„Oktoberniederlage“ – Versionsunterschied

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Die sogenannte '''Oktoberniederlage''' 1923 war ein wichtiges Ereignis in der Geschichte der [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]].
Die sogenannte '''Oktoberniederlage''' 1923 war ein wichtiges Ereignis in der Geschichte der [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]].


Der [[Ruhrbesetzung|Ruhrkampf]] und die [[Deutsche Inflation 1914 bis 1923|Inflation]] hatten die politischen Verhältnisse in Deutschland stark zerrüttet, es herrschte eine potenziell [[revolutionäre Situation]]. 1920 hatte sich ein Großteil der [[Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD]] der [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]] angeschlossen, die dadurch personell in vielen Betrieben Berlins, Hamburgs, des Ruhrgebiets, Sachsens, Thüringens und im Bereich Halle-Merseburg stark vertreten war, ja zeitweise die stärkste Gruppierung der Arbeiterbewegung.
Der [[Ruhrbesetzung|Ruhrkampf]] und die [[Deutsche Inflation 1914 bis 1923|Inflation]] hatten die politischen Verhältnisse in Deutschland stark zerrüttet. 1920 hatte sich ein Großteil der [[Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD]] der [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]] angeschlossen, die dadurch personell in vielen Betrieben Berlins, Hamburgs, des Ruhrgebiets, Sachsens, Thüringens und im Bereich Halle-Merseburg stark vertreten war, ja zeitweise die stärkste Gruppierung der Arbeiterbewegung.


Die von [[Heinrich Brandler]] und [[August Thalheimer]] geleitete Parteizentrale setzte jedoch zunächst auf Anweisung der [[Kommunistische Internationale|Kommunistischen Internationale]] nicht auf revolutionäre Aktionen, sondern auf die Bildung von Koalitionsregierungen zusammen mit der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]. Im Oktober entstanden durch den Eintritt von Kommunisten [[Kabinett Zeigner|in die Regierung in Sachsen]] am 10. Oktober und in das [[Kabinett Frölich II]] am 16. Oktober 1923 in Thüringen zwei von SPD und KPD gemeinsam gebildete Landesregierungen. Daraufhin marschierte die Reichswehr im Auftrag von Reichspräsident [[Friedrich Ebert]] unter Vorwänden in Sachsen und Thüringen ein und setzte die Regierungen gewaltsam ab. Es kam zu bürgerkriegsartigen Kämpfen. Mittlerweile hatte die KPD auf Befehl der [[EKKI]] für den 20. Oktober einen Aufstand beschlossen. Dieser Beschluß wurde aber kurz vor Beginn desselben wieder zurückgenommen. Nur bei den Kommunisten in Hamburg kam diese Nachricht nicht an. <ref>vgl. ''Deutscher Oktober 1923: Ein Revolutionsplan und sein Scheitern''. Berlin 2003, ISBN 3-351-025572, S. 27f.</ref> Daher kam es am 23. Oktober 1923 in Hamburg tatsächlich zu einem kommunistischen Aufstand, bei dem sich [[Ernst Thälmann]] erstmals hervortat. Der [[Hamburger Aufstand]] blieb jedoch isoliert und brach rasch zusammen, auch deshalb, weil die KPD-Zentrale rasch zum Rückzug blies.
Die von [[Heinrich Brandler]] und [[August Thalheimer]] geleitete Parteizentrale setzte jedoch zunächst auf Anweisung der [[Kommunistische Internationale|Kommunistischen Internationale]] nicht auf revolutionäre Aktionen, sondern auf die Bildung von Koalitionsregierungen zusammen mit der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]. Im Oktober entstanden durch den Eintritt von Kommunisten [[Kabinett Zeigner|in die Regierung in Sachsen]] am 10. Oktober und in das [[Kabinett Frölich II]] am 16. Oktober 1923 in Thüringen zwei von SPD und KPD gemeinsam gebildete Landesregierungen. Daraufhin marschierte die Reichswehr im Auftrag von Reichspräsident [[Friedrich Ebert]] unter Vorwänden in Sachsen und Thüringen ein und setzte die Regierungen gewaltsam ab. Es kam zu bürgerkriegsartigen Kämpfen. Mittlerweile hatte die KPD auf Befehl der [[EKKI]] für den 20. Oktober einen Aufstand beschlossen. Dieser Beschluß wurde aber kurz vor Beginn desselben wieder zurückgenommen. Nur bei den Kommunisten in Hamburg kam diese Nachricht nicht an. <ref>vgl. ''Deutscher Oktober 1923: Ein Revolutionsplan und sein Scheitern''. Berlin 2003, ISBN 3-351-025572, S. 27f.</ref> Daher kam es am 23. Oktober 1923 in Hamburg tatsächlich zu einem kommunistischen Aufstand, bei dem sich [[Ernst Thälmann]] erstmals hervortat. Der [[Hamburger Aufstand]] blieb jedoch isoliert und brach rasch zusammen, auch deshalb, weil die KPD-Zentrale rasch zum Rückzug blies.

Version vom 12. Februar 2012, 21:33 Uhr

Die sogenannte Oktoberniederlage 1923 war ein wichtiges Ereignis in der Geschichte der KPD.

Der Ruhrkampf und die Inflation hatten die politischen Verhältnisse in Deutschland stark zerrüttet. 1920 hatte sich ein Großteil der USPD der KPD angeschlossen, die dadurch personell in vielen Betrieben Berlins, Hamburgs, des Ruhrgebiets, Sachsens, Thüringens und im Bereich Halle-Merseburg stark vertreten war, ja zeitweise die stärkste Gruppierung der Arbeiterbewegung.

Die von Heinrich Brandler und August Thalheimer geleitete Parteizentrale setzte jedoch zunächst auf Anweisung der Kommunistischen Internationale nicht auf revolutionäre Aktionen, sondern auf die Bildung von Koalitionsregierungen zusammen mit der SPD. Im Oktober entstanden durch den Eintritt von Kommunisten in die Regierung in Sachsen am 10. Oktober und in das Kabinett Frölich II am 16. Oktober 1923 in Thüringen zwei von SPD und KPD gemeinsam gebildete Landesregierungen. Daraufhin marschierte die Reichswehr im Auftrag von Reichspräsident Friedrich Ebert unter Vorwänden in Sachsen und Thüringen ein und setzte die Regierungen gewaltsam ab. Es kam zu bürgerkriegsartigen Kämpfen. Mittlerweile hatte die KPD auf Befehl der EKKI für den 20. Oktober einen Aufstand beschlossen. Dieser Beschluß wurde aber kurz vor Beginn desselben wieder zurückgenommen. Nur bei den Kommunisten in Hamburg kam diese Nachricht nicht an. [1] Daher kam es am 23. Oktober 1923 in Hamburg tatsächlich zu einem kommunistischen Aufstand, bei dem sich Ernst Thälmann erstmals hervortat. Der Hamburger Aufstand blieb jedoch isoliert und brach rasch zusammen, auch deshalb, weil die KPD-Zentrale rasch zum Rückzug blies.

Nach dem gescheiterten Aufstand wurde die KPD zeitweise verboten und verlor in vielen Betrieben rasch an Unterstützung. Damit war die Chance einer deutschen Oktoberrevolution, wenn sie denn je bestanden haben sollte, vertan.

Anfang 1924 wurde die KPD wieder legalisiert. Es gab einen heftigen Kampf um die politische Richtung. Brandler und Thalheimer wurden abgesetzt und gründeten den sog. rechten Flügel der KPD. Die Führung übernahmen ultralinke Kräfte um Ruth Fischer und Arkadi Maslow, die es als ihre Hauptaufgabe ansahen, vor allem die SPD zu bekämpfen. 1925 wurden Fischer und Maslow von Ernst Thälmann und Philipp Dengel abgelöst.

Anmerkungen

  1. vgl. Deutscher Oktober 1923: Ein Revolutionsplan und sein Scheitern. Berlin 2003, ISBN 3-351-025572, S. 27f.