Riesenkalmar

Riesenkalmare

Riesenkalmar

Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Phylum: Weichtiere (Mollusca)
Vorlage:Classis: Kopffüßer (Cephalopoda)
Vorlage:Ordo: Kalmare (Theutida)
Vorlage:Familia: Riesenkalmare (Architheutidae)
Vorlage:Genus: Riesenkalmare
Wissenschaftlicher Name
Architeuthis
Arten
  • Architeuthis dux
  • Architeuthis martensi
  • Architeuthis physeteris
  • Architeuthis sanctipauli
  • Evtl. 4 weitere Arten
    (A. hartingii, A. japonica, A. kirkii, A. stockii)

Riesige Tintenfische gehörten bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eher in ein Märchenbuch als in eines über Zoologie. Obwohl seit Jahrhunderten über Sichtungen von Riesenkalmaren und über Begegnungen mit diesen Tieren berichtet wurde, wurden die Erzählungen meist als Seemannsgarn verspottet und ins Reich der Legenden verschoben. Selbst die Funde gestrandeter Kalmare mit Längen von weit über 10 Metern wurden nicht ernst genommen. Heute weiß man allerdings, dass es diese Tiere tatsächlich gibt. Der erste wissenschaftliche Beweis war der Schnabel eines 1854 in Jütland (Dänemark) gestrandeten Tieres, der durch Zufall in die Hände des Naturforschers Japetus Steenstrup gelangte. Dieser untersuchte den Schnabel und beschrieb so den ersten Riesenkalmar, Architeuthis dux.

Riesenkalmare sind Kopffüßer. Sie besitzen 10 Arme, die um die Mundöffnung gruppiert sind, wovon 2 zu Tentakel umgebildet sind. Aus diesem Grund werden sie den Zehnarmigen Tintenfischen oder Decapoda/Dekabrachia zugeordnet. Die genaue Stellung innerhalb des Systems ist gegenwärtig noch unklar.

Riesenkalmare sind offensichtlich weltweit verbreitet, dabei werden sie besonders häufig an den Küsten Norwegens, Großbritanniens, Neufundlands, bei Japan, vor Australien und Neuseeland sowie vor Südafrika gefangen. Wahrscheinlich leben sie in einer Tiefe von über 300 Metern und kommen nur sehr selten höher. Aus diesem Grund sind auch erst seit dem Beginn der Tiefseefischerei mit Schleppnetzen häufigere Fänge der Tiere bekannt geworden.

Die Tiere erreichen durchschnittlich eine Länge von sechs bis zwölf Metern, sie können jedoch auch bis zu 15 Meter lang werden, selten sogar über 17 Meter. Wie alle Kopffüßer wachsen die Tiere dabei sehr schnell, man geht davon aus, dass sie ein Gewicht von etwa 500 kg bereits nach drei Jahren erreichen. 1933 wurde ein 21,95 m langes Exemplar an der Küste Neufundlands tot angetrieben. Funde von Kiefern sowie Augen mit 40 cm Durchmesser im Magen von Pottwalen lassen darauf schließen, dass in der Tiefsee noch größere Exemplare existieren; an der Augengröße hochgerechnet dürften demnach Exemplare um 30 m möglich sein.

  • Spanische Wissenschaftler haben im September 2003 zwei Riesentintenfische an der Nordküste Spaniens bei Oviedo erstmals lebend geborgen, sie verendeten jedoch kurz darauf. Der größte von ihnen war elf Meter lang und wog 140 Kilogramm. (Stark gekürzte dpa-Meldung)
  • Gekürzt aus Roland Hanewald, S. 188, Auflage 1987, Das Tropenbuch, ISBN 3-923821-13-1: Während des II. Weltkrieges versenkten deutsche Jagdflieger den britischen Truppentransporter "Britannia". 11 Überlebende, die sich nach dem Untergang des Schiffes an ein kleines Rettungsfloß geklammert hatten, berichteten übereinstimmend, einer von ihnen sei von einem großen Kopffüßer in die Tiefe gezogen worden. Ferner gibt es einen gut dokumentierten Fall, wonach ein kleiner Perlenschoner von einem verwundeten Riesenkalamar versenkt wurde.
  • Am 30. September 2004 gelang es japanischen Forschern durch eine Kamera in einer Tiefe von 900 Metern Bilder von einem lebenden Exemplar zu schiessen. Das Tier verlor einen seiner Fangarme, als dieser sich im Köderhaken verfing. Die Länge des Fangarmes betrug 5,5 Meter, was auf auf eine Gesamtlänge des Tieres von rund acht Metern schliessen lässt.

Riesenkalmare orientieren sich wahrscheinlich vor allem durch ihre Augen, die die größten im Tierreich sind. Über die Nahrung der Tiere ist wenig bekannt, Magenuntersuchungen brachten vor allem Kalmare und Fische zum Vorschein. Der Riesenkalmar ist wahrscheinlich eher ein Lauerjäger als ein ausdauernd jagendes Tier. Die Theorie, dass auch Pottwale auf seinem Speiseplan stehen, ist abwegig. Wahrscheinlich ist, dass der Pottwal der einzige wirkliche Freßfeind der Riesenkalmare ist, wie Saugnapfnarben auf dem Körper von Walen und Reste von Architeuthis in Pottwalmägen zeigen.

Durch Einlagerung von Ammoniumchloridlösung in ihr Muskelgewebe erhalten die Riesenkalmare wie auch einige andere Kalmare den notwendigen Auftrieb, um im Wasser zu schweben. Die Ammoniumchloridlösung macht sich durch starken Geruch bemerkbar, den die Tiere verströmen. Das Fleisch der Riesenkalmare ist aus diesem Grunde für den Menschen ungenießbar.

Noch weniger als über die Nahrung ist über die Paarung bekannt und die Entwicklung der Tiere. Ganz offenbar implantiert das Männchen während der Paarung Spermatophoren unter die Haut der Partnerin. Man fand mehrere weibliche Tiere mit Spermatophoren. Wie diese jedoch die Eier letztlich befruchten, bleibt bisher unbekannt.

Im Stralsunder Meeresmuseum ist seit dem 16. Januar 2005 ein präpariertes Exemplar ausgestellt, welches von neuseeländischen Fischern gefangen worden ist. Das mit 49 Kilogramm Gewicht und über 6 Meter Länge (von Mantel- zu Tentakelspitze) unterdurchschnittlich große Tier weist am hinteren Ende des Mantels eine Besonderheit auf: dort wurden implantierte Spermatophoren gefunden, deren Herkunft gegenwärtig nicht geklärt ist.

Im September 2005 wurde von dem japansichen Forscher Tsunemi Kubodera erstmals ein lebendiges Exemplar der Spezies fotografiert. Es tappte im Meer vor Japan in eine Futterfalle.

Siehe auch: Kryptozoologie

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