„Joseph Beuys“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Beuys-Feldman-Gallery.jpg|thumb|right|250px|Joseph-Beuys-Poster für eine Vortragstournee durch Amerika: „Energy Plan for the Western Man“ (1974), organisiert von dem Galeristen Ronald Feldman, New York]]
'''Joseph Heinrich Beuys''' ([[Wikipedia:Liste der IPA-Zeichen|Aussprache]]: [{{IPA|bɔɪs}}]; * [[12. Mai]] [[1921]] in [[Krefeld]]; † [[23. Januar]] [[1986]] in [[Düsseldorf]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Bildhauer]], [[Aktionskunst|Aktionskünstler]], [[Zeichner]] und [[Kunsttheorie|Kunsttheoretiker]].
'''Joseph Heinrich Beuys''' (Aussprache: [{{IPA|bɔɪs}}]; * [[12. Mai]] [[1921]] in [[Krefeld]]; † [[23. Januar]] [[1986]] in [[Düsseldorf]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Aktionskunst|Aktionskünstler]], [[Bildhauer]], [[Zeichner]], [[Kunsttheoretiker]], [[Politiker]] und [[Pädagoge]].


Er setzte sich in seinem bildnerischen und plastischen Werk intensiv mit Fragen des [[Humanismus]], der [[Soziologie]] und insbesondere mit der [[Anthroposophie]] [[Rudolf Steiner]]s auseinander. Dies führte schließlich zu seiner eigenen Definition des [[Erweiterter Kunstbegriff|erweiterten Kunstbegriffs]] und zur Konzeption der „[[Soziale Plastik|Sozialen Plastik]] als [[Gesamtkunstwerk]], in der er Ende der [[70er]] Jahre mit den Worten ''„Jeder Mensch ist ein Künstler”'' ein kreatives Mitgestalten an der Gesellschaft und in der Politik forderte. Joseph Beuys zählt international zu den bekanntesten [[Künstler]]n der [[Moderne]] und gilt als Wegbereiter des [[Fluxus]] in Deutschland.
Joseph Beuys setzte sich in seinem umfangreichen Werk intensiv mit Fragen des [[Humanismus]], der [[Sozialphilosophie]] und [[Anthroposophie]] auseinander. Dies führte zu seiner spezifischen Definition eines ''erweiterten Kunstbegriffs'' und zur Konzeption der „[[Soziale Plastik|Sozialen Plastik]] als [[Gesamtkunstwerk]], in dem er Ende der 1970er Jahre ein kreatives Mitgestalten an der [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]] und in der [[Politik]] forderte. Joseph Beuys gilt bis heute weltweit als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts.


== Leben ==
== Leben ==
=== Kindheit und Jugend ===
=== Kindheit und Jugend im Dritten Reich (1921–1941) ===
Joseph Beuys war der Sohn des Kaufmanns Josef Jakob Beuys (1888−1958) und dessen Frau Johanna Maria Margarete Beuys (geb. Hülsermann, 1889−1974). Der Vater betrieb in [[Krefeld]] eine Mehl- und Futtermittelhandlung. Im Herbst 1921 siedelte die Familie nach [[Kleve]] über.
Joseph Beuys wurde als Sohn des Kaufmanns Josef Jakob Beuys und dessen Frau Johanna Maria Margarete Beuys, geb. Hülsermann in Krefeld geboren. Beuys gab aber [[Kleve]], wo er aufgewachsen war, als seinen biografischen Geburtsort an. Er interessierte sich schon sehr früh für [[Botanik]] und [[Zoologie]] und brachte dieses Interesse in vielen Heften zu Papier. Mit seinen Freunden veranstaltete er Exkursionen, legte Sammlungen in großen Zeltbauten an, die dort ausgestellt wurden. Alles mögliche wurde gesammelt, Pflanzen, Insekten, Fische, kleine Säugetiere bis hin zu alten mechanischen Geräten. Des öfteren spielte Beuys vor dem Schloß des Barons [[Anacharsis Cloots]], der im katholische Kleve als [[Antichrist]] galt und daher als der persönliche Feind [[Jesus Christus|Christi]] im Schulunterricht angegriffen wurde. Von 1927 bis 1932 besuchte Beuys die Volksschule, anschließend das staatliche Gymnasium in [[Kleve]]. Während der Schulzeit erlernt er das Klavier- und Cellospielen, überraschte durch seine hohe Frühbegabung in der Mal- und Zeichenkunst und besuchte oft das Atelier des Klever Bildhauers Achilles Moortgart.


Von 1927 bis 1932 besuchte er die Katholische Volksschule, anschließend das „Staatliche Gymnasium Cleve“, heute „Freiherr-vom-Stein-Gymnasium“. Er lernte Klavier- und Cellospielen; in der Schule zeigte er im Zeichenunterricht Talent. Außerhalb der Schulzeit besuchte er mehrmals das Atelier des flämischen, in Kleve ansässigen Malers und Bildhauers [[Achilles Moortgat]] (1881−1957). Die Interessen des Schülers, geweckt durch einen Lehrer, galten der nordischen Geschichte und Mythologie. Während der auch in Kleve von den Nationalsozialisten organisierten [[Bücherverbrennung]] am 19. Mai 1933 im Hof des Gymnasiums hatte er, im Alter von 12 Jahren, heimlich u. a. einen Katalog mit Reproduktionen von [[Wilhelm Lehmbruck]] und das Buch ''[[Systema Naturae]]'' von [[Carl von Linné]] an sich genommen.
====Drittes Reich====
Während der auch in Kleve organisierten [[Bücherverbrennung]] am 19. Mai 1933 im Hof des Gymnasiums hatte Beuys heimlich u.a. einen Katalog mit Reproduktionen von [[Wilhelm Lehmbruck]] und das Buch „[[Systema Naturae]]“ von [[Carl von Linné]] an sich genommen. Mit Lehmbruck befasste er sich später intensiver. Er spielte beim „6. öffentlichen Schülerkonzert” in Kleve am Klavier und betrieb umfangreiche naturwissenschaftliche und technische Studien. Spätestens 1936 ist die Mitgliedschaft des 15-jährigen Beuys in der [[Hitler-Jugend]] belegt, als er im HJ-Bann 238/Altkreis Kleve am reichsweiten Adolf-Hitler-Sternmarsch nach [[Nürnberg]] teilnahm. Der Schüler Beuys hatte schulische und familiäre Probleme und sollte daher zurückgestuft werden, doch er wurde von dem Gymnasialdirektor Dr. Schiefer in Schutz genommen. Um 1939 schloss Beuys sich einem [[Zirkus]] an, um für fast ein Jahr als [[Artist]] mitzuwirken. Ostern 1941 verließ er das Gymnasium mit dem „Reifevermerk” ([[Abitur]]).


Spätestens 1936 ist die Mitgliedschaft des 15-jährigen Beuys in der [[Hitler-Jugend]] belegt, als er im HJ-Bann 238/Altkreis Kleve am reichsweiten großen Sternmarsch zum [[Reichsparteitag]] nach [[Nürnberg]] teilnahm. Von 1938 bis 1941 spielte er am Gymnasium im sogenannten Bannorchester der HJ Cello. Um 1939 schloss Beuys sich einem Zirkus an, um für fast ein Jahr als Plakatausträger und Tierpfleger mitzuwirken. Ostern 1941 verließ er das Gymnasium mit dem [[Reifezeugnis|Reifevermerk]].
=== Kriegszeit ===
Obwohl er nach seinem Abschluss am Hindenburg-Gymnasium in Kleve eigentlich eine Laufbahn als Kinderarzt plante (Beuys hatte bereits ein Vorbereitungsstudium absolviert), meldete er sich während des [[Zweiter Weltkrieg|2. Weltkriegs]] schlussendlich als Sturzkampfflieger zur Luftwaffe und verpflichtete sich im Mai 1941 in [[Posen]] freiwillig zu einer zwölfjährigen Unteroffizierslaufbahn in der [[Wehrmacht]] um den [[Reichsarbeitsdienst]] zu umgehen. <!-- Diese Logik klingt - zumal mitten im Krieg - widersinnig und sollte näher erklärt werden. --> Beuys' Ausbilder zum Luftnachrichtenfunker war der spätere Tier- und Dokumentarfilmer [[Heinz Sielmann]]. Letztlich wurde Beuys Adjutant und Freund des Ausbildungs-Unteroffiziers Sielmann. Sielmann vertiefte in Joseph Beuys das Interesse an der Natur, besonders der Zoologie und Botanik. Beuys wurde für sieben Monate Gasthörer an der Universität Posen in den Gebieten [[Zoologie]], [[Geographie]] und [[Botanik]]. Statt des rational-analytischen Wissenschaftsbegriffs, so wie Beuys es in den sieben Monaten Universität erfuhr, wünschte er sich eine [[Synthese]] von ästhetischer Kunstproduktion und spirituell-mystischer Naturanschauung.


=== Kriegszeit (1941–1945) ===
Im Dezember 1941 wurde Beuys zur Bordfunkerausbildungskompanie in die Luftnachrichtenschule&nbsp;5 nach Erfurt-Bindersleben versetzt, wo er seine Ausbildung als Funker fortsetzte und im Mai 1942 zum Gefreiten befördert wurde. Während seiner Stationierung in [[Erfurt]] machte er einen Kurzurlaub nach [[Weimar]], um dort das [[Nietzsche|Friedrich-Nietzsche-Archiv]] und die Wirkungsstätten von [[Goethe]] und [[Schiller]] zu besuchen. Er malte hinter dem [[Schloss Belvedere]] in [[Wien]] ein Aquarell auf ein selbst verfasstes naturreligiösen Gedicht mit dem Titel ''Nordischer Frühling''&nbsp;− das sogenannte ''Belvedereblatt, 1941''.
[[Bild:Universität Posen.jpg|thumb|250px|right|Universität Posen um 1941]]
Nach seinem Abschluss am Staatlichen Gymnasium 1941 meldete sich Beuys freiwillig zur [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]]. Ab dem 1. Mai 1941 wurde er in [[Posen]] vom späteren Tier- und Dokumentarfilmer [[Heinz Sielmann]] zum Bordfunker ausgebildet. Sielmann förderte das Interesse seines Rekruten an der [[Botanik]] und [[Zoologie]]; Beuys besuchte sieben Monate lang als Gasthörer Vorlesungen in diesen Fächern und der [[Geographie]] an der [[Universität Posen]].


Nach seinem Ausbildungsabschluss als Bordfunker wurde er auf der Krim stationiert und nahm im Juni 1942 am Luftkampf um die Festungsstadt [[Sewastopol]] teil. Ab Mai 1943, Beuys war inzwischen Unteroffizier, wurde er in [[Königgrätz]] im damaligen „[[Protektorat Böhmen und Mähren]]“ als Bordschütze in einem [[Sturzkampfflugzeug]] vom Typ [[Junkers Ju 87|JU 87]] (Stuka) eingesetzt. Nach der Verlegung zum Luftwaffenstab Kroatien im Sommer 1943 war er bis ungefähr 1944 an der östlichen [[Adriatisches Meer|Adria]] stationiert. Von dort flog er zeitweise zu Waffentests die Luftwaffenbasis in [[Foggia]] an.<ref>Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (DuMont), S. 15</ref> Zahlreiche Skizzen und Zeichnungen aus Kriegstagen sind hier entstanden.
Im Jahr 1941 empfahl sein Klever Schulfreund Fritz Rolf Rothenburg dem zwanzigjährigen Beuys das Werk des Anthroposophen [[Rudolf Steiner]]. Dieser las daraufhin das Buch „Aufruf an das deutsche Volk und die Kulturvölker“, das Steiner im März 1919 nach der Niederlage im [[Erster Weltkrieg|1. Weltkrieg]] verfasst hatte – den Aufruf hat unter anderem [[Wilhelm Lehmbruck]] noch in seinem Todesjahr mit unterzeichnet. Steiner sprach sich angesichts der wilhelminischen Kriegsniederlage bzw. der Revolution des [[Sozialismus]] dafür aus, sich auf das „deutsche Wesen“ zu besinnen und die Gesellschaft einem „natürlichen Organismus“ entsprechend zu gestalten.


Am 4. März 1944 begann die [[Rote Armee]] an der [[Krieg gegen die Sowjetunion 1941–1945|Ostfront]] ihre Frühjahrsoffensive und erzwang den Rückzug der deutschen Verbände aus der [[Ukraine]]. Bei einem Schneesturm am 16. März 1944 stürzte Beuys' Stuka 200 Meter östlich von Freifeld, heute ''Snamenka'', über der [[Krim]] ab; der Pilot Hans Laurinck starb. Joseph Beuys wurde bei diesem Unglück schwer verletzt; er erlitt einen [[Schädelbasisbruch]], mehrere Knochenbrüche sowie ein Absturztrauma. Die Granatsplitter in seinem Körper konnten nie vollständig entfernt werden. [[Krimtataren]] entdeckten das abgestürzte Flugzeug und benachrichtigten ein deutsches Suchkommando.
Nach seinem Ausbildungsabschluss als Bordfunker wurde er auf der Krim stationiert und nahm im Juni 1942 am Luftkampf um die Festungsstadt [[Sewastopol]] teil. Im Dezember 1942, Beuys war inzwischen Unteroffizier, wurde er zur Fortsetzung seiner Ausbildung an die Luftnachrichtenschule 2 nach [[Königgrätz]] ins [[Protektorat Böhmen und Mähren]] versetzt, wo er im Mai 1943 als Bordschütze in einem [[Stuka]] ([[Junkers Ju 87|JU 87]]) eingesetzt wurde. Beuys informierte von dort seine Eltern brieflich, dass er sich an der „Preußischen Academie für bildende Künste“ in der Reichshauptstadt Berlin beworben habe. Nach der Verlegung zum Luftwaffenstab [[Kroatien]] im Sommer 1943 war Beuys bis Ende 1943/Anfang 1944 an der östlichen [[Adriatisches Meer|Adria]] stationiert, von wo er zeitweise zu Waffentests die Luftwaffenbasis in [[Foggia]] (Italien) anflog.


Im August 1944 wurde er trotz seiner Verletzungen an die [[Deutsche Westfront 1944/1945|Westfront]] einberufen, wo er als [[Fallschirmjäger]] eingesetzt wurde. Er erreichte dabei den Dienstgrad eines [[Feldwebel]]s. 1944 wurde er mit dem „Abzeichen für Fliegerschützen“, mit dem „[[Eisernes Kreuz|Eisernen Kreuz 2. Klasse]]“ und mit dem „Eisernen Kreuz 1. Klasse“ ausgezeichnet. Aufgrund von fünf Verwundungen erhielt er zudem das goldene „[[Verwundetenabzeichen]]“.
Am 16. März 1944 stürzte sein [[Stuka]] ([[Junkers Ju 87|JU 87]]) über der [[Krim]] ab; der Pilot Hans Laurinck starb. Joseph Beuys wurde bei diesem Unglück schwer verletzt und erlitt ein nachbleibendes Absturztrauma. Er hatte einen [[Schädelbasisbruch]], Granatsplitter im gesamten Körper, die nie vollständig entfernt werden konnten und mehrere Knochenbrüche erlitten. Von damals noch auf der Krim lebenden [[Krimtartaren|Tartaren]] wurde er zur Genesung in [[Filz]] und [[Talg]] gehüllt und mit Hausmitteln gepflegt. Filz und Fett sollten später das Werk von Joseph Beuys prägend mitbestimmen. Die Tartaren benachrichtigten schließlich ein deutsches Suchkommando. Beuys wurde unverzüglich in das mobile [[Feldlazarett]] 179 in Kruman-Kemektschi auf der Halbinsel Krim überführt. Nach zwölf Tagen Bewußtlosigkeit fand sich Beuys in einem deutschen Lazarett wieder, welches er kaum genesen schon am 7. April 1944 verlassen musste. Mitte Mai 1944 wurde er wieder ins [[Protektorat Böhmen und Mähren]] nach [[Pardubice|Pardubitz]] versetzt. Einem Brief an seine Eltern vom 19. Mai 1944 ist zu entnehmen, daß Beuys sich aufgrund zurückgebliebener Verletzungen durch seinen Flugzeugabsturz hier in Pardubitz des öfteren in truppenärztliche Behandlung begeben hatte. Spätestens im August 1944 wurde er zum Kampf an die [[Deutsche Westfront 1944/1945|Westfront]] einberufen, wo er als [[Fallschirmjäger]] zum Einsatz kam. Alle diese Erfahrungen sollten später starken Einfluß auf sein Lebenswerk nehmen.


=== Studium und Aufbruch (1945–1960) ===
Nach nur drei Monaten, am 5. August 1945, wurde Beuys aus der alliierten Kriegsgefangenschaft entlassen und kehrte zu seinen Eltern nach Kleve-Neurindern zurück, wohin diese mittlerweile umgezogen waren.
Einen Tag nach der [[Bedingungslose Kapitulation|Kapitulation]] der Deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 wurde Joseph Beuys in [[Cuxhaven]] gefangen genommen und in ein britisches [[Internierungslager]] überführt, das er am 5. August 1945 wieder verlassen durfte. Körperlich schwer angeschlagen, kehrte er heim zu seinen Eltern, die mittlerweile in Kleve-Neurindern
wohnten.


1945 schloss er sich der Künstlergruppe des in Kleve ansässigen Malers [[Hanns Lamers]] an. 1946, im Alter von 25 Jahren, wurde er Mitglied des von Lamers und Walter Brüx neu ins Leben gerufenen „Klever Künstlerbundes“ (vormals „Profil“). <ref>Reinhard Ermen, ''Joseph Beuys'', Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 30f.</ref> Von 1948 bis 1950 beteiligte sich Beuys dreimal mit Zeichnungen und Aquarellen an den Gruppenausstellungen des Verbandes, die im ehemaligen Atelierhaus von [[Barend Cornelis Koekkoek]], heute [[Haus Koekkoek]], stattfanden.
=== Nachkriegszeit ===
1946 trat Beuys dem „Klever Künstlerbund” bei, und zum Sommersemester desselben Jahres immatrikulierte er sich an der [[Kunstakademie Düsseldorf|Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf]], an der er bis 1952 studierte. Während des ersten Semesters bei [[Joseph Enseling]] lernte er [[Erwin Heerich]] kennen. Ab dem Wintersemester 1947 wechselte Beuys in die Klasse von [[Ewald Mataré]]. Dieser ernannte ihn 1951 zu seinem Meisterschüler. Er beendete das Studium der Monumentalbildhauerei im Wintersemester 1952/1953. Gemeinsam mit Erwin Heerich bezog Beuys bis 1954 sein Meisterschüleratelier unter dem Dach der Kunstakademie. Er arbeitete an Aufträgen seines Lehrers Mataré mit, so zum Beispiel an den Türen des [[Kölner Dom]]s und traf auf [[Herbert Zangs]], der wie er im zweiten Weltkrieg bei der Luftwaffe war und ebenso vom Niederrhein stammte. Später (im Mai 1975) schrieb Beuys einmal über Zangs:
''„Er lieferte eine ganze Reihe von Gegenbildern, an denen man sehr viel Orientierung finden konnte.”'' <!--quelle<ref>?</ref>--> Im Haus der Familie Dr. Fritz Niehaus, dort hatte Beuys 1948 für eine Weile gewohnt, las er zum zweiten mal (zuerst 1941) ein Buch des Anthroposophen [[Rudolf Steiner]] ''„Die Kernpunkte der sozialen Frage”'' und hatte, wie er selbst sagte, spontan ein Verhältnis dazu. <ref>[[Götz Adriani]] u.&nbsp;a.: ''Joseph Beuys'', S. 22 </ref>


Zum Sommersemester 1946 immatrikulierte sich Beuys an der [[Kunstakademie Düsseldorf|Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf]]. Er begann das Studium der [[Bildhauerei|Monumentalbildhauerei]] am 1. April 1946. Während des ersten Semesters bei [[Joseph Enseling]], bei dem er drei Semester studierte, lernte er [[Erwin Heerich]] kennen. Ab dem Wintersemester 1947/1948 wechselte Joseph Beuys, von Heerich veranlasst, in die Klasse von [[Ewald Mataré]]. <ref>Reinhard Ermen, ''Joseph Beuys'', Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 33</ref> Von 1947 bis 1949 arbeitete er an [[Zoologie|zoologischen]] Filmen von [[Heinz Sielmann]] und [[Georg Schimanski]] über den Lebensrhythmus des Wildes im Birkenwald der [[Lüneburger Heide]], über nördliche Wildschwäne, Gänse und Enten im Schwemmland der [[Ems]] und über das Leben des weißen Storches im schleswig-holsteinischen [[Bergenhusen]] mit.
Nach dem Krieg lebte Beuys von diversen Aufträgen, zum Beispiel hatte er [[Möbel]] entworfen und teilweise auch verkaufen können. Ein Tisch mit dem Titel ''Tisch III, 1954'' ([[Birnbaum]], [[Ebenholz]]) und ein Regal befindet sich in einer Privatsammlung in [[Athen]]. Ein weiterer Tisch, ''Tisch I, 1953'' ([[Kirschbaum]], Ebenholz) im [[Block Beuys]], Darmstadt (dieser wurde dann wohl in den 50ern nicht verkauft, sondern erst später von dem Sammler und Kunstmäzen [[Karl Ströher]]).


Ewald Mataré ernannte Joseph Beuys 1951 zu seinem [[Meisterschüler]]. Gemeinsam mit Erwin Heerich bezog Beuys bis 1954 sein Meisterschüleratelier unter dem Dach der Kunstakademie. Er arbeitete an Aufträgen seines Lehrers Mataré mit, so zum Beispiel an den Türen für das Südportal des [[Kölner Dom]]s. Ein zentrales Thema in der Klasse Matarés war die Diskussion über [[Rudolf Steiner]]. So sollen sich, so die Erinnerung eines Kommilitonen, sieben von anfangs neun Studenten für die Anthroposophie Steiners begeistert haben. Mataré selbst orientierte sich an den alten [[Bauhütte]]nidealen und hielt von Steiners Lehre nichts.<ref name="Ermen S.35">Reinhard Ermen, ''Joseph Beuys'', Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 35</ref> Der Student Beuys hatte laut [[Günter Grass]], der parallel zu Beuys u. a. bei [[Otto Pankok]] studierte, eine dominierende Stellung in der Klasse Matarés, in der es unter Beuys’ Einfluss ''„christlich bis anthroposophisch zuging.“'' <ref> Grass Günther, Beim Häuten der Zwiebel, Göttingen 2006, S. 348 </ref> Die Stimmung unter den Studenten der Akademie beschrieb Grass sechzig Jahre später so: ''„Überall schienen Genies im Kommen zu sein [...]“''; diese „Genies“ waren für Grass allerdings meist Epigonen.<ref>Grass Günther, Beim Häuten der Zwiebel, Göttingen 2006, S. 334 </ref>
==== Sinn- und Schaffenskrise ====
Noch während der Zeit als Meisterschüler fanden 1953 die erste Einzelausstellung im Haus der mit Beuys befreundeten Brüder van der Grinten in [[Kranenburg (Niederrhein)]] und eine Ausstellung im „Von der Heydt-Museum“ in [[Wuppertal]] statt. Nach dem Verlassen des Meisterschülerateliers auf dem Dach der Kunstakademie bezog Beuys 1954 ein eigenes Atelier in [[Düsseldorf-Heerdt]], welches er bis Ende 1958 nutzen konnte. [[1956]] begann eine Sinn- und Schaffenskrise. Beuys litt unter schweren [[Depression]]en, die nur bedingt auf posttraumatischen Kriegserlebnissen beruhten. Beuys selbst gab dieser von 1956 bis 1957 anhaltenden Krise in seinem „Lebenslauf-Werklauf“ den Namen ''1956-57 Beuys arbeitet auf dem Felde''. Er zog sich zunehmend zurück und isolierte sich zu Beginn des Jahres so sehr, dass Freunde glaubten, ihn zu seinen Eltern in Kleve bringen zu müssen. Der Rückzug war eher Reaktion auf die mangelnde Kommunikationsbereitschaft seiner Freunde, die Beuys in seiner Umbruchphase der künstlerischen Arbeit nicht unterstützten. Die mehrmonatige „Feldarbeit“ auf dem Bauernhof der Familie van der Grinten in Kranenburg im Jahre 1957, in welcher Beuys einerseits den [[Acker]] bestellte, andererseits mehrere Werkskizzen, plastische Konzepte und Zeichnungen herstellte, markierte eine grundlegende künstlerische Zäsur.


Noch während seiner Zeit als Meisterschüler fand 1953 die erste Einzelausstellung von Beuys im Haus der Brüder [[Hans van der Grinten|Hans]] und Franz Joseph van der Grinten in [[Kranenburg (Niederrhein)]] und eine Ausstellung im „Von der Heydt-Museum“ in [[Wuppertal]] statt. Er beendete das Studium nach dem Wintersemester 1952/1953, am 31. März, im Alter von 32 Jahren. 1954 bezog Beuys ein eigenes Atelier in [[Düsseldorf-Heerdt]], das er bis Ende 1958 nutzen konnte. Von 1951 bis 1958 lebte der Künstler von diversen eher handwerklichen Aufträgen. 1951 fertigte er einen heute auf dem Friedhof in [[Meerbusch|Meerbusch-Büderich]] stehenden Grabstein für Dr. Fritz Niehaus an. Des Weiteren entwarf er Möbel, die er zum Teil auch verkaufen konnte. Ein Tisch mit dem Titel ''Tisch III'' (1954) ([[Birnbaum]], [[Ebenholz]]) und ein Regal befinden sich in einer Privatsammlung in [[Athen]]; ein weiterer Tisch, ''Tisch I'' (1953) (Kirschbaum, Ebenholz) befindet sich mittlerweile im [[Block Beuys]], Darmstadt.
Ab 1956 arbeitete er an dem Entwurf für die Arbeit ''Auschwitz Demonstration, 1956-1964'', die heute in einer Vitrine im [[Block Beuys]] in Darmstadt integriert ist. In dieser Phase entstanden auch viele düstere Werke, wiedergegeben in zahlreichen Aquarellen und Zeichnungen mit Titeln wie ''Abschied'', ''Frauengrab'' oder ''Miserere'', welche seine bis dahin charakteristischen Darstellungen der [[Fauna]] und [[Pflanzenwelt|Flora]] ablösen sollten. Am Ende seiner Krise intensivierte er noch einmal sein Studium durch Lesen von Schriften aus [[Chemie]], [[Physik]], [[Botanik]], [[Zoologie]] und [[Humanmedizin]] sowie [[James Joyce]], [[Novalis]] und kunsthistorischen Abhandlungen von [[Hans Sedlmayr]]. Am 15. Mai 1958 starb Beuys Vater in Kleve.


Ab 1956 arbeitete der Künstler an dem Entwurf für ein „Auschwitz-Denkmal“, um sich im darauf folgenden Jahr an einem internationalen Wettbewerb für ein Denkmal im ehemaligen Konzentrationslager [[Auschwitz-Birkenau]] zu beteiligen. Der Entwurf wurde abgelehnt. Beuys zog sich zunehmend zurück; er litt unter Depressionen. 1957 hielt er sich für einige Monate auf dem Bauernhof der Familie van der Grinten in Kranenburg auf. Neben Feldarbeit, die von April bis August dauerte, zeichnete er auch und entwarf Konzepte für Plastiken. Mit den Brüdern van der Grinten führte er intensive Gespräche über [[Konrad Lorenz]], den er 1954/1955 durch [[Heinz Sielmann|Sielmann]] in der westfälischen [[Schloss Buldern|Wasserburg]] der [[Romberg (Adelsgeschlecht)|Familie von Romberg]] in [[Buldern]] kennen gelernt hatte. Zu dieser Zeit war Lorenz als Leiter der Forschungsstelle des [[Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie|Max-Planck-Institutes für Verhaltensphysiologie]] im Bereich [[Meeresbiologie]] auf der Wasserburg tätig. Ferner wurden Gespräche über seine gemeinsame Filmarbeit mit Heinz Sielmann, über Werke von [[Rudolf Pannwitz]] und [[Joséphin Péladan]] und Kunst geführt.
==== Erholung ====
Joseph Beuys hatte seine Depression als eine Art der [[Katharsis (Psychologie)|Läuterung]] begriffen und immer wieder in sein Werk mit einbezogen. ''„Am Ende sei er ein anderer Mann geworden.”'' <ref>Heiner Stachelhaus ''Joseph Beuys''; Seite 69</ref> Ab 1958 hatte er seine Atelierräume im alten Klever Kurhaus am Tiergarten bezogen. Hier entstand das monumentale Eichenkreuz und das Tor für das Ehrenmal im alten Kirchturm <ref>http://www.stimmen-der-zeit.de/StdZ_04_05_Mennekes.pdf#search=%22Fritz%20Niehaus%22</ref> in [[Meerbusch|Meerbusch (Büderich)]]. Im „Lebenslauf-Werklauf” erwähnte Beuys: ''„1957-60 Erholung von der Feldarbeit”''. 1958 bewarb sich Beuys um eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf, scheiterte jedoch an dem Einspruch [[Ewald Mataré|Matarés]]. 1959 heiratete er die Kunsterzieherin Eva Wurmbach, Tochter von [[Hermann Wurmbach]], Professor der Zoologie an der Universität Bonn, und dessen Frau Maria Wurmbach. Aus der Ehe gingen die beiden Kinder Wenzel, geboren 1961, und Jessyka, geboren 1964, hervor. Für das Oberlandesgericht Düsseldorf entstand das Bronzerelief ''Justitia, 1959''.


[[Bild:Beuys Türe Büderich Alter Kirchturm 2006.jpg|thumb|250px|Joseph Beuys: Tor, „Alter Kirchturm“ in Büderich (1959)]] 1958 bezog Beuys einige Atelierräume im alten [[Museum Kurhaus (Kleve)|Klever Kurhaus]] am Tiergarten. Sein Vater lag in dieser Zeit im dortigen Krankenhaus und verstarb am 15. Mai 1958. In Kleve entstand das monumentale Eichenkreuz und das Tor für das „Ehrenmal der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs“ im „Alten Kirchturm“ <ref>Stimmen der Zeit – Friedhelm Mennekes SJ – Memoria im Trafo-Turm / Über das Büdericher Mahnmal (1958) von Joseph Beuys [http://www.stimmen-der-zeit.de/StdZ_04_05_Mennekes.pdf#search=%22Fritz%20Niehaus%22]</ref> in Meerbusch-Büderich. Es ist der größte öffentliche Auftrag, den Joseph Beuys damals, gegen die Einwände Ewald Matarés, ausführte. Am 16. Mai 1959 wurde das „Büdericher Ehrenmal“ übergeben. Im selben Jahr begann er in vier, jeweils dreihundert Seiten starken, gehefteten Geschäftsbüchern zu zeichnen, die er 1965 abschloss. 1958 setzte Beuys erstmals die für die Kunst ungewöhnlichen Materialien Fett und Filz ein. <ref>Susanne Willisch/ Bruno Heimberg (Hrsg.): ''Joseph Beuys Das Ende des 20. Jahrhunderts, Die Umsetzung vom Haus der Kunst in der Pinakothek der Moderne München'', München 2007 (Doerner Institut; Bayerische Staatsgemäldesammlungen; Schirmer/Mosel), S. 359</ref> Parallel zu seiner künstlerischen Arbeit betrieb Beuys weiterhin [[Naturwissenschaft|naturwissenschaftliche]], insbesondere [[Zoologie|zoologische]] Studien.
==== Die 60er und 70er Jahre ====
[[Bild:Kunstakademie Düsseldorf.jpg|thumb|220px|[[Kunstakademie Düsseldorf]]]]
<!--mehr zur Fluxus. Jawoll. Mit Bitte um vollständige Verlinkung-->
Ab 1961 bis zu seiner Entlassung 1972 war Beuys dann selbst Professor an der Kunstakademie, wo er die Klasse für monumentale Bildhauerei leitete. Zu seinen Studenten zählten unter anderem [[Jörg Immendorff]], [[Johannes Stüttgen]] oder [[Imi Knoebel]]. Am 2. und 3. Februar 1963 fand in der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf „als ein Colloquium für die Studenten der Akademie“ das ''Festum Fluxorum Fluxus&nbsp;– Musik und Antimusik&nbsp;– Das instrumentale Theater'' statt.


Im September 1959 heiratete er Eva-Maria Wurmbach, die er ein Jahr zuvor kennengelernt hatte. Die Tochter des Zoologen [[Hermann Wurmbach]] und dessen Frau Maria Wurmbach (geb. Küchenhoff) studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie Kunsterziehung. <ref>Reinhard Ermen: ''Joseph Beuys'', Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 47</ref> Aus der Ehe gingen die beiden Kinder Wenzel, geboren 1961, und Jessyka, geboren 1964, hervor.
Beteiligte Künstler waren: [[George Brecht]], [[Al Hansen]], Dick Higgins, [[Bengt af Klintberg]], [[Arthur Köpcke|Arthur Køpcke]], [[La Monte Young]], [[George Maciunas]], Jackson Mac Low, [[Nam June Paik]], [[Ben Patterson]], Schmit, [[Daniel Spoerri]], [[Wolf Vostell]], Watts und Williams. Joseph Beuys führte am 2. Februar ''FLUXUS Sibirische Symphonie 1. Satz'' und am 3. Februar ''Komposition für 2 Musikanten'' auf. Vom 26. Oktober 1963 bis 24. November 1963 fand im Haus der Brüder van der Grinten die Ausstellung ''JOSEPH BEUYS FLUXUS'' statt. <ref>Winfried Konnertz und Karin Thomas: ''Joseph Beuys''; Köln, Dumont (1994), S. 53</ref>


=== Hochschule und Öffentlichkeit (1960–1975) ===
Ab 1964, in diesem Jahr war es die [[documenta III]], beteiligte Beuys sich an jeder „documenta“.
Im März 1961 zog Joseph Beuys von Kleve nach [[Düsseldorf-Oberkassel]], wo er bis zu seinem Tode lebte und ein ihm von [[Gotthard Graubner]] vermitteltes Atelier im Haus von [[Walter Ophey]] am Oberkassler Drakeplatz unterhielt. <ref>Stefan Kraus: ''Walter Ophey 1882–1930. Leben und Werk. Mit einem Werkverzeichnis der Gemälde und Druckgraphik'', Stuttgart 1993 (Hatje), S. 42</ref> Im selben Jahr wurde er mit einstimmigem Beschluss des Akademiekollegiums als Nachfolger von Sepp Mages an den „Lehrstuhl für monumentale Bildhauerei der [[Kunstakademie Düsseldorf|Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf]]“ berufen, den er am 1. November 1961 antrat. Beuys galt als zuverlässiger, eher strenger Lehrer, der allerdings bald mit Aufsehen erregenden Aktionen von sich reden machte, die mit der klassischen Bildhauerei nichts mehr zu tun hatten. So inszenierte er im Februar 1963 in der Akademie das ''[[Fluxus#Veranstaltungen|FESTUM FLUXORUM FLUXUS - Musik und Antimusik - Das instrumentale Theater]]''.
Vom 13. September 1967 bis zum 29. Oktober 1967 gab es eine erste umfassende Ausstellung im Städtischen Museum Mönchengladbach&nbsp;– Ausstellung „BEUYS“.


==== Der Lehrer ====
In seinen „Lebenslauf-Werklauf“ trug Beuys 1963 ein: ''„Beuys verlängert im Auftrag von [[James Joyce]] den „[[Ulysses]]“ um 2 weitere Kapitel“''. Gemeint waren sechs Hefte, in die er seit 1958 in beliebiger, nicht chronologischer Reihenfolge skizzierte und zeichnete, wobei er die Zeichnungen gelegentlich mit tagebuchähnlichen Notizen versah. Die ''„Verlängerung“'' um ''„2 weitere Kapitel“'' bezieht sich auf die Geburt des Sohnes und wahrscheinlich auf die Berufung an die Kunstakademie in [[Düsseldorf]]. <!--Adriani, Konnertz, Thomas: Joseph Beuys, S. 61-->
[[Bild:Kunstakademie Düsseldorf.jpg|thumb|250px|Kunstakademie Düsseldorf]]
Als Joseph Beuys 1961 als Lehrer für „Monumentale Bildhauerei“ an die Kunstakademie Düsseldorf berufen wurde, hatte er sich innerlich bereits seit längerem von der gängigen künstlerischen Interpretation dieses Lehrbereiches verabschiedet. Das Ehrenmal von Büderich aus dem Jahr 1959 war der Abschluss seiner konventionellen bildhauerischen Phase. Hinter seinem in den Folgejahren sich immer stärker abzeichnenden erweiterten Kunsthandeln stand die Suche nach einem anthropologisch umfassenden Kunstbegriff für alle Menschen. Mit seiner Entwicklung eines sozialen „erweiterten Kunstbegriffs” unternahm Beuys den Versuch, an der Struktur der gängigen Bildungs-, Rechts- und Wirtschaftsbegriffe verändernd anzusetzen.


Beuys hat in den Jahren bis 1975 nicht nur ungewöhnlich viele Studenten betreut, er schaffte es zugleich, eine große Zahl von sehr unterschiedlichen Künstlerpersönlichkeiten erfolgreich auf die eigene Praxis vorzubereiten. Zu diesen zählen nicht nur die „Grenzgänger“ zwischen Performance und Installation (u.a. [[Felix Droese]] und [[Katharina Sieverding]]), sondern auch eine große Zahl profilierter Maler wie [[Jörg Immendorff]] oder [[Blinky Palermo]]. <ref>Reinhard Ermen: ''Joseph Beuys'', Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 88f.</ref>
'''Besetzung der Düsseldorfer Kunstakademie und Entlassung aus der Professur'''


Joseph Beuys war beinahe täglich präsent in der Akademie, auch samstags und in den Semesterferien. Ab 1966 veranstaltete er regelmäßig sogenannte ''„Ringgespräche“'' mit seinen Studenten, initiiert von [[Anatol Herzfeld]], in denen in einem vierzehntägigen Rhythmus Theorien entworfen und diskutiert wurden; diese Gespräche waren öffentlich und fanden bis zu Beuys' Kündigung 1972 statt. <ref>Johannes Stüttgen: ''Der Mensch hat den Elephanten gemacht'', in: Joseph Beuys Symposium Kranenburg 1995, Hrsg. Förderverein Museum Schloß Moyland e.V., Wiese Verlag, Basel 1996, S. 299f.</ref> Die Hinwendung zur Theorie war anfangs unter den Studenten der ersten Generation durchaus umstritten. An den Ausstellungen der Studenten, den sogenannten ''Akademierundgängen'', nahm er stets Anteil.
Während der [[Deutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre|68er Studentenunruhen]] beteiligte sich Beuys an verschiedenen Organisationen und gründete auch eigene, welche das Ziel der Bekämpfung des „Organisationsstaates” hatten. Stringent lehrte der politisch unbequeme Kunstprofessor in seinen Vorträgen die ''radikale freie [[Selbstbestimmung]]''. Aufgrund der katastrophalen Zustände an der Düsseldorfer Kunstakademie und auch aufgrund mangelnder Bildungszuschüsse besetzte er 1971 zusammen mit seinen Studenten das Sekretariat der Akademie und wurde daraufhin vom damaligen Wissenschaftsminister [[Johannes Rau]] <ref>http://www.kunstschloss-wrodow.de/html/kuenstler_beuys.htm Rede von Johannes Rau über Beuys im Kunstschloss Wrodow</ref> fristlos entlassen. Erst sechs Jahre später wurde Beuys rehabilitiert. <ref>[http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/specials/33178/index.html 3sat Kulturzeit]</ref>


Beuys war zudem der Meinung, dass jeder, der den Wunsch hat Kunst zu studieren, nicht durch Zulassungsverfahren, wie zum Beispiel ein Mappenverfahren - der Bewerber musste einen Nachweis seines Talents in Form von Arbeiten vorlegen - oder einen [[Numerus clausus]] daran gehindert werden sollte. Seinen Kollegen teilte er mit, dass er alle von anderen Lehrern abgelehnten Bewerber um einen Studienplatz in seine Klasse aufnehmen werde. Mitte Juli 1971 wurden 142 von 232 Bewerbern für ein Lehramtsstudium im normalen Zulassungsverfahren abgelehnt. Am 5. August 1971 verlas Beuys vor der Presse einen öffentlichen Brief, den er am 2. August an den Akademiedirektor geschickt hatte. Alle 142 abgewiesenen Studenten waren von Beuys in seine Klasse aufgenommen worden; er hatte im folgenden Semester etwa 400 Studenten. Am 6. August erläuterte das [[Forschungsminister|Wissenschaftsministerium]] der Presse, dass es diese Zulassung der Studiumsbewerber nicht genehmige und den Bewerbern ein Studium an einer anderen Akademie anbiete.
1973 kam es auf Betreiben von Joseph Beuys aufgrund von akutem Platzmangel in der Düsseldorfer Akademie zur Gründung des Vereins zur Förderung einer ''„Freien Internationalen Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung”''. Ziel des Projekts sollte es sein, nicht nur neue Räume in der Kunstakademie zu schaffen, sondern im Sinne von Beuys’ komplexen Kunstverständnis auch zugleich Platz für neue Gedankenwelten ''„… frei zu räumen”'' und Anregungen für kontroverse kreative Sichtweisen anzubieten und zu schaffen.


Am 15. Oktober 1971 besetzte Beuys mit siebzehn Studenten seiner Gruppe das Sekretariat der Akademie. In einem Gespäch mit dem Wissenschaftsminister [[Johannes Rau]] erreichte er, dass die Kunstakademie diese Bewerber mit der Empfehlung des Wissenschaftsministeriums aufnahm. Mit Datum vom 21. Oktober teilte das Wissenschaftsministerium Beuys schriftlich mit, dass solche Situationen nicht mehr geduldet würden, aber Beuys nahm die Warnung nicht ernst. <ref>Minako Sakakibara: ''Das Leben und die Plastischen Kunstwerke von Joseph Beuys (1921-1986)'' [http://taweb.aichi-u.ac.jp/doitsugo/files/2003/sakakibara.pdf]</ref>
Von 1971 bis 1985 unternahm Beuys mehrere Reisen nach Italien, zusammen mit seiner Familie, zwecks Ausstellungen in der Galerie Lucio Amelio, [[Neapel]]. Hierbei wurde auch die Insel [[Capri]] mehrmals besucht.
Zur [[Documenta 5]] im Jahre 1972 entstand Beuys' Arbeit ''„Dürer, ich führe persönlich Baader + Meinhof durch die Documenta V, 1972“'', die unter dem Aspekt einer künstlerischen Betrachtung des beginnenden Terrors der [[Rote Armee Fraktion|Baader-Meinhof-Gruppe]] entstand.
Am 30. Oktober 1972 fand die Eröffnung der Ausstellung
''Arena&nbsp;– dove sarei arrivato se fossi stato intelligente'' (deutsch: „Arena&nbsp;– wo wäre ich hingekommen, wenn ich intelligent gewesen wäre“) in der Galleria Attico in Rom statt.
1974 erhielt Beuys eine Gastprofessur an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg.


==== Die Entlassung ====
Am 30. August 1974 starb Beuys Mutter Johanna. Zum Jahreswechsel 1974/1975 hielt sich die Familie bei [[Charles Wilp]] in [[Kenia]] auf.
Im Februar 1972 fand an der Kunstakademie eine Beratung über ein neues Zulassungsverfahren statt, an der auch Beuys selbst teilnahm. Die Größe einer Klasse war begrenzt auf 30 Studenten. Im Sommer wurden 227 Studienbewerber aufgenommen, 125 abgewiesen. 1052 Studenten waren an der Düsseldorfer Kunstkademie immatrikuliert, davon waren 268 in der Klasse Beuys.
1976, zur 37. Biennale in Venedig, war Beuys mit der Installation ''Straßenbahnhaltestelle/Tram Stop, 1961–1976'' (Deutscher Pavillon) vertreten.
Auf der documenta 6 (1977) war Beuys mit seiner Arbeit [[Honigpumpe am Arbeitsplatz]] vertreten, wieder für 100 Tage, wie auf der documenta 5 (1972).
Am 18. Mai 1979 traf Beuys zum ersten Mal [[Andy Warhol]] in der Galerie Denise René/Hans Mayer, der dort gerade eine Ausstellung seiner neuen Bilder zeigte. Das sollte später Anlass für Warhol sein, mehrere mit Diamantstaub bearbeitete [[Serigraphie]]n von Beuys anzufertigen.


Als Beuys mit abgewiesenen Studenten 1972 erneut das Sekretariat der Kunstakademie Düsseldorf besetzte, entließ ihn Minister Rau fristlos. <ref>Rede von Johannes Rau über Beuys im Kunstschloss Wrodow [http://www.kunstschloss-wrodow.de/html/kuenstler_beuys.htm]</ref> Von Polizisten begleitet musste Beuys zusammen mit seinen Studenten die Akademie verlassen.
==== Die 80er Jahre und Tod ====
Am 27. April 1973 gründeten Joseph Beuys, [[Klaus Staeck]], [[Georg Meistermann]] und Willi Bongard den ''„Verein zur Förderung einer Freien internationalen Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung”''.
In den [[1980er|80er]] Jahren kandidierte und warb Beuys in [[Nordrhein-Westfalen]] für die Landesliste der neugegründeten [[Partei]] „[[Die Grünen]]” <ref>http://www.medienkunstnetz.de/werke/landesdelegiertenkonferenz-der-grunen/ Joseph Beuys
Johannes Rau gab am 11. Oktober 1972 eine Pressekonferenz zum Fall Beuys und nannte die Entlassung ''„das letzte Glied in einer Kette ständiger Konfrontationen.“'' In den nachfolgenden Tagen reagierten die Studenten der Akademie u.a. mit Hungerstreiks, einem dreitägigen Vorlesungsboykott, Unterschriftenaktionen, Transparenten (u.a. „1000 Raus ersetzen noch keinen Beuys“) und Informationswänden über die Ereignisse. Zahlreiche Protestbriefe und Telegramme aus aller Welt erreichten das Wissenschaftsministerium. Die Resonanz in Rundfunk, Fernsehen und Presse war groß. In einem [[Offener Brief|offenen Brief]] forderten Künstlerkollegen (u. a. [[Heinrich Böll]], [[Peter Handke]], [[David Hockney]], [[Gerhard Richter]], [[Günther Uecker]], [[Martin Walser]]) die Wiedereinsetzung eines der bedeutendsten Künstlers der deutschen Nachkriegszeit. Am 23. Oktober 1973, etwa ein Jahr nach seiner Entlassung, überquerte Beuys in einem von seinem Meisterschüler Anatol gebauten Einbaum den Rhein vom Ufer des Stadtteils [[Düsseldorf-Oberkassel|Oberkassel]] zum gegenüberliegenden Ufer, wo sich die Kunstakademie befindet. Diese „Heimholung des Joseph Beuys“ als spektakulärer symbolischer Akt erregte seinerzeit großes öffentliches Interesse. 1974 erhielt Beuys eine Gastprofessur an der [[Hochschule für bildende Künste Hamburg|Hochschule für bildende Künste]] in [[Hamburg]].
»Landesdelegiertenkonferenz der Grünen«</ref> <ref>http://www.medienkunstnetz.de/werke/wahlplakat-fur-die-grunen/ Joseph Beuys
»Wahlplakat für die Grünen«</ref>. Den grünen Gedanken setzte er bei der [[documenta 7]] 1982 in Kassel mit seiner Aktion ''[[7000 Eichen]]'' in die Tat um. Die Pflanzaktion sollte noch bis über seinen Tod hinaus andauern. Beuys nahm an der „ZEITGEIST-Ausstellung“ im Januar 1982 mit der Rauminstallation ''Hirschdenkmäler, 1948-1982'' teil. Im Sommer 1982 machte er eine Reise mit der Familie nach [[Australien]] um die Arbeit ''Stripes of the house of the shaman, 1964-1972'' in der [[National Gallery of Australia]] in [[Canberra]] aufzubauen. Im gleichen Jahr führte er ein Gespräch mit dem [[Dalai Lama]] in Bonn. 1984 folgte eine Reise nach [[Tokio]], um zwei Ausstellungen vorzubereiten. Eine fand in der Galerie Watari statt: „Joseph Beuys & [[Nam June Paik]]“, die vom 15. Mai 1984 bis 17. Juli 1984 dauerte und eine vom 2. Juni 1984 bis 2. Juli 1984 dauernde Ausstellung im Seibu-Museum, (Werke aus der Sammlung Ulbricht). In den Folgejahren arrangierte der mittlerweile gesundheitlich schwer angeschlagene Künstler noch einige nationale und internationale Ausstellungen.


Beuys leitete mit einer Klage gegen das Land [[Nordrhein-Westfalen]] einen jahrelangen Rechtsstreit ein. Im Jahre 1980 kam es vor dem [[Bundesarbeitsgericht]] in Kassel zu einem [[Vergleich (Recht)|Vergleich]]: Beuys durfte bis zur Erreichung des 65. Lebensjahres sein Atelier im „Raum 3“ in der Akademie behalten und den Professorentitel weiterführen, dafür akzeptierte er die Auflösung des Arbeitsverhältnisses. <ref>Reinhard Ermen: ''Joseph Beuys'', Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 95</ref> Am 1. November 1980 eröffnete Beuys in seinem Atelier „Raum 3“ die Geschäftsstelle der [[Free International University]] (FIU). Sie wurde nach Beuys’ Tod aufgelöst. <ref>FIU. Freie Internationale Universität, gegr. durch Joseph Beuys [http://www.soziale-plastik.org/000/25.htm]</ref>
'''„Sprechen über das eigene Land: Deutschland”&nbsp;– Rede von Joseph Beuys'''


===Documenta und kommerzieller Erfolg===
Noch kurz vor seinem Tod im Jahre 1985 hielt der Künstler eine Grundsatzrede in den Münchner Kammerspielen. Sein gedankliches Manifest „Jeder Mensch ist ein Künstler” wurde hierbei von Joseph Beuys noch einmal deutlich thematisiert und sollte die anthroposophische Einstellung von Beuys quasi als Vermächtnis an die Nachwelt transportieren. <ref>[http://www.pinakothek.de/pinakothek-der-moderne/html/kalender/kalender_index.php?haupt=ausstellungen&inc=ausstellung&action=archiv&which=2100 Pinakothek der Moderne, München]</ref>
Nachdem Beuys 1964 an der [[documenta III]] in Kassel teilgenommen hatte, auf der er von da an regelmäßig mit seinen Werken vertreten war, folgte neben Einzelpräsentationen auch seine zunehmende Präsenz in der Öffentlichkeit. Mit der Aktion ''[[wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt]]'' eröffnete Joseph Beuys im November 1965 in der Galerie Schmela, Düsseldorf, die Ausstellung ''Joseph Beuys ... irgend ein Strang ...'', seine erste in einer kommerziellen Galerie. Das [[Museum Abteiberg|Städtische Museum Abteiberg]] in [[Mönchengladbach]] zeigte von September bis Oktober 1967 die erste umfassende Ausstellung ''BEUYS''. Durch vertragliche Vereinbarung gingen die ausgestellten Arbeiten in den Besitz des Sammlers Karl Ströher über, unter der Voraussetzung, dass dieser wesentliche Werkteil ''„geschlossen erhalten bleibt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird“''. <ref>(Verkaufsvereinbarung vom 23. Juni 1969) / Joseph Beuys. Kunsthaus Zürich, Zürich 1994, S. 22</ref>
Bei einem der sogenannten „Akademierundgänge“ im Februar 1969 in der Kunstakademie Düsseldorf stellte Beuys auch sein eigenes Werk ''Revolutionsklavier'' aus, ein mit etwa 200 roten Nelken und roten Rosen übersätes Instrument. Das [[Kupferstichkabinett]] des [[Kunstmuseum Basel|Kunstmuseums Basels]] zeigte von Juli bis August 1969 die Ausstellung ''Joseph Beuys Zeichnungen, kleine Objekte''.


Anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung von [[André Masson]] im [[Museum am Ostwall]] in [[Dortmund]] im April 1970 fand ein Gespräch zwischen Joseph Beuys und [[Willy Brandt]] statt. Beuys regte an, wenigstens einmal monatlich Künstlern das Fernsehen als Diskussionsforum zur Verfügung zu stellen, damit die breite Öffentlichkeit die Ideen der wahren [[Opposition (Politik)|Opposition]] kennen lernen könne. Sinn war, dass diese Opposition effektivere Möglichkeiten bekäme, um ihre gesellschaftspolitischen Vorstellungen präzisieren zu können, denn, so der Künstler, sie hätte ''„keine andere Informationsebene als die Straße, und deshalb bitte ich, nicht für mich, um eine entsprechende Befreiung der Medien.“'' Brandt leuchtete dies ein, er meinte jedoch, er könne nicht dafür eintreten, dass die Kunst ''„kraft eines politischen Amtes irgendwie zur [...] Propaganda“'' werde. <ref>Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: ''Joseph Beuys'', Köln 1994 (DuMont), S. 108</ref> Eine zweitägige Arbeitskonferenz zwischen Joseph Beuys, [[Erwin Heerich]] und Klaus Staeck in [[Heidelberg]] fand im September 1971 statt. Ziel war es, ein Konzept für die Organisation eines „internationalen freien Kunstmarkts“ zu erarbeiten. Als Ergebnis fand im Oktober 1971 ein „2. internationales Meeting freier Kunstmarkt“ in der Städtischen Kunsthalle Düsseldorf statt.
Am 12. Januar 1986 wurde ihm der [[Wilhelm Lehmbruck|Wilhelm-Lehmbruck-Preis]] der Stadt Duisburg verliehen. Nur elf Tage später, am 23. Januar 1986, verstarb Joseph Beuys mit 64 Jahren an einem längeren Lungenleiden in seinem Atelier in Düsseldorf. Eine Seebestattung fand am 14. April 1986 statt. Kapitän Nagel vom Deutschen Motorschiff „Sueño” (deutsch: Traum) mit Heimathafen [[Meldorf]] schrieb in das Schiffstagebuch folgende Eintragung: „''12.05.1921/ 23.01.1986/ auf {{Koordinate Text|54_07_05_N_08_22_0_E_type:landmark_region:DE-HE|54° 07,5' NO 8° 22,0' O}}''. An dieser Position wurde die Asche von Joseph Beuys verstreut.“


[[Bild:BeuysAchberg73.jpg|thumb|250px|Joseph Beuys 1973]]
== Betrachtung zur Person ==
Zur [[documenta 5]] im Jahre 1972 entstand Beuys’ Arbeit „''Dürer, ich führe persönlich Baader + Meinhof durch die Dokumenta V''“, die unter dem Aspekt einer künstlerischen Betrachtung des beginnenden Terrors der [[Rote Armee Fraktion|Baader-Meinhof-Gruppe]] entstand. Im Oktober 1972 fand die Eröffnung der Ausstellung ''Arena – dove sarei arrivato se fossi stato intelligente'' (dt: „Arena – wo wäre ich hingekommen, wenn ich intelligent gewesen wäre“) in der Galleria Attico in [[Rom]] statt.
Joseph Beuys wurde (und wird bis heute) stets sehr ambivalent diskutiert; sowohl als Künstler wie auch als politisch denkender Mensch. Mit der neuartigen und provokanten „Inszenierung” seiner Kunst und einer nonkonformistischen Lehrmethode als Kunstprofessor polarisierte Beuys das innerlich zerrissene „kranke“ Deutschland der 60er und 70er, das durch [[Nationalsozialismus]], [[Berliner Mauer|Mauerbau]] und [[Terrorismus]] noch immer „seine Wunde“ zeigte. Der kriegsmüde Beuys stemmte sich in seinem Werk offensichtlich gegen einen zerrissenen, weiterhin innerlich zugemauerten Staat, der sich nach Freiheit verzehrte. Viele taten ihn damals als Scharlatan ab, der, unter anderem von der Presse polemisiert, „nur Fett in die Ecken der Museen schmieren konnte”, andere glorifizierten ihn als Kunstgott. So extrem sich Beuys in seinen Aktionen und politischen Anschauungen auch zeigen mochte, war er indes als Privatperson ein sehr normaler Mensch und liebevoller Familienvater.


===Internationale Präsenz und Preise (1975–1986)===
Beuys war im [[Pazifismus|pazifistischen]] Sinn [[Agitation|agitatorisch]] und [[Sprachfertigkeit|eloquent]]: Als Kunstprofessor hatte er einen sehr starken Einfluss auf seine Studenten und verstand es durch sein [[Charisma]] auf humorvoll-charmante Weise zu überzeugen, was Fernsehinterviews und öffentliche Auftritte belegen. Beuys Theorien prägten die darauf folgenden Künstler. Er forderte stets einen [[Freigeist|freien Geist]] und eine eigene (selbst-)kritische Denk- und Sichtweise. Im Prinzip betrachtete er somit selbst seine eigene Lehrtätigkeit als Kunstobjekt, indem er neue Künstler „gestaltete” aber sie nicht nach seinem Willen formte. Er vermittelte seinen Studenten eine quasi anarchische Sicht auf die Kunst und das „Leben in und mit der Kunst” und forderte dabei stets eine politische aber auch kritisch dividierende Denkweise. <!-- wird immer noch ergänzt, 11.10.2006 hendrike -->
Im Januar 1974 reiste Beuys zum ersten Mal nach [[Amerika]]. Der Galerist Ronald Feldman, New York, hatte für ihn eine zehntägige Vortragstournee durch Amerika unter dem Titel „Energy Plan for the Western Man“ organisiert. Vor zahlreichen Zuhörern in den Kunsthochschulen von New York, [[Chicago]] und [[Minneapolis]] Hier sprach er unter anderm über die ''„ganze Frage der Möglichkeit, daß jedermann nun seine eigene besondere Art von Kunst, seine eigene Arbeit, für die neue soziale Organisation“'' machen solle. <ref>WAC, Energy Plan for the Western Man. Joseph Beuys in: [http://www.walkerart.org/archive/C/9C4315B360BFDC526167.htm] / Übersetzung aus dem englischen.</ref>


Auf der 37. [[Biennale Venedig|Biennale in Venedig]] 1976, war Beuys mit der Installation ''[[Straßenbahnhaltestelle|Straßenbahnhaltestelle/ Tram Stop/ Fermata del Tram]]'' (1961–1976) im deutschen Pavillon vertreten. Am 16. März 1977 installierte Beuys in der [[Nationalgalerie Berlin]] die Arbeit ''RICHTKRÄFTE'' − 100 Tafeln, bei denen auf einer an den Enden einer Linie die Worte „''east''“ und „''west''“ geschrieben waren und in der Mitte über einer Trennlinie die Worte „''Eurasia''“ und „''Berlin wall''“ − die Mauer als Linie der Trennung zweier unterschiedlicher Denksphären, die Beuys als „''westlichen Privatkapitalismus''“ und „''östlichen Staatskapitalismus''“ bezeichnete. <ref>Harlan, Rappmann, Schata, Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys, S. 10. Die Arbeit befindet sich heute im [[Hamburger Bahnhof]], Berlin.</ref> Am selben Abend fand eine öffentliche Diskussion statt, bei der Beuys einen Rucksack auf dem Rücken trug, eine Anspielung auf den [[Hirte|wandernden Hirten]]. <ref>Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: ''Joseph Beuys'', Köln 1994 (DuMont), S. 157</ref> Auf der [[documenta 6]], 1977, war Beuys 100 Tage mit der [[Honigpumpe am Arbeitsplatz]] vertreten.
=== Das Erscheinungsbild (Der Mann mit dem Hut) ===
[[Bild:FridericianumBeuys kasselgalerie de.jpg|thumb|250px|„Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“: Die erste von Beuys gepflanzte Eiche vor dem [[Fridericianum (Kassel)]]]]
[[Bild:Filzhut_reloaded.jpg|thumb|right|200px|Das signifikanteste Merkmal von Beuys war sein Filzhut]]
Im Mai 1979 traf er in der Galerie [[Denise René]]/Hans Mayer, Düsseldorf, zum ersten Mal [[Andy Warhol]], der dort gerade eine Ausstellung seiner neuen Bilder zeigte. Bei diesem Treffen fertigte Warhol ein Polaroid von Beuys an, das die Vorlage für mehrere mit Diamantstaub (Diamond-Dust) bearbeitete [[Serigraphie]]n wurde. Ende 1979 widmete ihm das New Yorker [[Guggenheim-Museum]] als erstem Deutschen eine umfangreiche Retrospektive, Beuys war zu der Zeit 58 Jahre alt.
Joseph Beuys war ein asketisch wirkender, hagerer Mann. Neben der Anglerweste und einer Jeans trug Joseph Beuys bei öffentlichen Auftritten immer einen Hut, der zu einem unverwechselbaren Markenzeichen von ihm wurde. Manchmal wurde dies spöttisch auch als „Beuys-Uniform” oder „Beuys-Tracht” bezeichnet. Die Anzahl der Hüte, die er sich seit Anfang der sechziger Jahre kaufte, soll beachtlich gewesen sein, zumal ihm mit zunehmender Berühmtheit das eine oder andere Stück abhanden kam oder für Aktionen und Installationen von ihm verwendet wurde. Zumeist bezog er seine Hüte bei dem britischen Traditionsunternehmen ''Lock & Co'' in London.
Am 1. April 1980 trafen sich Beuys und Warhol, die vom Kunstmarkt als zwei konträre Stars betrachtet wurden, erneut: In der Galerie „Lucio Amelio” in [[Neapel]] zeigte Andy Warhol seine Ausstellung „Joseph Beuys by Andy Warhol“ mit den neuen Siebdruckporträts, die er von Beuys hergestellt hatte.


Beuys setzte bei der [[documenta 7]] 1982 in Kassel seine Aktion ''[[7000 Eichen|Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung (7000 Eichen)]]'' in die Tat um. Das Ende der aufwändigen Pflanzaktion erlebte Beuys nicht mehr. Bis zu seinem Tode waren erst 5500 Eichen gepflanzt. Den letzten Baum pflanzte sein Sohn Wenzel während der [[documenta 8]] am 12. Juni 1987. Im April 1981 hielt sich Beuys in Rom auf, um im Palazzo Braschi die Aktionsplastik ''Terremoto'' herzustellen. Im gleichen Monat entstand in Italien eine weitere Arbeit, ''Terremoto in Palazzo'', anlässlich einer Ausstellung in Neapel zugunsten der Opfer des verheerenden [[Erdbeben]]s vom 23. November 1980. 1983 stellte der Künstler ein Multiple unter gleichem Titel als [[Offsetdruck|Farboffset]]-Serie her.
Selbstironisch soll Beuys bei Fragen nach seinem Hut gesagt haben, ''„… dass er zu oft abgestürzt sei und einen Dachschaden davon getragen habe …”'' <ref>Heiner Stachelhaus: ''Joseph Beuys'', Düsseldorf 1991, S. 215</ref>


Im August 1981 reiste er mit seiner Familie mit einem Wohnmobil durch [[Polen]], um jene Orte, die er als junger Soldat schon kennengelernt hatte, zu besuchen. In [[Łódź]] überließ er dem Museum Sztuki 800 seiner Zeichnungen, Grafiken, Poster, Texte und Manifeste als Schenkung. Von Oktober bis Dezember 1981 fand die erste Beuys-Ausstellung in der [[DDR]] statt. In der [[Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der DDR|Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland]] in Ostberlin wurden Multiples aus der Sammlung Dr. Günter Ulbricht, Düsseldorf, gezeigt.
Durch seinen Flugzeugabsturz auf der Krim hatte er einen [[Schädelbasisbruch]] und einen Nasenbeinbruch erlitten. Dies war allerdings nicht der Grund, warum er einen Hut getragen hat. Schon als kleines Kind trug er gerne immer eine Kopfbedeckung.


Im Oktober 1982 führte er ein Gespräch mit dem [[Dalai Lama]] in Bonn. Organisiert wurde dieses Treffen von der Niederländerin Louwrien Wijers, die davon ausging, dass Beuys’ Vision, Politik zur Kunst zu machen, den Dalai Lama interessieren müsste. Das Gespräch, das eine Stunde dauerte, ist nicht publiziert und aufgezeichnet worden. Überliefert ist nur, dass fast ausschließlich Joseph Beuys gesprochen habe. Er habe dem Dalai Lama seine Vision einer „weltweiten [[Soziale Plastik|Sozialen Plastik]]“ unterbreitet. Darüberhinaus plante er den [[Volksrepublik China|Chinesen]], die 1959 [[Tibet]] okkupiert hatten, einen Wirtschaftsplan für Tibet vorzulegen. <ref>Joseph Beuys. Kunsthaus Zürich, Zürich 1994, S. 246</ref> Im Herbst 1982 hatte Beuys auf der [[Zeitgeist (Ausstellung)|Zeitgeist-Ausstellung]] im [[Martin-Gropius-Bau]] in Berlin ein bedeutendes Werkensemble mit dem Titel „''Hirschdenkmäler''“ ausgestellt. dessen Bestandteile in das Environment „''[[Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch]]''“ eingeflossen sind, das 1987 von der Stadt [[Frankfurt am Main]] erworben wurde und sich heute im [[Museum für Moderne Kunst|MMK]] befindet. Von der Hamburger Kulturbehörde erging im Frühjahr 1983 ein Planungsauftrag für die Spülfelder in [[Altenwerder]] an den Künstler, die heute als [[Containerterminal Altenwerder]] dienen. Beuys entwickelte ein Bepflanzungskonzept; das Projekt ''„[[Gesamtkunstwerk Freie und Hansestadt Hamburg]]“'' wurde schließlich im Juli 1984 vom Senat der Stadt Hamburg abgelehnt. <ref>Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: ''Joseph Beuys, Leben und Werk'', Köln 1981 (DuMont), S. 197</ref>
== Lebenswerk ==
=== Frühwerk ===
1984 wurden in [[Tokio]] zwei Ausstellungen eröffnet, die der mittlerweile gesundheitlich schwer angeschlagene Künstler selbst vorbereitete. Die eine fand vom 15. Mai bis 17. Juli 1984 in der Galerie Watari statt: „Joseph Beuys & [[Nam June Paik]]“; die andere mit Werken aus der Sammlung Ulbricht schloss sich vom 2. Juni bis 2. Juli 1984 im Seibu-Museum an. Die Stadt Bolognano ernannte Joseph Beuys im März 1984 zum Ehrenbürger. Beuys beteiligte sich mit der Installation ''Wirtschaftswerte'' (1980) an der Ausstellung [[von hier aus – Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf]] die von September bis Dezember 1984 stattfand.
Anfangs trat Beuys noch als traditioneller Bildhauer sowie als Zeichner und Maler in Erscheinung. Die frühen Arbeiten der 40er und 50er Jahre sind zumeist Mischtechniken aus [[Aquarell]], Bleistiftzeichnungen (oft Skizzen für Skulpturen) oder [[Gouache]]n. So finden sich unter seinen Zeichnungen mit zartem Strich skizzierte Frauenakte und Tierstudien, welche er meist unkorrigiert ließ; ferner finden sich abstrakte und experimentelle Mischtechniken bei denen Beuys gerne für die Kunst ungewöhnliche Materialien wie beispielsweise [[Beize]] oder [[Jod]] einsetzte. Die Zeichenkunst von Beuys hatte einen filigranen Duktus, manchmal glichen sie indes nur vereinfachten Portraitstudien, welche er Jahre später mit brauner Farbe übermalte. Manchmal malte er auch auf simplen Backpapier oder vorgefundenen Materialien.


[[Bild:BeuysAchberg85.jpg|thumb|250px|Joseph Beuys 1985]] Ende Mai 1985 erkrankte Joseph Beuys an einer [[Interstitium (Anatomie)|interstitiellen]] [[Pneumonie]]. Bei einem Genesungsaufenthalt in Neapel und auf [[Capri]] im September 1985 entstand die Skulptur ''Scala Libera'' (1985), sowie ein Prototyp der ''[[Capri-Batterie]]''. Kurz vor seinem Tod hielt der Künstler am 20. November 1985 mit ''„Sprechen über das eigene Land: Deutschland“'' eine Grundsatzrede in den [[Münchner Kammerspiele]]n. Er thematisierte dabei noch einmal seine Theorie, dass ''„jeder Mensch ein Künstler“'' sei. Die letzte von Joseph Beuys eingerichtete Installation, ''[[Palazzo Regale]]'', wurde von Dezember 1985 bis Mai 1986 im [[Museo di Capodimonte]] in Neapel gezeigt. Im Januar 1986 wurde ihm der angesehene [[Wilhelm Lehmbruck|Wilhelm-Lehmbruck]]-Preis der Stadt [[Duisburg]] verliehen. Elf Tage später, am 23. Januar 1986, verstarb Joseph Beuys mit 64 Jahren in seinem Atelier in Düsseldorf.
=== Fluxus und Aktionskunst ===
Der Kunstbegriff [[Fluxus]] wurde 1960 zum ersten Mal von dem litauisch/US-amerikanischen Künstler [[George Maciunas]] formuliert und entstammt eigentlich der Medizin; Fluxus bezeichnet eigentlich eine ''„fließende Darmentleerung”''. Aktionskunst und Happenings sind indes eine Kunsterscheinung der ausgehenden 50er Jahre und sollten ihren Höhepunkt in den 60er Jahren erreichen.


==Person Beuys==
Ab Anfang der [[1960er|60er]] Jahre wandte sich der Künstler Beuys von der klassischen Malerei und Bildhauerkunst ab und machte als Mitglied der neugegründeten Fluxus-Bewegung durch seine Beteiligung an den [[Neodadaismus|neodadaistischen]] Aktionen, von sich reden und polarisierte damit vehement die Öffentlichkeit. Joseph Beuys verschaffte sich mit seinen Aktionen zwar in kurzer Zeit internationales Ansehen und rangierte alsbald an erster Stelle der deutschen Kunstszene, dennoch löste er mit seinen Aktionen und Installationen heftige Kontroversen aus: Bei einer Aktion auf dem „Festival der neuen Kunst” in Aachen am 20. Juli 1964, wurde ihm von einem aufgebrachten Studenten die Nase blutig geschlagen; obwohl ihm hierbei das Blut herunterfloss bezog er den tätlichen Angriff spontan in seine Aktion mit ein und ergriff ein [[Kruzifix]] um es dem empörten Publikum demonstrativ vor die Nase zu halten und verteilte Schokoladenstückchen.
Die tägliche Anwesenheit in der Akademie, die Auskunftsfreude gegenüber Presse, Rundfunk und Fernsehen und die Schonungslosigkeit, mit der sich Beuys in seinen Kunstaktionen bis zum gesundheitlichen Raubbau zu präsentieren schien, prägten auch das Bild von der Person des Künstlers.
[[Bild:Hare.jpg|thumb|left|Hase|Der Hase war ein symbolisches Element in mehreren Werken von Beuys; z.&nbsp;B. bei der Aktion ''„[[wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt]]“'']]
Das Foto dieser Aktion kursierte alsbald in der deutschen Presselandschaft und schockierte das Bildungsbürgertum.<ref>[http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/specials/33178/index.html 3sat Kulturzeit]</ref>


An den Akademien war es in den 1960er Jahren keineswegs Sitte, dass der Lehrer den Studenten täglich zur Verfügung stand; das Prinzip, die eigene künstlerische Arbeit mit der Ausbildung der Studenten zu identifizieren, blieb auch später durchweg eine Ausnahme. Ausstellungen fanden in der Tagespresse gewöhnlich wenig Resonanz, die Gegenwartskunst hatte ihre Fachkreise und ihr begrenztes Galeriepublikum. Kataloge zeigten keine Fotos der Künstler. Kunstaktionen, wie das [[Happening]] Ende der 1960er Jahre, erlaubten der Presse und dem Fernsehen erstmals interessante Bilder auch in Schwarzweiß; die Kunstaktionen Joseph Beuys' gaben in ihren seinerzeit als ungewöhnlich bis ärgerniserregend empfundenen Formen Anlass <ref>Reinhard Ermen, ''Joseph Beuys'', Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 50f. u. 144</ref>, vor allem die Person des Künstlers ins Bild zu setzen. Nach der spektakulären Rheinüberquerung 1973 war auch die an sich wenig aufsehenerregende Kleidung des Künstlers, bestehend aus Jeans, weißem Hemd mit Anglerweste und Filzhut, zum Markenzeichen avanciert, das Beuys auch weiterhin nicht nur für die mediale Verbreitung seiner Ideen, sondern nach 1980 auch für seinen Auftritt auf der politischen Bühne einsetzte.
Während des 24-Stunden-Happenings am 5. Juni 1965 in der Wuppertaler Galerie Parnass brachte Beuys mit seiner Aktion ''und in uns ... unter uns ... landunter'' durch die Verwendung von der [[Arte povera]] zugehörigen Materialien wie [[Honig]], [[Fett]], [[Filz]] und [[Kupfer]] ein symbolträchtiges Dingvokabular für Energiespeicherung, Spannung und Kreativität künstlerisch zur Anschauung. Weitere Aktionen mit Titeln wie ''Eurasia'', ''mit Braunkreuz'', ''[[wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt]]'', 1965 und ''Manresa'' folgten. In der Aktion ''[[I like America and America likes Me]]'' im Jahre 1974 verbrachte Beuys drei Tage mit einem Kojoten. Diese Aktion begann mit dem Abflug in Düsseldorf und endete mit der Ankunft in Düsseldorf.
<!--Beuys als Kunstprofessor-->


Das nur schwer abzubildende Werk des Künstlers wurde ersetzt durch das Bild des ''Mannes mit dem Filzhut''. Die polarisierende Wirkung der Arbeiten übertrug sich auf die Wahrnehmung der Person. Die Kritiker sprachen von einem ''[[Scharlatan]]'' oder ''[[Schamanen]]'', begeisterte Anhänger hielten ihn für einen ''[[Leonardo da Vinci]]'' der Gegenwart. Die Fülle der Aussagen, die Beuys der Öffentlichkeit übermittelte, gaben ebenso hinreichend Anlass für Zuschreibungen seiner Person. Für seine Reflexionen zum Beispiel über ein zentrales Motiv der Kunst, den Tod, nannte man ihn einen ''[[Schmerzensmann]] der Kunst''. <ref>[[Abendzeitung (München)|Abendzeitung]], 13.02.1976; vgl. auch [[Bayerische Staatszeitung]], 26.10.1976; [[Münchner Merkur]], 28.01.1980</ref>
=== Der erweiterte Kunstbegriff und die soziale Plastik ===
[[Bild:Documenta_7_Free_International_University_1982.jpg|thumb|right|Der [[Erweiterter Kunstbegriff|erweiterte Kunstbegriff]] als wesensgemäßer Kapitalbegriff]]
Die Bezeichnung des „[[Erweiterter Kunstbegriff|Erweiterten Kunstbegriffs]]“ stammt nicht ursprünglich von Joseph Beuys, sondern reicht bis zum Dadaismus zurück und wurde als Begriff von dem Dadaisten Hugo Kersten geprägt und im Ansatz im Werk von [[Marcel Duchamp]] realisiert (wobei auch weitere [[Rezitation]]en von [[Hugo Ball]] und anderen Dadaisten hinzukommen). Die Auseinandersetzung von Beuys mit der „[[Anthroposophie]] [[Rudolf Steiner]]s“ führte schließlich im Rahmen seines eigenen Konzepts des [[Erweiterter Kunstbegriff|Erweiterten Kunstbegriffs]] zu Beuys Hauptwerk der [[Soziale Plastik|Sozialen Plastik]], in der er Ende der [[70er]] Jahre ein kreatives Mitgestalten an der Gesellschaft forderte und in der der Prozess des kreativen Denkens und politischen Handelns wichtiger wurde als das Herstellen eines materiellen Kunstobjekts/-produkts.
Er ging damit weit über das „[[Objet trouvé|Ready-Made]]” eines Marcel Duchamp hinaus. Beuys formulierte die Sätze: „Jeder Mensch ist ein Künstler“ und „Kunst = Kapital“ (als kontrapunktierender Kommentar zu [[Karl Marx]]). Zusammenfassend könnte banal als Basispunkt seiner Aussage gesagt werden: „Kunst ist für alle da“, womit Beuys eine bis heute viel diskutierte Grundsatzdiskussion entfachte, welche die Frage aufwirft: ''„Wo fängt Kunst an und wo hört sie auf?“''. In seinem anthroposophischen Ansatz erklärte er somit jeden Menschen zum Kunstwerk. Joseph Beuys trug die Lehren Steiners, speziell die Lehre von der [[Soziale Dreigliederung|Sozialen Dreigliederung]], immer wieder durch Vorträge in die Öffentlichkeit.


== Werk ==
Auch wurde die Aussage ''Jeder Mensch ist ein Künstler'' häufig missverstandenen und belächelt: Der Satz verneinte aber gar nicht unbedingt spezielle Begabungen etwa in der [[Malerei]] und stellte auch keine Anweisung an Jedermann dar, nun doch auch im klassischen Sinn künstlerisch tätig zu werden. Er meinte vielmehr, dass z.&nbsp;B. die [[Gesellschaft]], die [[Demokratie]] auch als [[Kunstwerk]] betrachtet werden kann, zu dessen Gelingen vor allem individuelle [[Spiritualität]], Offenheit, Kreativität und Phantasie notwendig sind&nbsp;– Einstellungen also, die eigentlich eher der Künstler gegenüber seinen Sujets hegt. Diese Eigenschaften und Fähigkeiten sprach er dann jedem Mensch zu. Er wendete sich damit auch gegen eine formalisierte, erstarrende Rollenverteilung in einer spezialisierten Gesellschaft, die der [[Kunst]] nur eine [[Nische]] zuweisen will.
Das umfangreiche Werk von Joseph Beuys umfasst im Wesentlichen vier Bereiche: Materielle Arbeiten im traditionellen künstlerischen Sinne (Malerei und Zeichnungen, Objekte und Installationen), die Aktionen, die Kunsttheorie mit Lehrtätigkeit, sowie auch seine sozial-politischen Aktivitäten.


=== Installationen und Objekte ===
=== Zeichnungen und Partituren ===
{| class="prettytable" style="float:right;margin-left:15px;margin-top:6px;margin-bottom:6px;width:290px"
: ''„Meine Objekte sind als Anregung zur Umwandlung der Idee von Skulptur oder von Kunst im Allgemeinen anzusehen … sie sollen Nachdenken provozieren, was eine Skulptur sein 'kann' und wie der Begriff des Gestaltens auf die unsichtbaren Materialien, die von jedermann verwendet werden, ausgeweitet werden kann.“''
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Zeichnungen und Partituren <small>(externe Weblinks)</small>
* <small>[http://www.moma.org/collection/browse_results.php?criteria=O%3AAD%3AE%3A540&page_number=4&template_id=1&sort_order=1 Girl in Conversation with a Seal (1955)]</small>
* <small>[http://www.kunstmuseumbasel.ch/galleryDetail/20-jahrhundert/beuys-joseph/04/show.html Elch mit Frau und Faunesse (1957)]</small>
* <small>[http://www.moma.org/collection/browse_results.php?criteria=O%3ADE%3AI%3A3%7CG%3AHO%3AE%3A1&page_number=22&template_id=1&sort_order=1 Untitled (Sun State) (1974)]</small>
* <small>[http://www.staedtische-galerie-erlangen.de/seiten/6_sammlung/bestand/seiten/beuys_minneapolis.htm Minneapolis Fragmente (1974/77)]</small>
* <small>[http://www.galerie-jan-wagner.de/BeuysBild09.html Kapital Planete (undatiert)]</small>
|}
Das zeichnerische Werk beinhaltet eine eigene Bildsprache und führte von der frühen Naturstudie bis hin zu den späten handschriftlichen Tafeldiagrammen, die er auch in seine Aktionen, Installationen und Diskussionsrunden miteinbezog.


In den frühen Zeichnungen der 40er und 50er Jahre verwendete Beuys zumeist Mischtechniken aus Aquarell und Bleistift. Darunter finden sich mit zartem Strich skizzierte Frauenakte und Tierstudien (zumeist hasen- oder hirschähnliche Wesen). In späteren Arbeiten setzte er sich inhaltlich mit Phänomenen der Erkenntnistheorie, der energetischen oder morphologischen Transformation auseinander, denen Entwürfe neuer sozialer Strukturen folgten.
[[Energie]], [[Licht]], [[Schall]] und [[Statik]] sind Hauptbestandteile in Beuys’ plastischen Werk. Beuys verstand seine Installationskunst, die oftmals auch als „Relikte” seiner Aktionen in seine Objekte einflossen, als „Energieträger” oder [[Induktor]]en. Den größten Teil seiner Plastiken und Objekte hatte der Künstler bereits Jahre zuvor in seinen umfangreichen Zeichnungen und Skizzen angelegt um sie später zu realisieren. Ähnliches gilt für sein malerisches Werk, welches allerdings geringeren Umfangs ist.


Seine zeichnerischen Arbeiten hatten anfangs meist einen filigranen Duktus, manchmal glichen die Zeichnungen vereinfachten Studien. Er fertigte sie gern auf alltäglichen, vorgefundenen Materialien an. Die nach 1964 entstandenen Arbeiten auf Papier verstand Beuys als sogenannte ‚Partituren‘. Sie standen in engem Zusammenhang mit den in den 60er und frühen 70er Jahren durchgeführten Aktionen, besaßen einen eher funktionalen Charakter und sind ''„im Sinne bildkünstlerischer Praxis als Vorarbeiten zum eigentlichen Werk zu verstehen.“'' <ref>Uwe M. Schneede: ''Ich mache mir eine Partitur, die enthält eigentlich keine Noten, sondern eher Begriffe'', in: ''Joseph Beuys: Zeichnungen'', Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 2006, S. 62</ref> Die bei seinen zahlreichen Vorträgen entstandenen Kreidezeichnungen auf Schultafeln, hatten gleichfalls den Charakter der ‚Partitur‘.
Die Installationen von Beuys sollten den Energiefluss von Leben und Tod assoziieren und evozieren, er verwendete in diesem Zusammenhang oft den Begriff ''„Hauptstrom”'' und gestand seinen Materialien, die zumeist aus Fundobjekten wie [[Assemblage]]n zusammengefügt waren, eine „innere Beseeltheit” im Sinne eines [[Teilhard de Chardin]] zu.


===Fluxus===
In seinem plastischen Werk experimentierte Beuys gern mit dem Fluss (Fluxus) der Gegensätze. Die elektrische [[Induktion]], symbolisiert durch Materialien wie beispielsweise Kupferplatten oder [[Batterie]]n oder den [[Schall]]; Energien die zugleich wieder, in Filz oder Fett gehüllt, isoliert werden. Ein Beispiel war das [[Multiple]] ''„Capri-Batterie”'' von 1985: Eine simple [[Glühbirne]], die von einer [[Zitrone]] als [[Elektrolyt]] mit Strom gespeist über Kupferdrähte zum Leuchten gebracht wurde. Sie induziert gleichzeitig Leben und Tod.
{| class="prettytable" style="float:right;margin-left:15px;margin-top:6px;margin-bottom:6px;width:290px"
[[Bild:sulfur powder.jpg|thumb|Schwefel in Pulverform]]
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Auf dem Zertifikat, welches dem Multiple beigelegt war, gab Beuys die humorvolle Empfehlung mit: ''„Nach 1000 Stunden Batterie auswechseln”''. Denn einerseits wünschte er sich immer frische, gelbe Zitronen, andererseits sollte die Zitrone weiter Strom erzeugen können. In allen Arbeiten von Joseph Beuys finden sich immer wieder Anspielungen auf die Genesung, die Heilung, aber stets auch auf das [[Memento Mori]] wie z.B. in dem [[Environment]] ''„ICH GLAUBE”'' von 1985, in dem er 19 Orangen in eine mit [[Schwefel]]pulver gefüllte Kiste legte, auch hier gab er die Anweisung die Orangen beständig durch neue Früchte auszutauschen.
Aktionen <small>(externe Weblinks)</small>
* <small>[http://www.track16.com/exhibitions/beuys/beuys1.html Titus Andronicus / Iphigenie (1969)]</small>
* <small>[http://www.tate.org.uk/modern/exhibitions/beuys/room4_lg2.shtm I like America and America likes me (1974)]</small>
* <small>[http://www.diacenter.org/ltproj/7000/dokumenta7.html 7000 Eichen (1982)]</small>
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Fluxus (lat. = das Fließen) bezeichnet in der Medizin auch eine ''„fließende Darmentleerung“'', womit die neue Kunstbewegung sich zur Provokation bekannte. Aktionskunst und [[Happening]]s waren eine Kunsterscheinung der ausgehenden 50er Jahre, die in den 1960er Jahren ihren Höhepunkt erreichten. Im Fluxus wirkten erstmals europäische und amerikanische Künstler in einer gemeinsamen Bewegung zusammen.


Die ersten Fluxusaktionen von Beuys fanden zunächst wenig Beachtung in der breiten Öffentlichkeit, dennoch schaffte es der Künstler mit seinen kontrovers diskutierten Aktionen und Installationen in kurzer Zeit internationales Ansehen zu erlangen und rangierte alsbald an erster Stelle der deutschen Kunstszene. Im Unterschied zum Happening bezog Beuys sein Publikum nicht direkt ein, verstand es aber, Publikumsreaktionen in seine Performances einzubinden: Bei einer Aktion auf dem „Festival der neuen Kunst“ in Aachen am 20. Juli 1964 wurde ihm von einem aufgebrachten Studenten die Nase blutig geschlagen; obwohl ihm hierbei das Blut herunterfloss, bezog er den tätlichen Angriff spontan in die Aktion mit ein und ergriff ein [[Kruzifix]], um es ''„dem empörten Publikum demonstrativ vor die Nase zu halten.“'' Ein Foto dieser Aktion kursierte bald in der deutschen Presselandschaft. <ref>Deutsche Lebensläufe: der Künstler Joseph Beuys [http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/specials/33178/index.html]</ref>
Oft finden sich [[Quecksilberthermometer]] in seinen Werken, bevorzugt auf Konzertflügeln platziert, um einen Zusammenhang zwischen akkustischem [[Tempus]] und der Temperatur zu assozieren, so in seinem Spätwerk ''„Plight”'' (en. „Misere/Notlage”) von 1985 (das er bereits 1958 konzipierte). Die Installation ''Plight'' bestand aus zwei [[Klaustrophobie|klaustrophobisch]] arrangierten Räumen welche von Beuys vollkommen mit Filzrollen ausgekleidet worden war (quasi schallgedämmt) und in denen sich nur ein Konzertflügel, auf dem sich eine Schultafel und ein Fieberthermometer befanden - wahrscheinlich in Anspielung auf das „[[Wohltemperiertes Klavier|wohltemperierte Klavier]]” von [[Johann Sebastian Bach|Bach]]. Das Werk wurde oft als [[Metapher]] auf die persönliche Situation des Künstlers, sowie als gesellschaftlicher Spiegel des „vom System gefangenen Menschen” interpretiert. <ref>Hugh Honour, John Fleming: ''Weltgeschichte der Kunst'', Seiten 629–631, Prestel Verlag München</ref>


Während der 24-Stunden-Aktion ''und in uns … unter uns … landunter'' im Juni 1965 in der Wuppertaler Galerie Parnass brachte er durch die Verwendung der ursprünglich der [[Arte povera]] zugehörigen Materialien Honig, Fett, Filz und Kupfer ein symbolträchtiges „Dingvokabular“ künstlerisch zur Anschauung, das er in dieser Aktion mit den Bedeutungen ''Energiespeicherung'', ''Spannung'' und ''Kreativität'' belegte . Weitere Aktionen mit Titeln wie ''EURASIA'' (1966), ''Manresa'' (1966) und ''[[Titus Andronicus / Iphigenie]]'' (1969) folgten. In der Aktion ''[[I like America and America likes Me]]'' im Jahr 1974 verbrachte Beuys drei Tage mit einem von nordamerikanischen Ureinwohnern als heilig verehrten Kojoten in den Räumen einer New Yorker Galerie.
Beuys letztes Environment sollte das „[[Palazzo Regale]]” werden, das er 1985 im ''Museo di Capodimonte'' in [[Neapel]] installierte. In der ehemaligen [[Bourbonen]]residenz platzierte Beuys zwei Glasvitrinen, die an den Wänden von sieben rechteckigen Messingtafeln begleitet wurden. Kunstkritiker haben ''„Palazzo Regale”'' als ein [[Testament]] des Künstlers gesehen.


Der Künstler plante seine Aktionen stets akribisch, machte im Vorfeld zahlreiche Partituren und notierte seine Ideen; dabei überließ er, trotz aller Spontaneität, nichts dem Zufall, was in dem Filmdokument ''[[EURASIENSTAB]]'' (Antwerpen 1968) deutlich wird: man sieht Beuys oft auf seine Armbanduhr schauen, um seine Handlungen genau mit der Orgelmusik des mitwirkenden Komponisten [[Henning Christiansen]] abzustimmen.
<!--In einem seiner letzten Interviews sagte Beuys (Auszug):


Mit der Planung und Umsetzung der Kasseler ''Stadtverwaldungs''-Aktion ''[[7000 Eichen]]'' verwirklichte Beuys eine soziale Kunst in Form eines ''Landschaftskunstwerks'', in dem Leben, Kunst, Politik und Gesellschaft eine Einheit bilden. Um mit dieser Aktion die Stadt Kassel zur documenta 7 tatsächlich begrünen zu können, musste er eine organisatorische Mammutaufgabe bewältigen. Im Laufe der Aktion machte er die Erfahrung, dass seine Sammler ihn bei der Finanzierung dieser Aktion nicht ausreichend unterstützten, obwohl sie bisher eine enorme Wertsteigerung seiner Werke erlebt hatten. Um tatsächlich die notwendigen 3,5 Millionen DM aufzubringen, ging Beuys soweit, in einem Werbespot der japanischen Whiskymarke ''Nikka'' aufzutreten. Der Satz: ''„Ich habe mich vergewissert, der Whisky war wirklich gut.“'' brachte allein 400.000 DM. Beuys kommentierte diesen Einsatz mit der Bemerkung: ''„Ich habe mein ganzes Leben lang geworben, aber man sollte sich mal dafür interessieren, wofür ich geworben habe.“'' <ref>zitiert nach: Reinhard Ermen: ''Joseph Beuys''; Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 114ff.</ref>
: „Mir geht es nicht um Macht im institutionellen Sinne oder, noch schlimmer, um ein monarchisches Prinzip, das heißt eine Sache, die mit dem 'Palazzo Regale', mit der Idee der staatlichen Herrschaft, zu tun hat...die Idee war in sehr vielen meiner vorhergehenden Arbeiten enthalten” <ref>Heiner Stachelhaus: ''Joseph Beuys'', Seite 201</ref>-->


Viele Kunstaktionen von Joseph Beuys wurden von Fotografen wie Gianfranco Gorgoni, Bernd Jansen, [[Ute Klophaus]] oder [[Lothar Wolleh]] im Bild festgehalten. Beuys verwendete diese Fotografien teilweise als [[Positiv (Fotografie)|positive]] sowie als [[Negativfilm|negative]] [[Reproduktion]]en für seine [[Multiple]]s. In späteren Fluxusaktionen setzte Beuys tonale und atonale Kompositionen und Geräuschcollagen ein. Er arbeitete mit Mikrophonen, Tonbandgeräten, [[Rückkopplung]]en, verschiedenen Musikinstrumenten und mit seiner eigenen Stimme. Auch arbeitete er dabei zusammen mit anderen Künstlern, zum Beispiiel mit Henning Christiansen, [[Nam June Paik]], [[Charlotte Moorman]] und [[Wolf Vostell]]. Besonders schätzte er den US-amerikanischen Komponisten und Künstler [[John Cage]]. <ref>Beuys in W.Sharp; An interview mit Joseph Beuys: in Artforum, Dez 1969, S.46; zitiert nach Jürgen Geisenberger, ''Joseph Beuys und die Musik'', Seite 30</ref> Es entstanden Werke wie ''Eurasia und 34. Satz der Sibirischen Synphonie'' mit dem Einleitungsmotiv der ''Kreuzesteilung'' (1966). In der Aktion ''...oder sollen wir es verändern'' (1969) spielte er Klavier und Henning Christiansen Violine. Beuys schluckte Hustensaft, während Christiansen ein Tonband mit Geräuschcollagen aus Stimmen, Vogelgesang, Sirenengeheul und anderen elektronischen Klängen abspielte.
<!--später mehr, rike 11.04 am 12.okt-->


=== Zusammenfassung ===
=== Installationen und Objekte ===
{| class="prettytable" style="float:right;margin-left:15px;margin-top:6px;margin-bottom:6px;width:290px"
Das Werk von Joseph Beuys beschäftigt sich kontinuierlich mit der Thematik der [[Therapie]], der Heilung und Genesung. Er bezieht hierbei sich und die Gesellschaft in sein Werk ein. Beuys suchte in seinen Arbeiten mutmaßlich die Schnittstelle zwischen Leben und Tod und konfrontierte somit sein Publikum und die Öffentlichkeit mit „unangenehmen” Sinneserfahrungen. Er spielte in seinen Arbeiten, die oft auch zweideutig humorvoll gedacht waren, sowohl mit [[Ästhetik]] als auch mit Ekel; dies reflektiert sein Konzept einer fließenden Energie. Energie endet letztlich in Wärme (symbolisiert durch Filz und Fett) und kann in keine andere Energieform zurückverwandelt werden. Am Ende steht das Leben, welches erst mit dem Sterben anderer Energien begann: Die Heilung. Das Spätwerk des von Krankheit gezeichneten Beuys beschäftigte sich zunehmend mit dieser Thematik, wurde düsterer und symbolisierte damit wahrscheinlich seinen eigenen schwindenden „Energiezustand”.
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Installationen und Objekte <small>(externe Weblinks)</small>
* <small>[http://www.staatsgalerie.de/gemaeldeundskulpturen/n45_rundg.php?id=7 Kreuzigung (1961-63)]</small>
* <small>[http://www.nrw-museum.de/output/controller.aspx?cid=101&detail=2&detail2=39 Rostecke (1963)]</small>
* <small>[http://www.kunstmuseumbasel.ch/galleryDetail/20-jahrhundert/beuys-joseph/02/show.html Schneefall (1965)]</small>
* <small>[http://www.nationalgalleries.org/collections/artist_search.php?objectId=68709 Sled (1969)]</small>
* <small>[http://www.nationalgalleries.org/collections/artist_search.php?objectId=249 Three Pots for the Poorhouse (1974)]</small>
* <small>[http://www.museum-kassel.de/index_navi.php?parent=1665 The Pack (das Rudel) (1976)]</small>
* <small>[http://www.kunstmuseumbasel.ch/galleryDetail/20-jahrhundert/beuys-joseph/01/show.html Feuerstätte II (1978–1979)]</small>
* <small>[http://www.guggenheimcollection.org/site/artist_work_lg_17_2.html Terremoto (1981)]</small>
* <small>[http://www.smb.spk-berlin.de/hbf/vg/s1.html Das Ende des 20. Jahrhunderts (1982-83)]</small>
* <small>[http://www.guggenheimcollection.org/site/artist_work_md_17_13.html F.I.U.: The Defense of Nature (1983–85)]</small>
|}


Etliche Objekte der Beuys’schen Installationen sind Überbleibsel seiner Aktionen. Er verstand seine Installationskunst als eine Transformation der Idee – als einen Gedanken, der in einen „Energieträger“ oder [[Induktor]] plastisch dargestellt wird und den Betrachter herausfordernd oder provozierend zum Nachdenken anregen sollte.
<!--==Einflüsse und Inspirationen==


:''„Meine Objekte müssen als Anregungen zur Umsetzung der Idee des Plastischen verstanden werden. Sie wollen Gedanken darüber provozieren, was Plastik sein kann und wie das Konzept der Plastik sein kann und wie das Konzept der Plastik auf die unsichtbaren Substanzen ausgedehnt und von jedem verwendet werden kann.“'' <ref>Tobias Wall: ''Das unmögliche Museum'' (Dissertation), S. 155 [http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=971858411&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=971858411.pdf]</ref>
Anthroposophie etc-->
Den größten Teil seiner Plastiken und Objekte hatte der Künstler bereits Jahre zuvor in seinen umfangreichen Zeichnungen und Partituren angelegt, um sie später zu realisieren. Ähnliches gilt für sein malerisches Werk, welches allerdings geringeren Umfangs ist.


[[Image:Beuys Briefmarke 2.jpg|thumb|left|Joseph-Beuys-Briefmarke (1993): ''Lagerplatz'' (1962−1966), [[Museum Abteiberg|Städtisches Museum Abteiberg]], Mönchengladbach]]
<!--hier kommt immer kommt noch mehr, hendrike sonntag 08.okt.2006-->
<!--Beuys und die Musik?--> <!-- Oh, ja Beuys und die Musik ist sehr gut, Grüße, Zita -->


In mehreren Werken finden sich [[Quecksilberthermometer]], z. B. auf Konzertflügeln platziert, um einen Zusammenhang zwischen akustischem [[Tempus]] und der Temperatur zu assoziieren, so in seinem Spätwerk ''[[Plight]]'' (deutsch: „Notlage“) von 1985 (das er bereits 1958 konzipierte). Die Installation ''Plight'' bestand aus zwei [[Klaustrophobie|klaustrophobisch]] arrangierten Räumen, die von Beuys vollkommen mit Filzrollen ausgekleidet worden waren, (quasi schallgedämmt), und in denen nur ein Konzertflügel aufgestellt war, auf diesem eine Schultafel und ein Fieberthermometer – wahrscheinlich in Anspielung auf das „[[Wohltemperiertes Klavier|wohltemperierte Klavier]]“ von [[Johann Sebastian Bach|Bach]].
==Beuys und die Politik==<!--wird auch noch ergänzt, hendrike 19.11.2006-->


Beuys’ letzte Installation sollte das ''[[Palazzo Regale]]'' werden, das er 1985 im [[Museo di Capodimonte]] in [[Neapel]] installierte. In der ehemaligen [[Bourbonen]]residenz platzierte Beuys zwei Messingvitrinen, die an den Wänden von sieben rechteckigen Messingtafeln begleitet wurden. Der Titel spielt an auf den ''Palazzo Reale'', dem ehemaligen Palast der Vizekönige im Zentrum Neapels.
Beuys [[Gestaltung|gestalterisches]] Handeln bezog sich auf den freien Menschen und den Menschen als Natur- und Gesellschaftswesen; es war politisch gerichtet, aber in gewisser Weise auch anarchisch. 1967, wenige Tage nach dem Tod des Studenten [[Benno Ohnesorg]], gründete Beuys am 22. Juni die „Deutsche Studentenpartei“. Im Protokoll der Gründungsversammlung, verfaßt von [[Johannes Stüttgen]], hieß es, daß diese unter Vorsitz von Prof. Joseph Beuys stattfand. An der Versammlung nahmen Studenten und Journalisten teil. Das wesentliche Anliegen dieser [[Partei]] war die Erziehung aller Menschen zur geistigen Mündigkeit. Sie wurde vor allem angesichts der akuten Bedrohung durch den [[Materialismus]], der ideenlosen [[Politik]] und der damit verbundenen Stagnation gefordert. Die „Studentenpartei“ hatte sich zum [[Grundgesetz]] in seiner „reinen Form“ bekannt. Ziele waren, absolute Waffenlosigkeit, ein geeinigtes [[Europa]], die Selbstverwaltung autonomer Glieder wie [[Recht]], [[Kultur]], [[Wirtschaft]], Erarbeitung neuer Gesichtspunkte zur [[Erziehung]], [[Lehre]], [[Forschung]], die Auflösung der Abhängigkeit von Ost und West. Am 23. Juni fand eine „öffentliche Erläuterung“ der DSP durch Joseph Beuys mit etwa 200 Studenten, Journalisten und den ASTA-Vorsitzenden auf der Akademiewiese statt. Am 24. Juni trug sich die DSP in das Vereinsregister ein.


=== Multiples ===
1970, am 2. März, benannte Beuys die „[[Deutsche Studentenpartei]]“ um in „Organisation der [[Nichtwähler]], Freie Volksabstimmung.” Absicht war die Beschränkung auf Studenten aufzulösen. Ziele waren: Ausweitung der politischen Aktivitäten auf alle Gesellschaftsgruppen, die Bewußtseins- und Handlungsstrukturen der Gesellschaft zu analysieren. Durch die gewonnenen Erkenntnisse sollten die Menschen im Sinne der „plastischen Theorie“ in einen pädagogischen Prozess für zentrale individuelle und gesellschaftliche Veränderungsmöglichkeiten gewonnen werden.
{| class="prettytable" style="float:right;margin-left:15px;margin-top:6px;margin-bottom:6px;width:290px"
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Multiples <small>(externe Weblinks)</small>
* <small>[http://collections.walkerart.org/item/object/7862 Evervess II 1 (1968)]</small>
* <small>[http://www.nrw-museum.de/output/controller.aspx?cid=101&detail=2&detail2=38 I a gebratene Fischgräte (Hering) (1970)]</small>
* <small>[http://www.ifa.de/kunst/fluxus/ebeuys.htm Ich kenne kein Weekend (1972)]</small>
* <small>[http://www.staedtische-galerie-erlangen.de/seiten/6_sammlung/bestand/seiten/beuys_tel_e-s.htm Telephon E–––S (1974)]</small>
* <small>[http://www.nrw-museum.de/output/controller.aspx?cid=101&detail=2&detail2=37 Vino F.I.U. (1983)]</small>
|}


Joseph Beuys hat in seinen seriell hergestellten [[Liste der Multiples von Joseph Beuys|Multiple]]s ''„mit ihren künstlerischen soziologischen und ökonomischen Aspekten ein geeignetes Medium für seine Kunst gesehen“'' <ref>Jörg Schellmann(Hrsg.): ''Joseph Beuys: Die Multiples''. Werkverzeichnis der Auflagenobjekte und Druckgraphik, Edition Schellmann, München/ New York 1997, S. 29</ref> Das als Auflage hergestellte Kunstobjekt machte er zum Träger und Vehikel seiner Ideen. Durch die serielle Ausfertigung des jeweiligen Kunstobjekts beabsichtigte er, einen größeren Kreis von Menschen zu erreichen.
Vom 30. Juni bis 8. Oktober 1972 zur „documenta 5“ war Beuys mit seinem Informationsbüro „Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“ vertreten und dies täglich für die Dauer der Documenta, also 100 Tage. Er diskutierte mit den Besuchern über die Idee der direkten Demokratie durch Volksabstimmung und ihre Möglichkeiten der Verwirklichung. Auf dem Schreibtisch des Informationsbüros stand stets eine langstielige [[Rose]]. Anhand der Rose erklärte Beuys den Besuchern das Verhältnis von [[Evolution]] und [[Revolution]], was für ihn bedeutete, das die Rose ein Bild eines evolutionären Prozesses zum revolutionären Ziel sei, denn die Blüte der Rose ist eine Revolution in bezug auf ihre Entstehung: „''Diese Blüte kommt nicht ruckartig zustande, sondern nur aufgrund eines organischen Wachstumsvorganges, der so angelegt ist, daß die Blüten keimhaft veranlagt sind in den grünen Blättern und aus diesen ausgebildet werden ... So ist die Blüte in bezug auf die Blätter und den Stil eine Revolution, obwohl sie in der organischen Umwandlung gewachsen ist, die Rose wird als Blüte nur möglich durch diese organische Evolution.''“


In diesem Werkkomplex experimentierte Beuys mit der [[Polarität (Physik)|Polarität]], in den sogenannten ''Gegenbildern'': Die elektrische [[Induktion (Elektrotechnik)|Induktion]], symbolisiert durch Materialien wie beispielsweise Kupferplatten oder [[Batterie]]n veranschaulichte er Energien, die zugleich wieder, in Filz oder Fett gehüllt, isoliert wurden. Ein Beispiel dafür ist das [[Multiple]] ''[[Capri-Batterie]]'' aus dem Jahr 1985. Oft verwendete er zudem Fotografien seiner Aktionen in diesen Multiples, übermalte sie oder ordnete die Bilder, oft mit Kreuzen oder anderen Übermalungen versehen, in Kästen an, was teilweise kongruent mit den [[Polaroid]]s von Andy Warhols Multiples zu vergleichen ist.
1976 wurde er Spitzenkandidat der [[Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher]] (AUD) bei den Bundestagswahlen in NRW und erhielt in seinem Wahlkreis Düsseldorf-Oberkassel 600 Stimmen (3 %). 1980 ging die AUD in der neu gegründeten Partei [[Bündnis 90/Die Grünen|Die Grünen]] auf.


=== Erweiterung des Kunstbegriffs ===
==== Beuys Entlassung (Der Fall Beuys) ====
[[Naturwissenschaft|Naturwissenschaftliche]] und [[Zoologie|zoologische]] Studien führten Joseph Beuys Ende der 1960er Jahre zu erheblichen Bedenken gegen ein, wie er meinte, zu einseitiges Kunst- und Wissenschaftsverständnis und zu der Ansicht, dass der gängige Erfahrungssatz zur [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretischen]] Begründung, so wie sie die klassische Naturwissenschaft sieht, nicht ausreichte. Nach Beuys war ''„Der Erweiterte Kunstbegriff [..] das Ziel des Weges von der traditionellen (Moderne Kunst) zur anthropologischen Kunst.“'' <ref>Eva, Wenzel und Jessyka Beuys: ''Joseph Beuys, Block Beuys'', München 1990 (Schirmer/Mosel), S. 270</ref>
Nachdem Beuys mit abgewiesenen Studenten 1972 das Sekretariat der Kunstakademie Düsseldorf besetzt hatte (wie schon 1971 mit 15 Studenten erfolgreich praktiziert), sprach der damalige Minister für Wissenschaft und Forschung, [[Johannes Rau]], die fristlose [[Kündigung]] aus. Beuys musste zusammen mit seinen Studenten und von Polizisten begleitet die Akademie verlassen. Rau gab am 11. Oktober 1972 eine Pressekonferenz zum „Fall Beuys” und nannte die Entlassung ''„das letzte Glied in einer Kette ständiger Konfrontationen“''. Im Anschluss erklärten sich viele Künstlerkollegen (u.&nbsp;a. [[Heinrich Böll]], [[David Hockney]], [[Günther Uecker]] u.&nbsp;v.&nbsp;a.) mit Beuys solidarisch und forderten in einem [[Offener Brief|Offenen Brief]] die Wiedereinsetzung eines der bedeutendsten Künstlers der deutschen Nachkriegszeit. Beuys indes akzeptierte die Entlassung nicht und leitete mit einer Klage gegen das Land [[Nordrhein-Westfalen]] rechtliche Schritte ein.


Beuys kam zu der Erkenntnis, dass die Begriffe ''Kunst'' und ''Wissenschaft'' in der Gedankenentwicklung des [[Abendland]]es einander [[diametral]] entgegenstehen und dass diese Tatsache Anlass sei, nach einer Auflösung dieser Polarisierung in der Anschauung zu suchen. <ref>Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: ''Joseph Beuys, Leben und Werk'', Köln 1981 (DuMont), S. 42</ref> Die Auseinandersetzung mit der [[Anthroposophie]] [[Rudolf Steiner]]s führte schließlich zu seinem Konzept eines erweiterten Kunstbegriffs und einer „Sozialen Plastik“, unter der er eine kreative Mitgestaltung an der Gesellschaft durch die Kunst verstand.
Nach einem jahrelangem Rechtsstreit wurde die Entlassung 1978 vor dem Bundesarbeitsgericht in Kassel letztlich für ungültig erklärt.


Ende 1972 trat Beuys der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] als Mitglied bei. Seinen Mitgliedsbeitrag bezahlte er jedoch nie, weshalb die Gesellschaft ihn wieder ausschloss. <ref>Reinhard Ermen: ''Joseph Beuys'', Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 37</ref>
==== Beteiligung an politischen Aktionen ====
[[Bild:FridericianumBeuys_kasselgalerie_de.jpg|thumb|[[7000 Eichen]], Kassel, erste gepflanzte Eiche vor dem Museum Fridericianum bei Nacht]]
Im Jahr 1979 kandidierte Beuys für das [[Europaparlament]] als Direktkandidat für „Die Grünen“ und 1980 für „Die Grünen“ im [[Landtag]] von [[Nordrhein-Westfalen]], doch konnte er seine eigenen politischen Vorstellungen bei den Grünen nicht durchsetzen. Im Laufe seiner Arbeit hatte Beuys eine Reihe von politischen Organisationen begründet, wovon die „Freie Internationale Universität“ (F.I.U.), entstanden anlässlich der documenta 6, auch nach seinem Tod aktiv betrieben wurde, u.&nbsp;a. in der Düsseldorfer Kunstakademie.


==== Soziale Skulptur ====
1982 - während der Endphase des internationalen [[Kalter Krieg|Wettrüstens]]&nbsp;– trat er auch als Politsänger mit dem Lied ''Sonne statt Reagan'' [http://ubu.wfmu.org/video/Beuys-Joseph_Sonne-Statt-Reagan_1982.mov (.mov-Datei)] auf.
[[Bild:BeuysAchberg78.jpg|thumb|250px|Joseph Beuys: Vortrag „''Jeder Mensch ein Künstler - Auf dem Weg zur Freiheitsgestalt des sozialen Organismus''“, [[Achberg]] 1978]] Eine Skulptur war für Beuys mehr als eine dreidimensionale Arbeit, vielmehr sah er sie als ''„[...] eine Kräftekonstellation [...], die sich zusammensetzt aus unbestimmten chaotischen, ungerichteten Energien, einem kristallinen Formprinzip und einem vermittelnden Bewegungsprinzip.“'' Dem Pol der Wärme, der chaotischen Energie, ordnete er den Pol der Kälte, das kristalline Formprinzip, zu. Für Beuys waren diese beiden Pole eine Energie, die den jeweiligen Pol in sein Gegenteil zu transformieren in der Lage sei. Wärme und Kälte sind nach Beuys ''„überräumliche plastische Prinzipien.“'' Seine ''„Plastische Theorie“'' entwickelte er während seiner Studien zu den Romantikern [[Novalis]], [[Philipp Otto Runge]], sowie auch zu Rudolf Steiner. Er übertrug damit ein plastische Prinzip der Erschaffung einer erkaltenden ''Form'' durch den Eingriff des Bildhauers (''Bewegung'') in das heiße, warme und sich im Zustand des ''Chaos'' befindlichen Rohmaterials in eine Theorie des kreativen Schaffens. Indem er dieses Gestaltungsprinzip auf das gesellschaftliche Miteinander transformierte, unternahm Beuys den Versuch, der aus seiner Sicht im Materialismus erkrankten westlichen Welt zur Neuorientierung zu bewegen; mit Hilfe dieses Denkansatzes sollte eine ''„neue soziale und demokratische Lebensform“'' entwickelt werden. Dieser neue soziale Organismus war für Beuys ein Kunstwerk, das er die die „Soziale Skulptur“ (oder zuweilen auch: die „soziale Plastik“) nannte. Alle Menschen, die an diesem neuen Gesellschaftssystem arbeiteten, seien ''„Mitglieder an der lebendigen Substanz dieser Welt.“'' <ref>Kunsthaus Zürich: Joseph Beuys, Zürich 1994, S. 278</ref>


==Rezeption im Kunstbetrieb==
== Sammlungen ==
Im [[Kreis Kleve]], in dem er von 1956 bis 1967 auf dem Bauernhof seiner Freunde, der Brüder van der Grinten gelebt hatte, befindet sich heute eine der größten Sammlungen seiner Arbeiten. Hier ist das Museum im [[Schloss Moyland]] in der Gemeinde [[Bedburg-Hau]] zu nennen. Dort befindet sich auch das ''Joseph Beuys Archiv des Landes Nordrhein-Westfalen'' (ein Institut der Kunstakademie Düsseldorf). Aber auch im heutigen Museum Kurhaus [[Kleve]], dessen Räumlichkeiten Beuys von 1957 bis 1964 als Atelier genutzt hatte, finden sich viele seiner Werke. Eine umfangreiche Sammlung von Skizzen und Zeichnungen findet sich in der Sammlung des Verlegers Lothar Schirmer.<ref>Schirmer/Mosel: ''„Von Beuys bis Cindy Sherman, Sammlung Lothar Schirmer”''</ref> Ferner befinden sich große Werkkomplexe im [[Block Beuys]] in Darmstadt, im [[Kunstmuseum Bonn]] sowie in der [[Kunstsammlung NRW]] in Düsseldorf, im [[Museum Ludwig]] in Köln, im Staedel, Frankfurt, im [[Hamburger Bahnhof]] in Berlin (hier ist auch das [[Joseph Beuys Medien-Archiv]] beheimatet); überdies in der Staatlichen Sammlung in Kassel, im [[Centre Pompidou]] in Paris, sowie im [[Museum of Modern Art|MoMA]], New York in [[Chicago]] und [[Minneapolis]], [[Tokio]] und weltweit in vielen weiteren Museen und Galerien.


<small>''Der Abschnitt behandelt zeitgenössische Reaktionen im Kunstbetrieb; zur kunsthistorischen Werkrezeption siehe [[Joseph Beuys/Rezeption]]''</small>
== Werke ==
==== Aktionen (Auswahl) ====
*1963: ''FESTUM FLUXORUM FLUXUS - Musik und Antimusik - Das instrumentale Theater'', [[Kunstakademie Düsseldorf]], (2.-3.02.1963); Beuys vertreten mit: ''Fluxus Sibirische Synphonie 1. Satz'', (2.02); ''Komposition für 2 Musikanten'', (3.02)
*1964: ''DER CHEF THE CHIEF'' Fluxus Gesang / [[Wolf Vostell]]: ''BUSSTOP'', Billed Huggersalen Charlottenburg, Kopenhagen, (30.08)
*1965: ''[[wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt]]'', Galerie Schmela, Düsseldorf (26.11)
*1965: ''24 Stunden'', Joseph Beuys: ''und in uns ... unter uns ... landunter'', weitere Beteiligte Künstler sind [[Bazon Brock]], [[Charlotte Moorman]], [[Nam June Paik]], Eckart Rahn, Tomas Schmit und [[Wolf Vostell]], Galerie Parnass, Wuppertal (5.6)
*1968: ''EURASIENSTAB'', 82 min fluxorum organum, zusammen mit Henning Christiansen, (9.02.)
*1971: ''Celtic+~'', Zivilschutzräume beim Stadion St. Jakob, Basel, zusammen mit Henning Christansen, (05.04.)
*1974: ''[[I like America and America likes Me]]'', [[René Block|René Block Gallery]], New York City, (23.–25.05)


=== Kunstkritik ===
Siehe auch [[Liste der Kunstaktionen von Joseph Beuys]].
In den 1980er Jahren wurde Beuys' Verarbeitung des Nationalsozialismus ein wichtiges Thema unter den Kunsthistorikern in den USA. Unter anderen widersprachen Benjamin Buchloh, Thomas McEvilley, Frank Gieseke und Albert Markert der insbesondere in Joseph Beuys’ Umkreis vorherrschenden Meinung, dieser habe als einziger Künstler seiner Generation die Nazizeit nicht verdrängt. Buchloh sah insbesondere in der Selbststilisierung und der eigenen Mythenbildung des Künstlers, die zum Beispiel Beuys' Gebrauch von Filz mit dem den Flugzeugabsturz der Stuka über der Krim im Zweiten Weltkrieg verbrämte, als einen Ansatz ebenso wie ein Zeichen dafür, dass der Künstler sich den Verdrängungsprozessen der Nachkriegszeit angeschlossen und sich mit deren deren „neurotischen Konditionen arrangiert“ habe.


Der amerikanische Kunstkritiker Donald Kuspit vertat hingegen den Standpunkt, dass Beuys vielmehr seine Erfahrungen in seinem Werk nicht nur verarbeitet, sondern auch ins Positive gewendet habe; er deutete deshalb die von Beuys selbst initiierte Mythisierung seines Lebenslaufs nicht als Verfälschung, sondern als eine bewusste Umdeutung mit dem Ziel, sich der eigenen Erinnerung zu vergewissern. Kuspit befand, dass der Künstler in seiner Form der Verarbeitung dem Publikum, gleichsam stellvertretend für die Deutschen, eine kreative Haltung für den Umgang mit der eigenen Geschichte vorführte. <ref>Zu dem amerikanischen Kunsthistorikerstreit vergl.: Nicole Fritz: „Bewohnte Mythen – Joseph Beuys und der Aberglaube“ (Dissertation), Tübingen 2002 [http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=971580715&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=971580715.pdf]; die Zitate stammen aus dieser Puiblikation.</ref>
==== Environments (Auswahl) ====
*1961−1967: ''BARRAQUE D'DULL ODDE'' - Kaiser Wilhelm Museum, Krefeld
*1961−1976: ''Straßenbahnhaltestelle/ Tram Stop'' - Deutscher Pavillon, 37. Biennale Venedig, 1976
*1971: ''Voglio vedere i miei montagne'' - Stedelijk van Abbe Museum, Eindhoven
*1974−1975: ''[[Zeige Deine Wunde]]'' - Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 1980
*1970−1977: ''DAS KAPITAL RAUM 1970−1977'' - 39. Biennale Venedig, 1980
*1974−1977: ''RICHTKRÄFTE'' - Hamburger Bahnhof, Berlin
*1977: ''[[Honigpumpe am Arbeitsplatz]]'' - auf der [[Documenta 6]] in Kassel
*1978: ''Feuerstätte II'' - Kunstmuseum Basel
*1982: ''[[Block Beuys]]'' - Hessisches Landesmuseum Darmstadt
*1982: ''[[7000 Eichen]] - Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung'' (Kassel)
*1985: ''Plight'', 1958-1985 - in der Anthony d'Offay Gallery, London, Oktober-November
*1958−1985: ''Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch'', - [[Museum für Moderne Kunst]] (MMK), Frankfurt
*1985: ''[[Palazzo Regale]]'' - Kunstsammlung NRW, Düsseldorf, Erstinstallation im Schloss Capodimonte in Neapel, Dezember 1985


Den kommerziellen Erfolg der 1970er und 1980er Jahre nahm der Kunstkritiker [[Hans Platschek]] zum Anlass, die Ernsthaftigkeit des politischen Anspruchs der Beuys’schen „[[Soziale Plastik|Sozialen Plastik]]“ in Frage zu stellen. Platschek hielt Beuys in seinem Buch ''„Über die Dummheit in der Malerei“'' vor, ''„soziale Verhältnisse nur für seine Zwecke zu instrumentalisieren und tatsächlich den kapitalistischen Kunstmarkt besonders gut mit einem metaphysisch aufgeladenen Angebot zu bedienen.“'' Beuys spreche, so Platschek, mit Erfolg vornehmlich ein saturiertes bürgerliche Publikum an. ''„Er liefert, Metaphysiker im Supermarkt, das Überirdische frei Haus.“'' Mit seinem ''„Ansinnen, politische Zustände als Magie, die Warenwelt als Stilleben und soziale Verhältnise als Bastelmaterial zu nehmen“'' habe Beuys, ein Bedürfnis nach vermeintlicher Tiefsinnigkeit bedienend'' „im Westen auf den Märkten Furore gemacht.“'' <ref>J. Hans Platschek: ''Über die Dummheit in der Malerei'' (Suhrkamp) 1984, S. 83 ff. </ref>
==== Skulpturen (Auswahl) ====
*1945−1951: ''Torso''; Gips, Eisen, Gaze, Blei, Ölfarbe auf Bildhauermodellierfuß
*1952: ''Brunnen''; Edelstahl, 50 m Gummischlauch
*1954−1958: ''Grauballemann''; Kupfer, Eisen, Asphalt - ''Block Beuys'', Hessisches Landesmuseum Darmstadt
*1954−1959: ''Sybilla''; Bronze - ''Block Beuys'', Hessisches Landesmuseum Darmstadt
*1961: ''Die Hörner''; Hörner eines afrikanischen Nashorns, Kunststoffschläuche, rostrot bemalt - Privatsammlung
*1963: ''Der Unbesiegbare''; Sperrholzplatte, Knetmasse, Bleisoldat - ''Block Beuys'', Hessisches Landesmuseum Darmstadt
*1964: ''Stuhl mit Fett''; Holzstuhl, Fett, Wachs, Metalldraht - ''Block Beuys'', Hessisches Landesmuseum Darmstadt
*1965: ''Schneefall''; Holz, Filz - ''Block Beuys'', Hessisches Landesmuseum Darmstadt
*1966: ''Infiltration Homogen für Konzertflügel'', Piano, Filz - Centre Georges Pompidou, Paris
*1969: ''PLASTISCHER FUSS - ELASTISCHER FUSS''
*1969: ''The pack (das Rudel)''; Volkswagenbus mit 20 Schlitten, jeder Schlitten mit Filzrolle, Fett und Taschenlampe - Kassel, Neue Galerie
*1970: ''Filzanzug''; Filz
*1977: ''Unschlitt/ Tallow'', Talg - Hamburger Bahnhof, Berlin
*1982: ''[[Fettecke]]''; Fett - Kunstakademie Düsseldorf


==== Schriften ====
=== Kunstmarkt ===
Zeitlich parallel zu den Jahren der Beuys’schen Lehrtätigkeit an der Düsseldorfer Kunstakademie (1966–1969) wuchs seine Bedeutung auf dem Kunstmarkt. Auslöser hierfür war der international beachtete Ankauf des kompletten Mönchengladbacher Beuysbestandes durch [[Karl Ströher]]. Dieser hatte parallel eine wertvolle Sammlung von [[Expressionismus|Expressionisten]] und informeller Nachkriegsmalerei verkauft, um mit dem Erlös nicht nur den Beuysbestand, sondern auch den Ankauf einer renommierten [[Popart]]-Sammlung zu finanzieren. Mit diesem Coup hatten die Medien ein geeignetes Thema gefunden, neben dem amerikanischen Superstar [[Andy Warhol|Warhol]] konnte sich als europäischer Gegenpart Joseph Beuys etablieren. Die Preise auf den Kunstmessen stiegen schließlich 1969 rasant an. In der Folge belegte Beuys 1973 im [[Kunstkompass]], einer Weltrangliste der 100 bedeutendsten Gegenwartskünstler, den vierten Platz, vor [[Yves Klein]]. 1974 bis 1976 den fünften Platz. 1971 und 1978 den Zweiten und 1979 sowie 1980 den ersten Platz, jeweils vor [[Robert Rauschenberg]] und Andy Warhol. <ref>W. Bongard (Hrsg): ''art aktuell. Vetrauliche Informationen über den Kunstmarkt'', Köln und ''Kunstkompass'' der Zeitschrift [http://www.capital.de/guide/kunstkompass/100001645.html?nv=smart Capital]</ref>
* ''Ein kurzes erstes Bild von dem konkreten Wirkungsfelde der Sozialen Kunst,'' ISBN 3928780158
* ''Sprechen über Deutschland,'' ISBN 392878014X
* ''Joseph Beuys in America: Energy Plan for the Western Man,'' ISBN 156858007X
* ''Mein Dank an Lehmbruck. Eine Rede,'' ISBN 3829602251


== Politische Aktivitäten (1967–1986) ==
== Ehrungen ==
Für Joseph Beuys war [[Gestaltung|gestalterisches]] und [[Politik|politisches]] Handeln mit seiner Vorstellung vom freien Menschen und dem Menschen als Natur- und Gesellschaftswesen verbunden. Seine gesellschaftspolitischen Aktivitäten zielten seit 1971 auf die Bildungspolitik, mit dem Ziel eine Altermative zu den staatlichen Ausbildungssituationen zu schaffen. <ref>F.-J. Verspohl in: ''Saur, Allgemeines Künstlerlexikon, Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker'', Bnd. 10, München/ Leipzig 1995 (K.G. Saur), S. 297</ref> Er war gegen einen Privat- und [[Staatskapitalismus]], vielmehr für einen freien und demokratischen [[Sozialismus]]. Er setzte sich zugleich gegen den sozialistischen Klassenbegriff ab: ''„Ich kann mit dem Klassenbegriff nicht arbeiten, [...] es geht um den Menschenbegriff.“'' <ref>Reinhard Ermen: ''Joseph Beuys'', Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 80</ref> Seine Kunst war für ihn Befreiungspolitik. <ref>Harlan, Rappmann, Schata, Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys, S.107 zitiert ''Kann Plastik die Welt verändern?'' Wilfried Wiegand in FAZ, Frankfurt 2.2.1971</ref> Die Wirkung des politischen Engagements von Beuys blieb umstritten. [[Rudi Dutschke]] notierte in seinem Tagebuch ''„Joseph war glänzend in der Kunst und unwissend in der Ökonomie.“'' <ref>Reinhard Ermen: ''Joseph Beuys'', Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 121</ref>
* 1976: Doctor of Fine Arts honoris causa, Nova Scotia College of Art and Design, Halifax, Kanada
* 1977: Lichtwark-Preis der Stadt Hamburg
* 1977: Thorn-Prikker-Ehrenplakette der Stadt Krefeld
* 1979: Kaiserring der Stadt Goslar (siehe [[Goslarer Kaiserring]])
* 1978: Mitglied der Akademie der Künste, Abteilung Bildende Kunst, Berlin
* 1980: Ausländisches Ehrenmitglied der Königlichen Akademie der Freien Künste, Stockholm
* 1986: [[Wilhelm Lehmbruck]]-Preis der Stadt Duisburg


=== Deutsche Studentenpartei (DSP) ===
==== Retrospektiven ====
Am 22. Juni 1967, wenige Tage nach dem Tod des Studenten [[Benno Ohnesorg]], gründete Beuys als Reaktion auf die schwelenden [[Studentenunruhen]] die [[Deutsche Studentenpartei (DSP)]]. Hierzu organisierte er auf der Akademiewiese vor der [[Kunstakademie Düsseldorf]] eine „öffentliche Erläuterung“ der DSP mit etwa 200 Studenten, Journalisten und den [[Allgemeiner Studierendenausschuss|AStA]]-Vorsitzenden. Am 24. Juni 1967 trug sich dann die „Deutsche Studentenpartei“ in das Vereinsregister ein – mit Joseph Beuys (1. Vorsitzender), [[Johannes Stüttgen]] (2. Vorsitzender) und [[Bazon Brock]] (3. Vorsitzender).
* 1979: [[Guggenheim-Museum|Solomon R. Guggenheim-Museum]], New York, USA
* 2005: [[Tate Modern]] in London, Großbritannien


In dem Gründungsprotokoll von Johannes Stüttgen, verfasst am 15. November 1967, hieß es: ''„Die Notwendigkeit der neuen Partei, deren wesentliches Anliegen die Erziehung aller Menschen zur geistigen Mündigkeit ist, wurde vor allem angesichts der akuten Bedrohung durch die am [[Materialismus]] orientierte, ideenlosen Politik und der damit verbundenen Stagnation ausdrücklich herausgestellt.“'' Ferner hatte sich die Studentenpartei zum [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetz]] in seiner ''„reinen Form“'' bekannt. Weitere Ziele waren, ''„absolute Waffenlosigkeit, ein geeinigtes [[Europa]], die Selbstverwaltung autonomer Glieder wie Recht, Kultur, Wirtschaft, Erarbeitung neuer Gesichtspunkte zur Erziehung, Lehre, Forschung, die Auflösung der Abhängigkeit von Ost und West.“'' <ref>Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: ''Joseph Beuys'', Köln 1994 (DuMont), S. 88f.</ref>
== Ausstellungen (Auswahl) ==
*1964 [[documenta 3]], [[Kassel]]
*1968 [[documenta 4]], [[Kassel]]
*1972 Eröffnung der Ausstellung ''Arena - dove sarei arrivato se fossi stato intelligente'', Galleria Attico, Rom, 30. Oktober
*1972 [[documenta 5]], [[Kassel]]
*1976 [[Biennale Venedig]], Italien, ''Straßenbahnhaltestelle/Tram Stop, 1961-1976''
*1977 [[documenta 6]], [[Kassel]]
*1979 [[Guggenheim-Museum]], New York, USA, [[Retrospektive]]
*1982 [[documenta 7]], [[Kassel]]
*1984 Seibu Museum of Modern Art, Tokio, Japan
*2006 [[Museum kunst palast|Kunstpalast]], Düsseldorf; Kunstmuseum Bonn; Museum Hamburger Bahnhof, Berlin, sowie zahlreiche Ausstellungsobjekte, Bilder und Graphiken in internationalen Museen wie der [[Pinakothek der Moderne]] in München, dem [[Centre Pompidou]], den Guggenheim Museen und vielen anderen.


Um die Beschränkung auf Studenten aufzulösen, benannte Beuys im März 1970 die „Deutsche Studentenpartei“ um in „Organisation der Nichtwähler, Freie Volksabstimmung“. Die Ziele waren: ''„Ausweitung der politischen Aktivitäten auf alle Gesellschaftsgruppen mit dem Ziel, die Bewusstseins- und Handlungsstrukturen der Gesellschaft zu analysieren und durch die gewonnenen Kenntnisse die Menschen analog der ‚plastischen Theorie‘ in einem pädagogischen Prozess für zentrale individuelle und gesellschaftliche Veränderungsmöglichkeiten zu gewinnen.“'' <ref>Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: ''Joseph Beuys'', Köln 1994 (DuMont), S. 108</ref> Parallel dazu gab sich die DSP den Namen ''„Fluxus Zone West“''. Die Deutsche Studentenpartei wurde schließlich auf Initiative von Beuys ''„übergeführt in die ‚Organisation der Nichtwähler‘, die seit dem 1. Juni 1971 ‚Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung‘ hieß.“'' <ref>Rainer Rappmann in: [http://www.soziale-plastik.org/000/25.htm]</ref>
== Wegbegleiter, Mitstreiter und Studenten ==
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* [[Hermann Josef Abs]]
* Lucio Amelio
* [[Horst Antes]]
* [[Heinrich Böll]]
* [[René Block]]
* [[Bazon Brock]]
* [[Alberto Burri]]
* [[John Cage]]
* [[Enzo Cucchi]]
* [[Hanne Darboven]]
* [[Rudi Dutschke]]
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* [[Michael Ende]]
* [[Terry Fox (Künstler)|Terry Fox]]
* [[Gotthard Graubner]]
* [[Richard Hamilton (Künstler)|Richard Hamilton]]
* [[Peter Handke]]
* [[Erwin Heerich]]
* [[Anatol Herzfeld]]
* [[Jörg Immendorff]]
* Raimut Jochimsen
* [[Petra Kelly]]
* [[Anselm Kiefer]]
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* [[Imi Knoebel]]
* [[Jannis Kounellis]]
* Adam Rainer Lynen
* [[Ewald Mataré]]
* [[Henry Moore]]
* [[Harald Naegeli]]
* [[Nam June Paik]]
* [[Wolf Vostell]]
* [[Sigmar Polke]]
* [[Gerhard Richter]]
* [[Heinz Sielmann]]
* Klaus Rinke
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* [[Reiner Ruthenbeck]]
* Alfred Schmela
* [[Klaus Staeck]]
* Karl Ströher
* [[Johannes Stüttgen]]
* [[Mikis Theodorakis]]
* Rhea Thönges-Sringaris
* [[Günther Uecker]]
* [[Andy Warhol]]
* [[Charles Wilp]]
|}


=== Organisation für Direkte Demokratie durch Volksabstimmung ===
== siehe auch ==
Zur [[documenta 5]] 1972 war Joseph Beuys mit seinem Informationsbüro der [[Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung]] vertreten und dies täglich für die Dauer der Documenta, also für 100 Tage. Er diskutierte mit den Besuchern über die Idee der direkten Demokratie durch Volksabstimmung und ihre Möglichkeiten der Verwirklichung. Auf dem Schreibtisch des Informationsbüros stand stets eine langstielige rote Rose. Anhand der Rose erklärte Beuys den Besuchern das Verhältnis von [[Evolution]] und [[Revolution]], was für ihn bedeutete, dass die Rose ein Bild eines evolutionären Prozesses zum revolutionären Ziel sei, denn die Blüte der Rose ist eine Revolution in Bezug auf ihre Entstehung: ''„Diese Blüte kommt nicht ruckartig zustande, sondern nur aufgrund eines organischen Wachstumsvorganges, der so angelegt ist, daß die Blüten keimhaft veranlagt sind in den grünen Blättern und aus diesen ausgebildet werden … So ist die Blüte in bezug auf die Blätter und den Stil eine Revolution, obwohl sie in der organischen Umwandlung gewachsen ist, die Rose wird als Blüte nur möglich durch diese organische Evolution.“'' <ref>Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: ''Joseph Beuys'', Köln 1994 (DuMont), S. 128</ref>
* [[Liste der Studenten von Joseph Beuys]]
* [[Künstlerbuch]]


In den Programmschriften zur „Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“ stellte der Künstler sein demokratisches Ordnungssystem von Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben in Anlehnung an die [[Soziale Dreigliederung|Dreigliederungsidee]] von [[Rudolf Steiner]] und die Ideale der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] auf. Am 27. April 1973 wurde zusätzlich die [[Freie internationale Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung]], die [[Free International University]] (FIU), ins Leben gerufen.
== Literatur ==
* Götz Adriani, Winfried Konnertz und Karin Thomas: ''Joseph Beuys: Leben und Werk''; Köln, Dumont (1981) ISBN 3-7701-1302-0
* Harlan/Rappmann/Schata: ''Soziale Plastik. Materialien zu Joseph Beuys''; Achberger Verlag (1984) ISBN 3-88103-012-3
* Volker Harlan: ''Was ist Kunst? Werkstattgespräch mit Joseph Beuys'' (1986), Urachhaus ISBN 3-87838-482-3
* Johannes Stüttgen: ''Zeitstau. Im Kraftfeld des erweiterten Kunstbegriffs von Joseph Beuys''; FIU-Verlag (1998) ISBN 3-928780-22-0
* <!--autor?-->''Joseph Beuys im Gespräch mit Knut Fischer und Walter Smerling''; Kiepenheuer & Witsch (1989) ISBN 3-462-01970-8


=== Free International University (FIU) ===
* Heiner Stachelhaus: ''Joseph Beuys''; Heyne (1993) ISBN 3-453-03399-X
[[Bild:Documenta 7 Free International University 1982.jpg|thumb|250px|Das Titelblatt des Veranstaltungsprogramms der Free International University von Beuys zur documenta 7]]
* Götz Adriani, Winfried Konnertz und Karin Thomas: ''Joseph Beuys''; Köln, Dumont (1994) ISBN 3-7701-3321-8
Die [[Free International University]] (FIU) oder „Freie Internationale Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung“, wie sie auch genannt wurde, war ein von Joseph Beuys am 19. Mai 1972 gegründeter gemeinnütziger anerkannter Trägerverein und sollte als ein „organisatorischer Ort des Forschens, Arbeitens und Kommunizierens die Fragen einer sozialen Zukunft durchdenken“. <ref>Aufruf zur Alternative: Joseph Beuys (Erstveröffentlichung in Frankfurter Rundschau am 23.12.1978) [http://www.dreigliederung.de/essays/1978-12-001.html]</ref>
* Clara Bodenmann-Ritter: ''Joseph Beuys - Jeder Mensch ein Künstler. Gespräche auf der documenta 5/1972''; <!--datum?-->Ullstein TB, ISBN 3-548-34450-X
Das Fundament dafür bildete ein pädagogischer Entwurf, dessen erste Voraussetzung die grundlegende Erneuerung des Bildungswesens vorsah. Für ein erweitertes Erziehungsprogramm sei die Erneuerung des gesamten Bildungswesens notwendig und damit auch die Veränderung der Organisationsstruktur, sowie der Methoden und Inhalte des Unterrichts und die vollständige Unabhängigkeit der Schulen und Hochschulen von der Bevormundung durch den Staat. <ref>FIU-Broschüre [http://fiu-verlag.com/fiu-alt/fiubroschuere.htm] & Idee FIU – Freie Internationale Universität [http://www.humanistische-aktion.homepage.t-online.de/soskulp.htm]</ref>
* Jean Fuchs: ''Der grüne Verrat - Niedergang einer Vision''; Die Blaue Eule, Essen (2005) ISBN 3-89924-115-0.


Beuys wollte kein politisches Programm ausbilden, sondern neue konkurrierende Bildungseinrichtungen schaffen, um die alten Einrichtungen nach und nach zu überwinden. Seiner Meinung nach sollte der gesamte Schulbereich in seinen Belangen autonom werden.
* Joseph Beuys: ''Eurasienstab, Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof Berlin Steidl'' (2005) - (mit DVD) ISBN 3-8652-194-1
<ref>Harlan, Rappmann, Schata: ''Soziale Plastik, Materialien zu Joseph Beuys'', FIU-Verlag; zitiert nach Jeder Mensch ist ein Künstler, S. 106 und zit. nach Lösung für Beuys</ref> Joseph Beuys arbeitete bereits im Zuge der Entwicklung seiner Lehrtätigkeit seit den frühen 70er an dem Gedanken zur Gestaltung und Gründung einer freien Hochschule für Kreativität und [[Interdisziplinarität|interdisziplinäre]] Forschung. Die FIU bestand als eingetragener Verein bis 1988.


=== Die Grünen ===
<!--quellen aber nicht für die rubrik literatur geeignet:
''„Das System ist kriminell, der Staat zum Feind des Menschen geworden!''” <ref>Geschichte NRW – Chronik 1976 Kunst=Politik [http://www.geschichte.nrw.de/artikel.php?artikel%5Bid%5D=905&lkz=de&WYSESSID=34llmhsvh0pm3pghcln0jclm15]</ref> konstatierte Beuys 1976 und zog für sich die Konsequenz, selbst in die Politik zu gehen. 1976 wurde er Spitzenkandidat der [[Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher]] (AUD), die sich als „Deutschlands erste Umweltschutzpartei“ verstand, bei den [[Bundestagswahlen]] in NRW und erhielt in seinem Wahlkreis Düsseldorf-Oberkassel 600 Stimmen (3 %). Dieses Engagement brachte ihm erhebliche Kritik ein, da sich in der AUD ökologische Strömungen mit nationalkonservativen und stark rechten Tendenzen mischten.<ref>Reinhard Ermen: ''Joseph Beuys'', Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 120</ref>
* Saur: Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band 10, München / Leipzig, K.G.Saur, 1995, ISBN 3-598-22750-7
Seit dem Frühjahr 1977 wurden in der Bundesrepublik grüne Listen gegründet. Im Jahr 1979 kandidierte Joseph Beuys für das [[Europaparlament]] als [[Direktkandidat]] für „Die Grünen“ und gewann [[Rudi Dutschke]] für gemeinsame Wahlkampfauftritte. Die AUD löste sich zugunsten der GRÜNEN auf.
* Wilfried Dickhoff, Charlotte Wehrhahn: ''Joseph Beuys, Zeichnungen, Skulpturen, Objekte''; Edition Achenbach, 1988, S. 181 ff.
* Johannes Stüttgen: Über Joseph Beuys und jeden Menschen, das Erdtelefon und zwei Wolkenkratzer; über 7000 Eichen, 7000 Steine und ein schwarzes Loch. Ein Vortrag, Hamburg, 5. Juni 1982, Düsseldorf 1985
* Raimund Hethey, Lucy und Peppermint Patty: ''Joseph Beuys - Der (un)bekannte Soldat Christi'' DER RECHTE RAND Nr.27 März/April 94 S. 16-18-->
== Weblinks ==
{{Commons3|Joseph Beuys}}
* {{PND|118510460}}
==== Museen zu Joseph Beuys ====


Am 11. bis 12. Januar 1980 nahm Beuys am Gründungsparteitag der „Grünen“ in [[Karlsruhe]] und am 16. Februar 1980 an der Landesmitgliederversammlung derselben in [[Wesel]] teil. Für den Landtagswahlkampf in [[Nordrhein-Westfalen]] eröffneten die „Grünen“ am 16. März ein Informationsbüro in Düsseldorf; Beuys gestaltete Plakate und führte eine [[Kampagne]] für die Partei durch. Seine eigenen politischen Vorstellungen konnte er bei den „Grünen“ jedoch nicht durchsetzen.
* [http://www.kunstmuseumbasel.ch/de/collection/virtual-collection/epochen/20-jahrhundert/beuys-joseph.html Kunstmuseum Basel]
* [http://www.hlmd.de/w3.php?nodeId=358 Werkkomplex von Joseph Beuys im Darmstädter Landesmuseum]
* [http://www.tate.org.uk/modern/exhibitions/beuys/default.shtm Tate Modern Joseph Beuys Retrospektive]
* [http://www.guggenheimcollection.org/site/artist_works_17_0.html Joseph Beuys in der Guggenheim Collection]
* [http://collections.walkerart.org/item/agent/366 Walker Art Sammlung], [http://www.walkerart.org/beuys/ Joseph Beuys Multiples]
*[http://collection.artgallery.nsw.gov.au/collection/search.do?bool-1=AND&dept=western%2Fcontemporary&images=true&sort=user_sym_34&browse=western%2Fcontemporary%2Fbrowse&field-1=user_sym_41&keyword-0=B&value-1=66&bool-0=AND&field-0=user_sym_39 Photographien der Sammlung Art Gallery New South Wales]
* [http://www.mfa.org/collections/search_art.asp?coll_keywords=Beuys&coll_has_images=1 Museum of Fine Arts Boston]


[[Bild:Beuyskelly82Kempten.jpg|thumb|250px|Joseph Beuys mit Petra Kelly, 1982]]
==== Aktuelle Ausstellungen ====
1980, vom 22. bis 23. März, nahm nahm Beuys an ihrem [[Bundesparteitag]] in [[Saarbrücken]] teil. Vor einer Podiumsdiskussion zum Thema „Abbau demokratischer Rechte“ stellten sich [[Petra Kelly]] und Joseph Beuys am 9. Mai 1980 beim Wahlkampfhöhepunkt der „Grünen“ in [[Münster (Westfalen)|Münster]] den Fragen der Presse. 1982, während der Endphase des internationalen [[Kalter Krieg|Wettrüstens]], trat Beuys mit der Band von [[Wolf Maahn]] als Politsänger auf mit dem Lied ''Sonne statt Reagan''. <ref>Sonne statt Reagan Video (Quicktime) [http://ubu.wfmu.org/video/Beuys-Joseph_Sonne-Statt-Reagan_1982.mov]</ref>
* [http://kunstaspekte.de/index.php?action=webpages&k=15 Aktuelle und vergangene Ausstellungen, Sammlungen und Galerien weltweit]
* [http://www.artfacts.net/index.php/pageType/artistInfo/artist/516/lang/2 Aktuelle Ausstellungen weltweit]


Im November 1982 erklärte Beuys auf dem Bundesparteitag in [[Hagen]] seine Bereitschaft, wieder in Nordrhein-Westfalen auf der [[Landesliste]] für den [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestag]] zu kandidieren, und wurde daraufhin am 21. Januar 1983 als Bundestagskandidat der Partei im Wahlkreis Düsseldorf-Nord aufgestellt. Als er von der Landesdelegiertenkonferenz jedoch nicht auf einen vorderen Listenplatz platziert wurde, zog er am folgenden Tag seine Kandidatur zurück. Beuys zog sich von der direkten Mitarbeit bei den Grünen zurück, blieb aber bis zu seinem Tod offizielles Mitglied der Partei.
==== Weiterführende Informationen ====


== Auszeichnungen und Ehrungen ==
* [http://www.fiu-verlag.com FIU-Webseite zum Weiterwirken des Beuysimpulses: Schriften/Medien/Veranstaltungen]
*1976: Doctor of Fine Arts honoris causa, „Nova Scotia College of Art and Design“, Halifax, Kanada
* [http://www.kunst.uni-stuttgart.de/seminar/beuys/index.html Umfangreiche Webseite der Uni Stuttgart]
*1976: [[Lichtwark-Preis]] der Stadt Hamburg
* [http://www.kunstdatenbank.de/beuys_joseph.htm Informationsdienst zu Joseph Beuys]
*1977: [[Jan Thorn-Prikker (Künstler)|Thorn-Prikker]]-Ehrenplakette der Stadt Krefeld
*1978: Mitglied der [[Akademie der Künste (Berlin)|Akademie der Künste]], Abteilung Bildende Kunst, Berlin
*1979: Kaiserring der Stadt Goslar (siehe [[Goslarer Kaiserring]])
*1980: Ausländisches Ehrenmitglied der „Königlichen Akademie der Freien Künste, Stockholm“
*1986: [[Wilhelm Lehmbruck|Wilhelm-Lehmbruck]]-Preis der Stadt Duisburg


''Postum''
==== Bilder, Video- und Audio-Aufnahmen ====
*[[Joseph-Beuys-Gesamtschule|Joseph-Beuys-Gesamtschule (Düsseldorf)]]
*Joseph-Beuys-Schule (Neuss)
*Joseph-Beuys-Allee (Bonn)
*Joseph-Beuys-Allee (Kleve)
*Joseph-Beuys-Ufer (Düsseldorf)


== Ausstellungen und Retrospektiven ==
*[http://www.lothar-wolleh.de/beuys/beuys.htm Photographien von Beuys in Aktion (Unterwasserbuch, Filz TV, Klasse)]
* [[Liste der Ausstellungen von Joseph Beuys]]'' (1950–1986)
*[http://www.youtube.com/watch?v=LTOD5Pu6uVM&eurl= Videodokumentation - „Healing the Western Mind“ über die Aktion „I like America and America likes me“]
* 2005: [[Tate Modern]], London, Großbritannien (Retrospektive)


== Quellen ==
== Sammlungen ==
In der Geburtsstadt [[Krefeld]] ist Beuys im [[Kaiser-Wilhelm-Museum]] mit einem von ihm selbst eingerichteten Ensemble von Werken ständig präsent. Auch im heutigen [[Museum Kurhaus (Kleve)|Museum Kurhaus Kleve]], dessen Räumlichkeiten Beuys von 1957 bis 1964 als Atelier genutzt hatte, finden sich etliche seiner Werke. Ein umfangreicher Werkkomplex des Künstlers ist im [[Block Beuys]] im [[Hessisches Landesmuseum Darmstadt|Hessischen Landesmuseum]] in Darmstadt zu sehen. Bei [[Bedburg-Hau]] im [[Kreis Kleve]] sind gegenwärtig innerhalb der [[Hans van der Grinten|Stiftung Museum Schloss Moyland]] im [[Schloss Moyland]] große Bestände an Werken und Archivalien von und zu Joseph Beuys untergebracht.
<references/>


Mehrere Grafiken von Beuys sind in der [[Staatliche Graphische Sammlung München|Staatlichen Graphischen Sammlung München]] ausgestellt. Weitere Werke befinden sich im [[Hamburger Bahnhof]] in Berlin (hier ist auch das [[Joseph Beuys Medien-Archiv]] beheimatet), im [[Kunstmuseum Basel]], im [[Lehmbruck-Museum|Wilhelm Lehmbruck Museum]], Duisburg, im [[Kunstmuseum Bonn]], in der [[Kunstsammlung NRW]] in Düsseldorf, im [[Museum Ludwig]] in Köln, im [[Städel]], Frankfurt und in der [[Neue Galerie (Kassel)|Neuen Galerie]] in Kassel; überdies im [[Centre Pompidou]] in Paris, sowie im [[Museum of Modern Art|MoMA]], New York in [[Chicago]] und [[Minneapolis]], [[Tokio]] und weltweit in vielen weiteren Museen und Galerien.
[[Kategorie:Mann|Beuys, Joseph]]

[[Kategorie:Deutscher|Beuys, Joseph]]
== Werkverzeichnis ==
[[Kategorie:Künstler|Beuys, Joseph]]
* [[Liste der Kunstaktionen von Joseph Beuys]]'' (Auswahl)
[[Kategorie:Bildhauer|Beuys, Joseph]]
* [[Liste der Environments und Installationen von Joseph Beuys]]'' (Auswahl)
[[Kategorie:Zeichner|Beuys, Joseph]]
* [[Liste der Skulpturen und Objekte von Joseph Beuys]]'' (Auswahl)
[[Kategorie:Geboren 1921|Beuys, Joseph]]
* [[Liste der Multiples von Joseph Beuys]]'' (Auswahl)
[[Kategorie:Gestorben 1986|Beuys, Joseph]]

[[Kategorie:Documenta|Beuys, Joseph]]
== Literatur ==
[[Kategorie:Anthroposophie|Beuys, Joseph]]
==== Schriften von Beuys ====
[[Kategorie:Fluxus]]
*''Ein kurzes erstes Bild von dem konkreten Wirkungsfelde der Sozialen Kunst'' (FIU-Verlag), ISBN 3-9287-8015-8
[[Kategorie:Aktionskünstler]]
*''Gespräch zwischen Joseph Beuys und Hagen Lieberknecht, Geschrieben von Joseph Beuys'', in: ''Joseph Beuys, Zeichnungen 1947–59 I'', Köln 1972 (Schirmer Verlag); Einmalige Auflage von 2.000 Exemplaren, kein ISBN
[[Kategorie:Arte Povera]]
*''Energy Plan for the Western Man, Joseph Beuys in America'', Compiled by Carin Kuoni, New York 1990 (Four Walls Eight Windows), ISBN 0-941423-44-1
*''Mein Dank an Lehmbruck. Eine Rede'', München 2006 (Verlag Schirmer/Mosel), ISBN 3-8296-0225-1
*''Sprechen über Deutschland'', Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-14-X

==== Darstellungen ====
*[[Götz Adriani]], Winfried Konnertz und Karin Thomas: ''Joseph Beuys''; Neuauflage, Köln 1994 (DuMont), ISBN 3-7701-3321-8
*Joseph Beuys, Bernhard Blume, Rainer Rappmann: ''Gespräche über Bäume'', Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-11-5
*Joseph Beuys: ''Ein kurzes erstes Bild von dem konkreten Wirkungsfelde der sozialen Kunst'', Wangen 1987 (FIU-Verlag), ISBN 3926673028
*Joseph Beuys: ''Eintritt in ein Lebewesen – Vortrag u. Diskussion v. 6.8.77'' anläßl. Honigpumpe am Arbeitsplatz, zwei CDs in kt. Hülle; Wangen 2005 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-51-4
*Joseph Beuys, Frans Haks, ''Das Museum'', Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-06-9
*Joseph Beuys: ''KUNST = KAPITAL – Achberger Vorträge'', Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-03-4
*Joseph Beuys: ''Sprechen über Deutschland – Rede vom 20. November 1985 in den Münchener Kammerspielen'', Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-14-X
*Beuys/ Bethmann/ Binswanger/ Ehrlicher/ Willert: ''Was ist Geld? – Eine Podiumsdiskussion''; Wangen 1995 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-00-X
*Harlan/ Rappmann/ Schata: ''Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys'', Achberg 1976 (Achberger Verlagsanstalt), ISBN 3-88103-065-4
*Eva Beuys (Hrsg.): ''Joseph Beuys. Das Geheimnis der Knospe zarter Hülle, Texte 1941−1986'', München 2000 (Schirmer/Mosel), ISBN 3-88814-869-3
*Joseph Beuys: ''Aktive Neutralität – Die Überwindung von Kapitalismus und Kommunismus'', Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-10-7
*Clara Bodenmann-Ritter: ''Joseph Beuys – Jeder Mensch ein Künstler. Gespräche auf der documenta 5/1972''; Neuauflage 1991 (Ullstein TB), ISBN 3-548-34450-X
*Michael Ende & Joseph Beuys: ''Kunst und Politik – Ein Gespräch''; Wangen 1989 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-48-4 (Leinenausgabe: ISBN 3-928780-47-6)
*Reinhard Ermen: ''Joseph Beuys'', Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), ISBN 3-499-50623-8
*Silvia Gauss: ''Joseph Beuys - Gesamtkunstwerk Freie und Hansestadt Hamburg'', Wangen 1995 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-12-3
*Volker Harlan: ''Was ist Kunst? Werkstattgespräch mit Joseph Beuys'', Stuttgart 1986 (Urachhaus), ISBN 3-87838-482-3
*Petra Kelly/ Joseph Beuys: ''Diese Nacht, in die die Menschen ...'', Wangen 1994 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-07-7
*Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof Berlin (Hrsg.): ''Joseph Beuys: EURASIENSTAB'', Göttingen 2005 (Steidl) – (mit DVD), ISBN 3-86521-194-1
*Hiltrud Oman: ''Joseph Beuys. Die Kunst auf dem Weg zum Leben'', München 1998 (Heyne), ISBN 3-453-14135-0
*Rainer Rappmann (Hrsg.): ''Denker, Künstler, Revolutionäre – Beuys, Dutschke, Schilinski, Schmundt – Vier Leben für Freiheit, Demokratie u. Sozialismus'', Wangen 1996 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-13-1
*Heiner Stachelhaus: ''Joseph Beuys'', München 1993 (Heyne), ISBN 3-453-03399-X
*Johannes Stüttgen: ''Zeitstau. Im Kraftfeld des erweiterten Kunstbegriffs von Joseph Beuys'', Wangen 1998 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-22-0
*Franz-Joachim Verspohl: ''Plastik = Alles: Zu den 4 Büchern aus: „Projekt Westmensch“ von Joseph Beuys'', Edition Schellmann, München/ New York 1992, ISBN 3-921629-41-1
*Susanne Willisch/ Bruno Heimberg (Hrsg.): ''Joseph Beuys Das Ende des 20. Jahrhunderts, Die Umsetzung vom Haus der Kunst in der Pinakothek der Moderne München'', München 2007 (Doerner Institut; Bayerische Staatsgemäldesammlungen; Schirmer/Mosel), ISBN 978-3-8296-0287-7
*Armin Zweite: ''Beuys zu Ehren'', Lenbachhaus München 1986, ISBN 3-88645-075-9

== Weblinks ==
{{Commons|Joseph Beuys}}
{{Wikiquote|Joseph Beuys}}
<!--*{{PND|118510460}}MAL NICH:-)-->
==== Museen ====
*[http://www.tate.org.uk/modern/exhibitions/beuys/default.shtm Tate Modern] <small>Ausführliche Beschreibung der Beuys Retrospektive 2005 mit zahlreichen Abbildungen. (englisch)</small>
* [http://collections.walkerart.org/item/agent/366 Walker Art Sammlung] <small>Biografie und sechs Abbildungen von Beuys-Werken. (englisch)</small>
*[http://www.walkerart.org/beuys/ Joseph Beuys Multiples] <small>Ausführliche Beschreibung der ''Multiples''. (englisch)</small>
*[http://collection.artgallery.nsw.gov.au/collection/search.do?bool-1=AND&dept=western%2Fcontemporary&images=true&sort=user_sym_34&browse=western%2Fcontemporary%2Fbrowse&field-1=user_sym_41&keyword-0=B&value-1=66&bool-0=AND&field-0=user_sym_39 Art Gallery New South Wales] <small>Fotografien von Beuys und einigen Werken. </small>
*[http://www.mfa.org/collections/search_art.asp?coll_keywords=Beuys&coll_has_images=1 Museum of Fine Arts Boston] <small>Sechs Abbildungen von Beuys-Werken.</small>
*[http://www.guggenheimcollection.org/site/artist_works_17_0.html Guggenheim Collection] <small>Sieben Abbildungen von Beuys-Werken.</small>
*[http://www.nationalgalleries.org/collection/online_az/4:322/?initial=B&artistId=2762&artistName=Joseph%20Beuys&submit=1 National Galleries of Scotland] <small>Drei Werke.</small>
*[http://www.kunstmuseumbasel.ch/de/collection/virtual-collection/epochen/20-jahrhundert/beuys-joseph.html Kunstmuseum Basel] <small>Vier Abbildungen von Beuys-Werken.</small>
*[http://www.hlmd.de/w3.php?nodeId=358 Werkkomplex von Joseph Beuys im Darmstädter Landesmuseum] <small>Kurzbiografie mit Abbildung des ''Stuhl mit Fett''.</small>
*[http://www.moyland.de/pages/josephbeuysarchiv/ Museum Schloss Moyland – Joseph Beuys Archiv] <small>Kurzinfo über die Arbeit des Archivs.</small>

==== Bilder, Video- und Audio-Aufnahmen ====
*[http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,2428898,00.html Mein Kunst-Stück: Beuys' Fettecke im Hamburger Bahnhof] <small>Arzt und Medizin-Historiker Thomas Schnalke über das Werk "Unschlitt" (Link zum Video siehe unten)</small>
*[http://www.lothar-wolleh.de/beuys/beuys.htm Photographien von Beuys in Aktion (Unterwasserbuch, Filz TV, Klasse)]
*[http://www.ubu.com/sound/beuys.html Verschiedene Fluxus Konzerte von Joseph Beuys]
*[http://www.youtube.com/watch?v=LTOD5Pu6uVM&eurl= Videodokumentation – „Healing the Western Mind“ über die Aktion „I like America and America likes Me“]
*[http://www.tate.org.uk/modern/exhibitions/beuys/ram/beuysretro_hb.ram Aufzeichnung einer öffentlichen Gesprächsrunde mit Joseph Beuys in London 1972]
*[http://www.youtube.com/watch?v=tWyrYQhoMvo Joseph Beuys trifft Andy Warhol 1980 in Italien]


==Einzelnachweise==
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NAME=Beuys, Joseph
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{{Navigationsleiste Joseph Beuys}}

{{Lesenswert}}
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[[Kategorie:Deutscher Bildhauer]]
[[Kategorie:Zeichner]]
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[[Kategorie:Kunstliteratur|Beuys, Joseph]]
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Version vom 7. Juli 2007, 18:57 Uhr

Joseph-Beuys-Poster für eine Vortragstournee durch Amerika: „Energy Plan for the Western Man“ (1974), organisiert von dem Galeristen Ronald Feldman, New York

Joseph Heinrich Beuys (Aussprache: [bɔɪs]; * 12. Mai 1921 in Krefeld; † 23. Januar 1986 in Düsseldorf) war ein deutscher Aktionskünstler, Bildhauer, Zeichner, Kunsttheoretiker, Politiker und Pädagoge.

Joseph Beuys setzte sich in seinem umfangreichen Werk intensiv mit Fragen des Humanismus, der Sozialphilosophie und Anthroposophie auseinander. Dies führte zu seiner spezifischen Definition eines erweiterten Kunstbegriffs und zur Konzeption der „Sozialen Plastik“ als Gesamtkunstwerk, in dem er Ende der 1970er Jahre ein kreatives Mitgestalten an der Gesellschaft und in der Politik forderte. Joseph Beuys gilt bis heute weltweit als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts.

Leben

Kindheit und Jugend im Dritten Reich (1921–1941)

Joseph Beuys war der Sohn des Kaufmanns Josef Jakob Beuys (1888−1958) und dessen Frau Johanna Maria Margarete Beuys (geb. Hülsermann, 1889−1974). Der Vater betrieb in Krefeld eine Mehl- und Futtermittelhandlung. Im Herbst 1921 siedelte die Familie nach Kleve über.

Von 1927 bis 1932 besuchte er die Katholische Volksschule, anschließend das „Staatliche Gymnasium Cleve“, heute „Freiherr-vom-Stein-Gymnasium“. Er lernte Klavier- und Cellospielen; in der Schule zeigte er im Zeichenunterricht Talent. Außerhalb der Schulzeit besuchte er mehrmals das Atelier des flämischen, in Kleve ansässigen Malers und Bildhauers Achilles Moortgat (1881−1957). Die Interessen des Schülers, geweckt durch einen Lehrer, galten der nordischen Geschichte und Mythologie. Während der auch in Kleve von den Nationalsozialisten organisierten Bücherverbrennung am 19. Mai 1933 im Hof des Gymnasiums hatte er, im Alter von 12 Jahren, heimlich u. a. einen Katalog mit Reproduktionen von Wilhelm Lehmbruck und das Buch Systema Naturae von Carl von Linné an sich genommen.

Spätestens 1936 ist die Mitgliedschaft des 15-jährigen Beuys in der Hitler-Jugend belegt, als er im HJ-Bann 238/Altkreis Kleve am reichsweiten großen Sternmarsch zum Reichsparteitag nach Nürnberg teilnahm. Von 1938 bis 1941 spielte er am Gymnasium im sogenannten Bannorchester der HJ Cello. Um 1939 schloss Beuys sich einem Zirkus an, um für fast ein Jahr als Plakatausträger und Tierpfleger mitzuwirken. Ostern 1941 verließ er das Gymnasium mit dem Reifevermerk.

Kriegszeit (1941–1945)

Datei:Universität Posen.jpg
Universität Posen um 1941

Nach seinem Abschluss am Staatlichen Gymnasium 1941 meldete sich Beuys freiwillig zur Luftwaffe. Ab dem 1. Mai 1941 wurde er in Posen vom späteren Tier- und Dokumentarfilmer Heinz Sielmann zum Bordfunker ausgebildet. Sielmann förderte das Interesse seines Rekruten an der Botanik und Zoologie; Beuys besuchte sieben Monate lang als Gasthörer Vorlesungen in diesen Fächern und der Geographie an der Universität Posen.

Nach seinem Ausbildungsabschluss als Bordfunker wurde er auf der Krim stationiert und nahm im Juni 1942 am Luftkampf um die Festungsstadt Sewastopol teil. Ab Mai 1943, Beuys war inzwischen Unteroffizier, wurde er in Königgrätz im damaligen „Protektorat Böhmen und Mähren“ als Bordschütze in einem Sturzkampfflugzeug vom Typ JU 87 (Stuka) eingesetzt. Nach der Verlegung zum Luftwaffenstab Kroatien im Sommer 1943 war er bis ungefähr 1944 an der östlichen Adria stationiert. Von dort flog er zeitweise zu Waffentests die Luftwaffenbasis in Foggia an.[1] Zahlreiche Skizzen und Zeichnungen aus Kriegstagen sind hier entstanden.

Am 4. März 1944 begann die Rote Armee an der Ostfront ihre Frühjahrsoffensive und erzwang den Rückzug der deutschen Verbände aus der Ukraine. Bei einem Schneesturm am 16. März 1944 stürzte Beuys' Stuka 200 Meter östlich von Freifeld, heute Snamenka, über der Krim ab; der Pilot Hans Laurinck starb. Joseph Beuys wurde bei diesem Unglück schwer verletzt; er erlitt einen Schädelbasisbruch, mehrere Knochenbrüche sowie ein Absturztrauma. Die Granatsplitter in seinem Körper konnten nie vollständig entfernt werden. Krimtataren entdeckten das abgestürzte Flugzeug und benachrichtigten ein deutsches Suchkommando.

Im August 1944 wurde er trotz seiner Verletzungen an die Westfront einberufen, wo er als Fallschirmjäger eingesetzt wurde. Er erreichte dabei den Dienstgrad eines Feldwebels. 1944 wurde er mit dem „Abzeichen für Fliegerschützen“, mit dem „Eisernen Kreuz 2. Klasse“ und mit dem „Eisernen Kreuz 1. Klasse“ ausgezeichnet. Aufgrund von fünf Verwundungen erhielt er zudem das goldene „Verwundetenabzeichen“.

Studium und Aufbruch (1945–1960)

Einen Tag nach der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 wurde Joseph Beuys in Cuxhaven gefangen genommen und in ein britisches Internierungslager überführt, das er am 5. August 1945 wieder verlassen durfte. Körperlich schwer angeschlagen, kehrte er heim zu seinen Eltern, die mittlerweile in Kleve-Neurindern wohnten.

1945 schloss er sich der Künstlergruppe des in Kleve ansässigen Malers Hanns Lamers an. 1946, im Alter von 25 Jahren, wurde er Mitglied des von Lamers und Walter Brüx neu ins Leben gerufenen „Klever Künstlerbundes“ (vormals „Profil“). [2] Von 1948 bis 1950 beteiligte sich Beuys dreimal mit Zeichnungen und Aquarellen an den Gruppenausstellungen des Verbandes, die im ehemaligen Atelierhaus von Barend Cornelis Koekkoek, heute Haus Koekkoek, stattfanden.

Zum Sommersemester 1946 immatrikulierte sich Beuys an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Er begann das Studium der Monumentalbildhauerei am 1. April 1946. Während des ersten Semesters bei Joseph Enseling, bei dem er drei Semester studierte, lernte er Erwin Heerich kennen. Ab dem Wintersemester 1947/1948 wechselte Joseph Beuys, von Heerich veranlasst, in die Klasse von Ewald Mataré. [3] Von 1947 bis 1949 arbeitete er an zoologischen Filmen von Heinz Sielmann und Georg Schimanski über den Lebensrhythmus des Wildes im Birkenwald der Lüneburger Heide, über nördliche Wildschwäne, Gänse und Enten im Schwemmland der Ems und über das Leben des weißen Storches im schleswig-holsteinischen Bergenhusen mit.

Ewald Mataré ernannte Joseph Beuys 1951 zu seinem Meisterschüler. Gemeinsam mit Erwin Heerich bezog Beuys bis 1954 sein Meisterschüleratelier unter dem Dach der Kunstakademie. Er arbeitete an Aufträgen seines Lehrers Mataré mit, so zum Beispiel an den Türen für das Südportal des Kölner Doms. Ein zentrales Thema in der Klasse Matarés war die Diskussion über Rudolf Steiner. So sollen sich, so die Erinnerung eines Kommilitonen, sieben von anfangs neun Studenten für die Anthroposophie Steiners begeistert haben. Mataré selbst orientierte sich an den alten Bauhüttenidealen und hielt von Steiners Lehre nichts.[4] Der Student Beuys hatte laut Günter Grass, der parallel zu Beuys u. a. bei Otto Pankok studierte, eine dominierende Stellung in der Klasse Matarés, in der es unter Beuys’ Einfluss „christlich bis anthroposophisch zuging.“ [5] Die Stimmung unter den Studenten der Akademie beschrieb Grass sechzig Jahre später so: „Überall schienen Genies im Kommen zu sein [...]“; diese „Genies“ waren für Grass allerdings meist Epigonen.[6]

Noch während seiner Zeit als Meisterschüler fand 1953 die erste Einzelausstellung von Beuys im Haus der Brüder Hans und Franz Joseph van der Grinten in Kranenburg (Niederrhein) und eine Ausstellung im „Von der Heydt-Museum“ in Wuppertal statt. Er beendete das Studium nach dem Wintersemester 1952/1953, am 31. März, im Alter von 32 Jahren. 1954 bezog Beuys ein eigenes Atelier in Düsseldorf-Heerdt, das er bis Ende 1958 nutzen konnte. Von 1951 bis 1958 lebte der Künstler von diversen eher handwerklichen Aufträgen. 1951 fertigte er einen heute auf dem Friedhof in Meerbusch-Büderich stehenden Grabstein für Dr. Fritz Niehaus an. Des Weiteren entwarf er Möbel, die er zum Teil auch verkaufen konnte. Ein Tisch mit dem Titel Tisch III (1954) (Birnbaum, Ebenholz) und ein Regal befinden sich in einer Privatsammlung in Athen; ein weiterer Tisch, Tisch I (1953) (Kirschbaum, Ebenholz) befindet sich mittlerweile im Block Beuys, Darmstadt.

Ab 1956 arbeitete der Künstler an dem Entwurf für ein „Auschwitz-Denkmal“, um sich im darauf folgenden Jahr an einem internationalen Wettbewerb für ein Denkmal im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau zu beteiligen. Der Entwurf wurde abgelehnt. Beuys zog sich zunehmend zurück; er litt unter Depressionen. 1957 hielt er sich für einige Monate auf dem Bauernhof der Familie van der Grinten in Kranenburg auf. Neben Feldarbeit, die von April bis August dauerte, zeichnete er auch und entwarf Konzepte für Plastiken. Mit den Brüdern van der Grinten führte er intensive Gespräche über Konrad Lorenz, den er 1954/1955 durch Sielmann in der westfälischen Wasserburg der Familie von Romberg in Buldern kennen gelernt hatte. Zu dieser Zeit war Lorenz als Leiter der Forschungsstelle des Max-Planck-Institutes für Verhaltensphysiologie im Bereich Meeresbiologie auf der Wasserburg tätig. Ferner wurden Gespräche über seine gemeinsame Filmarbeit mit Heinz Sielmann, über Werke von Rudolf Pannwitz und Joséphin Péladan und Kunst geführt.

Joseph Beuys: Tor, „Alter Kirchturm“ in Büderich (1959)

1958 bezog Beuys einige Atelierräume im alten Klever Kurhaus am Tiergarten. Sein Vater lag in dieser Zeit im dortigen Krankenhaus und verstarb am 15. Mai 1958. In Kleve entstand das monumentale Eichenkreuz und das Tor für das „Ehrenmal der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs“ im „Alten Kirchturm“ [7] in Meerbusch-Büderich. Es ist der größte öffentliche Auftrag, den Joseph Beuys damals, gegen die Einwände Ewald Matarés, ausführte. Am 16. Mai 1959 wurde das „Büdericher Ehrenmal“ übergeben. Im selben Jahr begann er in vier, jeweils dreihundert Seiten starken, gehefteten Geschäftsbüchern zu zeichnen, die er 1965 abschloss. 1958 setzte Beuys erstmals die für die Kunst ungewöhnlichen Materialien Fett und Filz ein. [8] Parallel zu seiner künstlerischen Arbeit betrieb Beuys weiterhin naturwissenschaftliche, insbesondere zoologische Studien.

Im September 1959 heiratete er Eva-Maria Wurmbach, die er ein Jahr zuvor kennengelernt hatte. Die Tochter des Zoologen Hermann Wurmbach und dessen Frau Maria Wurmbach (geb. Küchenhoff) studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie Kunsterziehung. [9] Aus der Ehe gingen die beiden Kinder Wenzel, geboren 1961, und Jessyka, geboren 1964, hervor.

Hochschule und Öffentlichkeit (1960–1975)

Im März 1961 zog Joseph Beuys von Kleve nach Düsseldorf-Oberkassel, wo er bis zu seinem Tode lebte und ein ihm von Gotthard Graubner vermitteltes Atelier im Haus von Walter Ophey am Oberkassler Drakeplatz unterhielt. [10] Im selben Jahr wurde er mit einstimmigem Beschluss des Akademiekollegiums als Nachfolger von Sepp Mages an den „Lehrstuhl für monumentale Bildhauerei der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf“ berufen, den er am 1. November 1961 antrat. Beuys galt als zuverlässiger, eher strenger Lehrer, der allerdings bald mit Aufsehen erregenden Aktionen von sich reden machte, die mit der klassischen Bildhauerei nichts mehr zu tun hatten. So inszenierte er im Februar 1963 in der Akademie das FESTUM FLUXORUM FLUXUS - Musik und Antimusik - Das instrumentale Theater.

Der Lehrer

Kunstakademie Düsseldorf

Als Joseph Beuys 1961 als Lehrer für „Monumentale Bildhauerei“ an die Kunstakademie Düsseldorf berufen wurde, hatte er sich innerlich bereits seit längerem von der gängigen künstlerischen Interpretation dieses Lehrbereiches verabschiedet. Das Ehrenmal von Büderich aus dem Jahr 1959 war der Abschluss seiner konventionellen bildhauerischen Phase. Hinter seinem in den Folgejahren sich immer stärker abzeichnenden erweiterten Kunsthandeln stand die Suche nach einem anthropologisch umfassenden Kunstbegriff für alle Menschen. Mit seiner Entwicklung eines sozialen „erweiterten Kunstbegriffs” unternahm Beuys den Versuch, an der Struktur der gängigen Bildungs-, Rechts- und Wirtschaftsbegriffe verändernd anzusetzen.

Beuys hat in den Jahren bis 1975 nicht nur ungewöhnlich viele Studenten betreut, er schaffte es zugleich, eine große Zahl von sehr unterschiedlichen Künstlerpersönlichkeiten erfolgreich auf die eigene Praxis vorzubereiten. Zu diesen zählen nicht nur die „Grenzgänger“ zwischen Performance und Installation (u.a. Felix Droese und Katharina Sieverding), sondern auch eine große Zahl profilierter Maler wie Jörg Immendorff oder Blinky Palermo. [11]

Joseph Beuys war beinahe täglich präsent in der Akademie, auch samstags und in den Semesterferien. Ab 1966 veranstaltete er regelmäßig sogenannte „Ringgespräche“ mit seinen Studenten, initiiert von Anatol Herzfeld, in denen in einem vierzehntägigen Rhythmus Theorien entworfen und diskutiert wurden; diese Gespräche waren öffentlich und fanden bis zu Beuys' Kündigung 1972 statt. [12] Die Hinwendung zur Theorie war anfangs unter den Studenten der ersten Generation durchaus umstritten. An den Ausstellungen der Studenten, den sogenannten Akademierundgängen, nahm er stets Anteil.

Beuys war zudem der Meinung, dass jeder, der den Wunsch hat Kunst zu studieren, nicht durch Zulassungsverfahren, wie zum Beispiel ein Mappenverfahren - der Bewerber musste einen Nachweis seines Talents in Form von Arbeiten vorlegen - oder einen Numerus clausus daran gehindert werden sollte. Seinen Kollegen teilte er mit, dass er alle von anderen Lehrern abgelehnten Bewerber um einen Studienplatz in seine Klasse aufnehmen werde. Mitte Juli 1971 wurden 142 von 232 Bewerbern für ein Lehramtsstudium im normalen Zulassungsverfahren abgelehnt. Am 5. August 1971 verlas Beuys vor der Presse einen öffentlichen Brief, den er am 2. August an den Akademiedirektor geschickt hatte. Alle 142 abgewiesenen Studenten waren von Beuys in seine Klasse aufgenommen worden; er hatte im folgenden Semester etwa 400 Studenten. Am 6. August erläuterte das Wissenschaftsministerium der Presse, dass es diese Zulassung der Studiumsbewerber nicht genehmige und den Bewerbern ein Studium an einer anderen Akademie anbiete.

Am 15. Oktober 1971 besetzte Beuys mit siebzehn Studenten seiner Gruppe das Sekretariat der Akademie. In einem Gespäch mit dem Wissenschaftsminister Johannes Rau erreichte er, dass die Kunstakademie diese Bewerber mit der Empfehlung des Wissenschaftsministeriums aufnahm. Mit Datum vom 21. Oktober teilte das Wissenschaftsministerium Beuys schriftlich mit, dass solche Situationen nicht mehr geduldet würden, aber Beuys nahm die Warnung nicht ernst. [13]

Die Entlassung

Im Februar 1972 fand an der Kunstakademie eine Beratung über ein neues Zulassungsverfahren statt, an der auch Beuys selbst teilnahm. Die Größe einer Klasse war begrenzt auf 30 Studenten. Im Sommer wurden 227 Studienbewerber aufgenommen, 125 abgewiesen. 1052 Studenten waren an der Düsseldorfer Kunstkademie immatrikuliert, davon waren 268 in der Klasse Beuys.

Als Beuys mit abgewiesenen Studenten 1972 erneut das Sekretariat der Kunstakademie Düsseldorf besetzte, entließ ihn Minister Rau fristlos. [14] Von Polizisten begleitet musste Beuys zusammen mit seinen Studenten die Akademie verlassen. Am 27. April 1973 gründeten Joseph Beuys, Klaus Staeck, Georg Meistermann und Willi Bongard den „Verein zur Förderung einer Freien internationalen Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung”. Johannes Rau gab am 11. Oktober 1972 eine Pressekonferenz zum Fall Beuys und nannte die Entlassung „das letzte Glied in einer Kette ständiger Konfrontationen.“ In den nachfolgenden Tagen reagierten die Studenten der Akademie u.a. mit Hungerstreiks, einem dreitägigen Vorlesungsboykott, Unterschriftenaktionen, Transparenten (u.a. „1000 Raus ersetzen noch keinen Beuys“) und Informationswänden über die Ereignisse. Zahlreiche Protestbriefe und Telegramme aus aller Welt erreichten das Wissenschaftsministerium. Die Resonanz in Rundfunk, Fernsehen und Presse war groß. In einem offenen Brief forderten Künstlerkollegen (u. a. Heinrich Böll, Peter Handke, David Hockney, Gerhard Richter, Günther Uecker, Martin Walser) die Wiedereinsetzung eines der bedeutendsten Künstlers der deutschen Nachkriegszeit. Am 23. Oktober 1973, etwa ein Jahr nach seiner Entlassung, überquerte Beuys in einem von seinem Meisterschüler Anatol gebauten Einbaum den Rhein vom Ufer des Stadtteils Oberkassel zum gegenüberliegenden Ufer, wo sich die Kunstakademie befindet. Diese „Heimholung des Joseph Beuys“ als spektakulärer symbolischer Akt erregte seinerzeit großes öffentliches Interesse. 1974 erhielt Beuys eine Gastprofessur an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg.

Beuys leitete mit einer Klage gegen das Land Nordrhein-Westfalen einen jahrelangen Rechtsstreit ein. Im Jahre 1980 kam es vor dem Bundesarbeitsgericht in Kassel zu einem Vergleich: Beuys durfte bis zur Erreichung des 65. Lebensjahres sein Atelier im „Raum 3“ in der Akademie behalten und den Professorentitel weiterführen, dafür akzeptierte er die Auflösung des Arbeitsverhältnisses. [15] Am 1. November 1980 eröffnete Beuys in seinem Atelier „Raum 3“ die Geschäftsstelle der Free International University (FIU). Sie wurde nach Beuys’ Tod aufgelöst. [16]

Documenta und kommerzieller Erfolg

Nachdem Beuys 1964 an der documenta III in Kassel teilgenommen hatte, auf der er von da an regelmäßig mit seinen Werken vertreten war, folgte neben Einzelpräsentationen auch seine zunehmende Präsenz in der Öffentlichkeit. Mit der Aktion wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt eröffnete Joseph Beuys im November 1965 in der Galerie Schmela, Düsseldorf, die Ausstellung Joseph Beuys ... irgend ein Strang ..., seine erste in einer kommerziellen Galerie. Das Städtische Museum Abteiberg in Mönchengladbach zeigte von September bis Oktober 1967 die erste umfassende Ausstellung BEUYS. Durch vertragliche Vereinbarung gingen die ausgestellten Arbeiten in den Besitz des Sammlers Karl Ströher über, unter der Voraussetzung, dass dieser wesentliche Werkteil „geschlossen erhalten bleibt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird“. [17] Bei einem der sogenannten „Akademierundgänge“ im Februar 1969 in der Kunstakademie Düsseldorf stellte Beuys auch sein eigenes Werk Revolutionsklavier aus, ein mit etwa 200 roten Nelken und roten Rosen übersätes Instrument. Das Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basels zeigte von Juli bis August 1969 die Ausstellung Joseph Beuys Zeichnungen, kleine Objekte.

Anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung von André Masson im Museum am Ostwall in Dortmund im April 1970 fand ein Gespräch zwischen Joseph Beuys und Willy Brandt statt. Beuys regte an, wenigstens einmal monatlich Künstlern das Fernsehen als Diskussionsforum zur Verfügung zu stellen, damit die breite Öffentlichkeit die Ideen der wahren Opposition kennen lernen könne. Sinn war, dass diese Opposition effektivere Möglichkeiten bekäme, um ihre gesellschaftspolitischen Vorstellungen präzisieren zu können, denn, so der Künstler, sie hätte „keine andere Informationsebene als die Straße, und deshalb bitte ich, nicht für mich, um eine entsprechende Befreiung der Medien.“ Brandt leuchtete dies ein, er meinte jedoch, er könne nicht dafür eintreten, dass die Kunst „kraft eines politischen Amtes irgendwie zur [...] Propaganda“ werde. [18] Eine zweitägige Arbeitskonferenz zwischen Joseph Beuys, Erwin Heerich und Klaus Staeck in Heidelberg fand im September 1971 statt. Ziel war es, ein Konzept für die Organisation eines „internationalen freien Kunstmarkts“ zu erarbeiten. Als Ergebnis fand im Oktober 1971 ein „2. internationales Meeting freier Kunstmarkt“ in der Städtischen Kunsthalle Düsseldorf statt.

Joseph Beuys 1973

Zur documenta 5 im Jahre 1972 entstand Beuys’ Arbeit „Dürer, ich führe persönlich Baader + Meinhof durch die Dokumenta V“, die unter dem Aspekt einer künstlerischen Betrachtung des beginnenden Terrors der Baader-Meinhof-Gruppe entstand. Im Oktober 1972 fand die Eröffnung der Ausstellung Arena – dove sarei arrivato se fossi stato intelligente (dt: „Arena – wo wäre ich hingekommen, wenn ich intelligent gewesen wäre“) in der Galleria Attico in Rom statt.

Internationale Präsenz und Preise (1975–1986)

Im Januar 1974 reiste Beuys zum ersten Mal nach Amerika. Der Galerist Ronald Feldman, New York, hatte für ihn eine zehntägige Vortragstournee durch Amerika unter dem Titel „Energy Plan for the Western Man“ organisiert. Vor zahlreichen Zuhörern in den Kunsthochschulen von New York, Chicago und Minneapolis Hier sprach er unter anderm über die „ganze Frage der Möglichkeit, daß jedermann nun seine eigene besondere Art von Kunst, seine eigene Arbeit, für die neue soziale Organisation“ machen solle. [19]

Auf der 37. Biennale in Venedig 1976, war Beuys mit der Installation Straßenbahnhaltestelle/ Tram Stop/ Fermata del Tram (1961–1976) im deutschen Pavillon vertreten. Am 16. März 1977 installierte Beuys in der Nationalgalerie Berlin die Arbeit RICHTKRÄFTE − 100 Tafeln, bei denen auf einer an den Enden einer Linie die Worte „east“ und „west“ geschrieben waren und in der Mitte über einer Trennlinie die Worte „Eurasia“ und „Berlin wall“ − die Mauer als Linie der Trennung zweier unterschiedlicher Denksphären, die Beuys als „westlichen Privatkapitalismus“ und „östlichen Staatskapitalismus“ bezeichnete. [20] Am selben Abend fand eine öffentliche Diskussion statt, bei der Beuys einen Rucksack auf dem Rücken trug, eine Anspielung auf den wandernden Hirten. [21] Auf der documenta 6, 1977, war Beuys 100 Tage mit der Honigpumpe am Arbeitsplatz vertreten.

„Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“: Die erste von Beuys gepflanzte Eiche vor dem Fridericianum (Kassel)

Im Mai 1979 traf er in der Galerie Denise René/Hans Mayer, Düsseldorf, zum ersten Mal Andy Warhol, der dort gerade eine Ausstellung seiner neuen Bilder zeigte. Bei diesem Treffen fertigte Warhol ein Polaroid von Beuys an, das die Vorlage für mehrere mit Diamantstaub (Diamond-Dust) bearbeitete Serigraphien wurde. Ende 1979 widmete ihm das New Yorker Guggenheim-Museum als erstem Deutschen eine umfangreiche Retrospektive, Beuys war zu der Zeit 58 Jahre alt. Am 1. April 1980 trafen sich Beuys und Warhol, die vom Kunstmarkt als zwei konträre Stars betrachtet wurden, erneut: In der Galerie „Lucio Amelio” in Neapel zeigte Andy Warhol seine Ausstellung „Joseph Beuys by Andy Warhol“ mit den neuen Siebdruckporträts, die er von Beuys hergestellt hatte.

Beuys setzte bei der documenta 7 1982 in Kassel seine Aktion Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung (7000 Eichen) in die Tat um. Das Ende der aufwändigen Pflanzaktion erlebte Beuys nicht mehr. Bis zu seinem Tode waren erst 5500 Eichen gepflanzt. Den letzten Baum pflanzte sein Sohn Wenzel während der documenta 8 am 12. Juni 1987. Im April 1981 hielt sich Beuys in Rom auf, um im Palazzo Braschi die Aktionsplastik Terremoto herzustellen. Im gleichen Monat entstand in Italien eine weitere Arbeit, Terremoto in Palazzo, anlässlich einer Ausstellung in Neapel zugunsten der Opfer des verheerenden Erdbebens vom 23. November 1980. 1983 stellte der Künstler ein Multiple unter gleichem Titel als Farboffset-Serie her.

Im August 1981 reiste er mit seiner Familie mit einem Wohnmobil durch Polen, um jene Orte, die er als junger Soldat schon kennengelernt hatte, zu besuchen. In Łódź überließ er dem Museum Sztuki 800 seiner Zeichnungen, Grafiken, Poster, Texte und Manifeste als Schenkung. Von Oktober bis Dezember 1981 fand die erste Beuys-Ausstellung in der DDR statt. In der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Ostberlin wurden Multiples aus der Sammlung Dr. Günter Ulbricht, Düsseldorf, gezeigt.

Im Oktober 1982 führte er ein Gespräch mit dem Dalai Lama in Bonn. Organisiert wurde dieses Treffen von der Niederländerin Louwrien Wijers, die davon ausging, dass Beuys’ Vision, Politik zur Kunst zu machen, den Dalai Lama interessieren müsste. Das Gespräch, das eine Stunde dauerte, ist nicht publiziert und aufgezeichnet worden. Überliefert ist nur, dass fast ausschließlich Joseph Beuys gesprochen habe. Er habe dem Dalai Lama seine Vision einer „weltweiten Sozialen Plastik“ unterbreitet. Darüberhinaus plante er den Chinesen, die 1959 Tibet okkupiert hatten, einen Wirtschaftsplan für Tibet vorzulegen. [22] Im Herbst 1982 hatte Beuys auf der Zeitgeist-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau in Berlin ein bedeutendes Werkensemble mit dem Titel „Hirschdenkmäler“ ausgestellt. dessen Bestandteile in das Environment „Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch“ eingeflossen sind, das 1987 von der Stadt Frankfurt am Main erworben wurde und sich heute im MMK befindet. Von der Hamburger Kulturbehörde erging im Frühjahr 1983 ein Planungsauftrag für die Spülfelder in Altenwerder an den Künstler, die heute als Containerterminal Altenwerder dienen. Beuys entwickelte ein Bepflanzungskonzept; das Projekt Gesamtkunstwerk Freie und Hansestadt Hamburg wurde schließlich im Juli 1984 vom Senat der Stadt Hamburg abgelehnt. [23]

1984 wurden in Tokio zwei Ausstellungen eröffnet, die der mittlerweile gesundheitlich schwer angeschlagene Künstler selbst vorbereitete. Die eine fand vom 15. Mai bis 17. Juli 1984 in der Galerie Watari statt: „Joseph Beuys & Nam June Paik“; die andere mit Werken aus der Sammlung Ulbricht schloss sich vom 2. Juni bis 2. Juli 1984 im Seibu-Museum an. Die Stadt Bolognano ernannte Joseph Beuys im März 1984 zum Ehrenbürger. Beuys beteiligte sich mit der Installation Wirtschaftswerte (1980) an der Ausstellung von hier aus – Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf die von September bis Dezember 1984 stattfand.

Joseph Beuys 1985

Ende Mai 1985 erkrankte Joseph Beuys an einer interstitiellen Pneumonie. Bei einem Genesungsaufenthalt in Neapel und auf Capri im September 1985 entstand die Skulptur Scala Libera (1985), sowie ein Prototyp der Capri-Batterie. Kurz vor seinem Tod hielt der Künstler am 20. November 1985 mit „Sprechen über das eigene Land: Deutschland“ eine Grundsatzrede in den Münchner Kammerspielen. Er thematisierte dabei noch einmal seine Theorie, dass „jeder Mensch ein Künstler“ sei. Die letzte von Joseph Beuys eingerichtete Installation, Palazzo Regale, wurde von Dezember 1985 bis Mai 1986 im Museo di Capodimonte in Neapel gezeigt. Im Januar 1986 wurde ihm der angesehene Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg verliehen. Elf Tage später, am 23. Januar 1986, verstarb Joseph Beuys mit 64 Jahren in seinem Atelier in Düsseldorf.

Person Beuys

Die tägliche Anwesenheit in der Akademie, die Auskunftsfreude gegenüber Presse, Rundfunk und Fernsehen und die Schonungslosigkeit, mit der sich Beuys in seinen Kunstaktionen bis zum gesundheitlichen Raubbau zu präsentieren schien, prägten auch das Bild von der Person des Künstlers.

An den Akademien war es in den 1960er Jahren keineswegs Sitte, dass der Lehrer den Studenten täglich zur Verfügung stand; das Prinzip, die eigene künstlerische Arbeit mit der Ausbildung der Studenten zu identifizieren, blieb auch später durchweg eine Ausnahme. Ausstellungen fanden in der Tagespresse gewöhnlich wenig Resonanz, die Gegenwartskunst hatte ihre Fachkreise und ihr begrenztes Galeriepublikum. Kataloge zeigten keine Fotos der Künstler. Kunstaktionen, wie das Happening Ende der 1960er Jahre, erlaubten der Presse und dem Fernsehen erstmals interessante Bilder auch in Schwarzweiß; die Kunstaktionen Joseph Beuys' gaben in ihren seinerzeit als ungewöhnlich bis ärgerniserregend empfundenen Formen Anlass [24], vor allem die Person des Künstlers ins Bild zu setzen. Nach der spektakulären Rheinüberquerung 1973 war auch die an sich wenig aufsehenerregende Kleidung des Künstlers, bestehend aus Jeans, weißem Hemd mit Anglerweste und Filzhut, zum Markenzeichen avanciert, das Beuys auch weiterhin nicht nur für die mediale Verbreitung seiner Ideen, sondern nach 1980 auch für seinen Auftritt auf der politischen Bühne einsetzte.

Das nur schwer abzubildende Werk des Künstlers wurde ersetzt durch das Bild des Mannes mit dem Filzhut. Die polarisierende Wirkung der Arbeiten übertrug sich auf die Wahrnehmung der Person. Die Kritiker sprachen von einem Scharlatan oder Schamanen, begeisterte Anhänger hielten ihn für einen Leonardo da Vinci der Gegenwart. Die Fülle der Aussagen, die Beuys der Öffentlichkeit übermittelte, gaben ebenso hinreichend Anlass für Zuschreibungen seiner Person. Für seine Reflexionen zum Beispiel über ein zentrales Motiv der Kunst, den Tod, nannte man ihn einen Schmerzensmann der Kunst. [25]

Werk

Das umfangreiche Werk von Joseph Beuys umfasst im Wesentlichen vier Bereiche: Materielle Arbeiten im traditionellen künstlerischen Sinne (Malerei und Zeichnungen, Objekte und Installationen), die Aktionen, die Kunsttheorie mit Lehrtätigkeit, sowie auch seine sozial-politischen Aktivitäten.

Zeichnungen und Partituren

Zeichnungen und Partituren (externe Weblinks)

Das zeichnerische Werk beinhaltet eine eigene Bildsprache und führte von der frühen Naturstudie bis hin zu den späten handschriftlichen Tafeldiagrammen, die er auch in seine Aktionen, Installationen und Diskussionsrunden miteinbezog.

In den frühen Zeichnungen der 40er und 50er Jahre verwendete Beuys zumeist Mischtechniken aus Aquarell und Bleistift. Darunter finden sich mit zartem Strich skizzierte Frauenakte und Tierstudien (zumeist hasen- oder hirschähnliche Wesen). In späteren Arbeiten setzte er sich inhaltlich mit Phänomenen der Erkenntnistheorie, der energetischen oder morphologischen Transformation auseinander, denen Entwürfe neuer sozialer Strukturen folgten.

Seine zeichnerischen Arbeiten hatten anfangs meist einen filigranen Duktus, manchmal glichen die Zeichnungen vereinfachten Studien. Er fertigte sie gern auf alltäglichen, vorgefundenen Materialien an. Die nach 1964 entstandenen Arbeiten auf Papier verstand Beuys als sogenannte ‚Partituren‘. Sie standen in engem Zusammenhang mit den in den 60er und frühen 70er Jahren durchgeführten Aktionen, besaßen einen eher funktionalen Charakter und sind „im Sinne bildkünstlerischer Praxis als Vorarbeiten zum eigentlichen Werk zu verstehen.“ [26] Die bei seinen zahlreichen Vorträgen entstandenen Kreidezeichnungen auf Schultafeln, hatten gleichfalls den Charakter der ‚Partitur‘.

Fluxus

Aktionen (externe Weblinks)

Fluxus (lat. = das Fließen) bezeichnet in der Medizin auch eine „fließende Darmentleerung“, womit die neue Kunstbewegung sich zur Provokation bekannte. Aktionskunst und Happenings waren eine Kunsterscheinung der ausgehenden 50er Jahre, die in den 1960er Jahren ihren Höhepunkt erreichten. Im Fluxus wirkten erstmals europäische und amerikanische Künstler in einer gemeinsamen Bewegung zusammen.

Die ersten Fluxusaktionen von Beuys fanden zunächst wenig Beachtung in der breiten Öffentlichkeit, dennoch schaffte es der Künstler mit seinen kontrovers diskutierten Aktionen und Installationen in kurzer Zeit internationales Ansehen zu erlangen und rangierte alsbald an erster Stelle der deutschen Kunstszene. Im Unterschied zum Happening bezog Beuys sein Publikum nicht direkt ein, verstand es aber, Publikumsreaktionen in seine Performances einzubinden: Bei einer Aktion auf dem „Festival der neuen Kunst“ in Aachen am 20. Juli 1964 wurde ihm von einem aufgebrachten Studenten die Nase blutig geschlagen; obwohl ihm hierbei das Blut herunterfloss, bezog er den tätlichen Angriff spontan in die Aktion mit ein und ergriff ein Kruzifix, um es „dem empörten Publikum demonstrativ vor die Nase zu halten.“ Ein Foto dieser Aktion kursierte bald in der deutschen Presselandschaft. [27]

Während der 24-Stunden-Aktion und in uns … unter uns … landunter im Juni 1965 in der Wuppertaler Galerie Parnass brachte er durch die Verwendung der ursprünglich der Arte povera zugehörigen Materialien Honig, Fett, Filz und Kupfer ein symbolträchtiges „Dingvokabular“ künstlerisch zur Anschauung, das er in dieser Aktion mit den Bedeutungen Energiespeicherung, Spannung und Kreativität belegte . Weitere Aktionen mit Titeln wie EURASIA (1966), Manresa (1966) und Titus Andronicus / Iphigenie (1969) folgten. In der Aktion I like America and America likes Me im Jahr 1974 verbrachte Beuys drei Tage mit einem von nordamerikanischen Ureinwohnern als heilig verehrten Kojoten in den Räumen einer New Yorker Galerie.

Der Künstler plante seine Aktionen stets akribisch, machte im Vorfeld zahlreiche Partituren und notierte seine Ideen; dabei überließ er, trotz aller Spontaneität, nichts dem Zufall, was in dem Filmdokument EURASIENSTAB (Antwerpen 1968) deutlich wird: man sieht Beuys oft auf seine Armbanduhr schauen, um seine Handlungen genau mit der Orgelmusik des mitwirkenden Komponisten Henning Christiansen abzustimmen.

Mit der Planung und Umsetzung der Kasseler Stadtverwaldungs-Aktion 7000 Eichen verwirklichte Beuys eine soziale Kunst in Form eines Landschaftskunstwerks, in dem Leben, Kunst, Politik und Gesellschaft eine Einheit bilden. Um mit dieser Aktion die Stadt Kassel zur documenta 7 tatsächlich begrünen zu können, musste er eine organisatorische Mammutaufgabe bewältigen. Im Laufe der Aktion machte er die Erfahrung, dass seine Sammler ihn bei der Finanzierung dieser Aktion nicht ausreichend unterstützten, obwohl sie bisher eine enorme Wertsteigerung seiner Werke erlebt hatten. Um tatsächlich die notwendigen 3,5 Millionen DM aufzubringen, ging Beuys soweit, in einem Werbespot der japanischen Whiskymarke Nikka aufzutreten. Der Satz: „Ich habe mich vergewissert, der Whisky war wirklich gut.“ brachte allein 400.000 DM. Beuys kommentierte diesen Einsatz mit der Bemerkung: „Ich habe mein ganzes Leben lang geworben, aber man sollte sich mal dafür interessieren, wofür ich geworben habe.“ [28]

Viele Kunstaktionen von Joseph Beuys wurden von Fotografen wie Gianfranco Gorgoni, Bernd Jansen, Ute Klophaus oder Lothar Wolleh im Bild festgehalten. Beuys verwendete diese Fotografien teilweise als positive sowie als negative Reproduktionen für seine Multiples. In späteren Fluxusaktionen setzte Beuys tonale und atonale Kompositionen und Geräuschcollagen ein. Er arbeitete mit Mikrophonen, Tonbandgeräten, Rückkopplungen, verschiedenen Musikinstrumenten und mit seiner eigenen Stimme. Auch arbeitete er dabei zusammen mit anderen Künstlern, zum Beispiiel mit Henning Christiansen, Nam June Paik, Charlotte Moorman und Wolf Vostell. Besonders schätzte er den US-amerikanischen Komponisten und Künstler John Cage. [29] Es entstanden Werke wie Eurasia und 34. Satz der Sibirischen Synphonie mit dem Einleitungsmotiv der Kreuzesteilung (1966). In der Aktion ...oder sollen wir es verändern (1969) spielte er Klavier und Henning Christiansen Violine. Beuys schluckte Hustensaft, während Christiansen ein Tonband mit Geräuschcollagen aus Stimmen, Vogelgesang, Sirenengeheul und anderen elektronischen Klängen abspielte.

Installationen und Objekte

Installationen und Objekte (externe Weblinks)

Etliche Objekte der Beuys’schen Installationen sind Überbleibsel seiner Aktionen. Er verstand seine Installationskunst als eine Transformation der Idee – als einen Gedanken, der in einen „Energieträger“ oder Induktor plastisch dargestellt wird und den Betrachter herausfordernd oder provozierend zum Nachdenken anregen sollte.

„Meine Objekte müssen als Anregungen zur Umsetzung der Idee des Plastischen verstanden werden. Sie wollen Gedanken darüber provozieren, was Plastik sein kann und wie das Konzept der Plastik sein kann und wie das Konzept der Plastik auf die unsichtbaren Substanzen ausgedehnt und von jedem verwendet werden kann.“ [30]

Den größten Teil seiner Plastiken und Objekte hatte der Künstler bereits Jahre zuvor in seinen umfangreichen Zeichnungen und Partituren angelegt, um sie später zu realisieren. Ähnliches gilt für sein malerisches Werk, welches allerdings geringeren Umfangs ist.

Datei:Beuys Briefmarke 2.jpg
Joseph-Beuys-Briefmarke (1993): Lagerplatz (1962−1966), Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach

In mehreren Werken finden sich Quecksilberthermometer, z. B. auf Konzertflügeln platziert, um einen Zusammenhang zwischen akustischem Tempus und der Temperatur zu assoziieren, so in seinem Spätwerk Plight (deutsch: „Notlage“) von 1985 (das er bereits 1958 konzipierte). Die Installation Plight bestand aus zwei klaustrophobisch arrangierten Räumen, die von Beuys vollkommen mit Filzrollen ausgekleidet worden waren, (quasi schallgedämmt), und in denen nur ein Konzertflügel aufgestellt war, auf diesem eine Schultafel und ein Fieberthermometer – wahrscheinlich in Anspielung auf das „wohltemperierte Klavier“ von Bach.

Beuys’ letzte Installation sollte das Palazzo Regale werden, das er 1985 im Museo di Capodimonte in Neapel installierte. In der ehemaligen Bourbonenresidenz platzierte Beuys zwei Messingvitrinen, die an den Wänden von sieben rechteckigen Messingtafeln begleitet wurden. Der Titel spielt an auf den Palazzo Reale, dem ehemaligen Palast der Vizekönige im Zentrum Neapels.

Multiples

Multiples (externe Weblinks)

Joseph Beuys hat in seinen seriell hergestellten Multiples „mit ihren künstlerischen soziologischen und ökonomischen Aspekten ein geeignetes Medium für seine Kunst gesehen“ [31] Das als Auflage hergestellte Kunstobjekt machte er zum Träger und Vehikel seiner Ideen. Durch die serielle Ausfertigung des jeweiligen Kunstobjekts beabsichtigte er, einen größeren Kreis von Menschen zu erreichen.

In diesem Werkkomplex experimentierte Beuys mit der Polarität, in den sogenannten Gegenbildern: Die elektrische Induktion, symbolisiert durch Materialien wie beispielsweise Kupferplatten oder Batterien veranschaulichte er Energien, die zugleich wieder, in Filz oder Fett gehüllt, isoliert wurden. Ein Beispiel dafür ist das Multiple Capri-Batterie aus dem Jahr 1985. Oft verwendete er zudem Fotografien seiner Aktionen in diesen Multiples, übermalte sie oder ordnete die Bilder, oft mit Kreuzen oder anderen Übermalungen versehen, in Kästen an, was teilweise kongruent mit den Polaroids von Andy Warhols Multiples zu vergleichen ist.

Erweiterung des Kunstbegriffs

Naturwissenschaftliche und zoologische Studien führten Joseph Beuys Ende der 1960er Jahre zu erheblichen Bedenken gegen ein, wie er meinte, zu einseitiges Kunst- und Wissenschaftsverständnis und zu der Ansicht, dass der gängige Erfahrungssatz zur erkenntnistheoretischen Begründung, so wie sie die klassische Naturwissenschaft sieht, nicht ausreichte. Nach Beuys war „Der Erweiterte Kunstbegriff [..] das Ziel des Weges von der traditionellen (Moderne Kunst) zur anthropologischen Kunst.“ [32]

Beuys kam zu der Erkenntnis, dass die Begriffe Kunst und Wissenschaft in der Gedankenentwicklung des Abendlandes einander diametral entgegenstehen und dass diese Tatsache Anlass sei, nach einer Auflösung dieser Polarisierung in der Anschauung zu suchen. [33] Die Auseinandersetzung mit der Anthroposophie Rudolf Steiners führte schließlich zu seinem Konzept eines erweiterten Kunstbegriffs und einer „Sozialen Plastik“, unter der er eine kreative Mitgestaltung an der Gesellschaft durch die Kunst verstand.

Ende 1972 trat Beuys der Anthroposophischen Gesellschaft als Mitglied bei. Seinen Mitgliedsbeitrag bezahlte er jedoch nie, weshalb die Gesellschaft ihn wieder ausschloss. [34]

Soziale Skulptur

Joseph Beuys: Vortrag „Jeder Mensch ein Künstler - Auf dem Weg zur Freiheitsgestalt des sozialen Organismus“, Achberg 1978

Eine Skulptur war für Beuys mehr als eine dreidimensionale Arbeit, vielmehr sah er sie als „[...] eine Kräftekonstellation [...], die sich zusammensetzt aus unbestimmten chaotischen, ungerichteten Energien, einem kristallinen Formprinzip und einem vermittelnden Bewegungsprinzip.“ Dem Pol der Wärme, der chaotischen Energie, ordnete er den Pol der Kälte, das kristalline Formprinzip, zu. Für Beuys waren diese beiden Pole eine Energie, die den jeweiligen Pol in sein Gegenteil zu transformieren in der Lage sei. Wärme und Kälte sind nach Beuys „überräumliche plastische Prinzipien.“ Seine „Plastische Theorie“ entwickelte er während seiner Studien zu den Romantikern Novalis, Philipp Otto Runge, sowie auch zu Rudolf Steiner. Er übertrug damit ein plastische Prinzip der Erschaffung einer erkaltenden Form durch den Eingriff des Bildhauers (Bewegung) in das heiße, warme und sich im Zustand des Chaos befindlichen Rohmaterials in eine Theorie des kreativen Schaffens. Indem er dieses Gestaltungsprinzip auf das gesellschaftliche Miteinander transformierte, unternahm Beuys den Versuch, der aus seiner Sicht im Materialismus erkrankten westlichen Welt zur Neuorientierung zu bewegen; mit Hilfe dieses Denkansatzes sollte eine „neue soziale und demokratische Lebensform“ entwickelt werden. Dieser neue soziale Organismus war für Beuys ein Kunstwerk, das er die die „Soziale Skulptur“ (oder zuweilen auch: die „soziale Plastik“) nannte. Alle Menschen, die an diesem neuen Gesellschaftssystem arbeiteten, seien „Mitglieder an der lebendigen Substanz dieser Welt.“ [35]

Rezeption im Kunstbetrieb

Der Abschnitt behandelt zeitgenössische Reaktionen im Kunstbetrieb; zur kunsthistorischen Werkrezeption siehe Joseph Beuys/Rezeption

Kunstkritik

In den 1980er Jahren wurde Beuys' Verarbeitung des Nationalsozialismus ein wichtiges Thema unter den Kunsthistorikern in den USA. Unter anderen widersprachen Benjamin Buchloh, Thomas McEvilley, Frank Gieseke und Albert Markert der insbesondere in Joseph Beuys’ Umkreis vorherrschenden Meinung, dieser habe als einziger Künstler seiner Generation die Nazizeit nicht verdrängt. Buchloh sah insbesondere in der Selbststilisierung und der eigenen Mythenbildung des Künstlers, die zum Beispiel Beuys' Gebrauch von Filz mit dem den Flugzeugabsturz der Stuka über der Krim im Zweiten Weltkrieg verbrämte, als einen Ansatz ebenso wie ein Zeichen dafür, dass der Künstler sich den Verdrängungsprozessen der Nachkriegszeit angeschlossen und sich mit deren deren „neurotischen Konditionen arrangiert“ habe.

Der amerikanische Kunstkritiker Donald Kuspit vertat hingegen den Standpunkt, dass Beuys vielmehr seine Erfahrungen in seinem Werk nicht nur verarbeitet, sondern auch ins Positive gewendet habe; er deutete deshalb die von Beuys selbst initiierte Mythisierung seines Lebenslaufs nicht als Verfälschung, sondern als eine bewusste Umdeutung mit dem Ziel, sich der eigenen Erinnerung zu vergewissern. Kuspit befand, dass der Künstler in seiner Form der Verarbeitung dem Publikum, gleichsam stellvertretend für die Deutschen, eine kreative Haltung für den Umgang mit der eigenen Geschichte vorführte. [36]

Den kommerziellen Erfolg der 1970er und 1980er Jahre nahm der Kunstkritiker Hans Platschek zum Anlass, die Ernsthaftigkeit des politischen Anspruchs der Beuys’schen „Sozialen Plastik“ in Frage zu stellen. Platschek hielt Beuys in seinem Buch „Über die Dummheit in der Malerei“ vor, „soziale Verhältnisse nur für seine Zwecke zu instrumentalisieren und tatsächlich den kapitalistischen Kunstmarkt besonders gut mit einem metaphysisch aufgeladenen Angebot zu bedienen.“ Beuys spreche, so Platschek, mit Erfolg vornehmlich ein saturiertes bürgerliche Publikum an. „Er liefert, Metaphysiker im Supermarkt, das Überirdische frei Haus.“ Mit seinem „Ansinnen, politische Zustände als Magie, die Warenwelt als Stilleben und soziale Verhältnise als Bastelmaterial zu nehmen“ habe Beuys, ein Bedürfnis nach vermeintlicher Tiefsinnigkeit bedienend „im Westen auf den Märkten Furore gemacht.“ [37]

Kunstmarkt

Zeitlich parallel zu den Jahren der Beuys’schen Lehrtätigkeit an der Düsseldorfer Kunstakademie (1966–1969) wuchs seine Bedeutung auf dem Kunstmarkt. Auslöser hierfür war der international beachtete Ankauf des kompletten Mönchengladbacher Beuysbestandes durch Karl Ströher. Dieser hatte parallel eine wertvolle Sammlung von Expressionisten und informeller Nachkriegsmalerei verkauft, um mit dem Erlös nicht nur den Beuysbestand, sondern auch den Ankauf einer renommierten Popart-Sammlung zu finanzieren. Mit diesem Coup hatten die Medien ein geeignetes Thema gefunden, neben dem amerikanischen Superstar Warhol konnte sich als europäischer Gegenpart Joseph Beuys etablieren. Die Preise auf den Kunstmessen stiegen schließlich 1969 rasant an. In der Folge belegte Beuys 1973 im Kunstkompass, einer Weltrangliste der 100 bedeutendsten Gegenwartskünstler, den vierten Platz, vor Yves Klein. 1974 bis 1976 den fünften Platz. 1971 und 1978 den Zweiten und 1979 sowie 1980 den ersten Platz, jeweils vor Robert Rauschenberg und Andy Warhol. [38]

Politische Aktivitäten (1967–1986)

Für Joseph Beuys war gestalterisches und politisches Handeln mit seiner Vorstellung vom freien Menschen und dem Menschen als Natur- und Gesellschaftswesen verbunden. Seine gesellschaftspolitischen Aktivitäten zielten seit 1971 auf die Bildungspolitik, mit dem Ziel eine Altermative zu den staatlichen Ausbildungssituationen zu schaffen. [39] Er war gegen einen Privat- und Staatskapitalismus, vielmehr für einen freien und demokratischen Sozialismus. Er setzte sich zugleich gegen den sozialistischen Klassenbegriff ab: „Ich kann mit dem Klassenbegriff nicht arbeiten, [...] es geht um den Menschenbegriff.“ [40] Seine Kunst war für ihn Befreiungspolitik. [41] Die Wirkung des politischen Engagements von Beuys blieb umstritten. Rudi Dutschke notierte in seinem Tagebuch „Joseph war glänzend in der Kunst und unwissend in der Ökonomie.“ [42]

Deutsche Studentenpartei (DSP)

Am 22. Juni 1967, wenige Tage nach dem Tod des Studenten Benno Ohnesorg, gründete Beuys als Reaktion auf die schwelenden Studentenunruhen die Deutsche Studentenpartei (DSP). Hierzu organisierte er auf der Akademiewiese vor der Kunstakademie Düsseldorf eine „öffentliche Erläuterung“ der DSP mit etwa 200 Studenten, Journalisten und den AStA-Vorsitzenden. Am 24. Juni 1967 trug sich dann die „Deutsche Studentenpartei“ in das Vereinsregister ein – mit Joseph Beuys (1. Vorsitzender), Johannes Stüttgen (2. Vorsitzender) und Bazon Brock (3. Vorsitzender).

In dem Gründungsprotokoll von Johannes Stüttgen, verfasst am 15. November 1967, hieß es: „Die Notwendigkeit der neuen Partei, deren wesentliches Anliegen die Erziehung aller Menschen zur geistigen Mündigkeit ist, wurde vor allem angesichts der akuten Bedrohung durch die am Materialismus orientierte, ideenlosen Politik und der damit verbundenen Stagnation ausdrücklich herausgestellt.“ Ferner hatte sich die Studentenpartei zum Grundgesetz in seiner „reinen Form“ bekannt. Weitere Ziele waren, „absolute Waffenlosigkeit, ein geeinigtes Europa, die Selbstverwaltung autonomer Glieder wie Recht, Kultur, Wirtschaft, Erarbeitung neuer Gesichtspunkte zur Erziehung, Lehre, Forschung, die Auflösung der Abhängigkeit von Ost und West.“ [43]

Um die Beschränkung auf Studenten aufzulösen, benannte Beuys im März 1970 die „Deutsche Studentenpartei“ um in „Organisation der Nichtwähler, Freie Volksabstimmung“. Die Ziele waren: „Ausweitung der politischen Aktivitäten auf alle Gesellschaftsgruppen mit dem Ziel, die Bewusstseins- und Handlungsstrukturen der Gesellschaft zu analysieren und durch die gewonnenen Kenntnisse die Menschen analog der ‚plastischen Theorie‘ in einem pädagogischen Prozess für zentrale individuelle und gesellschaftliche Veränderungsmöglichkeiten zu gewinnen.“ [44] Parallel dazu gab sich die DSP den Namen „Fluxus Zone West“. Die Deutsche Studentenpartei wurde schließlich auf Initiative von Beuys „übergeführt in die ‚Organisation der Nichtwähler‘, die seit dem 1. Juni 1971 ‚Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung‘ hieß.“ [45]

Organisation für Direkte Demokratie durch Volksabstimmung

Zur documenta 5 1972 war Joseph Beuys mit seinem Informationsbüro der Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung vertreten und dies täglich für die Dauer der Documenta, also für 100 Tage. Er diskutierte mit den Besuchern über die Idee der direkten Demokratie durch Volksabstimmung und ihre Möglichkeiten der Verwirklichung. Auf dem Schreibtisch des Informationsbüros stand stets eine langstielige rote Rose. Anhand der Rose erklärte Beuys den Besuchern das Verhältnis von Evolution und Revolution, was für ihn bedeutete, dass die Rose ein Bild eines evolutionären Prozesses zum revolutionären Ziel sei, denn die Blüte der Rose ist eine Revolution in Bezug auf ihre Entstehung: „Diese Blüte kommt nicht ruckartig zustande, sondern nur aufgrund eines organischen Wachstumsvorganges, der so angelegt ist, daß die Blüten keimhaft veranlagt sind in den grünen Blättern und aus diesen ausgebildet werden … So ist die Blüte in bezug auf die Blätter und den Stil eine Revolution, obwohl sie in der organischen Umwandlung gewachsen ist, die Rose wird als Blüte nur möglich durch diese organische Evolution.“ [46]

In den Programmschriften zur „Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“ stellte der Künstler sein demokratisches Ordnungssystem von Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben in Anlehnung an die Dreigliederungsidee von Rudolf Steiner und die Ideale der Französischen Revolution auf. Am 27. April 1973 wurde zusätzlich die Freie internationale Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung, die Free International University (FIU), ins Leben gerufen.

Free International University (FIU)

Das Titelblatt des Veranstaltungsprogramms der Free International University von Beuys zur documenta 7

Die Free International University (FIU) oder „Freie Internationale Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung“, wie sie auch genannt wurde, war ein von Joseph Beuys am 19. Mai 1972 gegründeter gemeinnütziger anerkannter Trägerverein und sollte als ein „organisatorischer Ort des Forschens, Arbeitens und Kommunizierens die Fragen einer sozialen Zukunft durchdenken“. [47] Das Fundament dafür bildete ein pädagogischer Entwurf, dessen erste Voraussetzung die grundlegende Erneuerung des Bildungswesens vorsah. Für ein erweitertes Erziehungsprogramm sei die Erneuerung des gesamten Bildungswesens notwendig und damit auch die Veränderung der Organisationsstruktur, sowie der Methoden und Inhalte des Unterrichts und die vollständige Unabhängigkeit der Schulen und Hochschulen von der Bevormundung durch den Staat. [48]

Beuys wollte kein politisches Programm ausbilden, sondern neue konkurrierende Bildungseinrichtungen schaffen, um die alten Einrichtungen nach und nach zu überwinden. Seiner Meinung nach sollte der gesamte Schulbereich in seinen Belangen autonom werden. [49] Joseph Beuys arbeitete bereits im Zuge der Entwicklung seiner Lehrtätigkeit seit den frühen 70er an dem Gedanken zur Gestaltung und Gründung einer freien Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung. Die FIU bestand als eingetragener Verein bis 1988.

Die Grünen

„Das System ist kriminell, der Staat zum Feind des Menschen geworden![50] konstatierte Beuys 1976 und zog für sich die Konsequenz, selbst in die Politik zu gehen. 1976 wurde er Spitzenkandidat der Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD), die sich als „Deutschlands erste Umweltschutzpartei“ verstand, bei den Bundestagswahlen in NRW und erhielt in seinem Wahlkreis Düsseldorf-Oberkassel 600 Stimmen (3 %). Dieses Engagement brachte ihm erhebliche Kritik ein, da sich in der AUD ökologische Strömungen mit nationalkonservativen und stark rechten Tendenzen mischten.[51] Seit dem Frühjahr 1977 wurden in der Bundesrepublik grüne Listen gegründet. Im Jahr 1979 kandidierte Joseph Beuys für das Europaparlament als Direktkandidat für „Die Grünen“ und gewann Rudi Dutschke für gemeinsame Wahlkampfauftritte. Die AUD löste sich zugunsten der GRÜNEN auf.

Am 11. bis 12. Januar 1980 nahm Beuys am Gründungsparteitag der „Grünen“ in Karlsruhe und am 16. Februar 1980 an der Landesmitgliederversammlung derselben in Wesel teil. Für den Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen eröffneten die „Grünen“ am 16. März ein Informationsbüro in Düsseldorf; Beuys gestaltete Plakate und führte eine Kampagne für die Partei durch. Seine eigenen politischen Vorstellungen konnte er bei den „Grünen“ jedoch nicht durchsetzen.

Joseph Beuys mit Petra Kelly, 1982

1980, vom 22. bis 23. März, nahm nahm Beuys an ihrem Bundesparteitag in Saarbrücken teil. Vor einer Podiumsdiskussion zum Thema „Abbau demokratischer Rechte“ stellten sich Petra Kelly und Joseph Beuys am 9. Mai 1980 beim Wahlkampfhöhepunkt der „Grünen“ in Münster den Fragen der Presse. 1982, während der Endphase des internationalen Wettrüstens, trat Beuys mit der Band von Wolf Maahn als Politsänger auf mit dem Lied Sonne statt Reagan. [52]

Im November 1982 erklärte Beuys auf dem Bundesparteitag in Hagen seine Bereitschaft, wieder in Nordrhein-Westfalen auf der Landesliste für den Deutschen Bundestag zu kandidieren, und wurde daraufhin am 21. Januar 1983 als Bundestagskandidat der Partei im Wahlkreis Düsseldorf-Nord aufgestellt. Als er von der Landesdelegiertenkonferenz jedoch nicht auf einen vorderen Listenplatz platziert wurde, zog er am folgenden Tag seine Kandidatur zurück. Beuys zog sich von der direkten Mitarbeit bei den Grünen zurück, blieb aber bis zu seinem Tod offizielles Mitglied der Partei.

Auszeichnungen und Ehrungen

  • 1976: Doctor of Fine Arts honoris causa, „Nova Scotia College of Art and Design“, Halifax, Kanada
  • 1976: Lichtwark-Preis der Stadt Hamburg
  • 1977: Thorn-Prikker-Ehrenplakette der Stadt Krefeld
  • 1978: Mitglied der Akademie der Künste, Abteilung Bildende Kunst, Berlin
  • 1979: Kaiserring der Stadt Goslar (siehe Goslarer Kaiserring)
  • 1980: Ausländisches Ehrenmitglied der „Königlichen Akademie der Freien Künste, Stockholm“
  • 1986: Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg

Postum

Ausstellungen und Retrospektiven

Sammlungen

In der Geburtsstadt Krefeld ist Beuys im Kaiser-Wilhelm-Museum mit einem von ihm selbst eingerichteten Ensemble von Werken ständig präsent. Auch im heutigen Museum Kurhaus Kleve, dessen Räumlichkeiten Beuys von 1957 bis 1964 als Atelier genutzt hatte, finden sich etliche seiner Werke. Ein umfangreicher Werkkomplex des Künstlers ist im Block Beuys im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt zu sehen. Bei Bedburg-Hau im Kreis Kleve sind gegenwärtig innerhalb der Stiftung Museum Schloss Moyland im Schloss Moyland große Bestände an Werken und Archivalien von und zu Joseph Beuys untergebracht.

Mehrere Grafiken von Beuys sind in der Staatlichen Graphischen Sammlung München ausgestellt. Weitere Werke befinden sich im Hamburger Bahnhof in Berlin (hier ist auch das Joseph Beuys Medien-Archiv beheimatet), im Kunstmuseum Basel, im Wilhelm Lehmbruck Museum, Duisburg, im Kunstmuseum Bonn, in der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf, im Museum Ludwig in Köln, im Städel, Frankfurt und in der Neuen Galerie in Kassel; überdies im Centre Pompidou in Paris, sowie im MoMA, New York in Chicago und Minneapolis, Tokio und weltweit in vielen weiteren Museen und Galerien.

Werkverzeichnis

Literatur

Schriften von Beuys

  • Ein kurzes erstes Bild von dem konkreten Wirkungsfelde der Sozialen Kunst (FIU-Verlag), ISBN 3-9287-8015-8
  • Gespräch zwischen Joseph Beuys und Hagen Lieberknecht, Geschrieben von Joseph Beuys, in: Joseph Beuys, Zeichnungen 1947–59 I, Köln 1972 (Schirmer Verlag); Einmalige Auflage von 2.000 Exemplaren, kein ISBN
  • Energy Plan for the Western Man, Joseph Beuys in America, Compiled by Carin Kuoni, New York 1990 (Four Walls Eight Windows), ISBN 0-941423-44-1
  • Mein Dank an Lehmbruck. Eine Rede, München 2006 (Verlag Schirmer/Mosel), ISBN 3-8296-0225-1
  • Sprechen über Deutschland, Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-14-X

Darstellungen

  • Götz Adriani, Winfried Konnertz und Karin Thomas: Joseph Beuys; Neuauflage, Köln 1994 (DuMont), ISBN 3-7701-3321-8
  • Joseph Beuys, Bernhard Blume, Rainer Rappmann: Gespräche über Bäume, Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-11-5
  • Joseph Beuys: Ein kurzes erstes Bild von dem konkreten Wirkungsfelde der sozialen Kunst, Wangen 1987 (FIU-Verlag), ISBN 3926673028
  • Joseph Beuys: Eintritt in ein Lebewesen – Vortrag u. Diskussion v. 6.8.77 anläßl. Honigpumpe am Arbeitsplatz, zwei CDs in kt. Hülle; Wangen 2005 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-51-4
  • Joseph Beuys, Frans Haks, Das Museum, Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-06-9
  • Joseph Beuys: KUNST = KAPITAL – Achberger Vorträge, Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-03-4
  • Joseph Beuys: Sprechen über Deutschland – Rede vom 20. November 1985 in den Münchener Kammerspielen, Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-14-X
  • Beuys/ Bethmann/ Binswanger/ Ehrlicher/ Willert: Was ist Geld? – Eine Podiumsdiskussion; Wangen 1995 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-00-X
  • Harlan/ Rappmann/ Schata: Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys, Achberg 1976 (Achberger Verlagsanstalt), ISBN 3-88103-065-4
  • Eva Beuys (Hrsg.): Joseph Beuys. Das Geheimnis der Knospe zarter Hülle, Texte 1941−1986, München 2000 (Schirmer/Mosel), ISBN 3-88814-869-3
  • Joseph Beuys: Aktive Neutralität – Die Überwindung von Kapitalismus und Kommunismus, Wangen (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-10-7
  • Clara Bodenmann-Ritter: Joseph Beuys – Jeder Mensch ein Künstler. Gespräche auf der documenta 5/1972; Neuauflage 1991 (Ullstein TB), ISBN 3-548-34450-X
  • Michael Ende & Joseph Beuys: Kunst und Politik – Ein Gespräch; Wangen 1989 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-48-4 (Leinenausgabe: ISBN 3-928780-47-6)
  • Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), ISBN 3-499-50623-8
  • Silvia Gauss: Joseph Beuys - Gesamtkunstwerk Freie und Hansestadt Hamburg, Wangen 1995 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-12-3
  • Volker Harlan: Was ist Kunst? Werkstattgespräch mit Joseph Beuys, Stuttgart 1986 (Urachhaus), ISBN 3-87838-482-3
  • Petra Kelly/ Joseph Beuys: Diese Nacht, in die die Menschen ..., Wangen 1994 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-07-7
  • Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof Berlin (Hrsg.): Joseph Beuys: EURASIENSTAB, Göttingen 2005 (Steidl) – (mit DVD), ISBN 3-86521-194-1
  • Hiltrud Oman: Joseph Beuys. Die Kunst auf dem Weg zum Leben, München 1998 (Heyne), ISBN 3-453-14135-0
  • Rainer Rappmann (Hrsg.): Denker, Künstler, Revolutionäre – Beuys, Dutschke, Schilinski, Schmundt – Vier Leben für Freiheit, Demokratie u. Sozialismus, Wangen 1996 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-13-1
  • Heiner Stachelhaus: Joseph Beuys, München 1993 (Heyne), ISBN 3-453-03399-X
  • Johannes Stüttgen: Zeitstau. Im Kraftfeld des erweiterten Kunstbegriffs von Joseph Beuys, Wangen 1998 (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-22-0
  • Franz-Joachim Verspohl: Plastik = Alles: Zu den 4 Büchern aus: „Projekt Westmensch“ von Joseph Beuys, Edition Schellmann, München/ New York 1992, ISBN 3-921629-41-1
  • Susanne Willisch/ Bruno Heimberg (Hrsg.): Joseph Beuys Das Ende des 20. Jahrhunderts, Die Umsetzung vom Haus der Kunst in der Pinakothek der Moderne München, München 2007 (Doerner Institut; Bayerische Staatsgemäldesammlungen; Schirmer/Mosel), ISBN 978-3-8296-0287-7
  • Armin Zweite: Beuys zu Ehren, Lenbachhaus München 1986, ISBN 3-88645-075-9
Commons: Joseph Beuys – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Museen

Bilder, Video- und Audio-Aufnahmen

Einzelnachweise

  1. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (DuMont), S. 15
  2. Reinhard Ermen, Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 30f.
  3. Reinhard Ermen, Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 33
  4. Reinhard Ermen, Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 35
  5. Grass Günther, Beim Häuten der Zwiebel, Göttingen 2006, S. 348
  6. Grass Günther, Beim Häuten der Zwiebel, Göttingen 2006, S. 334
  7. Stimmen der Zeit – Friedhelm Mennekes SJ – Memoria im Trafo-Turm / Über das Büdericher Mahnmal (1958) von Joseph Beuys [1]
  8. Susanne Willisch/ Bruno Heimberg (Hrsg.): Joseph Beuys Das Ende des 20. Jahrhunderts, Die Umsetzung vom Haus der Kunst in der Pinakothek der Moderne München, München 2007 (Doerner Institut; Bayerische Staatsgemäldesammlungen; Schirmer/Mosel), S. 359
  9. Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 47
  10. Stefan Kraus: Walter Ophey 1882–1930. Leben und Werk. Mit einem Werkverzeichnis der Gemälde und Druckgraphik, Stuttgart 1993 (Hatje), S. 42
  11. Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 88f.
  12. Johannes Stüttgen: Der Mensch hat den Elephanten gemacht, in: Joseph Beuys Symposium Kranenburg 1995, Hrsg. Förderverein Museum Schloß Moyland e.V., Wiese Verlag, Basel 1996, S. 299f.
  13. Minako Sakakibara: Das Leben und die Plastischen Kunstwerke von Joseph Beuys (1921-1986) [2]
  14. Rede von Johannes Rau über Beuys im Kunstschloss Wrodow [3]
  15. Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 95
  16. FIU. Freie Internationale Universität, gegr. durch Joseph Beuys [4]
  17. (Verkaufsvereinbarung vom 23. Juni 1969) / Joseph Beuys. Kunsthaus Zürich, Zürich 1994, S. 22
  18. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (DuMont), S. 108
  19. WAC, Energy Plan for the Western Man. Joseph Beuys in: [5] / Übersetzung aus dem englischen.
  20. Harlan, Rappmann, Schata, Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys, S. 10. Die Arbeit befindet sich heute im Hamburger Bahnhof, Berlin.
  21. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (DuMont), S. 157
  22. Joseph Beuys. Kunsthaus Zürich, Zürich 1994, S. 246
  23. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Leben und Werk, Köln 1981 (DuMont), S. 197
  24. Reinhard Ermen, Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 50f. u. 144
  25. Abendzeitung, 13.02.1976; vgl. auch Bayerische Staatszeitung, 26.10.1976; Münchner Merkur, 28.01.1980
  26. Uwe M. Schneede: Ich mache mir eine Partitur, die enthält eigentlich keine Noten, sondern eher Begriffe, in: Joseph Beuys: Zeichnungen, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 2006, S. 62
  27. Deutsche Lebensläufe: der Künstler Joseph Beuys [6]
  28. zitiert nach: Reinhard Ermen: Joseph Beuys; Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 114ff.
  29. Beuys in W.Sharp; An interview mit Joseph Beuys: in Artforum, Dez 1969, S.46; zitiert nach Jürgen Geisenberger, Joseph Beuys und die Musik, Seite 30
  30. Tobias Wall: Das unmögliche Museum (Dissertation), S. 155 [7]
  31. Jörg Schellmann(Hrsg.): Joseph Beuys: Die Multiples. Werkverzeichnis der Auflagenobjekte und Druckgraphik, Edition Schellmann, München/ New York 1997, S. 29
  32. Eva, Wenzel und Jessyka Beuys: Joseph Beuys, Block Beuys, München 1990 (Schirmer/Mosel), S. 270
  33. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Leben und Werk, Köln 1981 (DuMont), S. 42
  34. Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 37
  35. Kunsthaus Zürich: Joseph Beuys, Zürich 1994, S. 278
  36. Zu dem amerikanischen Kunsthistorikerstreit vergl.: Nicole Fritz: „Bewohnte Mythen – Joseph Beuys und der Aberglaube“ (Dissertation), Tübingen 2002 [8]; die Zitate stammen aus dieser Puiblikation.
  37. J. Hans Platschek: Über die Dummheit in der Malerei (Suhrkamp) 1984, S. 83 ff.
  38. W. Bongard (Hrsg): art aktuell. Vetrauliche Informationen über den Kunstmarkt, Köln und Kunstkompass der Zeitschrift Capital
  39. F.-J. Verspohl in: Saur, Allgemeines Künstlerlexikon, Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bnd. 10, München/ Leipzig 1995 (K.G. Saur), S. 297
  40. Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 80
  41. Harlan, Rappmann, Schata, Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys, S.107 zitiert Kann Plastik die Welt verändern? Wilfried Wiegand in FAZ, Frankfurt 2.2.1971
  42. Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 121
  43. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (DuMont), S. 88f.
  44. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (DuMont), S. 108
  45. Rainer Rappmann in: [9]
  46. Götz Adriani/ Winfried Konnertz/ Karin Thomas: Joseph Beuys, Köln 1994 (DuMont), S. 128
  47. Aufruf zur Alternative: Joseph Beuys (Erstveröffentlichung in Frankfurter Rundschau am 23.12.1978) [10]
  48. FIU-Broschüre [11] & Idee FIU – Freie Internationale Universität [12]
  49. Harlan, Rappmann, Schata: Soziale Plastik, Materialien zu Joseph Beuys, FIU-Verlag; zitiert nach Jeder Mensch ist ein Künstler, S. 106 und zit. nach Lösung für Beuys
  50. Geschichte NRW – Chronik 1976 Kunst=Politik [13]
  51. Reinhard Ermen: Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 2007 (Rowohlt), S. 120
  52. Sonne statt Reagan Video (Quicktime) [14]

Vorlage:Navigationsleiste Joseph Beuys