„Jerónimo Grimaldi“ – Versionsunterschied

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'''Pablo Jerónimo Grimaldi y Pallavicini''' (* [[1720]] in [[Genua]]; † [[30. Oktober]] [[1789]]) war ein spanischer Diplomat.
'''Pablo Jerónimo Grimaldi y Pallavicini''', ''Markgraf'' (spanisch: Marqués) ''und Herzog'' (spanisch: Duque) ''Grimaldi'', spanischer [[Granden|Grande]] (getauft [[6. Juli]] [[1710]] in [[Genua]]; † [[1. Oktober]] [[1789]] (nach anderen Quellen: 1786)) war ein [[Spanien|spanischer]] [[Diplomat]] und Politiker.


== Leben ==
== Herkunft und Familie ==
Grimaldi entstammte einer angesehenen Genueser Familie. Sein Vater, Francisco María Grimaldi, war 1712 als außerordentlicher Botschafter Genuas am spanischen Hof von König [[Philipp V. (Spanien)|Philipp V.]] eingesetzt. Jerónimo hatte eine kirchliche Laufbahn begonnen, die er 1746 aufgab, als er ebenfalls als Botschafter nach Madrid entsandt wurde.
1746, 1752 und 1762 bis 1763 entsandte ihn [[Ferdinand VI. (Spanien)|Ferdinand VI.]] (1746-1759) als Botschafter zu [[Georg II. (Großbritannien)|Georg II.]]. Als Botschafter in London wurde er 1747 von [[Ricardo Wall]] abgelöst.


== Diplomatische Karriere ==
Grimaldi war Bevollmächtigter Botschafter bei [[Friedrich (Schweden)|Friedrich]] in Schweden, in Parma sowie Botschafter bei den [[Generalstaaten]].
Er gewann das Vertrauen des Hofes und wurde von den Spaniern in geheimer Mission nach [[Wien]] entsandt, als im [[Österreichischer Erbfolgekrieg|Österreichischen Erbfolgekrieg]] das Verhältnis Spaniens zum verbündeten [[Frankreich]] durch eine Krise ging. Grimaldi wurde durch den spanischen Premierminister [[Zenón de Somodevilla y Bengoechea]] gefördert.


1746, 1752 und 1762 bis 1763 entsandte ihn [[Ferdinand VI. (Spanien)|Ferdinand VI.]] (1746–1759) als Botschafter zu [[Georg II. (Großbritannien)|Georg II.]] Als Botschafter in London wurde er 1747 von [[Ricardo Wall]] abgelöst. Grimaldi war Bevollmächtigter Botschafter bei König [[Friedrich (Schweden)|Friedrich]] in Schweden und am Herzogshof in Parma sowie Botschafter bei den [[Generalstaaten]] der Niederlande.
1763 ernannte ihn [[Karl III. (Spanien)|Karl III.]] (1759 bis 1788) von Spanien zu seinem Botschafter bei [[Ludwig XV.]], wo er mit [[Étienne-François de Choiseul]] den [[Bourbonischer Hausvertrag|bourbonischen Hausvertrag]], als ''tercer pacto de familia'' von 1761 aktualisierte.
Dieser führte zum Eintritt Spaniens in den [[Siebenjähriger Krieg]] gegen Großbritannien. Grimaldi unterzeichnete 1763 den entsprechenden [[Pariser Frieden 1763|Pariser Friedensvertrag]].


1763 ernannte ihn [[Karl III. (Spanien)|Karl III.]] (1759 bis 1788) von Spanien zu seinem Botschafter bei [[Ludwig XV.]], wo er mit [[Étienne-François de Choiseul]] den [[Bourbonischer Hausvertrag|bourbonischen Hausvertrag]], als ''tercer pacto de familia'' von 1761 aktualisierte. Dieser führte zum Eintritt Spaniens in den [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg]] gegen Großbritannien. Grimaldi unterzeichnete 1763 den entsprechenden [[Pariser Frieden 1763|Pariser Friedensvertrag]]. Es gelang ihm in den Verhandlungen, das von den Briten besetzte [[Kuba]] zurückzuerlangen und [[Louisiana (Kolonie)|Louisiana]] von Frankreich zu bekommen. Im Gegenzug trat Spanien seine Kolonie in [[Florida]] an England ab.
== Golillas ==
Grimaldi gehörte mit [[:es:Marqués de Esquilache|Marqués de Esquilache]] zu einer Gruppe, welche sich ''Golillas'' (spanisch Kragen-Ringe) nannte, die Kleiderordnung von Esquilache durchsetzte und in Opposition zur ''Partido Aragonés'' stand, welche von [[:es:Conde de Aranda|Pedro Pablo Aranda]] angeführt wurde.
1766 wurde im Rahmen des [[Madrider Hutaufstand]] das Haus von Grimaldi geplündert. Mit dem [[:es:Marqués de Esquilache|Marqués de Esquilache]] ließ er den [[Madrider Hutaufstand]] niederschlagen. 1767 gehörte er der Junta an, welche die Ausweisung der [[Jesuiten]] beschloss.
Grimaldi war ''Ministro de Negocios Extranjeros'' (Außenminister) als Großbritannien die [[Malvinas]] beanspruchte. Pedro Pablo Aranda plädierte für eine militärische Besetzung der Malvinas, was international nicht vermittelbar war. Spanien verlor [[Port Egmont (Falklandinseln)|Port Egmont]] was als Niederlage der ''Partido Aragonés'' bewertete wurde. Pedro Pablo Aranda trat als Vorsitzender des ''Consejo de Castilla'' zurück und wurde 1773 als Botschafter nach Paris entsandt. <ref>http://www.biografiasyvidas.com/biografia/g/grimaldi_jeronimo.htm</ref>


Während seiner Arbeit als Botschafter unterstützte ihn als Sekretär [[José de Gálvez y Gallardo]], der später als General-Visitor die bourbonischen Verwaltungsreformen im [[Vizekönigreich Neuspanien]] einführen sollte und als Indienminister die gesamte Kolonialverwaltung reorganisierte.
== 1775: Expedición de castigo contra Argel ==
[[Mulai Muhammad]] versuchte im Dezember 1774 [[Melilla]] und im Februar 1775 den [[Gibraltar]] besetzen zu lassen. Karl III. wollte zur Bekämpfung der [[Korsar (Pirat)|Piraterie]], den [[Barbareskenstaaten|Barbareskenstaat]] [[Algerien]] besetzen lassen. Seine [[Armada Española|Interventionsarmada]] bestand aus: Sieben [[Linienschiff]]en mit 70 Kanonen, zwölf [[Fregatte]]n mit 27 Kanonen, vier [[Schaluppe]]n mit 40 Kanonen, neun ''Jabeques'' (Dreimaster) mit 32 Kanonen, 3 [[Linienschiff (Handelsmarine)|Linienschiffen der Handelsmarine]] mit 14 Kanonen. vier ''Bombardas'' (Zweimaster) mit acht Kanonen und sieben [[Schoner]] mit vier Kanonen, insgesamt 46 Kriegsschiffe mit 1364 Kanonen. Das Oberkommando hatte [[:es:Pedro González de Castejón|Pedro González de Castejón]]. Die Expeditionsarmee bestand aus 18.400 Soldaten unter dem Kommando von [[Alejandro O’Reilly]], die Armada stand unter dem Kommando von [[Antoni Barceló]]. Die spanische Armada segelte am 22. Juni 1775 nach Malta, nach dem eine Fregatte aus Malta und zwei Fregatten des Herzogs der Toskana, sich angeschlossen hatten, begann die Operation am 8. Juli 1775. Bei einem gescheiterten Landungsversuch kamen etwa 5.000 Spanier ums Leben, darunter fünf Generäle und 15 Generäle wurden verletzt. Die Algerier konnten 15 Kanonen und etwa 9000 Gewehre sicherstellen. Nach Angaben der Spanier wehrten 12000 algerische Kavalleristen den Angriff ab, worauf der Brückenkopf nicht gehalten wurde und der Befehl zum Einschiffen gegeben wurde. Nach dem Scheitern dieser Strafexpedition gegen Algerien 1775 trat Grimaldi 1776 als ''Ministro de Negocios Extranjeros'' zurück und wurde von [[:es:Conde de Floridablanca|Conde de Floridablanca]], welcher sein Vertrauen genoss abgelöst. <ref>http://mx.encarta.msn.com/encyclopedia_761585612/Jer%C3%B3nimo_Grimaldi_duque_de_Grimaldi.html</ref> 1776 wurde er als Botschafter zum Heiligen Stuhl entsandt.


== Amtszeit als Premierminister ==
Er wurde zum [[Granden]] und zum Herzog geadelt sowie in den [[Orden vom Goldenen Vlies]] aufgenommen.
Nach dem Rücktritt von [[Ricardo Wall]] ernannte ihn der König zum Premierminister. Grimaldi galt als Freund Frankreichs und als gemäßigter Reformator. Er vereinfachte das Haushaltswesen und gründete im Sinne des [[Merkantilismus]] staatliche Manufakturen. Organisatorisch reformierte er die Regierungsarbeit durch die Einführung wöchentlicher Kabinetts-Sitzungen mit allen Ressortministern.


== Einzelnachweise ==
=== Golillas ===
Grimaldi gehörte mit [[Leopoldo de Gregorio]], ''Marqués de Esquilache'' zu einer Gruppe von Reformern, welche sich ''Golillas'' (spanisch: Kragen-Ringe) nannte. Die Reformer ordneten eine neue, französisch inspirierte Kleiderordnung an und untersagten das Tragen der traditionellen spanischen Mantel- und Hutform. Sie standen im Gegensatz zur gemäßigteren ''Partido Aragonés'', welche von [[Pedro Pablo Abarca de Bolea, conde de Aranda]] angeführt wurde. Als die Madrider Bevölkerung 1766 mit dem [[Madrider Hutaufstand]] gegen die radikalen Reformer revoltierte, wurde das Haus von Grimaldi geplündert. Der Hutaufstand wurde niedergeschlagen.
<references />


=== Jesuitenvertreibung ===
Zu den markantesten Ereignissen von Grimaldis Amtszeit zählte die Vertreibung des [[Jesuitenorden]]s 1767. Im spanischen Mutterland und den Kolonien wurde der Orden enteignet, aufgelöst, und alle jesuitischen Mönche hatten das Land zu verlassen – die meisten flohen nach Italien. Da der Jesuitenorden wesentlichen Anteil an der Verwaltung (etwa in der Führung von Akten und Archiven) hatte und zudem in weiten Teilen des Reiches der einzige Träger der Bildungseinrichtungen war, hatte die Vertreibung der Jesuiten einschneidende Auswirkungen.


=== Konflikt um die Falklandinseln ===
{{Folgenleiste|AMT=[[Liste der Botschafter Spaniens im Vereinigten Königreich|Spanischer Botschafter im Vereinigten Königreich]]
Unter Grimaldis Regierungszeit fiel der Verkauf der [[Falklandinseln]] von Frankreich an Spanien (1767); parallel erfolgte die erste englische Besiedlung und Anspruchnahme durch die Briten. 1770 landete eine spanische Expeditionstruppe und vertrieb kurzzeitig die Briten, die allerdings nach Verhandlungen zwischen Großbritannien, Frankreich und Spanien 1771 zurückkehren durften.
|ZEIT=1752<br>1762<br>1763-1776

|VORGÄNGER=[[Tomás Geraldino]]<br>[[Ricardo Wall]]<br>[[Juan Joaquín Atanasio Pignatelli y Fernández de Heredia]]
Innenpolitisch hatte der Konservative Pedro Pablo Aranda für eine militärische Besetzung der Inseln plädiert. Als Spanien [[Port Egmont (Falklandinseln)|Port Egmont]] 1771 an die Briten abtrat, wurde die als Niederlage der ''Partido Aragonés'' bewertete. Pedro Pablo Aranda trat als Vorsitzender des ''Consejo de Castilla'' zurück und wurde 1773 als Botschafter nach Paris entsandt.
|NACHFOLGER=[[Ricardo Wall]]<br>[[Felix Joseph de Abreu y Bertodano]]<br>[[Vittorio Filippo Ferrero Fieschi]]

=== Algerienexpedition ===
Der [[Marokko|marokkanische]] [[Sultan]] [[Mulai Muhammad]] versuchte im Dezember 1774 [[Melilla]] und im Februar 1775 [[Gibraltar]] besetzen zu lassen.

Im Gegenzug entschied König Karl III. zur Bekämpfung der [[Barbaresken-Korsaren|Piraterie]] im [[Mittelmeer]], den [[Barbareskenstaaten|Barbareskenstaat]] [[Algerien]] besetzen zu lassen. Mit einer großen [[Armada Española|Interventionsarmada]] aus insgesamt 46 Kriegsschiffen mit über 1.300 Kanonen griffen die Spanier unter dem Oberkommando von [[Pedro González de Castejón]] an. Die Expeditionsarmee bestand aus 18.400 Soldaten unter dem Kommando von [[Alejandro O’Reilly]], die Armada stand unter dem Kommando von [[Antoni Barceló]]. Die spanische Armada segelte am 22. Juni 1775 nach Malta und begann die Operation am 8. Juli 1775.

Die Expedition geriet zum Debakel: Bei einem gescheiterten Landungsversuch kamen etwa 5.000 Spanier ums Leben, darunter fünf Generäle, und 15 Generäle wurden verletzt. Die Algerier konnten 15 Kanonen und etwa neuntausend Gewehre sicherstellen. Nach Angaben der Spanier wehrten 12.000 algerische Kavalleristen den Angriff ab, worauf der Brückenkopf nicht gehalten wurde und der Befehl zum Einschiffen gegeben wurde.

=== Rücktritt ===
Nach dem Scheitern dieser Strafexpedition trat Grimaldi am 9. November 1776 von seinen Ministerämtern zurück.

Ein weiterer Grund für seinen Rücktritt war Uneinigkeit über die Frage, ob Spanien im [[Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg|Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg]] die Amerikaner gegen die Briten unterstützen sollte. Grimaldi befürwortete das, um die Briten zu schwächen, während der König und die anderen Minister ein Überspringen der Unabhängigkeitsbewegung auf die spanischen Kolonien fürchteten. Zum Missfallen seiner Feinde überließ der König Grimaldi die Entscheidung, seinen Nachfolger zu bestimmen: Er wählte seinen Vertrauten [[José Moñino y Redondo]], Graf von Floridablanca.

== Letzte Jahre ==
Grimaldi ging nach seinem Rücktritt als spanischer Botschafter nach Rom an den [[Heiliger Stuhl|Heiligen Stuhl]]; er übernahm diesen Posten von seinem Nachfolger als Premierminister, dem Grafen Floridablanca. Dieser veranlasste, dass Grimaldi in den Markgrafen- und später in den Herzogstand erhoben wurde und zum spanischen [[Grande]]n ernannt wurde. Zudem wurde er in den [[Orden vom Goldenen Vlies]] aufgenommen.

== Literatur und Weblinks ==
* {{DBI|Verfasser=[[Gino Benzoni]]|ID=girolamo-grimaldi_(Dizionario_Biografico)/|Lemma=Grimaldi, Girolamo|Band=59|SeiteVon=|SeiteBis=|Kommentar=|kurz=}}
* [https://www.mcnbiografias.com/app-bio/do/show?key=grimaldi-pallavicini-pablo-jeronimo-marques-de-grimaldi Biografie] (spanisch)
* [https://www.biografiasyvidas.com/biografia/g/grimaldi_jeronimo.htm Kurzbiografie] (spanisch)

{{Personenleiste
|AMT=[[Liste der Botschafter Spaniens im Vereinigten Königreich|Spanischer Botschafter im Vereinigten Königreich]]
|ZEIT=1752<br />1762<br />1763–1776
|VORGÄNGER=<br /> <br />[[Tomás Geraldino]]<br />[[Ricardo Wall]]<br />[[Juan Joaquín Atanasio Pignatelli y Fernández de Heredia]]
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[[Kategorie:Spanier]]
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[[Kategorie:Spanischer Botschafter]]
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[[Kategorie:Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies]]
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Aktuelle Version vom 5. April 2023, 11:15 Uhr

Jerónimo Grimaldi

Pablo Jerónimo Grimaldi y Pallavicini, Markgraf (spanisch: Marqués) und Herzog (spanisch: Duque) Grimaldi, spanischer Grande (getauft 6. Juli 1710 in Genua; † 1. Oktober 1789 (nach anderen Quellen: 1786)) war ein spanischer Diplomat und Politiker.

Herkunft und Familie

Grimaldi entstammte einer angesehenen Genueser Familie. Sein Vater, Francisco María Grimaldi, war 1712 als außerordentlicher Botschafter Genuas am spanischen Hof von König Philipp V. eingesetzt. Jerónimo hatte eine kirchliche Laufbahn begonnen, die er 1746 aufgab, als er ebenfalls als Botschafter nach Madrid entsandt wurde.

Diplomatische Karriere

Er gewann das Vertrauen des Hofes und wurde von den Spaniern in geheimer Mission nach Wien entsandt, als im Österreichischen Erbfolgekrieg das Verhältnis Spaniens zum verbündeten Frankreich durch eine Krise ging. Grimaldi wurde durch den spanischen Premierminister Zenón de Somodevilla y Bengoechea gefördert.

1746, 1752 und 1762 bis 1763 entsandte ihn Ferdinand VI. (1746–1759) als Botschafter zu Georg II. Als Botschafter in London wurde er 1747 von Ricardo Wall abgelöst. Grimaldi war Bevollmächtigter Botschafter bei König Friedrich in Schweden und am Herzogshof in Parma sowie Botschafter bei den Generalstaaten der Niederlande.

1763 ernannte ihn Karl III. (1759 bis 1788) von Spanien zu seinem Botschafter bei Ludwig XV., wo er mit Étienne-François de Choiseul den bourbonischen Hausvertrag, als tercer pacto de familia von 1761 aktualisierte. Dieser führte zum Eintritt Spaniens in den Siebenjährigen Krieg gegen Großbritannien. Grimaldi unterzeichnete 1763 den entsprechenden Pariser Friedensvertrag. Es gelang ihm in den Verhandlungen, das von den Briten besetzte Kuba zurückzuerlangen und Louisiana von Frankreich zu bekommen. Im Gegenzug trat Spanien seine Kolonie in Florida an England ab.

Während seiner Arbeit als Botschafter unterstützte ihn als Sekretär José de Gálvez y Gallardo, der später als General-Visitor die bourbonischen Verwaltungsreformen im Vizekönigreich Neuspanien einführen sollte und als Indienminister die gesamte Kolonialverwaltung reorganisierte.

Amtszeit als Premierminister

Nach dem Rücktritt von Ricardo Wall ernannte ihn der König zum Premierminister. Grimaldi galt als Freund Frankreichs und als gemäßigter Reformator. Er vereinfachte das Haushaltswesen und gründete im Sinne des Merkantilismus staatliche Manufakturen. Organisatorisch reformierte er die Regierungsarbeit durch die Einführung wöchentlicher Kabinetts-Sitzungen mit allen Ressortministern.

Golillas

Grimaldi gehörte mit Leopoldo de Gregorio, Marqués de Esquilache zu einer Gruppe von Reformern, welche sich Golillas (spanisch: Kragen-Ringe) nannte. Die Reformer ordneten eine neue, französisch inspirierte Kleiderordnung an und untersagten das Tragen der traditionellen spanischen Mantel- und Hutform. Sie standen im Gegensatz zur gemäßigteren Partido Aragonés, welche von Pedro Pablo Abarca de Bolea, conde de Aranda angeführt wurde. Als die Madrider Bevölkerung 1766 mit dem Madrider Hutaufstand gegen die radikalen Reformer revoltierte, wurde das Haus von Grimaldi geplündert. Der Hutaufstand wurde niedergeschlagen.

Jesuitenvertreibung

Zu den markantesten Ereignissen von Grimaldis Amtszeit zählte die Vertreibung des Jesuitenordens 1767. Im spanischen Mutterland und den Kolonien wurde der Orden enteignet, aufgelöst, und alle jesuitischen Mönche hatten das Land zu verlassen – die meisten flohen nach Italien. Da der Jesuitenorden wesentlichen Anteil an der Verwaltung (etwa in der Führung von Akten und Archiven) hatte und zudem in weiten Teilen des Reiches der einzige Träger der Bildungseinrichtungen war, hatte die Vertreibung der Jesuiten einschneidende Auswirkungen.

Konflikt um die Falklandinseln

Unter Grimaldis Regierungszeit fiel der Verkauf der Falklandinseln von Frankreich an Spanien (1767); parallel erfolgte die erste englische Besiedlung und Anspruchnahme durch die Briten. 1770 landete eine spanische Expeditionstruppe und vertrieb kurzzeitig die Briten, die allerdings nach Verhandlungen zwischen Großbritannien, Frankreich und Spanien 1771 zurückkehren durften.

Innenpolitisch hatte der Konservative Pedro Pablo Aranda für eine militärische Besetzung der Inseln plädiert. Als Spanien Port Egmont 1771 an die Briten abtrat, wurde die als Niederlage der Partido Aragonés bewertete. Pedro Pablo Aranda trat als Vorsitzender des Consejo de Castilla zurück und wurde 1773 als Botschafter nach Paris entsandt.

Algerienexpedition

Der marokkanische Sultan Mulai Muhammad versuchte im Dezember 1774 Melilla und im Februar 1775 Gibraltar besetzen zu lassen.

Im Gegenzug entschied König Karl III. zur Bekämpfung der Piraterie im Mittelmeer, den Barbareskenstaat Algerien besetzen zu lassen. Mit einer großen Interventionsarmada aus insgesamt 46 Kriegsschiffen mit über 1.300 Kanonen griffen die Spanier unter dem Oberkommando von Pedro González de Castejón an. Die Expeditionsarmee bestand aus 18.400 Soldaten unter dem Kommando von Alejandro O’Reilly, die Armada stand unter dem Kommando von Antoni Barceló. Die spanische Armada segelte am 22. Juni 1775 nach Malta und begann die Operation am 8. Juli 1775.

Die Expedition geriet zum Debakel: Bei einem gescheiterten Landungsversuch kamen etwa 5.000 Spanier ums Leben, darunter fünf Generäle, und 15 Generäle wurden verletzt. Die Algerier konnten 15 Kanonen und etwa neuntausend Gewehre sicherstellen. Nach Angaben der Spanier wehrten 12.000 algerische Kavalleristen den Angriff ab, worauf der Brückenkopf nicht gehalten wurde und der Befehl zum Einschiffen gegeben wurde.

Rücktritt

Nach dem Scheitern dieser Strafexpedition trat Grimaldi am 9. November 1776 von seinen Ministerämtern zurück.

Ein weiterer Grund für seinen Rücktritt war Uneinigkeit über die Frage, ob Spanien im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg die Amerikaner gegen die Briten unterstützen sollte. Grimaldi befürwortete das, um die Briten zu schwächen, während der König und die anderen Minister ein Überspringen der Unabhängigkeitsbewegung auf die spanischen Kolonien fürchteten. Zum Missfallen seiner Feinde überließ der König Grimaldi die Entscheidung, seinen Nachfolger zu bestimmen: Er wählte seinen Vertrauten José Moñino y Redondo, Graf von Floridablanca.

Letzte Jahre

Grimaldi ging nach seinem Rücktritt als spanischer Botschafter nach Rom an den Heiligen Stuhl; er übernahm diesen Posten von seinem Nachfolger als Premierminister, dem Grafen Floridablanca. Dieser veranlasste, dass Grimaldi in den Markgrafen- und später in den Herzogstand erhoben wurde und zum spanischen Granden ernannt wurde. Zudem wurde er in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen.

VorgängerAmtNachfolger


Tomás Geraldino
Ricardo Wall
Juan Joaquín Atanasio Pignatelli y Fernández de Heredia
Spanischer Botschafter im Vereinigten Königreich
1752
1762
1763–1776


Ricardo Wall
Felix Joseph de Abreu y Bertodano
Vittorio Filippo Ferrero Fieschi