„Neisser Konfekt“ – Versionsunterschied

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'''Neisser Konfekt''' oder '''Neisser Pfefferkuchen''' ist eine [[Pfefferkuchen]]spezialität, deren Ursprung in der [[Schlesien|schlesischen]] Stadt [[Nysa|Neisse]] liegt.<ref>[http://www.noz.de/deutschland-und-welt/politik/50069227/das-schlesische-rom-erwacht-neu Norbert Meyer: ''Das schlesische Rom erwacht neu''. In: Neue Osnabrücker Zeitung vom 24. Dezember 2010]</ref>
'''Neisser Konfekt''' oder '''Neisser Pfefferkuchen''' ist eine [[Pfefferkuchen]]spezialität, deren Ursprung in der [[Schlesien|schlesischen]] Stadt [[Nysa|Neisse]] liegt und bis 1945 ähnlich bekannt war wie heutzutage [[Nürnberger Lebkuchen]] oder [[Aachener Printen]].<ref>[[Hans Karl Adam]]: ''Geschichte vom Neisser Konfekt.'' In: Neisser Heimatblatt, 1992/4.</ref><ref>[http://www.noz.de/deutschland-und-welt/politik/50069227/das-schlesische-rom-erwacht-neu Norbert Meyer: ''Das schlesische Rom erwacht neu''. In: Neue Osnabrücker Zeitung vom 24. Dezember 2010]</ref>
Neisser Konfekt ist fester im Teig als andere Vertreter dieses Genres und hat einen ausgeprägt „pfeffrigen“ Geschmack.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:Neisse, Ring mit Springer und Elkan.jpg|thumb|Verkaufslokal der Pfefferküchlerei Franz Springer am Ring zu Neisse in den zwanziger Jahren]]
[[Datei:Neisse, Ring mit Springer und Elkan.jpg|thumb|Verkaufslokal der Pfefferküchlerei Franz Springer am Ring zu Neisse in den zwanziger Jahren]]
Zwar findet sich die älteste bekannte urkundliche Erwähnung der Pfefferkuchen unter dem Begriff ''Phefprzeltun (Pfefferzelten) '' in einer lateinischen Handschrift des [[Kloster Tegernsee|Klosters Tegernsee]] aus dem späten elften Jahrhundert<ref>[http://books.google.de/books?id=UVCKFzgcgS8C&pg=PA33&lpg=PA33&dq=Pfefferzelten+Tegernsee&source=bl&ots=p4-rEWZfbA&sig=m-RWOoR2yPLBIMoiUzIaTaZIGsk&hl=de#v=onepage&q=Pfefferzelten%20Tegernsee&f=false Peter Peter: Kulturgeschichte der Deutschen Küche. München: C. H. Beck 2008, ISBN 987-3-406-57224-1, S. 33]</ref>, sämtliche weitere Dokumente über diese Backware jedoch sind über mehrere Jahrhunderte in Schlesien zu finden<ref>[http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2871897 Irmela Hennig: ''Keine Lust auf Pfefferkuchen?'' In: Sächsische Zeitung online vom 26. September 2011.]</ref> In [[Świdnica|Schweidnitz]] gab es schon 1293 die ''piperata tortas facientes'', (wörtlich: die Produzenten von Pfefferküchlein), in [[Opole|Oppeln]] gestattet [[Bolko II. (Schweidnitz)|Bolko II.]] (1308–1368), Herzog von Schweidnitz-Jauer, im Jahr 1357 die Herstellung von ''mensae pipertortorum''<ref>[http://www.schlesisches-museum.de/Nachrichten.2087.0.html Gerhard Schiller: ''Schlesien – Heimatland des Pfefferkuchens.'' In: Silesia Newsletter Nr. 45 (12/2006) des Schlesischen Museums Görlitz.]</ref> – in Nürnberg wird erst 1395 die Herstellung von Pfefferkuchen erstmals urkundlich erwähnt.<ref>[http://www.nuernberginfos.de/nuernberger-spezialitaeten/nuernberger-lebkuchen.html Nürnberger Lebkuchen auf nuernberginfos.de]</ref>

Die weitläufigen schlesischen Wälder waren eine hervorragende Basis für die [[Zeidlerei|Zeidler]], die Honigsammler, und damit für den zur Herstellung der Lebkuchen notwendigen Honig; entlang einer der wichtigsten Handelsstraßen des Mittelalters, der [[Via Regia Lusatiae Superioris]], kamen Gewürze aus aller Welt in die schlesischen Städte.<ref>[http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2871897 Irmela Hennig: ''Keine Lust auf Pfefferkuchen?'' In: Sächsische Zeitung online vom 26. September 2011.]</ref>
Die weitläufigen schlesischen Wälder waren eine hervorragende Basis für die [[Zeidlerei|Zeidler]], die Honigsammler, und damit für den zur Herstellung der Lebkuchen notwendigen Honig; entlang einer der wichtigsten Handelsstraßen des Mittelalters, der [[Via Regia Lusatiae Superioris]], kamen Gewürze aus aller Welt in die schlesischen Städte.<ref>[http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2871897 Irmela Hennig: ''Keine Lust auf Pfefferkuchen?'' In: Sächsische Zeitung online vom 26. September 2011.]</ref>


Über den Status der Neisser Pfefferküchler kann ein Grabstein in der St.-Jakobus-Kirche zu Neisse Aufschluss geben: 1633 verstarb ''„im Alter von 58, George Kehr Lebkuchen Bäcker und seine Frau Susanna“'', so lautet die Inschrift auf einem durchaus auf Wohlstand hinweisenden [[Epitaph]] – als einziger Handwerker ist er inmitten von [[Bischof|Bischöfen]] und Gelehrten in dieser Kirche bestattet.
Über den Status der Neisser Pfefferküchler kann ein Grabstein in der St.-Jakobus-Kirche zu Neisse Aufschluss geben: 1633 verstarb ''„im Alter von 58, George Kehr Lebkuchen Bäcker und seine Frau Susanna“'', so lautet die Inschrift auf einem durchaus auf Wohlstand hinweisenden [[Epitaph]] – als einziger Handwerker ist er inmitten von [[Bischof|Bischöfen]] und Gelehrten in dieser Kirche bestattet.<ref>[http://www.google.de/search?q=Schlesisches+Museum+G%C3%B6rlitz+Pfefferkuchen&aq=f&aqi=&aql= Epitaph des Pfefferküchlers George Kehr und seiner Frau Susanna von 1633 in der St.Jakobus-Kirche zu Neisse.]</ref>


Im Jahr 1677 erlaubte der Breslauer [[Fürstbischof]] Friedrich Hesse den Pfefferküchlern der fürstbischöflichen Residenzstadt Neisse nach heftigen Auseinandersetzungen derselben mit den [[Bäcker#Geschichte|Weißbäcker]]n die Gründung einer eigenen [[Gilde (Kaufleute)|Gilde]]. Die Urkunde wird heute im [[Staatsarchiv]] [[Opole]] aufbewahrt.
Im Jahr 1677 erlaubte der Breslauer [[Fürstbischof]] [[Friedrich von Hessen-Darmstadt]] den Pfefferküchlern der fürstbischöflichen Residenzstadt Neisse nach heftigen Auseinandersetzungen derselben mit den [[Bäcker#Geschichte|Weißbäcker]]n die Gründung einer eigenen [[Gilde (Kaufleute)|Gilde]]. Die Urkunde wird heute im [[Staatsarchiv]] [[Opole]] aufbewahrt<ref>[http://baza.archiwa.gov.pl/sezam/index.php?l=&mode=search&word=1677&operator=and&word2=piernika Archiwum Państwowe w Opolu, Archiv-Nr. 45/121/0/504, Piernikarze i cukiernicy (Pfefferküchler und Conditor Innung)]</ref>.


Die hohe Blüte der Neisser Pfefferküchlerei setzte sich bis zur Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts fort, in den zwanziger und dreißiger Jahren existierten in Neisse folgende Pfefferküchlereien:
Die hohe Blüte der Neisser Pfefferküchlerei setzte sich bis zur Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts fort, in den zwanziger und dreißiger Jahren existierten in Neisse folgende Pfefferküchlereien:
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* Heinrich Rudolf, Inh. Bernhard Lux (gegr. 1899) – Breslauer Straße 19
* Heinrich Rudolf, Inh. Bernhard Lux (gegr. 1899) – Breslauer Straße 19
* Josef Sandmann – Zollstraße 43
* Josef Sandmann – Zollstraße 43
* Arthur Scholz – Brüderstraße
* Arthur Scholz – Brüderstraße <ref>[http://forum.nysa.pl/viewtopic.php?p=86197#86197 Forum Nysa, „Neisser Konfekt“]</ref>
* Franz Springer (gegr. 1789) – Rochusallee 9 (Fabrik) und am Ring (Geschäft)<ref>[http://forum.nysa.pl/printview.php?t=5136&start=0&sid=7e5f30b81f8c772b5b355a535b8a8fe4 Historia miasta „Neisser Konfekt“]</ref>
* Franz Springer (gegr. 1789) – Rochusallee 9 (Fabrik) und am Ring (Geschäft)<ref>[http://forum.nysa.pl/viewtopic.php?p=86197#86197 Forum Nysa, „Neisser Konfekt“]</ref>

Aus dem Jahr 1933 findet sich ein Zeitungsbericht über die Neisser Pfefferküchler. Unter der Überschrift ''Weihnachtshochbetrieb bei Neisser Konfekt'' heißt es dort:
Aus dem Jahr 1933 findet sich ein Zeitungsbericht über die Neisser Pfefferküchler. Unter der Überschrift ''Weihnachtshochbetrieb bei Neisser Konfekt'' heißt es dort:
''Jetzt vor Weihnachten sind in dem oberschlesischen Neisse die Konfektfabriken bis zum letzten Mann beschäftigt. Aus allen Teilen des Reiches und auch des Auslandes laufen die Bestellungen auf Neisser Konfekt, diese kleinen, so würzig schmeckenden, pfefferkuchenartigen Plätzchen, die nun seit Jahrzehnten überall berühmt sind. Obwohl die bewährten Herstellungsrezepte schon seit drei hundert Jahren angewandt werden, wird alles in modernsten Öfen und Maschinen hergestellt, oft so das keine menschliche Hand damit in Berührung kommt.''<ref>[http://archiver.rootsweb.ancestry.com/th/read/DEU-SCHLESIEN/2002-12/1039262251 Schlesische Weihnachten 1933]</ref>
''Jetzt vor Weihnachten sind in dem oberschlesischen Neisse die Konfektfabriken bis zum letzten Mann beschäftigt. Aus allen Teilen des Reiches und auch des Auslandes laufen die Bestellungen auf Neisser Konfekt, diese kleinen, so würzig schmeckenden, pfefferkuchenartigen Plätzchen, die nun seit Jahrzehnten überall berühmt sind. Obwohl die bewährten Herstellungsrezepte schon seit drei hundert Jahren angewandt werden, wird alles in modernsten Öfen und Maschinen hergestellt, oft so das keine menschliche Hand damit in Berührung kommt.''<ref>[http://archiver.rootsweb.ancestry.com/th/read/DEU-SCHLESIEN/2002-12/1039262251 Schlesische Weihnachten 1933]</ref>


Nach 1945 waren die Bemühungen der Neisser Pfefferküchler, sich an ihren neuen Wohnorten wieder zu etablieren, von nur geringem Erfolg gekrönt. Die Betriebe, die zunächst einen Neuanfang wagten, haben mittlerweile aufgegeben bzw. arbeiten als „normale“ ortsansässige Bäckereien und betreiben die Neisser Pfefferkuchenfabrikation nur noch als kleines saisonales Nebengeschäft für unerschütterliche Liebhaber der weihnachtlichen Süßigkeit ihrer Kindheit.
Nach 1945 waren die Bemühungen der Neisser Pfefferküchler, sich an ihren neuen Wohnorten wieder zu etablieren, von nur geringem Erfolg gekrönt. Die Betriebe, die zunächst einen Neuanfang wagten, haben mittlerweile aufgegeben bzw. arbeiten als „normale“ ortsansässige Bäckereien und betreiben die Neisser Pfefferkuchenfabrikation nur noch als kleines saisonales Nebengeschäft für unerschütterliche Liebhaber der weihnachtlichen Süßigkeit ihrer Kindheit.

Der deutsche Gesetzgeber billigte dem Neisser Konfekt 1967 die geschützte Herkunftsbezeichnung zu – auch auf internationaler Ebene<ref>[http://www.admin.ch/ch/d/sr/i2/0.232.111.191.36.de.pdf Vertrag zwischen der Schweizer Eidgenossenschaft und der Bundesrepublik Deutschland über den Schutz von Herkunftsangaben und anderen geographischen Bezeichnungen, S. 20., Süsswaren: „Neisser Konfekt“.]</ref>.


== Ingredienzien ==
== Ingredienzien ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
* Dietmar Sauermann (Hrsg.): ''Weihnachten im alten Schlesien''. Husum 2005; ISBN 337300523X
* Dietmar Sauermann (Hrsg.): ''Weihnachten im alten Schlesien''. Husum 2005; ISBN 337300523X.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.kulturwerk-schlesien.de/kulturspiegel/staedte/portraits/art77,149.html?fCMS=d06623c55a24272e06df3e9f8c8ec567 Stiftung Kulturwerk Schlesien: Neisse (Nysa).]
* [http://www.kulturwerk-schlesien.de/kulturspiegel/staedte/portraits/art77,149.html?fCMS=d06623c55a24272e06df3e9f8c8ec567 Stiftung Kulturwerk Schlesien: Neisse (Nysa).]
* [http://www.hausschlesien.info/Brief_4_2008.pdf Haus Schlesien, Infobrief 2008/4.]


[[Kategorie:Gebäck]]
[[Kategorie:Gebäck]]

Version vom 7. Februar 2012, 15:38 Uhr

Neisser Konfekt oder Neisser Pfefferkuchen ist eine Pfefferkuchenspezialität, deren Ursprung in der schlesischen Stadt Neisse liegt und bis 1945 ähnlich bekannt war wie heutzutage Nürnberger Lebkuchen oder Aachener Printen.[1][2] Neisser Konfekt ist fester im Teig als andere Vertreter dieses Genres und hat einen ausgeprägt „pfeffrigen“ Geschmack.

Geschichte

Verkaufslokal der Pfefferküchlerei Franz Springer am Ring zu Neisse in den zwanziger Jahren

Zwar findet sich die älteste bekannte urkundliche Erwähnung der Pfefferkuchen unter dem Begriff Phefprzeltun (Pfefferzelten) in einer lateinischen Handschrift des Klosters Tegernsee aus dem späten elften Jahrhundert[3], sämtliche weitere Dokumente über diese Backware jedoch sind über mehrere Jahrhunderte in Schlesien zu finden[4] In Schweidnitz gab es schon 1293 die piperata tortas facientes, (wörtlich: die Produzenten von Pfefferküchlein), in Oppeln gestattet Bolko II. (1308–1368), Herzog von Schweidnitz-Jauer, im Jahr 1357 die Herstellung von mensae pipertortorum[5] – in Nürnberg wird erst 1395 die Herstellung von Pfefferkuchen erstmals urkundlich erwähnt.[6]

Die weitläufigen schlesischen Wälder waren eine hervorragende Basis für die Zeidler, die Honigsammler, und damit für den zur Herstellung der Lebkuchen notwendigen Honig; entlang einer der wichtigsten Handelsstraßen des Mittelalters, der Via Regia Lusatiae Superioris, kamen Gewürze aus aller Welt in die schlesischen Städte.[7]

Über den Status der Neisser Pfefferküchler kann ein Grabstein in der St.-Jakobus-Kirche zu Neisse Aufschluss geben: 1633 verstarb „im Alter von 58, George Kehr Lebkuchen Bäcker und seine Frau Susanna“, so lautet die Inschrift auf einem durchaus auf Wohlstand hinweisenden Epitaph – als einziger Handwerker ist er inmitten von Bischöfen und Gelehrten in dieser Kirche bestattet.[8]

Im Jahr 1677 erlaubte der Breslauer Fürstbischof Friedrich von Hessen-Darmstadt den Pfefferküchlern der fürstbischöflichen Residenzstadt Neisse nach heftigen Auseinandersetzungen derselben mit den Weißbäckern die Gründung einer eigenen Gilde. Die Urkunde wird heute im Staatsarchiv Opole aufbewahrt[9].

Die hohe Blüte der Neisser Pfefferküchlerei setzte sich bis zur Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts fort, in den zwanziger und dreißiger Jahren existierten in Neisse folgende Pfefferküchlereien:

  • Gebrüder Artelt – Breite Straße 1 (Fabrik) und Breslauer Straße 18 (Geschäft)
  • Paul Buchwald – Neustädter Straße 14
  • Helene König – Breslauer Straße 7
  • Paul Kunisch, Inhaber Karl Kunisch (gegr. 1845) – Holtzmannstraße 2 (Fabrik), Ring 17 und Berliner Straße 10 (Geschäfte)[10]
  • Gebrüder Reichelt – Rochusalle 53
  • Heinrich Rudolf, Inh. Bernhard Lux (gegr. 1899) – Breslauer Straße 19
  • Josef Sandmann – Zollstraße 43
  • Arthur Scholz – Brüderstraße [11]
  • Franz Springer (gegr. 1789) – Rochusallee 9 (Fabrik) und am Ring (Geschäft)[12]

Aus dem Jahr 1933 findet sich ein Zeitungsbericht über die Neisser Pfefferküchler. Unter der Überschrift Weihnachtshochbetrieb bei Neisser Konfekt heißt es dort: Jetzt vor Weihnachten sind in dem oberschlesischen Neisse die Konfektfabriken bis zum letzten Mann beschäftigt. Aus allen Teilen des Reiches und auch des Auslandes laufen die Bestellungen auf Neisser Konfekt, diese kleinen, so würzig schmeckenden, pfefferkuchenartigen Plätzchen, die nun seit Jahrzehnten überall berühmt sind. Obwohl die bewährten Herstellungsrezepte schon seit drei hundert Jahren angewandt werden, wird alles in modernsten Öfen und Maschinen hergestellt, oft so das keine menschliche Hand damit in Berührung kommt.[13]

Nach 1945 waren die Bemühungen der Neisser Pfefferküchler, sich an ihren neuen Wohnorten wieder zu etablieren, von nur geringem Erfolg gekrönt. Die Betriebe, die zunächst einen Neuanfang wagten, haben mittlerweile aufgegeben bzw. arbeiten als „normale“ ortsansässige Bäckereien und betreiben die Neisser Pfefferkuchenfabrikation nur noch als kleines saisonales Nebengeschäft für unerschütterliche Liebhaber der weihnachtlichen Süßigkeit ihrer Kindheit.

Der deutsche Gesetzgeber billigte dem Neisser Konfekt 1967 die geschützte Herkunftsbezeichnung zu – auch auf internationaler Ebene[14].

Ingredienzien

Die Grundbestandteile des Neisser Konfekts sind 4 Teile Roggenmehl, je 2 Teile Honig und Zucker und ein Teil gemahlene Mandeln. Dazu kommen Eier und an Gewürzen Zimt, Kardamom, Nelken. Als Triebmittel wird Pottasche verwendet.

Je nachdem, ob sie zu „Braunkonfekt“ oder zu „Schokoladenkonfekt“ werden sollen, werden die rund oder in Blütenform abgebackenen Pfefferkuchen mit einer Glasur aus Zartbitterschokolade oder Zuckerguss überzogen, wobei letztere nur dünn eingestrichen werden und nach dem antrocknen der Glasur in einem zweiten Arbeitsgang ihre charakteristischen Zuckergusslinien erhalten.

Einzelnachweise

  1. Hans Karl Adam: Geschichte vom Neisser Konfekt. In: Neisser Heimatblatt, 1992/4.
  2. Norbert Meyer: Das schlesische Rom erwacht neu. In: Neue Osnabrücker Zeitung vom 24. Dezember 2010
  3. Peter Peter: Kulturgeschichte der Deutschen Küche. München: C. H. Beck 2008, ISBN 987-3-406-57224-1, S. 33
  4. Irmela Hennig: Keine Lust auf Pfefferkuchen? In: Sächsische Zeitung online vom 26. September 2011.
  5. Gerhard Schiller: Schlesien – Heimatland des Pfefferkuchens. In: Silesia Newsletter Nr. 45 (12/2006) des Schlesischen Museums Görlitz.
  6. Nürnberger Lebkuchen auf nuernberginfos.de
  7. Irmela Hennig: Keine Lust auf Pfefferkuchen? In: Sächsische Zeitung online vom 26. September 2011.
  8. Epitaph des Pfefferküchlers George Kehr und seiner Frau Susanna von 1633 in der St.Jakobus-Kirche zu Neisse.
  9. Archiwum Państwowe w Opolu, Archiv-Nr. 45/121/0/504, Piernikarze i cukiernicy (Pfefferküchler und Conditor Innung)
  10. Textanzeige um 1930: Paul Kunisch / Neisse. Honigkuchen und Waffelfabrik
  11. Forum Nysa, „Neisser Konfekt“
  12. Forum Nysa, „Neisser Konfekt“
  13. Schlesische Weihnachten 1933
  14. Vertrag zwischen der Schweizer Eidgenossenschaft und der Bundesrepublik Deutschland über den Schutz von Herkunftsangaben und anderen geographischen Bezeichnungen, S. 20., Süsswaren: „Neisser Konfekt“.

Literatur

  • Dietmar Sauermann (Hrsg.): Weihnachten im alten Schlesien. Husum 2005; ISBN 337300523X.