„Kai Diekmann“ – Versionsunterschied

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=== Parodie ===
=== Parodie ===
In dem am 12. März 2013 auf [[Sat.1]] ausgestrahlten, als Politsatire angelegten Fernsehfilm [[Der Minister]], wird Kai Diekmann als Chefredakteur ''Jan Breitmann'', verkörpert durch den Schauspieler [[Thomas Heinze]], der fiktiven Zeitung ''Blitz Kurier'' parodiert. Hintergrund ist eine Beeinflussung und Hofierung des ehemaligen deutschen Abgeordneten, Wirtschafts- und Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg sowie dessen Ehefrau [[Stephanie zu Guttenberg]] durch Diekmann und der Bildzeitung.
In dem am 12. März 2013 auf [[Sat.1]] ausgestrahlten, als Politsatire angelegten Fernsehfilm [[Der Minister]] wird Kai Diekmann als Chefredakteur ''Jan Breitmann'' der fiktiven Zeitung ''Blitz Kurier'', verkörpert durch den Schauspieler [[Thomas Heinze]], parodiert. Hintergrund ist eine Beeinflussung und Hofierung des ehemaligen deutschen Abgeordneten, Wirtschafts- und Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg sowie dessen Ehefrau [[Stephanie zu Guttenberg]] durch Diekmann und der Bildzeitung.


=== Biografie ===
=== Biografie ===

Version vom 28. November 2014, 13:49 Uhr

Kai Diekmann, 2014

Kai Diekmann (* 27. Juni 1964 in Ravensburg) ist ein deutscher Journalist. Von 1998 bis 2000 war er Chefredakteur der Welt am Sonntag. Seit Januar 2001 ist er Chefredakteur der Bild. Zudem ist er Gesamtherausgeber der Bild-Gruppe.

Leben und Beruf

Herkunft

Diekmann wurde als Sohn des Rechtsanwalts und Notars Klaus Diekmann (* 1934) und der medizinisch-technischen Assistentin Brigitte Diekmann, geb. Zajic, in Ravensburg geboren.[1][2]

Er wuchs in Bielefeld auf und besuchte die katholische Marienschule der Ursulinen.[2] Bereits als Schüler redigierte er die konservative[3] Schülerzeitung Passepartout.[4] In seiner Kindheit erhielt er Cello-Unterricht.[3]

Wehrdienst und Studium

Nach seinem Abitur leistete er [5] von 1983 bis 1985 seinen Wehrdienst ab. Er diente zunächst in der Panzerjägerkompanie 190 in der Lützow-Kaserne in Münster-Handorf. Auf eigenen Wunsch wurde er später in die Pressestelle des I. Korps versetzt, wo er hauptsächlich als Fotograf für die Bundeswehrzeitung ,Heer‘, ,Marine‘ und ,Luftwaffe‘ arbeitete.[6] Diekmann ist Reserveoffizier und bekleidet heute den Rang eines Oberleutnants.[3]

Im Anschluss begann er ein Studium der Geschichte, Germanistik und Politik an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster, welches er jedoch einige Zeit später abbrach.[3] Noch als Grundwehrdienstleistender wurde er Mitglied der Münsterer Burschenschaft Franconia, einer schlagenden Studentenverbindung, in der er als sogenannter Militärfuchs begann. Nach zwischenzeitlichem Austritt trat er später wieder in die Burschenschaft ein.[7]

Tätigkeit bei der Bild-Zeitung

Sein Studium brach er ab, als er seine berufliche Tätigkeit 1985 beim Axel-Springer-Verlag als Volontär der Journalistenschule Axel Springer in Hamburg – mit Stationen in Bonn und New York – begann. Dort machte er Karriere und war für den Verlag zunächst ab 1987 Parlamentskorrespondent für Bild und Bild am Sonntag in Bonn.[5]

Von 1989 bis 1991 war er Chefreporter bei der im Burda-Verlag erscheinenden Illustrierten Bunte. Nach einem kurzen Engagement als stellvertretender Chefredakteur für die B.Z. wechselte er 1992 als Politikchef zur Bild nach Hamburg.[5]

Der Springer-Vorstandsvorsitzende Jürgen Richter versetzte Diekmann 1997 zum Springer-Auslandsdienst. Laut Der Spiegel[8][9] hatte sich der Verlagschef an Diekmanns guten Kontakten zum Kanzleramt und zum damaligen Springer-Aktionär Leo Kirch gestört. Danach legte Diekmann eine berufliche Pause ein und reiste 1997 nach Mittelamerika.[5] Wenig später musste Richter selbst den Verlag verlassen.

Chefredakteur der Welt am Sonntag und Bild

Unter dem 1998 in den Springer-Vorstand aufgestiegenen vormaligen Bild-Chefredakteur Claus Larass konnte Diekmann seine Karriere fortsetzen. 1998 wurde er Chefredakteur der Welt am Sonntag, von wo er am 1. Januar 2001 auf den Chefredakteursposten der Bild wechselte. Seit 2004 ist er außerdem ihr Herausgeber und zurzeit auch Herausgeber der Bild am Sonntag.

Im März 2004 erschien der erste Band der maßgeblich von ihm bearbeiteten Memoiren des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl.

Als Chefredakteur der Bild hat Diekmann die Qualität der journalistischen Arbeit der Zeitung zu verantworten. Diese ist in der jüngeren Vergangenheit wieder vermehrt Gegenstand negativer Medienberichte (etwa von Bildblog und Zapp). Danach soll Bild häufiger als andere deutsche Medien gegen grundlegende journalistische Prinzipien verstoßen. Die Behauptung, dass diese Verstöße gegen die Richtlinien des Pressekodexes vermehrt auftreten, seit Diekmann das Amt des Chefredakteurs von Vorgänger Udo Röbel im Jahr 2000 übernommen hat, wird mit einem deutlichen Anstieg der absoluten Anzahl der Rügen des Presserats gegenüber Bild in diesem Zeitraum begründet.[10]

Seit 2004 sitzt Diekmann im Beirat der türkischen Tageszeitung Hürriyet, die zum Medienkonzern Dogan gehört. Der Axel Springer Verlag ist mit knapp 20 Prozent am Dogan-Tochterunternehmen Dogan-TV beteiligt.[11][12]

Rolle in der Wulff-Affäre

Anfang 2012 spielte Diekmann eine Rolle in der Wulff-Affäre. Der damalige deutsche Bundespräsident, Christian Wulff, hatte versucht, Diekmann und den Vorstandsvorsitzenden des Axel Springer Verlags, Mathias Döpfner, von kritischer Berichterstattung abzubringen, indem er ihnen Strafanzeigen androhte.[13]

Blog

Im Oktober 2009 startete Kai Diekmann ein eigenes Weblog, in dem er im Blogstil über seine tägliche Arbeit als Bild-Chefredakteur (aus seiner Sicht) berichtete. Es wurde angekündigt, das Projekt 100 Tage lang zu betreiben,[14] danach wurde es im Februar 2010 eingestellt.[15][16]

Kontroversen

Brandanschlag auf sein Auto

Am 22. Mai 2007 verübten Unbekannte in Hamburg-Harvestehude einen Brandanschlag auf seinen Privatwagen, eine R-Klasse von Mercedes-Benz, der dabei zerstört wurde.[17] Eine militante Gruppierung unter dem Namen „Militante Kampagne“ bekannte sich später in einem Brief an die dpa zu dem Anschlag.[18][19]

Klagen

Die Tageszeitung

Kai Diekmann als Genosse auf der taz-Generalversammlung (2009)

Diekmann klagte gegen Die Tageszeitung (taz), als taz-Autor Gerhard Henschel am 8. Mai 2002 auf der Satire-Seite Die Wahrheit als Parodie auf die Berichterstattung in der Bild behauptete, Diekmann habe sich in Miami seinen Penis mit Leichenteilen vergeblich operativ verlängern lassen wollen. Diekmann verklagte die taz daraufhin auf Unterlassung sowie 30.000 Euro Schmerzensgeld wegen unzulässigen Eingriffs in seine Persönlichkeitsrechte, Verleumdung und Beleidigung. Das Berliner Landgericht verfügte zwar eine Unterlassung, verneinte jedoch einen Anspruch auf Schadensersatz, da Diekmann als Chefredakteur der Bild „bewusst seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung Anderer sucht“ und daher „weniger schwer durch die Verletzung seines eigenen Persönlichkeitsrechtes belastet wird“. Er müsse „davon ausgehen, dass diejenigen Maßstäbe, die er anderen gegenüber anlegt, auch für ihn selbst von Belang sind“.[20] Einer Berufung dagegen wurde vom Kammergericht keine Aussicht auf Erfolg gegeben, beide Seiten zogen daraufhin ihre Berufung zurück.[21]

Nachdem er bereits die Jubiläums-taz zu deren 25. Geburtstag als „Chefredakteur für einen Tag“ betreut hatte, wurde er im Mai 2009 Mitglied der taz-Genossenschaft.[22]

Zapp

Das NDR-Medienmagazin Zapp berichtete im Februar 2008 über die Unterstützung von Ole von Beust während des Hamburger Wahlkampfs 2008 durch die Bild.[23] Das Magazin wies unter anderem darauf hin, dass von Beust in der Bild-Zeitung fast doppelt so häufig Erwähnung fand wie sein sozialdemokratischer Herausforderer Michael Naumann.[24] Hierzu formulierte das Medienmagazin:

„[…] Bild-Chef Kai Diekmann sorgte schon im letzten Wahlkampf [2004] dafür, dass sein Blatt für Ole von Beust trommelte.“

Diekmann ging gegen diese Aussage wiederholt gerichtlich vor und unterlag dabei sowohl in erster als auch in zweiter Instanz. Nachdem das Oberlandesgericht keine Revision zuließ, beschloss er im Rahmen einer Nichtzulassungsbeschwerde weiter dagegen vorzugehen.

Der Postillon

Da der Chefredakteur des Satireblogs Der Postillon,[25] Stefan Sichermann, als Parodie für sein Twitter-Profil ein Bild von Kai Diekmann benutzte, wurde er von Diekmanns Anwalt trotz der Urheberrechtsfreiheit des Bildes mit einem Streitwert von 7500 Euro abgemahnt. Sichermann musste eine von seinem Anwalt auf einen niedrigen dreistelligen Betrag verhandelte Summe zahlen.[26]

Die Anstalt

Diekmanns Vernetzung mit Thinktanks und politischen Eliten wurde am 29. April 2014 von der Satiresendung „Die Anstalt“ kritisch dargestellt.[27]

Trivia

Atlantik-Brücke

Diekmann ist Mitglied des Vereins Atlantik-Brücke. Er schloss dessen „Young Leaders“-Programm im Jahr 1995 ab,[28] an dem weitere bekannte Persönlichkeiten wie z. B. Christian Wulff, Karl-Theodor zu Guttenberg, Cem Özdemir oder Mathias Döpfner teilnahmen. Er war bis zum Juni 2010 Mitglied im Vorstand der Atlantik-Brücke.[29]

Wir helfen Afrika e.V.

Diekmann fungierte als Stadtpate für die Stadt Ravensburg beim Hilfsprojekt Wir helfen Afrika.

Parodie

In dem am 12. März 2013 auf Sat.1 ausgestrahlten, als Politsatire angelegten Fernsehfilm Der Minister wird Kai Diekmann als Chefredakteur Jan Breitmann der fiktiven Zeitung Blitz Kurier, verkörpert durch den Schauspieler Thomas Heinze, parodiert. Hintergrund ist eine Beeinflussung und Hofierung des ehemaligen deutschen Abgeordneten, Wirtschafts- und Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg sowie dessen Ehefrau Stephanie zu Guttenberg durch Diekmann und der Bildzeitung.

Biografie

Anfang Februar 2014 veröffentlichte der JMB Verlag „Der Kai – BILD-Boss Kai Diekmann in Karikaturen, Bildern & Zahlen“ (ISBN 978-3-944342-33-7) – eine nicht autorisierte, gezeichnete Biografie des Münchner Journalisten und Karikaturisten Peter Böhling.

Privates

Von 1995 bis 1997 war er mit der Journalistin Jonica Jahr, einer Tochter des Hamburger Verlegers John Jahr junior, verheiratet. Seit dem 28. Januar 2002 ist er mit der Bild-Kolumnistin Katja Kessler verheiratet, wobei der mit Diekmann befreundete Altbundeskanzler Helmut Kohl Trauzeuge war. Am 8. Mai 2008 war Diekmann zusammen mit Leo Kirch wiederum Trauzeuge bei der Hochzeit von Helmut Kohl und Maike Richter. Das Paar Diekmann hat vier Kinder.

Diekmann ist römisch-katholischer Konfession.

Auszeichnungen

Literatur

  • Kai Diekmann: Freigekauft. Der DDR-Menschenhandel. Piper Verlag, München 2012, ISBN 978-3-492-05556-7
  • Kai Diekmann: Der große Selbstbetrug: Wie wir um unsere Zukunft gebracht werden, Piper, München 2007, ISBN 978-3-492-05122-4
  • Kai Diekmann: Hat die christliche Botschaft keinen Platz mehr in den Medien? Referate und Stellungnahmen bei einer Medientagung zum 25jährigen Jubiläum der Nachrichtenagentur Idea. Evangelische Nachrichtenagentur Idea, Wetzlar 1995, 20, ISSN 1614-502X
  • Matthias Geyer: Der Lehrling. In: Der Spiegel. Nr. 13, 25. März 2013, ISSN 0038-7452, S. 54–59 (online [abgerufen am 2. September 2013]).
  • Helmut Kohl, Kai Diekmann, Ralf Georg Reuth (Bearb.): Ich wollte Deutschlands Einheit. Ullstein, Berlin 2000, ISBN 3-548-36264-8
  • Wolfgang Stock, Kai Diekmann, Ulrich Reitz: Roman Herzog: Der neue Bundespräsident im Gespräch. Lübbe-Verlag, Bergisch Gladbach 1994, ISBN 340461299X.
Commons: Kai Diekmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Star Portrait von Kai Diekmann. Website von GQ. Abgerufen am 20. Februar 2012.
  2. a b Dominik Butzmann: Sagen Sie jetzt nichts, Kai Diekmann. Ein Interview, in dem der Chefredakteur der Bild-Zeitung nichts sagt und doch alles verrät. Süddeutsche Zeitung (online), , abgerufen am 2. September 2013.
  3. a b c d Christopher Lesko: Der Bild-Chefredakteur im Meedia-XXL-Gespräch. Kai Diekmann: „Bild muss süchtig machen“. leadership-academy.de, 25. August 2011. Abgerufen am 20. Februar 2012.
  4. http://www.vogthaus.org/cms/fileadmin/PDFs/Zeitungsartikel/SZ-Mitte.pdf Süddeutsche Zeitung 2008 Nr. 301, Seite 3
  5. a b c d Referenten – Medientage Passau 2011 (Memento vom 20. Februar 2012 im Internet Archive). Website der Medientage Passau. Abgerufen am 20. Februar 2012.
  6. Tschüß Wehrpflicht! BILD-Redakteure erinnern sich an ihre Zeit beim Bund. Bild, 30. Juni 2011.
  7. Prominente Burschenschafter. sueddeutsche.de, Abgerufen am 20. Februar 2012.
  8. Nervenkrieg bei Springer, Der Spiegel Nr. 32/1997
  9. Diekmanns Comeback, Der Spiegel Nr. 34/1998
  10. Elisabeth Niejahr: Krawall in der Hauptstadt, Die Zeit Nr. 04/2001
  11. „Bild“-Chef Diekmann im Beirat der türkischen „Hürriyet“, Spiegel Online, 13. November 2004
  12. http://www.axelspringer.de/media/cw_mediafactsheet_de_89536.html
  13. sueddeutsche.de: Bericht zur Wulff-Affäre (deutsch, abgerufen am 10. Oktober 2013)
  14. Was soll das jetzt?! Drei Fragen, drei Antworten – von mir an mich, Beitrag auf kaidiekmann.de, 26. Oktober 2009
  15. Nachricht auf Bildblog
  16. Medien – Feuilleton – FAZ.NET „Ein exzessiver Ego-Trip”
  17. Brandanschlag auf Auto von Bild-Chefredaktor Diekmann (Memento vom 3. November 2007 im Internet Archive), Basler Zeitung, 22. Mai 2007
  18. Brandanschlag auf Kai Diekmanns Auto verübt, Bildblog, 22. Mai 2007
  19. Vollständige Dokumentation des Briefes zum Brandanschlag, Interim, Nr. 657, Seite 21 f
  20. Auszug aus dem Urteil des Landgerichts Berlin zum Penis-Prozess, die tageszeitung, 18. Januar 2003
  21. Penis-Prozess nicht verlängert, die tageszeitung, 3. Mai 2003
  22. vgl. Der Tagesspiegel, 12. Mai 2009, Seite 31
  23. Ole ist der Liebling der „Bild“-Zeitung, die tageszeitung, 15. Februar 2008
  24. Wahlkampf in Hamburg – Der Kampf um die Schlagzeilen (Memento vom 17. März 2010 im Internet Archive), Norddeutscher Rundfunk, 13. Februar 2008
  25. Website Der Postillon
  26. Bildblog: „Will the real Kai Diekmann please stand up?“, 9. Dezember 2009
  27. http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2142038/Die-Anstalt-vom-29.-April-2014#/beitrag/video/2142038/Die-Anstalt-vom-29.-April-2014
  28. atlantik-bruecke.org: Zusammenfassung der 28. „Young Leaders“-Konferenz vom 26. August bis 1. September 2006 (englisch, abgerufen am 10. Oktober 2013; PDF; 82 kB)
  29. Handelsblatt: Abtrittswelle: Exodus im Vorstand der Atlantik-Brücke. 7. Juni 2010.