Stefan Amzoll (* 21. Oktober 1943 in Stuhm^[1], gestorben am 23. Oktober 2019 in Karlstein/UckermarkReferenzfehler: Es fehlt ein schließendes </ref>. Von 1968 bis 1972 studierte er Musik- und Theaterwissenschaft an der Ostberliner Humboldt-Universität. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter wurde er nach seinem Studium zunächst beim Verband der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR tätig. Ab Mitte der 1970er Jahre veröffentliche er auch Artikel in der Verbandszeitschrift Musik und Gesellschaft. 1987/88 wurde er – mittlerweile Musikredakteur – an der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät des Wissenschaftlichen Rates der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Dissertation A Musik im Rundfunk der Weimarer Republik – Studien zur Entstehungsgeschichte medienspezifischer Kunstproduktion und -vermittlung zum Dr. phil. promoviert. Die Gutachter der Arbeit waren Günter Mayer, Gerd Rienäcker und Dieter Boeck.^[2] Amzoll gehörte zu denjenigen Forschern in der DDR, die der Neuen Musik aufgeschlossen gegenüber standen.^[3]

Im Jahr 1977 begann er seine journalistische Laufbahn als Redakteur beim zweiten Programm des Hörfunkprogramms des Rundfunks der DDR (Radio DDR II). Zum 1. Mai 1978 wurde er als Mitglied des journalistischen „Kollektivs“ mit dem Orden Banner der Arbeit in der Stufe II ausgezeichnet.^[4] Von 1979 bis Dezember 1989 war er Redaktionsleiter Ernste Musik bei Radio DDR II.^[5] Die Verwaltungswissenschaftlerin Susanne Hepperle vom Saarländischen Rundfunk bezeichnete Amzoll rückblickend als ehemaligen „Funktionär in der SED-Grundorganisation des Rundfunks der DDR“.^[6] Von Dezember 1989 bis Juni 1990 wirkte Amzoll als Chefredakteur von Radio DDR II.^[5] Ab Juni 1990 war er unter Monika Künzel stellvertretender Chefredakteur vom neuen Deutschlandsender Kultur,^[5] bis er Ende 1991 durch den Rundfunkbeauftragten der neuen Bundesländer Rudolf Mühlfenzl und den ZDF-Intendanten Dieter Stolte vom Dienst „suspendiert“ wurde.^[7] Der Journalist Otto Köhler (1993) fand dafür in einem Gastbeitrag in der ZEIT wenig Verständnis, da DS Kultur „vor allem sein [Amzolls] Werk“ war und sich der Musikredakteur „für seine Programminitiativen manchen Ärger mit der SED und viel Bewunderung bei sachverständigen Kollegen im Westen eingehandelt“ hat.^[8]

Im November 1992 wurde Amzoll für die PDS durch das Abgeordnetenhaus von Berlin erstmals in den Rundfunkrat des Senders Freies Berlin gewählt.^[9]

Seit 1992 ist Amzoll als freier Autor tätig. Beiträge und Interviews wurden unter anderem in Fachzeitschriften für Neue Musik (MusikTexte, Neue Zeitschrift für Musik, neue musikzeitung u. a.) sowie der Theaterzeitschrift Theater der Zeit^[10] und der Literaturzeitschrift neue deutsche literatur veröffentlicht. In den Musiklexika Komponisten der Gegenwart und Die Musik in Geschichte und Gegenwart erschienen biographische Artikel. Darüber hinaus publiziert er in der Theoriezeitschrift UTOPIE kreativ^[11] sowie überregionalen Tages- und Wochenzeitungen (der Freitag, junge Welt,^[12] Neues Deutschland u. a.). Neuere Hörfunkbeiträge erschienen etwa bei Deutschlandradio Kultur, für Deutschlandfunk gestaltet er bis heute Fachsendungen („Atelier neuer Musik“ u. a.).

• 1973: mit Ursula Auschner: Musik in der Funkdramatik. Eine Sendung mit dem Komponisten Tilo Medek (Rundfunk der DDR)
• 1996: Warum haben Sie niemals Stalin angeklagt? – Regie: Karlheinz Liefers (Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg)
• 1996: Ich bin das Auge. Radio-Szenario über Dsiga Wertow – Regie: Wolfgang Rindfleisch (Deutschlandradio)
• 2003: Putze Polina – Regie: Wolfgang Rindfleisch (Deutschlandradio)

• (Hg.): Landschaft "für" Schenker. edition refugium, Berlin 2003, ISBN 3-932153-12-X.
• (Hg.): Landschaft für Katzer. Akademie der Künste, Berlin 2005, ISBN 3-88331-083-2.
• Mit Annette Tietz (Hrsg.): Utopia – Thomas J. Richter. Galerie Pankow, Berlin 2015.

• Literatur von und über Stefan Amzoll im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
• Literatur von Stefan Amzoll in der Bibliographie des Musikschrifttums
• Stefan Amzoll bei Discogs

1. ↑ Kurzbiographie bei deutschlandfunk.de, abgerufen am 16. November 2015
2. ↑ Stefan Amzoll: Musik im Rundfunk der Weimarer Republik. Studien zur Entstehungsgeschichte medienspezifischer Kunstproduktion und -vermittlung. Dissertation A, Humboldt-Universität, Berlin 1988, o. S.
3. ↑ Gilbert Stöck: Neue Musik in den Bezirken Halle und Magdeburg zur Zeit der DDR. Kompositionen, Politik, Institutionen. Schröder, Leipzig 2008, ISBN 978-3-926196-50-7, S. 90, 298f.
4. ↑ Hohe staatliche Auszeichnungen zum 1. Mai verliehen. In: Berliner Zeitung, 27. April 1978, Jg. 34, Ausgabe 99, S. 4.
5. ↑ ^{a b c} Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Schubert.
6. ↑ Susanne Hepperle: Durchsetzung des westdeutschen Ordnungsmodells. Rundfunk und Fernsehen. In: Roland Czada, Gerhard Lehmbruch (Hrsg.): Transformationspfade in Ostdeutschland. Beiträge zur sektoralen Vereinigungspolitik. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1998, ISBN 3-593-35868-9, S. 191–238, hier: S. 211 / Fn. 42.
7. ↑ Kurzporträt bei exit-online.org, abgerufen am 16. November 2015
8. ↑ Otto Köhler: Der veruntreute Sender. Der Niedergang eines interessanten Radioprogramms nach der Wende: Das Elend von DS-Kultur. In: Die Zeit, 12/1993, 19. März 1993.
9. ↑ Acht neue Mitglieder für Rundfunkrat gewählt. In: Neue Zeit, 28. November 1992, Jg. 48, Ausgabe 278, S. 19.
10. ↑ Veröffentlichungen von Stefan Amzoll in Theater der Zeit, abgerufen am 16. November 2015
11. ↑ Veröffentlichungen von Stefan Amzoll in UTOPIE kreativ, gelistet in Heft 129/130 (Juli/August 2001), S. 659–660
12. ↑ Siehe etwa: Unter anderen Vorzeichen. Nachruf auf den Komponisten Georg Katzer , in: junge Welt, 11. Mai 2019, oder Von erstaunlichem Talent. Vor zehn Jahren starb der Schriftsteller Jochen Berg, in: junge Welt, 25. Juni 2019.