„Passail“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Zeile 337:Zeile 337:
{{Normdaten|TYP=g|GND=4245243-0}}
{{Normdaten|TYP=g|GND=4245243-0}}


[[Kategorie:Katastralgemeinde im Bezirk Weiz]]
[[Kategorie:Grazer Bergland]]
[[Kategorie:Grazer Bergland]]
[[Kategorie:Almenland]]
[[Kategorie:Almenland]]

Version vom 2. Dezember 2020, 11:33 Uhr

Marktgemeinde
Passail
WappenÖsterreichkarte
Wappen von Passail
Passail (Österreich)
Passail (Österreich)
Basisdaten
Staat:Österreich
Bundesland:Steiermark
Politischer Bezirk:Weiz
Kfz-Kennzeichen:WZ
Fläche:73,59 km²
Koordinaten:47° 17′ N, 15° 31′ OKoordinaten: 47° 16′ 54″ N, 15° 30′ 49″ O
Höhe:653 m ü. A.
Einwohner:4.379 (1. Jän. 2024)
Bevölkerungsdichte:60 Einw. pro km²
Postleitzahl:8162
Vorwahl:03179
Gemeindekennziffer:6 17 63
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Markt 1
8162 Passail
Website:www.passail.at
Politik
Bürgermeisterin:Eva Karrer (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020)
(21 Mitglieder)
   
Insgesamt 21 Sitze
Lage von Passail im Bezirk Weiz
Lage der Gemeinde Passail im Bezirk Weiz (anklickbare Karte)Albersdorf-PrebuchAngerBirkfeldFischbach (Steiermark)Fladnitz an der TeichalmFloingGasenGersdorf an der FeistritzGleisdorfGutenbergHofstätten an der RaabIlztalLudersdorf-WilfersdorfMarkt HartmannsdorfMiesenbach bei BirkfeldMitterdorf an der RaabMortantschNaasPassailPischelsdorf am KulmPuch bei WeizRattenRetteneggSt. Kathrein am HauensteinSankt Kathrein am OffeneggSt. Margarethen an der RaabSankt Ruprecht an der RaabSinabelkirchenStralleggThannhausenWeizSteiermark
Lage der Gemeinde Passail im Bezirk Weiz (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Die Marktgemeinde Passail mit 4379 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) liegt rund 30 Kilometer nordöstlich von Graz in der Steiermark (Österreich). Passail liegt im Gerichtsbezirk und Bezirk Weiz.

Geografie

Geografische Lage

Passail zählt zur Region Almenland und liegt im Kern des Passailer Beckens im Grazer Bergland auf einer Seehöhe von 653 Metern.

Die Raab entspringt in der Gemeinde. Sie mündet nach dem Verlassen Österreichs in Ungarn in die Donau. Im Osten wird das Gemeindegebiet teilweise vom Weizbach begrenzt, der es in Richtung Süden durch die Weizklamm verlässt.

Gemeindegliederung

Das Gemeindegebiet gliedert sich in zwölf Ortschaften (Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[1]):

Die Gemeinde besteht aus sieben Katastralgemeinden (Fläche Stand 2015[2]):

  • Arzberg (1.589,75 ha)
  • Haufenreith (800,98 ha)
  • Hohenau (2.312,70 ha)
  • Kramersdorf (659,20 ha)
  • Neudorf bei Semriach (1.271,17 ha)
  • Passail (724,15 ha)
  • Tober (656,86 ha)

Eingemeindungen und Namensänderungen

Nachbargemeinden

Zwei der sechs Nachbargemeinden liegen im Bezirk Graz-Umgebung (GU).

Fladnitz an der TeichalmSankt Kathrein am Offenegg
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigtNaas
Semriach (GU)Sankt Radegund bei Graz (GU)Gutenberg-Stenzengreith

Geschichte

Durch den Fund eines Steinbeils in der Tober kann man eine frühe Besiedlung im Raum Passail auf 3000 v. Chr. ansetzen.

Für die Römerzeit wird ein römischer Gutshof südwestlich des heutigen Marktes Passail vermutet und fünf Römersteine sind für diese Gegend bekannt. Einer ist an der Südseite des Pfarrhofs eingemauert.

Nach den Römern siedelten im Raum Passail Slawen. Passail soll vom slawischen Grundwort „Se(d)lo“ mit der Präposition „Po“ abgeleitet werden können und in etwa „bei, neben, hinter der Siedlung“ bedeuten, da die slawischen Siedler bereits einen römischen Hof vorfanden.

Verschiedenste Schreibweisen von Passail waren: Pozile, Pozeil, Puzeil, Possel, Poseyle, Posel, Bosaeil, Posewl, Puseyl, Passayl (13. bis 16. Jahrhundert). Die slawische Besiedlung spiegelt sich auch im Patrozinium der Pfarrkirche wider, die dem heiligen Vitus geweiht ist, dem Patron der Slawen. In der Steiermark zeigen solche Hl.-Veits-Kirchen eine starke slawische Namensgebung an, so auch unter anderem in Liezen, Leoben, Veitsch, Paldau, Söchau oder Pöllau.

Tober hingegen wurde erstmals 1240 als „Dobre“ genannt und bedeutet aus dem Slawischen übersetzt: „Gutwasser“ als Flussname und „fruchtbare Gegend“ als Ortsname.

Schließlich setzte im 12. Jahrhundert eine bairische Besiedelung im Raum Passail ein, wovon sich die deutschen Namen Hart (für bewaldetes Gebiet) und Unter-Pircha (bezogen auf den Baumbestand der Birken) ableiten lassen. Schließlich erbten die Stubenberger den Großteil des Passailer Kessels, die um 1200 bäuerliche Siedler und ritterliche Rodungsleiter hierher schickten. Es wurden planmäßig angelegte Dörfer geschaffen, zuerst regelhafte Dorfsiedlungen, dann lang gezogene Waldhufensiedlungen und zuletzt auch abgelegene Einzelhöfe. Dem späteren Marktort Passail kam damals schon eine zentrale Rolle, wegen des günstigen Siedlungslandes, zugute.

Am 30. August 1230 wurde der Ort Passail erstmals urkundlich erwähnt. In einer Stubenberger Schenkungsurkunde wurde „Herbort von Pozile“, der Verwalter und Stellvertreter der Stubenberger im Markt Passail als Zeuge genannt.

In der Nähe dem heutigen Haus Passail befand sich die Burg Passail, die der Sitz der Herren von Passail war. Der Markt selbst, um einen Rechteckplatz mit kleinen Häusern und Grundstücken, etwa 25 bis 30 Hofstätten gelegen, wurde etwa zwischen 1220 und 1240 gegründet. Der 120 m lange und 40 m breite Marktplatz gehörte zu den größten Plätzen steirischer Märkte, der auf seiner gesamten Länge von keiner Querstraße gekreuzt wurde. Das gewerbliche Leben entwickelte sich in den Hofstätten, die den Platz umgaben. Doch die erste urkundliche Erwähnung als „Markt Passail“ gab es erst 1328.

Neben den weltlichen Besitzungen hatte auch das Bistum Seckau, mit der Pfarre Passail, einige Besitzungen in Passail, die von Stubenbergern oder ihren ritterlichen Leuten gestiftet wurden. Daneben hatten auch andere Herrschaften Besitzungen erlangt:

1420 wurde der Markt geteilt. Ulrich von Stubenberg auf der Burg Stubegg bei Arzberg bekam den westlichen Teil des Marktes (heutige Obergasse, Hauptplatz, Friedhofsweg) und Friedrich von Stubenberg auf dem neu erbauten Ansitz Sacher/Hechtlturm, (ehemalige Gemeinde Hohenau an der Raab) den östlichen Teil.

In der Neuzeit fand eine größere Zersplitterung der Besitzungen statt, da Passailer Marktbürger Eigentümer wurden. 1328 gab es 38 Bürger in Passail, 1527 bereits 70 Bürgerhäuser. Im 16. Jahrhundert gab es einen Bevölkerungsverlust, der zu Besitzkonzentrationen (ein Bürger hatte mehrere Hofstätten) führte. Der Wiederanstieg der Bevölkerung wird durch den Bau der Annenkapelle auf dem Lindenberg markiert, der 1510 als Dank für die überstandene Pestgefahr errichtet wurde.

Nachdem die Bürgerschaft alle naturräumlichen Reserven im Passailer Raum aufgebraucht hatte, wurde 1648 der weit entlegene herrschaftliche Wulkersbachwald im Bärental an der oberen Raab (im ehemaligen Gemeindegebiet von Hohenau) angekauft. 1731/32 wurde der Hundsberg von der Herrschaft Stubegg gekauft um genügend Grundreserven für die Bewirtschaftung zu erlangen. Bis 1800 wurde der Markt nur um wenige Häuser erweitert, im 19. Jahrhundert setzte schließlich eine Erweiterung des Siedlungsgebietes im Bereich Lindenberg-Büchläcker ein. Nach 1945 entstand die etwas entferntere Josefinensiedlung.

Seit 1849 hatte Passail, wie jede andere politische Gemeinde, einen eigenen Bürgermeister und einen gewählten Gemeinderat und auch ein eigenes Marktrecht, also das Recht Märkte abzuhalten. Im 19. Jahrhundert gab es stets fünf Jahrmärkte („Kirtage“), jeweils am Mathiastag (24. Februar), Gründonnerstag, Veitstag (15. Juni), Michaelstag (29. September) und am Thomastag (21. Dezember). Von 1328 bis 1848 gab es in Passail auch ein Marktgericht.

Die Aufhebung der Grundherrschaften erfolgte 1848. Die Ortsgemeinde als autonome Körperschaft entstand 1850. Nach der Annexion Österreichs 1938 kam die Gemeinde zum Reichsgau Steiermark, 1945 bis 1955 war sie Teil der britischen Besatzungszone in Österreich.

Bevölkerungsentwicklung

Religionen

Veitskirche Passail
ReligionPersonenProzentsatz
Römisch-katholische Kirche194996,5 %
Evangelische Kirche002501,2 %
Orthodoxe Kirche001400,7 %
Islam000900,4 %
kein religiöses Bekenntnis002101,0 %

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Verkehrsanbindung erfolgt durch die Rechbergstraße B 64.

Die Gemeinde bildet gemeinsam mit Fladnitz an der Teichalm, Gasen, Breitenau am Hochlantsch, Pernegg an der Mur und St. Kathrein am Offenegg den TourismusverbandNaturpark Almenland Teichalm-Sommeralm“. Dessen Sitz ist in Fladnitz an der Teichalm.[8]

360° Panorama von Passail im Winter

Öffentliche Einrichtungen

  • Passail verfügt über einen Kindergarten, je eine Volksschule, Realschule, Neue Mittelschule (NMS), Polytechnische Schule.[9]
  • Freizeit-Zentrum mit einer 18-Loch-Golfanlage gemeinsam mit der Gemeinde Fladnitz an der Teichalm.[10]
  • Senioren- und Pflegeheim mit 38 Betten.[11]

Politik

Bürgermeister

Bürgermeisterin ist Eva Karrer (SPÖ), die sich in der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats am 27. April 2015 mit 11:10 Stimmen gegenüber dem bisherigen Bürgermeister und zwischenzeitlichen Regierungskommissär Günter Linzberger (ÖVP) durchsetzte.[12]

Dem Gemeindevorstand gehören weiters der erste Vizebürgermeister Günter Linzberger (ÖVP), der zweite Vizebürgermeister Johann Schrei (FPÖ), der Gemeindekassier Peter Schinnerl (ÖVP) und das Vorstandsmitglied Franz Kappmaier (ÖVP) an.[12]

Gemeinderat

Gemeinderatswahlen
 %
70
60
50
40
30
20
10
0
45,99 %
(−17,39 %p)
30,37 %
(+3,06 %p)
23,64 %
(+15,48 %p)
2010

2015

Das Ergebnis von 2010 ist ein errechneter Wert aus der Summe der Einzelergebnisse der fusionierten Gemeinden.

Der Gemeinderat besteht aus 21 Mitgliedern und setzt sich nach der Gemeinderatswahl 2015 wie folgt zusammen:

  • 10 Mandatare der ÖVP
  • 6 Mandatare der SPÖ
  • 5 Mandatare der FPÖ

Die letzten Gemeinderatswahlen brachten die folgenden Ergebnisse:

ParteiGroßgemeindePassail
2015201020052000
Stimmen%M.St.%M.St.%M.St.%M.
ÖVP1381461093068118045898836611
SPÖ0912300632123034523352311702
FPÖ0710240508106011290911421101
Passailer Bürgerlistenicht kandidiert0350300nicht kandidiertnicht kandidiert
Die Grünen Passailnicht kandidiertnicht kandidiertnicht kandidiert0800601
Wahlbeteiligung83 %83 %88 %88 %

Wappen

Die Verleihung des Wappens erfolgte am 15. Dezember 1639 durch Kaiser Ferdinand III.
Die Wappenbeschreibung lautete:

„Ainen Blaw, oder Lasurfarben Schildt, in dessen grundt ain weisser Fluß, darinen zwischen zwayen an den Schildts Rants Seitten Hochaufgehenden schroffigen Stainfelßen, ain herwerts zum gang geschickhter Hirsch, seiner natürlichen Färb, mit zwayen aufhabenden Geweyen, iedes oben mit zwayen gleichen, vnd neben herab dreyen Zinckhen, zwischen den Geweyen ain weiß oder silberfarber aufrecht gestelter Anckher, den Ring vnder sich khehrendt, durch denselben ain Gelb, oder Goldtfarber Zopffen gegen der Linckhen durchzogner erscheinen thuet.“[13]

Wegen der Gemeindezusammenlegung verlor das Wappen seine offizielle Gültigkeit. Die ehemaligen Gemeinden Arzberg, Hohenau an der Raab und Neudorf bei Passail hatten bis Ende 2014 eigene Wappen, zu allen Beschreibungen siehe Wikipedia Commons.

Die Wiederverleihung des Gemeindewappens für die Fusionsgemeinde Passail erfolgte mit Wirkung vom 30. Juni 2016.[14]
Die Blasonierung lautet:

„In blauem Schild auf silbern geflutetem Schildfuß zwischen silbernen Schildflanken aus schroffen, sich nach oben verjüngenden Felswänden stehend ein herschauender goldener Hirsch, dessen zehnendiges Geweih einen silbernen gestürzten Anker mit durch den Ring gezogenem goldenen Zopf einschließt.“

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • 1889: Andreas Volk, Pfarrer
  • 1912: Bernhard von Uechtritz
  • 1932: Jakob Reisinger
  • 1971: Johann Greimel, Bürgermeister von Passail 1946–1970
  • 1971: Franz Schinnerl, Vizebürgermeister
  • 1978: Friedrich Niederl (1920–2012), Landeshauptmann der Steiermark 1971–1980
  • 1978: Anton Hable, Gemeinderat
  • 1979: Johann Sorger, Gemeindekassier
  • 1987: Josef Krainer (1930–2016), Landeshauptmann der Steiermark 1980–1996[15]
  • 1997: Hans Freyka, Hauptschuldirektor[16]

Mit Passail verbundene Persönlichkeiten

Literatur

  • Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs: Steiermark (ohne Graz). Passail. Verlag Berger, Horn/Wien 1982/2006, 2. unveränderte Auflage, S. 351–354, ISBN 3-85028-422-0.
  • Gottfried Allmer, Gertrud Neurath, Eduard Weidl: Marktgemeinde Passail. Verleger Marktgemeinde Passail, Passail 1994, 433 Seiten.
Commons: Passail – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2024 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2024), (ODS, 500 KB)
  2. Katastralgemeinden Stmk. 2015 (Excel-Datei, 128 kB); abgerufen am 29. Juli 2015
  3. LGBL. STMK. Nr. 045/1951
  4. LGBL. STMK. Nr. 065/1951
  5. LGBL. STMK. Nr. 150/1967
  6. Steiermärkische Gemeindestrukturreform. Grundlage dafür ist das Steiermärkische Gemeindestrukturreformgesetz – StGsrG vom 17. Dezember 2013 über die Neugliederung der Gemeinden des Landes Steiermark, § 3 Abs. 11 Z 2. Landesgesetzblatt für die Steiermark vom 2. April 2014, Nr. 31, Jahrgang 2014, ZDB-ID 705127-x, S. 4.
  7. 89. Kundmachung der Steiermärkischen Landesregierung vom 7. November 2019 über die Änderung der Grenze zwischen der Gemeinde Gutenberg-Stenzengreith und der Marktgemeinde Passail, beide politischer Bezirk Weiz. ris.bka.gv.at, abgerufen am 14. November 2019.
  8. Grazer Zeitung, Amtsblatt für die Steiermark. 30. Dezember 2014, 210. Jahrgang, 52. Stück, Nr. 313, ZDB-ID 1291268-2, S. 628.
  9. NMS Passail, abgerufen am 27. April 2020
  10. Golfclub Almenland, abgerufen am 27. April 2020
  11. Kamillusheim, abgerufen am 27. April 2020
  12. a b Marktgemeinde Passail: Neuer Gemeinderat konstituiert, abgerufen am 29. April 2015.
  13. Mitteilungen des Steiermärkischen Landesarchivs 13, 1963, S. 81 f.
  14. 69. Verlautbarung der Steiermärkischen Landesregierung vom 16. Juni 2016 über die Verleihung des Rechtes zur Führung eines Gemeindewappens an die Marktgemeinde Passail (politischer Bezirk Weiz), abgerufen am 30. Juni 2016.
  15. Gottfried Allmer, Gertrud Neurath, Eduard Weidl: Marktgemeinde Passail. Passail 1994, S. 237, 243.
  16. Weizer Zeitung (13. Mai 1997), S. 35.