1.678.435

(1. Quartal 2008)[1]
ca. 2.300.000 (2007)

Rang:1. von 9
Bevölkerungsdichte:4.045 Einwohner/km²
Geografie
Fläche:414,89 km²
– davon Land:395,29 km² (95,33 %)
– davon Wasser:19,36 km² (4,67 %)
– Rang:9. von 9
Geografische Lage:Vorlage:Koordinate Text Artikel
Ausdehnung:Nord-Süd: 22,4 km
West-Ost: 30,0 km
Höchster Punkt:542 m ü. A.
(Hermannskogel)
Tiefster Punkt:151 m ü. A.
(Lobau)
Verwaltungsgliederung
Bezirke:1 Statutarstadt
23 Bezirke
Gemeinden:1
– davon Städte:1
– davon Marktgemeinden:0
Karte: Wien und Gemeindebezirke
Bezirke von Wien

Bezirke von Wien

Wien auf einem Satellitenfoto

Wien auf einem Satellitenfoto von 2002 (der 19., 20., 21. und 22. Bez. abgeschnitten)

Blick vom Leopoldsberg auf Wien (vor allem 2. und 20. Bezirk

Blick vom Leopoldsberg auf Wien (vor allem 2., 20. und 22. Bezirk)

Wien ist die Bundeshauptstadt und zugleich eines der neun Bundesländer Österreichs. Die Stadt ist mit rund 1.680.000 Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt des Landes, im Großraum Wien lebt mit etwa zwei Millionen Menschen ein Viertel aller Österreicher. Bezogen auf die Einwohnerzahl ist Wien die zehntgrößte Stadt der Europäischen Union. Mit dem Büro der Vereinten Nationen in Wien (UNOV) ist die Stadt einer der vier offiziellen Amtssitze der Vereinten Nationen. Weitere bedeutende internationale Organisationen mit Sitz in Wien sind etwa die OPEC, die OSZE und die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO). Die IAEO und die UNO haben einen eigenen Gebäudekomplex, die sogenannte UNO-City im Zentrum eines Stadterweiterungsgebietes in der Nähe der Donau.

Die Stadt war jahrhundertelang kaiserliche Reichshaupt- und Residenzstadt der Habsburger und entwickelte sich in dieser Zeit zu einem kulturellen und politischen Zentrum Europas. Als vierte Stadt der Welt, nach London, New York und Paris, zählte Wien zwei Millionen Einwohner. Nach Ende des Ersten Weltkrieges hat Wien allerdings rund ein Viertel der damaligen Einwohnerschaft verloren. Die Altstadt Wiens, die nach wie vor von der Habsburger Herrschaft zeugt, sowie das Schloss Schönbrunn wurden auf Antrag der Republik Österreich von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Der Stephansdom, neben dem Riesenrad im Prater und vielen anderen Sehenswürdigkeiten eines der Wahrzeichen Wiens, steht als eines der höchsten Bauwerke der Stadt und als Metropolitankirche im Zentrum von Wien.

Geographie

Wien ist mit einer Fläche von 414,65 km² das kleinste Bundesland Österreichs. Außerdem ist es das einzige Bundesland, das über keine Grenze zu einem Nachbarstaat verfügt. Aufgrund seines Sonderstatus als Bundesland und Statutarstadt zugleich verfügt Wien unter den Bundesländern über den größten Anteil von Verkehrs- und Bauflächen gemessen an seiner Größe. 11,3 % der Gesamtfläche sind bebautes Land, 11,1 % Straßenverkehrsflächen und 2,2 % Gleiskörper. Zugleich ist Wien auch das Bundesland mit dem größten Anteil von Gartenflächen, die 28,4 % oder 117,76 km² ausmachen. Was Gewässer betrifft (4,6 % oder 19,1 km²), so verfügen diese nur im Burgenland über einen größeren Anteil an der Gesamtfläche. Wien ist auch eines von vier Bundesländern, die Weinbau betreiben. 1,7 % der Fläche werden von Weingärten eingenommen. Waldflächen bedecken 16,6 % und landwirtschaftliche Nutzung kommt in Stadt und Land Wien auf 15,8 %.

Lage

Die Entwicklung zu einer der bedeutendsten und größten Städte Mitteleuropas verdankt Wien unter anderem seiner günstigen geografischen Lage. Die Stadt liegt zwischen den nordöstlichen Ausläufern der Alpen, im nordwestlichen Bereich des Wiener Beckens. Die historische Stadt entstand ausschließlich südlich der Donau, heute erstreckt sich das Stadtgebiet beiderseits des Flusses. Wien entstand an einem Kreuzungspunkt alter Verkehrsstraßen in West-Ost- (Donau) und Nord-Süd-Richtung (Bernsteinstraße). Die Donau ließ sich hier leicht durch- bzw. überqueren, da sich der Strom im Wiener Becken auf zahlreiche Arme mit Inseln dazwischen aufteilte.

Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 wachsen die Verkehrs- und wirtschaftlichen Beziehungen zu den nördlichen und östlichen Nachbarstaaten Österreichs wieder deutlich. Die geografische Nähe zum ehemaligen Ostblock macht sich wieder stark bemerkbar. So liegt Wien beispielsweise nur 60 km von der slowakischen Hauptstadt Bratislava entfernt; solch eine Nähe zweier Hauptstädte ist in Europa einmalig (abgesehen vom Sonderfall Vatikan – Rom). Seit 21. Dezember 2007 – Ausdehnung des Schengen-Raumes u.a. auf Tschechien, die Slowakei und Ungarn – können die Staatsgrenzen Ostösterreichs erstmals seit November 1918 ohne Grenzkontrollen und an jeder beliebigen Stelle überquert werden.

Landschaft

Vom Wiener Stadtgebiet ist nur ein relativ kleiner Anteil verbaut. Etwa die Hälfte Wiens ist Grünland, größere Teile werden auch landwirtschaftlich genutzt.

Wien erstreckt sich von einer Seehöhe von 151 m in der Lobau bis zu 542 m, die auf dem Hermannskogel erreicht wird. Hier, im Nordwesten, sowie im Westen und Südwesten Wiens reicht der Wienerwald mit seinen Höhen (Leopoldsberg, Kahlenberg) und Wäldern bis ins Stadtgebiet hinein. Die Donau tritt durch die Wiener Pforte, eine Enge zwischen dem rechtsufrigen Leopoldsberg und dem linksufrigen Bisamberg, nach Wien ein. Aus dem Wienerwald fließen außerdem zahlreiche kleine Flüsse in die Stadt, der bekannteste davon ist der Wienfluss. Die Berge im Westen werden im Süden von den eiszeitlichen Terrassen (Wienerberg und Laaer Berg) fortgesetzt. Dieses gesamte Gebiet wird zum Weinbau genutzt, es bildet die Weinbauregion Wien.

Der Osten der Stadt ist geprägt von den flachen Gebieten des Marchfelds, die der Landwirtschaft dienen, aber zunehmend verbaut werden. Im Südosten finden sich die Donauauen, eine Landschaft entlang der Donau, die zum Nationalpark erklärt wurde.

Angesichts der vorwiegenden Westwetterlage (wie bei vielen europäischen Städten) sind die gehobenen Wohngegenden eher am westlichen Rand, wo unter anderem die Luft noch sauberer ist, während die alten Industriegebiete eher am östlichen Rand der Stadt situiert sind.

Stadtgliederung

Hauptartikel: Wiener Gemeindebezirke

Wien wird heute in 23 Bezirke unterteilt. Die historische Altstadt, heute Großteil des 1. Bezirks, war noch im Revolutionsjahr 1848 deckungsgleich mit dem Stadtgebiet. Unter Kaiser Franz Joseph kam es 1850, 1890/1892 und 1904 zu drei großen Stadterweiterungen. 1850 wurden die Vorstädte, die Gemeinden innerhalb des Linienwalls, als 2. bis 8. (seit der Teilung des ursprünglichen 4. Bezirks in zwei Bezirke: 9.) in die Stadt Wien einbezogen. Nach einem Beschluss von 1890, der am 1. Jänner 1892 in Kraft trat, wurden die Außenbezirke am rechten Donauufer, damals Vororte genannt, obwohl teils selbst bereits städtische Viertel, eingemeindet; damit besaß Wien nun 19 Bezirke. 1900 wurde der nördliche Teil des 2. Bezirks zum 20. Bezirk. Bei der dritten großen Erweiterung, 1904, wurden weite Gebiete am linken Donauufer um Floridsdorf und Kagran als 21. Bezirk eingemeindet. Die neuen Stadtgrenzen galten nun bis 1938.

Eine Vervierfachung seines Stadtgebietes erlebte Wien zur Zeit des Nationalsozialismus, als man Groß-Wien schuf. Diese Entscheidung wurde 1946 (in Kraft getreten 1954) größtenteils wieder rückgängig gemacht; Stammersdorf, Eßling, Unterlaa, Oberlaa, die Ortschaften des heutigen 23. Bezirks (Liesing), der Lainzer Tiergarten und Hadersdorf-Weidlingau blieben aber bei Wien. Die linksufrigen Gebiete wurden zwischen 21. und 22. Bezirk aufgeteilt. Seit 1954 sind die Stadtgrenzen unverändert.

In vielen Bezirken sind für einzelne Stadtteile noch die Namen der früher selbstständigen Dörfer erhalten, die heute teils als Grätzl weiterbestehen. Viele frühere Dörfer und Siedlungen aus früheren Epochen existieren heute jedoch nicht mehr (siehe Liste der Wüstungen in Wien). Bei der Festlegung der Bezirksgrenzen versuchte man, diese markant entlang wichtiger Straßen oder Flüsse zu setzen, wenngleich hierdurch einige ehemalige Gemeinden geteilt wurden. Die Innenbezirke 1 und 3 bis 9 werden durch den Gürtel von den Außenbezirken abgegrenzt. Donaukanal und Donau trennen die Bezirke 2 und 20 von allen anderen; die Bezirke 21 und 22 liegen als einzige am linken Donauufer. Auch der Wienfluss ist während seines gesamten Verlaufes durch die Stadt stets Bezirksgrenze.

Wiens 23 Bezirke

Klima

Klimadiagramm von Wien

Das Wiener Klima bildet ein Übergangsklima mit ozeanischen Einflüssen aus dem Westen und kontinentalen Einflüssen aus dem Osten. Dies macht sich im Jahresvergleich durch meist stark schwankende Messergebnisse bemerkbar. Insgesamt hat Wien meist nur geringere Niederschlagsmengen und längere Trockenperioden zu verzeichnen. Die Winter sind im Vergleich zu anderen Teilen Österreichs eher mild. Die mittlere Lufttemperatur beträgt im 30-jährigen Mittel im Stadtzentrum durchschnittlich 11,4 °C, in den Außenbezirken (ZAMG Wetterstation Hohe Warte) 10,2 °C. Die mittlere Niederschlagsmenge liegt bei rund 600 mm, wobei im Westen der Stadt im Durchschnitt 741,5 mm gemessen werden im Osten hingegen nur 514,5 mm. 60 Sommertagen stehen rund 70 Frosttage gegenüber. In Wien befindet sich der Sitz der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, kurz ZAMG.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Wiens

Die Anfänge der städtischen Geschichtsschreibung gehen auf das 13. Jahrhundert mit der Stadtchronik von Jans dem Enikel zurück.

Urgeschichte, Römerzeit, Mittelalter

Römische Ausgrabungen am Michaelerplatz

Archäologische Funde zeigen, dass schon während der Altsteinzeit Menschen das Gebiet begangen haben und dass ab der Jungsteinzeit das Wiener Becken kontinuierlich besiedelt war. Von der bronzezeitlichen Urnenfelderkultur zeugen in Wien etliche Brandgräber aber auch Siedlungsspuren. Die ältere eisenzeitliche Hallstattkultur ist in Wien u. a. durch einen noch immer gut sichtbaren Grabhügel und Siedlungsreste vertreten. Aus keltischer Zeit wissen wir von einem Oppidum auf dem Leopoldsberg und einer keltischen Siedlung mit dem Namen Vedunia („Waldbach“).

Im 1. Jahrhundert n. Chr. legten die Römer an der Stelle des heutigen Wiener Stadtzentrums nahe der Donau ein Militärlager (castrum) mit der angeschlossenen Zivilstadt Vindobona (im heutigen 3. Gemeindebezirk) zur Grenzsicherung der Provinz Pannonien an. Noch heute kann man an den Straßenzügen des 1. Bezirks (Innere Stadt), den Mauerverlauf und die Straßen des Lagers erkennen. Die Römer blieben bis ins 5. Jahrhundert. Das römische Legionslager lag weit im Osten des weströmischen Reiches und fiel daher den Wirren der germanischen Völkerwanderung rasch zum Opfer.

Zentrum des frühmittelalterlichen Wien war der Berghof, ein Wirtschaftshof für den Weinbau. Die erste urkundliche Erwähnung im Mittelalter erfolgte 881 in den Salzburger Annalen, wo apud Weniam eine Schlacht gegen die Magyaren stattfand, wobei unklar ist, ob es sich um die Stadt oder um den Wienfluss handelt. Mit dem Sieg des ostfränkischen Königs Otto I. über die Magyaren im Jahr 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld begann der Aufstieg Wiens wie auch Österreichs.

Im Jahre 976 wurde unter den Babenbergern die Markgrafschaft Ostarrichi eingerichtet, auf deren Gebiet, an der Grenze zu Ungarn, auch Wien lag. Bereits im 11. Jahrhundert war Wien ein wichtiger Handelsort, 1155 machte Heinrich Jasomirgott Wien zu seiner Hauptstadt. Nur ein Jahr später wurde Österreich mit dem Privilegium Minus zum Herzogtum erhoben und Wien damit Sitz des Herzogs.

Die Ereignisse nach dem Dritten Kreuzzug, in deren Verlauf der englische König Richard Löwenherz von Markgraf Leopold V. dem Tugendreichen 1192 in Erdberg bei Wien (heute im 3. Bezirk) gefangen genommen wurde, brachte ein enormes Lösegeld ein. Damit wurde eine Münzprägestätte eingerichtet und die erste große Stadterweiterung finanziert. 1221 bekam Wien als zweite Stadt im Herzogtum Österreich nach Enns (1212) das Stadt- und Stapelrecht verliehen. Letzteres bedeutete, dass Kaufleute, die durch Wien zogen, in der Stadt ihre Waren zum Verkauf anbieten mussten. Dies ermöglichte den Wienern den Zwischenhandel, sodass Wien bald weitreichende Handelsbeziehungen, insbesondere entlang der Donau und nach Venedig unterhielt und als eine der bedeutendsten Städte des Reichsgebiets galt.

Habsburger

Rudolf IV., der Stifter – er prägte maßgeblich die Stadt
Wien in der Schedelschen Weltchronik, 1493

Mit dem Sieg Rudolfs I. 1278 über Ottokar II. von Böhmen begann die Herrschaft der Habsburger in Österreich. Unter den Luxemburgern wurde Prag zur kaiserlichen Residenzstadt, in deren Schatten Wien stand. Die frühen Habsburger versuchten, die Stadt auszubauen, um Schritt zu halten.

Große Verdienste erwarb sich Rudolf IV., der durch eine kluge Wirtschaftspolitik den Wohlstand hob. Zwei Entscheidungen haben ihm den Beinamen der Stifter eingetragen: die Gründung der Universität Wien 1365 (Vorbild war Prag) und der Bau des gotischen Langhauses von St. Stephan. Die folgende Zeit der Erbstreitigkeiten unter den Habsburgern brachte nicht nur viele Wirren, sondern auch einen wirtschaftlichen Niedergang.

1438 wurde Wien nach der Wahl Herzog Albrechts V. zum römisch-deutschen König (Albrecht II.) Residenzstadt des Heiligen Römischen Reiches; mit dem Namen Albrecht ist allerdings auch die erste große Vertreibung und Ermordung der Wiener Juden von 1421/22 verbunden. 1469 wurde die aufstrebende Stadt zum Bischofssitz und damit der St. Stephan zur Kathedrale. In der Ära des schwachen Friedrich III. war Wien immer auf der Seite seiner Gegner, da er den Landfrieden gegen umherziehende Söldnerbanden nicht gewährleisten konnte. 1556 schließlich wurde Wien endgültig Sitz des Kaisers, nachdem Ungarn und Böhmen zum Herrschaftsbereich der Habsburger hinzugekommen waren.

Dies ist auch die Zeit der Rekatholisierung der Stadt, die ziemlich rasch protestantisch geworden war. 1551 wurden die Jesuiten geholt, die rasch großen Einfluss am Hof erlangten. Der führende Kopf der Gegenreformation war Melchior Khlesl, der Bischof von Wien um 1600.

Stadtbelagerungen durch die Türken

Die Entsatzschlacht am Kahlenberg 1683 während der zweiten Türkenbelagerung

Hauptartikel: Erste Wiener Türkenbelagerung und Zweite Wiener Türkenbelagerung, (allgemein Türkenkriege)

Im Jahre 1529 wurde Wien das erste Mal von den Türken erfolglos belagert. Die Grenze zwischen dem habsburgischen und dem osmanischen Teil Ungarns verlief fast zweihundert Jahre lang nur etwa 150 km östlich der Stadt, was ihre Entwicklung ziemlich einschränkte. Immerhin erhielt Wien nunmehr moderne Befestigungsanlagen.

Diese Befestigungsbauten, die bis ins 17. Jahrhundert hinein den Hauptteil der Bautätigkeit ausmachten, sollten sich 1683 bei der Zweiten Türkenbelagerung bewähren, denn sie schützten die Stadt zwei Monate lang, bis die türkische Armee wegen des Eintreffens des vom Polenkönig Jan Sobieski angeführten Entsatzheeres die Belagerung Wiens beenden musste. Dies war der Beginn des endgültigen Zurückdrängens des Osmanischen Reiches aus Mitteleuropa.

Glanzzeit von Barock und Klassizismus

Das barocke Wien: Blick vom Schloss Belvedere (Gemälde von Canaletto, 1758)

In der Folge setzte rege Bautätigkeit ein, die Stadt blühte auf. Im Zuge des Wiederaufbaus wurde Wien weitgehend barockisiert (Vienna gloriosa). Zahlreiche Adelspalais wurden gebaut; dies ist vor allem mit den Namen der Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach und Johann Lukas von Hildebrandt verbunden. Rege Bautätigkeit gab es aber auch außerhalb der Stadtmauern. Seit 1704 hatten die Vorstädte ihr eigenes, großzügig angelegtes Befestigungssystem, den Linienwall, etwa im Verlauf der heutigen Gürtelstraße.

Nach den Einschnitten durch die großen Pestepidemien von 1679 und 1713 wuchs die Bevölkerung ständig. Zu dieser Zeit wurden auch die ersten Manufakturen gegründet, die erste in der Leopoldstadt. Es entwickelten sich Kanalisation und Straßenreinigung, was die hygienischen Verhältnisse verbesserte.

Mit dem Aufblühen der Stadt entwickelte sich Wien bald zu einem wichtigen europäischen Kulturzentrum, gipfelnd in der Musik der Wiener Klassik (Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert).

Die Kaiserstadt zwischen Konservatismus und Avantgarde

Unter der Herrschaft von Kaiser Franz Joseph I. erlebte Wien eine beispiellose Blütezeit der Kunst, Kultur und Architektur
Alt-Wien“ muss weichen. Historistische Zinshäuser (hier im Hintergrund) ersetzen den Dorfcharakter der ehemaligen Vorstädte.
Ringstraße mit Parlament (1900)
Ball im Wiener Rathaus mit Bürgermeister Karl Lueger

In den Koalitionskriegen wurde Wien zweimal von Napoléons Truppen eingenommen, 1805 und 1809. 1804 wurde es die Hauptstadt eines neuen Staates – des Kaisertums Österreich. 1806 wurde in Wien das Erlöschen des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation verkündet. Nach dem Sieg über Napoléon fand 1814/15 der Wiener Kongress statt, der die politischen Verhältnisse in Europa neu ordnete.

Die folgende Epoche des Vormärz ist durch rigide politische Repression, aber auch durch die aufblühende Biedermeier-Kultur charakterisiert. In dieser Epoche setzte zudem die Industrialisierung ein – 1837 wurde die erste Eisenbahnstrecke eröffnet (Nordbahn).

Die französische Februarrevolution 1848 wirkte sich auch in Wien aus. Am 13. März brach zunächst die Märzrevolution aus, die Staatskanzler Metternich sehr bald zum Rücktritt zwang, am 6. Oktober dann die Wiener Oktoberrevolution. Letztlich siegte kaiserliches Militär gegen die Demokraten: Der den Bürgern aus Frankfurt am Main zu Hilfe gekommene Demokrat Robert Blum wurde in der Brigittenau exekutiert.

1850 wurde die Stadt erweitert, indem die „Vorstädte“ innerhalb des Linienwalls und die auf Donauinseln gelegene Leopoldstadt eingemeindet wurden. Ab 1858 wurden die Stadtmauern um die Altstadt geschleift und an ihrer Stelle die Ringstraße gebaut, die mit Monumentalbauten gesäumt wurde. Vom Ringstraßenstil (Historismus) ist Wien architektonisch entscheidend geprägt. Diese Zeit gipfelte in der Weltausstellung 1873; mit dem während der Ausstellung erfolgten großen Börsenkrach ging die Gründerzeit zu Ende.

Nach der großen Überschwemmung von 1830 hatte es immer wieder Überlegungen zu einer Donauregulierung gegeben, diese wurde 1868 bis 1875 durchgeführt. Die vielen verästelten Seitenarme der Donau wurden abgegraben und ein schnurgerader Hauptstrom abseits der Stadt geschaffen. Der Arm, der zur inneren Stadt führte, wurde in verengter Form belassen, er trägt den Namen Donaukanal.

In dieser Zeit stieg die Bevölkerung Wiens stark an, vor allem aufgrund der massenhaften Zuwanderung.

Bekanntester Bürgermeister der Kaiserzeit ist Karl Lueger, ein charismatischer Christlichsozialer, der 1897–1910 amtierte und sowohl für sinnvolle kommunale Reformen als auch für einen rabiaten Antisemitismus bekannt ist.

Zu dieser Zeit erlebte die Stadt auch ihren letzten kulturellen Höhepunkt in der Wiener Moderne. Dies ist nicht zuletzt mit der Künstlervereinigung Secession verbunden, die Wien zu einem Zentrum des Jugendstils machte. In der Musik entstand die Zweite Wiener Schule. Inmitten dieser fruchtbaren kulturellen Atmosphäre wurde von Sigmund Freud die Psychoanalyse begründet.

Erster Weltkrieg und Erste Republik

Der Erste Weltkrieg führte zwar nicht zu einer unmittelbaren Bedrohung Wiens, jedoch mit zunehmender Kriegsdauer zu einer verheerenden Versorgungskrise. Das Ende des „großen Krieges” war auch das Ende Österreich-Ungarns. Am 30. Oktober 1918 entstand der neue Staat Deutschösterreich (ab Oktober 1919 Republik Österreich genannt). Am 11. November gab Kaiser Karl I. eine Verzichtserklärung ab und verließ am gleichen Tag Schloss Schönbrunn und damit Wien; am 12. November 1918 wurde vor dem Parlamentsgebäude in Wien die Republik ausgerufen.

Am 1. Jänner 1922 wurde Wien von Niederösterreich getrennt und bildet seither ein eigenes Bundesland. Einer der Gründe war (neben der befürchteten Dominanz Niederösterreichs im neuen Kleinstaat) die Differenz zwischen sozialdemokratischer Stadt- und christlichsozialer Landesregierung.

Der Karl-Marx-Hof ist ein Paradebeispiel des sozialen Wohnbaus des "Roten Wiens" der 1920er Jahre

Die Politik der Stadtregierung dieser Zeit („Rotes Wien“) wurde international als Pionierleistung anerkannt. Es wurde ein dichtes Netz an Sozialeinrichtungen und den Arbeitern in „Gemeindebauten“ (kommunalen Wohnbauten) Wohnraum in großem Stil geschaffen.

Für die wirtschaftliche und politische Instabilität der Ersten Republik war Wien die „Bühne“. Hier wurden im Parlament, in den Medien, in den politischen Organisationen und auch bei vielen Demonstrationen die politischen Entscheidungen der konservativen Regierung angegriffen bzw. verteidigt. Der Brand des Justizpalastes am 15. Juli 1927, bei dem es zu schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und Demostranten mit insgesamt 94 Todesopfern kam, war ein Zeichen beginnender Radikalisierung. Der Kampf der beiden großen politischen Lager kulminierte 1934 im „Februaraufstand“ der Sozialdemokraten (so die Regierungsversion) bzw. im „Bürgerkrieg, bei dem die Regierung das Militär gegen das Volk einsetzte“ (sozialdemokratische Lesart). Es folgte für vier Jahre die klerikale, halbfaschistische Diktatur des Ständestaates, der Wien zur „bundesunmittelbaren Stadt“ erklärte und seine demokratische Stadtverwaltung des Amtes enthob.

Am 12. März 1938 ließ Adolf Hitler, 1933 zum Reichskanzler bestellt, die deutsche Wehrmacht in Österreich einmarschieren, um hier die austrofaschistische Diktatur durch die NS-Herrschaft zu ersetzen.

Wien zur Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges

Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Shoa am Judenplatz

Unmittelbar nach dem deutschen Einmarsch (1938) begannen „arische“ Wiener jüdische Wiener zu bedrohen, zu quälen, zu berauben und die SS begann sie aus ihren Wohnungen zu werfen. Von den knapp 200.000 jüdischen Wienern wurden rund 120.000 beraubt und in die Emigration getrieben (bekanntester Flüchtling war Sigmund Freud), etwa 60.000 wurden ermordet.

Die Wiener Stadtverwaltung wurde nach nationalsozialistischem Muster neu geordnet, durch Eingemeindungen entstand Groß-Wien mit dreifacher Fläche als eigener Reichsgau. 1941 feierte die NS-Stadtverwaltung groß ein Mozart-Jahr zum 150. Todestag des deutschen Komponisten.

Ab dem 17. März 1944 erfolgten Luftangriffe auf Wien. Dabei wurde rund ein Fünftel der Stadt zerstört. Nicht durch Kampfhandlungen, aber im Gefolge einer Plünderung geriet auch der Stephansdom in Brand, der zuvor den Luftkrieg ohne Bombentreffer überstanden hatte. Im April 1945 kam es zur achttägigen Schlacht um Wien, die mit der Niederlage der NS-Truppen und der Besetzung durch die aus Ungarn vorgerückten Rote Armee endete.

Besatzung, Zweite Republik, Wiederaufbau

Wenige Tage nach dem Ende der Kämpfe des Zweiten Weltkriegs im Raum Wien sorgte die Sowjetarmee für den Aufbau einer neuen Stadtverwaltung. Auch politische Parteien formierten sich wieder. Erst im Herbst 1945 ließen die Sowjets auch Militärkontingente der anderen drei Alliierten, USA, Großbritannien und Frankreich, nach Wien; es blieb dann bis 1955 Viersektorenstadt. Im 1. Bezirk, der keiner der vier Besatzungsmächte fix zugeteilt war, wechselte die Besatzung jeden Monat.

Auf dem Schwarzenbergplatz, der 1945–1956 Stalinplatz hieß, errichtete die Rote Armee 1945 das als Befreiungsdenkmal, Heldendenkmal oder Denkmal der Roten Armee bezeichnete Monument. Es wurde am 19. August 1945 enthüllt und wird seither von der Stadtverwaltung instandgehalten. Seine Bestandsgarantie ist im Staatsvertrag vereinbart.

Nach dem Krieg erfolgte in Wien, wie überall im Land und in Westeuropa, ein beispielloser Wirtschaftsaufschwung, an dem der Marshall-Plan ganz wesentlichen Anteil hatte. Mit dem 4. Lohn-Preis-Abkommen der Sozialpartner unzufriedene, kommunistisch dominierte Arbeiter führten 1950 den Oktoberstreik bzw. kommunistischen Putschversuch durch. Sie blieben durch das Eingreifen der sozialdemokratisch dominierten Bauarbeitergewerkschaft erfolglos.

Am 15. Mai 1955 erlangte Österreich mit dem Österreichischen Staatsvertrag die volle Freiheit zurück. Die Besatzungstruppen zogen bis Herbst 1955 ab.

Vom Ungarnaufstand zur Gegenwart

Das moderne Wien: Blick auf das Vienna International Centre an der Donau, dritter Sitz der Vereinten Nationen

Im Herbst 1956 nahm Wien viele Ungarn auf, die nach dem gescheiterten Aufstand gegen das kommunistische Regime nach Westen geflohen waren. Ebenso wurden 1968 viele Tschechen und Slowaken aufgenommen, die nach dem gewaltsamen Ende des Prager Frühlings die CSSR verlassen hatten. Erst vom November 1989 an wurde Wien wieder selbstverständliches Reiseziel für die Bürger dieser Länder.

1957 nahm – als erste internationale Organisation nach 1945 – die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) ihren Sitz in der Stadt. Seit 1965 ist Wien auch der Sitz der OPEC. 1961 fand in Wien ein Gipfeltreffen zwischen dem US-Präsidenten John F. Kennedy und dem Sowjetführer Nikita Sergejewitsch Chruschtschow statt. 1980 wurde die UNO-City (der dritte Amtssitz der Vereinten Nationen) in Wien eröffnet. All dies trug zur Positionierung Wiens als Stadt der Kongresse und der Vermittlung in Konfliktsituationen bei.

1964 fand auf dem Gelände eines früheren Mistplatzes am linken Donauufer die „wig '64“, die Wiener Internationale Gartenschau, statt – mit dem Donauturm als neuem Wahrzeichen. 1986 wurde die an Stelle des alten Überschwemmungsgebiets neben dem Donaustrom gegrabene Neue Donau fertiggestellt, ebenso die zwischen den beiden Gewässern entstandene Donauinsel, die sich zu einem beliebten Erholungsgebiet entwickelte. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde beiderseits der Donau eine neue Skyline mit einem Hochhausviertel geschaffen.

Ein wesentlicher Impuls für die Infrastruktur der Stadt war der Bau einer modernen U-Bahn, die die aus der Zeit um 1900 stammende (und von Anfang an ungenügende) Stadtbahn ersetzen und neue Stadtviertel erschließen sollte. 1978 wurde die erste Teilstrecke der U1 eröffnet.

Tourismus

Das Weltkulturerbe Schloss Schönbrunn zieht jährlich rund 6,7 Millionen Besucher an.
Fiaker mit pausierenden Kutschern am Heldenplatz
Das Wiener Riesenrad, 1897 errichtet und ein Wahrzeichen der Stadt

Dank zahlreicher Prunkbauten aus der römisch-deutschen und der österreichischen Kaiserzeit, vielfältiger Kulturangebote und nicht zuletzt auch dank des Rufes als Musikhauptstadt, den Wien aufgrund des Schaffens zahlreicher berühmter klassischer Musiker, wie Beethoven, Mozart oder Mahler, erwarb, ist die Stadt weltweit bekannt und ein beliebtes Touristenziel.

Fiaker kutschieren Gäste durch die zum Weltkulturerbe zählende Innere Stadt, die Altstadt, in deren Zentrum sich der Stephansdom befindet. Hier im ersten Bezirk befinden sich auch die Staatsoper, die Hofburg - Stadtresidenz der Kaiser, die Kärntner Straße - die am stärksten frequentierte Fußgängerzone Österreichs, bekannte Hotels und Konditoreien und die prunkvolle Ringstraße, die die Altstadt umgibt. Wien hat seit 1980 auch eine sehr lebendige und vielfältige Szene entwickelt: mit Lokalvierteln, Kunstgalerien, Kabaretts, Jazzlokalen und Veranstaltungen aller Art.

Viele Touristen kommen im Dezember, wenn die Stadt mit ihren Weihnachtsmärkten, ihrem „Silvesterpfad“ durch die Altstadt und ihrem „Kaiserball“ aufwarten kann. Die meisten der Wiener Sehenswürdigkeiten sind ganzjährig zu besuchen. Zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten zählen der Stephansdom, das Schloss und der Tiergarten Schönbrunn, das Kunsthistorische Museum, die Hofburg, die Albertina, das Riesenrad sowie das MuseumsQuartier. (siehe auch: Meistbesuchte Sehenswürdigkeiten Wiens)

Den größten Anteil an den 9,7 Millionen Nächtigungen (2007) haben deutsche Touristen mit 1,9 Millionen, gefolgt von Österreichern aus den anderen acht Bundesländern (1,7 Millionen), US-Amerikanern (656.000), Italienern (572.000), Briten (411.000), Spaniern (362.000), Schweizern (inkl. Liechtenstein 282.000), Franzosen (inkl. Monaco 276.000), Japanern (274.000), Rumänen (230.000), Russen (227.000), Niederländern (ca. 191.000), Griechen (133.000), aus den arabischen Ländern in Asien (135.000) und Australien (108.000 Nächtigungen). Die Nächtigungen von Gästen aus Zentral- und Osteuropa und aus den arabischen Ländern in Asien sind in den letzten Jahren stark gestiegen. 2007 verbuchte Wien mit + 3,4 % das beste Ergebnis aller Zeiten (Greater Vienna mit sieben Umlandgemeinden: rund 10,4 Millionen). [2] Zwischen 1997 und 2007 konnte ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 3 % verzeichnet werden. Die Beherbergungskapazität stieg in den letzten Jahren durch Hotelneubauten deutlich an. Im Mai 2007 (amtliche Erhebung) standen den Gästen 23.485 Zimmer mit 44.464 Betten zur Verfügung; bis Jahresende wuchs der Bestand auf 24.715 Zimmer mit 46.850 Betten. Bis 2010 wird die Behergergungskapazität um mehrere Tausend weitere Betten wachsen.

Im Tourismuskonzept Wien 2010, das 2003 beschlossen wurde, werden für 2010 rund 10 Millionen Gästenächtigungen als Ziel gesetzt; inzwischen richten sich die Erwartungen wegen des großen Bettenzuwachses bereits auf 10,4–10,6 Millionen. Zum Erreichen dieses Ziels tragen auch viele internationale Kongresse, Firmentagungen, Belohnungsreisen und allgemeine Geschäftsreisen bei. Mit 147 internationalen Tagungen im Jahr 2006 ist Wien vor Paris und Singapur die beliebteste internationale Kongressstadt der Welt.[3]

Bevölkerung

Lebensqualität

Abgesehen von den Kriegs- und Nachkriegszeiten und der Weltwirtschaftskrise ab 1929 herrschten vor allem in den Jahren des enormen Bevölkerungswachstums, ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg, als Wien von rund einer halben Million auf über zwei Millionen Einwohner zulegte, für den Großteil der zumeist zugewanderten Menschen harte Lebensumstände. Der soziale Wohnbau entstand erst ab den frühen 1900er-Jahren. Bis dahin teilten sich die Einwohner oft kleine Wohnungen in Zinshäusern oder in von diesen rasch fast vollständig verdrängten Alt-Wiener Wohnhäusern untereinander auf. Aus dieser Zeit stammt auch der Begriff des Bettgehers. Dies waren Menschen die sich aus Geldmangel im Schichtbetrieb ein Bett teilten, wenn sie zu unterschiedlichen Tageszeiten arbeiten mussten.

Als in den 1890er-Jahren die Wiener Kanalisation errichtet wurde, die über weite Teile begehbar ist, wurde diese vor allem in den kalten Jahreszeiten zum Zufluchtsort für Tausende Arbeits- und Obdachlose (siehe Leben im Wiener Untergrund). Einige Dutzend Menschen konnten mittels der Abwässer sogar ihren bescheidenen Lebensunterhalt finanzieren, indem sie nach verwertbaren Gegenständen fischten, die sie weiterverkaufen konnten (siehe Strotter). Mit dem Entstehen des Roten Wiens wurde dieses Phänomen nach und nach zurückgedrängt, da immer mehr Männerwohnheime (z. B. jenes in der Meldemannstraße), Obdachlosenasyle und andere soziale Einrichtungen entstanden und die Stadtverwaltung viele Tausende Sozialwohnungen bauen ließ.

Heute wird Wien in internationalen Rangreihungen unter die Städte mit der besten Lebensqualität weltweit gezählt.[4] Dazu tragen der hohe Grünanteil am Stadtgebiet (ca. 50 %), die vergleichsweise sehr gute ökologische Qualität der Stadt, die hohe soziale und polizeiliche Sicherheit, das erstklassige Gesundheitswesen, das hoch entwickelte Bildungswesen, die Dichte an kulturellen Einrichtungen, die effiziente öffentliche Verwaltung, die Freizeitqualität Wiens und das dichte Netz öffentlicher Verkehrsmittel wesentlich bei.

Einwohnerentwicklung

Wohnbevölkerung
heutiger Gebietsstand
DatumEinwohner
1754175.460
1796235.098
1810224.548
1830401.200
1840469.400
1850551.300
1857683.000
1869900.998
18801.162.591
18901.430.213
19001.769.137
19102.083.630
19162.239.000
19231.918.720
19341.935.881
19391.770.938
19511.616.125
19611.627.566
19711.619.885
19811.531.346
19881.506.201
19911.539.848
20011.550.123
20071.670.347
Bevölkerungsentwicklung in Wien seit 1869.

Die Bevölkerungszahlen in nebenstehender Tabelle beruhen auf den Angaben des österreichischen Statistikamtes und sind auf den heutigen Gebietsstand umgerechnet. 1794/1795 wurden bei der Zählung der anwesenden Zivilbevölkerung, was österreichweit bis 1857 praktiziert wurde, erstmals für Wien separate Zahlen ermittelt. Zuvor, wie 1810 und 1821, war die Einwohnerzahl Wiens dem Land Niederösterreich zugerechnet worden. Ab 1830 sind durchgehend Bevölkerungszahlen für Wien verfügbar. Ab 1869 wurden österreichweit in zehnjährigen Abständen Volkszählungen abgehalten, bei denen allerdings bis 1923 weiterhin die anwesende Zivilbevölkerung gezählt wurde; erst ab 1934 bis 1981 die Wohnbevölkerung. Die Zahlen von 1982 bis 2001 weisen die Jahresdurchschnittsbevölkerung aus, wobei diese Zahlen erst 2002 rückwirkend ermittelt wurden. Seit 2002 werden Hauptwohnsitze auf Basis des Zentralen Melderegisters zur Bevölkerungsermittlung herangezogen.

Wien erlebte bereits ab Ende des 18. Jahrhunderts einen regen Bevölkerungszustrom, doch vervielfachte sich die Zahl der Zuwanderer ab Mitte des 19. Jahrhunderts, als Wien allein zwischen 1857 und 1869 rund 218.000 neue Einwohner bekam. In den nächsten elf Jahren wuchs die Bevölkerungszahl um über 261.000 Personen, von denen rund ein Drittel auf den Geburtenüberschuss und zwei Drittel auf die Zuwanderung zurückzuführen waren. Von 1880 bis 1890 kamen mit 267.000 ähnlich viele neue Einwohner hinzu, wobei das Verhältnis zwischen Zuwanderung und Geburtenüberschuss (40 %) sich allmählich anglich. In den nächsten zehn Jahren, von 1890 bis 1900, stieg die Einwohnerzahl sogar um 339.000 Personen. Knapp 49 % davon waren nun auf den Geburtenüberschuss zurückzuführen. Grund hierfür waren die einsetzende Industrialisierung und die bedeutende Stellung Wiens als Kaiserstadt (Hauptstadt) des Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn. Rund 2,1 Millionen bevölkerten Wien kurz vor Ausbruch des „großen Krieges” (Erster Weltkrieg), Wien war die viertgrößte Stadt der Welt. Mit der Auflösung des Habsburger Reiches verlor Wien auch an Bedeutung für Zuwanderer. Der Krieg kostete zigtausenden Soldaten aus Wien ihr Leben. Tausende einst zugewanderte Menschen kehrten in ihre Heimatländer bzw. ehemaligen Kronländer zurück.

Siehe auch: Liste der größten Städte der Welt (historisch)

Die Jahre als Hauptstadt eines Vielvölkerstaates haben Wien nachhaltig geprägt. Nach wie vor ist die Stadt ein Schmelztiegel von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion. Allerdings sind die Nachfahren der ehemals Zugewanderten heute assimiliert und nur die slawischen oder ungarischen Nachnamen sind erhalten geblieben. Namen wie Nowak, Dolezal, Navratil, Wewerka usw. werden längst zusammen mit einheimischen deutschen Namen, wie Hofbauer, Maier, Haider usw. als typisch wienerisch empfunden. Die Namensträger gehören inzwischen zu den Ur-Wienern, den alteingesessenen Einwohnern der Stadt, die noch den Wiener Dialekt verwenden, der sich aus vielen alt- und mittelhochdeutschen sowie jiddischen Begriffen zusammensetzt, aber von den jüngeren Generationen immer seltener verwendet und verstanden wird. Neben dem ursprünglichen Wiener Dialekt wird zunehmend seit Ende des 20. Jahrhunderts auch eine gehobene Wiener Mundart gesprochen.

Nach dem Ersten Weltkrieg hatte Wien rund 200.000 Einwohner weniger als zuvor. In den Zwischenkriegsjahren wanderten etwa 104.000 Personen in die Stadt; das Geburtendefizit von 87.000 Menschen zwischen 1923 und 1934 wurde ausgeglichen. Im Jahr 1934 zählte Wien bereits wieder 1.935.881 Einwohner. Die in der Folge wieder gesunkene Bevölkerungszahl wurde durch die Errichtung von Groß-Wien im nationalsozialistischen Deutschland 1938 mehr als kompensiert. Allerdings mussten bzw. konnten 140.000 jüdische Wiener/innen das Land verlassen, weitere 60.000 wurden während des Krieges ermordet (Judenverfolgung, Deportationen). Vom einst blühenden jüdischen Leben, vor allem im zweiten Wiener Gemeindebezirk Leopoldstadt, war binnen kurzem nichts mehr übrig. Das von Adolf Eichmann in Wien entwickelte Terrormodell wurde im „Altreich“ übernommen.

Ausländeranteile

Nach Kriegsende war die Wiener Bevölkerung auf 1.616.125 Menschen gesunken. Viele Wiener waren als Soldaten gefallen oder kehrten aus der Kriegsgefangenschaft nicht wieder zurück. Die Stadt war zu einem Fünftel zerstört und von alliierten Soldaten besetzt. Die Einwohnerzahl sank bis 1987 auf 1.484.885 Personen; der tiefste Einwohnerstand seit 1890; seither steigt die Einwohnerzahl wieder. Verantwortlich dafür ist weniger der geringe Geburtenüberschuss Wiens, sondern eher die Zuwanderung, vor allem ausländischer Personen. In den 1990er-Jahren kamen viele Flüchtlinge aus Jugoslawien und der Türkei nach Wien; insbesondere viele Türken und Kurden ließen sich in Wien nieder. Von 1987 bis 1994 wanderten 61.000 Menschen in die Stadt. Nachdem von 1994 bis 1998 die Einwohnerzahl wieder leicht um 5.000 bis 6.000 zurückgegangen war, erhöhte sich die Zahl der Einwohner ab 1998 bis Ende 2005 um rund 85.000 Zugezogene.

Anfang 2007 lebten in Wien rd. 1,67 Millionen Menschen. Nach der letzten Volkszählung 2001 gab es nur 1,55 Millionen Wiener, davon waren 23,63 % nicht in Österreich geboren. 16,02 % der Wiener Wohnbevölkerung sind keine österreichischen Staatsbürger. Etwa 48.000 Menschen türkischer Herkunft und rund 120.000 Personen aus den ehemals jugoslawischen Ländern Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien und Slowenien stellen in Wien mit Abstand die größten Volksgruppen (50 %) unter der ausländischen Bevölkerung, sowohl nach Staatsbürgerschaft als auch nach Geburtsland. Weitere Herkunftsregionen sind die ehemaligen Ostblock-Länder, hier vor allem Polen (ca. 25.000), Tschechien (ca. 21.000), Ungarn (ca. 12.000) und Rumänien (ca. 10.000). Außerdem leben in Wien rund 26.000 Deutsche, 4.000 Italiener, 3.000 US-Amerikaner, 2.500 Schweizer Bürger und etwa 12.000 Menschen aus sonstigen EU-Ländern.

Seit 2000 wächst Wien um etwa 20.000 Einwohner pro Jahr. Laut Statistik Austria (Okt. 2005) wird Wien im Jahr 2045 wieder die 2-Millionen-Grenze überschreiten. Verantwortlich hierfür sind der stetige Zuzug und die steigenden Geburtenzahlen, insbesondere von Menschen ausländischer Herkunft. 2007 veröffentlichte Prognosen lassen erwarten, dass die 2-Millionen-Grenze bereits 2030 erreicht werden könnte.

Autochthone Sprachgruppen

Verschiedene Sprachgruppen genießen in Wien die Anerkennung als autochthone Sprachgruppen. Dies sind die tschechisch-sprachigen Wiener, die ungarisch-sprachigen, die slowakisch-sprachigen und die Sinti und Roma. Die rechtliche Stellung als gesonderte Sprachgruppe ist ähnlich geregelt wie im Burgenland.

Wanderungsbewegung in den „Speckgürtel“

Seit den 50er-Jahren machen sich mehrere Siedlungstrends in der Agglomeration Wien bemerkbar. Einerseits war fast die gesamte Region von großen Geburtendefiziten geplagt, andererseits konnte großer Zuzug von Außen Wien und seine Umlandgemeinden in den meisten Fällen vor einem Rückgang schützen. In vielen Vororten machte sich bereits auch ein regelrechter Bauboom durch Zuwanderer bemerkbar. Mit der Entwicklung großer Gewerbegebiete südlich von Wien wurde der Zuzug weiter angekurbelt, aber auch aus Wien selbst zogen in den letzten Jahrzehnten immer mehr Personen in die Grünlagen in den Randbezirken Wiens, zusehends aber auch in die Umlandsiedlungen der Stadt. Es entwickelte sich ein so genannter „Speckgürtel“ um die Bundeshauptstadt, welcher eine kontinuierlich steigende Anzahl von Personen aus anderen Teilen des Bundeslands Niederösterreich, wie zum Beispiel den an Bevölkerungsschwund leidenden Bezirken Waidhofen an der Thaya, Zwettl und Gmünd anzieht, und teilweise auch aus Wien abzieht.

Grund ist einerseits die schwierigere Arbeitsplatzsituation in den nördlichen Bezirken Niederösterreichs und andererseits das Bedürfnis vieler Menschen, vor allem von Familien, über ein Haus oder eine Wohnung in ruhiger Grünlage zu verfügen. Dieser Trend hat sich ab den 80er-Jahren vielerorts noch verstärkt, begünstigt durch immer kürzere Pendelzeiten auf Straße und Schiene.

Im Wesentlichen beschränkte sich die Wanderungsbewegung im Wiener Umland daher bisher auf die Gemeinden entlang großer Verkehrsachsen wie der West- und Südbahn sowie den Autobahnen West- (A1), Süd- (A2), Ost- (A4) und Donauuferautobahn (A22). Künftig wird sich mit der besseren Erschließung des Nordens und Ostens von Wien durch Eisen- und Autobahnprojekte – die Nordautobahn (A5) soll 2009 eröffnet werden – auch dort eine dichtere Besiedelung ergeben. Das statistische Amt der niederösterreichischen Landesregierung prognostiziert für zahlreiche Gemeinden des Bezirks Wien-Umgebung zwischen 2005 und 2010 einen Zuwachs von 5 % (Schwechat, Klosterneuburg, Gerasdorf, Purkersdorf), 4,9 % (Tulln, Baden) oder 5,5 % (Korneuburg). Auch für die an der künftigen Nordautobahn gelegenen Bezirke Gänserndorf, Mistelbach und Hollabrunn wird von stärkerem Wachstum ausgegangen.

Durch diese Siedlungsbewegungen der letzten Jahrzehnte, die auch weiterhin andauern, ergaben sich an fast sämtlichen Stadteinfahrten Wiens große Probleme mit der Bewältigung des Pendelverkehrs, da viele der in den Speckgürtel gezogenen Personen trotz hohen Arbeitsplatzangebots im Gewerbegebiet südlich von Wien über einen Arbeitsplatz in Wien verfügen (siehe hierzu auch die Spalte „Pendl. n. Wien“ in der untenstehenden Tabelle).

Die Bevölkerungsentwicklung in den Wiener Umlandgemeinden war in den letzten Jahrzehnten meist durch stagnierendes oder rückläufiges Geburtendefizit, sowie kontinuierliche oder ansteigende Zuwanderungsraten geprägt. Die Einwohnerzahl begann nach Ende des Zweiten Weltkriegs in den meisten Wiener Umlandgemeinden rasch und kontinuierlich zu steigen. Nur in wenigen, so zum Beispiel Schwechat, bewirkte das hohe Geburtendefizit bis in die 1970er-, 80er-Jahre eine Stagnation der Bevölkerungszahl, oder ein nur abgeschwächtes Wachstum.

Nebenstehende Tabelle stellt den Bevölkerungszuwachs seit 1951 dem seit 1981 in Relation. Für den Zeitraum von 1981 bis 2001 wird zudem die Wanderungsbilanz und die Geburtenbilanz angegeben. Dadurch wird erkennbar, dass in vielen Gemeinden ein großer Teil des Bevölkerungszuwachses seit den 1980er-Jahren stattgefunden hat, und alleine der starken Zuwanderung, die zum Teil auch aus Wien stammt, zu verdanken ist. So erkennt man zum Beispiel an der niedrigeren Wachstumsrate von 1951 bis 2001, dass Klosterneuburg von 1951 bis 1981 einen Bevölkerungsrückgang erlebt hatte, und erst seit 1981 wieder an Einwohnern zulegt, oder dass Maria Enzersdorf im Vergleich zu 1951 zwar doppelt so viele Einwohner hat, aber seit 1981 wieder 10 % der Einwohner verloren hat, was eine seltene Ausnahme für Wiener Umlandgemeinden ist.

Auffällig ist auch, dass Klosterneuburg, Mödling – aber auch Pressbaum – ein im Vergleich zur eigenen Einwohnerzahl und zu anderen Gemeinden sehr hohes Geburtendefizit aufweisen, was auf einen höheren Altersdurchschnitt mit wenigen Jungfamilien hinweisen kann. Einen besonderen Ausnahmefall im Vergleich zu anderen Umlandgemeinden stellt auch Wiener Neudorf dar. Dieses hatte als einzige Gemeinde in der Umgebung Wiens zwischen 1981 und 2001 gleichzeitig einen hohen Geburtenüberschuss und eine Abwanderung zu verzeichnen. Außerdem pendelt mit 38,8 % der zweitniedrigste Anteil an den Erwerbstätigen Wiener Neudorfs zum Arbeiten nach Wien, wie in der Spalte rechts außen zu erkennen ist. Generell ist der Anteil der nach Wien pendelnden Personen in den südlichen Vorstädten (z. B. Brunn am Gebirge, Wiener Neudorf) geringer als in den westlichen und nördlichen (z. B. Gerasdorf, Purkersdorf), was natürlich an den zahlreichen Arbeitsplätzen südlich von Wien liegt.

Bevölkerungszuwachs, Wanderungs- und Geburtenbilanz in den Wiener Umlandgemeinden:
Reihung nach Bevölkerungszuwachs seit 1981
Entf.
in km
GemeindeBev.-Zuw.
1981 bis 2001
Bev.
2001
Bev.-Zuw.
1951 bis 2001
Wandr.bil.
seit 1981
Geb.bil.
seit 1981
Pendl.
n. Wien
30,0Gänserndorf+61 %7.928+130 %+3.031−1950,7 %
12,0Gerasdorf+56 %8.231+137 %+ 3.068−11673,0 %
14,5Biedermannsdorf+56 %2.904+153 %+698+34747,1 %
14,5Purkersdorf+51 %7.762+48 %+2.359+25664,9 %
15,5Gablitz+48 %4.393+113 %+1.722−29164,8 %
15,5Laxenburg+47 %2.736+134 %+1.019−14443,3 %
18,0Breitenfurt+46 %5.323+228 %+1.961−27961,9 %
14,5Groß-Enzersdorf+42 %8.128+66 %+2.170+22763,1 %
24,5Strasshof an der Nordbahn+41 %6.993+59 %+2.136−11665,1 %
17,5Guntramsdorf+38 %8.421+55 %+2.325+635,9 %
18,0Deutsch-Wagram+36 %6.808+70 %+1.646+14162,8 %
12,5Bisamberg+36 %4.001+124 %+1.029+3858,6 %
11,0Langenzersdorf+35 %7.261+54 %+2.031−15868,1 %
10,0Vösendorf+32 %4.899+44 %+1.454−25854,6 %
23,0Wolkersdorf+22 %6.993+35 %+1.319−19051,2 %
14,5Korneuburg+21 %11.032+40 %+2.188−26847,8 %
21,0Pressbaum+19 %5.834+33 %+1.712−77757,4 %
14,5Brunn am Gebirge+18 %9.422+60 %+1.714−26748,1 %
16,5Kaltenleutgeben+17 %2.998+130 %+367+7957,9 %
14,5Himberg+9 %5.423+40 %+1.048−60644,2 %
11,5Klosterneuburg+8 %24.797+6 %+5.955−4.13357,9 %
15,5Mödling+6 %20.405+18 %+3.337−2.20840,5 %
15,0Wiener Neudorf+6 %8.428+217 %−164+65938,8 %
13,0Perchtoldsdorf+4 %13.998+26 %+1.538−99157,5 %
11,0Schwechat+3 %15.456+15 %+880−42846,2 %
17,5Hinterbrühl+1 %4.020+25 %+451−42042,2 %
15,0Maria Enzersdorf−10 %8.202+103 %−610−33646,6 %

Legende: Entf. in km = Luftlinie Entfernung zum Zentrum Wiens in km, Bev.-Zuw. = Bevölkerungszuwachs, Geb.bil. = Geburtenbilanz, Wandr.bil. = Wanderungsbilanz; Pendl. = Anteil der Auspendler nach Wien an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen

Religion

Rudolf von Alt: Stephansdom vom Stock-im-Eisen-Platz
Der Stadttempel ist die älteste erhaltene Synagoge Wiens und Zentrum der israelitischen Kultusgemeinde

Die Stadt ist Sitz der römisch-katholischen Erzdiözese Wien; Erzbischof ist Kardinal Christoph Schönborn. Die römisch-katholische Gemeinde ist die größte Glaubensgemeinschaft Wiens, verliert jedoch stetig an Mitgliedern. Heute gehören nur 49 % der römisch-katholischen Kirche an, 1961 noch 82 %.

Zweitgrößte Glaubensgemeinschaft ist die Islamische Glaubensgemeinschaft, deren Österreich-Chef, Anas Schakfeh, ebenfalls in Wien seinen Sitz hat. In den letzten Jahrzehnten kamen viele islamischgläubige Zuwanderer nach Wien; der Islam ist in Österreich seit 1912 anerkanntes Religionsbekenntnis (damals gehörten die muslimischen Bosnier zu Österreich-Ungarn).

Drittgrößte Glaubensgemeinschaft in Wien sind die Orthodoxen Kirchen.

Wien ist Sitz der Evangelischen Kirche (Augsburger Bekenntnis) von Österreich mit Bischof Herwig Sturm und Sitz der Evangelischen Kirche (Helvetisches Bekenntnis).

Die Israelitische Kultusgemeinde Wien wird von Ariel Muzicant als Präsident und Paul Chaim Eisenberg als Großrabbiner geleitet. Bis 1938 eine der größten jüdischen Gemeinden Europas, zählt sie heute rund 7.000 Mitglieder. Siehe auch: Jüdisches Leben in Wien

Die Religionszugehörigkeit der Wiener Wohnbevölkerung setzt sich laut Volkszählung 2001 wie folgt zusammen:

römisch-katholisch:49,2 %
ohne Bekenntnis:25,6 %
islamisch:7,8 %
orthodox:6,0 %
evangelisch:4,7 %
jüdisch:0,5 %
altkatholisch:0,5 %
Sonstige bzw. keine Angabe:5,7 %

Söhne und Töchter der Stadt

Hauptartikel: Liste der Wiener Persönlichkeiten und Liste der Ehrenbürger von Wien

Kultur

Von internationaler Bedeutung ist das Wiener Musikschaffen, das bis heute von prominenten Komponisten und Musikern geprägt ist. Der Wiener Walzer, die Wiener Sängerknaben, musikalische Großveranstaltungen wie das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker oder der Wiener Opernball, aber auch die Opern- und Theatergebäude sind weltweit bekannt. Berühmt ist Wien auch für seine Literatur, Kaffeehauskultur und Küche. Wichtige Strömungen bzw. Zirkel waren oder sind etwa die Wiener Klassik, die Wiener Schule (Musik), die Zweite Wiener Schule der Musik; der Wiener Kreis der Philosophie, die Wiener Gruppe der Literatur, die Wiener Schule des Phantastischen Realismus in der Malerei, die Österreichische Schule der Wirtschaftstheorie. Europaweit wird die Zeit um 1900 als Wiener Moderne bezeichnet und trägt damit der damaligen kulturellen, künstlerischen und wissenschaftlichen Vormachtstellung Wiens Rechnung.

Musik

Goldener Saal des Musikvereinsgebäude, wo das Neujahrskonzert stattfindet

Wien gilt als Welthauptstadt der Musik. In Wien arbeiteten im Laufe der Jahrhunderte Komponisten von Weltruhm. Die bekanntesten Vertreter sind jene der Wiener Klassik (ca. 1780–1827) Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, später wirkten Franz Schubert, Franz Liszt, Johannes Brahms, Johann Strauß (Vater), Johann Strauß (Sohn), Franz Lehar, Joseph Lanner, Anton Bruckner, Gustav Mahler, sowie zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Mitglieder der Zweiten Wiener Schule (Arnold Schönberg, Anton Webern, Alban Berg) und Ernst Krenek.

Mit den Wiener Philharmonikern, die sich aus Mitgliedern des Staatsopernorchesters rekrutieren, residiert in Wien das 2006 von Fachjournalisten zum besten Orchester Europas gekürte Ensemble.

Das Wienerlied als eigene Musikgattung stand und steht auch heute noch in Wechselwirkung mit anderen Musikstilen.

In der Gegenwart sorgen unter anderem Musiker und Musikproduzenten aus dem Bereich der elektronischen Musik für internationale Bekanntheit, Wien gilt als heimliche Hauptstadt des Downbeat. Beispiele hierfür sind Kruder & Dorfmeister oder Makossa. Junge Musiklabels wie Cheap Records oder Couch Records bringen immer wieder Musiker hervor, die auch im Ausland Anerkennung erlangen, wie etwa die junge Sängerin Madita.

Auch in der Popmusik gibt es einige namhafte Interpreten aus Wien, wie zum Beispiel Rainhard Fendrich und Georg Danzer, aber auch junge Künstler wie Valérie Sajdik oder Manuel Rubey. Der international wohl bekannteste Wiener Künstler dieses Genres ist Falco, der mit dem Lied „Rock Me Amadeus” im Jahre 1986 auf Platz 1 der amerikanischen Billboard Hot 100 zu finden war.

Theater und Oper

Wiener Staatsoper, wo der alljährliche Opernball stattfindet
Das Burgtheater ist eine der renommiertesten deutschsprachigen Bühnen

Kunst und Kultur können in Wien im Bereich von Theater, Oper oder auch Bildender Kunst auf eine sehr lange Tradition zurückblicken.
Neben dem Burgtheater, das zusammen mit seiner Zweitbühne, dem Akademietheater, als eines der wichtigsten Schauspielhäuser der Welt gilt, sind auch das Volkstheater sowie das Theater in der Josefstadt namhafte Sprechtheater. Daneben gibt es noch eine Vielzahl kleinerer Bühnen, die den großen in puncto Qualität zuweilen um nichts nachstehen und sich oft moderneren, experimentellen Stücken oder dem Kabarett und der Kleinkunst verschrieben haben. Seit 2000 wird in Wien mit dem Nestroy-Theaterpreis der wichtigste Theaterpreis im deutschsprachigen Raum verliehen.
Die Staatsoper und die Volksoper bieten für jeden Geschmack etwas, wobei sich Letztere besonders der typisch wienerischen Operette, aber auch dem klassischen Musical verpflichtet fühlt.
Konzerte mit klassischer Musik finden unter anderem im Wiener Musikverein (mit dem berühmten goldenen Saal) und im Wiener Konzerthaus statt.

Das Theater an der Wien glänzte in den letzten Jahren mit Musical-Uraufführungen. Mit Abstand am erfolgreichsten war das Musical Elisabeth, das danach in der ganzen Welt in mehreren Sprachen aufgeführt wurde. Das Haus, in dem Beethovens Oper Fidelio uraufgeführt wurde, ist seit 2006 aber wieder ausschließlich Opernhaus.
Mit dem Haus der Musik hat Wien seit 2000 auch ein Klangmuseum für Kinder und Erwachsene.
Das Marionettentheater Schloss Schönbrunn pflegt das kunstvolle Spiel mit kostbaren Marionetten in Opern und Theaterstücken für Erwachsene und Kinder.

Siehe auch:

Literatur

Walther von der Vogelweide, Robert Musil, Franz Werfel, Karl Kraus, H.C. Artmann, Franzobel, Ernst Jandl, Arthur Schnitzler, Elfriede Jelinek, Elias Canetti, Ingeborg Bachmann, Franz Grillparzer, Johann Nestroy, Theodor Herzl, Hugo von Hofmannsthal, Stefan Zweig, Ferdinand Raimund, Bertha von Suttner, Georg Trakl, Friederike Mayröcker, Helmut Qualtinger, Thomas Bernhard

Bildende Kunst

Fritz Wotruba, Gustav Klimt, Egon Schiele, Oskar Kokoschka, Richard Gerstl, Edwin Grienauer

Philosophie

Ökonomie

Wissenschaft

Leistungen in den medizinischen Bereichen und der diversen Formen der Psychotherapie sind international anerkannt: z. B. Sigmund Freud, Alfred Adler, Erwin Ringel, Viktor Frankl, Harald Leupold-Löwenthal

Im Forschungsbereich konnte sich Wien erfolgreich als Standort für Pharmakonzerne etablieren. So betreibt hier etwa Baxter International ein großes Laboratorium.

Ludwig Boltzmann, Viktor Kaplan, Ernst Mach, Christian Doppler, Robert Adler

Museen

Kunsthistorisches Museum (Maria-Theresien-Platz)
Das MuseumsQuartier in den ehemaligen Hofstallungen
Das Wien Museum am Karlsplatz

In der Hofburg sind die Schatzkammer der Habsburger (Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reichs und die Krone des Kaiserhauses Österreich), das Sisi-Museum (über Kaiserin Elisabeth), die Kaiserappartements, die Silberkammer (mit Hof- und Tafelsilber) und weiters die Vorführungen der Lipizzaner in der Spanischen Hofreitschule zu besichtigen. Die Grafische Sammlung Albertina gehört ebenfalls zum Hofburgkomplex und hat in jüngster Zeit ihre Ausstellungstätigkeit über die Präsentation von Grafik hinaus auf Gemälde und Skulpturen bis hin zu moderner Kunst erweitert. In dem Neue Burg genannten Trakt der Hofburg am Heldenplatz befinden sich weitere Teile des Kunsthistorischen Museums, wie das Ephesos-Museum, die Sammlung alter Musikinstrumente, die Hofjagd- und Rüstkammer sowie das Museum für Völkerkunde.

Der Hofburg gegenüberliegend, auf dem Maria Theresien Platz, befinden sich die beiden beinah identischen Gebäude des Kunsthistorischen Museums Wien, deren Gemäldegalerie die Sammlung alter Meister des 15. bis 18. Jahrhunderts zeigt: Meisterwerke unter anderem von Pieter Bruegel, Peter Paul Rubens, Tizian, Rembrandt, Velazquez.., und des Naturhistorischen Museums in welchem unter anderem die Venus von Willendorf, die älteste Darstellung einer Fruchtbarkeitsgöttin, zu sehen ist.

Überquert man die breite Straße auf der anderen Seite der Museen, befindet man sich vor dem Eingang zum MuseumsQuartier, eines der zehntgrößten Kulturareale der Welt, welches in den 1990er Jahren in den ehemaligen k. u. k. Hofstallungen errichtet, und 2001 eröffnet wurde. Es umfasst das Museum moderner Kunst – Stiftung Ludwig, das Leopold Museum mit der weltweit größten Sammlung von Werken von Egon Schiele und weiters hauptsächlich Werken des Wiener Secessionismus, der Wiener Moderne und des österreichischen Expressionismus (Gustav Klimt, Richard Gerstl, Oskar Kokoschka, Broncia Koller..), die Kunsthalle Wien (mit wechselnden Ausstellungen aktueller Gegenwartskunst) sowie das Tanzquartier Wien, das Architekturzentrum Wien (Architekturmuseum) sowie das Kindermuseum ZOOM.

Die Österreichische Galerie Belvedere präsentiert im barocken Schloss Belvedere Kunst aus Österreich vom Mittelalter über das Barock bis zum beginnenden 20. Jahrhundert, darunter wesentliche Arbeiten von Gustav Klimt (Der Kuss) und Egon Schiele. Im Unteren Belvedere wurde 2006/2007 eine neue Ausstellungshalle errichtet. Das Liechtenstein-Museum zeigt Barockkunst und Teile der Sammlungen des Fürstenhauses Liechtenstein, einer der weltweit größten privaten Kunstsammlungen. Das Wien Museum (früher Historisches Museum der Stadt Wien) dokumentiert die regionale Stadtgeschichte mit Wechselausstellungen und betreut darüber hinaus die über Wien verstreuten Gedenkstätten der Musiker Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert und Johann Strauß. Wolfgang Amadeus Mozart ist seit 2006 das Mozarthaus Vienna gewidmet, welches in einem ehemaligen Wohnhaus des Komponisten untergebracht ist, in dem er an der Oper Le nozze di Figaro arbeitete (und daher früher Figarohaus genannt wurde).

Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl anderer Museen, vom Heeresgeschichtlichen Museum über das Technische Museum, die Wagenburg (alte Pracht-Pferdekutschen) bis hin zum Wiener Uhrenmuseum und zum Bestattungsmuseum. Nicht zu vergessen sind die Wiener Bezirksmuseen, die einen Einblick in die Geschichte der jeweiligen Bezirke geben.

Hinzu kommen noch mehrere Ausstellungshäuser, wie die Wiener Secession, das BA-CA Kunstforum, das Künstlerhaus Wien und andere.

Architektur

Die weit sichtbare Kuppel der Kirche am Steinhof
Hundertwasserhaus

In Wien finden sich Bauwerke aller Stil-Epochen der Architektur, von der romanischen Ruprechtskirche über den gotischen Stephansdom, die barocke Karlskirche, die hochbarocke Jesuitenkirche und die Bauten des Klassizismus bis zur Moderne. Besonders hervorzuheben ist jedoch die Architektur der Gründerzeit, die die ehemalige Kaiserstadt Wien wie aus einem Guss erscheinen lässt. Genau diese ist es, die in ehemaligen Städten der Donaumonarchie, wie Budapest oder Prag oder Lemberg im ehemaligen Galizien, deren Zugehörigkeit zu Österreich-Ungarn architektonisch repräsentiert. Der Jugendstil hat ebenfalls seine Spuren in Wien hinterlassen: Die Secession, die Stadtbahnstation Karlsplatz und die Kirche am Steinhof von Otto Wagner zählen zu den weltweit bekanntesten Bauten dieser Epoche. 1910 entstand mit dem Kai-Palast auch das österreichweit erste Bürohochhaus in Stahlbetonbauweise.

Wien hat eine lange und große Tradition als Schauplatz und Ausbildungsort internationaler Architektur, folgende Namen stammen von hier bzw. studierten hier: Adolf Loos, Josef Hoffmann, Otto Wagner, Joseph Maria Olbrich, Josef Plecnik, Richard Neutra, Rudolph Michael Schindler, Margarete Schütte-Lihotzky, Friedrich Kiesler, Josef Frank, Coop Himmelblau, Gustav Peichl, Günther Domenig, Hans Hollein.

Eine der beliebtesten Touristenattraktionen stellt das Hundertwasserhaus von Friedensreich Hundertwasser dar, das als Gegenmodell zur nüchternen modernen Architektur gedacht ist. Ebenfalls von Hundertwasser künstlerisch gestaltet wurde die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Ein weiteres Beispiel außergewöhnlicher Architektur ist die Wotrubakirche (Kirche Zur Heiligsten Dreifaltigkeit) des Bildhauers Fritz Wotruba. Auffällig im Stadtbild sind auch die Wiener Flaktürme und die Wiener Hochquellwasserleitung.

Eine Reihe von Stadtteilen wurden seit den 1990er Jahren neu erschlossen. Umfangreiche Bauvorhaben wurden rund um die Donau City (nördlich der Donau) und am Wienerberg (im Süden von Wien) umgesetzt. Der 202 m hohe Millennium Tower am Handelskai ist seit 1999 das bisher höchste in Wien gebaute Hochhaus und Zeichen einer architektonischen Wende in Wien hin zu mehr Selbstbewusstsein, aber auch Konformität. In den letzten Jahren werden vermehrt alte Gebäude mit moderner Architektur kombiniert, wie bei der Revitalisierung der Gasometer 2001, welche weltweites mediales Interesse auf sich zog. Der 2002 geschaffene Diva Award zeichnet jährlich mutige Immobilienprojekte aus, die das neue Selbstbewusstsein der Stadt demonstrieren.

Wien hat im Vergleich zu anderen Metropolen eine statistisch geringe Anzahl von Hochhäusern. Derzeit gibt es um die 100 Bauwerke über 40 m Höhe (Stand: Anfang 2006). Die Stadtverwaltung setzt hier mittlerweile auf Qualität vor Quantität, mit dem Ziel, die Naturräume Wiens und die als Weltkulturerbe anerkannten historischen städtebaulichen Elemente zu erhalten. An geplanten Hochhausprojekten, die in den 1950er-Jahren verwirklicht werden sollten, entzündeten sich wiederholt hitzige Diskussionen – zum Beispiel beim Bau des Gartenbauhochhauses, dessen Planung 1950 begann, aber erst 1963 fertiggestellt werden konnte.

Deshalb gelten in Wien sehr strenge Richtlinien für die Planung, Genehmigung und den Bau von Hochhäusern. Gemäß Stadtplanung sind weite Teile Wiens, insbesondere in den inneren Bezirken, Ausschlusszonen, in denen keine Hochhäuser errichtet werden dürfen.[5]

Nur rund 26 % der Gesamtfläche Wiens kommen somit überhaupt für die Hochhausplanung infrage. Auch dort müssen die Bauwerke dem städtebaulichen Leitbild entsprechen, eine Reihe von Auflagen erfüllen und dürfen keine bedeutenden Sichtachsen beeinträchtigen. Deshalb entstehen neue Hochhäuser vorrangig in äußeren Bezirken, wo noch mehr Gestaltungsspielraum vorhanden ist und weniger städtebauliche Besonderheiten berücksichtigt werden müssen.

Siehe auch: Liste der höchsten Bauwerke in Wien und Ungebautes Wien

Esskultur

Kulinarisches

Wiener Schnitzel
Die Sachertorte mit Schlagobers
Der Naschmarkt um 1900, noch heute sehr beliebt

Hauptartikel: Wiener Küche

Die traditionelle Wiener Küche ist geprägt von den früheren Einflüssen der Zuwanderer aus den Regionen und Ländern der k.u.k.-Monarchie. Bedingt durch die Lage der Stadt nahe der Grenze zu Ungarn und dem früheren Böhmen finden sich vor allem Speisen aus diesen Ländern auf den Speisekarten. So stammt das Gulasch mit seinen Wiener Varianten – dem Wiener-, Fiaker- und dem Zigeuner-Gulasch – aus Ungarn. Aus Böhmen kamen vor allem die Mehlspeisen, wie verschiedene Strudel, Golatschen und Palatschinken; aber auch die Knödel, die zum Schweinsbraten serviert werden.

Immer noch sehr beliebt ist das Wiener Schnitzel, dessen Urform möglicherweise aus Mailand stammt. Dabei handelt es sich um ein paniertes Kalbsschnitzel, das in Lokalen mit Wiener Küche angeboten wird. Als Beilage wird üblicherweise Erdäpfel­salat gereicht. Daneben gibt es als billigere und häufigste Variante auch das Schweinsschnitzel Wiener Art. Zu den Spezialitäten auf dem Speiseplan gehört der Tafelspitz mit geriebenem Kren (vermischt mit Äpfeln oder Semmeln), kleinen gekochten Salzkartoffeln und oft auch Spinat. Neben der traditionellen Wiener Küche finden sich auf den Speisekarten auch Gerichte aus den anderen Bundesländern, wie Salzburger Nockerln, Tiroler Gröstl oder Kärntner Kasnudeln.

Zum Stadtbild Wiens gehören in belebten Gegenden die Würstelstände, an denen verschiedene heiße Würstel als Imbiss zu kaufen sind. Neben den Frankfurtern, die außerhalb Österreichs meist als „Wiener“ bekannt sind, zählen die Burenwurst (Burnheitl „Burenhaut“, auch Haaße „Heiße“) und die Käsekrainer (scherzhaft „Eitrige“) zu den beliebtesten Sorten. Auf Wunsch werden sie mit Essiggurken, eingelegten Pfefferoni, süßem oder scharfem Senf und einer Schnitte Brot oder einer Semmel als Beilage gereicht. Zum Standardsortiment jedes Würstelstands gehört auch der Leberkäse. Alternativ zum Hot Dog wird oft auch der Bosner angeboten, der mit einer kleinen Bratwurst gefüllt ist.

Im Winter kann man an belebten Straßenecken bei den Maronibratern, kleinen Ständen mit einem Bratofen, gebratene Maroni, gebratene Erdäpfel, Kartoffelpuffer und manchmal auch geröstete Mandeln kaufen.

Der größte und vielseitigste Markt mit festen Ständen ist der Naschmarkt, wo man Obst, Gemüse, Gewürze, Fisch, Fleisch und vieles mehr aus aller Welt kaufen kann. Der Naschmarkt gilt als der Spezialitätenmarkt Wiens. Der längste Straßenmarkt Europas ist hingegen der Brunnenmarkt im 16. Wiener Gemeindebezirk. In der Innenstadt gibt es eine Reihe von Spezialitätengeschäften, wie z. B. Julius Meinl.

In den vergangenen Jahrzehnten fanden auch in Wien italienische Restaurants bzw. Pizzerias und China-Restaurants unterschiedlichsten Niveaus ein breites Publikum. In den letzten Jahren kamen aus der asiatischen Küche zuerst japanische und indische und schließlich auch thailändische und vietnamesische Restaurants dazu. Daneben gibt es eine Vielzahl von Gastronomiebetrieben mit Speisen aus aller Welt, vom Balkan über Griechenland und die Levante bis zu den Küchen Afrikas oder Südamerikas. Die Würstelstände erhielten Konkurrenz durch internationale Fast-Food-Franchiser und Kebab-Stände.

Wiener Kaffeehaus

Im Café Central

Eine weitere Besonderheit der Wiener Kultur stellt das Wiener Kaffeehaus dar, in dem neben einer Vielzahl von Kaffeespezialitäten auch kleine Speisen serviert werden. Viele Besucher nutzen die Möglichkeit, während ihres Besuchs stundenlang die meist reichlich vorhandenen Zeitungen zu lesen. Neben vielen neueren chromblitzenden, Espresso genannten Kaffeebars italienischen Stils, existieren noch viele „echte“ Wiener Kaffeehäuser, die in Angebot, Ausstattung und Stil den ursprünglichen Charme dieser Institution bewahrt haben. Übrigens gelten Armenier als die eigentlichen Gründer der Wiener Kaffeehauskultur.

Heurigenkultur

Wien ist weltweit eine der wenigen Metropolen mit eigenem Weinanbaugebiet. Dieser Wein wird in Wien in kleinen Lokalen (Heurigen) ausgeschenkt, die sich vor allem in den Weinbaugebieten Döblings (Grinzing, Neustift am Walde, Nußdorf, Salmannsdorf, Sievering), Floridsdorfs (Stammersdorf, Strebersdorf), Mauer und Oberlaa konzentrieren. Der Wein wird oftmals auch als Gespritzter getrunken, einem Mischgetränk aus Weißwein und Soda- oder Mineralwasser, wobei das Mischungsverhältnis jahreszeitlich variieren kann (Sommer- oder Wintergespritzter).

Kino und Film

Vor dem Kino Klein im Wurstelprater, 1905

Noch bevor am 20. März 1896 in der Wiener Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproduktionsverfahren die erste belegte öffentliche Kinovorführung mit dem Lumière’schen Kinematographen vor geladenem Publikum stattfand, soll in Josefine Kirbes’ Schaubude im Wiener Prater die erste Präsentation von „Lebenden Bildern“ stattgefunden haben. Wien markierte damals den Beginn der Österreichischen Filmgeschichte – es entstanden die ersten Zelt- und später die ersten festen Kinos. Zentren waren dabei die Innere Stadt (z. B. das Homes-Fey-Kino am Kohlmarkt), der Wurstelprater mit dem Münstedt Kino Palast, dem Lustspieltheater (mit bis zu 1000 Besuchern eines der größten) und anderen, sowie die Mariahilfer Straße in Wien-Mariahilf.

Ab 1906 wurden in Wien erste Kurzfilme produziert, wobei die zahlreichen französischen Filmschaffenden damals auch in Wien noch die Überzahl im Vergleich zu den heimischen Aktiven stellten. Ab 1910 setzte mit Gründung der Wiener Kunstfilm-Industrie die österreichische Stummfilmproduktion ein. Es folgte die Sascha-Filmfabrik Wien des böhmischen Grafen Alexander Kolowrat-Krakowsky, 1913 in Liesing (damals eigene Gemeinde, heute 23. Bezirk) gegründet, 1914 im 20. Gemeindebezirk Brigittenau eingerichtet. Im Ersten Weltkrieg entstanden neben zahlreichen Propagandaproduktionen auch die ersten (Kriegs-)Wochenschauen. 1918 wurden landesweit 100 Filme produziert – der Löwenanteil davon in Wien. In den folgenden Jahren erreichte die Filmproduktion auch ihren Höhepunkt. Spitzenjahr war 1920 mit 142 Produktionen. 1923 eröffnete die Vita-Film die „Rosenhügel-Filmateliers“, die noch wesentlich größer und moderner als die Sascha-Film-Studios in Sievering waren. Über ein dutzend weitere Filmproduktionsgesellschaften produzierten damals regelmäßig Filme. Wien war als Sitz von Filmgesellschaften und Produktionsort von Beginn an für fast jeden österreichischen Film verantwortlich und zeitweise auch europaweit von Bedeutung. Unumstrittene Hauptstadt der deutschsprachigen Filmproduktion war aber seit je her Berlin, welches in den 1920er-Jahren auch zur „Filmhauptstadt Europas“ avancierte.

Die 1923 von der Vita-Film eröffneten damals größten und modernsten Filmstudios Österreichs.

Mit Sodom und Gomorrha wurde 1923 am Laaer Berg ein Film gedreht, der wegen seiner aufwändigen Szenen, bei denen sogar Darsteller ums Leben kamen, für Aufsehen sorgte. Im auch für Filmproduzenten äußerst beliebten Wiener Prater wurden nach während den unterdrückenden Zuständen im Ständestaat mehr Filme als je zuvor produziert. Die Umstellung von Stumm- auf Tonfilm führt ab 1929 zu Demonstrationen der bis dahin eingesetzten Kinomusiker und zum Untergang zahlreicher Grätzlkinos, die sich die Umbaukosten nicht leisten konnten. Dennoch stieg die Zahl der Wiener Kinos weiter an, auf 222 im Jahr 1939, als die Nationalsozialisten bereits sämtliche Kinos mit jüdischgläubigen Besitzern „arisiert“ hatten. Mit der schrittweisen Enteignung der Sascha-Film ab 1935 entstand aus dieser 1938 die Wien-Film, die mittels der Cautio Treuhandgesellschaft der Reichsfilmkammer unterstand, und Wien neben Berlin und München zur Hauptproduktionsstätte von Propagandafilmen werden ließ.

Das Apollo-Kino in Mariahilf

Bei der „Entnazifizierung“ durch die Alliierten im besetzten Nachkriegswien gingen zahlreiche Kinos unberechtigterweise in die Stadteigene Kinobetriebsanstalt (Kiba) über. Zugleich setzte mit Gründung neuer Filmgesellschaften, wie zum Beispiel der Belvedere-Film 1947, die Heimat- und Musikfilm-Produktion wieder an, um zu ihrem absoluten Höhepunkt in den 1950er- und 1960er-Jahren aufzusteigen. Mitten drin wieder viele Wiener Schauspieler, wie Hans Moser, Peter Alexander, Waltraud Haas, Romy Schneider, Hans Holt und Nadja Tiller – um nur ein paar zu nennen. Einer der bedeutendsten Regisseure zu dieser Zeit war Franz Antel – ebenfalls ein Wiener. 1948 wurde mit „Der dritte Mann“ ein mit internationalen Starschauspielern besetzter Spionagefilm abgedreht, der Wien weltweit einen Popularitätsschub verschaffte und als Nebeneffekt dem Sieveringer Zitherspieler Anton Karas zu unverhoffter Bekanntheit verhalf.

Doch die 1960er-Jahre waren auch vom einsetzenden Kinosterben geprägt. Existierten 1953 noch über 200 Kinos in der Stadt, blieben 1983 lediglich 69 Kinos mit 96 Sälen über. Mit steigender Verbreitung von Multiplex-Kinos ab den 1980er-Jahren konnte zwar der Trend der sinkenden Kinoanzahl nicht gestoppt werden, doch stieg in den 1990ern die Anzahl der Säle auf 191 im Jahr 2001 wieder an. Wegen des nunmehrigen Überschusses und geringerer Auslastung sank die Zahl auf Kosten weiterer Kinos bereits 2002 wieder auf 166 ab.

Das 1900 gegründete Erika-Kino in der Kaiserstraße galt bei seiner Schließung im Jahr 1999 als ältestes noch betriebenes Kino der Welt. Heute ist es ein Theaterspielraum. Seither gelten die 1905 gegründeten, im 14. Wiener Gemeindebezirk befindlichen Breitenseer Lichtspiele als das älteste noch bespielte Kino Wiens.

Siehe auch: Kino und Film in Österreich und Österreichische Filmgeschichte

Sub- und Jugendkultur

Das WUK an der Währinger Straße ist beliebter Jugendtreffpunkt

Eine eigenständige Jugendkultur abseits des Mainstreams gibt es auch in Wien, wenngleich sie nie über ein gewisses Nischendasein hinausgekommen ist.

Eines der ältesten Zentren für Jugend- und Subkultur ist das WUK auf dem Standort des ehemaligen TGM, das in den frühen 1980er-Jahren zu einem freien Kultur- und Werkstättenhaus wurde. Auch heute noch finden hier eine Vielzahl künstlerischer Veranstaltungen aller Art statt.

Ein bekannter Veranstaltungsort der Stadt für subkulturelle Aktivitäten ist das früher im Besitz der KPÖ stehende und von Autonomen besetzte Ernst-Kirchweger-Haus (EKH). Dort wurden neben diversen Workshops, Arbeitsgruppen, Informations- und Beratungstätigkeiten auch regelmäßig Konzerte und Partys mit Rock, Punk oder auch Tekno abgehalten. Auch die Volxtheaterkarawane, die durch diverse Aktionen z. B.: Verhaftung in Italien beim G8 Gipfel, bereits mehrmals für öffentliches Aufsehen gesorgt hat, findet ihre Heimat im EKH. Mittlerweile ist dieser Treffpunkt im Besitz der Stadt Wien.

Ein weiteres Zentrum von Jugend- und Subkultur ist das Flex am Donaukanal, das internationale, genreübergreifende Konzerte und DJ-Events, die irgendwo zwischen Pop- und Alternativmusik angesiedelt sind, aufwartet und somit auf ein großteils jugendliches Publikum verweisen kann. Obwohl direkt am Kanal gelegen und daher ohne Anrainer, gab es bei seiner Etablierung am jetzigen Standort heftige Proteste von Bezirkspolitikern.

Auf dem Gelände des alten Schlachthofs in der Baumgasse befindet sich die Arena Wien, ein ehemals besetztes Gelände, das mittlerweile eine eigenständiges Kulturzentrum ist. Bestehend aus Großer Halle, kleiner Halle, Dreiraum und Beisl finden hier regelmäßig Konzerte und Partys statt. Im Sommer gibt es auch etliche Konzerte und ein Open-Air-Kino auf der großen Freiluftbühne im Zentrum der Arena.

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, da im Untergrund aktiv, ist die Wiener Freetekno-Szene. Nur gelegentlich veranstalten Soundsysteme auch in bekannten Clubs öffentlich bekannt gegebene Tekno-Partys. Die meisten Veranstaltungen finden in Hallen am Stadtrand oder etwas außerhalb der Stadtgrenze, in Niederösterreich, statt. Angekündigt werden die Partys im Freundes- und engeren Bekanntenkreis per Mundpropaganda oder Infoline.

Sonstige Kultur

Zwischen Michaelerplatz und Josefsplatz befindet sich die Spanische Hofreitschule. Hier werden Vorstellungen der Hohen Schule der Reitkunst der Lipizzaner gezeigt.

Veranstaltungen

Stadtkino zur Viennale

(Auswahl, chronologisch)

  • Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im Musikverein, 1. Jänner (ORF-TV- und -Radioübertragung)
  • Wiener Eistraum, Eislaufen auf dem Rathausplatz (Jänner bis März)
  • Philharmonikerball, Ball der Wiener Philharmoniker im Musikverein, Treffpunkt der Wiener Gesellschaft
  • Wiener Opernball – Einer der gesellschaftlichen Höhepunkte im Fasching, in der Staatsoper, zum Teil vom ORF live übertragen
  • Zahlreiche weitere Faschingsbälle vom Kaffeesiederball bis zum Bonbonball, vom Ball der Technik bis zum Blumenball
  • Musikfestival OsterKlang
  • Wiener Frühlingsfestival (Konzerthaus, Musikverein)
  • Wiener Festwochen, jährliches fünfwöchiges Festival mit Theater-, Musik- und anderen kulturellen Produktionen, Gastspiele aus ganz Europa
  • Life Ball: die größte Aids-Benefiz-Veranstaltung in Europa findet in Anwesenheit internationaler Prominenz jährlich vor und im Rathaus statt
  • Donauinselfest: 1983 zum ersten Mal auf der Donauinsel ausgetragenes Musikfestival. Bei freiem Eintritt besuchen mittlerweile jeden Sommer rund drei Millionen Menschen die auf mehreren Bühnen drei Tage lang veranstalteten Konzerte (Europas größtes Freiluftfestival mit freiem Eintritt)
  • Film Festival auf dem Wiener Rathausplatz: jeden Juli und August werden jeden Abend auf dem Rathausplatz Opern- und Konzertfilme auf Großleinwand vorgeführt, Eintritt frei. An diversen Ständen werden kulinarische Köstlichkeiten aus aller Welt angeboten.
  • Viennale Vienna International Film Festival: findet seit 1960 jedes Jahr im Oktober statt
  • Wiener Adventzauber (Christkindlmarkt auf dem Rathausplatz) und weitere Weihnachtsmärkte, z.B. vor dem Schloss Schönbrunn
  • Wiener Silvesterpfad durch die Altstadt am 31. Dezember
  • Kaiserball in der Hofburg am 31. Dezember

Infrastruktur

Stadtplanung

Der Wiener Stadtentwicklungsplan (kurz STEP) wird von der MA 18 (Magistratsabteilung 18) erstellt, legt die Richtlinien für die Stadtentwicklung in den nächsten Jahren fest und trägt somit maßgeblich zur städtischen Infrastruktur bei. Der Stadtentwicklungsplan 2005 (STEP 05) befasst sich mit einem Dutzend von Zielgebieten, beispielsweise der Waterfront, einem Gebiet vom Donaukanal über den Praterstern, Nordbahnhof, Handelskai zur Alten Donau, oder dem Wiental. Die Stadtplanung befasst sich weiters auch mit der regionalen und internationalen Verkehrsanbindung Wiens.

Verkehrsverbindungen

34 % aller Wege werden in Wien mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt, das ist europäischer Spitzenwert. Weitere 30 % werden zu Fuß bewältigt, und 36 % der Wege mit dem eigenen Fahrzeug. Nach wie vor zu gering erscheint den Wiener Stadtplanern der Anteil der Wege, die mit dem Fahrrad zurückgelegt werden.

Zwölf Donaubrücken verbinden das Stadtgebiet, das durch Donau und Donaukanal geteilt wird.

Öffentlicher Nahverkehr

Vier Generationen der „Bim
Stadtbahnstation Karlsplatz
„Silberpfeil“ U-Bahngarnituren von Simmering-Graz-Pauker

Wien hat ein großes Netz öffentlicher Verkehrsmittel. Es besteht aus den zu den ÖBB gehörenden Schnellbahn-Linien, der Badner Bahn und dem Netz der Wiener Linien (U-Bahn, Straßenbahn und Autobuslinien), weiters dem City Airport Train und diversen privaten Autobuslinien. Die öffentlichen Verkehrsmittel transportieren 750 Millionen Fahrgäste im Jahr.

Die Wiener Straßenbahn existiert seit 1865, als die erste Pferdetramway ihren Fahrbetrieb aufnahm. Das Straßenbahnnetz wurde in den folgenden Jahrzehnten massiv ausgebaut und ist auch heute noch, nachdem mit dem zunehmenden Individualverkehr der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einige Linien zugunsten des Kfz-Verkehrs aufgelassen wurden, mit einer Gleislänge von 232 km eines der längsten Straßenbahnnetze der Welt. Wien hat mit 188 km Länge sogar das drittlängste innerstädtische Straßenbahnnetz der Welt hinter Sankt Petersburg und Melbourne. Zusätzlich verkehrte seit 1898 die im Jugendstil errichtete Stadtbahn, der Autobuslinienbetrieb wurde in Wien am 23. März 1907 aufgenommen.

Die Diskussion über den U-Bahn-Bau dauerte Jahrzehnte lang. Die Stadtverwaltung entschloss sich Mitte der sechziger Jahre des 20. Jh. dazu, ein U-Bahn-Netz zu errichten, die Bauarbeiten begannen 1969. Die Wiener U-Bahn wurde 1976 (Test auf einer Stadtbahnteilstrecke) bzw. 1978 (erste Neubaustrecke: südlicher Teil der U1) eröffnet und bis heute ständig erweitert. Für den U-Bahn-Verkehr wurden auch die Strecken der Wiener Stadtbahn (ausgenommen die seit 1987 als ÖBB-Schnellbahn betriebene Vorortelinie) adaptiert. Das Wiener U-Bahn-Netz besteht zur Zeit aus fünf U-Bahn-Linien, ist 65, km lang, hat 90 Stationen und transportiert jährlich ca. 430 Millionen Fahrgäste.

Rund 500 Busse der stadteigenen Wiener Linien verkehren heute auf 640 km Netzlänge auf 45 Tages- und 21 Nachtbuslinien, die jährlich rund 120 Millionen Fahrgäste verzeichnen. Darüber hinaus fahren auch noch, vor allem in den Stadtrandzonen, private Busunternehmen in Tarifgemeinschaft mit den Wiener Linien. Gemeinsam mit den Bahn- und Buslinien im Umland bis etwa 60 km Entfernung vom Zentrum Wiens bildet das Wiener Verkehrsnetz den Verkehrsverbund Ost-Region.

Seit den 1990er Jahren versucht die Stadt Wien vermehrt, die Wiener Linien behinderten- und seniorenfreundlicher zu machen. 1992 wurde die erste öffentliche Testfahrt mit einer Niederflurstraßenbahn des Typs ULF (Ultra Low Floor) im Wiener Straßenbahnnetz durchgeführt. Seit Beginn des Serieneinsatzes 1996/97 werden immer mehr ULFs in das Wiener Straßenbahnnetz aufgenommen, wobei bei weitem aber noch nicht alle Linien mit ULFs ausgestattet sind. (Es sind auch noch nicht alle Remisen der Wiener Linien ULF-gerecht ausgestattet.) Derzeit sind drei Generationen von Straßenbahnwagen im Einsatz. Auch die gesamte Busflotte der Wiener Linien wurde auf Niederflurbetrieb umgestellt. Die Linie U6, mit Straßenbahn-ähnlichen Garnituren ausgestattet, führt Teile von Zügen mit Niederflurwagen, oft auch ganze Züge.

Fahrradverkehr

Citybike Wien - das Gratis Stadtrad: Als Alternative zu den öffentlichen Verkehrsmitteln bietet im Zentrum von Wien das Citybike Mobilität mit dem Leihfahrrad. Nach der Registrierung via Internet oder direkt am Terminal bei einem der ca. 50 Standplätze kann mit einer österreichischen Maestro-Karte (gemeinhin Bankomat-Karte genannt), der Citybike-Card, internationalen Kreditkarten (Visa, MasterCard), einem Mobiltelefon oder der Citybike Tourist Card ein Fahrrad entliehen werden. Für eine Stunde ist die Benutzung kostenlos, sie kann aber beliebig wiederholt werden.

Öffentliches Radfahrnetz: Das Netz an öffentlichen Radwegen, Radfahrstreifen und Radrouten im Stadtgebiet umfasst derzeit an die 1000 km; baulich vom Autoverkehr getrennte Radwege sind aber nach wie vor selten oder wurden zu Lasten des Fußgängerverkehrs auf Gehsteigen angelegt. Der Ausbau des Radverkehrsnetzes erfolgt oft in heftigem Interessensgegensatz zu Pkw-Benützern, die um Fahrspuren und Stellplätze für Autos fürchten. Stark verbreitet haben sich Einbahnregelungen 'ausgenommen Fahrräder'.

Eisenbahn, Flughafen und Schifffahrt

Der Wiener Südbahnhof, größter Kopfbahnhof Wiens, zur Zeit des Kaiserreiches
Der Westbahnhof, das Gebäude stammt aus den 1950er Jahren
Bahnhof Wien-Hütteldorf
Flughafen Wien-Schwechat
Twin City Liner

Historisch bedingt – alle Verkehrsverbindungen orientierten sich nach der Haupt- und Residenzstadt der österreichisch-ungarischen Monarchie – wurden in Wien mehrere Kopfbahnhöfe errichtet. Alle größeren Bahnhöfe Wiens wurden jedoch im Zweiten Weltkrieg auf Grund ihrer strategischen Bedeutung zerstört oder zumindest schwer beschädigt. Die meisten wurden wieder aufgebaut und neu gestaltet. So wurde 1951 der alte Westbahnhof durch einen Neubau ersetzt, in den Jahren 1976 bis 1980 der Franz-Josefs-Bahnhof überbaut. Der Südbahnhof musste auf Grund eines fehlenden Ostbahnhofes auch dessen Aufgabe übernehmen. Der Nordbahnhof wurde nicht wieder aufgebaut, da durch den Zerfall der Donaumonarchie und den Eisernen Vorhang vor allem der internationale Personenverkehr auf der Nordbahn seine Bedeutung verloren hatte. Mit dem Bau des in Planung befindlichen Wiener Hauptbahnhofes soll die Stadt 2012/2013 erstmals einen Hauptbahnhof erhalten.

Heute besitzt Wien drei große Kopfbahnhöfe:

und mehrere Durchgangsbahnhöfe:

Daneben gibt es noch viele kleinere Bahnhöfe, die vor allem für den Personennahverkehr bedeutsam sind. Für den Inlandsverkehr sind der Franz-Josefs-Bahnhof sowie Wien-Nord und Wien-Mitte von Bedeutung. Über West- und Südbahnhof wird der Haupt- und Fernverkehr bewältigt. Der Flugreisende kann mit dem City Airport Train die Innenstadt vom Flughafen Wien-Schwechat aus erreichen, er kommt dann im Bahnhof Wien Mitte an. Neben den hier gelisteten Bahnhöfen und Bahnen gibt es in Wien auch noch zwei sehr populäre Parkbahnen: die Liliputbahn Prater im Wiener Prater und die Donauparkbahn im Donaupark.

Südöstlich von Wien befindet sich der internationale Flughafen Wien-Schwechat. Im Jahr 2007 wurden über 254.000 Flugbewegungen abgewickelt; 18,77 Millionen Passagiere frequentierten den Flughafen. Der Flughafen ist die Homebase der Austrian Airlines Group. In letzter Zeit weichen Billigfluglinien auf den nahe gelegenen Flughafen in Bratislava aus; seit dem Jahr 2004 kooperiert der Flughafen Wien-Schwechat mit dem Flughafen Bratislava.

Durch den Rhein-Main-Donau-Kanal ist Wien durch eine Wasserstraße sowohl mit dem Hafen Rotterdam und den deutschen Industriegebieten als auch mit den Ländern Osteuropas bis zum Schwarzen Meer verbunden. Der geplante Donau-Oder-Kanal ist unvollendet geblieben. Die Personenschifffahrt auf der Donau hat fast nur mehr touristische Bedeutung, es gibt einen Tragflügelbootverkehr nach Bratislava und Budapest. Der Wiener Personenhafen liegt bei der Reichsbrücke; daneben gibt es Anlagestellen für Personenschiffe bei Nußdorf und am Donaukanal beim Schwedenplatz.

Seit Juni 2006 verbindet der Schnellkatamaran „Twin City Liner“ dreimal täglich die beiden Hauptstädte Wien und Bratislava über die Donau. In Wien wurde als Ein- und Ausstiegsstelle der Schwedenplatz, Abgang Marienbrücke, gewählt. In Bratislava dient das denkmalgeschützte „Propellerhaus“ im Zentrum als Anlegeplatz. 2006 verkehrte das Schiff bis Ende Oktober, 2007 wurde die Saison bereits im März begonnen.

2003 wurden im Frachthafen 9 Mio. Tonnen Güter (vor allem Mineralölprodukte, landwirtschaftliche Produkte und Baustoffe) umgeschlagen und dazu 1.550 Schiffe abgefertigt.

Straßenverbindungen

A 23 – Wiener Stadtautobahn
Gürtel an der Alser Straße

Wie die Bahnlinien verlassen auch die alten Fernstraßen (später Bundesstraßen) sternförmig die Stadt. Teilweise sind sie immer noch nach den Fernzielen benannt (Prager Straße B 3, Brünner Straße B 7, Triester Straße B 17).

Gleiches gilt auch für die Autobahnen: A1 Westautobahn, A2 Südautobahn, A4 Ostautobahn und A22 Donauuferautobahn verlassen die Stadt radial. Ursprünglich sollten die Autobahnen A1 bis A5 Wien sternförmig entgegen dem Uhrzeigersinn beginnend mit der A1 verlassen und bis zur verworfenen A20 Gürtelautobahn führen, welche jedoch nie gebaut wurde.

Eine ringförmige Verbindung im Süden zwischen A2, A4 und A22 bildet die A23 Wiener Südosttangente, zu deren Entlastung die S1 Wiener Außenring Schnellstraße gebaut und am 28. April 2006 eröffnet worden ist. Diese soll östlich der Donau eine Fortsetzung in einem Autobahnring finden; die zur Verbindung notwendige Querung der Lobau und damit des Nationalparks Donau-Auen ist derzeit aus ökologischen Gründen umstritten. West- und Südautobahn sind durch die außerhalb des Wiener Stadtgebietes verlaufende A21, der Wiener Außenringautobahn miteinander verbunden. Die A5, die zukünftige Nordautobahn, soll eine zusätzliche Verbindung zwischen Drasenhofen an der tschechischen Grenze werden.

Innerstädtisch setzen sich die Bundesstraßen bis ins Stadtzentrum fort. Diese sind allesamt mit dem Gürtel, der großen Wiener Ringstraße, die die Innenstadtbezirke umschließt, verbunden. Dies macht diesen Bereich besonders staugefährdet und beeinträchtigt die Wohnqualität. Problemstellen sind des Weiteren vor allem die Stadteinfahrten, insbesondere im Westen auf Grund des Wienerwaldes. Im Süden sind die Stauschwerpunkte vor allen auf der A2 und der A23 zu finden. Auf der A23 Wiener Südosttangente stockt der Verkehr im Berufsverkehr fast jeden Tag. Die Parkraumprobleme beschränken sich im Allgemeinen auf die Innenstadtbezirke, wobei hier nur Anrainer längerfristig parken können. Eine Möglichkeit für Besucher in Wien kostengünstig zu Parken ist das P+R Haus in Sankt Marx, das direkt an der A23 Wiener Südosttangente liegt.

Besondere Vorsicht ist beim Parken im Innenstadtbereich geboten, da keine Beschilderungen auf eventuelle Parkverbotszonen hinweisen. Der Magistrat der Stadt Wien setzt voraus, das der Besucher sich vorher über Parkverbotszonen in den einzelnen Bezirken informiert, Strafzettel werden rigoros vergeben.

Stadtversorgung

Das Wiener Wasser stammt seit 1873 aus dem Schneeberg-Gebiet.

Hauptartikel: Wiener Wasserversorgung und Wiener Kanalisation

Wien wird seit 1873 durch die erste Wiener Hochquellenwasserleitung mit Wasser aus dem Rax-Schneeberg-Gebiet und seit 1910 zusätzlich durch die zweite Hochquellwasserleitung aus dem Hochschwab-Gebiet versorgt. Die Gebiete wurden 1965 zum Wasserschutzgebiet erklärt, betreut werden sie von der Forstverwaltung der Stadt Wien. Wasser aus einem Grundwasserwerk in der Lobau wird selten, etwa bei Wartungsarbeiten oder besonders hohem Wasserverbrauch, in bestimmten Bezirken dem Hochquellwasser beigemengt.

Sämtliche Abwässer werden durch die Wiener Kanalisation in die städtische Hauptkläranlage in Simmering geleitet, wobei bis vor kurzem bei Reinigungsarbeiten und starkem Regen verdünntes Kanalwasser, sogenanntes Mischwasser, in den Donaukanal bzw. die Donau gelangte. Dieses Problem wurde von der Stadt Wien mit dem Bau des Wiental Kanals behoben. Der Wiental Kanal ist 3,5 km lang und wurde im Jahr 2006 fertiggestellt. Nunmehr wird das Abwasser gänzlich gesammelt und nach verfügbarer Kapazität der Kläranlagen dann an diese abgegeben.

Das Kanalisationssystem gelangte durch den Film Der dritte Mann zu internationaler Berühmtheit.

Für die Stromleitungen Wiens ist die Wien-Energie zuständig, ein Tochterunternehmen der Wiener Stadtwerke, welche zur Gänze der Stadt Wien gehören. Der Strommarkt selbst ist liberalisiert, der Wettbewerb jedoch nur im Großkundenbereich ausgeprägt. Wien Energie ist der wichtigste Stromlieferant Wiens.

Bildung und Soziales

Universität Wien Hauptgebäude am Ring
Akademie der bildenden Künste Wien

Schulwesen und Universitäten

In Wien gibt es 283 Volksschulen (davon sind 217 öffentliche Schulen), 120 Hauptschulen (davon 96 öffentliche), 46 Sonderschulen (40 öffentliche) und 95 Allgemeinbildende höhere Schulen (67 öffentliche). Weiters befinden sich in Wien 28 Berufsschulen (25 öffentlich), beispielsweise für Elektrotechnik, Gastgewerbe, oder Bürokaufleute, 22 technische und gewerbliche mittlere und höhere Schulen (11 öffentliche), wie für Textilindustrie oder Chemische Industrie, 21 wirtschaftsberufliche mittlere und höhere Schulen (8 öffentliche), beispielsweise HBLA für Mode und wirtschaftliche Berufe für Mode oder Tourismusschule und 16 kaufmännische mittlere und höhere Schulen (6 öffentliche).

Die Universität Wien ist zudem die älteste und größte Universität im heutigen deutschen Sprachraum (die älteste deutsche Universität war Prag). Sie wurde bereits 1365 als „Alma Mater Rudolphina“ gegründet und war vor allem für ihre medizinische Fakultät berühmt, die seit dem Jahre 2004 als eigenständige Universität unter dem Namen Medizinische Universität Wien existiert. 1692 wurde die Akademie der bildenden Künste Wien als Privatakademie des Hofkammermalers Peter Strudl gegründet; seit 1765 besteht die von Maria Theresia ins Leben gerufene Veterinärmedizinische Universität Wien. 1815 wurde die Technische Universität Wien als k.u.k. polytechnisches Institut gegründet; zwei Jahre später folgte die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, die aus der Singschule des Antonio Salieri hervorging. Ebenfalls aus der Zeit des Kaiserreiches stammen die Universität für angewandte Kunst (1867 als Kunstgewerbeschule gegründet), die seit 1872 bestehende Universität für Bodenkultur Wien und die 1898 als k.u.k. Exportakademie gegründete Wirtschaftsuniversität Wien. Neben diesen staatlichen Universitäten gibt es in Wien noch fünf Privatuniversitäten (PEF Privatuniversität für Management, Webster University Vienna, Konservatorium Wien Privatuniversität, Sigmund Freud PrivatUniversität Wien sowie TCM Privatuniversität Li Shi Zhen) und einige Fachhochschulen (FHWien Studiengänge der WKW, Fachhochschule Technikum Wien Fachhochschul-Campus Wien, Fachhochschule des Berufsförderungsinstituts Wien, Theresianische Militärakademie).

Siehe auch: Schulsystem in Österreich

Bibliothekswesen

Die führenden wissenschaftlichen Bibliotheken Wiens sind die Österreichische Nationalbibliothek, die Universitätsbibliothek Wien und die Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Dazu kommen die Bibliotheken der Wirtschaftsuniversität Wien, der Technischen Universität, der Medizinischen Universität und anderer Hochschulen sowie die Fachbibliotheken der Universitätsinstitute, außerdem die Sozialwissenschaftliche Bibliothek der Arbeiterkammer und die Parlamentsbibliothek. Die 41 städtischen Leihbüchereien Wiens sind als Wiener Büchereien zusammengefasst, darunter die neue Hauptbücherei am Urban-Loritz-Platz.

Gesundheitswesen

Das Allgemeine Krankenhaus ist eines der ältesten öffentlichen Spitäler der Welt

Das Allgemeine Krankenhaus (AKH) im Wiener Gemeindebezirk Alsergrund ist zugleich das größte Spital Wiens und Österreichs.

Sozialer Wohnbau

Wien ist bekannt für den sozialen Wohnbau. Während der Zeit des Roten Wiens von 1918 bis 1934 entstanden erstmals im großen Stil zahlreiche Gemeindebauten, die von der Stadt errichtet und betrieben wurden, nicht auf Gewinne ausgerichtet waren und primär für die Arbeiterschaft zahlreiche Wohnungen zu günstigen Mieten bereit stellten. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es erneut eine starke Bautätigkeit an Gemeindebauprojekten.

Soziale Einrichtungen

Die ersten sozialen Einrichtungen Wiens entstanden im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, als aufgrund der großen Armut in der Bevölkerung die ersten Obdachlosen- und Männerwohnheime, etwa das 1905 eröffnete in der Meldemannstraße, errichtet wurden.

Wirtschaft

Wiener Postsparkasse am Georg-Coch-Platz, 1906 erbaut von Otto Wagner
Die Börse an der Ringstraße

Innerhalb der EU gehört Wien zu den wohlhabendsten Regionen. Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht Wien einen Index von 170.9 (EU-25:100) (2003).[6] Dieser Ruf bestätigte sich erneut 2007, als die Stadt als fünftreichste Region der EU eingestuft wurde, nach London, Luxemburg, Brüssel und Hamburg. [7] Die Stadt genießt international den guten Ruf der hohen Lebensqualität, niedriger Kriminalitätsraten und als „Sprungbrett in den Osten“, da die Stadt und ihre Unternehmen schon lange gute Beziehungen zu den MOEL pflegen und daher über reichlich Erfahrung verfügen. Besonders im Vorfeld der EU-Osterweiterung fassten zahlreiche ausländische Großunternehmen ihre Aktivitäten in den mittel- und osteuropäischen Ländern auf ihrem Standort in Wien zusammen, oder gründeten eine solche Zentrale neu, um die Erschließung dieser Märkte von Wien aus anzugehen. In einigen Fällen ging dieser Entschluss auch einher mit der Übernahme eines österreichischen Unternehmens mit Sitz in Wien und Tätigkeit in den MOEL. Dies tat etwa der niederländische Getränkekonzern Heineken mit der Übernahme der BBAG oder die italienische Großbank UniCredit nach der Übernahme der Bank Austria. Weitere ausländische Konzerne mit Osteuropa-Zentrale in Wien sind etwa der französische Baustoffkonzern Lafarge, deutschen Konzerne wie Henkel und REWE und Beiersdorf. Auch die meisten der größten österreichischen Unternehmen, darunter fast sämtliche Banken, haben ihren Hauptsitz in Wien. Etwa der Mineralölkonzern OMV, der Ziegelhersteller Wienerberger oder auch die Telekom Austria.

Mit der Wiener Börse befindet sich auch Österreichs einzige Wertpapierbörse in Wien.

In Wien waren laut Volkszählung 2001 821.458 Personen in 87.691 Unternehmen beschäftigt. Der Bezirk mit den meisten Arbeitsplätzen ist der 1. Bezirk.

Im Jahr 2005 waren durchschnittlich 92.864 Wiener und Wienerinnen arbeitslos gemeldet. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 13,3 % (Österreich Berechnung), 8,2 % EU-Berechnung. Im Vergleich zu den anderen neun Bundesländern liegt Wien auf dem letzten Platz. Österreich hat derzeit ca. 314.076 Arbeitslose, das entspricht einer Quote von 8,6 % (Österreich Berechnung), 5,3 (EU-Berechnung).

Landwirtschaft

16 % der Fläche Wiens werden landwirtschaftlich von rund 900 gärtnerischen und bäuerlichen Betrieben genutzt. Unter anderem rund 50.000 Tonnen Gemüse werden dadurch jährlich hergestellt, vor allem Tomaten, Paprika, Gurken, Salat und Radieschen. Anbaugebiete sind etwa die Simmeringer Haide. Auch der größte österreichische Gemüsevertrieb, die LGV-Frischgemüse, hat ihren Sitz und ihr Hauptlager in Simmering. Sie versorgt je nach Saison bis zu 70 % Wiens und 56 % Österreichs mit Frischgemüse aus Wien und Umgebung.[8]

Medien

Das ORF-Zentrum am Küniglberg im 13. Wiener Gemeindebezirk
Datei:Logo fm4 frequncy2005 alternativestage.JPG
Logo des ORF-Jugendsenders FM4
Palais Orsini-Rosenberg an der Herrengasse, Zentrale vom Der Standard

Wien ist der Hauptsitz zahlreicher Medien jeglicher Gattung. Das größte Unternehmen dieser Art ist die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt ORF – inklusive dem Sport- und Wettersender TW1 – mit Sitz am Küniglberg im 13. Gemeindebezirk und seinen Radioprogrammen Ö1, Ö2, Ö3 und FM4 mit Sitz in der Argentinierstraße im 4. Gemeindebezirk und an der Heiligenstädter Lände. International über Mittelwelle ausgestrahlt wird Radio 1476, besser bekannt als „Ö1 International“. Die Filmstudios des ORF, die gelegentlich auch für Fernsehsendungen (wie zum Beispiel die Reality-Show Taxi Orange) herangezogen werden, befinden sich am Rosenhügel im 23. Gemeindebezirk.

Weitere Fernsehanstalten mit Sitz in Wien sind der österreichweite Privatsender ATV (ehem. ATVplus) und der erst seit 2004 österreichweit unverschlüsselt empfangbare alternative Musiksender gotv, der seine größte Reichweite daher nach wie vor in Wien erreicht. Seit Juni 2004 ist Puls TV (Ab 2008 PULS4)empfangbar. Das Sendegebiet ist jedoch auf Wien begrenzt, doch produziert die im 7. Gemeindebezirk ansässige Fernsehanstalt mehrere österreichspezifische Sendungen, darunter die Nachrichtensendung „Austria Top News“, für ProSieben Austria. Ende 2005 startete unter dem Namen Okto ein nichtkommerzieller Fernsehsender für Wien.

Neben den ORF-Radiosendern existieren noch zahlreiche private Radiosender, von denen jedoch nur ein Teil auch außerhalb Wiens über weitere Studios verfügt oder empfangbar ist. Diese fast ausschließlich auf Pop oder Oldies ausgerichteten Sender sind: „Radio Arabella“, „Antenne Wien“, „KroneHit“, „88.6 – Wir spielen was wir wollen“, der Hörfunksender der Erzdiözese Wien „Radio Stephansdom“ mit klassischer Musik und der nichtkommerzielle RadiosenderOrange 94.0“. Ein weiterer Radiosender ist „Radio Energy 104.2“, der sich auf Urban-Musik (Black, R&B, ...) spezialisiert hat.

Auch die bedeutendsten österreichweiten Printmedien haben neben den lokalen Zeitungen ihren Hauptsitz in Wien. Was wöchentlich erscheinende Magazine betrifft, ist die Verlagsgruppe News mit Sitz im 2. Gemeindebezirk am Donaukanal, zu der unter anderen die Magazine „News“, „Profil“, „Format“, „woman“, „E-media“ und „TV-media“ das Monatsmagazin „Trend“ gehören, eindeutiger Marktführer. Auflagenstärkste Wochenzeitung ist eigenen Angaben zufolge jedoch das Unterhaltungsmagazin „Die ganze Woche“ mit 340.000 Exemplaren österreichweit. Einziges auf Jugendliche spezialisiertes Printmedium ist der wöchentlich erhältliche „Xpress“ (vormals „Rennbahn-Express“).

Weitere Monatsmagazine sind Auto Touring (Auflage 1,3 Mio.), Der Reitwagen (Motorradmagazin), Gewinn, Industriemagazin, Datum – Seiten der Zeit und WCM.

Nur in unregelmäßigen Abständen erscheinen die Wiener Printmedien Malmoe (Zeitung), deScripto und die Europäische Rundschau.

Die auf ganz Österreich bezogenen Tageszeitungen „Kronen Zeitung“, „Kurier“, „Österreich“, „Der Standard“ und „Die Presse“ sind ebenfalls in Wien ansässig. Die lokal bedeutendste Zeitung ist die Wochenzeitung „Falter“. Eine Besonderheit ist die nur in U-Bahn-Stationen erhältliche GratiszeitungHeute“, die vor allem durch einen hohen Werbeanteil und die höchste Auflage in Wien auffällt. Fachspezifische und österreichweit erhältliche Printmedien mit vergleichsweise geringer Auflage sind die „Wirtschaftswoche“, das täglich erscheinende „WirtschaftsBlatt“ und „Die Furche“. Zudem existieren noch zahlreiche Printmedien mit minimaler Auflage und thematischer Spezialisierung auf Themen wie Religion oder Politik (vor allem Parteizeitungen).

Eine ehemals sehr bedeutende Wiener Zeitung, aus der einige sehr erfolgreiche Journalisten hervorgingen, war die 1889 gegründete und 1991 eingestellte Arbeiter-Zeitung, die sich als erstes Medium in Wien auch sozialkritischen Themen widmete. Ebenfalls eingestellt wurde, im Jahr 2000, die im 21. Gemeindebezirk ansässig gewesene BoulevardzeitungTäglich Alles“.

Die bedeutendste Straßenzeitung Wiens ist der Augustin. Eine weitere nennt sich Uhudla. Beide widmen sich Obdachlosen-spezifischen Themen und werden auch von solchen verkauft.

Auch andere Unternehmen der Medienbranche sind sehr stark auf Wien konzentriert, darunter einige Werbeagenturen und Unternehmen aus der Filmbranche.

Freizeit

Nachtleben

Abendliches Wien
Stadtstrand an der Urania

In den 1980er-Jahren entwickelte sich zunächst im Grätzl rund um den Schwedenplatz und die Ruprechtskirche eine rege Beislszene, die scherzhaft Bermudadreieck genannt wird (weil so mancher nach einer langen Nacht dort verschollen sein soll). In den folgenden Jahren dehnte sich die Lokalszene an beiden Ufern des Donaukanals aus. Nahe der Haltestelle Schottenring, ebenfalls am Donaukanalufer, befindet sich schon seit 1995 das Flex – einer der größten Clubs in Wien, in dem täglich Abendveranstaltungen und Auftritte von lokal sowie international renommierten DJs und Bands stattfinden. Mit bekannten Acts – vor allem aus der Ragga/Reggae/Dancehall-Szene – wartet auch das Kulturzentrum WUK nahe dem Währinger Gürtel auf. Das Museumsquartier ist vor allem in den Sommermonaten ein beliebter Treffpunkt mit verschiedenen Gastgärten sowie dem Café Leopold, das ab 22 Uhr zu einem Club umgewandelt wird, der vor allem am Wochenende namhafte elektronische Musiker aus dem In- und Ausland zu Gast hat.

In den 1990er Jahren entstanden im Zuge der Sanierung des Gürtels zahlreiche Szenelokale in den ehemaligen Stadtbahnbögen, die mittlerweile fester Bestandteil des Wiener Nachlebens sind, beispielsweise das Chelsea, das B72, das Rhiz oder das Q / [kju:]. Diese Lokale wurden bewusst dort gegründet, um den Stadtteil zu beleben. Die Gürtelbögen haben aufgrund ihrer mittigen Straßenlage den Vorteil, für die Anrainer keine zusätzliche Lärmbelästigung darzustellen. Einer der vornehmsten Clubs ist heute die Passage bei der Hofburg, sie ist in einer ehemaligen Fußgängerunterführung untergebracht und hat des öfteren internationale Top-DJs zu Gast. In der Nähe befindet sich auch der Volksgarten, mit einem ähnlichen Publikum wie die Passage, und die Volksgarten Banane.

Rund um die Mariahilfer Straße gibt es auch eine vielfältige Lokalszene bestehend aus Cafés, Bars und kleinen Clubs, die am Abend eine DJ-Line anbieten. Hier sind zum Beispiel das Café Europa in der Zollergasse, die Blue Box in der Richtergasse, das Pulse in der Schottenfeldgasse und das Luftbad in der Luftbadgasse.

Im Alten AKH, dem umgewidmeten Areal des ehemaligen Allgemeinen Krankenhauses im 9. Bezirk haben sich nebst einigen Uni-Instituten und Geschäften in jüngster Zeit auch Lokale mit ausgedehntem Freiluft-Betrieb angesiedelt.

Einen weiteren Schwerpunkt des Nachtlebens bilden im Sommer die Copa Cagrana und Sunken City auf der Donauinsel bei der Reichsbrücke mit zahlreichen Open-Air-Lokalen. Ebenfalls ein seit einigen Jahren neu belebtes Viertel ist das Freihausviertel im vierten Bezirk nahe dem Karlsplatz, das nicht nur abends, sondern wegen seiner Nähe zum Naschmarkt auch untertags gut frequentiert ist. Zusätzlich entstanden seit dem Ende der 90er Jahre zahlreiche Großraum-Diskotheken und Entertainment-Center am Stadtrand, unter anderem in der Donaustadt.

Wiener Parks, Wälder und Auenlandschaften

Strauß-Denkmal im Wiener Stadtpark
Das Heustadelwasser in den Praterauen
Blick auf Döbling mit Kahlenberg und Leopoldsberg im Hintergrund
Das Donauinselfest findet jeden Sommer auf der Donauinsel statt

Wien besitzt viele unterschiedliche Parkanlagen und ist weltweit eine der Städte mit dem höchsten Grünflächenanteil, der die Hälfte des Stadtgebiets ausmacht. In der Innenstadt gibt es mehrere Parks, deren Geschichte bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht, die reich mit Denkmälern und Parkbauten bestückt sind. Hierzu zählen der Stadtpark, der an die Hofburg anschließende Burggarten, der Augarten, sowie der Volksgarten. Von den barocken Gartenanlagen der Vorstadtpalais ist der Schlosspark von Schloss Belvedere mit dem botanischen Garten noch fast in Originalgröße erhalten geblieben. Neben den großen Parks gibt es zahlreiche kleinere Parkanlagen insbesondere in den Innenstadtbezirken. Diese werden scherzhaft auch Beserlparks genannt. Auch Friedhöfe wurden nach dem Ersten Weltkrieg in Parkanlagen (beispielsweise der Währinger Schubertpark) umgewandelt.

Die größte Parkanlage Wiens ist der Wiener Prater in der Leopoldstadt. Mit 600 Hektar ist er fast doppelt so groß wie der Central Park in New York und dreimal so groß wie der Berliner Tiergarten. Das ehemalige kaiserliche Jagdgebiet, das noch heute zu großen Teilen aus Aulandschaften besteht, wurde 1766 von Joseph II. dem Volk übergeben. Rund um den grünen Prater entstanden im Laufe der Zeit das Messegelände, wo die Weltausstellung 1873 stattfand, der Vergnügungspark Wurstelprater mit seinem Wahrzeichen, dem Riesenrad, sowie mit dem Ernst-Happel-Stadion (ehemals Praterstadion) das größte Fußballstadion Österreichs.

Die 21,1 km lange und 200 m breite Donauinsel ist ebenfalls ein beliebtes Naherholungsgebiet der Wiener Bevölkerung. Einmal pro Jahr findet hier das Donauinselfest statt. Ursprünglich wurde die Donauinsel in den Jahren 1972 bis 1988 als Hochwasserschutz „errichtet“. Es gibt hier unter anderem einen großen FKK-Badebereich. Im Gebiet der Reichsbrücke hat sich zudem eine vielfältige Lokalszene entwickelt.

Im Westen der Großstadt reichen die Ausläufer des Wienerwaldes zum Teil weit in die verbauten Bereiche der Außenbezirke hinein. Hier findet sich unter anderem der Lainzer Tiergarten, ein weitläufiges Waldgebiet (2.500 Hektar) mit reichem Wildbestand. In dem ehemaligen kaiserlichen Jagdgebiet finden sich neben dem Jagdschloss Hermesvilla bis heute Jagdwild, wobei insbesondere die Wildschweine im Lainzer Tiergarten sehr populär sind. Die Wälder im Westen werden durch den Wiener Grüngürtel im Süden (Wienerberg und Laaer Berg), der teilweise aufwändig wieder aufgeforstet wurde, fortgesetzt. Nördlich der Donau dient neben dem Donaupark insbesondere die Lobau als Naherholungsgebiet. Das Auengebiet der Donau ist sogar Teil des Nationalparks Donau-Auen.

Sowohl Sehenswürdigkeiten als auch Grünoasen sind die Wiener Friedhöfe, die als Erholungsorte gelten und zum Spazieren einladen. Der Zentralfriedhof ist nicht nur für seine Ehrengräber berühmt. Es befinden sich dort auch ein evangelischer Friedhof, der neue und alte jüdische Friedhof, eine islamische Abteilung, eine moslemisch-ägyptische Abteilung sowie zahlreiche orthodoxe Abteilungen und Grabstätten der Anatomie. Auch der Sankt Marxer Friedhof ist ein beliebtes Areal für Spaziergänge. Er wurde Ende des 19. Jahrhunderts geschlossen und wird heute als Parkanlage geführt. Hier wurden einst Mozart und Josef Madersperger, einer der Erfinder der Nähmaschine, in Schachtgräbern bestattet, wodurch die exakte Lage ihrer Grabstellen heute nicht bekannt ist.

Sport

Ernst-Happel-Stadion im Prater
Wiener Stadthalle
Siegerehrung 2004 zum Vienna Marathon mit Bundespräsident Heinz Fischer

Wien kommt im österreichischen Sportgeschehen eine zentrale Rolle hinzu. Viele neue Sportarten verbreiteten sich von hier aus nach ganz Österreich. Lieblingssport der Wiener ist das Schwimmen. Hierfür stehen zahlreiche Schwimmbäder, wie auch natürliche Gewässer zur Verfügung. Sehr beliebt und populär ist das Gänsehäufel, eine Sandinsel in der Alten Donau. Knapp hinter dem Schwimmen in der Beliebtheitsstatistik rangiert der Fußballsport. Heute gibt es mit dem Rekordmeister Rapid Wien und dem Rekordcupsieger Austria Wien zwei stark rivalisierende Vereine. Der SK Rapid stand bislang zwei Mal in einem Europapokalfinale und konnte sogar deutscher Meister und Pokalsieger werden. Die Austria erreichte ebenfalls einmal das Europacupfinale. Sporthistorisch wertvoll ist auch die Vienna, Österreichs ältester Fußballklub, sowie der Wiener Sport-Club, der ebenfalls große Erfolge im Europapokal feiern konnte. Auch zwei der Vorläufervereine des in der Südstadt Spielenden VfB Admira Wacker Mödling (Wacker Wien und Admira Wien) waren Wiener Vereine. Die Dominanz der Wiener Vereine zeigt sich alleine dadurch, dass mit dem LASK erst 1965 eine Mannschaft aus den Bundesländern Meister werden konnte. Das größte Fußballstadion Wiens, das Ernst-Happel-Stadion, steht mit seinen 49.825 Plätzen exklusiv der österreichischen Nationalmannschaft seit 1931 zur Verfügung. Es ist eines der wichtigsten Fußballstadien Europas, war in der jüngsten Vergangenheit dreimal Gastgeber des Champions-League-Finales und wird 2008 unter anderem der Austragungsort des Finale der Europameisterschaft sein.

Neben den Fußballvereinen gibt es zahlreiche erfolgreiche Wiener Vereine in anderen Sportarten. Im Eishockey wurden 2005 bei den Herren die Vienna Capitals sowie bei den Damen die EHV Sabres österreichischer Meister. Zusätzliches Highlight in der Wiener Eishockey-Saison war die Weltmeisterschaft in der Wiener Stadthalle. Die Footballer von den Raiffeisen Vikings Vienna konnten 2004, 2005, 2006 und 2007 die Eurobowl gewinnen, die WBV Homerunners wurden österreichischer Meister im Baseball. Die Volleyballer der aon hotVolleys sowie die Handballer der Margareten Fivers mussten sich jeweils mit dem Vize-Meistertitel zufrieden geben.

Neben den Mannschaftssportarten gibt es in Wien ebenfalls ein breites Angebot für Individualsportarten. Als Laufstrecken sind die Wege im Wiener Prater oder auf der Donauinsel sehr beliebt. Trainiert kann auch im Ferry-Dusika-Hallenstadion werden. Einmal jährlich findet zusätzlich der Vienna City Marathon statt. Radfahrern stehen neben über 1.000 Fahrradkilometern zahlreiche Mountainbikestrecken in den Wiener Bergen zur Verfügung. An der Alten Donau und an der Donau gibt es für Freunde des Rudersports insgesamt 11 verschiedene Rudervereine. In Wien gibt es 3 ordentliche und 4 außerordentliche Mitgliedsclubs des Österreichischen Golf Verbandes, Golfplätzen stehen etwa am Wienerberg zur Verfügung. Als Fechtklub ist vor allem der Wiener Sportclub bekannt. Auch für den Wintersport, der in Österreich einen hohen Stellenwert genießt, gibt es vielfältige Angebote. Die Stadt Wien betreibt auf der ehemaligen FIS-Strecke Hohen-Wand-Wiese und auf der Dollwiese zwei Schipisten. Ab einer Schneelage von 20 cm zieht das Sportamt der Stadt Loipenspuren durch den Prater, auf der Donauinsel, am Wienerberg, auf den Steinhofgründen, im Schwarzenbergpark, am Cobenzl und im Maurerwald. Die Streckenlängen reichen von 2,5 km (am Wienerberg) bis zu 12 km (Donauinsel).

Öffentliche Badeanlagen

Die wohl bekannteste öffentliche Badeanlage Wiens ist das Gänsehäufel – eine Insel an der Alten Donau, die zur Gänze dem Badevergnügen gewidmet ist. Direkt daneben befindet sich das „Kleine Gänsehäufel“, eine Halbinsel, auf der sich mehrere Arbeiterbäder, die während der Zeit des „Roten Wiens“ eröffnet wurden, befinden. Auch andere öffentliche Bäder stammen aus dem „Roten Wien“, wie etwa die Kinderfreibäder oder das Amalienbad im 10.Bezirk. Noch unter einem christlichsozialen Bürgermeister wurde 1914 das Jörgerbad eröffnet. Noch älter ist das Dianabad, welches 1806 vorerst nur für die gesellschaftliche Oberschicht fertiggestellt wurde. Ebenfalls zum Baden genutzt wird die zwischen der Neuen Donau und der Donau gelegene, über 21 km lange Wiener Donauinsel.

Politik

Wiener Rathaus am Rathauspark
Festsaal des Wiener Rathauses

Wien ist seit 1919 die Hochburg der Sozialdemokratie in Österreich. In Erinnerung an die Jahre von 1919 bis 1934 wird der Beiname Rotes Wien in diesem Zusammenhang manchmal auch heute noch verwendet. Seit 1919 stellte bei allen freien Wahlen die SPÖ den Bürgermeister; Stadtsenat (das Kollegium der Stadträte) und Gemeinderat (das Stadtparlament) weisen seit 1919 mit Ausnahme von sehr kurzen Perioden eine absolute Mehrheit der Sozialdemokratischen Partei auf. 1934–1945 fanden (Ständestaat, NS-Zeit) keine demokratischen Wahlen statt. Amtierender Bürgermeister ist Michael Häupl. Ausdruck der sozialdemokratischen Politik sind bis heute u. a. die in großer Zahl von der öffentlichen Hand geschaffenen Gemeindebauten.

Seit der Erhebung Wiens zu einem eigenen Bundesland am 1. Jänner 1922 ist der Wiener Bürgermeister gleichzeitig Landeshauptmann, der Stadtsenat gleichzeitig Landesregierung, der Gemeinderat gleichzeitig Landtag. In den Diktaturzeiten 1934–1945 war diese Verfassungsregel nicht in Kraft.

Verwaltet wird die Stadt vom Magistrat der Stadt Wien unter der Leitung des Magistratsdirektors, der auch Landesamtsdirektor ist und direkt dem Bürgermeister untersteht. Der Magistrat besteht aus der Magistratsdirektion (strategisch wichtige Bereiche, die dem Magistratsdirektor direkt unterstehen) und vielen vom Magistratsdirektor zu beaufsichtigenden Magistratsabteilungen. Diese sind zu Geschäftsgruppen zusammengefasst, die politisch jeweils einer/einem amtsführenden Stadträtin/Stadtrat unterstehen.

Weiters besteht im Sinn der bürgernahen Verwaltung für jeden Gemeindebezirk ein Magistratisches Bezirksamt, das dem Magistratsdirektor untersteht; in mehreren Fällen teilen sich zwei benachbarte Bezirke ein Bezirksamt. Nur dem Bürgermeister persönlich untersteht das Kontrollamt der Stadt Wien, das – wie der Rechnungshof im Gesamtstaat – Einschau- und Prüfungsrechte für alle städtischen Dienststellen und Unternehmungen besitzt.

Die Wahlberechtigten jedes Gemeindebezirks wählen (gleichzeitig mit dem Gemeinderat) ihre Bezirksvertretung (die/der einzelne Abgeordnete heißt Bezirksrätin bzw. Bezirksrat), diese die/den Bezirksvorsteher/in und zwei Stellvertreter/innen. Einige Verwaltungsbereiche der Stadtgemeinde (u. a. bauliche Erhaltung der Pflichtschulen und des lokalen Straßennetzes) und die dazu bereitgestellten Budgets sind an die Bezirke übertragen worden. Sie entscheiden diesfalls autonom über die Prioritäten des Mitteleinsatzes. Die Durchführung von Maßnahmen nach den entsprechenden Beschlüssen der Bezirksvertretung obliegt dem Magistrat.

Gemeinderat

Dr. Michael Häupl (SPÖ) ist seit 1994 Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien

Bei der Gemeinderatswahl vom 23. Oktober 2005[9] ergab sich folgende Stimmen- bzw. Sitzverteilung im Gemeinderat (100 Sitze sind zu vergeben):

SPÖ49,09 %55 Sitze
ÖVP18,77 %18 Sitze
FPÖ14,83 %13 Sitze
Die Grünen14,63 %14 Sitze
KPÖ1,47 %
BZÖ1,15 %
WiF0,04 %
SLP0,02 %

Da das Wiener Wahlrecht mehrheitsfördernd ist, hat die SPÖ die absolute Mehrheit an Sitzen im Gemeinderat (55 %), obwohl sie nicht die absolute Stimmenmehrheit (49 %) in Wien hat.

Bei den parallel abgehaltenen Bezirksvertretungswahlen konnte sich die SPÖ in 16, die ÖVP in fünf und die Grünen in zwei Bezirken durchsetzen. Die ÖVP erlangt die Stimmenmehrheit traditionell in den bürgerlichen Wohngegenden in der Innenstadt sowie in den Villengegenden am westlichen Stadtrand. Die Grünen stellen in den kleineren Innenstadtbezirken 7 und 8 den Bezirksvorsteher, erhielten jedoch weniger Stimmen in den Außenbezirken. Die FPÖ konnte vor allem dort höhere Stimmenanteile erreichen.

Die Wahlbeteiligung erreichte 60,81 % (nach 66,58 % 2001) bei der Gemeinderatswahl und 58,5 % bei den Bezirksvertretungswahlen. Erstmals waren 16- und 17-Jährige stimmberechtigt.

Siehe auch: Liste der österreichischen Landeshauptleute, Wahlen in Österreich, Ergebnisse der Landtagswahlen in Österreich

Internationale Organisationen mit Sitz in Wien

UNO-City an der Donau
OPEC Hauptquartier am Donaukanal

Wien wurde im Jahre 1979 die dritte UNO-Stadt nach New York und Genf. Zusätzlich ist Wien Sitz zahlreicher weiterer internationaler Organisationen:

  • Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (früher: EUMC – Europäische Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit)
  • IPI – Internationales Presseinstitut
  • IKSD – Internationale Kommission zum Schutz der Donau
  • OPEC – Organisation Erdölexportierender Staaten
  • OSZE – Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa
  • UN – Vereinte Nationen
  • IAEO – Internationale Atomenergiebehörde (Friedensnobelpreis 2005)
  • UNIDO – Organisation für industrielle Entwicklung
  • UNODC – Büro für Drogen und Verbrechen
  • UNDCP – Internationales Drogenkontrollprogramm
  • UNHCR – Hoher Flüchtlingskomissar der Vereinten Nationen
  • CTBTO PrepCom Vorbereitende Kommission für die Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen
  • UNCITRAL – Kommission der Vereinten Nationen für internationales Handelsrecht
  • UNOOSA – Büro der Vereinten Nationen für Weltraumfragen
  • UNSCEAR – Komitee der Vereinten Nationen über die Wirkung der atomaren Strahlung
  • UNPA – Postverwaltung der Vereinten Nationen
  • OFID - Für internationale Entwicklung von Staaten aus der 3. Welt

Cross-Border-Leasing

Wien finanziert seit Ende der 1990er-Jahre große Investitionen in der Infrastruktur, wie zahlreiche andere Städte auf der Welt auch, vermehrt durch Cross-Border-Leasing-Verträge mit US-amerikanischen Investoren. Hierbei verkauft die Stadt einen Teil ihrer Infrastruktur an einen US-amerikanischen Investor und mietet diese zugleich für eine bestimmte Laufzeit wieder zurück. Mit dem Verkaufserlös kann die Stadt Großprojekte, etwa in der Infrastruktur oder am verkauften Objekt selbst, finanzieren. Zudem profitieren die beiden Vertragspartner durch Steuerersparnisse des Investors in den USA, da dieser dort seine Investition im Ausland abschreiben kann. Nach Ablauf des Vertrags, der zumeist mehrere Jahrzehnte dauert, kauft die Stadt um einen geringeren Betrag als den Kaufpreis das verkaufte Objekt zurück. Angewandt wurde dieses Finanzierungsmodell im Jahr 2002 an der Kanalisation im 21. und 22. Bezirk mit einer Laufzeit von 35 Jahren sowie beim U-Bahn-Netz seit 1998.[10] Diese Finanzierungspraktik wurde aufgrund der undurchsichtigen, nur in englischer Sprache vorliegenden Verträge, die jegliches finanzielle Risiko auf den außeramerikanischen Geschäftspartner, in diesem Fall also die Stadt Wien, abwälzen, sowie der Tatsache, dass öffentliche Infrastruktur rechtlich gesehen auf Jahrzehnte in ausländisches Eigentum überführt wird, stets von manchen Seiten kritisiert. Auch das Risiko, dass innerhalb der langen Vertragslaufzeit irgendwann die Gesetzeslücke, die solche dubiosen Verträge und Gewinne auf Lasten US-amerikanischer Steuerzahler ermöglicht, geschlossen wird, wurde stets kritisiert, da in so einem Fall der ausbleibende Gewinn vom außeramerikanischen Vertragspartner ersetzt werden muss – in diesem Fall also von der Stadt Wien. Genau dieser Fall ist mit Inkrafttreten des „American Jobs Creation Act“ von 2004 eingetreten. Dieses Gesetz sieht zwar mit der „Grandfathering Clause“ vor, dass vor dem 17. September 2003 eingegangene Verträge ihre Gültigkeit behalten sollen, doch verstößt dies gegen WTO-Regelungen und stößt auch auf EU-Widerstand, weshalb diese Regelung modifiziert werden muss.[11]

Wappen, Flagge und Hymne

Die Symbole Wiens sind im „Gesetz über die Symbole der Bundeshauptstadt Wien“ (Landesgesetzblatt Nr. 10/1998) festgelegt. Das Wiener Wappen zeigt „in einem roten Schild ein weißes Kreuz“. In einer zweiten Darstellungsform kann das Wappen „auch in Form eines Brustschildes in der Figur eines schwarzen, golden bewehrten Adlers verwendet werden“.[12] Das Kreuzschild ist erstmals 1278 auf einem Wiener Pfenning zu sehen und geht vermutlich auf die Reichssturmfahne zurück.[13] Auch das Siegel der Bundeshauptstadt Wien verwendet das Wappen Wappen im Brustschild eines Adlers. Als Umschrift findet der Schriftzug „Bundeshauptstadt Wien“ oder die Bezeichnung der Gemeindeorgane sowie des Landes Wien Verwendung.

Die Wiener Flagge „besteht aus zwei gleich breiten, waagrechten Streifen; der obere ist rot, der untere ist weiß. Das Verhältnis der Höhe der Flagge zu ihrer Länge ist zwei zu drei.“[12] Die Flagge wurde 1946 eingeführt.[13]

Wien verfügt als einziges Bundesland über keine offizielle Landeshymne. Als inoffizielle Hymne gilt der Donauwalzer.

LandeswappenLandeswappen als BrustschildSiegelLandesflaggeLandesdienstflagge
LandeswappenLandeswappen als BrustschildSiegelLandesflaggeLandesdienstflagge

Der Name Wien in Übersee

In den Vereinigten Staaten und in Kanada existieren einige Siedlungen, die die deutsche oder englische Bezeichnung von Wien im Namen tragen. Dies ist in vielen Fällen wohl auf Auswanderer zurückzuführen, die ihre neuen Siedlungen nach ihrem Herkunftsort benannten.

  • Wien gibt es in Missouri und Wisconsin
  • Vienna gibt es in Georgia, Illinois, Louisiana, Maine, Maryland, Missouri, New York, Ontario (Kanada), South Dakota, Texas, Virginia, Wisconsin, West Virginia,
  • New Vienna gibt es in Iowa und Ohio
  • South Vienna gibt es in Ohio

Partnerstädte

Kohlmarkt im I. Bezirk mit Blick auf den Michaelertrakt der Hofburg
Blick über den Alsergrund (IX. Bezirk) von Seiten des Währinger Gürtels
Mariahilferstraße zwischen VI. Bezirk und VII. Bezirk

Wien unterhält Städtepartnerschaften mit folgenden Städten:

Budapest (Ungarn), seit 1990
Zagreb (Kroatien), seit 1994
Tel Aviv (Israel), seit 2005
Belgrad (Serbien), seit 2003
Warschau (Polen), seit 2001
Moskau (Russland), seit 1991
Bratislava/Pressburg (Slowakei), seit 1993 – erneuert 2003
Brno/Brünn (Tschechien)

Außerdem bestehen Partnerschaften zwischen einzelnen Wiener Bezirken und folgenden japanischen Städten/Bezirken:

Die Josefstadt (Wien 8) bildet gemeinsam mit den gleichnamigen Bezirken Józsefváros in Budapest und Timişoara (Temesvar) den Bund der Josefstädte.

Weiters bestehen folgende Partnerschaften zwischen Wiener Bezirken und chinesischen Provinzen, Städten und Bezirken:

Quellen

  1. Statistik des Bevölkerungsstandes, Statistik Austria
  2. B2B-Website des WienTourismus
  3. Wien bleibt beliebteste Kongress-Stadt, Der Standard, 3. Mai 2007
  4. Quality of Living Survey, Mercer Human Resource Consulting
  5. Hochhauskonzept 2001, Magistrat der Stadt Wien, MA 41
  6. epp.eurostat.ec.europa.eu: Eurostat News Release 63/2006: Regional GDP per inhabitant in the EU 25 (PDF), 23. Mai 2006
  7. Wien fünftreichste Region der EU, Der Standard, 19. Februar 2007
  8. www.wien.gv.at, Rathauskorrespondenz, 16. April 2007
  9. Wahlergebnisse Gemeinderatswahl 2005, Webservice der Stadt Wien, abgerufen am 29. Jänner 2007
  10. 27. Sitzung des Wiener Gemeinderates am 23. April 2003, Postnummer 48, wörtliches Protokoll, Seite 25 ff
  11. trade-info.cec.eu.int – Mitteilung der Generaldirektion für Handel der Europäischen Kommission, Brüssel, 13. Februar 2006
  12. a b Stadt Wien - Landesgetzblatt für Wie, Nr. 10/1998
  13. a b Karl-Heinz Hesmer: Flaggen und Wappen der Welt. S. 122

Literatur

  • Johannes Sachslehner: Wien – Eine Geschichte der Stadt. Pichler Verlag, Wien-Graz-Klagenfurt 2006, ISBN 3-85431-399-3
  • Jean-Paul Bled: Wien. Residenz, Metropole, Hauptstadt. Böhlau, Wien 2002, ISBN 3-205-99077-3
  • Felix Czeike: Historisches Lexikon der Stadt Wien. 5 Bände. Wien 1997
  • Christian Brandstätter u. a.: Stadtchronik Wien. 2000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Brandstätter, Wien und München 1986, ISBN 3-85447-229-3
  • Alexander Glück, Marcello La Speranza, Peter Ryborz: Unter Wien – Auf den Spuren des Dritten Mannes durch Kanäle, Grüfte und Kasematten. Christoph Links Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-86153-238-7
  • Wilhelm Hebenstreit: Der Fremde in Wien; und Der Wiener in der Heimath. 4. Auflage. Armbruster, Wien 1840, Digitalisat als PDF (Reiseführer von 1840)
  • Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Band 1. Wien und Niederösterreich. 1. Abtheilung: Wien. (= Teil des sogenannten Kronprinzenwerks). K. k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1886, Digitalisat
  • Fundort Wien. Berichte zur Archäologie Bd. 1 / 98 ff., ISBN 3-9500492-2-3
  • Willy Puchner, Wien. Vergnügen und Melancholie, Wien 2008, ISBN 3-85033-159-8

Siehe auch

 Wikinews: Wien – in den Nachrichten
Commons: Wien – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Wien – Zitate
Wiktionary: Wien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Vorlage:Aeiou

Vorlage:Link FA