Johanniskirche (Plauen)

Die Johanniskirche (selten auch St.-Johannis-Kirche) ist die Hauptkirche Plauens. Die Weiheurkunde der Vorgängerkirche im Jahr 1122 stellt zugleich die erste urkundliche Erwähnung der Stadt dar. Die ältesten Teile der heutigen Kirche stammen von einem dreischiffigen Basilikabau, der etwa 1224 begonnen wurde. Das Gotteshaus mit zwei 52 Meter hohen Türmen wurde nach mehreren Bränden in eine gotische Hallenkirche umgebaut. Bei einem weiteren grundlegenden Umbau der Kirche im Jahr 1815 wurden die Reste der bis dahin noch erhaltenen Innenausstattung vollständig entfernt, so dass die Kirche heute fast keine Originalausstattung mehr besitzt. Die Außenform wurde 1885/86 verändert, die Änderungen wurden aber beim Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten Kirche von 1951 bis 1963 weitgehend zurückgenommen. Die letzte Grundsanierung erfolgte zwischen 1991 und 2002.

Johanniskirche von Süden aus gesehen

Geschichte der Gemeinde

Die Johanniskirche von Süden gesehen.

Graf Adalbert von Everstein (in anderen Quellen Eberstein) gründete die Kirche auf einer Anhöhe, an der die Ost- und die Südflanke eines Berghanges aufeinander treffen, der zum Tal der Weißen Elster relativ steil abfällt. Im Jahre 1122 wurde die Kirche von Bischof Dietrich I. von Naumburg „zu Ehren des allmächtigen Gottes, der glückseligen Gottesmutter Maria und des heiligen Johannes des Täufers“ geweiht. Graf Everstein dotierte die Kirche mit einer Hufe im heutigen Stadtteil Chrieschwitz, bewohnt von vier Smurden, slawischen Unfreien, die als Zinsbauern eingesetzt waren, mit Wald, Wiesen, Hofstätten und dem halben Ertrag einer Mühle an der Weißen Elster. Zugunsten der Kirche verzichtete der Bischof auf den ihm zustehenden Zehnten im Dobnagau. Dafür sicherte er sich das Besetzungsrecht der Pfarre. Der Sprengel bildete den südlichsten Teil des Bistums Naumburg-Zeitz und grenzte im Süden an das Bistum Regensburg und im Westen an das Bistum Bamberg.

Der Deutsche Orden ließ sich wahrscheinlich im Jahr 1214 in Plauen nieder[1]. 1224 schenkte Vogt Heinrich IV, der Mittlere dem Orden, dem er später selbst beitrat, die Pfarrkirche und den Dobnagau mit allen Rechten und Gütern. Der Deutsche Orden in Plauen entwickelte sich durch weitere ähnliche Geschenke binnen kurzer Zeit zu einer der mächtigsten Kommenden in der Ballei Thüringen. 1244 erwarb Heinrich IV. das Patronat, welches er sich 1281 von Papst Martin IV bestätigen ließ.

Der Orden errichtete zwei Komturhöfe, einen oberen Komturhof auf der Anhöhe mit der Pfarrkirche und den eigentlichen Konventsgebäuden und einen unteren Komturhof, den Wirtschaftshof am Fuße des Felsens. Dieser Wirtschaftshof musste laut einer Urkunde von 1244, in der er als „curia inferior“ bezeichnet wird, damals bereits erweitert werden. Dies zeigt, wie schnell die Kommende Plauen wuchs. Der obere Hof bildete die Südost-Ecke der Stadt und war Teil der Stadtbefestigung, während der untere Hof zur Befestigung der Neustadt gehörte.

1266 wurde von Leipzig aus ein Dominikaner-Kloster neben dem Komturhof gegründet. Außerdem befand sich bis zur Reformation ein Regelhaus der Schwestern der dritten Regel zur Buße des Heiligen Dominikus in unmittelbarer Nähe. Von dieser Einrichtung leitet sich auch der Name Nonnenturm für den einzigen noch erhaltenen Turm der alten Stadtbefestigung ab, obwohl es sich bei den Schwestern streng genommen nicht um Nonnen handelte.

Zwischen 1529 und 1533 wurde die Reformation eingeführt. Der letzte Komtur Georg Eulner soll jedoch schon 1521 im Sinne Luthers gewirkt haben. 1529 wurde er zum Superintendenten berufen und schließlich 1533 zum Obersuperintendenten im Vogtland und im Oberkreis in Meißen ernannt, womit Plauen zur ersten Superintendentur Kursachsens wurde[2]. Der Rat der Stadt hatte schon 1525 Martin Luther zur Auflösung des Dominikanerklosters befragt und dieses diente seitdem nur noch als Wohngebäude. 1544 wurde das Deutsche Haus, das bis dahin noch formale Selbstständigkeit besessen hatte, säkularisiert .

1552 wurde eine Kirchenordnung erlassen, mit der alle Ansprüche der Katholiken abgewehrt wurden[3]. So entwickelte sich Plauen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zur größten Parochie im Königreich Sachsen. Dies führte dazu, dass seit 1893 nach und nach fünf weitere Kirchgemeinden im Plauener Stadtgebiet gegründet wurden (Luthergemeinde, Paulusgemeinde, Markusgemeinde, Christusgemeinde und Michaelisgemeinde).

In der Wendezeit 1989/90 fanden in der Kirche zentrale Friedensandachten statt. Der damalige Superintendent Thomas Küttler war maßgeblich daran beteiligt, dass die erste Großdemonstration in Plauen am 7. Oktober 1989 weitestgehend friedlich verlief. Die Kirche wird heute von der St.-Johannis-Kirchgemeinde der sächsischen Landeskirche genutzt.

Bau und Baugeschichte

Der Grundriss der Basilika St. Johannis (Rekonstruktion)
Das Sterngewölbe der Johanniskirche

Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse darüber, wie das 1122 geweihte Kirchgebäude konstruiert war. In manchen Quellen wird angenommen, dass nur eine kleine Missionskapelle aus Holz oder Fachwerk bestanden hat[4]. Dies erscheint jedoch sehr unwahrscheinlich, da die Kirche die Funktion der Gau-Kirche innehatte[5]. 1991 wurde nur wenige Meter südwestlich der Kirche in einem Kirchnerei-Gebäude ein romanisches Sandsteinkapitell aus der Zeit um 1180 gefunden, was ebenfalls dafür spricht, dass die Kirche größer war.

Die Basilika St. Johannis (13.–16. Jahrhundert)

1224 ließ der Deutsche Orden vermutlich einen Neubau errichten, von dem wahrscheinlich die noch vorhandenen romanischen Teile stammen[6]. Die Türme mit gekuppelten Rundbogenfenstern haben spätromanische Formen, so dass sie schon um 1230 begonnen worden sein können. Der restliche Bau zog sich jedoch über mehrere Jahrzehnte hin, so dass auch frühgotische Formen erkennbar sind. An die quadratische Vierung schlossen sich im Norden und Süden das Querhaus, im Westen das Langhaus und die Doppelturmfront und im Osten der rechteckige Chor an. Das Langschiff war verhältnismäßig kurz und im Chor und den beiden Kreuzarmen fehlten die Apsidenausbauten. Dafür besaß der Chor bereits Strebepfeilerausbauten, was auf eine Fertigstellung nach 1240 hindeutet.

Querhaus und Chor entstanden um 1250. Dabei bestand das Chorgewölbe aus sechs Teilen, deren kehlprofilierte Rippen auf Konsolen ruhten und in einem großen Schlussring endeten. Dies legt die Vermutung nahe, dass sie später eingebaut oder erneuert wurden.

Für die Jahre 1264 bzw. 1265 werden eine Kapelle Johannes des Evangelisten und eine Marienkapelle beschrieben. Deren genaue Lage ist bisher nicht eindeutig geklärt. Im südlichen Winkel der Kirche zwischen Querhaus und Chor befindet sich jedoch ein viereckiger zweigeschossiger Anbau, der nach dem Chor errichtet wurde, wie ein in der Ostwand verbauter Strebepfeiler belegt. Im Untergeschoss dieses Anbaus, das inzwischen als Sakristei dient, befindet sich ein zweijochiges Kreuzgewölbe, so dass es sich hierbei um die besagte Marienkapelle handeln könnte. In der Ecke zwischen Chor und Nordquerschiff befindet sich die Kapelle der Vögte, die 1322 erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Als 1430 die Hussiten die Stadt Plauen verwüsteten, wurde auch die Kirche teilweise zerstört. 1473 stürzte schließlich der Nordturm teilweise ein. Im Jahr 1480 bat der Plauener Stadtrat den Stadtrat von Eger um einen Werkmeister, der die Wiederherstellung der beiden Kirchtürme organisieren sollte. Die Reparatur der Türme ist für 1530 bezeugt. Beim großen Stadtbrand von 1548 wurde die Kirche erneut zerstört.

Zur Ausstattung der Basilika lässt sich nicht mehr viel sagen. In einer Urkunde aus dem Jahr 1357 wird beschrieben, dass der Orden 16 Altäre zu versorgen hatte, wobei nicht alle in der Kirche gestanden haben dürften[7]. Einige Altäre sind jedoch in weiteren Urkunden für die Kirche bezeugt. So wird in einer Urkunde von 1263 ein Altar des Heiligen Michael erwähnt, 1266 ein Altar des Heiligen Georg. Die Kalandbruderschaften, die 1298 urkundlich erwähnt wurden, besaßen bis zur Reformation einen Altar des Heiligen Fabian und des Heiligen Sebastian. 1320 gab es einen Altar des Heiligen Kreuzes und 1323 einen Marienaltar. Zudem wurden noch ein Altar der Heiligen Anna und der Heiligen Katharina erwähnt. Keiner der genannten Altäre ist erhalten geblieben.

Die Stadtkirche St. Johannis (ab dem 16. Jahrhundert)

Die Johanniskirche von Norden gesehen.
Innenansicht der Johanniskirche
Der Grundriss der Johanniskirche
Die Johanniskirche in einem Ausschnitt aus dem Kupferstich der Plauener Stadtansicht von Matthäus Merian aus dem Jahr 1650, enthalten in der Topographia Germaniae.

Nach dem großen Stadtbrand von 1548 begann der Wiederaufbau der Kirche. Es handelte sich dabei nicht um einen vollständigen Neubau, doch wurden große Änderungen an dem Bauwerk vorgenommen. Dabei wurde die Kirche als dreischiffige Hallenkirche wiedererrichtet, indem Langhaus und Querhaus miteinander verbunden und die Seitenschiffmauern erhöht wurden. Am 16. September erhielt der Plauener Zimmermann Erhard Pener den Auftrag, die Zimmerarbeiten auszuführen. Es wird berichtet, dass bei den Bauarbeiten störende Schiedmauern und Pfeiler der alten Kirche abgerissen und 1553 die neuen Pfeiler errichtet wurden. Im gleichen Jahr wurde auch der Fußboden gemauert. Im Jahr 1556 wurde das Sterngewölbe eingebaut, das von den vier neuen Achteckpfeilern und den entsprechenden Wandpfeilern getragen wird. Dabei wurden die Räume zwischen den Wandpfeilern in die Gesamtwölbung einbezogen, ohne dass dazu separate Quertonnen eingewölbt wurden. Dadurch entstand eine stärkere Vereinheitlichung der Raumteile.

Ein Jahr später, im Jahr 1557 erhielten der Schleizer Schieferdecker Cuntz Dhaller und der Zimmermeister Matthes Roth den Auftrag das Dach zu decken und mit Schiefern zu belegen. Das Dach des Kirchbaus erhielt einen neuen Dachreiter, Die Türme erhielten steile Walmdächer und auf den Nordturm wurde vor 1596 der bisherige Dachreiter des Kirchgebäudes aufgesetzt.

Ab 1571 wurden die Emporen, mit je zwei Stichbögen zwischen die Wandpfeiler gespannt und mit halbhohen Wandpfeilern zusätzlich abgestützt. An der Emporen-Unterseite befinden sich doppelt gekehlte Rippen aus Formziegeln. An den Emporenbrüstungen wurden Tafelmalereien angebracht. Unter den Emporen befinden sich kleine Rundbogenfenster und darüber hohe Spitzbogenfenster.

Der Stadtbrand von 1635 beschädigte die Kirche erneut. Beim Wiederaufbau wurden die Türme mit Achteckaufsätzen und verschieferten Welschen Hauben mit offenen Laternen versehen. Der Bau dauerte mehr als zehn Jahre und wurde von dem Thossfeller Zimmermeister Hans Schössing geleitet.

Da 1775 der Nordturm erneut einsturzgefährdet war, wurden verschiedene Gutachten eingeholt. Nach dem Rat von Oberlandbaumeister Christian Friedrich Exner wurde die Nordwestecke untermauert und abgestützt.

1815 wurde die Kirche unter der Leitung des Superintendenten Tischer instand gesetzt. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Innenraum. Dem damaligen Zeitgeist entsprechend wurden sämtliche kunsthandwerklich interessanten Elemente entfernt und alte Bemalungen übermalt. Auch Altar, Taufstein und Kanzel wurden ersetzt. Friedrich Matthäi schuf dabei das Gemälde für den neuen Bildaltar. In den Jahren 1885 und 1886 wurde die Kirche auch außen grundlegend umgebaut. Der Architekt Carl Emil Löwe aus Plauen plante und leitete den Umbau. Dabei wurde der Giebel des Chors erhöht und damit Chor und Kirchenschiff unter einem Dachfirst vereinigt. Das Querhaus wurde auf beiden Seiten um 3,50 Meter verlängert und ebenfalls bis zur gemeinsamen Firsthöhe erhöht. Die Giebel des Querhauses wurden mit neugotischen Radfenstern ausgestattet. Bei den Bauarbeiten wurden zudem die vielen äußeren Anbauten und die mehrgeschossigen, hölzernen Logen und Emporen im Inneren abgebaut und die profilierten Kämpfer an den Achteckpfeilern entfernt. Das Eingangsportal aus dem 14. Jahrhundert zwischen den Türmen an der Westfront wurde durch ein neugotisches Portal ersetzt. 1912/13 erfolgte unter der Leitung des Stadtbaurates Wilhelm Goette eine erneute Innenraumsanierung, wobei Otto Gussmann die farbige Ausgestaltung entwarf. Bis zu dieser Zeit wohnte ein Türmer auf dem Nordturm.

Bei den Bombardierungen Plauens im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche 1945 schwer beschädigt. Das komplette Dach wurde zerstört und der Südturm brannte aus. Direkt nach dem Krieg begannen erste Sicherungsmaßnahmen und 1951 wurde der Wiederaufbau, unter der Leitung des Architekten Johannes Höra aus Bad Elster, in Angriff genommen. Mit Unterstützung des Institutes für Denkmalpflege wurden die Veränderungen von 1885/86 weitgehend zurück genommen. Die Firsthöhen wurden wieder gestaffelt, der neugotische Dekor wurde entfernt, das vermauerte Ostfenster des Chors wurde wieder geöffnet und mit frühgotisch geformten Maßwerk ausgestattet. Die Verlängerungen des Querhauses wurden zwar beibehalten, doch erhielten die Querhausgiebel Spitzbogenfenster mit Ziegelmaßwerk. Auch die Portale wurden wieder mit gotischen Profilierungen versehen. Im Inneren wurde die farbige Ausgestaltung wieder entfernt und durch einen durchgehend weißen Anstrich ersetzt. Der Chor erhielt wenige farbliche Gliederungen. Die Kapelle der Vögte wurde weitgehend wieder in den alten Zustand versetzt, wobei die Fenster ebenfalls mit Maßwerk ausgestattet wurden. 1959 fand die Neuweihe der Kirche statt. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt die Arbeiten noch nicht abgeschlossen. Erst 1963 wurde die Kuppel des Südturmes wieder aufgesetzt und die Renovierung damit abgeschlossen.

Von 1991 bis 2002 erfolgte eine erneute grundlegende Sanierung der Kirche. Sowohl innen als auch außen wurde die Kirche instand gesetzt. 2006 schloss sich die Generalüberholung des Altars an.

Die Kapelle der Vögte

Die Kapelle der Vögte ist ein Anbau an die Hauptkirche. Die als siebeneckiges Polygon angelegte Kapelle befindet sich an der Nordost-Ecke und kann über den Chor betreten werden. Sie wird im Jahr 1322 erstmals erwähnt, als Vogt Heinrich III., der Lange und seine Söhne einen Altar stifteten. Sie besitzt ein siebenteiliges Sterngewölbe, dessen einfachgekehlte Rippen in den Wandecken mit Halbrunddiensten und einfachen kelchförmigen Kapitellen auslaufen.. Der Schlussstein ist mit stilisiertem Laub und Fabeltieren verziert. Unter der Kapelle wurde 1953 bei Grabungen eine Gruft freigelegt, die in den 1340er Jahren nachträglich eingebaut worden war. Bei der Entdeckung wies die Gruft grobe Störungen auf, enthielt aber einen Kopf- oder Kissenstein aus Buntsandstein mit den Inschriften (oben): REQUIESCANT IN P(AC)E, (links): HENR(ICUS) FILI(US) LONGI ADVOCATI und (rechts): AGNES COMETISSA DE SWARZBURG. Demzufolge wurden hier der Sohn Heinrichs III, des Langen und seine Frau Agnes von Schwarzburg beigesetzt. Der Stein befindet sich heute im Vogtlandmuseum Plauen.

Beim Wiederaufbau der Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zwei Sandsteinreliefs in der Kapelle angebracht, die vorher möglicherweise Bestandteil eines Altars waren. Das eine Relief zeigt die Verkündigung an Maria und das andere die Geburt Jesu.

Ausstattung

Die alte Ausstattung, die seit dem Mittelalter gewachsen war, wurde bei der Innenerneuerung im Jahr 1815 komplett entfernt, so dass sich keine Original-Ausstattung mehr in der Kirche befindet. Der größte Teil der vorhandenen Ausstattung wurde im Rahmen des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg in die Kirche gebracht.

Altar

Der Altar der Johanniskirche

Die spätgotischen Schnitzwerke des Altars aus dem frühen 16. Jahrhundert stammen mehrheitlich aus der Kirche in Neustädtel. Sie wurden zusammen mit einem Relief der Grablegung Christi eines unbekannten Meisters in einem neuen Gehäuse untergebracht. Im linken Flügel sind die Verkündigung an Maria und die Geburt Jesu dargestellt. Im Mittelschrein stehen die Figuren Johannes des Täufers und Maria Magdalenas neben einer Mondsichelmadonna. Auf dem rechten Flügel befinden sich die Darstellungen von Heimsuchung und der Anbetung der Heiligen Drei Könige.

Bis zur Umgestaltung im Jahr 1815 hatte in der Kirche ein Steinaltar des Freiberger Künstlers Andreas Lorentz aus der Zeit vor 1569 gestanden. Zwei Sandsteinreliefs, heute in der Kapelle der Vögte, könnten von diesem Altar stammen. Ab 1816 hatte ein Gemälde des Direktors der Dresdener Akademie der Künste, Johann Friedrich Matthäi als Altarbild gedient, das die Einsetzung des Heiligen Abendmahls darstellte.

Kanzel

Die Kanzel der Johanniskirche

Die Kanzel an einem Pfeiler im nordöstlichen Mittelschiff stammt aus der Nikolaikirche Görlitz und wurde vor der Anbringung in der Johanniskirche umfassend restauriert. Das barocke Werk schuf vermutlich der Görlitzer Bildhauer Caspar Gottlob von Rodewitz. Den Korb trägt ein stehender Engel mit der rechten Hand über dem Kopf. In der linken Hand hält er einen Schild mit dem Osterlamm. Auf dem Schalldeckel schweben fünf weiße Engel mit goldenen israelitischen Trompeten auf blauen Wolken. Über ihnen steht ein weiterer Engel mit zwei Trompeten. Auf der Unterseite des Schalldeckels befindet sich eine Taube mit Strahlenkranz über dem Prediger. Der Zugang zur Kanzel ist mit einer Tür verschlossen, über der die Worte „Soli Deo Gloria“, also „Einzig Gott zur Ehre“ in einem barocken Ornament angebracht sind.

Bei der Umgestaltung von 1815 war eine klassizistische Kanzel in der Südwestecke des Chores installiert worden, die bei der erneuten Renovierung von 1885/86 durch eine neugotische Kanzel an gleicher Stelle ersetzt wurde. Eine frühere Kanzel von 1640 enthielt Schnitzereien des Schneeberger Bildhauers Johann Böhme.

Orgel

Schon im 16. Jahrhundert gab es eine Orgel, die mehrmals ersetzt wurde. 1651 wurde ein Instrument von Jacob Schedtlich aus Joachimstal eingebaut. Es besaß 24 Register und acht Blasebälge und wurde 1814 bis 1816 durch eine Orgel von Friedrich Wilhelm Trampeli aus Adorf ersetzt. Die Firma E. F. Walcker & Co. aus Ludwigsburg baute 1886 eine neue Orgel ein.

Die Orgel der Johanniskirche von 1965.

Die aktuelle Orgel baute 1965 die Firma Jehmlich aus Dresden, die sie 1991 bis 1996 generalsanierte. Sie ist mit drei Manualen, Schwellkasten und Pedal ausgestattet und verfügt über 48 Register, einen Tremulant und einen Zimbelstern.

Disposition der Orgel seit 1996
I Manual C-a3 HW
Prinzipal16′
Oktave8′
Oktave4′
Rauschwerk2′
Scharf3f.
Großmixtur5-6f.
Trompete8′
Clarine4′
HW Schwellkasten
Bordun16′
Viola da Gamba8′
Rohrflöte8′
Gemshorn4′
Waldflöte2′
Larigot11/3
Tremulant
II Manual C–a3 OW
Quintatön16′
Prinzipal8′
Spitzflöte8′
Gedackt8′
Oktave4′
Rohrflöte4′
Nasard22/3
Oktave2′
Terz4/5′ 13/5
Schweigel1′
Zimbel2-3f.
Mixtur3-4f.
Rohrschalmei8′
Tremulant
III Manual C–a3 BW
Quintatön8′
Spitzgedackt8′
Weitprincipal4′
Salicional4′
Blockflöte2′
Quinte11/3
Zimbel4f.
Musette16′
Tremulant
Pedal C–f1
Prinzipal16′
Subbass16′
Quinte102/3
Oktave8′
Bassflöte8′
Oktave4′
Nachthorn
Großkornett5f.
Mixtur5f.
Posaune16′
Trompete8′
Clarine4′
Koppeln
Manualkoppel
II-I, III-I, III-II
Pedalkoppel
I-P, II-P, III-P
Superoktavkoppel
II-I, III-II
Suboktavkoppel
III-II
Generalkoppel

Zimbelstern
4 freie Vorbereitungen

Gemälde und Skulpturen

In der Kirche befinden sich zwei Barockfiguren des Elsterberger Bildhauers Christian Preller. Die eine stellt Mose dar und die andere Paulus. Die Figuren stammen, wie das spätgotische Kruzifix eines unbekannten Künstlers, das an der südlichen Chorwand angebracht ist, aus dem Bestand des Plauener Vogtlandmuseums.

Ein Gemälde aus der Zeit um 1725 zeigt die Taufe Jesu. Dabei wurde die Szene vor eine Stadtansicht von Plauen verlegt. Über der Stadt sind Gott der Vater in Gestalt eines weißhaarigen, bärtigen Mannes und der Heilige Geist als Taube in einer Wolke dargestellt. Das Gemälde befindet sich in der Kapelle der Vögte und ist einer der wenigen erhaltenen Kunstschätze der Johanniskirche.

Ebenfalls aus dem Inventar der Johanniskirche stammt das Bildnis des Superintendenten Gustav Landmann, welches 1896 vom Dresdener Künstler Robert Sterl geschaffen wurde.

Ein von Wolfgang Krodel 1562 gemaltes Epitaph für den Burggrafen Heinrich IV., das 1567 aufgestellt wurde, ist beim Umbau 1815 entfernt worden. Eine verkleinerte, spätere Kopie befand sich früher im Schloss Burgk und wird jetzt im Vogtlandmuseum Plauen verwahrt. Die Kopie ist 85 Zentimeter hoch und 75 Zentimeter breit und zeigt im Mittelteil den betenden Burggrafen, kniend vor der Südseite der Stadt Plauen. Es stellt damit die älteste, erhalten gebliebene Darstellung der Stadt dar. Die Kopie zeigt auch die geschnitzte Umrahmung des Epitaphs mit dem Wappen und Renaissancefüllwerk sowie einer Inschriftentafel.

Glocken

Beim Stadtbrand von 1635 waren mit den eingestürzten Türmen auch die Glocken der Johanniskirche zerstört worden. Nachdem die Türme bis 1644 wieder aufgebaut worden waren, folgten die neuen Glocken fünf Jahre später, 1649. Die neuen Glocken wurden aus dem geschmolzenen Metall der alten Glocken gegossen. Der Guss der 45 bzw. 30 Zentner schweren Glocken erfolgte durch Jean de Lapais und Jean Maillard aus Lothringen, im Hof des alten Eversteinischen Schlosses (heute Malzhaus)[8]. Die Inschrift lautete „Toutes soneres doit louer le bon dieu a jamais“ (etwa „Aller Klang soll ewig den Lieben Gott rühmen“). Schon 1638 war der Gemeinde von Kurfürst Johann Georg I. die 18 Zentner schwere, so genannte Marienglocke aus dem Jahr 1497 geschenkt worden. Diese wurde 1782 umgegossen[9] Keine dieser Glocken ist heute mehr erhalten. Im Zweiten Weltkrieg, 1943 wurden die beiden großen Glocken eingeschmolzen. Die Marienglocke war schon vorher abgeschafft worden. Erhalten blieb jedoch die mittlere Glocke, die 1756 gegossen worden war. Die 60 Zentimeter hohe, nicht ziselierte Glocke ist mit Zierfriesen versehen und trägt die Inschrift: „Christoph Salomon Graulich gos mich zu Hof“.

Literatur

  • Walter Bachmann: Das Alte Plauen. 2. Auflage. Vogtländischer Heimatverlag Neupert, Plauen 1994, ISBN 3-929039-43-5. (in Einzelnachweisen „Das Alte Plauen“)
  • Frank Weiß: Plauen Hauptkirche St. Johannis. 2. Auflage. Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg 2006, ISBN 3-7954-6063-8. (in Einzelnachweisen „Kirchenführer“)
  • Kirchengemeindevertretung St. Johannis unter Leitung von Dr. Ernst Pietsch (Hrsg.): Festschrift zur 800jährigen Jubelfeier der St. Johannis-Kirche zu Plauen. Druck und Kommissionsverlag von Franz Neupert GmbH, Plauen 1922. (in Einzelnachweisen „Festschrift“)
  • A. Neupert sen. (Hrsg.): Kleine Chronik der Stadt Plauen i. Vogtland von 1122 bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts. 2. Auflage. Kommissionsverlag Rud. Neupert jr, Plauen 1908. (in Einzelnachweisen „Chronik“)
  • Ein Gang durch Alt-Plauen. In: Vogtlandmuseum Plauen (Hrsg.): Museumsreihe. Nr. 60, 1993.

Einzelnachweise

  1. Chronik, Seite 1
  2. Festschrift, Seite 10
  3. Kirchenführer, Seite 6
  4. Das Alte Plauen, Seite 75
  5. Kirchenführer, Seite 8
  6. Chronik, Seite 1
  7. Das Alte Plauen, Seite 80
  8. Das Alte Plauen, Seite 96
  9. Festschrift, Seite12

Koordinaten: 50° 29′ 35″ N, 12° 8′ 15,7″ O

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