„Otto Merker (Generaldirektor)“ – Versionsunterschied

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1936 kehrte Merker nach Deutschland zurück, wo er technischer Leiter des [[Magirus-Deutz|Magirus-Werkes]] in [[Ulm]] wurde, das [[Feuerwehrauto|Feuerwehrfahrzeuge]] produzierte. 1937 wechselte Merker zur Konzernmutter Deutz AG, wo er 1938 ordentliches Vorstandsmitglied wurde. In dieser Funktion wurde ihm der nationalsozialistische Titel [[Wehrwirtschaftsführer]] und nach Kriegsausbruch das [[Kriegsverdienstkreuz (1939)|Kriegsverdienstkreuz I. Klasse]] verliehen.
1936 kehrte Merker nach Deutschland zurück, wo er technischer Leiter des [[Magirus-Deutz|Magirus-Werkes]] in [[Ulm]] wurde, das [[Feuerwehrauto|Feuerwehrfahrzeuge]] produzierte. 1937 wechselte Merker zur Konzernmutter Deutz AG, wo er 1938 ordentliches Vorstandsmitglied wurde. In dieser Funktion wurde ihm der nationalsozialistische Titel [[Wehrwirtschaftsführer]] und nach Kriegsausbruch das [[Kriegsverdienstkreuz (1939)|Kriegsverdienstkreuz I. Klasse]] verliehen.


1942 wechselte Merker in das [[Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion]] (RMfRuK), wo ihm [[Albert Speer]] die Leitung des Hauptausschusses für den Schiffsbau übertrug. Er wurde damit Nachfolger von [[Rudolf Blohm]]. Die Hauptaufgabe Merkers bestand in der [[Bau der U-Boote vom Typ XXI|Organisation der Fertigung neuer U-Boote vom Typ U-Boot-Klasse XXI]] für die [[Kriegsmarine]]. Eine nicht mehr fertiggestellte Endfertigungsstätte für die U-Boote sollte der [[U-Boot-Bunker Valentin]] sein.<ref>[http://www.denkort-bunker-valentin.de/fileadmin/pdf/BV_Broschuere_Druck.pdf?PHPSESSID=ffdf3873b4b2928e11cb871efd9d6a08 www.denkort-bunker-valentin.de] aufgerufen am 14. März 2012</ref> Unter Merkers Leitung konnte durch Einführung der [[Sektionsbauweise]] die Bauzeit für diese U-Boote von ursprünglich 11,5 Monaten auf 2 Monate verringert werden. Für diese „kriegsentscheidene Leistung“ erhielt Merker am 28. April 1944 das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern. Für den U-Boot-Bau wurde, wahrscheinlich auf Merkers Initiative hin, im September 1944 in Wilhelmshaven das [[Außenlager Wilhelmshaven (Alter Banter Weg)|Außenlager Alter Banter Weg]] des [[Konzentrationslager Neuengamme|Konzentrationslagers Neuengamme]] mit circa 1.200 Häftlingen eingerichtet.<ref>[[Wolfgang Benz]], [[Barbara Distel]] (Hrsg.): ''Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager.'' Bd. 5, Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. Beck-Verlag, München 2007, S. 534–538. ISBN 3-406-52965-8.</ref>
1942 wechselte Merker in das [[Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion]] (RMfRuK), wo ihm [[Albert Speer]] die Leitung des Hauptausschusses für den Schiffsbau übertrug. Er wurde damit Nachfolger von [[Rudolf Blohm]]. Die Hauptaufgabe Merkers bestand in der [[Bau der U-Boote vom Typ XXI|Organisation der Fertigung neuer U-Boote vom Typ U-Boot-Klasse XXI]] für die [[Kriegsmarine]]. Eine nicht mehr fertiggestellte Endfertigungsstätte für die U-Boote sollte der [[U-Boot-Bunker Valentin]] sein.<ref>[http://www.denkort-bunker-valentin.de/fileadmin/pdf/BV_Broschuere_Druck.pdf?PHPSESSID=ffdf3873b4b2928e11cb871efd9d6a08 www.denkort-bunker-valentin.de] aufgerufen am 14. März 2012</ref> Unter Merkers Leitung konnte durch Einführung der [[Sektionsbauweise]] die Bauzeit für diese U-Boote von ursprünglich 11,5 Monaten auf 2 Monate verringert werden. Für diese „kriegsentscheidene Leistung“ erhielt Merker am 28. April 1944 das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern. Für den U-Boot-Bau wurde im September 1944 in Wilhelmshaven das [[Außenlager Wilhelmshaven (Alter Banter Weg)|Außenlager Alter Banter Weg]] des [[Konzentrationslager Neuengamme|Konzentrationslagers Neuengamme]] mit circa 1.200 Häftlingen eingerichtet. „Die KF-Häftlinge sollten 600 im Sommer 1944 nach Hamburg abgezogene Arbeiter ersetzen. Ob die Initiative zum Einsatz der Häftlinge von der Werftleitung oder dem Leiter des Hauptausschusses Schiffbau, Otto Merker, ausging, ist nicht geklärt” <ref>Zitiert an: ''Wilhelmshaven (Banter Weg)''. In: [[Wolfgang Benz]], [[Barbara Distel]] (Hrsg.): ''Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager.'' Bd. 5, Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. Beck-Verlag, München 2007, S. 534. ISBN 3-406-52965-8.</ref>


Bei Kriegsende geriet Merker in US-amerikanische [[Kriegsgefangenschaft]], aus der er 1946 entlassen wurde. Danach arbeitete er zwei Jahre als freier Ingenieur. 1950 wurde Merker Vorstandsmitglied der Rheinstahl-Hanomag in [[Hannover]], wobei er auch die Funktion eines Aufsichtsratsmitglieds beim Rheinstahl-Konzern wahrnahm. Während seiner dortigen Zeit, bis zu Merkers Pensionierung zum 1. Januar 1964, entwickelte Hanomag für die [[Bundeswehr]] die Schützenpanzer [[HS 30]] und [[Marder (Schützenpanzer)|Marder]].
Bei Kriegsende geriet Merker in US-amerikanische [[Kriegsgefangenschaft]], aus der er 1946 entlassen wurde. Danach arbeitete er zwei Jahre als freier Ingenieur. 1950 wurde Merker Vorstandsmitglied der Rheinstahl-Hanomag in [[Hannover]], wobei er auch die Funktion eines Aufsichtsratsmitglieds beim Rheinstahl-Konzern wahrnahm. Während seiner dortigen Zeit, bis zu Merkers Pensionierung zum 1. Januar 1964, entwickelte Hanomag für die [[Bundeswehr]] die Schützenpanzer [[HS 30]] und [[Marder (Schützenpanzer)|Marder]].

Version vom 14. März 2012, 22:59 Uhr

Otto Merker (* 1. Juni 1899 in Michelfeld; † 1986[1]) war während des Zweiten Weltkrieges Wehrwirtschaftsführer, Generaldirektor der Klöckner-Humbold-Deutz AG sowie Vorsitzender des Hauptausschusses Marinebau im Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion (RMfRuK). Nach dem Krieg fungierte er als Vorstandsvorsitzender der Rheinstahl-Hanomag und als Aufsichtsratsmitglied des Rheinstahl-Konzerns.

Biografie

Merker wuchs in Stuttgart auf. Nach Beendigung der Schulzeit meldete er sich 1917 als Kriegsfreiwilliger zur Fliegertruppe. Dort war er bis Kriegsende an der Westfront im Raum der Somme eingesetzt. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse und der Württembergischen Militärverdienstmedaille ausgezeichnet.

Nach dem Ersten Weltkrieg studierte Merker bis 1921 an der Höheren Maschinenbauschule Esslingen. Anschließend arbeitete er als Kfz-Konstrukteur. 1923 wechselte Merker in die Landmaschinenfabrik seines Vaters in Böblingen.

1927 erregte ein von Merker konstruierter 15-PS-Raupenschlepper auf der DLG-Ausstellung in Dortmund das Interesse des Militärs. Der spätere Generalleutnant Ludwig Ritter von Radlmaier fragte an, ob die von Merker konstruierte Raupe als Räder-Raupenfahrzeug für den militärischen Einsatz zu nutzen sei. Der Prototyp wurde in der Maschinenfabrik Esslingen gebaut, wo Merker ab 1927 als Oberingenieur angestellt war. Die praktische Erprobung der Raupe erfolgte unter Umgehung der Bestimmungen des Versailler Vertrags auf dem Gelände der Panzerschule Kama bei Kasan in der Sowjetunion, die von Reichswehr und Roter Armee getragen wurde. Von 1929 bis 1936 arbeitete Merker im schwedischen Unternehmen Landsverk, dort leitete er die Entwicklungsabteilung, in der unter seiner Leitung Straßenpanzer und Artillerie-Zugmaschinen entworfen wurden. Landsverk war wie schon die Maschinenfabrik Esslingen eine Tochtergesellschaft der Gutehoffnungshütte und wurde ebenfalls zur Umgehung der Bestimmungen des Versailler Vertrags genutzt.

1936 kehrte Merker nach Deutschland zurück, wo er technischer Leiter des Magirus-Werkes in Ulm wurde, das Feuerwehrfahrzeuge produzierte. 1937 wechselte Merker zur Konzernmutter Deutz AG, wo er 1938 ordentliches Vorstandsmitglied wurde. In dieser Funktion wurde ihm der nationalsozialistische Titel Wehrwirtschaftsführer und nach Kriegsausbruch das Kriegsverdienstkreuz I. Klasse verliehen.

1942 wechselte Merker in das Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion (RMfRuK), wo ihm Albert Speer die Leitung des Hauptausschusses für den Schiffsbau übertrug. Er wurde damit Nachfolger von Rudolf Blohm. Die Hauptaufgabe Merkers bestand in der Organisation der Fertigung neuer U-Boote vom Typ U-Boot-Klasse XXI für die Kriegsmarine. Eine nicht mehr fertiggestellte Endfertigungsstätte für die U-Boote sollte der U-Boot-Bunker Valentin sein.[2] Unter Merkers Leitung konnte durch Einführung der Sektionsbauweise die Bauzeit für diese U-Boote von ursprünglich 11,5 Monaten auf 2 Monate verringert werden. Für diese „kriegsentscheidene Leistung“ erhielt Merker am 28. April 1944 das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern. Für den U-Boot-Bau wurde im September 1944 in Wilhelmshaven das Außenlager Alter Banter Weg des Konzentrationslagers Neuengamme mit circa 1.200 Häftlingen eingerichtet. „Die KF-Häftlinge sollten 600 im Sommer 1944 nach Hamburg abgezogene Arbeiter ersetzen. Ob die Initiative zum Einsatz der Häftlinge von der Werftleitung oder dem Leiter des Hauptausschusses Schiffbau, Otto Merker, ausging, ist nicht geklärt” [3]

Bei Kriegsende geriet Merker in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde. Danach arbeitete er zwei Jahre als freier Ingenieur. 1950 wurde Merker Vorstandsmitglied der Rheinstahl-Hanomag in Hannover, wobei er auch die Funktion eines Aufsichtsratsmitglieds beim Rheinstahl-Konzern wahrnahm. Während seiner dortigen Zeit, bis zu Merkers Pensionierung zum 1. Januar 1964, entwickelte Hanomag für die Bundeswehr die Schützenpanzer HS 30 und Marder.

1955 wurde Merker mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. 1956 erfolgte die Ernennung zum Ehrendoktor der TH Hannover. Ferner war Merker bis 1964 auch Mitglied der Aufsichtsräte Rheinstahl-Nordseewerke in Emden, Rheinstahl Eisenwerke Mühlheim-Heiderich sowie Vidal & Sohn.

Literatur

  • Klaus D. Patzwall: Die Ritterkreuzträger des Kriegsverdienstkreuzes 1942–1945. Verlag Militaria-Archiv Klaus D. Patzwall, Hamburg 1984. S. 124 f.

Einzelnachweise

  1. Eberhard Rössler: U-Boottyp XXIII. Bernard und Graefe, Bonn 2002. S. 44. ISBN 3763762361.
  2. www.denkort-bunker-valentin.de aufgerufen am 14. März 2012
  3. Zitiert an: Wilhelmshaven (Banter Weg). In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bd. 5, Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. Beck-Verlag, München 2007, S. 534. ISBN 3-406-52965-8.