„St. Georg (Obermenzing)“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Dorfstr37aStGeorg Muenchen-01.JPG|mini|Alte Pfarrkirche St. Georg in Obermenzing]]
[[Datei:München-Obermenzing St. Georg 814.jpg|mini|hochkant|Alte Pfarrkirche St. Georg in Obermenzing]]
[[Datei:München-Obermenzing St. Georg 638.jpg|mini|hochkant|Barocker Glockenturm]]
Die Kirche '''St. Georg''' in München-[[Obermenzing]] ist ein ursprünglich [[Romanik|romanisches]] Sakralgebäude, dessen Anfänge auf das 9. Jahrhundert zurückgehen.
[[Datei:München-Obermenzing St. Georg 125.jpg|mini|hochkant|Innenraum]]
Die alte katholische [[Pfarrkirche]] '''St. Georg''' im [[München]]er Stadtteil [[Obermenzing]] im Stadtbezirk [[Pasing-Obermenzing]] ist im Kern ein [[Romanik|romanischer]] Kirchenbau aus dem 12./13. Jahrhundert, der im 15.&nbsp;Jahrhundert im Stil der [[Gotik]] verändert wurde. Bei der umfassenden Restaurierung in den Jahren 1969 bis 1972 wurden Wandmalereien aus der Zeit der Spätgotik und des [[Barock]] freigelegt. Die dem heiligen [[Georg (Heiliger)|Georg]] geweihte Kirche gehört zu den geschützten [[Baudenkmal|Baudenkmälern]] in Bayern.<ref>{{BLfD|162000|München}}, Denkmalnummer [[Liste der Baudenkmäler in Obermenzing#D-1-62-000-1345|D-1-62-000-1345]].</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Das [[Bauwerk]] wurde 1315 erstmals urkundlich erwähnt. Bei einer [[Renovierung]] gefundene [[Fundament]]e lassen den Schluss auf eine Vorgängerkirche aus dem 9. Jahrhundert zu. Die [[Romanik|romanische]] Kirche wurde im 15. Jahrhundert nach Westen verlängert, der [[Chor (Architektur)|Chor]] [[Gewölbe|gewölbt]] und das [[Langhaus (Kirche)|Langhaus]] erhöht. 1444 war angeblich die Weihe. 1610 gab es verschiedene Erweiterungen in [[Gotik|gotischem]] Stil, wie etwa das gotische Gewölbe des Chors. Im Jahr 1679 wurde nicht nur der 1610 erbaute [[Kirchturm]] wegen [[Baufälligkeit]] wieder abgetragen und von [[Giovanni Antonio Viscardi]] neu erbaut, sondern auch [[Seccomalerei]]en angebracht, die Kirche nach Westen erweitert und ein kleines Vorhaus angefügt. 1919 wurde St. Georg zur selbständigen [[Pfarrkirche]] der [[Pfarrei]] Pasing. Bereits 1924 übernahm die neue [[Leiden Christi (München)|Kirche Leiden Christi]] die Funktion der Pfarrkirche.<ref>Judith Ammon, Almuth David: Kulturlandschaft Würm: von Pasing bis Allach, Baureferat der Landeshauptstadt München</ref>
Die Kirche wurde 1315 erstmals urkundlich erwähnt. Bei der umfassenden Renovierung in den Jahren 1969 bis 1972 wurden Mauerziegel und Buckelsteine der Fundamente entdeckt, die auf eine Vorgängerkirche schließen lassen, die bis auf das 9.&nbsp;Jahrhundert zurückgehen könnte. Der wahrscheinlich spätromanische Nachfolgebau wurde im 15.&nbsp;Jahrhundert nach Westen verlängert, der [[Chor (Architektur)|Chor]] eingewölbt und das [[Langhaus (Kirche)|Langhaus]] erhöht. Als Weihedatum wird das Jahr 1444 angenommen. Im Jahr 1610 fügte man im Osten die [[Sakristei]] und den Turm an. In den Jahren 1677 bis 1679 wurde der Turm durch [[Giovanni Antonio Viscardi]] im Stil des [[Barock]] erneuert.


Im Jahr 1922 wurde Obermenzing zur eigenständigen Pfarrei erhoben und die Georgskirche, die bis zm Jahr 1881 der Pfarrei [[Aubing]] und danach [[Pasing]] unterstand, übernahm bis zur Fertigstellung der neuen Kirche [[Leiden Christi (München)|Leiden Christi]] im Jahr 1925
Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] musste die Kirche wegen entstandener Schäden geschlossen werden. Erst 1969 begann man mit der [[Restaurierung]] und 1972 wurde wieder ein [[Gottesdienst]] abgehalten.
die Funktion der Pfarrkirche.


Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] musste die Kirche wegen entstandener Schäden geschlossen werden. In den Jahren 1969 bis 1972 fand eine umfassende Sanierung und Restaurierung des Gebäudes statt, bei der die [[Neugotik|neugotische]] [[Kirchenausstattung|Ausstattung]] von 1877 wieder entfernt wurde. Seit 1972 werden in der Kirche wieder [[Gottesdienst]]e abgehalten.
== [[Kirchenausstattung]] ==

Im Kircheninneren sind einige sehenswerte Kunstwerke zu besichtigen:
== Architektur ==
* [[Orgel]] aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
Die Kirche ist ein schlichter, von einem [[Satteldach]] gedeckter [[Saalkirche|Saalbau]] mit einer Vorhalle im Westen, in der das Portal integriert ist. Im Zuge der Renovierungsarbeiten in den Jahren 1969 bis 1972 wurde an der Südseite des Langhauses das gotische Portal wieder freigelegt. Der viergeschossige Turm wird durch Blendfelder gegliedert, das obere Oktogongeschoss bekrönt eine auf einem Pyramidenstumpf sitzende [[Zwiebelturm|Zwiebelhaube]].
* Barocker Bilderzyklus von Christus und den zwölf Aposteln an der Empore

Das [[Kirchenschiff|einschiffige]] Langhaus wird von einer flachen Holzdecke, die bei der Renovierung in den Jahren 1969 bis 1972 erneuert wurde, gedeckt. Ein spitzbogiger [[Chorbogen]] führt zum [[Kreuzrippengewölbe|kreuzrippengewölbten]] Chor.
== Wand- und Deckenmlereien ==
=== Spätgotische Seccomalereien ===
Die im Chor, an der Nordwand des Langhauses und auf beiden Seiten am unteren Bereich des [[Chorbogen]]s wieder freigelegten [[Seccomalerei]]en, von denen meist nur die [[Untermalung]] erhalten ist, werden in die Zeit der Spätgotik datiert.

* Deckenmalereien im Chor
Am Chorgewölbe sind der [[Dormitio (Kunst)|Marientod]] und die [[Evangelist (Neues Testament)|Evangelisten]] mit ihren [[Evangelistensymbole|Symbolen]] dargestellt.
<gallery class="center centered" perrow="4" widths="160" heights="160">
München-Obermenzing St. Georg Chor Deckenmalerei 153.jpg|Chorgewölbe und Chorostwand
München-Obermenzing St. Georg Chor Deckenmalerei 156.jpg|Marientod
München-Obermenzing St. Georg Chor Deckenmalerei 154.jpg|Adler des Evangelisten Johannes
München-Obermenzing St. Georg Chor Deckenmalerei 146.jpg|Stier des Evangelisten Lukas
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* Wandmalereien an der Chorostwand
An der Ostwand des Chors ist das [[Jüngstes Gericht|Jüngste Gericht]] dargestellt, in der Mitte Christus als Weltenrichter, von einer [[Mandorla]] umgeben. Zu seiner Rechten sieht man die Auserwählten, die in das Paradies eingehen, von der Szene der Verdammten ist nur noch ein Teufel zu erkennen. In den Zwickeln knien Heilige und Fürbitter.
<gallery class="center centered" perrow="3" widths="170" heights="170">
München-Obermenzing St. Georg Chorostwand Seccomalerei 140.jpg|Christus als Weltenrichter
München-Obermenzing St. Georg Chorostwand Seccomalerei 139.jpg|Auserwählte
München-Obermenzing St. Georg Chorostwand Seccomalerei 138.jpg|Christus als Weltenrichter, oben Heilige und Fürbitter, unten Teufel
</gallery>

* Wandmalereien an der Chorsüdwand
An der Chorsüdwand ist oben die [[Anbetung der Könige|Anbetung der Heiligen Drei Könige]] zu sehen, darunter eine Marterszene und unten der heilige Georg, der den Drachen tötet.
<gallery class="center centered" perrow="3" widths="170" heights="170">
München-Obermenzing St. Georg Chorsüdwand Seccomalerei 143.jpg|Anbetung der Heiligen Drei Könige
München-Obermenzing St. Georg Chorsüdwand Seccomalerei 145.jpg|Marterszene, vielleicht Martyrium des heiligen Georg
München-Obermenzing St. Georg Chorsüdwand Seccomalerei 144.jpg|Heiliger Georg tötet den Drachen
</gallery>

* Wandmalereien an der Chorwestwand
Die Szenen an der Chorwestwand enthalten Darstellungen von Heiligen.
<gallery class="center centered" perrow="3" widths="170" heights="170">
München-Obermenzing St. Georg Chorwestwand Seccomalerei 148.jpg|Südliche Chorwestwand
München-Obermenzing St. Georg Chorwestwand Seccomalerei 152.jpg|Nördliche Chorwestwand, Heiliger
München-Obermenzing St. Georg Chorwestwand Seccomalerei 153.jpg|Nördliche Chorwestwand, Heilige
</gallery>

* Wandmalereien an der Chornordwand
An der Chornordwand ist die Szene der Steinigung des heiligen [[Stephanus]] gut zu erkennen.
<gallery class="center centered" perrow="3" widths="170" heights="170">
München-Obermenzing St. Georg Chornordwand Seccomalerei 152.jpg|Chornordwand
München-Obermenzing St. Georg Chornordwand Seccomalerei 154.jpg|Steinigung des heiligen Stephanus
München-Obermenzing St. Georg Chornordwand Seccomalerei 153.jpg|Heilige
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* Wandmalereien am Chorbogen
An der Ostseite des Langhauses sind unten am nördlichen Chorbogen die heilige [[Barbara von Nikomedien|Barbara]] und die heilige [[Katharina von Alexandrien|Katharina]] dargestellt, daneben die heilige [[Helena (Mutter Konstantins des Großen)|Helena]] mit dem [[Heiliges Kreuz|Kreuz]] und eine weitere Figur, vielleicht ihr Sohn, Kaiser [[Konstantin der Große]]. Von den Szenen am südlichen Chorbogen sind nur noch Fragmente erhalten.
<gallery class="center centered" perrow="3" widths="170" heights="170">
München-Obermenzing St. Georg Seccomalerei 327.jpg|Chorbogen und Chor
München-Obermenzing St. Georg Langhaus Chorbogen Seccomalerei 198.jpg|Nördlicher Chorbogen, Heilige Barbara und Katharina, heilige Helena und Kaiser Konstantin (?)
München-Obermenzing St. Georg Langhaus Chorbogen Seccomalerei 200.jpg|Südlicher Chorbogen, Heilige
</gallery>

=== Jüngstes Gericht ===
Die ursprünglich gotischen Malereien an der Stirnwand des Langhauses wurden im 17. Jahrhundert durch eine barocke Darstellung des Jüngsten Gerichts weitgehend übermalt. Das Wandbild wurde 1771 restauriert und im Laufe der Zeit mehrfach überarbeitet.
<gallery class="center centered" perrow="3" widths="170" heights="170">
München-Obermenzing St. Georg Chorbogen Jüngstes Gericht 130.jpg|Jüngstes Gericht
München-Obermenzing St. Georg Chorbogen Jüngstes Gericht 132.jpg|Auferstehung der Toten
München-Obermenzing St. Georg Chorbogen Jüngstes Gericht 131.jpg|Verdammte
</gallery>

== Emporenbilder ==
Der barocke Bilderzyklus von Christus und den zwölf Aposteln an der Emporenbrüstung wurde 1972 wieder freigelegt.
<gallery class="center centered" perrow="2" widths="180" heights="180">
München-Obermenzing St. Georg Empore 172.jpg|Apostel und Christus
München-Obermenzing St. Georg Empore 173.jpg|Apostel
</gallery>

== Ausstattung ==
[[Datei:München-Obermenzing St. Georg Kreuzigungsgruppe 162.jpg|mini|hochkant|Spätgotische Kreuzigungsgruppe]]
* An der Ostwand des Chors hängt der holzgeschnitzte Corpus eines [[Kruzifix]]es.
* Die spätgotische [[Kreuzigungsgruppe]] an der nördlichen Langhauswand wird um 1500 datiert.
* Die Figur des Kerkerheilands stammt aus der Mitte des 17.&nbsp;Jahrhunderts.
* In einer Vitrine im Langhaus wird eine Nachbildung der [[Heilige Lanze|Heiligen Lanze]] ausgestellt.
* Die Figur des heiligen Georg ist noch von der neugotischen Ausstattung der Kirche im Jahr 1877 erhalten.

<gallery class="center left" perrow="4" widths="160" heights="160">
München-Obermenzing St. Georg Corpus 161.jpg|Corpus eines Kruzifixes
München-Obermenzing St. Georg Christus 163.jpg|Kerkerheiland aus der Mitte des 17. Jahrhunderts
München-Obermenzing St. Georg 171.jpg|Nachbildung der Heiligen Lanze
München-Obermenzing St. Georg Georg 167.jpg|Heiliger Georg, um 1877
</gallery>

== Orgel ==
[[Datei:München-Obermenzing St. Georg Empore 175.jpg|mini|Empore und Orgel]]
* Die [[Orgel]] besteht aus Teilen der alten Orgel der Kirche, einem Kleinorgelwerk aus der ersten Hälfte des 18.&nbsp;Jahrhunderts. Die Teile wurden 1984 wieder entdeckt und restauriert.


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Denkmäler in Bayern|M-SW|153}}
* Adolf Thurner: ''Die St. Georg-Kirche zu Obermenzing''. Adolf Turner Verlag, München 1993, ISBN 3-9802402-2-3
* [[Georg Dehio]]: ''Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern IV: München und Oberbayern.'' 2. Auflage, Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2002, ISBN 3-422-03010-7, S.&nbsp;695.
* Adolf Thurner: [http://www.zeitschrift-amperland.de/download_pdf.php?id=869 ''Die Filialkirche St. Georg in Obermenzing als Kreditgeber'']. In: [[Amperland]], 1988, S.&nbsp;35–39.
* Adolf Thurner: ''Die St. Georg-Kirche zu Obermenzing.'' Adolf Turner Verlag, München 1993, ISBN 3-9802402-2-3.
* [[Dehio]]:'' Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler'', Band München. Deutscher Kunstverlag GmbH München Berlin 1996


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Commonscat}}
* Die [http://www.bvobermenzing.de/html/st__georg.html St.-Georg-Kirche] auf der Seite der Bürgervereinigung Obermenzing
* [https://www.bvobermenzing.de/html/st__georg.html ''Die Dorfkirche St. Georg.''] Bürgervereinigung Obermenzing e.V.
* [http://www.theodor-frey.de/georgobermenzing.html Private Seite über die Kirche St. Georg in Obermenzing] von Theodor Frey
* Theodor Frey: [http://www.theodor-frey.de/georgobermenzing.html ''St. Georg in München-Obermenzing.'']


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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[[Kategorie:Georgskirche|Munchen]]
[[Kategorie:Baudenkmal in Obermenzing|StGeorg]]
[[Kategorie:Kirchengebäude in München|Georg]]
[[Kategorie:Bauwerk in Obermenzing|StGeorg]]
[[Kategorie:Filialkirche des Erzbistums München und Freising|Munchen Georg]]
[[Kategorie:Kirchengebäude in München|Georg Obermenzing]]
[[Kategorie:Baudenkmal in Obermenzing]]
[[Kategorie:Filialkirche des Erzbistums München und Freising]]
[[Kategorie:Bauwerk in Obermenzing]]
[[Kategorie:Ehemalige Pfarrkirche]]
[[Kategorie:Erbaut im 12. oder 13. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Bauwerk der Romanik in Bayern]]
[[Kategorie:Romanische Kirche]]
[[Kategorie:Gotisierte Kirche]]
[[Kategorie:Saalkirche]]
[[Kategorie:Gotische Wandmalerei]]
[[Kategorie:Georgskirche]]
[[Kategorie:Kirchengebäude in Europa]]
[[Kategorie:Kirchengebäude in Europa]]

Version vom 29. August 2020, 16:21 Uhr

Alte Pfarrkirche St. Georg in Obermenzing
Barocker Glockenturm
Innenraum

Die alte katholische Pfarrkirche St. Georg im Münchener Stadtteil Obermenzing im Stadtbezirk Pasing-Obermenzing ist im Kern ein romanischer Kirchenbau aus dem 12./13. Jahrhundert, der im 15. Jahrhundert im Stil der Gotik verändert wurde. Bei der umfassenden Restaurierung in den Jahren 1969 bis 1972 wurden Wandmalereien aus der Zeit der Spätgotik und des Barock freigelegt. Die dem heiligen Georg geweihte Kirche gehört zu den geschützten Baudenkmälern in Bayern.[1]

Geschichte

Die Kirche wurde 1315 erstmals urkundlich erwähnt. Bei der umfassenden Renovierung in den Jahren 1969 bis 1972 wurden Mauerziegel und Buckelsteine der Fundamente entdeckt, die auf eine Vorgängerkirche schließen lassen, die bis auf das 9. Jahrhundert zurückgehen könnte. Der wahrscheinlich spätromanische Nachfolgebau wurde im 15. Jahrhundert nach Westen verlängert, der Chor eingewölbt und das Langhaus erhöht. Als Weihedatum wird das Jahr 1444 angenommen. Im Jahr 1610 fügte man im Osten die Sakristei und den Turm an. In den Jahren 1677 bis 1679 wurde der Turm durch Giovanni Antonio Viscardi im Stil des Barock erneuert.

Im Jahr 1922 wurde Obermenzing zur eigenständigen Pfarrei erhoben und die Georgskirche, die bis zm Jahr 1881 der Pfarrei Aubing und danach Pasing unterstand, übernahm bis zur Fertigstellung der neuen Kirche Leiden Christi im Jahr 1925 die Funktion der Pfarrkirche.

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste die Kirche wegen entstandener Schäden geschlossen werden. In den Jahren 1969 bis 1972 fand eine umfassende Sanierung und Restaurierung des Gebäudes statt, bei der die neugotische Ausstattung von 1877 wieder entfernt wurde. Seit 1972 werden in der Kirche wieder Gottesdienste abgehalten.

Architektur

Die Kirche ist ein schlichter, von einem Satteldach gedeckter Saalbau mit einer Vorhalle im Westen, in der das Portal integriert ist. Im Zuge der Renovierungsarbeiten in den Jahren 1969 bis 1972 wurde an der Südseite des Langhauses das gotische Portal wieder freigelegt. Der viergeschossige Turm wird durch Blendfelder gegliedert, das obere Oktogongeschoss bekrönt eine auf einem Pyramidenstumpf sitzende Zwiebelhaube.

Das einschiffige Langhaus wird von einer flachen Holzdecke, die bei der Renovierung in den Jahren 1969 bis 1972 erneuert wurde, gedeckt. Ein spitzbogiger Chorbogen führt zum kreuzrippengewölbten Chor.

Wand- und Deckenmlereien

Spätgotische Seccomalereien

Die im Chor, an der Nordwand des Langhauses und auf beiden Seiten am unteren Bereich des Chorbogens wieder freigelegten Seccomalereien, von denen meist nur die Untermalung erhalten ist, werden in die Zeit der Spätgotik datiert.

  • Deckenmalereien im Chor

Am Chorgewölbe sind der Marientod und die Evangelisten mit ihren Symbolen dargestellt.

  • Wandmalereien an der Chorostwand

An der Ostwand des Chors ist das Jüngste Gericht dargestellt, in der Mitte Christus als Weltenrichter, von einer Mandorla umgeben. Zu seiner Rechten sieht man die Auserwählten, die in das Paradies eingehen, von der Szene der Verdammten ist nur noch ein Teufel zu erkennen. In den Zwickeln knien Heilige und Fürbitter.

  • Wandmalereien an der Chorsüdwand

An der Chorsüdwand ist oben die Anbetung der Heiligen Drei Könige zu sehen, darunter eine Marterszene und unten der heilige Georg, der den Drachen tötet.

  • Wandmalereien an der Chorwestwand

Die Szenen an der Chorwestwand enthalten Darstellungen von Heiligen.

  • Wandmalereien an der Chornordwand

An der Chornordwand ist die Szene der Steinigung des heiligen Stephanus gut zu erkennen.

  • Wandmalereien am Chorbogen

An der Ostseite des Langhauses sind unten am nördlichen Chorbogen die heilige Barbara und die heilige Katharina dargestellt, daneben die heilige Helena mit dem Kreuz und eine weitere Figur, vielleicht ihr Sohn, Kaiser Konstantin der Große. Von den Szenen am südlichen Chorbogen sind nur noch Fragmente erhalten.

Jüngstes Gericht

Die ursprünglich gotischen Malereien an der Stirnwand des Langhauses wurden im 17. Jahrhundert durch eine barocke Darstellung des Jüngsten Gerichts weitgehend übermalt. Das Wandbild wurde 1771 restauriert und im Laufe der Zeit mehrfach überarbeitet.

Emporenbilder

Der barocke Bilderzyklus von Christus und den zwölf Aposteln an der Emporenbrüstung wurde 1972 wieder freigelegt.

Ausstattung

Spätgotische Kreuzigungsgruppe
  • An der Ostwand des Chors hängt der holzgeschnitzte Corpus eines Kruzifixes.
  • Die spätgotische Kreuzigungsgruppe an der nördlichen Langhauswand wird um 1500 datiert.
  • Die Figur des Kerkerheilands stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.
  • In einer Vitrine im Langhaus wird eine Nachbildung der Heiligen Lanze ausgestellt.
  • Die Figur des heiligen Georg ist noch von der neugotischen Ausstattung der Kirche im Jahr 1877 erhalten.

Orgel

Empore und Orgel
  • Die Orgel besteht aus Teilen der alten Orgel der Kirche, einem Kleinorgelwerk aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Teile wurden 1984 wieder entdeckt und restauriert.

Literatur

  • Denis A. Chevalley, Timm Weski: Landeshauptstadt München – Südwest (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band I.2/2). Karl M. Lipp Verlag, München 2004, ISBN 3-87490-584-5, S. 153.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern IV: München und Oberbayern. 2. Auflage, Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2002, ISBN 3-422-03010-7, S. 695.
  • Adolf Thurner: Die St. Georg-Kirche zu Obermenzing. Adolf Turner Verlag, München 1993, ISBN 3-9802402-2-3.
Commons: St. Georg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vorlage:BLfD, Denkmalnummer D-1-62-000-1345.

Koordinaten: 48° 10′ 7,3″ N, 11° 27′ 31,5″ O