„Oi!“ – Versionsunterschied

[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 56: Zeile 56:
== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://www.kroizberg.de/olemeiners/campus/campus_media/Oi!_The_History.pdf Oi! - The History, Magisterarbeit von Ole Meiners] (deutsch)
*[http://www.kroizberg.de/olemeiners/campus/campus_media/Oi!_The_History.pdf Oi! - The History, Magisterarbeit von Ole Meiners] (deutsch)
*[http://www.du-sollst-skinheads-nicht-mit-nazis-verwechseln.de/ OI-Skins]
*[http://www.du-sollst-skinheads-nicht-mit-nazis-verwechseln.de/ OI-Skins] (deutsch)
*[http://www.geocities.com/SunsetStrip/Alley/5227/a-z.html Umfangreiche Bandliste] (engl.)
*[http://www.geocities.com/SunsetStrip/Alley/5227/a-z.html Umfangreiche Bandliste] (engl.)
*[http://www.garry-bushell.co.uk/oi/index.asp Oi! – The Truth by Garry Bushell] (engl.)
*[http://www.garry-bushell.co.uk/oi/index.asp Oi! – The Truth by Garry Bushell] (engl.)

Version vom 25. Januar 2006, 02:32 Uhr

Oi! ist die Bezeichnung für einen Musikstil, der in der Skinhead- und Punkszene viele Anhänger hat. Der Ausruf "Oi!" ist ein Slangausdruck englischer Arbeiter, der dem jiddischen Oy der jüdischen Einwanderer aus Osteuropa entlehnt ist, und bedeutet eigentlich "Hey", "Hallo du da", wird aber auch mit dem englischen Wort Joy (= Spaß) in Verbindung gebracht. "Oi" ist aber wohl auch eine Dialekt-Form des "I" (engl. ich).

Merkmale und Entwicklung

Oi! entstand Anfang der 1980er Jahre in Großbritannien als eine Art Punk-Rock für die Arbeiterklasse-Kids in Abgrenzung zur Kommerzialisierung durch Bands wie die Sex Pistols oder The Clash. In seinem Bruch mit dem „toten“ Punk liegen u.a. die Parallelen des Oi! zum Hardcore.

Viele Punks, die den Ausverkauf ihrer Bewegung sahen, wurden Skinheads und brachten so den Punk in die Skinhead-Kultur: Oi! war geboren, doch hieß er noch „Streetpunk“ oder „Real Punk“. Die ersten, die der Musik den Namen „Oi!“ gaben, waren die „Cockney Rejects“. Der Sounds-Journalist Gary Bushell nahm sich der Sache an, es erschienen mehrere Sampler und die Musik wurde bald populär. Sie zog auch einige der traditionellen Skinheads an, die bisher Reggae, Ska und Soul/Northern Soul bevorzugten. Die meisten Skins, die den Geist von '69 („Spirit Of '69“) lebten, sahen die neuen Oi!-Skins nicht als echte Skins an, da diese nun Oi!-Punk bevorzugten und fast immer einen „dunklen Schatten“ oder eine Vollglatze (die unter traditionellen Skinheads verpönt ist) sowie 18-Loch-Boots trugen, die vorher auch nicht zum Outfit eines Skins gehörten. „Glatzköpfige Punks, Boneheads, nennt sie wie ihr wollt, auf jeden Fall hatten sie wenig oder gar nichts mit dem Geist von '69 zu tun, als es noch darum ging, sich hart und smart zu kleiden. Und die wenigen Skins, die die dürren Jahre von Glam, Rock und Disco überlebt hatten, wollten mit solchen Skins nichts zu tun haben.“ (George Marshall in „Spirit Of '69 - Eine Skinhead Bibel“)

Die Oi!-Musik (Oi!-Punk) ist eng verknüpft mit einer bestimmten Attitüde, die "proletarische" Werte und Identität betont und eine rebellische Haltung gegenüber Autoritäten einschließt. Ein bekannter Text aus der Anfangszeit des Oi! in England definiert:

Oi is having a laugh and having a say.
Oi is thinking for yourself.
Oi is bigger than any uniform.
Oi is standing up for your rights.
Oi is sharp in brain and dress.
Oi is hating snobs.
Oi is not giving a toss to the boss.
Oi is disobeying orders.
Oi is not acting or dressing like hippies, trendies or muggy boneheads.
Oi is proud to be working class, not proud to be exploited.
Oi is seeing through fanatics.
Oi is you and me. Winning.

Musikalisch zeichnet sich Oi!-Punk durch einfachen Liedaufbau, mittleres Tempo, harte Gitarrenriffs und Refrains zum Mitsingen aus. Metal-Instrumentalsoli sind verpönt.

Zu den bekanntesten britischen Oi!-Bands gehören The Business, Cockney Rejects, Cock Sparrer und Sham 69, die alle ihre Wurzeln in den frühen 1980ern haben. Viele der frühen Oi!-Bands, die sich oft noch in den 1980ern aufgelöst hatten, formierten sich während des Oi!-Revivals Mitte der 1990er wieder.

Die Band „Skrewdriver“, in ihren Anfängen eine Punk-Band und fälschlicherweise oft als Oi!-Band bezeichnet - Frontmann Ian Stuart erklärte in einem Interview, dass er Oi!-Bands noch niemals gemocht hat, da sie ihm zu „links“ waren - wandelte sich später zu einer der einflussreichsten Neonazibands überhaupt, die die Skinheadszene wie keine andere Band ins radikale Rechte politisierte.

Viele Skinheadbands geben sich aus Verbundenheit zu ihrem Musikstil einen Namen in dem "Oi" vorkommt. Gerade die deutschen Oi!-Bands der ersten Welle fallen durch diese Sprachschrift auf, wie z.B. "Springtoifel", "Oimelz", "Broilers" etc. Da sich viele Rechtsrock-Bands ähnliche Namen geben (etwa "Oidoxie" oder "Oithanasie") lässt sich aber eine Rückschließung des Musikstils aus dem "Oi" nicht gewährleisten. Heute sind diese Namen bei Bands eher verpönt, da viele Hörer in ihnen den plumpen Stil der späten 80er Jahre Oi!-Bands sehen.

Oi! in Deutschland

Oi!-Konzert in Deutschland

In den Texten deutscher Oi!-Bands geht es, wie in den Texten ausländischer Bands auch, zumeist um Alkoholkonsum (vor allem Bier), Sex, Fußball, das Dasein als Oi!-Skin oder die Musik selbst. Problematisch ist die oft stattfindende Ästhetisierung aggressiver Verhaltensweisen und die Überhöhung des Alkoholmissbrauchs zu einer Lebenseinstellung, die von den traditionellen Skinheads oft belächelt wird.

Der bekannteste Oi-Ausruf in Deutschland dürfte sein "Ficken Oi!!!"

Bekanntere deutsche Oi!-Bands waren bzw. sind die "Herbärds", eine der wenigen nicht rechtsradikalen Skinheadbands in den 80er Jahren, Die Alliierten, Springtoifel, "Boots & Braces" und die "Rabauken". Letztere Band wird auch innerhalb der Szene oft als rechtsradikal angesehen, obwohl sie sich immer wieder vom Extremismus distanzierten. Verurteilt werden sie wegen ihrer patriotischen Texte, wie zum Beispiel "Vaterland" oder "Bundeswehr" . Seit Mitte/Ende der 1990er sind Bands wie "4 Promille", "Verlorene Jungs", "Smegma", "Loikaemie", "Volxsturm" und die "Broilers" populär geworden. Neben diesen politisch "neutralen" Bands gibt es auch explizit antifaschistische, zum Teil auch linke Oi!-Bands, wie beispielsweise die "Stage Bottles"

Daneben etablierte sich eine patriotische Szene, die gerade durch das Label DIM-Records vorangetrieben wurde. Dessen Bands bezeichnen sich oft auch als Oi!-Musik, obwohl ihr Label auch rechtsradikale Bands und Kleidung vertreibt und manche Gruppen selber mit Neonazis auftreten. Sie aber alle als national oder rechtsextrem einzustufen wäre falsch, da auch sie sich von politischen Extremisten (bei Dim-Records auffällig oft gegen Linke) abgrenzen ("Sei Patriot, schlag die Faschisten" Kampfzone - Back with a bang). Bekannte Bands sind beispielsweise Kampfzone, Barking Dogs, Bombecks und die alten Alben der Rabauken.

Auch in Deutschland ist Oi! keineswegs ein Phänomen, das auf Skinkreise beschränkt ist. Zahlreiche Oi!-Bands bestehen aus Punks & Skins etc. Das gilt dann in der Regel auch für das jeweilige Publikum.

Politik

Spätestens nachdem es 1981 nach einem Oi!-Konzert in Southall, London, zu Ausschreitungen zwischen den Konzertbesuchern und den asiatischen Anwohnern gekommen war, wird Oi! in der Öffentlichkeit und den Medien oft mit Neonazismus assoziiert. Dies ist aber ebenso wenig zutreffend wie die pauschale Gleichsetzung von Skinheads (egal ob traditionell oder Oi!-Skin) mit Rechtsradikalen oder Neonazis.

Die meisten Oi!-Bands in Deutschland wie auch international haben ihre Meinung in der politischen Mitte orientiert, grenzen sich zum Teil auch explizit gegen den neonazistisch geprägten Teil der Skinhead-Szene ab ("Intoleranz und Egoismus, dumme Schweine und Faschismus, wenn ich auf die Straße geh und weiß, ihr tut mir leid", Loikaemie - Ihr tut mir leid). Die Grenzen sind jedoch bisweilen fließend, da bei rechtsradikalen bzw. neonazistischen Bands häufig nur der offen propagierte Rassismus mehr oder weniger deutlich zum Themenspektrum hinzutritt.

Ebenso häufig bezeichnen rechtsradikale und neonazistische "Skinhead"-Bands ihre eigene Musik ebenfalls als Oi!-Musik oder hören diese Musikrichtung. Daneben hat sich der Begriff RAC (="Rock against Communism", eine Reaktion auf den "Rock against Racism" durch die UK-Band Skrewdriver) als Bezeichnung für rechtsradikalen "Skinhead"-Rock (auch White Noise genannt) in der Szene etabliert. Besuche von Oi!-Punk-Konzerten von Seiten rechtsradikaler "Skins" (sogenannter Boneheads) gibt es immer wieder, was oftmals zu gewalttätigen Auseinandersetzungen führt..

Siehe auch: Neue Rechte, Hatecore

Literatur