„Sozialrevolutionäre“ – Versionsunterschied

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Die [[Bolschewiki]] erkannten diese Linie der Sozialrevolutionäre zwar nicht an, waren aber zur Zusammenarbeit gegen die zaristische Autokratie bereit. Nach der [[Februarrevolution 1917]] aktivierten die Sozialrevolutionäre ihre Tätigkeit. Im Mai 1917 umfasste die Partei etwa 500.000 Mitglieder und war damit die größte Partei in Russland. Sie besaß Organisationen in 63 Gouvernements, in den Flotten und an den Fronten der kämpfenden Armee. Zusammen mit den [[Menschewiki]] spielte sie von Juli bis August 1917 die führende Rolle bei den meisten [[Sowjet]]s. Der rechte Flügel der Sozialrevolutionäre trat nach der [[Aprilkrise]] in die bürgerliche [[Provisorische Regierung (Russland)|Koalitionsregierung]] unter [[Georgi Jewgenjewitsch Lwow|Fürst Lwow]] ein ([[Kerenski]], Tschernow, Peschechonow; nach Kerenskis Amtsantritt als Regierungschef folgte Awksentjew). Die Spaltung in der Partei, die schon 1906 begonnen hatte - aus der Partei traten die [[Trudowiki]] und die [[Sozialrevolutionäre-Maximalisten]] aus - und sich in den Jahren des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] noch verstärkte, führte nach dem Februar 1917 zur Abspaltung des linken Flügels, der sich nach der [[Oktoberrevolution]] organisatorisch zur Partei der [[Linke Sozialrevolutionäre|Linken Sozialrevolutionäre]] formierte und im Dezember von den Bolschewiki an der neuen Regierung beteiligt wurde, der sie bis zur Unterzeichnung des [[Frieden von Brest-Litowsk|Friedens von Brest-Litowsk]] im März 1918 angehörten. Die Rechten Sozialrevolutionäre standen dem bolschewistischen Umsturz und den daraufhin aufgenommenen Friedensverhandlungen mit Deutschland ablehnend gegenüber. Aus den im November 1917 abgehaltenen Wahlen zur [[Russische konstituierende Versammlung|Konstituierenden Versammlung]] gingen sie dank der Unterstützung der Bauernschaft mit über 50% der Mandate als klare Sieger hervor (gegenüber nur 30% für Bolschewiki und Linke Sozialrevolutionäre). Auf die Auflösung der Versammlung im Januar 1918 reagierten sie mit der Bildung einer Streik- und Protestbewegung. Im Juni wurden sie zusammen mit den Menschewiki von den Wahlen zu den Sowjets und aus dem [[Allrussisches Zentrales Exekutivkomitee|Allrussischen Zentralexekutivkomitee]] ausgeschlossen, worauf die Parteiführung in das zuvor von der [[Tschechoslowakische Legion|Tschechoslowakischen Legion]] eroberte [[Samara]] im Wolgagebiet umzog und dort die [[Komutsch]]-Regierung bildete. Aus dem Untergrund bildeten sie Gruppen, die durch Anschläge und die Organisation von Aufständen das bolschewistische Regime stürzen sollten. Am 20. Juni 1918 wurde das Petrograder ZEK-Mitglied [[W. Wolodarski]] von einem Mitglied der wiederbelebten Kampforganisation erschossen. Anfang Juli, zeitgleich mit dem Aufstand der Linken Sozialrevolutionäre in [[Moskau]], der mit der Ermordung des deutschen Botschafters [[Wilhelm von Mirbach-Harff]] begann, brach in [[Jaroslawl]], [[Murom]], [[Rybinsk]] ein von Sawinkow organisierter Aufstand aus. Am Morgen des 30. August erschoss der Kadett [[Leonid Kannegiesser]] den Chef der Petrograder Tscheka [[Moissej Solomonowitsch Urizki|Urizki]]. Am gleichen Tag beging [[Fanny Kaplan]] in Moskau ein Pistolenattentat auf [[Lenin]], der von zwei Schüssen lebensgefährlich verletzt wurde. Die Bolschewiki reagierten darauf am 5. September mit dem ''Dekret über den [[Roter Terror|Roten Terror]].''
Die [[Bolschewiki]] erkannten diese Linie der Sozialrevolutionäre zwar nicht an, waren aber zur Zusammenarbeit gegen die zaristische Autokratie bereit. Nach der [[Februarrevolution 1917]] aktivierten die Sozialrevolutionäre ihre Tätigkeit. Im Mai 1917 umfasste die Partei etwa 500.000 Mitglieder und war damit die größte Partei in Russland. Sie besaß Organisationen in 63 Gouvernements, in den Flotten und an den Fronten der kämpfenden Armee. Zusammen mit den [[Menschewiki]] spielte sie von Juli bis August 1917 die führende Rolle bei den meisten [[Sowjet]]s. Der rechte Flügel der Sozialrevolutionäre trat nach der [[Aprilkrise]] in die bürgerliche [[Provisorische Regierung (Russland)|Koalitionsregierung]] unter [[Georgi Jewgenjewitsch Lwow|Fürst Lwow]] ein ([[Kerenski]], Tschernow, Peschechonow; nach Kerenskis Amtsantritt als Regierungschef folgte Awksentjew). Die Spaltung in der Partei, die schon 1906 begonnen hatte - aus der Partei traten die [[Trudowiki]] und die [[Sozialrevolutionäre-Maximalisten]] aus - und sich in den Jahren des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] noch verstärkte, führte nach dem Februar 1917 zur Abspaltung des linken Flügels, der sich nach der [[Oktoberrevolution]] organisatorisch zur Partei der [[Linke Sozialrevolutionäre|Linken Sozialrevolutionäre]] formierte und im Dezember von den Bolschewiki an der neuen Regierung beteiligt wurde, der sie bis zur Unterzeichnung des [[Frieden von Brest-Litowsk|Friedens von Brest-Litowsk]] im März 1918 angehörten. Die Rechten Sozialrevolutionäre standen dem bolschewistischen Umsturz und den daraufhin aufgenommenen Friedensverhandlungen mit Deutschland ablehnend gegenüber. Aus den im November 1917 abgehaltenen Wahlen zur [[Russische konstituierende Versammlung|Konstituierenden Versammlung]] gingen sie dank der Unterstützung der Bauernschaft mit über 50% der Mandate als klare Sieger hervor (gegenüber nur 30% für Bolschewiki und Linke Sozialrevolutionäre). Auf die Auflösung der Versammlung im Januar 1918 reagierten sie mit der Bildung einer Streik- und Protestbewegung. Im Juni wurden sie zusammen mit den Menschewiki von den Wahlen zu den Sowjets und aus dem [[Allrussisches Zentrales Exekutivkomitee|Allrussischen Zentralexekutivkomitee]] ausgeschlossen, worauf die Parteiführung in das zuvor von der [[Tschechoslowakische Legion|Tschechoslowakischen Legion]] eroberte [[Samara]] im Wolgagebiet umzog und dort die [[Komutsch]]-Regierung bildete. Aus dem Untergrund bildeten sie Gruppen, die durch Anschläge und die Organisation von Aufständen das bolschewistische Regime stürzen sollten. Am 20. Juni 1918 wurde das Petrograder ZEK-Mitglied [[W. Wolodarski]] von einem Mitglied der wiederbelebten Kampforganisation erschossen. Anfang Juli, zeitgleich mit dem Aufstand der Linken Sozialrevolutionäre in [[Moskau]], der mit der Ermordung des deutschen Botschafters [[Wilhelm von Mirbach-Harff]] begann, brach in [[Jaroslawl]], [[Murom]], [[Rybinsk]] ein von Sawinkow organisierter Aufstand aus. Am Morgen des 30. August erschoss der Kadett [[Leonid Kannegiesser]] den Chef der Petrograder Tscheka [[Moissej Solomonowitsch Urizki|Urizki]]. Am gleichen Tag beging [[Fanny Kaplan]] in Moskau ein Pistolenattentat auf [[Lenin]], der von zwei Schüssen lebensgefährlich verletzt wurde. Die Bolschewiki reagierten darauf am 5. September mit dem ''Dekret über den [[Roter Terror|Roten Terror]].''


Im Oktober löste sich die Tschechoslowakische Legion auf, damit ging der Rückhalt für das Komutsch in Samara verloren. Die Komutsch-Regierung floh vor anrückenden roten Truppen nach [[Ufa (Stadt)|Ufa]], wo sich ein fünfköpfiges Direktorium, darunter General Boldyrew, der als Oberbefehlshaber vorgesehen war, als Regierung bildete. Es tagte in einem Eisenbahnwaggon als "Regierungssitz" in [[Omsk]], ehe es nur acht Wochen später nach dem Putsch [[Alexander Wassiljewitsch Koltschak|Admiral Koltschaks]] aufgelöst wurde. Einige Sozialrevolutionäre suchten daraufhin ein Bündnis mit den "Roten", während andere sich den "Weißen" oder der Bauernbewegung ("Grüne") anschlossen und unter anderem den [[Bauernaufstand von Tambow]] 1920-1921 unterstützten. Nach dem Bürgerkrieg zerfiel bis 1923 die Partei. Ihre Führer emigrierten oder wurden verhaftet.
Im Oktober löste sich die Tschechoslowakische Legion auf, damit ging der Rückhalt für das Komutsch in Samara verloren. Die Komutsch-Regierung floh vor anrückenden roten Truppen nach [[Ufa (Stadt)|Ufa]], wo sich ein fünfköpfiges Direktorium, darunter General Boldyrew, der als Oberbefehlshaber vorgesehen war, als Regierung bildete. Es tagte in einem Eisenbahnwaggon als "Regierungssitz" in [[Omsk]], ehe es nur acht Wochen später nach dem Putsch [[Alexander Wassiljewitsch Koltschak|Admiral Koltschaks]] aufgelöst wurde. Einige Sozialrevolutionäre suchten daraufhin ein Bündnis mit den "Roten", während andere sich den "Weißen" oder der Bauernbewegung ("Grüne") anschlossen und unter anderem den [[Bauernaufstand von Tambow]] 1920-1921 unterstützten.

Der Marxist [[Leo Trotzki]] beschreibt in seiner Schrift ''Geschichte der russischen Revolution'' (Band 2) wie die Partei der Sozialrevolutionäre, die mal recht stark war, durch sich bekämpfende radikale politische Strömungen zerfiel, also an inneren Widersprüchen scheiterte, bis von ihr nur noch „ein kleines Häuflein Asche“ übrig geblieben sei.<ref>[http://books.google.de/books?id=_DkoEVpx3L8C&pg=PA160&lpg=PA160&dq=sozialrevolution%C3%A4re+russland&source=bl&ots=pRpbjJf_oL&sig=MTrNFftEl-U-Z7R2ZPoq3V8uaT8&hl=de&ei=j6MuTo2QJcjMhAfNsJFR&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=8&ved=0CDsQ6AEwBzgU#v=onepage&q=sozialrevolution%C3%A4re%20russland&f=false Geschichte der russischen Revolution 2: Oktoberrevolution, Band 2] Seite 250ff, Leo Trotzki, 1930</ref> 1923 gab es die Partei in der Sowjetunion nicht mehr. Ihre Führer emigrierten oder wurden verhaftet.


Der Großteil des Partei-Archivs der [[Partija Socialistov-Revoljucionerov (Rossija)]] (21 [[Laufender Meter|laufende Meter]], dazu 146 Mikrofilme) wird seit Jahrzehnten vom [[Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis]] betreut.
Der Großteil des Partei-Archivs der [[Partija Socialistov-Revoljucionerov (Rossija)]] (21 [[Laufender Meter|laufende Meter]], dazu 146 Mikrofilme) wird seit Jahrzehnten vom [[Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis]] betreut.

Version vom 26. Juli 2011, 14:15 Uhr

Die Partei der Sozialrevolutionäre (russisch Партия социалистов-революционеров; kurz: Sozialrevolutionäre/SR) war eine Partei in Russland, die Ende 1901/Anfang 1902 durch die Vereinigung von Volkstümlergruppen (russisch Narodniki) und -zirkeln entstand. Zu ihren Führern zählten u.a. Wiktor Michailowitsch Tschernow als Parteiführer, Nikolai Dmitrijewitsch Awksentjew, Abram Rafailowitsch Goz, Jekatarina Konstantinowna Breschko-Breschkowskaja, Boris Wiktorowitsch Sawinkow, Jewno Fischelewitsch Asef, Chaim Schitlowsky. Das Organ der Partei war die Zeitung Delo Naroda.

Bis 1917 arbeitete die Partei – abgesehen von den Jahren 1906/07, als sie in der 1. und 2. Staatsduma vertreten war – vorwiegend in der Illegalität. Der Zusammensetzung nach kamen die Angehörigen hauptsächlich aus der Intelligenz, den kleinen Angestellten, dem Industrieproletariat und nur zum Teil auch aus der der Bauernschaft. Obwohl sie in letzteren das revolutionäre Subjekt einer kommenden Umwälzung erblickten, hatten sie deutliche Schwierigkeiten, bei ihrer eigentlichen Zielgruppe, den Kleinbauern und der verarmten Landbevölkerung Fuß zu fassen. 1906 erreichte die Zahl ihrer Mitglieder 42.000 und betrug damit nur etwas mehr als die Hälfte der Mitgliederzahl der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR). Die Zahl ihrer unorganisierten Anhänger wird von dem Osteuropahistoriker Manfred Hildermeier für deutlich größer gehalten.[1]

Wenn die Sozialrevolutionäre auch im Prinzip die Bedeutung von Massenbewegungen anerkannten, so bevorzugten sie doch den individuellen Terror als grundlegendes taktisches Mittel im Kampf gegen die zaristische Autokratie. Hierzu bildeten sie 1902 die Sozialrevolutionäre Kampforganisation unter Führung von Grigori Gerschuni und Jewno Asef, die zahlreiche Attentate auf zaristische Beamte verübte (darunter auf den Innenminister von Plehwe und den Großfürsten Sergei Alexandrowitsch Romanow). Im Jahr 1908 wurde die Kampforganisation nach der Entlarvung Asefs als Polizeispitzel zerschlagen.

Das Programm der Sozialrevolutionäre forderte in erster Linie eine „Sozialisierung des Landes“: Durch eine Bodenreform oder durch wilde Enteignungen sollte der Großgrundbesitz in Gemeinbesitz der Kleinbauern überführt werden. Daneben traten sie ein für die Errichtung einer demokratischen Republik nach föderativen Grundsätzen, die Einführung des allgemeinen Wahlrechts, die Rede-, Presse-, Gewissens-, Versammlungs- und Korporationsfreiheit, die Trennung von Kirche und Staat, die allgemeine unentgeltliche Bildung und die Abschaffung des stehenden Heeres. In der Arbeiterfrage waren die Sozialrevolutionäre Anhänger des Achtstundentages, der Sozialversicherung auf Kosten des Staates und der Fabrikbesitzer sowie der Organisierung von Gewerkschaften. Sie verneinten die Gegensätze innerhalb der Bauernschaft, lehnten die von der SDAR postulierte führende Rolle der Arbeiterschaft in der Revolution und die Diktatur des Proletariats ab.

Spaltung in Rechte und Linke Sozialrevolutionäre

Die Bolschewiki erkannten diese Linie der Sozialrevolutionäre zwar nicht an, waren aber zur Zusammenarbeit gegen die zaristische Autokratie bereit. Nach der Februarrevolution 1917 aktivierten die Sozialrevolutionäre ihre Tätigkeit. Im Mai 1917 umfasste die Partei etwa 500.000 Mitglieder und war damit die größte Partei in Russland. Sie besaß Organisationen in 63 Gouvernements, in den Flotten und an den Fronten der kämpfenden Armee. Zusammen mit den Menschewiki spielte sie von Juli bis August 1917 die führende Rolle bei den meisten Sowjets. Der rechte Flügel der Sozialrevolutionäre trat nach der Aprilkrise in die bürgerliche Koalitionsregierung unter Fürst Lwow ein (Kerenski, Tschernow, Peschechonow; nach Kerenskis Amtsantritt als Regierungschef folgte Awksentjew). Die Spaltung in der Partei, die schon 1906 begonnen hatte - aus der Partei traten die Trudowiki und die Sozialrevolutionäre-Maximalisten aus - und sich in den Jahren des Ersten Weltkriegs noch verstärkte, führte nach dem Februar 1917 zur Abspaltung des linken Flügels, der sich nach der Oktoberrevolution organisatorisch zur Partei der Linken Sozialrevolutionäre formierte und im Dezember von den Bolschewiki an der neuen Regierung beteiligt wurde, der sie bis zur Unterzeichnung des Friedens von Brest-Litowsk im März 1918 angehörten. Die Rechten Sozialrevolutionäre standen dem bolschewistischen Umsturz und den daraufhin aufgenommenen Friedensverhandlungen mit Deutschland ablehnend gegenüber. Aus den im November 1917 abgehaltenen Wahlen zur Konstituierenden Versammlung gingen sie dank der Unterstützung der Bauernschaft mit über 50% der Mandate als klare Sieger hervor (gegenüber nur 30% für Bolschewiki und Linke Sozialrevolutionäre). Auf die Auflösung der Versammlung im Januar 1918 reagierten sie mit der Bildung einer Streik- und Protestbewegung. Im Juni wurden sie zusammen mit den Menschewiki von den Wahlen zu den Sowjets und aus dem Allrussischen Zentralexekutivkomitee ausgeschlossen, worauf die Parteiführung in das zuvor von der Tschechoslowakischen Legion eroberte Samara im Wolgagebiet umzog und dort die Komutsch-Regierung bildete. Aus dem Untergrund bildeten sie Gruppen, die durch Anschläge und die Organisation von Aufständen das bolschewistische Regime stürzen sollten. Am 20. Juni 1918 wurde das Petrograder ZEK-Mitglied W. Wolodarski von einem Mitglied der wiederbelebten Kampforganisation erschossen. Anfang Juli, zeitgleich mit dem Aufstand der Linken Sozialrevolutionäre in Moskau, der mit der Ermordung des deutschen Botschafters Wilhelm von Mirbach-Harff begann, brach in Jaroslawl, Murom, Rybinsk ein von Sawinkow organisierter Aufstand aus. Am Morgen des 30. August erschoss der Kadett Leonid Kannegiesser den Chef der Petrograder Tscheka Urizki. Am gleichen Tag beging Fanny Kaplan in Moskau ein Pistolenattentat auf Lenin, der von zwei Schüssen lebensgefährlich verletzt wurde. Die Bolschewiki reagierten darauf am 5. September mit dem Dekret über den Roten Terror.

Im Oktober löste sich die Tschechoslowakische Legion auf, damit ging der Rückhalt für das Komutsch in Samara verloren. Die Komutsch-Regierung floh vor anrückenden roten Truppen nach Ufa, wo sich ein fünfköpfiges Direktorium, darunter General Boldyrew, der als Oberbefehlshaber vorgesehen war, als Regierung bildete. Es tagte in einem Eisenbahnwaggon als "Regierungssitz" in Omsk, ehe es nur acht Wochen später nach dem Putsch Admiral Koltschaks aufgelöst wurde. Einige Sozialrevolutionäre suchten daraufhin ein Bündnis mit den "Roten", während andere sich den "Weißen" oder der Bauernbewegung ("Grüne") anschlossen und unter anderem den Bauernaufstand von Tambow 1920-1921 unterstützten.

Der Marxist Leo Trotzki beschreibt in seiner Schrift Geschichte der russischen Revolution (Band 2) wie die Partei der Sozialrevolutionäre, die mal recht stark war, durch sich bekämpfende radikale politische Strömungen zerfiel, also an inneren Widersprüchen scheiterte, bis von ihr nur noch „ein kleines Häuflein Asche“ übrig geblieben sei.[2] 1923 gab es die Partei in der Sowjetunion nicht mehr. Ihre Führer emigrierten oder wurden verhaftet.

Der Großteil des Partei-Archivs der Partija Socialistov-Revoljucionerov (Rossija) (21 laufende Meter, dazu 146 Mikrofilme) wird seit Jahrzehnten vom Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis betreut.

Einzelnachweise

  1. Manfred Hildermeier, Die Russische Revolution 1905-1921, Suhrkamp, Frankfurt 1989, S. 63 f
  2. Geschichte der russischen Revolution 2: Oktoberrevolution, Band 2 Seite 250ff, Leo Trotzki, 1930