„Toilettenpapier“ – Versionsunterschied

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kleine Ergänzungen nach den interessanten Hinweisen in Wikipedia:Auskunft#WC-Papier: falten, knüllen, wickeln :)
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== Formen ==
== Formen ==
Das zumeist auf Papphülsen („Klorolle“, „Toilettenpapierrolle“ oder „Klopapierrolle“ genannt) aufgewickelte Toilettenpapier kann aus bis zu fünf Papierlagen bestehen. Es ist ca. 10&nbsp;cm breit. Zum leichteren Abreißen der benötigten Papiermenge sind [[Perforation]]en auf Kleinrollen üblich. Gefärbtes oder mit Bildern oder Texten bedrucktes Toilettenpapier findet oft als [[Scherzartikel]] oder Werbeartikel Verwendung (siehe Abbildung). Es gibt feuchtes Papier sowie [[Antimikrobielle Substanz|antibakterielles]] oder parfümiertes Papier. [[Feuchttuch|Feuchttücher]] können in der [[Abwasserentsorgung]] problematisch sein, weil sich das Papier oft nicht schnell genug auflöst.<ref>{{Cite news| issn = 0044-2070| last = Drösser| first = Christoph| title = Toilettenpapier: Stimmt’s?| work = [[Die Zeit]]| location = Hamburg| accessdate = 2017-06-15| date = 2017-06-15| url = http://www.zeit.de/2017/25/toilettenpapier-kanalisation-abwasser-verstopfung}}</ref>
Das zumeist auf Papphülsen („Klorolle“, „Toilettenpapierrolle“ oder „Klopapierrolle“ genannt) aufgewickelte Toilettenpapier kann aus bis zu fünf Papierlagen bestehen. Es ist ca. 10&nbsp;cm breit. Zum leichteren Abreißen der benötigten Papiermenge sind [[Perforation]]en auf Kleinrollen üblich. Gefärbtes oder mit Bildern oder Texten bedrucktes Toilettenpapier findet oft als [[Scherzartikel]] oder Werbeartikel Verwendung (siehe Abbildung). Es gibt feuchtes Papier sowie [[Antimikrobielle Substanz|antibakterielles]] oder parfümiertes Papier. [[Feuchttuch|Feuchttücher]] können in der [[Abwasserentsorgung]] problematisch sein, weil sich das Papier oft nicht schnell genug auflöst.<ref>[[Christoph Drösser]]: [http://www.zeit.de/2017/25/toilettenpapier-kanalisation-abwasser-verstopfung ''Toilettenpapier: Stimmt’s?''] In: ''[[Die Zeit]]'', 15. Juni 2017.</ref>


== Herstellung ==
== Herstellung ==
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[[Tissue]] wird in zwei oder mehreren Lagen verarbeitet. Bei Toilettenpapier wird die Oberfläche mit einer [[Einprägen|Prägung]] versehen und bedruckt. Durch die Prägung wird bei mehrlagigen Toilettenpapieren die Haftung der Einzellagen untereinander sowie die Festigkeit des Blattes erreicht, ein Effekt, der sich durch punktuelles Verkleben noch steigern lässt. Eine Kombination aus weichen Zellstofffasern mit besonders dicken und sicheren Lagen aus dichtem Faserverbund kennzeichnet mehrlagige [[Papier]]e. Die oft gewünschte Weichheit wird durch die Strukturierung der Oberfläche erzielt.
[[Tissue]] wird in zwei oder mehreren Lagen verarbeitet. Bei Toilettenpapier wird die Oberfläche mit einer [[Einprägen|Prägung]] versehen und bedruckt. Durch die Prägung wird bei mehrlagigen Toilettenpapieren die Haftung der Einzellagen untereinander sowie die Festigkeit des Blattes erreicht, ein Effekt, der sich durch punktuelles Verkleben noch steigern lässt. Eine Kombination aus weichen Zellstofffasern mit besonders dicken und sicheren Lagen aus dichtem Faserverbund kennzeichnet mehrlagige [[Papier]]e. Die oft gewünschte Weichheit wird durch die Strukturierung der Oberfläche erzielt.


Durch das gestiegene Umweltbewusstsein der Konsumenten wie auch Hersteller wird bei der Zellstoff- und Tissueproduktion zunehmend auf einen sparsamen Wasserverbrauch sowie umweltverträgliche Verfahren bei der [[Abwasser|Abwässerbeseitigung]] geachtet. Die bei der Produktion anfallenden Holzreststoffe und Laugenüberstände werden zur Deckung des Energiebedarfs verwendet. Zudem gibt es Varianten, die teilweise oder vollständig<ref>Verpackungsaufdruck Toilettenpapier „Solo Vitess“ von [[Aldi Nord]]: „[[Der Blaue Engel]] – weil aus 100% Altpapier“ (Stand: Mai 2014)</ref> aus [[Altpapier]] hergestellt werden.
Durch das gestiegene Umweltbewusstsein der Konsumenten wie auch Hersteller wird bei der Zellstoff- und Tissueproduktion zunehmend auf einen sparsamen Wasserverbrauch sowie umweltverträgliche Verfahren bei der [[Abwasser|Abwässerbeseitigung]] geachtet. Die bei der Produktion anfallenden Holzreststoffe und Laugenüberstände werden zur Deckung des Energiebedarfs verwendet. Zudem gibt es Varianten, die teilweise oder vollständig<ref>Verpackungsaufdruck Toilettenpapier „Solo Vitess“ von [[Aldi Nord]]: „[[Der Blaue Engel]] – weil aus 100% Altpapier“ (Stand: Mai 2014).</ref> aus [[Altpapier]] hergestellt werden.

Die Hygienepapierherstellung ist extrem [[Kapitalintensität|kapitalintensiv]] und ist dem generellen Preisdruck im Einzelhandel ausgesetzt. Wegen des relativ geringen Warenwerts und der Frachtkosten rentieren sich Lieferwege von über 500 Kilometern laut einem Bericht der ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]'' von 2014 nicht.<ref name="buender">Helmut Bünder: ''„Die Deutschen falten, Südeuropäer knüllen.“''] In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'', 15. Dezember 2014 [http://www.wepa.de/fileadmin/user_upload/pdf/presse/150402_wep_artikelnachbau_faz_neu.pdf (PDF).]</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
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Für das frühe 14. Jahrhundert findet sich in Aufzeichnungen für den Raum der heutigen Provinz [[Zhejiang]] eine jährliche Produktion von 10 Millionen Packungen mit je 1000 bis 10.000 Blatt Toilettenpapier. Der kaiserliche Hof in [[Nanjing]] verbrauchte 1393 etwa 720.000 Blatt mit einer Größe von 2&nbsp;×&nbsp;3 Fuß. Kaiser [[Hongwu]] und seine Familie verbrauchten in diesem Jahr 15.000 Blatt einer besonders weichen und parfümierten Toilettenpapiersorte.<ref name="Needham" />
Für das frühe 14. Jahrhundert findet sich in Aufzeichnungen für den Raum der heutigen Provinz [[Zhejiang]] eine jährliche Produktion von 10 Millionen Packungen mit je 1000 bis 10.000 Blatt Toilettenpapier. Der kaiserliche Hof in [[Nanjing]] verbrauchte 1393 etwa 720.000 Blatt mit einer Größe von 2&nbsp;×&nbsp;3 Fuß. Kaiser [[Hongwu]] und seine Familie verbrauchten in diesem Jahr 15.000 Blatt einer besonders weichen und parfümierten Toilettenpapiersorte.<ref name="Needham" />


Das erste moderne, kommerziell erhältliche Papier, das in einer Fabrik speziell als Toilettenpapier hergestellt wurde, wurde von [[Joseph Gayetty]] 1857 in den USA produziert und bestand aus einzelnen Blättern in einer Schachtel und war mit [[Aloen|Aloe]]-Extrakten getränkt.
Das erste moderne, kommerziell erhältliche Papier, das in einer Fabrik speziell als Toilettenpapier hergestellt wurde, wurde von [[Joseph Gayetty]] 1857 in den USA produziert. Es bestand aus einzelnen Blättern in einer Schachtel und war mit [[Aloen|Aloe]]-Extrakten getränkt.


Das [[Perforation|perforierte]] Toilettenpapier auf Rollen, wie wir es heute kennen, stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. 1880 entstand die British Perforated Paper Company. 1890 stellte die Scott Paper Company Toilettenpapier auf Rollen her.
Das [[Perforation|perforierte]] Toilettenpapier auf Rollen, wie wir es heute kennen, stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. 1880 entstand die British Perforated Paper Company. 1890 stellte die Scott Paper Company Toilettenpapier auf Rollen her.


In [[Deutschland]] gründete [[Hans Klenk (Unternehmer)|Hans Klenk]] 1928 in [[Ludwigsburg]] [[Hakle|die erste Toilettenpapierfabrik]]. Damals bestand eine Rolle aus 1000 Blatt rauen [[Krepppapier]]s. 1958 verbreitete sich im Westen Deutschlands&nbsp;–&nbsp;aus&nbsp;Amerika&nbsp;kommend&nbsp;– das weichere Tissue-Papier, das auf der Haut viel angenehmer als das Krepppapier ist.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.hakle.de/about_history.asp | wayback=20040223061507 | text=Hakle Geschichte}} .</ref> In der [[DDR]] blieb Krepppapier die einzig verfügbare Sorte.
In [[Deutschland]] gründete [[Hans Klenk (Unternehmer)|Hans Klenk]] 1928 in [[Ludwigsburg]] die erste Toilettenpapierfabrik [[Hakle]]. Damals bestand eine Rolle aus 1000 Blatt rauen [[Krepppapier]]s. 1958 verbreitete sich im Westen Deutschlands&nbsp;– aus Amerika kommend&nbsp;– das weichere Tissue-Papier, das auf der Haut angenehmer ist.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.hakle.de/about_history.asp | wayback=20040223061507 | text=Hakle Geschichte}}.</ref> In der [[DDR]] blieb Krepppapier die einzig verfügbare Sorte.

In [[Japan]] kam es 1973 während der [[Ölkrise]] zu der „Toilettenpapier-Panik“. Das Gerücht einer zu erwartenden Verknappung von Toilettenpapier aufgrund einer Beschränkung der Ölimporte führte zu Hamsterkäufen. Damit kam es zu einer Verknappung, die wiederum die Gerüchte zu bestätigen schien. Eine ähnliche Entwicklung gab es damals auch auf [[Hawaii]].

In Europa wurden in Mangelzeiten (den 1920er Jahren nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]], den letzten Jahren des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] und den ersten [[Nachkriegszeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa|Nachkriegsjahren]]) auch [[Zeitung]]en in kleine Blätter zerschnitten, an einer Ecke gelocht und mit einem [[Faden|Bindfaden]] an einem Nagel aufgehängt oder auf einen Haken gespießt. In armen Gegenden etwa Südamerikas existiert diese Praxis noch heute. Als Alternative gab es nach oben offene Holzkästchen, die an der Wand angebracht wurden und mit dem passend geschnittenen Zeitungspapier gefüllt wurden.

In Deutschland werden laut einer Schätzung von 2017 im Jahr 2,5 Milliarden Rollen Toilettenpapier verbraucht.<ref>Steffen Fründt: [https://www.welt.de/wirtschaft/article163295475/Dieses-Ding-soll-den-Deutschen-das-Klopapier-austreiben.html ''Dieses Ding soll den Deutschen das Klopapier austreiben.''] In: ''[[Die Welt]]'', 31. März 2017.</ref>


== Alltagskultur ==
In [[Japan]] kam es 1973 während der [[Ölkrise]] zu der „Toilettenpapier-Panik“. Das Gerücht einer zu erwartenden Verknappung von Toilettenpapier aufgrund einer Beschränkung der Ölimporte führte zu Hamsterkäufen. Damit kam es zu einer Verknappung, die wiederum die Gerüchte zu bestätigen schien. Einen ähnlichen Fall gab es damals auch auf [[Hawaii]].
Europaweit gibt es kulturelle Unterschiede in der Auswahl des Toilettenpapiers. Laut dem Vorstandsvorsitzenden des Herstellers [[Wepa]], Martin Krengel, werde in Südeuropa auf mehrlagiges, weiches Papier weniger Wert gelegt; in Italien sei buntes Papier beliebt.<ref name="buender" /> Laut einer Studie von 2012 wünschen drei Prozent der befragten deutschen Verbraucher „zusätzlichen Unterhaltungswert“.<ref name="presse" />


=== Verwendung ===
In Europa wurden in Mangelzeiten (den Zwanzigerjahren des 20. Jh., den letzten Jahren des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] und den ersten Nachkriegsjahren) auch [[Zeitung]]en in kleine Blätter zerschnitten, an einer Ecke gelocht und mit einem [[Faden|Bindfaden]] an einem Nagel aufgehängt oder auf einen Haken gespießt. In armen Gegenden etwa Südamerikas existiert diese Praxis noch heute. Als Alternative gab es nach oben offene Holzkästchen, die an der Wand angebracht wurden und mit dem passend geschnittenen Zeitungspapier gefüllt wurden.
Die Verwendung von Toilettenpapier hat eine repräsentative Umfrage in Deutschland 2012 untersucht. Demnach falten 66,8 Prozent der Deutschen das Papier vor Gebrauch, während es je 7,4 Prozent knüllen und um die Hand wickeln und 4,7 Prozent in Einzelblättern aufeinandergelegt stückeln, Letzteres überdurchschnittlich häufig Ältere (neun Prozent). 7,7 Prozent entschieden spontan, 4,8 Prozent war dies gleichgültig, dabei doppelt so vielen Frauen wie Männern. Das Handwickeln ist bei Frauen mit einem Anteil von zehn Prozent überdurchschnittlich häufig, insbesondere bei jüngeren, während mehr Männer als Frauen falten und knüllen.<ref name="presse">[http://www.presseportal.de/pm/19124/2364867 ''Zewa Soft verrät, wie die Deutschen falten – und welcher Typ ist der Falter, Wickler, Stückler & Co?''] In: ''[[Presseportal]]'', 16. November 2012.</ref> Laut dem Wepa-Vorstandsvorsitzenden Martin Krengel könne man verallgemeinern, dass tendenziell in Deutschland gefaltet, in Südeuropa geknüllt werde.<ref name="buender" />


== Rollen-Orientierung ==
=== Rollen-Orientierung ===
{{Hauptartikel|Abrollrichtung von Toilettenpapier}}
{{Hauptartikel|Abrollrichtung von Toilettenpapier}}
[[Datei:Toilet paper orientation over.jpg|mini|hochkant|Papierende vor der Rolle]]
[[Datei:Toilet paper orientation over.jpg|mini|hochkant|Papierende vor der Rolle]]
[[Datei:Toilet paper orientation under.jpg|mini|hochkant|Papierende hinter der Rolle]]
[[Datei:Toilet paper orientation under.jpg|mini|hochkant|Papierende hinter der Rolle]]
Es gibt zwei Möglichkeiten, Toilettenpapier in den üblichen Haltern mit einer horizontalen Achse parallel zur Wand aufzuhängen: Das Papierende kann entweder vor oder hinter der Rolle liegen. Verschiedene Umfragen in den USA haben gezeigt, dass eine Mehrheit von 60–70 % das Toilettenpapierende vor der Rolle bevorzugt.<ref>Barry Sinrod, Mel Poretz: ''The First Really Important Survey of American Habits '' Price Stern Sloan, New York 1989, ISBN 0-8431-2735-X.</ref><ref>[http://www.basicthinking.de/blog/2011/04/28/damit-es-ein-fuer-allemal-klar-ist-so-haengt-ihr-die-rolle-toilettenpapier-richtig-auf/ basicthinking.de].</ref>
Es gibt zwei Möglichkeiten, Toilettenpapier in den üblichen Haltern mit einer horizontalen Achse parallel zur Wand aufzuhängen: Das Papierende kann entweder vor oder hinter der Rolle liegen. Verschiedene Umfragen in den USA haben gezeigt, dass eine Mehrheit von 60–70 % das Toilettenpapierende vor der Rolle bevorzugt.<ref>Barry Sinrod, Mel Poretz: ''The First Really Important Survey of American Habits.'' Price Stern Sloan, New York 1989, ISBN 0-8431-2735-X.</ref><ref>[http://www.basicthinking.de/blog/2011/04/28/damit-es-ein-fuer-allemal-klar-ist-so-haengt-ihr-die-rolle-toilettenpapier-richtig-auf/ Basicthinking.de].</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V. (Hrsg.): ''Hygieneprodukte – unentbehrlich im täglichen Leben.'' Frankfurt 2001.
* Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V. (Hrsg.): ''Hygieneprodukte – unentbehrlich im täglichen Leben.'' Frankfurt 2001.
* ''Shōwashi zenkiroku. Chronicle 1926–1989''. Mainichi Shimbunsha, Tokyo 1989, S.&nbsp;937 zur „Toilettenpapier-Panik“.
* ''Shōwashi zenkiroku. Chronicle 1926–1989''. Mainichi Shimbunsha, Tokyo 1989, S.&nbsp;937 (zur „Toilettenpapier-Panik“).


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 12. Juli 2017, 11:29 Uhr

Das Toilettenpapier, auch Klopapier, WC-Papier, ist ein zur einmaligen Verwendung gedachtes Tissue-Papier zur Reinigung der Ausscheidungsorgane nach dem Stuhlgang oder nach dem Harnlassen. Bei Verwendung eines Bidets oder eines Washlets kann Toilettenpapier zur Trocknung eingesetzt werden. Toilettenpapier zerfällt in der Kanalisation, in vielen Ländern ist es aber nicht üblich, das Papier in die Toilette zu werfen.

Recyclingtoilettenpapier
Toilettenpapier und Toilettenpapierhalter
Toilettenpapier mit Geld-Aufdruck
Krepp-Sekundärrohstoff Toilettenpapier

Formen

Das zumeist auf Papphülsen („Klorolle“, „Toilettenpapierrolle“ oder „Klopapierrolle“ genannt) aufgewickelte Toilettenpapier kann aus bis zu fünf Papierlagen bestehen. Es ist ca. 10 cm breit. Zum leichteren Abreißen der benötigten Papiermenge sind Perforationen auf Kleinrollen üblich. Gefärbtes oder mit Bildern oder Texten bedrucktes Toilettenpapier findet oft als Scherzartikel oder Werbeartikel Verwendung (siehe Abbildung). Es gibt feuchtes Papier sowie antibakterielles oder parfümiertes Papier. Feuchttücher können in der Abwasserentsorgung problematisch sein, weil sich das Papier oft nicht schnell genug auflöst.[1]

Herstellung

Holz für die Zellstoffherstellung wird vor allem aus Kiefern, Fichten, Birken und zu geringen Teilen aus Eukalyptus-Bäumen gewonnen. Da Lignin und andere Pflanzenstoffe nicht vollständig durch den Kochprozess bei der Zelluloseherstellung entfernt werden können, bleibt der Zellstoff dunkel gefärbt. Für Hygieneprodukte werden die Zellulosefasern weiter aufbereitet und die noch verbliebenen Ligninreste, ähnlich dem Prozess für Papier, in einem Bleichprozess entfernt. Das hat den Vorteil, dass der Zellstoff nicht nur entfärbt, sondern auch saugfähiger und weicher wird, denn Lignin ist wasserabweisend.

Weltweite Zellstoffproduktion von 1990 bis 2005 nach Bleichmethode: Chlor (grün, unten), Elementar-Chlor-Frei (blau, mitte), mit Chlordioxid oder Chlorit und Total-Chlor-Frei (grau, oben) mit Ozon oder Wasserstoffperoxid gebleicht.

Bei dem früher zum Bleichen verwendeten elementaren Chlor bildeten sich chlorierte Abfallprodukte, die negative Einwirkungen auf Mensch und Umwelt haben. Unter diesen Abfallstoffen besonders problematisch sind die hochtoxischen Dioxine.[2] Als Oxidationsmittel dienen heute stattdessen Chlordioxid, Wasserstoffperoxid oder Ozon. Abhängig vom Oxidationsmittel unterscheidet man zwischen ECF-gebleichten (Elementar-Chlor-Frei), z. B. Bleiche mit Hypochlorit oder Chlordioxid, in denen immer noch chlorhaltige Substanzen für die bleichende Wirkung verantwortlich sind, und TCF-gebleichten (Total-Chlor-Frei) Zellstoff, z. B. mit Sauerstoff, Wasserstoffperoxid oder Ozon.

Tissue wird in zwei oder mehreren Lagen verarbeitet. Bei Toilettenpapier wird die Oberfläche mit einer Prägung versehen und bedruckt. Durch die Prägung wird bei mehrlagigen Toilettenpapieren die Haftung der Einzellagen untereinander sowie die Festigkeit des Blattes erreicht, ein Effekt, der sich durch punktuelles Verkleben noch steigern lässt. Eine Kombination aus weichen Zellstofffasern mit besonders dicken und sicheren Lagen aus dichtem Faserverbund kennzeichnet mehrlagige Papiere. Die oft gewünschte Weichheit wird durch die Strukturierung der Oberfläche erzielt.

Durch das gestiegene Umweltbewusstsein der Konsumenten wie auch Hersteller wird bei der Zellstoff- und Tissueproduktion zunehmend auf einen sparsamen Wasserverbrauch sowie umweltverträgliche Verfahren bei der Abwässerbeseitigung geachtet. Die bei der Produktion anfallenden Holzreststoffe und Laugenüberstände werden zur Deckung des Energiebedarfs verwendet. Zudem gibt es Varianten, die teilweise oder vollständig[3] aus Altpapier hergestellt werden.

Die Hygienepapierherstellung ist extrem kapitalintensiv und ist dem generellen Preisdruck im Einzelhandel ausgesetzt. Wegen des relativ geringen Warenwerts und der Frachtkosten rentieren sich Lieferwege von über 500 Kilometern laut einem Bericht der FAZ von 2014 nicht.[4]

Geschichte

Archäologische Funde[5] im ältesten Salzbergwerk der Welt, dem sogenannten Salzberg bei Hallstatt, lassen vermuten, dass Pestwurzen-Blätter in der Bronzezeit auch als Toilettenpapier verwendet wurden. Heute noch gibt es in Bayern die volkstümliche Bezeichnung Arschwurzen für diese Pflanze.

Vor Verwendung von Toilettenpapier wurden Lumpen (Textilien) oder Schwämme verwendet, manchmal sogar lebendes Federvieh, überwiegend aber keine Hilfsmittel.[6] Die linke Hand war in vielen Kulturen, insbesondere Asiens, der Körperreinigung vorbehalten, die rechte dem Händedruck und zum Essen, was eine soziale Benachteiligung Einhändiger (Strafamputation) nach sich zog.

Die erste Erwähnung von Toilettenpapier findet sich für das China des 6. Jahrhunderts. Der Gelehrte Yan Zhitui (531–591) schrieb im Jahr 589:

“Paper on which there are quotations or commentaries from Five Classics or the names of sages, I dare not use for toilet purposes.”

„Ich würde es nie wagen, Papier mit Zitaten oder Kommentaren aus den Fünf Klassikern oder Namen von Weisen darauf für die Toilette zu verwenden.“[7]

Später im Jahr 851 schrieb ein Reisender:

“They (the Chinese) are not careful about cleanliness, and they do not wash themselves with water when they have done their necessities; but they only wipe themselves with paper.”

„Sie (die Chinesen) sind nicht sehr sorgfältig mit Sauberkeit, und sie waschen sich nicht mit Wasser, wenn sie ihr Geschäft erledigt haben, sondern wischen sich nur mit Papier ab.“[7]

Für das frühe 14. Jahrhundert findet sich in Aufzeichnungen für den Raum der heutigen Provinz Zhejiang eine jährliche Produktion von 10 Millionen Packungen mit je 1000 bis 10.000 Blatt Toilettenpapier. Der kaiserliche Hof in Nanjing verbrauchte 1393 etwa 720.000 Blatt mit einer Größe von 2 × 3 Fuß. Kaiser Hongwu und seine Familie verbrauchten in diesem Jahr 15.000 Blatt einer besonders weichen und parfümierten Toilettenpapiersorte.[7]

Das erste moderne, kommerziell erhältliche Papier, das in einer Fabrik speziell als Toilettenpapier hergestellt wurde, wurde von Joseph Gayetty 1857 in den USA produziert. Es bestand aus einzelnen Blättern in einer Schachtel und war mit Aloe-Extrakten getränkt.

Das perforierte Toilettenpapier auf Rollen, wie wir es heute kennen, stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. 1880 entstand die British Perforated Paper Company. 1890 stellte die Scott Paper Company Toilettenpapier auf Rollen her.

In Deutschland gründete Hans Klenk 1928 in Ludwigsburg die erste Toilettenpapierfabrik Hakle. Damals bestand eine Rolle aus 1000 Blatt rauen Krepppapiers. 1958 verbreitete sich im Westen Deutschlands – aus Amerika kommend – das weichere Tissue-Papier, das auf der Haut angenehmer ist.[8] In der DDR blieb Krepppapier die einzig verfügbare Sorte.

In Japan kam es 1973 während der Ölkrise zu der „Toilettenpapier-Panik“. Das Gerücht einer zu erwartenden Verknappung von Toilettenpapier aufgrund einer Beschränkung der Ölimporte führte zu Hamsterkäufen. Damit kam es zu einer Verknappung, die wiederum die Gerüchte zu bestätigen schien. Eine ähnliche Entwicklung gab es damals auch auf Hawaii.

In Europa wurden in Mangelzeiten (den 1920er Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs und den ersten Nachkriegsjahren) auch Zeitungen in kleine Blätter zerschnitten, an einer Ecke gelocht und mit einem Bindfaden an einem Nagel aufgehängt oder auf einen Haken gespießt. In armen Gegenden etwa Südamerikas existiert diese Praxis noch heute. Als Alternative gab es nach oben offene Holzkästchen, die an der Wand angebracht wurden und mit dem passend geschnittenen Zeitungspapier gefüllt wurden.

In Deutschland werden laut einer Schätzung von 2017 im Jahr 2,5 Milliarden Rollen Toilettenpapier verbraucht.[9]

Alltagskultur

Europaweit gibt es kulturelle Unterschiede in der Auswahl des Toilettenpapiers. Laut dem Vorstandsvorsitzenden des Herstellers Wepa, Martin Krengel, werde in Südeuropa auf mehrlagiges, weiches Papier weniger Wert gelegt; in Italien sei buntes Papier beliebt.[4] Laut einer Studie von 2012 wünschen drei Prozent der befragten deutschen Verbraucher „zusätzlichen Unterhaltungswert“.[10]

Verwendung

Die Verwendung von Toilettenpapier hat eine repräsentative Umfrage in Deutschland 2012 untersucht. Demnach falten 66,8 Prozent der Deutschen das Papier vor Gebrauch, während es je 7,4 Prozent knüllen und um die Hand wickeln und 4,7 Prozent in Einzelblättern aufeinandergelegt stückeln, Letzteres überdurchschnittlich häufig Ältere (neun Prozent). 7,7 Prozent entschieden spontan, 4,8 Prozent war dies gleichgültig, dabei doppelt so vielen Frauen wie Männern. Das Handwickeln ist bei Frauen mit einem Anteil von zehn Prozent überdurchschnittlich häufig, insbesondere bei jüngeren, während mehr Männer als Frauen falten und knüllen.[10] Laut dem Wepa-Vorstandsvorsitzenden Martin Krengel könne man verallgemeinern, dass tendenziell in Deutschland gefaltet, in Südeuropa geknüllt werde.[4]

Rollen-Orientierung

Papierende vor der Rolle
Papierende hinter der Rolle

Es gibt zwei Möglichkeiten, Toilettenpapier in den üblichen Haltern mit einer horizontalen Achse parallel zur Wand aufzuhängen: Das Papierende kann entweder vor oder hinter der Rolle liegen. Verschiedene Umfragen in den USA haben gezeigt, dass eine Mehrheit von 60–70 % das Toilettenpapierende vor der Rolle bevorzugt.[11][12]

Literatur

  • Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V. (Hrsg.): Hygieneprodukte – unentbehrlich im täglichen Leben. Frankfurt 2001.
  • Shōwashi zenkiroku. Chronicle 1926–1989. Mainichi Shimbunsha, Tokyo 1989, S. 937 (zur „Toilettenpapier-Panik“).
Commons: Toilettenpapier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Christoph Drösser: Toilettenpapier: Stimmt’s? In: Die Zeit, 15. Juni 2017.
  2. Lars Renberg, Nils G. Johansson, Christian Blom: Destruction of PCDD and PCDF in bleached pulp by chlorine dioxide treatment. In: Chemosphere, 1995, 30 (9). S. 1805–1811; doi:10.1016/0045-6535(95)00068-J.
  3. Verpackungsaufdruck Toilettenpapier „Solo Vitess“ von Aldi Nord: „Der Blaue Engel – weil aus 100% Altpapier“ (Stand: Mai 2014).
  4. a b c Helmut Bünder: „Die Deutschen falten, Südeuropäer knüllen.“] In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. Dezember 2014 (PDF).
  5. ZDF.de, Terra-X, Sendung vom 7. September 2008: [1]
  6. Daniel Furrer: Wasserthron und Donnerbalken. Eine kleine Kulturgeschichte des stillen Örtchens. ISBN 3-89678-248-7.
  7. a b c Joseph Needham, Tsien Tsuen-Hsuin: Science and Civilization in China. Volume V, Chemistry and Chemical Technology, Part 1, Paper and Printing. Caves Books, Taipei 1986, S. 123.
  8. Hakle Geschichte (Memento vom 23. Februar 2004 im Internet Archive).
  9. Steffen Fründt: Dieses Ding soll den Deutschen das Klopapier austreiben. In: Die Welt, 31. März 2017.
  10. a b Zewa Soft verrät, wie die Deutschen falten – und welcher Typ ist der Falter, Wickler, Stückler & Co? In: Presseportal, 16. November 2012.
  11. Barry Sinrod, Mel Poretz: The First Really Important Survey of American Habits. Price Stern Sloan, New York 1989, ISBN 0-8431-2735-X.
  12. Basicthinking.de.