Transzendentale Meditation

Gebäude des TM-Hauptsitzes in Vlodrop, Niederlande

Transzendentale Meditation (TM) ist eine Meditationsform, die seit 1957 durch eine von Maharishi Mahesh Yogi gegründete Organisation gelehrt wird. Die Spitze der Organisation hat seitdem mehrmals ihren Namen geändert; seit 2000 tritt sie als „Globales Land des Weltfriedens“ auf. TM ist Bestandteil eines an den Veden orientierten, auf Ganzheitlichkeit ausgerichteten Lehrsystems Maharishis: („Maharishi Vedische Wissenschaft“). Die Organisation betont heute sehr stark die positive Beurteilung dieser Meditationsform durch wissenschaftliche Studien.

Geschichte

Nach dem Tode seines Lehrers Swami Brahmananda Saraswati („Guru Dev“), des Shankaracharyas des Nordens, zog sich Maharishi 1953 für zwei Jahre nach Uttar Kashi, Himalaya zurück. 1955 schloss sich eine Reise ins südliche Indien an, die schließlich 1957, während einer Festversammlung in Madras zu Ehren seines Lehrers, zur Gründung des Spiritual Regeneartion Movement führte.[1] Im April 1959 bereiste Maharishi zum ersten Mal die USA und initiierte in Los Angeles und San Francisco mehrere hundert Leute in die TM-Technik.[2] Anfänglich lehrte Mahrishi die Technik selbst. 1959 wurde erstmalig eine Konferenz abgehalten und die TM-Bewegung organisiert und institutionalisiert.[2] Hier ging es unter anderem um die Ausbildung von Lehrern, die fähig waren, die TM-Technik selbst weiterzugeben.[2] 1960 reiste Maharishi nach Westdeutschland. Ab 1961 fand eine zentrale internationale Ausbildung von TM-Lehrern in Indien unter der Leitung ihres Gründers statt, aus der auch die ersten Lehrer für Deutschland hervorgingen. 1962 existierten in der Bundesrepublik Deutschland bereits 18 TM-Zentren,[3] deren Zahl bis 1972 auf etwa 60 anstieg.

In den ersten fünf Jahren bestanden die Anhänger der TM in den USA weitgehend aus spirituell interessierten Erwachsenen der Mittelschicht.[2] Im Jahr 1965 wurde die Students International Meditation Society gegründet, mit der es gelang, junge Mitglieder, insbesondere Studenten, zu rekrutieren (12.000 Mitglieder 1968, 33.000 Mitglieder 1970).[2] Gleichzeitig veränderten sich die Schwerpunkte der Organisation und die spirituelle Ausrichtung trat zugunsten wissenschaftlicher Aspekte vermehrt in den Hintergrund. Sie begann, die positive wissenschaftliche Beurteilung der Meditation zu betonen.[2] Ein Grund für den Erfolg in der frühen Phase der TM-Bewegung ist dem Sozialwissenschaftler Hank Johnston zufolge die Fähigkeit der TM-Organisation sich durch die Allgemeinheit der Technik und durch organisationele Entscheidungen verschiedenen Zielgruppen anpassen zu können.

Der TM-Bewegung gelang es zudem, sich zunehmend medial zu präsentieren.[2] Die Hinwendung der Beatles und anderer Stars (Mia Farrow, Shirley MacLaine, The Beach Boys, Donovan) zur TM um 1968 verhalf dieser zu einem neuen Boom im Westen. Der TM half dabei auch ein zunehmdes Interesse an östlicher Philosophie in Amerika.[2] Obwohl sich die Beatles danach wieder von Maharishi abwendeten, hat ihre Popularität die Ausbreitung der TM wohl eher gefördert. Einzelne Beatles-Mitglieder wie Paul McCartney und George Harrison bekannten sich später wieder zu seiner Meditation.

Im Jahre 1980 kehrte Maharishi von Seelisberg am Vierwaldstättersee nach Indien zurück und ließ in der Nähe von Neu-Delhi das Maharishi Nagar als neues Zentrum der Bewegung entstehen. Ein wichtiges deutsches Zentrum befand sich in Schledehausen. 1986 wurde ein „Weltplan für vollkommene Gesundheit“ auf Basis des Ayurveda verkündet.[4] Diese Aktion hat zur Einrichtung von zahlreichen Maharishi-Ayurveda-Kliniken geführt.

In verschiedenen Ländern wurden auf Vorschlag Maharishis 1991 politische Parteien gegründet, in Deutschland 1992 unter dem Namen Naturgesetzpartei gegründet wurde,[3] die inzwischen wieder aufgelöst wurden. Die Naturgesetzpartei hatte nach eigenen Angaben bis zu 1.500 Mitglieder. Maharishi sieht sich in Opposition zu den herrschenden Regierungen und hält diese für unfähig und korrupt.[5]

Zum Organisationsverbund von TM gehören bzw. gehörten außerdem unter anderem die Akademie für vedische Wissenschaft, Gesellschaft der Weltregierung des Zeitalters der Erleuchtung zur Förderung der TM und der Wissenschaft der Kreativen Intelligenz (GTM), die Internationale Meditationsgesellschaft (IMS), die Maharishi Global Revenue Fund, die Maharishi Veda GmbH, das Maharishi-Kolleg für Naturgesetz, die Samhita GmbH, die Siddha Corporation, das Vedische Friedenskorps, die Weltplan-Center (in den 1970er Jahren der Name für die TM-Lehrzentren), die Weltvereinigung für Ayurveda-Medizin und der World Peace Endowment Fund.[3] Es gibt weltweit mehr als 1.000 Lehrinstitute für Transzendentale Meditation und mehrere unter der Verwaltung der TM-Organisation stehende Universitäten, z. B. in Indien das Maharishi Institute of Management, in den USA die Maharishi University of Management (MUM) (vormals Maharishi International University, MIU) sowie in Vlodrop, Niederlande, auf dem Gelände des ehemaligen Kollegs St. Ludwig, die Maharishi European Research University (MERU). Die MERU ist seit ihrer Gründung 1990 der Hauptsitz Maharishis und die Zentrale seiner weltweiten Organisationen.

Unter dem Dach des halbstaatlichen National Institute of Open Schooling betreibt die TM das größte Netz privater Elementarschulen Indiens mit insgesamt mehr als 80.000 Schülern.[6][7] Daneben betreibt TM seit einigen Jahren einen Fernsehsender Maharishi Channel. Dieser sendet das mehrsprachige Programm der Maharishi Open University (MOU). Das Programm wird weltweit per Satellit sowie per Streaming Video ausgestrahlt.[8]

Im Oktober 2000 wurde die Dachorganisation von Maharishi zu „Globales Land des Weltfriedens“ (Sanskrit: Vishwa Shanti Rashtra) umbenannt und die Schwerpunkte auf die Zielsetzung geändert, ein „Land“ ohne Grenzen „für alle friedliebenden Bürger der Welt“ zu schaffen. Dazu führte er auch eine eigene Währung ein, den Raam, der in begrenztem Umfang in Holland und in den USA im Umlauf ist.[9] Laut Maharishi ist der Zweck dieses Landes, weltumspannenden Frieden zu schaffen, indem es alle Nationen in Glück, Wohlstand, Unbesiegbarkeit und vollkommener Gesundheit vereint und gleichzeitig die reiche Vielfalt in der Völkerfamilie fördert. Es soll den Himmel auf Erden verwirklichen, indem es die Lebensqualität jedes Einzelnen anhebt und vollständige Erfüllung und Wohlstand in Erleuchtung bringt.

In Deutschland gibt es ca. 170 Kontaktstellen, für die der Religionswissenschaftliche Medien- und Informationsdienst REMID heute etwa 1.000 zum engeren Kreis gehörende Lehrende schätzt sowie etwa 5.000 bis 10.000 aktive Personen im Umfeld. [10] Die Eigenangaben der Organisation sprechen von 200.000 Personen, die seit Anfang der 1960er Jahre in Deutschland einen TM-Grundkurs absolviert hatten[11], und von 6 Mio. Grundkursteilnehmern weltweit[12]. Die deutsche Hauptverwaltung befinden sich in Hannover.

Lehre

Meditationstechnik

Merkmale

Gemäß der Lehre des Maharishi Mahesh Yogi wird Transzendentale Meditation zweimal täglich zwanzig Minuten geübt: bequem sitzend, mit geschlossenen Augen. An die Lebensführung oder den Glauben werden keine Bedingungen gestellt. Ziel der Meditationssitzung sei tiefe, wache Ruhe, in der die mentale Aktivität überschritten, „transzendiert“ werden kann. Dadurch erfahre der Meditierende, bei voller Wachheit, die einfachste Form seines Bewusstsein: Bewusstsein pur oder auch „Transzendentales Bewusstsein“.

Betont wird die Notwendigkeit ausgleichender Aktivität, die im Idealfall „einfach“ und „natürlich“ ausfallen solle: So werde das Nervensystem, dem Maharishi eine besondere Bedeutung für die seelisch-geistige Entwicklung beimisst, geschont. Der regelmäßige Wechsel von Meditation und Aktivität trainiere das Nervensystem, die Wirkungen der Meditationssitzung im Alltag aufrecht zu erhalten. Dies diene einer längerfristigen Entwicklung von Körper und Geist, der Entfaltung des „vollen Potentials“ des Meditierenden, ein Terminus, der von Maharishi als „Erleuchtung“ angesprochen und beschrieben wird.[13]

Großen Wert legt Maharishi auf die „Einfachheit“ der Transzendentale Meditation: Sie folge einem „natürlichen Mechanismus des Geistes“ und käme gänzlich ohne Anstrengung aus. Dies unterscheide sie von Methoden der Konzentration und der Kontemplation.[14]

Unterricht

Der Unterricht ist in einem Sieben-Schritte-Verfahren weltweit standardisiert: Kostenfrei zwei Informationsvorträge und ein persönliches Gespräch; kostenpflichtig ein Grundkurs mit vier Einzellektionen zu zwei Stunden mit einem Check up zehn Tage danach. Kursabsolventen haben Anrecht auf lebenslanges Follow up, über das sie die Korrektheit ihrer Praxis jederzeit überprüfen lassen können. In den 1970er Jahren lagen die Kosten für einen Grundkurs noch bei 75 Dollar. Inklusive Follow up werden inzwischen europaweit einheitlich 2.380 Euro (inkl. Mehrwertsteuer) verlangt (Schweiz: 2.900 CHF). Unterrichtet werden soll die Transzendentale Meditation der TM-Organisation zufolge ausschließlich von autorisierten Lehrern. Dies versucht sie durch den markenrechtlichen Schutz des Begriffs „Transzendentale Meditation“ zu gewährleisten, der nur von autorisierten Lizenznehmern verwendet werden darf.

Allerdings hat u. a. die Kursgebühr dazu geführt, dass einige ehemalige TM-Lehrer nunmehr unabhängig lehren und die Meditation, meist unter nur leicht abweichenden Namen, günstiger (zu Preisen zwischen 300 und 400 Euro)[15] anbieten. Diese Entwicklung wurde eine Zeitlang dadurch gefördert, dass die TM-Organisation seit dem Jahr 2005 von ihren Lehrern eine Rezertifizierung verlangt, die bis zum Jahr 2007 auch noch gekoppelt war an die Bedingung des Vollzeiteinsatzes. Teilnehmern solcher „unabhängigen“ Grundkurse stehen die von den TM-Organisationen angebotenen Fortgeschrittenen-Programme nicht offen.

Technik

Die Technik der Transzendentalen Meditation geht von zwei Annahmen aus: Die Erfahrung „ruhevoller Wachheit“, „reinen Bewusstseins“, des „Selbst“ oder „Atma“ (Sanskrit) ist mit einem unvergleichlichen Glückserleben verbunden (Sanskrit: Sat Chit Ananda). Und: Die Natur des menschlichen Geistes sucht selbsttätig nach Erfahrungen größeren Glücks. Ergo werde sich die Aufmerksamkeit des Meditierenden automatisch in Richtung größerer Stille bzw. „reiner Bewusstheit“ bewegen, sobald sie dazu Gelegenheit erhält. Hierzu diene das Mantra, das dem Meditierenden am ersten Tag des Grundkurses mitgeteilt wird: eine kurze, nicht sinnhafte Silbe bzw. Lautfolge aus dem Sanskrit. Die Benutzung des Mantras halte den Meditierenden einerseits wach, und andererseits sei seine Aufmerksamkeit, mangels inhaltlicher Bedeutung des Mantras, nun nicht mehr auf einen bestimmten Gegenstand des (Nach-)Denkens gerichtet. Also werde sich die Aufmerksamkeit in dieser Freiheit ganz natürlich den leiseren, stilleren, weniger konkreten und also angenehmeren Aspekten des Mantras zuwenden. Bis schließlich auch der feinste Zustand des Mantras von der Aufmerksamkeit überschritten, „transzendiert“ werde (daher der Name dieser Meditationstechnik) und der Meditierende in reiner Bewusstheit verharre: bar jeder Denkaktivität, aber hellwach in sich selbst.

Theorie

Der Zustand reiner Bewusstheit überführt, so Maharishi, die Dreiheit von Beobachter (Sanskrit: Rishi), Vorgang der Beobachtung (Devata) und Objekt der Beobachtung (Chandas) in eine „Drei-in-Einem-Struktur“, in der Bewusstsein kraft seiner selbst nur noch sich selbst erfährt (Sanskrit: Samhita). Dieser „selbstrückbezogene“ Bewusstseinszustand sei abzugrenzen von den drei geläufigen Hauptbewusstseinszuständen Wachen, Träumen und Tiefschlaf, teile er sich doch einerseits mit dem Wachzustand die Wachheit, mit dem Tiefschlaf aber dessen körperliche und geistige Ruhe. Also verdiene dieser Zustand, vierter Hauptbewusstseinszustand genannt zu werden. Maharishi bezeichnet ihn als Transzendentales Bewusstsein.

Geheimhaltung

Maharishi betont, dass nicht nur der korrekte Umgang mit dem Mantra, sondern auch dessen Klangqualität von entscheidender Bedeutung sei. Auch dieser Aussage liegen zwei Annahmen zugrunde: Jeder Klang besitze spezifische Wirkungen. Und: In je feinere Aspekte eines Klanges der Meditierende eindringe, desto größer seien dessen Wirkungen (analog zu der Mächtigkeit von Wirkkräften in feineren Schichten der physikalischen Natur). Also sei es wichtig, nur solche Klänge bzw. Mantren in der Meditation zu benutzen, „deren Wirkungen bekannt und lebensfördernd sind“. Für die Qualität der in der TM-Technik benutzten Mantren bürge die uralte vedische Tradition, auf die Maharishi sich immer wieder beruft.

Welche Mantren in der Transzendentalen Meditation auf welche Weise zu benutzen sind, unterliegt der Geheimhaltung. Zum einen sei es nicht ausreichend für eine korrekte Weitergabe der Technik, nur das Mantra zu übermitteln: Auch der Vorgang, wie man es richtig gebraucht, sei bedeutsam. Um dies zu vermitteln, sei Ausbildung erforderlich. Zum anderen sei die Technik vor Verwässerung und Verfälschung zu schützen: um sie für eine möglichst lange Zeit „rein“, in ihrem authentischen Zustand zu erhalten.

Ehemalige TM-Lehrer haben jedoch bekannt gemacht, dass es einfach entsprechend dem Alter und dem Geschlecht der in die Technik einzuführenden Person gewählt wird.[4] Kritiker sagen, sämtliche in der TM verwendeten Mantren seien im Hinduismus mit Hindu-Gottheiten, den (Devatas) assoziiert. Nach Maharishis Auffassung hingegen ist es falsch, das vedische Devata-Prinzip als „Gott“ bzw. „Götter“ zu interpretieren, wie dies von westlicher Seite und auch von indischer Seite häufig geschieht. Es handle sich vielmehr um unpersönliche „Qualitäten kreativer Intelligenz“. Zwar sprächen, so Maharishi, auch Religionen von dem Bewusstseinszustand, dessen Entwicklung TM fördere und den er Erleuchtung nennt, doch seien sie mangels praktischer Techniken nicht mehr in der Lage, ihren Gläubigen diese Entwicklung konkret anzubieten.[4]

Yogisches Fliegen

Neben der grundlegenden Meditationtechnik beinhaltet die Lehre von Maharishi Mahesh Yogi auch Fortgeschrittenen-Programme, u. a. die Techniken der TM-Sidhis und des so genannten „Yogischen Fliegens“. Diese sollen den Ausübenden in die Lage versetzen, frei schweben zu können. Die Anhänger dieser Technik erklären, diese würde die Entwicklung der mentalen Fähigkeiten ihrer Anwender beschleunigen. Sie besteht im Wesentlichen darin, nach der Anwendung der TM-Technik mit der inneren Rezitation von Sutras (Mantra) zu beginnen: Alle 15 Sekunden wird ein kurzer Satz oder ein Wort innerlich wiederholt. Bei der Auswahl und Zusammenstellung der Sutras hat sich Maharishi Mahesh Yogi an die Yoga-Sutras (Sammlung von Lehrsprüchen zum Yoga) von Patanjali angelehnt. Sidhis (auch Siddhis) sind übernatürliche Fähigkeiten, die man angeblich durch die konsequente Übung des Yoga erreichen kann. Da aber Erleuchtung das Ziel des Yoga ist, können solche Fähigkeiten eine Ablenkung oder gar Hindernis auf diesem „achtgliedrigen Weg“ sein, so Patanjali.

In der Darstellung von Maharishi werden drei Stufen Yogischen Fliegens beschrieben. Bei Anwendung des entsprechenden „Flug-Sutras“, während der Geist „transzendentales Bewusstsein“ erfährt, könne es zu kurzen Levitationserfahrungen kommen, die zu kurzen sprunghaften Fortbewegungen des gesamten Körpers über kurze Distanzen (zwischen einigen Zentimetern und über einen Meter) führen. In der zweiten Stufe könne es ohne jeden Muskeleinsatz zu einem Gleiten über den Boden kommen, während die dritte Stufe durch eine willentliche freie Bewegung des Körpers durch den Raum gekennzeichnet sei. Bei den meisten Anwendern der TM-Sidhi-Technik kann man nach Angaben des Anbieters regelmäßig das erste beschriebene Stadium beobachten. Filmaufnahmen zeigen, dass es sich um eine einfache Hüpftechnik handelt.[16] Schwebezustände der weiteren Stadien, die gegen die üblichen Gesetze der Physik verstoßen würden, wurden bislang nicht beobachtet.

Maharishi Ayur Veda

Die deutsche Ayurveda-Szene wird weitgehend von TM-Organisationen und -Firmen geprägt, deren Dienstleistungen und Produkte (der Maharishi Technology Corporation in Vlodrop, Niederlande) unter der Bezeichnung Maharishi Ayur Veda angeboten werden.

Maharishi-Effekt

Der Maharishi-Effekt soll der TM-Organisation zufolge ein positiver Effekt auf die Gesamtgesellschaft sein, sobald ein Anteil von mehr als einem Prozent der Gesellschaft Transzendentale Meditation ausübt. Dieser Effekt lässt sich der TM-Organisation zufolge unter anderem als quantenmechanischer Einfluss auf ein kollektives Bewusstsein erklären.[17] Sie beruft sich dabei auf Zeitreihenanalysen, die diesen positiven Effekt z. B. für Arbeitslosigkeit, Inflation, Kriminalitätsrate, Intensität kriegerischer Auseinandersetzungen und Verringerung des Terrorismus nachgewiesen haben sollen.[17] Nach Aussage der Organisation sind bislang über 50 Versuche unternommen worden, die Wirkung dieses Effekts nachzuweisen, u.a. während einer mehrwöchigen Versammlung in Washington D.C. 1993, an der 4.000 TM-Meditierende teilgenommen hatten.[18] Im Zusammenhang mit dem yogischen Fliegen wurde ein weiterer Effekt behauptet. Üben genügend Personen zeitgleich und an einem Ort das yogische Fliegen aus, genüge nur noch die Quadratwurzel aus einem Prozent der Bevölkerung, um den Effekt zu erzeugen („erweiterter Maharishi-Effekt“). Seit Juli 2006 bemüht sich die TM-Organisation, diesen Effekt für die USA dauerhaft zu erzeugen.[19] Mit dem Aufbau einer Gruppe von 20.000 Teilnehmern, die den Effekt global erzeugen soll, wurde in Indien begonnen.[20]

Forschung

Die Meditationstechnik der Transzendentalen Meditation ist in vielfältiger Weise wissenschaftlich untersucht und ihre medizinischen, psychischen und sozialen Effekte sowohl positiv als auch negativ bewertet worden.[21] Die TM-Organisation bewirbt ihre Technik mit diesen Forschungsergebnissen und interpretiert sie insgesamt als einen Beleg dafür, dass sie vier Mal wirksamer als alle anderen Entspannungstechniken ist.[22]

Kritik bezüglich der Frage der Finanzierung der Forschung

Dem Soziologen Barry Markovsky zufolge ist ein Großteil der Forschung zur Transzendentalen Meditation durch die TM-Organisationen selbst finanziert. Die beteiligten Wissenschaftler seien nicht neutral und versuchten nicht, ihre Theorien zu widerlegen (wie es der kritische Rationalismus einfordern würde), sondern sie zu belegen.[23] The Journal of the American Medical Association (JAMA) bat den Wissenschaftsjournalisten Andrew A. Skolnick, die finanziellen Verbindungen der TM mit den Forschern Brihaspati Dev Triguna und Deepak Chopra zu recherchieren, die einen Artikel in der JAMA zur Wirksamkeit von Ayurveda und Transzendentaler Meditation veröffentlicht hatten, aber ihre finanziellen Verbindungen zur TM nicht angegeben hatten. Er zeigte, dass sie finanziell mit der TM verbunden sind, und beschrieb auch die finanziellen Verquickungen des Forschers Tony Nader mit der TM. In Skolnicks Artikel wurden weitere Vorwürfe gegenüber der TM erhoben, wie der Verkauf teurer nutzloser pflanzlicher Medikamente an AIDS-Kranke.[24]

Kritik an der wissenschaftlichen Qualität

Die wissenschaftliche Qualität der Forschung, die die Auswirkung der Transzendentalen Medition positiv bewerten, wurde kritisiert. Peter Canter und Edzard Ernst von der Universität Exeter haben das vorhandene Datenmaterial zu Transzendentaler Meditation und ihren Auswirkungen auf die geistige Leistungsfähigkeit untersucht. Von über hundert Veröffentlichungen zum Thema erfüllten jedoch nur zehn die Kriterien, die üblicherweise an eine klinische Arbeit gestellt werden. Vier dieser zehn Studien kamen zu positiven, sechs zu teilweise oder vollständig negativen Ergebnissen. Bei allen Studien mit positiven Ergebnissen waren die Probanden gegenüber TM positiv eingestellt, und es wurden passive Kontrollmethoden angewandt. Bei den übrigen Studien hatten die Probanden kein spezifisches Interesse an TM und fünf von ihnen wandten strukturierte Kontrollverfahren an. Die Autoren schließen daraus, dass die positiven Effekte durch eine Erwartungshaltung bedingt seien. Eine behauptete spezifische und kumulative Wirkung von TM auf kognitive Funktionen wird durch die Versuche nicht nachgewiesen.[25][26] Im Editorial The therapeutic effects of meditation des British Medical Journal schrieb Peter Canter allgemein über methodische Probleme bei klinischen Untersuchungen über Meditationswirkungen.[27] Dem widersprach der britische Arzt und TM-Lehrer Roger Chalmers in einem elektronischen Leserbrief an das Journal, in dem er die Studie von Canter und Ernst und ihre Schlüsse kritisierte.[28]

Politik

Maharishi hat sich mehrfach gegen die Demokratie ausgesprochen und dazu aufgerufen, dass Regierungsvorsitzende die Regierungsgeschäfte an die TM-Organisation abgeben sollten.[3] Stattdessen schlägt er eine absolutistische Regierungsform vor, die sich auf von der TM-Organisation „bewiesene“ richtige Wissen über die Gesetze der Welt und des menschlichen Geistes stützt.[3] Eine von Maharishi zur politischen Änderung vorgeschlagene Strategie ist das massenhafte Verklagen von Staatsorganen.[3] Im Jahr 1979 rief die TM-Organisation ihre Mitglieder auf, Strafanzeigen gegen die Deutsche Bundesregierung einzureichen. Es wurden ca. 100 Strafanzeigen eingereicht wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung, da die Bundesregierung nur die „Schulmedizin“ (Evidenzbasierte Medizin) fördere, eine objektive Information der Bevölkerung über Transzendentale Meditation hingegen systematisch behindere.[3] Die Staatsanwaltschaften wiesen sämtliche Klagen ab, da es keine tatsächlichen Anhaltspunkte und somit keinen Grund für Ermittlungen gebe. Ebenso rief die TM-Organisation zur Steuerverweigerung auf, wegen der in ihren Augen illegalen Beteiligung der Bundesregierung am Kosovokrieg.[29]

Einzelnachweise

  1. Maharishi Mahesh Yogi: Thirty Years Around the World, Dawn of the Age of Enlightenment. ISBN 9071750027, S. 200.
  2. a b c d e f g h Hank Johnston: The Marketed Social Movement: A Case Study of the Rapid Growth of TM. In: Pacific Sociological Review. Vol. 23, No. 3, Juli 1980, S. 333–354.
  3. a b c d e f g Hansjörg Hemminger: Transzendentale Meditation: Struktur und Ideologie
  4. a b c Hans Gasper, Joachim Müller, Frederike Valentin: Lexikon der Sekten, Sondergruppen, Weltanschauungen. Herder Verlag, 1990.
  5. Interview mit Maharishi bei Larry King Weekend vom 12. Mai 2002 auf CNN
  6. Public Schools for Boys & Girls (Maharishi Vidya Mandir)
  7. National Institute of Open Schooling
  8. Maharishi Open University
  9. Spiegel Online: Weltfrieden gratis, 13. Februar 2003
  10. REMID: Religionen in Deutschland: Mitgliederzahlen
  11. http://www.deutsche-nachrichten-agentur.de/de/verzeichnis/magazin/internet/1310648310 Pressemitteilung vom 30. April 2006
  12. http://www.tm.org US-TM-Website
  13. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen himself.
  14. Maharishi Mahesh Yogi: Die Wissenschaft des Seins und die Kunst des Lebens. Kamphausen, 1998, ISBN 3933496403, S. 78ff.
  15. TM independent: Kursgebühren
  16. AGFP: Flieger oder Betrüger?
  17. a b maharishi-effekt.de: Kollektivbewusstsein, was ist das überhaupt?
  18. Zusammenfassung der Washington-Studie aus Sicht der TM-Organisation: Effects of Group Practice of the Transcendental Meditation Program on Preventing Violent Crime in Washington, DC
  19. TM-Seite; Teilnehmerzahlen des Invincible America-Projekts:Superradiance Tally by Date and Location
  20. Group of 20,000 Yogic Flyers in India, TM-Pressemitteilung vom 1. September 2007.
  21. Behind the TM Facade: Research Demonstrating Harmful Effects From TM (engl.)
  22. Transzendentale Meditation: Wissenschaftlich getestet
  23. Barry Markovsky: Problems with TM Research (engl.)
  24. Andrew A. Skolnick: "Maharishi Ayur-Veda: guru's marketing scheme promises the world eternal 'perfect health'" (Webarchiv, engl.)
  25. Peter H. Canter and Edzard Ernst: The cumulative effects of Transcendental Meditation on cognitive function – a systematic review of randomised controlled trials (engl.)
  26. taz.de: Bewusstseinserweiterung nur für Profis, 21. Mai 2004
  27. Peter H. Canter: The therapeutic effects of meditation (engl.)
  28. Roger Chalmers: Research shows that Transcendental Meditation is valuable for health (engl.)
  29. AGFP: Maharishi Kult: Zehntausend Strafanzeigen gegen die Regierung - erfolglos

Literatur

  • Hank Johnston: The Marketed Social Movement: A Case Study of the Rapid Growth of TM. In: Pacific Sociological Review. Vol. 23, No. 3, Juli 1980, S. 333–354.
  • Maharishi Mahesh Yogi: Die Wissenschaft vom Sein und die Kunst des Lebens. Kamphausen, Bielefeld 1998, ISBN 3-933496-40-3.
  • John White: Alles über TM Transzendentale Meditation (Heyne, 1982), ISBN 3453411862.

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