„Kernkraftwerk Gösgen“ – Versionsunterschied

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==Neubau Kernkraftwerk Gösgen 2==
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Am 10. Juni 2008 wurde bekannt, dass der Schweizer Energiekonzern Atel in Gösgen, direkt an das bestehende Kraftwerksgelände, ein neues Kernkraftwerk bauen will. Das neue Kernkraftwerk soll den Namen "[[Kernkraftwerk Niederamt]]" bekommen. Es soll einen Leichtwasserreaktor mit einer Leistung zwischen 1100 und 1600 Megawatt erhalten sowie einen 60 Meter hohen Hybridkühlturm. Die Baukosten werden mit ca. 7 Milliarden Franken beziffert.<ref>[http://www.baz.ch/news/index.cfm?keyID=17cd2e0a-df54-4cbb-95ff9e386784539b&startpage=1&ObjectID=70F43704-1422-0CEF-7060842FD8CA544C Atel will zweites Kernkraftwerk in Gösgen bauen]</ref>
Am 10. Juni 2008 wurde bekannt, dass der Schweizer Energiekonzern Atel in Gösgen, direkt an das bestehende Kraftwerksgelände, ein neues Kernkraftwerk bauen will. Das neue Kernkraftwerk wird den Namen "[[Kernkraftwerk Niederamt]]" bekommen. Es soll einen Leichtwasserreaktor mit einer Leistung zwischen 1100 und 1600 Megawatt erhalten sowie einen 60 Meter hohen Hybridkühlturm. Die Baukosten werden mit ca. 7 Milliarden Franken beziffert.<ref>[http://www.baz.ch/news/index.cfm?keyID=17cd2e0a-df54-4cbb-95ff9e386784539b&startpage=1&ObjectID=70F43704-1422-0CEF-7060842FD8CA544C Atel will zweites Kernkraftwerk in Gösgen bauen]</ref>
Ein Gesuch zur Rahmenbewilligung wurde eingereicht. Dies ist der erste Schritt des Bewilligungsverfahrens. Als nächtes werden beide Parlamentskammern darüber befinden. Dieser Schritt untersteht dem fakultativem [[Referendum]]. Bei einer Annahme muss als nächstes Schritt die Bau- und anschliessend die Betriebsbewilligung eingeholt werden. Gegen beide kann Einsprache erhoben werden.<ref>[http://www.drs.ch/www/de/drs/sendungen/drs-4-aktuell/5728.sh10036360.html Rahmenbewilligung eingereicht]</ref>
Ein Gesuch zur Rahmenbewilligung wurde eingereicht. Dies ist der erste Schritt des Bewilligungsverfahrens. Als nächtes werden beide Parlamentskammern darüber befinden. Dieser Schritt untersteht dem fakultativem [[Referendum]]. Bei einer Annahme muss als nächstes Schritt die Bau- und anschliessend die Betriebsbewilligung eingeholt werden. Gegen beide kann Einsprache erhoben werden.<ref>[http://www.drs.ch/www/de/drs/sendungen/drs-4-aktuell/5728.sh10036360.html Rahmenbewilligung eingereicht]</ref>

Als Reaktion auf die Ankündigung des Neubaus wurde im August 2007 die Allianz Stop Atom gegründet, deren Ziel es ist "den Bau neuer Atomkraftwerke zu verhindern". Sie führt regelmässig Fachtagungen, Demonstrationen und ähnliche Aktivitäten durch und umfasst 22 Organisationen und Parteien (Stand Dezember 2008). Ähnliche Ziele verfolgt das Aktionsbündnis, das erstmals am 29.11. mit einer Demonstration in Zürich an die Öffentlichkeit trat.
<ref>[http://www.stoppatom.ch/de/allianz/ Allianz Stop Atom]</ref>
<ref>[http://www.aktionsbuendnis.ch.vu/ Aktionsbündnis]</ref>


== Daten der Reaktorblöcke ==
== Daten der Reaktorblöcke ==

Version vom 18. Dezember 2008, 19:54 Uhr

Kernkraftwerk Gösgen
Kernkraftwerk Gösgen
Kernkraftwerk Gösgen
Kernkraftwerk Gösgen
Lage
Kernkraftwerk Gösgen (Kanton Solothurn)
Kernkraftwerk Gösgen (Kanton Solothurn)
Koordinaten 640055 / 246245Koordinaten: 47° 21′ 57″ N, 7° 58′ 8″ O; CH1903: 640055 / 246245
Land Schweiz
Daten
Eigentümer Kernkraftwerk Gösgen-Däniken AG
Betreiber Kernkraftwerk Gösgen-Däniken AG
Projektbeginn 1973
Kommerzieller Betrieb 1. Nov. 1979

Aktive Reaktoren (Brutto)

1  (1020 MW)
Eingespeiste Energie im Jahr 2006 8099 GWh
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme 201'533 GWh
Stand 5. April 2007
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.
Der Naturzug-Nasskühlturm

Das Schweizer Kernkraftwerk Gösgen (KKG, nicht zu verwechseln mit dem deutschen Kernkraftwerk Grafenrheinfeld mit der selben Abkürzung) liegt an der Aare zwischen den Städten Aarau und Olten, auf dem Gebiet der Gemeinde Däniken. Es nahm im November 1979 den kommerziellen Betrieb auf und ist das erste Kernkraftwerk der 1'000-Megawattklasse in der Schweiz. Die Bruttonennleistung wurde von anfangs 970 Megawatt zweimal durch Ausbauprojekte erhöht (1992 auf 990 Megawatt und 1996) und beträgt momentan 1020 Megawatt. Direkt neben den bestehenden Kraftwerk soll das Kernkraftwerk Niederamt entstehen.

Herzstück des Kraftwerkes ist ein Druckwasserreaktor der damaligen deutschen Kraftwerk Union (heute Areva NP) mit 3'002 Megawatt thermischer Leistung. Im Reaktorkern finden sich 177 Brennelemente mit je 205 Brennstäben, die aus angereichertem Uranoxid mit spaltbarem Uran-235 oder MOX-Brennelementen (Uran-Plutonium-Mischoxid-Brennelemente) mit einem Anteil an spaltbarem Plutonium bestehen.

Die Kühlung erfolgt im Gegensatz zu Beznau I, II und Mühleberg nicht direkt mit Flusswasser, sondern über einen 150 Meter hohen Naturzug-Nass-Kühlturm, so dass die Aare weniger stark durch die Abwärme des Kraftwerks belastet wird.

Die Jahresproduktion im Kernkraftwerk Gösgen beträgt etwa 8 Milliarden kWh, was rund 15 Prozent des schweizerischen Strombedarfs entspricht. Die Kosten für die Erzeugung einer Kilowattstunde betrugen 1980 6,30 Rappen. Diese konnten dank verschiedener Modernisierungsprojekten im Jahr 2001 auf 4,07 Rappen gesenkt werden.

Im Kraftwerk Gösgen sind ungefähr 400 Personen beschäftigt. Eigentümer des Kraftwerkes sind die Aare-Tessin AG für Elektrizität (Atel) mit 40 Prozent, die Nordostschweizerischen Kraftwerke mit 25 Prozent, die Centralschweizerischen Kraftwerke mit 12,5 Prozent, die Stadt Zürich (EWZ) mit 15 Prozent und die Stadt Bern mit 7,5 Prozent. Für die Geschäftsführung ist die Atel verantwortlich.

Geschichte vor Baubeginn

Ende der 1950er-Jahre kauft die Aare-Tessin AG (Atel) ein Stück Land am heutigen Standort. 1969 gibt die Atel über die Medien die Gründung eines Studien-Konsortiums bekannt, welches in der Nähe von Gösgen ein Kernkraftwerk bauen will. Der Standortkanton Solothurn ist auch als Miteigentümer der Atel involviert. Von Amtes wegen verfügt die Kantonsregierung über zwei Sitze im Verwaltungsrat. 1969 ist einer davon der spätere SP-Bundesrat Willi Ritschard.

Widerstand erwächst dem Projekt bereits kurz nach dieser ersten öffentlichen Bekanntgabe. Der Gemeinderat der Nachbargemeinde Schönenwerd wendet sich – aufgeschreckt durch einen Brief eines Bürgers und früheren Nuklearingenieurs – an die Solothurner Regierung und stellt dieser Fragen zur nuklearen Sicherheit. Diese verweist die Gemeinde an den nach ihrer Auffassung zuständigen Bund. Der zuständige Bundesrat Roger Bonvin antwortet kurz, der Bund sei laut Bundesgesetz von 1959 verpflichtet, alle Massnahmen für den Schutz gegen radioaktive Strahlung zu treffen. Die Fachleute des Bundes bedürften im weiteren keiner Auffrischung ihrer Kenntnisse über die Gefahren auf diesem Gebiet.

1970 reicht die Atel beim Bund ein Gesuch für die Standortbewilligung ein. Ausser Schönenwerd sprechen sich alle Gemeinden für den Standort aus. Es werden allerdings Bedenken gegen die damals noch vorgesehene Flusswasserkühlung vorgebracht, welche die Aare erheblich erwärmt hätte. Die Gegner des Projekts wähnen sich als Sieger, als der Bund im gleichen Jahr die Flusswasserkühlung verbietet.

1972 veröffentlicht die Atel einen Bericht mit einer Fotomontage, welche einen 150 Meter hohen Kühlturm auf dem geplanten Gelände zeigt. Politiker der Region werden von der Atel zu Studienreisen ins Ruhrgebiet eingeladen. In seiner Antwort auf eine Interpellation eines besorgten Parlamentariers schreibt die Solothurner Regierung im Oktober 1972, dass der Bau eines Kühlturmes mit der Natürlichkeit und Unversehrbarkeit der Gegend kaum vereinbar sei. Die Reisetätigkeit trägt allerdings Früchte. Die Regierung stellt nämlich auch fest, dass moderne Kühltürme in keiner Weise unelegant seien und für das Schönheitsempfinden nicht störend wirkten.

Vor Baubeginn müssen in den Gemeinden Däniken und Gretzenbach noch Zonenplanänderungen vorgenommen werden. Da der Dorfkern von Obergösgen näher am Standort liegt als diese beiden Gemeinden, erhebt dessen Gemeinderat Einsprache gegen die Umzonungen. Diese Einsprache wurde aber ohne erkennbaren Grund schon Ende November 1972 wieder zurückgezogen. Monate später gelangt ein Gemeinderatsprotokoll an die Öffentlichkeit, welches zeigt, dass der Gemeinderat und insbesondere der Gemeindeammann von der Atel massiv unter Druck gesetzt wurde.

Im November 1972 liegt das Baugesuch öffentlich auf. Es gibt zahlreiche Einsprachen von Einzelpersonen und Gruppen, welche allesamt abgewiesen werden. Bereits am 12. Januar 1973 wird die Baubewilligung erteilt. Obwohl einige Opponenten dagegen rekurrieren und das Verfahren somit noch nicht rechtskräftig abgeschlossen ist, fahren im Juni 1973 die ersten Baumaschinen auf dem Gelände auf.

Der Bundesrat vertritt die Auffassung, dass nicht der Bund bauen wolle, sondern der Kanton Solothurn und die Atel. Der Bund müsse von Gesetzes wegen zustimmen. Er habe keinerlei politische Mitsprachemöglichkeit. Die Behörden müssten das Projekt bewilligen, sofern es die sicherheitstechnischen Rahmenbedingungen erfülle.

Kernkraftwerksgegner/-innen versuchen daraufhin, mit einer kantonalen Initiative den Regierungsrat abzusetzen. Da der zuständige Willi Ritschard in dieser Zeit in den Bundesrat gewählt wird, verliert diese Gegenbewegung an Kraft. Auch das damalige Ölembargo der Opec und die dadurch verursachte Ölkrise schwächt die Gegner das Kernkraftwerks. Eine Kampagne der "Schweizerischen Vereinigung für Atomenergie" (SVA) behauptet, dass die Kernkraftwerke die sauberste und umweltfreundlichste Art sind, um Elektrizität zu erzeugen. Sie sei sicher, sauber, unentbehrlich und unerschöpflich. Auch die zu erwartenden Steuererträge stimmen viele Leute in der Region zu Gunsten der Kernenergie um. Viele Leute fürchten um ihren Job und wagen es nicht mehr, sich öffentlich zu äussern.

1975 wird die "Überparteiliche Bewegung gegen Atomkraftwerke Solothurn" (ÜBA) gegründet. Sie lanciert die "Initiative zur Wahrung der Volksrechte und der Sicherheit beim Bau und Betrieb von Atomanlagen" und die "Nationale Petition für einen vierjährigen Baustopp aller KKW in der Schweiz".

Ende Mai 1977 findet der erste Protestmarsch, der Pfingstmarsch, statt. Rund 10'000 Personen wandern zum Gösgener KKW-Gelände. In der folgenden Woche wird das "Schweizerische Aktionskomitee gegen das AKW Gösgen" (SAG) gegründet, welches die Besetzung des KKW koordinieren soll. Am 25. Juni 1977 marschieren fast 3000 Gegner/-innen von Olten nach Gösgen, um die Zufahrten zum Baugelände zu besetzen. Rund 1000 Polizisten aus der ganzen Schweiz rücken an und stoppen die Demonstranten mit Tränengas. Auch zwei Wochen später misslingt ein Besetzungsversuch von etwa 6000 Personen, wobei die Polizei neben Tränengas diesmal auch Gummischrot und Wasserwerfer einsetzt. Am 28. September 1978 werden fünf Aktivisten deswegen zu Geldbussen verurteilt.

Ende September 1978 ist das Kraftwerk fertig gebaut. Das zuständige Departement des Bundes, das dem oben genannten Willi Ritschard untersteht, erteilt die Inbetriebnahmebewilligung. Rekurse dagegen bleiben erfolglos. Am 30. Oktober 1979 nimmt das KKW nach einer Probephase den kommerziellen Betrieb auf. Im Mai 1981 lehnt der Bundesrat alle noch hängigen Beschwerden ab und überbürdet den Einsprechenden die Verfahrenskosten von 17'296 Franken.

Die Gegner haben den Behörden allerdings die Auflage abgetrotzt, bis 1985 ein Projekt vorzulegen, das für die sichere Entsorgung der Endlagerung Gewähr biete. Bundesrat Ritschard hält unmissverständlich fest, dass das Kraftwerk andernfalls abgeschaltet werden müsse. Ritschard stirbt 1983. Mit einer Reihe von juristischen Spitzfindigkeiten wird die Bedingung 1985 ausgehebelt. Das KKW bleibt im Betrieb und bekommt im gleichen Jahr sogar die Bewilligung für eine Leistungserhöhung. Ein Endlager für radioaktive Abfälle gibt es auch 2008 noch nicht.

Störfälle

Am 15. September 2002 wurden am Basler Zoll zwei Verdächtige festgehalten, weil sie einen Plan des Kernkraftwerkes Gösgen auf ihrem Computer aufgeschaltet hatten, ohne dies plausibel erklären zu können – es liess sich nicht mit ihrer angeblichen Reiseroute vereinbaren. "Es handelt sich nicht um Terroristen, sondern eher um Vorläufer." meinte die Bundespolizei laut "Schaffhauser Nachrichten" und liess die zwei Männer wieder frei.[1]

Im Jahr 2007 ereignete sich im KKW Gösgen ein Störfall, ein Hüllrohrschaden an einem Brennstab, bei dem es zu einer geringfügigen Auswaschung von Brennstoff kam. [2]

Neubau Kernkraftwerk Gösgen 2

Am 10. Juni 2008 wurde bekannt, dass der Schweizer Energiekonzern Atel in Gösgen, direkt an das bestehende Kraftwerksgelände, ein neues Kernkraftwerk bauen will. Das neue Kernkraftwerk wird den Namen "Kernkraftwerk Niederamt" bekommen. Es soll einen Leichtwasserreaktor mit einer Leistung zwischen 1100 und 1600 Megawatt erhalten sowie einen 60 Meter hohen Hybridkühlturm. Die Baukosten werden mit ca. 7 Milliarden Franken beziffert.[3] Ein Gesuch zur Rahmenbewilligung wurde eingereicht. Dies ist der erste Schritt des Bewilligungsverfahrens. Als nächtes werden beide Parlamentskammern darüber befinden. Dieser Schritt untersteht dem fakultativem Referendum. Bei einer Annahme muss als nächstes Schritt die Bau- und anschliessend die Betriebsbewilligung eingeholt werden. Gegen beide kann Einsprache erhoben werden.[4]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Gösgen hat einen Block:

Reaktorblock [5] Reaktortyp Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommerz-
ieller Betrieb
Abschal-
tung
Gösgen (KKG) Druckwasserreaktor 970 MW 1020 MW 01.12.1973 02.02.1979 01.11.1979

Quellen

  1. Greenpeace Schweiz: Schweizer Atomkraftwerke im Fadenkreuz von Terroristen?, abgerufen am 28.2008
  2. HSK: KKW Gösgen: Hüllrohrschaden an Brennelement, Vorkommnis 25.6.2007, abgerufen am 28.2008
  3. Atel will zweites Kernkraftwerk in Gösgen bauen
  4. Rahmenbewilligung eingereicht
  5. Power Reactor Information System der IAEA: „Switzerland (Swiss Confederation): Nuclear Power Reactors“ (englisch)

Siehe auch