Unternehmensberater

Unternehmensberater bieten anderen Unternehmen eine Beratung als Dienstleistung an. Unternehmensberater werden manchmal als Managementberater bezeichnet. Dies ist jedoch nicht vollständig korrekt, da der Gegenstand der Unternehmensberatung nicht notwendig auf die strategische Neuausrichtung des Unternehmens abzielt. Jedoch nimmt die Strategieberatung, worin das Management des Unternehmens beraten wird, den grössten Teil in der Branche ein und ist deswegen auch prägend für die teilweise kritische Aussenwahrnehmung von Unternehmensberatern. Andere Schwerpunkte sind fachliche Entscheidungen und Veränderungen wie z. B. bei speziellen Ingenieurleistungen, Personalfragen oder Auswirkungen von neuen gesetzlichen Vorgaben.

Begriffsabgrenzungen

Für die Unternehmensberatung gibt es unterschiedliche Bezeichnungen:

  • Wirtschaftsberatung ist keine offizielle Berufsbezeichnung mit gesetzlicher Grundlage.
  • Oft wird auch der Anglizismus Consulting für die Beratung an sich und Consultancy oder Consultant für die Organisation oder Person des Beraters verwendet.
  • Unternehmensberater ist in Österreich eine geschützte Berufsbezeichnung nach der Gewerbeordnung.

Geschichte

USA

Beratungsfirmen sind zuerst in den USA im Zusammenhang mit der Etablierung von Management als Gegenstand akademischer Studien entstanden. Die erste Beratungsfirma, Arthur D. Little, wurde 1886 von dem gleichnamigen MIT-Professor gegründet. Obwohl Arthur D. Little später eine allgemeine Beratungsfirma wurde, war sie zunächst auf Beratung in technologischer Forschung spezialisiert. Die Managementberatung entwickelte sich in Amerika im Zuge des Scientific Management welches von F. W. Taylor entwickelt wurde.[1] Booz & Company wurde 1914 von Edwin G. Booz, einem Absolventen der Kellogg School of Management an der Northwestern University gegründet und beriet Privatunternehmen und Regierungsstellen. Die Entwicklung von Unternehmensberatungen wurde in Amerika vor allem durch die Weltwirtschaftskrise beschleunigt. Banken und Investmenthäuser hatten die Kontrolle über ihre Schuldner übernommen. Unternehmensberater unterstützten sie bei deren Sanierung.[2] 1926 gründete James Oscar McKinsey McKinsey & Company in Chicago. In den 30er Jahren kam es zu einem vermehrten Wachstum, da durch ein Gesetz den Banken verboten wurde, Beratungs- und Reorganisationsaktivitäten durchzuführen.[2] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in den USA eine Reihe weiterer bedeutender Beratungsfirmen gegründet, insbesondere Proudfoot Consulting (1946) und die Boston Consulting Group (1963).

Deutschland

Die ersten Beratungsunternehmen entstanden spätestens zu Beginn der 1920er Jahre. Diese wurden von akademischen Schülern der wissenschaftlichen Betriebsführung in Berlin gegründet. Im Vordergrund standen produktionstechnische Fragen, Betriebsorganisation, Kostenrechnung und -planung. Den ersten Wachstumsschub erlebte die Branche zu Beginn der 1930er Jahre.[2] Die Berufsbezeichnung „Unternehmensberater“ wurde 1954 im deutschsprachigen Raum mit Gründung des Branchenverbandes, des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU), eingeführt. Seit 1964 ist McKinsey in Deutschland tätig, 1967 gründete Roland Berger seine Unternehmensberatung. In den frühen 1960er Jahren kam es zu einer Ausweitung der Unternehmensberatung von den USA auf Europa, ab den 1960er Jahren dominierten amerikanische Firmen weltweit den Markt für Beratungsleistungen.[2] Während in den Anfangsjahren produktionstechnische Fragestellungen im Mittelpunkt standen wurden in den 1960er Jahren zunehmend Probleme des Absatzes und des Marketings aktuell. Die 1970er Jahre waren geprägt von Fragen der Organisations- und Personalentwicklung und seit den 1980er Jahren nahm die Beratung im Bereich EDV beständig zu. In der Wirtschaftskrise 2008/2009 musste die Branche leichte Umsatzrückgänge hinnehmen, die Mitarbeiterzahlen steigen jedoch immer noch an.

Markt der Managementberatungsunternehmen in Deutschland

Die zehn umsatzstärksten Anbieter von Managementberatung waren im Jahr 2011:[3]

Rang Unternehmen Umsatz in Deutschland in Mio. Euro Mitarbeiterzahl in Deutschland
1 McKinsey & Company Inc. 1) >600,0 2.300
2 The Boston Consulting Group GmbH 490,0 1.730
3 Roland Berger Strategy Consultants GmbH 420,0 1.300
4 Oliver Wyman Group 265,0 700
5 Accenture GmbH 2) 259,0 760
6 Deloitte Consulting GmbH 2) 258,0 1.260
7 Booz & Company GmbH 256,0 575
8 A.T. Kearney GmbH 245,0 628
9 Bain & Company Germany Inc. 242,0 550
10 Capgemini Consulting 2) 240,5 860

Anmerkungen:
1) Umsatz >600 Mio. Euro; Umsatzschätzungen in "Größer-als-Darstellung" aus jeweils aktueller Sicht
2) Anteilige Umsätze mit Managementberatung in Deutschland

Die Aufnahme in dieses Ranking unterliegt genau definierten Kriterien. Mehr als 60 Prozent des Umsatzes müssen mit klassischer Unternehmensberatung wie Strategie-, Organisations- und Prozessberatung sowie HR-Beratung erzielt werden.


Die Lünendonk GmbH, Kaufbeuren, betrachtet seit Mitte der 90er Jahre kontinuierlich den Managementberatungsmarkt in Deutschland. Dabei erhebt das Marktforschungsunternehmen nicht den Anspruch, den Gesamtmarkt abzubilden. Es konzentriert sich vielmehr darauf, die führenden Anbieter in einem bestimmten Marktsegment zu betrachten. Daneben werden einige mittelgroße und kleine Managementberatungsunternehmen in die Analysen zu Vergleichszwecken einbezogen. Diese Unternehmen zusammengenommen repräsentieren die Grundstruktur des deutschen Managementberatungsmarktes und besitzen so hohe Umsatzanteile am Markt, dass Folgerungen für die Gesamtsituation und -entwicklung möglich sind. Die Analyse des Jahres 2011 umfasst 63 Unternehmen inklusive der Top 25.

Dem Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e. V. (BDU) zufolge existieren in Deutschland rund 13.850 Gesellschaften für Unternehmensberatung mit insgesamt rund 87.350 Beratern und 30.150 sonstigen Mitarbeitern. Die Größe der Anbieter variiert dabei enorm: Weniger als ein halbes Prozent der Beratungsunternehmen deckt allein fast 45 Prozent des Marktvolumens ab; andererseits erwirtschaften fast drei Viertel der 13.850 Dienstleister jeweils weniger als 0,5 Millionen Euro Jahresumsatz und zusammen nur 13 Prozent des Marktvolumens. Der Markt ist also geprägt von wenigen großen sowie einer Vielzahl kleiner und kleinster Managementberatungen – häufig auch Einzelberatern.

Der BDU schätzte das Marktvolumen für klassische Management- und Unternehmensberatung für das Jahr 2010 auf rund 18,9 Milliarden Euro, nach 17,6 Milliarden Euro im Jahr 2009. Damit konnten die Anbieter den krisenbedingten Rückgang im Jahr 2009 im Folgejahr wieder mehr als wettmachen (2008: 18,2 Milliarden Euro). 2009 schrumpfte das Marktvolumen folglich um 3,3 Prozent; 2010 wuchs es dagegen um 7,4 Prozent.

Diese Zahlen sind jedoch zum Teil durch Beratungs- und Serviceleistungen im Bereich der Informationstechnik geprägt. Ohne die mit IT-Themen zusammenhängenden Umsätze weist der deutsche Markt für klassische Managementberatung 2010 mit den Themen Strategie, Organisation, Führung, Betriebswirtschaft, Logistik und Marketing ein Volumen von 14,7 Milliarden Euro (2009: 13,6 Milliarden Euro) auf. Damit fiel das Wachstum der klassischen Managementberatung mit 8,1 Prozent höher aus als dasjenige der Beratungsleistungen inklusive des IT-Bereichs (6,9 %).

Für das Jahr 2011 rechneten die 63 von Lünendonk analysierten Managementberatungen im Schnitt mit einem Marktwachstum von 6,9 Prozent. Allerdings erwartete beinahe die Hälfte eine Zunahme um maximal fünf Prozent. Mittelfristig (bis 2016) erscheint eine durchschnittliche jährliche Zunahme um 6,2 Prozent wahrscheinlich. Langfristig (2016–2020) prognostizierten die Anbieter ein Wachstum von durchschnittlich 5,4 Prozent p.a.

Die befragten Unternehmen erhöhten ihren Umsatz in Deutschland im Jahr 2010 durchschnittlich um 13,2 Prozent; der Gesamtumsatz wuchs sogar um 13,8 Prozent. Für 2011 sagten die Anbieter im Durchschnitt einen Anstieg um 12,7 Prozent voraus; mittelfristig (bis 2016) verringert sich dies auf durchschnittlich 10,3 Prozent pro Jahr.

Im Durchschnitt waren bei den 63 analysierten in Deutschland aktiven Managementberatungsunternehmen 366 Mitarbeiter angestellt. Insgesamt meldeten sie für 2010 23.066 fest angestellte Mitarbeiter. Die zehn umsatzstärksten Teilnehmer vereinten dabei 51 Prozent (11.805) Beschäftigte auf sich. Gegenüber 2009 haben sich die Gesamtmitarbeiterzahlen im Jahr 2010 im Durchschnitt um 9,9 Prozent erhöht.

Die Kunden der von Lünendonk untersuchten Managementberater in Deutschland stammten 2011 – wie auch in den Vorjahren – vor allem aus der Industrie. Die Finanzdienstleister (Banken: 15,3 %, Versicherungen: 6,0 %) bildeten den nachfolgenden Marktsektor. Zweistellige Anteilswerte wiesen außerdem die Automobilindustrie (12,5 %), Chemie/Pharma (11,2 %) und Energie, Verkehr, Logistik (10,8 %) auf.

Für diese Kunden erbrachten die analysierten Anbieter 2010 eine Vielfalt von Dienstleistungen. Auf den ständig zunehmenden Spezialisierungszwang seitens ihrer Kunden reagierten sie mit einer ständigen Verbreiterung ihrer Angebotspalette. Dabei gewinnen aber auch die spezialisierten Beratungsunternehmen am Markt an Bedeutung. Im Durchschnitt lag beim Leistungsspektrum die Organisations-/Prozessberatung (27,8 %) vorn, gefolgt von der Strategieberatung (23,3 %). Alle übrigen Tätigkeitsgebiete haben jeweils maximal zehn Prozent Anteil. Gegenüber 2009 sind die Anteile von Strategieberatung und Organisationsberatung leicht gesunken. Von den anderen Leistungsarten haben IT-Beratung und Logistikberatung Anteile verloren.

Lünendonk untersucht die Unternehmen, die überwiegend IT-Beratung anbieten, in dem Dienstleistungsbereich „IT-Beratung und Systemintegration“. Deshalb fällt in dem vorliegenden Ranking der führenden Managementberater in Deutschland der Umsatzanteil der IT-Beratung mit 5,6 Prozent relativ niedrig aus. Für die IT-Berater und Systemintegratoren in Deutschland existiert ein separates Ranking.[4]

Laut einer Studie des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. aus dem Jahr 2003, wurde rund die Hälfte des Gesamtumsatzes der Branche von den Top-Unternehmen erzielt. In der gleichen Studie wurde außerdem festgestellt, dass sich der Umsatz, der zwischen 1993 und 2003 durch Beratung erzielt wurde, mehr als verdoppelt hat und von etwa 0,3 % auf zirka 0,6 % des deutschen BIP angestiegen ist.[5]

Das Jahr 2011 war für die deutschen Unternehmensberatungen erfolgreich. Der Umsatz der Consultingfirmen erreichte 2011 mit 20,6 Mrd. Euro einen neuen Rekord. Damit wuchs der Gesamtumsatz um 9,5 Prozent.[6]

Studentische Unternehmensberatungen

Neben den großen Beratungsunternehmen haben sich im Umfeld von Universitäten und Fachhochschulen zahlreiche studentische Unternehmensberatungen etabliert. Diese verfolgen neben der eigentlichen Beratungsleistung den primären Zweck, Studenten die praxisnahe Anwendung des erworbenen Wissens zu ermöglichen. Ein Großteil der oben aufgezählten Beratungsbereiche wird inzwischen auch von den studentischen Unternehmensberatungen abgedeckt, allerdings tendenziell eher weniger umfangreiche Beratungsprojekte. Die meisten studentischen Unternehmensberatungen sind in einem der beiden bundesweiten Dachverbände (BDSU e.V. und JCNetwork e.V.) organisiert. Durch die Dachverbände oder auch durch professionelle Beratungen holen sich viele studentische Unternehmensberatungen Unterstützung für ihre Arbeit.

Berufsbild

Qualifikation

In Deutschland unterliegt die Tätigkeit des Unternehmensberaters keinem Berufsschutz. Jeder in der Unternehmensberatung Tätige kann sich Unternehmensberater nennen. Dies führt in der Praxis insbesondere im Bereich der Wirtschaftsberatung zu ungewünschten Erscheinungen: Als Unternehmensberatung getarnt werden Dienstleistungen (z.B. Versicherungen) ausgewählter Vertragspartner angeboten, was mit einem unabhängigen und objektiven Beratungsprozess wenig zu tun hat. In Deutschland unterliegen selbstständige und qualifizierte Unternehmensberater in der Regel nicht der Gewerbeordnung, sondern üben eine freiberufliche Tätigkeit aus. Dazu gehört gemäß der in § 18 Abs. 1 EStG aufgeführten Katalogberufe (neben der Tätigkeit von Ärzten, Rechtsanwälten, Ingenieuren, Architekten oder Steuerberatern) auch die selbstständige Berufstätigkeit der beratenden Volks- und Betriebswirte. Das Bild des beratenden Wirtschaftsingenieurs oder Betriebswirtes entspricht dabei im Regelfall dem des Unternehmensberaters. Voraussetzung für eine freiberufliche Tätigkeit ist dessen Qualifikation, hier in der Regel ein (Fach-) Hochschulstudium und damit, dass der betreffende Selbstständige „auf Grund eigener Fachkenntnisse leitend und eigenverantwortlich tätig wird“ (§ 18 EStG). Eine Ausnahme bildet hierbei der Beruf 'staatlich geprüfter Betriebswirt', der lt. ständiger Rechtsprechung des Bundesfinanzhofes, das Mindestmaß an Qualifikation für einen beratenden Betriebswirt widerspiegelt. Damit ist durchaus eine Abgrenzung des Berufsbildes möglich. Die Qualifikation zur Unternehmensberatung erlangt aus akademischer Perspektive in der Regel derjenige, welcher nach einem wirtschaftswissenschaftlichen Hochschulstudium oder einem Hochschulstudium mit betriebswirtschaftlichem Zusatzstudium eine Berufserfahrung von mindestens drei Jahren vorweisen kann oder in diesem Zeitraum als Junior Consultant in einer Unternehmensberatung tätig war. Auch Quereinsteiger sind in der Unternehmensberatung tätig, wenn sie genügend Berufserfahrung vorweisen können; bzw. um entsprechende Unternehmen sinnvoll zu beraten, sind sie oft sogar nötig - wie Mediziner und Chemiker für die Pharmabranche. Als hauptberuflich beratend gilt nach Auffassung der Fachverbände, wer 150 Beratungstage jährlich nachweisen kann. Hinzu kommen Fortbildungen, die mindestens 30 Stunden im Jahr umfassen sollten.

In Österreich unterliegen die Unternehmensberater (ca. 12.000) der Gewerbeordnung und sind Mitglieder des Fachverbands UBIT (Unternehmensberatung und Informationstechnologie) in der Wirtschaftskammer Österreich. Die Wirtschaftskammer definiert das Gewerbe so: „Laut GewO § 29 sind für den Umfang der Gewerbeberechtigung insbesondere die für die Ausübung erforderlichen eigentümlichen Arbeitsvorgänge, die historische Entwicklung sowie die in den beteiligten gewerblichen Kreisen bestehenden Anschauungen und Vereinbarungen maßgebend.“ Steuerlich werden Unternehmensberater aber als Freie Berufe behandelt. UBIT bietet den Unternehmensberatern eine (freiwillige) Berufshaftpflichtversicherung und spezielle Standesregeln (proEthik) an.

Beratungsgrundsätze

Vereinigungen von Unternehmensberatern umschreiben häufig Grundsätze für Beratungen in einem Verhaltenskodex (engl.: Code of Ethics), z. B. die Association of Management Consulting Firms (AMCF),[7] der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater e.V. (BDU) oder die Fachgruppe beratende Volks- und Betriebswirte im bdvb e.V. sowie der Verband „Die KMU-Berater - Verband freier Berater e.V“. Diese enthalten in der Regel folgende Elemente:

  • Unabhängigkeit des Unternehmensberaters von Dritten, insbesondere, wenn Entscheidungen über Lieferanten oder andere Marktpartner des Klienten anstehen.
  • Objektivität der Beratung unter Berücksichtigung aller Chancen und Risiken.
  • Kompetenz: Beraten wird nur in Feldern, in welchen der Unternehmensberater nachweislich Kompetenz erlangt hat.
  • Vertraulichkeit: Keine der im Beratungsprozess erworbenen Kenntnisse und Informationen gelangen an Dritte.

In Österreich sind die Berufsgrundsätze der Arbeitsgemeinschaft proEthik ein freiwilliger Bestandteil qualifizierter Unternehmensberatung

Ausbildung

Unternehmensberatungen beschäftigen in der Regel Hochschulabsolventen aus nahezu allen Fachrichtungen. Insbesondere bei den großen Gesellschaften sind „nur“ zu etwa 50 Prozent Absolventen der Betriebswirtschaftslehre zu finden. Daneben sind besonders die Studiengänge Physik, Mathematik, Pädagogik, Psychologie und Medizin stark vertreten. Zu einem kleinen Anteil werden auch Personen mit Berufserfahrung angestellt.

Dienstleistung Beratung

Definition

Die Beratungsdienstleistungen sind eine Bedarfsdeckung Dritter dienende auftragsindividuelle

  • interaktive Prozesse
  • mit materiellen und immateriellen Wirkungen,
  • deren Vollzug und Inanspruchnahme einen synchronen Kontakt zwischen Leistungsgeber und Leistungsnehmer erfordert.[8]

Beratungsdienstleistungen sind auch hochgradig integrativ, da die Nachfrager an der Erstellung der Leistung mitwirken, und daher ist ein hoher Grad an Interaktivität zwischen Berater und Kunden notwendig.[9]

Weitere Merkmale der Dienstleistung Unternehmensberatung sind:

  • Qualifikationsdifferenz: Experten verfügen über Wissen, das der Empfänger der Dienstleistung nicht oder nur in geringem Umfang beherrscht
  • Singularität: Dienstleistungen sind wegen Interaktivität, Unterschiedlichkeit der Ausgangslagen nicht identisch reproduzierbar, auch nicht ex-ante bestimmbar.
  • Indeterminierbarkeit: Dienstleistung entfaltet sich über die Zeit, auch über das Beratungsverhältnis hinaus. Es ist auch persönlich indeterminierbar, weil aus Interaktionen der zu beratenden Personen mit anderen unvorhersehbare Folgewirkungen entstehen können.[9]

Eine Art Produkthaftung besteht für Beratungsleistungen nur insofern, als nachweislich falsche Auskünfte zu Schäden führen. Da der Unternehmensberater in der Regel nicht oder nur partiell an der Umsetzung der erarbeiteten Lösungswege beteiligt ist, kann er für Ausführungsfehler in der Umsetzung ebenso wenig haftbar gemacht werden wie für Ratschläge oder Konzeptionen, die auf Fehl- oder Falschinformationen des Kunden (bzw. Klienten) basieren.

Beratungsprozess

Der Beratungsprozess ist durch stets wiederkehrende Elemente gekennzeichnet. Einer Situationsanalyse (IST-Aufnahme) schließt sich die Zielformulierung (SOLL-Zustand) für das Beratungsprojekt an. Ab diesem Zeitpunkt ist eine Kalkulation des voraussichtlichen Beratungsaufwands möglich. Es folgen die Konzeptentwicklung, die Konzeptpräsentationen, ggf. die Mithilfe (Coaching) bei der Umsetzung (Implementierung) sowie ein Maßnahmencontrolling (d.h. eine ständige Überprüfung, ob und inwieweit das gewünschte Ziel schon erreicht wurde).

Der Beratungsprozess erfordert eine Mithilfe des Kunden (bzw. Klienten). Somit stellt Unternehmensberatung eine Dienstleistung unter Einbezug des externen Faktors dar.

Beratungsrichtungen

Unternehmensberater fokussieren sich üblicherweise auf eines von mehreren Beratungsthemen, wie z.B.:

  • Managementberatung (Strategie, Organisation, Führung, Marketing, Produktion, Logistik);
  • IT-Beratung (IT-Consulting, System-Integration, IT-Service-Provider);
  • Personalberatung (Personal-Recruitment, High Potential Development, Personal Konzepte, Training und Weiterbildung).

Beratungsinhalte

Es lassen sich im Wesentlichen sehr unterschiedliche Beratungsthemen unterscheiden:

  • Fusionen/Übernahmen (Unternehmen, Bereiche, Abteilungen)
  • Auslagerungen/Outsourcing
  • Global Sourcing
  • Umstrukturierung / Change Management
  • Kostensenkung („Cost Cutting“)
  • Einführung neuer Technologien, Arbeitsmethoden und Systeme
  • Sicherheitsberatung
  • Strategieentwicklung, -planung und Umsetzung
  • Interim Management
  • Organisationsdiagnose
  • Finanzierungsberatung
  • PR-Beratung
  • Beschaffungsoptimierung/Einkaufsoptimierung

Beratungsansätze

In der Beratungsliteratur werden Beratungsarten unterschieden, die sich am tatsächlichen Beratungsgeschäft von Beratungsfirmen orientieren:

Einer Studie von Walger und Scheller [2] zufolge, führten Ende der 90er Jahre 1,7 % der von ihnen untersuchten Unternehmen Gutachtenberatung, 84,7 % Expertenberatung, 11,4 % Organisationsentwicklungs- und Personalentwicklungsberatung und 2,2 % systemische Beratung durch. Nur ein Teil dieser Aktivitäten kann jedoch auch als Beratung im engeren Sinne verstanden werden, wenn man eine wissenschaftliche Definition zugrunde legt. Sobald der 'Berater' an der Umsetzung von Lösungsvorschlägen beteiligt ist und er dabei als Co-Manager (bezogen auf seine Funktion - nicht: auf die Dauer seiner Anwesenheit im Betrieb) in Erscheinung tritt, würden Sozialwissenschaftler nicht mehr von Beratung sprechen. Dies war jedoch nach Walger und Scheller bei 41 % der 'Expertenberatung' der Fall. Daher können Teile der Expertenberatung (34,7 %) und die gesamte Gutachtenberatung, insgesamt 36,4 % aller untersuchten Beratungsarten, nicht als Beratung im engeren Sinne deklariert werden. Die Systemische Beratung sowie die Organisationsentwicklungs- und Personalentwicklungsberatung entsprechen hingegen qua Definition einem engeren Beratungsverständnis.[10]

Kritik

Die Hauptkritikpunkte an der Tätigkeit von Unternehmensberatern sind:[11]

  • Fragwürdige Konzepte oder Standardrezepte
  • Haltlose Versprechen
  • Fixierung auf Folgeaufträge
  • Erzeugung von Abhängigkeiten
  • Ausbeutung von Wissen
  • Qualität der Beraterprodukte lässt sich schwer überprüfen.

Fachorganisationen und Berufsverbände

Deutschland

  • Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V., Hauptsitz Bonn, Niederlassungen in Berlin und Brüssel, Mitglied im Personalberaterdachverband European Confederation of Search and Selection Associations (ECSSA) mit Sitz in Brüssel und im International Council of Management Consulting Institutes (ICMCI)
  • Bundesverband der Wirtschaftsberater BVW e. V., Bundesverband der Wirtschaftsberatenden Berufe, Berufs- und Standesorganisation der Beratenden Volks- und Betriebswirte
  • Die KMU-Berater - Verband freier Berater e.V.
  • Bundesverband Deutscher Studentischer Unternehmensberatungen e.V. BDSU
  • JCNetwork e. V. - Dachverband Studentischer Unternehmensberatungen
  • Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte - Fachgruppe Beratende Volks- und Betriebswirte - (Standesorganisation der Unternehmensberater mit abgeschlossener wirtschaftsakademischer Ausbildung)

Österreich

  • Fachverband Unternehmensberatung und Informationstechnologie der Wirtschaftskammer Österreich

Schweiz

  • Association of Management Consultants Switzerland ASCO

Literatur

  • "Tools für Projekt Management, Workshops und Consulting" (4., überarbeitete und erweiterte Auflage, 2012) von Nicolai Andler, Publicis Verlag Erlangen, ISBN 978-3-89578-334-0
  • Critical Consulting: New Perspectives on the Management Advice Industry,ed. by Timothy Clark and Robin Finchan, Blackwell Publishers, 2001, ISBN 0631218203
  • Bredl, K. (2008). Kompetenz von Beratern. Analyse des Kompetenzerwerbs bei Unter-nehmensberatern im Kontext der Expertiseforschung. Saarbrücken, vdm. ISBN 3836457601
  • Hubert Eichmann und Ines Hofbauer: "Man braucht sehr hohes Energieniveau". Zum Arbeitsalltag von UnternehmensberaterInnen, Edition Sigma, Berlin 2008, ISBN 978-3-8360-6703-4
  • Winfried Abele und Stefan Scheurer: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Managementberatung - Kunst, Handwerk oder Geschäft mit der Angst, Orell Füssli Verlag, Zürich 2006, ISBN 3-280-05200-9
  • Barry Curnow und Johnatan Reuvid: The International Guide to Management Consultancy, Kogan Page,London 2003, ISBN 0-7494-4079-1
  • Markus Pohlmann und Thorsten Zillmann (Hrsg.): Beratung und Weiterbildung. Fallstudien, Aufgaben und Lösungen. München und Wien 2006, ISBN 3-486-57996-7
  • Werner Sarges: Leistungsverbesserungen bei der Arbeit in Teams - Warum Unternehmen dazu eher Berater als Wissenschaftler konsultieren. In E.H. Witte (Hrsg.), Leistungsverbesserungen in aufgabenorientierten Kleingruppen (S.180-196). Lengerich: Pabst, 2000.
  • Konrad Schwan und Kurt Seipel: Erfolgreich beraten - Grundlagen der Unternehmensberatung, München 2002, ISBN 3-8006-2757-4
  • David Unger-Klein: Yearbook Consulting, Wien 2007, ISBN 3-9501744-2-7
  • Peter Block: Erfolgreiches Consulting. Das Berater-Handbuch, 2. Aufl., Heyne, München 2000, ISBN 3-453-15556-4
  • Thomas Leif: Beraten & verkauft. McKinsey & Co. - der große Bluff der Unternehmensberater, Goldmann, München 2008, ISBN 978-3-442-15485-2

Filmografie

  • "grow or go". Die Architekten des „global village“. Dokumentarfilm, Deutschland 2003, 94 Min., Buch: Marc Bauder, Dörte Franke, Regie: Marc Bauder, Produktion: ZDF, Das kleine Fernsehspiel (Vier Absolventen der EBS Universität für Wirtschaft und Recht bei den ersten Schritten auf ihrem Weg, Unternehmensberater zu werden.)
  • „Gelesen, gelacht, gelocht - Vom Irrsinn der Beraterrepublik.“ Reportage, 44 Min., Produktion: SWR, Erstsendung: 30. Mai 2005 [12]

Einzelnachweise

  1. Schwan/Seipel 2002: Erfolgreich beraten - Grundlagen der Unternehmensberatung
  2. a b c d e G. Walger und C. Scheller: Das Angebot der Unternehmensberatungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Eine empirische Analyse. Arbeitsgemeinschaft Qualifikations-Entwicklungs-Management. QUEM-report, Heft 54. Berlin, 1998.
  3. Lünendonk-Liste 2012: Führende Management-/Unternehmensberatungen in Deutschland
  4. Lünendonk-Liste 2012: IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen in Deutschland
  5. Vgl. Markus Pohlmann: Beratung als Interaktionsform - Perspektiven, Trends und Herausforderungen, in: Markus Pohlmann und Thorsten Zillmann (Hrsg.): Beratung und Weiterbildung. Fallstudien, Aufgaben und Lösungen. München und Wien 2006, S. 31
  6. Quelle: Pressemitteilung BDU
  7. vgl. Code of Ethics AMCF
  8. vgl. Elfgen/Klaile 1987: Unternehmensberatung: Angebot, Nachfrage, Zusammenarbeit.
  9. a b vgl. Kieser: Unternehmensberater - Händler in Problemen, Praktiken und Sinn, in Glaser/Schröder/Werder (Hrsg.): Organisation im Wandel der Märkte, 1998
  10. Vgl. Markus Pohlmann: Beratung als Interaktionsform - Perspektiven, Trends und Herausforderungen, in: Markus Pohlmann und Thorsten Zillmann (Hrsg.): Beratung und Weiterbildung. Fallstudien, Aufgaben und Lösungen. München und Wien 2006, S. 37
  11. Dilk/Littger: Retter oder Rattenfänger, in managerSeminare, Heft 105, Dez. 2006
  12. Gunnar Sohn: Besprechung von Gelesen, gelacht, gelocht, neuenachricht.de