„Jan Mayen“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt die norwegische Insel Jan Mayen, zur gleichnamigen Heftromanserie siehe [[Jan Mayen (Romane)]]}}
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'''Jan Mayen''' ist eine 373&nbsp;km² große [[Insel]] etwa 550&nbsp;km nordöstlich von [[Island]] und rund 500&nbsp;km östlich von [[Grönland]]<ref name="Gabrielsen 9">Geir Wing Gabrielsen et al., 1997, S. 9.</ref> an der Grenze zwischen der [[Grönlandsee]] und dem [[Europäisches Nordmeer|Europäischen Nordmeer]]. Sie gehört politisch zu [[Norwegen]], ist aber keiner der norwegischen [[Fylke|Provinzen]] zugeordnet. Die Insel wird von der Provinz [[Nordland (Fylke)|Nordland]] aus verwaltet, der zuständige Verwaltungssitz ist [[Bodø]]. Benannt ist sie nach dem niederländischen Walfang-Kapitän [[Jan Jacobs May van Schellinkhout]].
'''Jan Mayen''' ist eine 373&nbsp;km² große [[Insel]] etwa 550&nbsp;km nordöstlich von [[Island]] und rund 500&nbsp;km östlich von [[Grönland]]<ref name="Gabrielsen 9">Geir Wing Gabrielsen et al., 1997, S. 9.</ref> an der Grenze zwischen der [[Grönlandsee]] und dem [[Europäisches Nordmeer|Europäischen Nordmeer]]. Sie gehört politisch zu [[Norwegen]], ist aber keiner der norwegischen [[Fylke|Provinzen]] zugeordnet. Die Insel wird von der Provinz [[Nordland]] verwaltet; der zuständige Verwaltungssitz ist [[Bodø]]. Benannt ist sie nach dem [[Niederlande|niederländischen]] [[Walfang]]-[[Kapitän]] [[Jan Jacobs May van Schellinkhout]].


== Geographie ==
== Geographie ==
[[Datei:Weyprecht Glacier Jan Mayen.JPG|miniatur|links|Der Weyprecht-Gletscher]]
[[Datei:Weyprecht Glacier Jan Mayen.JPG|mini|links|Der Weyprecht-Gletscher]]
[[Datei:Jan Mayen Brielletårnet.JPG|miniatur|links|Brielleturm (''Brielletårnet'') und Walrossberg (''Kvalrossen'')]]
[[Datei:Jan Mayen Brielletårnet.JPG|mini|links|Brielleturm (''Brielletårnet'') und Walrossberg (''Kvalrossen'')]]

Jan Mayen ist Teil des [[Mittelatlantischer Rücken|Nordatlantischen Rückens]]. Es befindet sich am südlichen Rand der [[Jan-Mayen-Bruchzone]] zwischen den beiden [[Ozeanbodenspreizung|Spreizungszonen]] des Nordatlantiks, dem [[Kolbeinseyrücken]] und dem [[Mohnrücken]]. Die Insel stellt dabei den nördlichsten Punkt des [[Jan-Mayen-Rücken]]s dar, eines [[Terran#Arten von Terranen|Mikrokontinents]], der früher ein Teil des grönländischen [[Schelf|Festlandsockels]] war,<ref name="Sørensen" /> seit der Aktivierung des Kolbeinseyrückens im Westen und der Deaktivierung des [[Aegirrücken]]s im Osten aber zur [[Eurasische Platte|Eurasischen Platte]] gehört.<ref>Jon Mosar, Gavin Lewis, Trond H. Torsvik: ''[http://www.earthdynamics.org/torsvik/torsvik-papers/2002/2002-Mosar-JGeolSoc.pdf North Atlantic sea-floor spreading rates: implications for the Tertiary development of inversion structures of the Norwegian–Greenland Sea]'' (PDF; 1,26&nbsp;MB). In: ''Journal of the Geological Society, London'' 159, 2002, S. 503–515.</ref> Anders als der geologisch alte und seismisch inaktive Jan-Mayen-Rücken ist die Insel selbst [[vulkan]]ischen Ursprungs, häufig von Erdbeben erschüttert<ref name="Sørensen">Mathilde Bøttger Sørensen, Lars Ottemöller, Jens Havskov, Kuvvet Atakan, Bjarte Hellevang, Rolf Birger Pedersen: ''[http://bora.uib.no/bitstream/handle/1956/1555/Paper5_soerensen.pdf?sequence=20 Tectonic Processes in the Jan Mayen Fracture Zone Based on Earthquake Occurrence and Bathymetry]'' (PDF; 3,1&nbsp;MB). In: ''Bulletin of the Seismological Society of America'' 97, Nr. 3, 2007, S. 772–779 (englisch). {{DOI| 10.1785/0120060025}}</ref> und weniger als 500.000 Jahre alt.<ref name="Gabrielsen 9" />
Jan Mayen ist Teil des [[Mittelatlantischer Rücken|Nordatlantischen Rückens]]. Die Insel befindet sich am südlichen Rand der [[Jan-Mayen-Bruchzone]] zwischen den beiden [[Ozeanbodenspreizung|Spreizungszonen]] des Nordatlantiks, dem [[Kolbeinseyrücken]] und dem [[Mohn-Rücken]]. Sie stellt dabei den nördlichsten Punkt des [[Jan-Mayen-Rücken]]s dar, eines [[Terran#Arten|Mikrokontinents]], der früher ein Teil des grönländischen [[Schelf|Festlandsockels]] war,<ref name="Sørensen" /> seit der Aktivierung des Kolbeinseyrückens im Westen und der Deaktivierung des [[Aegirrücken]]s im Osten aber zur [[Eurasische Platte|Eurasischen Platte]] gehört.<ref>Jon Mosar, Gavin Lewis, Trond H. Torsvik: ''[http://www.earthdynamics.org/torsvik/torsvik-papers/2002/2002-Mosar-JGeolSoc.pdf North Atlantic sea-floor spreading rates: implications for the Tertiary development of inversion structures of the Norwegian–Greenland Sea]'' (PDF; 422&nbsp;kB). In: ''Journal of the Geological Society, London.'' Bd. 159, 2002, S. 503–515.</ref> Anders als der geologisch alte und seismisch inaktive Jan-Mayen-Rücken ist die Insel selbst [[vulkan]]ischen Ursprungs, häufig von Erdbeben erschüttert<ref name="Sørensen">Mathilde Bøttger Sørensen, Lars Ottemöller, Jens Havskov, Kuvvet Atakan, Bjarte Hellevang, Rolf Birger Pedersen: [https://folk.uib.no/lot081/articles/2007_bssa_jmi.pdf ''Tectonic Processes in the Jan Mayen Fracture Zone Based on Earthquake Occurrence and Bathymetry''] (PDF; 560&nbsp;kB). In: ''Bulletin of the Seismological Society of America.'' Bd. 97, Nr. 3, 2007, S. 772–779, [[doi:10.1785/0120060025]].</ref> und weniger als 500.000 Jahre alt.<ref name="Gabrielsen 9" />


Die Insel wird in den Südteil ''Sør-Jan'' und den Nordteil ''Nord-Jan'' unterteilt. 114,2&nbsp;km² der Fläche Jan Mayens, ein knappes Drittel, ist [[Gletscher|vergletschert]]. Hierbei handelt es sich ausschließlich um die [[Eiskappe]] des 2277&nbsp;m hohen [[Beerenberg (Jan Mayen)|Beerenbergs]] auf Nord-Jan, deren Gletscherströme sich in alle Himmelsrichtungen ergießen und an fünf Stellen das Meer erreichen. Direkt aus dem Hauptkrater führt der [[Weyprecht-Gletscher]] bis an die Nordwestküste der Insel. Die Küste Jan Mayens ist etwa 124&nbsp;km lang. Die im Südwesten der Insel gelegene ''Sør-Jan-Gruppe'' mit ihren Aschekegeln und [[Lavadom]]en, die ihren höchsten Punkt im [[Rudolftoppen]] (769&nbsp;m) erreicht, ist vermutlich seit etwa 10.000 Jahren erloschen, während sich die letzten Ausbrüche an der Nordostspitze der Insel erst 1970/71, 1973 und 1985 ereigneten. Die gesamte Region wird dem [[Hotspot (Geologie)|Hot-Spot]]-Vulkanismus zugerechnet.
Die Insel wird in den Südteil ''Sør-Jan'' und den Nordteil ''Nord-Jan'' unterteilt. 114,2&nbsp;km² der Fläche Jan Mayens, ein knappes Drittel, ist [[Gletscher|vergletschert]]. Hierbei handelt es sich ausschließlich um die [[Eiskappe]] des 2277&nbsp;m hohen [[Beerenberg (Jan Mayen)|Beerenbergs]] auf Nord-Jan, deren Gletscherströme sich in alle Himmelsrichtungen ergießen und an fünf Stellen das Meer erreichen. Direkt aus dem Hauptkrater führt der [[Weyprecht-Gletscher]] bis an die Nordwestküste der Insel. Die Küste Jan Mayens ist etwa 124&nbsp;km lang. Die im Südwesten der Insel gelegene ''Sør-Jan-Gruppe'' mit ihren Aschekegeln und [[Lavadom]]en, die ihren höchsten Punkt im [[Rudolftoppen]] (769&nbsp;m) erreicht, ist vermutlich seit etwa 10.000 Jahren erloschen, während sich die letzten Ausbrüche an der Nordostspitze der Insel erst 1970/71, 1973 und 1985 ereigneten. Die gesamte Region wird dem [[Hotspot (Geologie)|Hot-Spot]]-Vulkanismus zugerechnet.


== Klima ==
== Klima ==
[[Datei:Jan Mayen Von Karman Vortex street Apr 5 2012.jpg|mini|hochkant|links|Kármánsche Wirbelstraße bei Jan Mayen]]
[[Datei:Jan Mayen Von Karman Vortex street Apr 5 2012.jpg|mini|hochkant|links|[[Kármánsche Wirbelstraße]] bei Jan Mayen]]

Auf der Insel herrscht –&nbsp;vom Golfstrom etwas gemildert&nbsp;– überwiegend [[Effektive Klimaklassifikation#Hauptgruppen|polares Tundrenklima]] (Köppen: ET). Das ganze Jahr über sind häufig Nebel sowie starke Winde und Stürme zu beobachten, bei denen es sich, bedingt durch die massive Vergletscherung des Beerenbergs, oft auch um lokale teilweise starke [[Katabatischer Wind|katabatische Fallböen]] handelt. Unter bestimmten Wetterbedingungen induziert der Beerenberg auch [[Kármánsche Wirbelstraße|Kármán Wind]] genannte [[Leewelle]]n, die bei einer Wellenlänge von bis zu 15 Kilometern auf der Leeseite bis in eine Entfernung von mehreren hundert Kilometern spürbar sind. Von Februar bis April ist Jan Mayen von Pack- und Treibeis umgeben. Der kälteste Monat Februar weist eine Mitteltemperatur von −6&nbsp;°C auf, der mildeste Monat ist der August mit einer Mitteltemperatur von 5&nbsp;°C. Das Jahresmittel der Temperatur liegt nahe −1&nbsp;°C. Die beobachteten Temperaturextreme liegen bei −28&nbsp;°C und 18&nbsp;°C.<ref name="Gabrielsen 21">Geir Wing Gabrielsen et al., 1997, S. 21.</ref> Die Jahressumme des Niederschlags beträgt im vieljährigen Mittel 693&nbsp;mm. An etwa 230&nbsp;Tagen fällt mehr als 0,1&nbsp;mm Niederschlag.
Auf der Insel herrscht –&nbsp;vom [[Golfstrom]] etwas gemildert&nbsp;– überwiegend [[ET-Klima|polares Tundrenklima]] ([[Wladimir Köppen|Köppen]]: ET). Das ganze Jahr über sind häufig Nebel sowie starke Winde und Stürme zu beobachten, bei denen es sich, bedingt durch die massive Vergletscherung des Beerenbergs, oft auch um lokale teilweise starke [[Katabatischer Wind|katabatische Fallböen]] handelt. Unter bestimmten Wetterbedingungen induziert der Beerenberg auch eine [[Kármánsche Wirbelstraße]], bei der auf der [[Leeseite]] Wellen mit einer Wellenlänge von bis zu 15 Kilometern bis in eine Entfernung von mehreren hundert Kilometern spürbar sind. Von Februar bis April ist Jan Mayen von Pack- und Treibeis umgeben. Der kälteste Monat Februar weist eine Mitteltemperatur von −6&nbsp;°C auf, der mildeste Monat ist der August mit einer Mitteltemperatur von 5&nbsp;°C. Das Jahresmittel der Temperatur liegt nahe −1&nbsp;°C. Die beobachteten Temperaturextreme liegen bei −28&nbsp;°C und 18&nbsp;°C.<ref name="Gabrielsen 21">Geir Wing Gabrielsen et al., 1997, S. 21.</ref> Die Jahressumme des Niederschlags beträgt im vieljährigen Mittel 693&nbsp;mm. An etwa 230&nbsp;Tagen fällt mehr als 0,1&nbsp;mm Niederschlag.
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Jan Mayen liegt nördlich des Polarkreises. Die [[Polarnacht]] dauert vom 20.&nbsp;November bis zum 20. Januar. Allerdings steht die Sonne dann gegen Mittag nur wenig unter dem Horizont. Selbst zur [[Wintersonnenwende]] am 21.&nbsp;Dezember bleibt es um diese Tageszeit also nicht komplett dunkel. [[Mitternachtssonne]] kann zwischen dem 13.&nbsp;Mai und dem 31.&nbsp;Juli beobachtet werden, die Sonne geht an diesen Tagen nicht unter. Die Zeit der [[Weiße Nächte|Weißen Nächte]], also der Tage mit dämmrigen Nächten, an denen die Sonne nur für kurze Zeit untergeht, liegt zwischen dem 8.&nbsp;April und dem 4.&nbsp;September.<ref name="www.climatestotravel.com">{{Internetquelle |url=https://www.climatestotravel.com/climate/norway/jan-mayen |titel=Climate - Jan Mayen |abruf=2019-01-07}}</ref>


== Fauna und Flora ==
== Fauna und Flora ==
[[Datei:JanMayenlocation.PNG|mini|Jan Mayen in Relation zum [[Mittelatlantischer Rücken|Nordatlantischen Rücken]]]]
[[Datei:JanMayenlocation.PNG|mini|Jan Mayen in Relation zum [[Mittelatlantischer Rücken|Nordatlantischen Rücken]]]]
[[Datei:Vegetation auf Jan Mayen zwischen Walknochen und angespülten Baumstämmen.png|mini|[[Vegetation]] zwischen Walknochen und aus [[Sibirien]] angespülten Baumstämmen]]
[[Datei:Vegetation auf Jan Mayen zwischen Walknochen und angespülten Baumstämmen.png|mini|[[Vegetation]] zwischen Walknochen und aus [[Sibirien]] angespülten Baumstämmen]]

===Fauna===
====Vögel====
=== Fauna ===
==== Vögel ====
Die Fauna ist durch etwa 100 Vogelarten geprägt, von denen 27 auf der Insel brüten.<ref name="van Franeker">Jan Andries van Franeker, Cornelis Jan Camphuysen, Fridtjof Mehlum: ''[https://www.researchgate.net/publication/40154466_The_birds_of_Jan_Mayen The birds of Jan Mayen]''. In: ''Circumpolar Journal'' 13, 1998, S. 28–43.</ref><ref name="NPOLAR">[http://www.npolar.no/en/the-arctic/jan-mayen/ Jan Mayen] auf der Website des Norwegischen Polarinstituts, abgerufen am 16. Mai 2013 (englisch)</ref> Besonders häufig anzutreffen sind der [[Eissturmvogel]], die [[Dickschnabellumme]], die [[Eiderente]], die [[Dreizehenmöwe]], der [[Papageitaucher]], der [[Krabbentaucher]], die [[Gryllteiste]] und die [[Küstenseeschwalbe]]. Die Insel wird von ''[[BirdLife International]]'' als [[Important Bird Area]] (SJ014) ausgewiesen.<ref name="IBA">[http://www.birdlife.org/datazone/sitefactsheet.php?id=3199 Jan Mayen] auf der Website von BirdLife International, abgerufen am 16. Mai 2013 (englisch)</ref>
Die Fauna ist durch etwa 100 Vogelarten geprägt, von denen 27 auf der Insel brüten.<ref name="van Franeker">Jan Andries van Franeker, Cornelis Jan Camphuysen, Fridtjof Mehlum: ''[https://www.researchgate.net/publication/40154466_The_birds_of_Jan_Mayen The birds of Jan Mayen]''. In: ''Circumpolar Journal'' 13, 1998, S. 28–43.</ref><ref name="NPOLAR">[https://www.npolar.no/en/themes/jan-mayen/ Jan Mayen] auf der Website des Norwegischen Polarinstituts, abgerufen am 16. Mai 2013 (englisch)</ref> Besonders häufig anzutreffen sind der [[Eissturmvogel]], die [[Dickschnabellumme]], die [[Eiderente]], die [[Dreizehenmöwe]], der [[Papageitaucher]], der [[Krabbentaucher]], die [[Gryllteiste]] und die [[Küstenseeschwalbe]]. Die Insel wird von ''[[BirdLife International]]'' als [[Important Bird Area]] (SJ014) ausgewiesen.<ref name="IBA">{{BirdLifeSite|ID=3199|EnglName=Jan Mayen island|Download=17. Januar 2022}}</ref>


==== Säugetiere ====
==== Säugetiere ====
An [[Säugetiere]]n findet man [[Klappmütze]]n und [[Sattelrobbe]]n.<ref name="NPOLAR"/> Der [[Polarfuchs]] ist aufgrund der starken Bejagung zunächst durch professionelle Fallensteller und schließlich durch die Besatzung der meteorologischen Station wahrscheinlich am Ende des 20. Jahrhunderts ausgestorben. Es existierte eine Population des seltenen [[Blaufuchs]]es (Unterart des Polarfuchs). <ref name="Skreslet" /> Gelegentlich sind [[Eisbär]]en anzutreffen.
An [[Säugetiere]]n findet man [[Klappmütze]]n und [[Sattelrobbe]]n.<ref name="NPOLAR" /> Der [[Polarfuchs]] ist aufgrund der starken Bejagung zunächst durch professionelle Fallensteller und schließlich durch die Besatzung der meteorologischen Station wahrscheinlich am Ende des 20. Jahrhunderts ausgestorben. Es existierte eine Population des seltenen Blaufuchses (Unterart des Polarfuchs).<ref name="Skreslet" /> Gelegentlich sind [[Eisbär]]en anzutreffen.


==== Fische ====
==== Fische ====
Im [[Süßwasser]]see [[Nordlagune|''Nordlaguna'']] gibt es eine [[Population (Biologie)|Population]] des [[Seesaibling]]s.<ref name="Skreslet" /> Des Weiteren sind im Meergebiet um die Insel als weitere Fischarten der [[Grönlandhai]] und der [[Eishai]] vertreten.
Im [[Süßwasser]]see [[Nordlagune|''Nordlaguna'']] gibt es eine [[Population (Biologie)|Population]] des [[Wandersaibling]]s.<ref name="Skreslet" /> Des Weiteren ist im Meergebiet um die Insel als weitere Fischart der [[Grönlandhai]] (Eishai) vertreten.


=== Flora ===
=== Flora ===
==== Flechten und Moose ====
==== Flechten und Moose ====
Die sehr spärliche [[Tundra#Vegetation der Tundra|Tundrenvegetation]] besteht vorwiegend aus einzelnen [[Flechte]]n und [[Moose]]n.
Die sehr spärliche [[Tundra#Nordhalbkugel|Tundrenvegetation]] besteht vorwiegend aus einzelnen [[Flechte]]n und [[Moose]]n.


==== Gefäßpflanzen ====
==== Gefäßpflanzen ====
[[Gefäßpflanzen]] sind selten und abhängig von der Düngung durch den Kot von [[Meeresvogel|Meeresvögeln]].<ref name="Skreslet">{{Literatur | Autor = Stig Skreslet | Titel = Jan Mayen Island Ecology. Its Relation to the Arctic Mediterranean Ecosystem | Herausgeber = Stig Skreslet | Sammelwerk = Jan Mayen Island in Scientific Focus | WerkErg = NATO Advanced Research Workshop, Oslo, 11.-15.11.2003 |Verlag = Kluwer Academic Publishers | Jahr = 2004 | ISBN = 978-1-4020-2956-1 | Seiten = 101–112 | Online ={{Google Buch | BuchID = _5DqBwAAQBAJ | Seite = 101 }} }}</ref> Am reichsten ist die Vegetation deshalb in der Nähe von deren Nistplätzen. Die am häufigsten auftretenden Gefäßpflanzen sind verschiedene [[Steinbrechgewächse]], [[Hornkräuter]], [[Löffelkräuter#Verbreitung und Systematik|Grönländisches Löffelkraut]], [[Gletscher-Hahnenfuß]], [[Stängelloses Leimkraut]], [[Knöllchen-Knöterich]], [[Alpen-Säuerling]], [[Kraut-Weide]] und [[Alpen-Rispengras]]. Man findet aber auch einige [[Löwenzahn (Taraxacum)|Löwenzahn-Arten]].<ref>Johannes Lid: ''The Flora of Jan Mayen''. Norsk Polarinstitutt, Oslo 1964 (= ''Norsk Polarinstitutt Skrifter'' Nr. 130), S. 13 ([http://brage.bibsys.no/xmlui/bitstream/handle/11250/173632/Skrifter130.pdf PDF; 7,97&nbsp;MB], norwegisch).</ref>
[[Gefäßpflanzen]] sind selten und abhängig von der Düngung durch den Kot von [[Meeresvogel|Meeresvögeln]].<ref name="Skreslet">{{Literatur |Autor=Stig Skreslet |Hrsg=Stig Skreslet |Titel=Jan Mayen Island Ecology. Its Relation to the Arctic Mediterranean Ecosystem |Sammelwerk=Jan Mayen Island in Scientific Focus |WerkErg=NATO Advanced Research Workshop, Oslo, 11.-15.11.2003 |Verlag=Kluwer Academic Publishers |Datum=2004 |ISBN=978-1-4020-2956-1 |Seiten=101–112 |Online={{Google Buch | BuchID = _5DqBwAAQBAJ | Seite = 101 }}}}</ref> Am reichsten ist die Vegetation deshalb in der Nähe von deren Nistplätzen. Die am häufigsten auftretenden Gefäßpflanzen sind verschiedene [[Steinbrechgewächse]], [[Hornkräuter]], [[Löffelkräuter#Verbreitung und Systematik|Grönländisches Löffelkraut]], [[Gletscher-Hahnenfuß]], [[Stängelloses Leimkraut]], [[Knöllchen-Knöterich]], [[Alpen-Säuerling]], [[Kraut-Weide]] und [[Alpen-Rispengras]]. Man findet aber auch einige [[Löwenzahn (Taraxacum)|Löwenzahn-Arten]].<ref>Johannes Lid: ''The Flora of Jan Mayen''. Norsk Polarinstitutt, Oslo 1964 (= ''Norsk Polarinstitutt Skrifter'' Nr. 130), S. 13 ([http://brage.bibsys.no/xmlui/bitstream/handle/11250/173632/Skrifter130.pdf PDF; 7,97&nbsp;MB], norwegisch).</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
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[[Datei:CHAVANNE(1884) p56 JAN MAYEN, GESAMTANSICHT DER ÖSTERREICHISCHE FORSCHUNGSSTATION (1883).jpg|mini|links|Die ehemalige österreichisch-ungarische Forschungsstation auf der Insel Jan Mayen (1883)]]
[[Datei:CHAVANNE(1884) p56 JAN MAYEN, GESAMTANSICHT DER ÖSTERREICHISCHE FORSCHUNGSSTATION (1883).jpg|mini|links|Die ehemalige österreichisch-ungarische Forschungsstation auf der Insel Jan Mayen (1883)]]
[[Datei:Jan Mayen-Stations-fr1.png|mini|Karte mit früheren Siedlungen]]
[[Datei:Jan Mayen-Stations-fr1.png|mini|Karte mit früheren Siedlungen]]
[[Datei:Jan_mayen_sign_hg.jpg|mini|„Wegweiser“ nahe der Station in Olonkinbyen]]
[[Datei:Jan mayen sign hg.jpg|mini|„Wegweiser“ nahe der Station in Olonkinbyen]]
[[Datei:Jan_mayen_egg-oeja_hg.jpg|mini|[[Eggøya]], Lagen vulkanischer Asche; im Vordergrund Treibholz aus Sibirien]]
[[Datei:Jan mayen egg-oeja hg.jpg|mini|[[Eggøya]], Lagen vulkanischer Asche; im Vordergrund Treibholz aus Sibirien]]
[[Datei:Jan mayen coast hg.jpg|mini|Straße an der Nordwestküste der Insel in der Nähe der einzigen Siedlung]]
[[Datei:Jan mayen coast hg.jpg|mini|Straße an der Nordwestküste der Insel in der Nähe der einzigen Siedlung]]
Das genaue Jahr der Entdeckung Jan Mayens ist nicht bekannt. Allgemein anerkannt ist, dass der englische [[Walfang]]kapitän John Clarke die Insel am 28. Juni 1614 sichtete und im selben Sommer auch niederländische Schiffe die Insel erreichten. Es ist möglich, dass [[Henry Hudson]] die Insel bereits 1608 auf der zweiten seiner vier Fahrten auf der Suche nach einer kürzeren Seeverbindung nach China ([[Nordwestpassage]]) entdeckte, vielleicht auch [[Thomas Marmaduke]] im Jahre 1612. Die Insel trug zunächst verschiedene Namen, ab 1620 setzte sich die Bezeichnung Jan Mayen nach dem niederländischen Walfangkapitän Jan Jacobs May van Schellinkhout durch.<ref name="Gabrielsen 15f">Geir Wing Gabrielsen et al., 1997, S. 15f.</ref>


Das genaue Jahr der Entdeckung Jan Mayens ist nicht bekannt. Allgemein anerkannt ist, dass der englische Walfangkapitän John Clarke die Insel am 28. Juni 1614 sichtete und im selben Sommer auch niederländische Schiffe die Insel erreichten. Es ist möglich, dass [[Henry Hudson]] die Insel bereits 1608 auf der zweiten seiner vier Fahrten auf der Suche nach einer kürzeren Seeverbindung nach China ([[Nordwestpassage]]) entdeckte, vielleicht auch [[Thomas Marmaduke]] im Jahre 1612. Die Insel trug zunächst verschiedene Namen, ab 1620 setzte sich die Bezeichnung Jan Mayen nach dem niederländischen Walfangkapitän [[Jan Jacobs May van Schellinkhout]] durch.<ref name="Gabrielsen 15f">Geir Wing Gabrielsen et al., 1997, S. 15f.</ref>
Bis 1640 wurde die Insel regelmäßig von niederländischen Walfängern besucht. Nach einem Überfall der mit ihnen konkurrierenden [[Basken|baskischen]] Walfänger im Jahre 1632 überwinterte Outgert Jakobsz hier 1633/34 mit sechs weiteren Männern, um die Walfangstation zu schützen. Als die niederländischen Schiffe die Insel im Frühjahr wieder erreichten, waren alle sieben am [[Skorbut]] gestorben.<ref>''[http://archive.org/stream/dieoesterreichi00unkngoog#page/n68/mode/2up Ein Tagebuch geführt von sieben Seeleuten, welche auf der Insel St.&nbsp;Maurice (Jan Mayen) bei Grönland in den Jahren 1633 bis 1634 überwinterten und sämmtlich auf dieser Insel starben]''. Anlage II in ''Die Österreichische Arktische Beobachtungsstation auf Jan Mayen 1882–1883'', Verlag von Gerold & Co., Wien 1882</ref> Um 1650 kam der Walfang in den Gewässern um Jan Mayen zum Erliegen.<ref>Susan Barr: ''Historical remains on Jan Mayen'', Norsk Polarinstitutt, Oslo 1985 (= ''Meddelelser'' Nr. 108). ISBN 82-90307-34-9 ([http://brage.bibsys.no/xmlui/bitstream/handle/11250/173083/Meddelelser108.pdf?sequence=3&isAllowed=y PDF]; 6,5&nbsp;MB, norwegisch/englisch), S. 49.</ref> In den folgenden Jahrhunderten wurde die Insel nur gelegentlich von Robbenjägern besucht. 1817 landete der englische Walfänger und Entdecker [[William Scoresby]] auf Jan Mayen und bestieg den Eskkrater, den er neben anderen [[geographisches Objekt|geographischen Objekten]] benannte. Als er im Folgejahr zurückkehrte, beobachtete er den Vulkanausbruch vom 29. April 1818.<ref>William Scoresby: ''An Account of the Arctic Regions, with a History and Description of the Northern Whale-Fishery''. Vol. 1, Archibald Constable and Co., Edinburgh 1820, [https://archive.org/stream/bub_gb_Jz4rwPKKnqYC#page/n175/mode/2up S. 154–169]</ref> Eine schweizerisch-deutsche Polarfahrt unter [[Georg Berna]], [[Carl Vogt]], [[Heinrich Hasselhorst]] und [[Amanz Gressly]] besuchte Jan Mayen im Jahre 1861. Es gelang den Teilnehmern, zweimal an der Südküste zu landen. Der Name ''Turnbucht'' (Turnbukta) erinnert an das gewagte Unterfangen. Mit ihrer Analyse der gesammelten [[Basalt|basaltischen]] Gesteine begann die wissenschaftliche Erforschung der Insel. Ein Ölgemälde der Südküste von Hasselhorst befindet sich im [[Historisches Museum Frankfurt|Historischen Museum in Frankfurt am Main]].

Bis 1640 wurde die Insel regelmäßig von niederländischen [[Walfang|Walfängern]] auf [[Walfänger|ihren Schiffen]] besucht. Nach einem Überfall der mit ihnen konkurrierenden [[Basken|baskischen]] Walfänger im Jahre 1632 überwinterte Outgert Jakobsz hier 1633/34 mit sechs weiteren Männern, um die Walfangstation zu schützen. Als die niederländischen Schiffe die Insel im Frühjahr wieder erreichten, waren alle sieben am [[Skorbut]] gestorben.<ref>''[http://archive.org/stream/dieoesterreichi00unkngoog#page/n68/mode/2up Ein Tagebuch geführt von sieben Seeleuten, welche auf der Insel St.&nbsp;Maurice (Jan Mayen) bei Grönland in den Jahren 1633 bis 1634 überwinterten und sämmtlich auf dieser Insel starben]''. Anlage II in ''Die Österreichische Arktische Beobachtungsstation auf Jan Mayen 1882–1883'', Verlag von Gerold & Co., Wien 1882</ref> Um 1650 kam der Walfang in den Gewässern um Jan Mayen zum Erliegen.<ref>Susan Barr: ''Historical remains on Jan Mayen'', Norsk Polarinstitutt, Oslo 1985 (= ''Meddelelser'' Nr. 108). ISBN 82-90307-34-9 ([http://brage.bibsys.no/xmlui/bitstream/handle/11250/173083/Meddelelser108.pdf?sequence=3&isAllowed=y PDF]; 6,5&nbsp;MB, norwegisch/englisch), S. 49.</ref> In den folgenden Jahrhunderten wurde die Insel nur gelegentlich von Robbenjägern besucht. 1817 landete der englische Walfänger und Entdecker [[William Scoresby]] auf Jan Mayen und bestieg den Eskkrater, den er neben anderen [[Geographisches Objekt|geographischen Objekten]] benannte. Als er im Folgejahr zurückkehrte, beobachtete er den Vulkanausbruch vom 29. April 1818.<ref>William Scoresby: ''An Account of the Arctic Regions, with a History and Description of the Northern Whale-Fishery''. Vol. 1, Archibald Constable and Co., Edinburgh 1820, [https://archive.org/stream/bub_gb_Jz4rwPKKnqYC#page/n175/mode/2up S. 154–169]</ref> Eine schweizerisch-deutsche Polarfahrt unter [[Georg Berna]], [[Carl Vogt]], [[Heinrich Hasselhorst]] und [[Amanz Gressly]] besuchte Jan Mayen im Jahre 1861. Es gelang den Teilnehmern, zweimal an der Südküste zu landen. Der Name ''Turnbucht'' (Turnbukta) erinnert an das gewagte Unterfangen. Mit ihrer Analyse der gesammelten [[basalt]]ischen Gesteine begann die wissenschaftliche Erforschung der Insel. Ein Ölgemälde der Südküste von Hasselhorst befindet sich im [[Historisches Museum Frankfurt|Historischen Museum in Frankfurt am Main]].


Im Sommer 1877 landete die [[Norwegische Nordmeerexpedition]] unter Leitung von [[Henrik Mohn]] und [[Georg Ossian Sars]] auf der Insel und nahm botanische, zoologische und geologische Untersuchungen vor. Es wurde auch eine verbesserte Karte Jan Mayens erstellt und die Position der Insel korrigiert, die neun Meilen westlicher angetroffen wurde, als auf [[William Scoresby]]s noch immer in Gebrauch befindlicher Karte von 1820 angegeben war.<ref>Henrik Mohn: ''[https://archive.org/stream/dennorskenordhav01mohn#page/n181/mode/2up Contributions to the Geography and Natural History of the Northern Regions of Europe, derived from observations made on the Norwegian North-Atlantic Expedition (1876–1878)]''. Grøndahl, Christiania 1882.</ref>
Im Sommer 1877 landete die [[Norwegische Nordmeerexpedition]] unter Leitung von [[Henrik Mohn]] und [[Georg Ossian Sars]] auf der Insel und nahm botanische, zoologische und geologische Untersuchungen vor. Es wurde auch eine verbesserte Karte Jan Mayens erstellt und die Position der Insel korrigiert, die neun Meilen westlicher angetroffen wurde, als auf [[William Scoresby]]s noch immer in Gebrauch befindlicher Karte von 1820 angegeben war.<ref>Henrik Mohn: ''[https://archive.org/stream/dennorskenordhav01mohn#page/n181/mode/2up Contributions to the Geography and Natural History of the Northern Regions of Europe, derived from observations made on the Norwegian North-Atlantic Expedition (1876–1878)]''. Grøndahl, Christiania 1882.</ref>


Auf Anregung [[Carl Weyprecht]]s und finanziert von [[Johann Nepomuk Wilczek|Hans Graf Wilczek]] wurde während des [[Erstes Internationales Polarjahr|Ersten Internationalen Polarjahrs]] 1882/83 eine österreichisch-ungarische Forschungsstation eingerichtet. An der Maria Muschbukta zu Füßen des [[Fugleberget (Jan Mayen)|Fugleberget]] ''(Vogelberg)'' wurden unter der Leitung von [[Emil von Wohlgemuth]] dreizehn Monate lang meteorologische, magnetische und astronomische Beobachtungen angestellt.
Auf Anregung [[Carl Weyprecht]]s und finanziert von [[Johann Nepomuk Wilczek|Hans Graf Wilczek]] wurde während des [[Erstes Internationales Polarjahr|Ersten Internationalen Polarjahrs]] 1882/83 eine österreichisch-ungarische Forschungsstation eingerichtet. An der Maria Muschbukta, benannt nach [[Maria Musch]], zu Füßen des [[Fugleberget (Jan Mayen)|Fugleberget]] ''(Vogelberg)'' wurden unter der Leitung von [[Emil von Wohlgemuth]] dreizehn Monate lang meteorologische, magnetische und astronomische Beobachtungen angestellt.


Ab 1906 überwinterten norwegische Pelztierjäger auf der Insel. Bis zur letzten Jagdsaison 1928/1929 wurden 1091 [[Polarfuchs|Polarfüchse]] gefangen, davon 992 besonders wertvolle Blaufüchse. Der [[Eisbär]] spielte –&nbsp; anders als auf Spitzbergen&nbsp;– als Jagdbeute kaum eine Rolle. Von 1906 bis 1929 wurden lediglich fünf Tiere erlegt.<ref>Odd Lønø: ''Norske fangstmenns overvintringer'', Teil 2: [http://hdl.handle.net/11250/173117 ''Jan Mayen''] (PDF; 2,2&nbsp;MB), Norsk Polarinstitutt Meddelser Nr. 103, Norsk Polarinstitutt, Oslo 1974, S. 94ff. (norwegisch)</ref>
Ab 1906 überwinterten norwegische Pelztierjäger auf der Insel. Bis zur letzten Jagdsaison 1928/1929 wurden 1091 [[Polarfuchs|Polarfüchse]] gefangen, davon 992 besonders wertvolle Blaufüchse. Der [[Eisbär]] spielte –&nbsp;anders als auf Spitzbergen&nbsp;– als Jagdbeute kaum eine Rolle. Von 1906 bis 1929 wurden lediglich fünf Tiere erlegt.<ref>Odd Lønø: ''Norske fangstmenns overvintringer'', Teil 2: [https://brage.npolar.no/npolar-xmlui/bitstream/handle/11250/173116/Meddelelser103.pdf ''Jan Mayen''] (PDF; 2,2&nbsp;MB), Norsk Polarinstitutt Meddelelser Nr. 103, Norsk Polarinstitutt, Oslo 1974, S. 94ff. (norwegisch)</ref>


Am 27. Februar 1930 wurde Jan Mayen Teil des norwegischen Königreichs. Die Insel wurde bis zum 31. Dezember 1994 vom [[Syssel#Norwegen|Sysselmann]] auf der weiter nordöstlich gelegenen Inselgruppe [[Spitzbergen (Inselgruppe)|Spitzbergen]] verwaltet, danach vom [[Fylke]]smann von Nordland.<ref>''[http://www.kartverket.no/dnl/den-norske-los-7-english.pdf Sailing Directions Svalbard and Jan Mayen]'' (PDF; 57,2 MB). Norwegian Hydrographic Service, Stavanger 2012, ISBN 978-82-90653-30-4, S. 357.</ref>
Am 27. Februar 1930 wurde Jan Mayen Teil des norwegischen Königreichs. Die Insel wurde bis zum 31. Dezember 1994 vom [[Syssel#Norwegen|Sysselmester]] auf der weiter nordöstlich gelegenen Inselgruppe [[Spitzbergen (Inselgruppe)|Spitzbergen]] verwaltet, danach vom [[Fylke]]smann von Nordland.<ref>''[http://www.kartverket.no/dnl/den-norske-los-7-english.pdf Sailing Directions Svalbard and Jan Mayen]'' (PDF; 31&nbsp;MB). Norwegian Hydrographic Service, Stavanger 2012, ISBN 978-82-90653-30-4, S. 357.</ref>


Seit 1921 gibt es mit kurzen Unterbrechungen nacheinander verschiedene ständig besetzte [[Meteorologie|meteorologische Stationen]] und [[Küstenfunkstelle]]n. Die erste war [[Jan Mayen Radio|Eldstemetten]]. Sie wurde 1940 von den Norwegern unbrauchbar gemacht und verlassen, im April 1941 an anderer Stelle (Gamle Metten) wieder errichtet und 1962 nach [[Olonkinbyen]] verlegt. Sie existiert bis heute.
Seit 1921 gibt es mit kurzen Unterbrechungen nacheinander verschiedene ständig besetzte [[Meteorologie|meteorologische Stationen]] und [[Küstenfunkstelle]]n. Die erste war [[Jan Mayen Radio|Eldstemetten]]. Sie wurde 1940 von den Norwegern unbrauchbar gemacht und verlassen, im April 1941 an anderer Stelle (Gamle Metten) wieder errichtet und 1962 nach [[Olonkinbyen]] verlegt. Sie existiert bis heute.
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Im Rahmen des Zweiten Internationalen Polarjahrs 1932/33 arbeitete auf der Insel eine österreichische Polarstation über einen Zeitraum von 14 Monaten. Ihr wissenschaftlicher Leiter war [[Hanns Tollner]] (1903–1986), ein Meteorologe der [[Universität Wien]]. Die Wissenschaftler bewohnten ein Nebengebäude der norwegischen Wetterstation, das sie „Hotel Austria“ nannten.
Im Rahmen des Zweiten Internationalen Polarjahrs 1932/33 arbeitete auf der Insel eine österreichische Polarstation über einen Zeitraum von 14 Monaten. Ihr wissenschaftlicher Leiter war [[Hanns Tollner]] (1903–1986), ein Meteorologe der [[Universität Wien]]. Die Wissenschaftler bewohnten ein Nebengebäude der norwegischen Wetterstation, das sie „Hotel Austria“ nannten.


Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde Jan Mayen mehrmals von deutschen Flugzeugen der [[Wettererkundungsstaffel]]n (WEKUSTA) überflogen, wobei zwei Maschinen bei schlechtem Wetter und Nebel mit den Erhebungen auf der Insel kollidierten und abstürzten. Ein deutscher Versuch, am 28./29. Oktober 1940 mit den zu [[Wetterschiff|Wetterbeobachtungsschiffen]] (WBS) umgebauten [[Trawler]]n ''[[Fritz Homann (Schiff, 1930)|Fritz Homann]]'' (WBS 3) und ''[[Hinrich Freese (Schiff, 1930)|Hinrich Freese]]'' (WBS 4) sowie zwei Schwimmerflugzeugen des Typs [[Heinkel He 115]] einen Stützpunkt zu errichten, schlug infolge unzureichender Vorbereitung und Ausrüstung wie auch wegen der zu dieser Jahreszeit sehr ungünstigen Wetter- und Seeverhältnisse fehl. Beide Flugzeuge gingen verloren, die Besatzungen wurden gerettet und nach [[Trondheim]] zurückgebracht. Jan Mayen selbst wurde nicht in Besitz genommen und verblieb unter norwegischer Oberhoheit. Die Station wurde von der norwegischen Besatzung 1940 teilweise zerstört und auf britische Veranlassung hin verlassen. Im April 1941 wurde die Station mit Hilfe von Soldaten wieder errichtet, um sie während des Krieges in Bereitschaft zu haben. Nach Ende des Krieges nutzten die Norweger die 1943 errichtete amerikanische Radio- und [[Funkpeilung|Peilstation]] ''Atlantic City'' an der [[Nordlagune]].
Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde Jan Mayen mehrmals von deutschen Flugzeugen der [[Wettererkundungsstaffel]]n (WEKUSTA) überflogen, wobei zwei Maschinen bei schlechtem Wetter und Nebel mit den Erhebungen auf der Insel kollidierten und abstürzten. Ein deutscher Versuch, am 28./29. Oktober 1940 mit den zu [[Wetterschiff|Wetterbeobachtungsschiffen]] (WBS) umgebauten [[Trawler]]n ''[[Fritz Homann (Schiff)|Fritz Homann]]'' (WBS 3) und ''[[Hinrich Freese (Schiff)|Hinrich Freese]]'' (WBS 4) sowie zwei Schwimmerflugzeugen des Typs [[Heinkel He 115]] einen Stützpunkt zu errichten, schlug infolge unzureichender Vorbereitung und Ausrüstung wie auch wegen der zu dieser Jahreszeit sehr ungünstigen Wetter- und Seeverhältnisse fehl. Beide Flugzeuge gingen verloren, die Besatzungen wurden gerettet und nach [[Trondheim]] zurückgebracht. Bei einem zweiten Landungsversuch im November 1940 lief die ''Hinrich Freese'' an der Küste Jan Mayens auf Grund und ging verloren. Die Besatzung und der eingeschiffte Wettertrupp gerieten in Gefangenschaft. Jan Mayen wurde nicht in Besitz genommen und verblieb unter norwegischer Oberhoheit. Die Station wurde von der norwegischen Besatzung 1940 teilweise zerstört und auf britische Veranlassung hin verlassen. Im April 1941 wurde die Station mit Hilfe von Soldaten wieder errichtet, um sie während des Krieges in Bereitschaft zu haben. Nach Ende des Krieges nutzten die Norweger die 1943 errichtete amerikanische Radio- und [[Funkpeilung|Peilstation]] ''Atlantic City'' an der [[Nordlagune]].

1960 wurde der Flugplatz [[Jan Mayensfield]] mit einer heute 1,6 km langen unbefestigten [[Start- und Landebahn]] angelegt. In seiner Nähe wurden eine Wetterstation und die bemannte [[LORAN|„Long Range Navigation“]] (Loran‑C)-Basis [[Olonkinbyen]] errichtet. Diese ist heute die einzige bewohnte Siedlung auf Jan Mayen. Die aus 18 Personen bestehende Mannschaft wird alle sechs Monate ausgetauscht. Auf der Insel befindet sich eine Ground Sensor Station der [[Galileo (Satellitennavigation)|Galileo Satellitennavigation]].

Bis auf den Bereich der Siedlung bilden die gesamte Insel und die küstennahen Gewässer seit 2010 das [[Strenges Naturreservat|streng geschützte Naturreservat]] „Jan Mayen“ ([[World Database on Protected Areas|WPDA-ID]] 393044).<ref>{{Webarchiv|url=https://protectedplanet.net/jan-mayen-nature-reserve-jan-mayen |wayback=20181209165151 |text=''Jan Mayen in Svalbard and Jan Mayen'' }}. In: protectedplanet.net, abgerufen am 7. Dezember 2018.</ref>


Am 4. Juli 1961 kam es 70 Seemeilen von Jan Mayen entfernt zu einem Nuklearzwischenfall mit dem sowjetischen U-Boot [[K-19]]. Dieses Träger-U-Boot für ballistische Mittelstrecken-Raketen hatte an einer Übung sowjetischer Marineeinheiten im Polarmeer teilgenommen.<ref>{{Internetquelle |autor=Павел Аксенов |url=https://lenta.ru/articles/2006/02/01/k19/ |titel=К-19 - достойная награда спустя 45 лет |werk=lenta.ru |datum=2006-02-01 |abruf=2021-10-06 |sprache=ru}}</ref>
1960 wurde der Flugplatz [[Jan Mayensfield]] mit einer heute 1,6 km langen unbefestigten [[Start- und Landebahn]] angelegt. In seiner Nähe wurden eine Wetterstation und die bemannte [[LORAN|„Long Range Navigation“]] (Loran‑C)-Basis [[Olonkinbyen]] errichtet. Diese ist heute die einzige bewohnte Siedlung auf Jan Mayen. Die aus 18 Personen bestehende Mannschaft wird alle sechs Monate ausgetauscht.


== Tourismus ==
== Tourismus ==
Tourismus wird nur im Rahmen sogenannter [[Expeditionskreuzfahrten]] durchgeführt, die 2 bis 3 mal jährlich an der Insel vorbeiführen. Oft werden Landungen versucht, sind aber aufgrund der schlechten Wetterbedingungen extrem selten. Wenn überhaupt, wird meist in der Nähe von [[Olonkinbyen]] gelandet, und es wird mit einem oder zwei Guides eine Wanderung auf der Straße, die Richtung Olonkinbyen führt, unternommen. Führender Anbieter ist [[Hurtigruten]].
Tourismus wird nur im Rahmen sogenannter [[Expeditionskreuzfahrt]]en durchgeführt, die zwei- bis dreimal jährlich an der Insel vorbeiführen. Oft werden Landungen versucht, sind aber aufgrund der schlechten Wetterbedingungen extrem selten. Wenn überhaupt, wird meist in der Nähe von [[Olonkinbyen]] gelandet, und es wird mit einem oder zwei Guides eine Wanderung auf der Straße, die Richtung Olonkinbyen führt, unternommen.


== Sonstiges ==
== Sonstiges ==
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* Rolf Stange: ''Jan Mayen. Natur und Geschichte des Außenpostens im Nordatlantik.'' Eigenverlag Rolf Stange, ISBN 3-937903-04-6.
* Rolf Stange: ''Jan Mayen. Natur und Geschichte des Außenpostens im Nordatlantik.'' Eigenverlag Rolf Stange, ISBN 3-937903-04-6.
* Andreas Umbreit: ''Spitzbergen mit Franz-Joseph-Land und Jan Mayen.'' Conrad Stein Verlag, 7. Auflage 2004, ISBN 3-89392-282-2.
* Andreas Umbreit: ''Spitzbergen mit Franz-Joseph-Land und Jan Mayen.'' Conrad Stein Verlag, 7. Auflage 2004, ISBN 3-89392-282-2.
* {{Literatur | Autor=John Green, Thomas Astley | Herausgeber= | Titel=Beschreibung der Insel Jean Mayen oder Dreyeinigkeits-Insel (mit einer Karte)| Sammelwerk=[[Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und zu Lande]] oder Sammlung aller Reisebeschreibungen … |Band=19. Bd. | Verlag=Verlag Arkstee und Merkus| Ort=Leipzig| Jahr=1769 | Seiten=64–65 | ISBN=}} [http://books.google.de/books/download/Allgemeine_Historie_der_Reisen_zu_Wasser.pdf?id=3QkoAAAAYAAJ&output=pdf&sig=ACfU3U17EXdt084bMvy9sIlBYirPFaBCBw Digitalisat]
* {{Literatur |Autor=John Green, Thomas Astley |Titel=Beschreibung der Insel Jean Mayen oder Dreyeinigkeits-Insel (mit einer Karte) |Sammelwerk=[[Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und zu Lande]] oder Sammlung aller Reisebeschreibungen … |Band=19 |Verlag=Verlag Arkstee und Merkus |Ort=Leipzig |Datum=1769 |Seiten=64–65}} [http://books.google.de/books/download/Allgemeine_Historie_der_Reisen_zu_Wasser.pdf?id=3QkoAAAAYAAJ&output=pdf&sig=ACfU3U17EXdt084bMvy9sIlBYirPFaBCBw Digitalisat]
* [[Josef Chavanne]]: ''Jan Mayen und die österreichische arktische Beobachtungsstation: Geschichte und vorläufige Ergebnisse derselben. Nach den Aufzeichnungen und Berichten des Leiters Linienschiffslieutenant [[Emil von Wohlgemuth|E. von Wohlgemuth]]''. 66 S. Mit 6 Illustr. und einer Karte. A. Hartleben, Wien 1884.<!-- 66 S., 1 Bl. https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644553563&db=100-->
* [[Josef Chavanne]]: ''Jan Mayen und die österreichische arktische Beobachtungsstation: Geschichte und vorläufige Ergebnisse derselben. Nach den Aufzeichnungen und Berichten des Leiters Linienschiffslieutenant [[Emil von Wohlgemuth|E. von Wohlgemuth]]''. 66 S. Mit 6 Illustr. und einer Karte. A. Hartleben, Wien 1884.<!-- 66 S., 1 Bl. https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=644553563&db=100-->
* ''Die internationale Polarforschung 1882–1883: Die österreichische Polarstation Jan Mayen ausgerüstet durch seine Excellenz Graf Hanns Wilczek geleitet vom K. K. Corvetten-Capitän Emil Edlen von Wohlgemuth''. Beobachtungs-Ergebnisse herausgegeben von der [[Österreichische Akademie der Wissenschaften|Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften]], Karl Gerold’s Sohn, Wien 1886, [http://www.e-rara.ch/zut/content/pageview/6193094 I. Bd.], [http://www.e-rara.ch/zut/content/pageview/6193115 II. Bd., I. Abt.], [http://www.e-rara.ch/zut/content/pageview/6193135 II. Bd., II. Abt.], [http://www.e-rara.ch/zut/content/pageview/6186961 III. Bd.]
* ''Die internationale Polarforschung 1882–1883: Die österreichische Polarstation Jan Mayen ausgerüstet durch seine Excellenz Graf Hanns Wilczek geleitet vom K. K. Corvetten-Capitän Emil Edlen von Wohlgemuth''. Beobachtungs-Ergebnisse herausgegeben von der [[Österreichische Akademie der Wissenschaften|Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften]], Karl Gerold’s Sohn, Wien 1886, [http://www.e-rara.ch/zut/content/pageview/6193094 I. Bd.], [http://www.e-rara.ch/zut/content/pageview/6193115 II. Bd., I. Abt.], [http://www.e-rara.ch/zut/content/pageview/6193135 II. Bd., II. Abt.], [http://www.e-rara.ch/zut/content/pageview/6186961 III. Bd.]
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* [http://www.jan-mayen.no/ www.jan-mayen.no] – Offizielle Internetpräsenz (engl./norw.)
* [http://jan.mayen.no/ jan.mayen.no] – Offizielle Internetpräsenz (engl./norw.)
* [http://topojanmayen.npolar.no/ TopoJanMayen] – Interaktive Karte des [[Norwegisches Polarinstitut|Norwegischen Polarinstituts]]
* [http://topojanmayen.npolar.no/ TopoJanMayen] – Interaktive Karte des [[Norwegisches Polarinstitut|Norwegischen Polarinstituts]]
* [http://www.jan-mayen.net www.jan-mayen.net] – Bilder, Informationen und Literatur rund um die Insel
* [http://www.jan-mayen.net/ www.jan-mayen.net] – Bilder, Informationen und Literatur rund um die Insel
* [http://www.yr.no/place/Norway/Jan_Mayen/Jan_Mayen/statistics.html Wetterstatistik] für die Insel bei [[yr.no]]
* [https://www.yr.no/place/Norway/Jan_Mayen/ Wetter auf Jan Mayen] bei [[yr.no]]
* {{GVP|376010|}}
* {{GVP|376010|}}
* [http://www.jan-mayen.no/hytter/hytter.htm Hytter på Jan Mayen (Hütten auf Jan Mayen)]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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[[Kategorie:Polarforschung]]
[[Kategorie:Polarforschung]]
[[Kategorie:Forschungsstation in der Arktis]]
[[Kategorie:Forschungsstation in der Arktis]]
[[Kategorie:Arktis]]
[[Kategorie:Geographie (Arktis)]]
[[Kategorie:Welterbekandidat in Norwegen]]
[[Kategorie:Welterbekandidat in Norwegen]]
[[Kategorie:Welterbekandidat ohne Kontinentalbezug]]
[[Kategorie:Welterbekandidat ohne Kontinentalbezug]]

Aktuelle Version vom 6. Juli 2024, 00:52 Uhr

Jan Mayen
Jan Mayen mit dem Beerenberg
Jan Mayen mit dem Beerenberg
GewässerArktischer Ozean
Geographische Lage71° 3′ N, 8° 14′ WKoordinaten: 71° 3′ N, 8° 14′ W
Jan Mayen (Arktis)
Jan Mayen (Arktis)
Länge54 km
Breite15 km
Fläche373 km²
Höchste ErhebungHaakon VII Topp,
Beerenberg
2277 m
Einwohner18 Forscher
<1 Einw./km²
HauptortOlonkinbyen
Topographische Karte von Jan Mayen
Topographische Karte von Jan Mayen

Jan Mayen ist eine 373 km² große Insel etwa 550 km nordöstlich von Island und rund 500 km östlich von Grönland[1] an der Grenze zwischen der Grönlandsee und dem Europäischen Nordmeer. Sie gehört politisch zu Norwegen, ist aber keiner der norwegischen Provinzen zugeordnet. Die Insel wird von der Provinz Nordland verwaltet; der zuständige Verwaltungssitz ist Bodø. Benannt ist sie nach dem niederländischen Walfang-Kapitän Jan Jacobs May van Schellinkhout.

Geographie

Der Weyprecht-Gletscher
Brielleturm (Brielletårnet) und Walrossberg (Kvalrossen)

Jan Mayen ist Teil des Nordatlantischen Rückens. Die Insel befindet sich am südlichen Rand der Jan-Mayen-Bruchzone zwischen den beiden Spreizungszonen des Nordatlantiks, dem Kolbeinseyrücken und dem Mohn-Rücken. Sie stellt dabei den nördlichsten Punkt des Jan-Mayen-Rückens dar, eines Mikrokontinents, der früher ein Teil des grönländischen Festlandsockels war,[2] seit der Aktivierung des Kolbeinseyrückens im Westen und der Deaktivierung des Aegirrückens im Osten aber zur Eurasischen Platte gehört.[3] Anders als der geologisch alte und seismisch inaktive Jan-Mayen-Rücken ist die Insel selbst vulkanischen Ursprungs, häufig von Erdbeben erschüttert[2] und weniger als 500.000 Jahre alt.[1]

Die Insel wird in den Südteil Sør-Jan und den Nordteil Nord-Jan unterteilt. 114,2 km² der Fläche Jan Mayens, ein knappes Drittel, ist vergletschert. Hierbei handelt es sich ausschließlich um die Eiskappe des 2277 m hohen Beerenbergs auf Nord-Jan, deren Gletscherströme sich in alle Himmelsrichtungen ergießen und an fünf Stellen das Meer erreichen. Direkt aus dem Hauptkrater führt der Weyprecht-Gletscher bis an die Nordwestküste der Insel. Die Küste Jan Mayens ist etwa 124 km lang. Die im Südwesten der Insel gelegene Sør-Jan-Gruppe mit ihren Aschekegeln und Lavadomen, die ihren höchsten Punkt im Rudolftoppen (769 m) erreicht, ist vermutlich seit etwa 10.000 Jahren erloschen, während sich die letzten Ausbrüche an der Nordostspitze der Insel erst 1970/71, 1973 und 1985 ereigneten. Die gesamte Region wird dem Hot-Spot-Vulkanismus zugerechnet.

Klima

Kármánsche Wirbelstraße bei Jan Mayen

Auf der Insel herrscht – vom Golfstrom etwas gemildert – überwiegend polares Tundrenklima (Köppen: ET). Das ganze Jahr über sind häufig Nebel sowie starke Winde und Stürme zu beobachten, bei denen es sich, bedingt durch die massive Vergletscherung des Beerenbergs, oft auch um lokale teilweise starke katabatische Fallböen handelt. Unter bestimmten Wetterbedingungen induziert der Beerenberg auch eine Kármánsche Wirbelstraße, bei der auf der Leeseite Wellen mit einer Wellenlänge von bis zu 15 Kilometern bis in eine Entfernung von mehreren hundert Kilometern spürbar sind. Von Februar bis April ist Jan Mayen von Pack- und Treibeis umgeben. Der kälteste Monat Februar weist eine Mitteltemperatur von −6 °C auf, der mildeste Monat ist der August mit einer Mitteltemperatur von 5 °C. Das Jahresmittel der Temperatur liegt nahe −1 °C. Die beobachteten Temperaturextreme liegen bei −28 °C und 18 °C.[4] Die Jahressumme des Niederschlags beträgt im vieljährigen Mittel 693 mm. An etwa 230 Tagen fällt mehr als 0,1 mm Niederschlag.

Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Jan Mayen
JanFebMärAprMaiJunJulAugSepOktNovDez
Mittl. Tagesmax. (°C)−2,7−3,3−3,1−1,31,34,26,57,04,92,4−0,5−1,91,2
Mittl. Tagesmin. (°C)−8,0−9,0−8,5−6,0−2,30,42,63,51,5−1,5−4,9−6,6−3,2
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Jan Mayen liegt nördlich des Polarkreises. Die Polarnacht dauert vom 20. November bis zum 20. Januar. Allerdings steht die Sonne dann gegen Mittag nur wenig unter dem Horizont. Selbst zur Wintersonnenwende am 21. Dezember bleibt es um diese Tageszeit also nicht komplett dunkel. Mitternachtssonne kann zwischen dem 13. Mai und dem 31. Juli beobachtet werden, die Sonne geht an diesen Tagen nicht unter. Die Zeit der Weißen Nächte, also der Tage mit dämmrigen Nächten, an denen die Sonne nur für kurze Zeit untergeht, liegt zwischen dem 8. April und dem 4. September.[5]

Fauna und Flora

Jan Mayen in Relation zum Nordatlantischen Rücken
Vegetation zwischen Walknochen und aus Sibirien angespülten Baumstämmen

Fauna

Vögel

Die Fauna ist durch etwa 100 Vogelarten geprägt, von denen 27 auf der Insel brüten.[6][7] Besonders häufig anzutreffen sind der Eissturmvogel, die Dickschnabellumme, die Eiderente, die Dreizehenmöwe, der Papageitaucher, der Krabbentaucher, die Gryllteiste und die Küstenseeschwalbe. Die Insel wird von BirdLife International als Important Bird Area (SJ014) ausgewiesen.[8]

Säugetiere

An Säugetieren findet man Klappmützen und Sattelrobben.[7] Der Polarfuchs ist aufgrund der starken Bejagung zunächst durch professionelle Fallensteller und schließlich durch die Besatzung der meteorologischen Station wahrscheinlich am Ende des 20. Jahrhunderts ausgestorben. Es existierte eine Population des seltenen Blaufuchses (Unterart des Polarfuchs).[9] Gelegentlich sind Eisbären anzutreffen.

Fische

Im Süßwassersee Nordlaguna gibt es eine Population des Wandersaiblings.[9] Des Weiteren ist im Meergebiet um die Insel als weitere Fischart der Grönlandhai (Eishai) vertreten.

Flora

Flechten und Moose

Die sehr spärliche Tundrenvegetation besteht vorwiegend aus einzelnen Flechten und Moosen.

Gefäßpflanzen

Gefäßpflanzen sind selten und abhängig von der Düngung durch den Kot von Meeresvögeln.[9] Am reichsten ist die Vegetation deshalb in der Nähe von deren Nistplätzen. Die am häufigsten auftretenden Gefäßpflanzen sind verschiedene Steinbrechgewächse, Hornkräuter, Grönländisches Löffelkraut, Gletscher-Hahnenfuß, Stängelloses Leimkraut, Knöllchen-Knöterich, Alpen-Säuerling, Kraut-Weide und Alpen-Rispengras. Man findet aber auch einige Löwenzahn-Arten.[10]

Geschichte

Karte der Insel von Vincenzo Maria Coronelli (1650–1718) aus dem Jahr 1692
Walfang vor Jan Mayen, Darstellung aus dem 18. Jahrhundert
Die ehemalige österreichisch-ungarische Forschungsstation auf der Insel Jan Mayen (1883)
Karte mit früheren Siedlungen
„Wegweiser“ nahe der Station in Olonkinbyen
Eggøya, Lagen vulkanischer Asche; im Vordergrund Treibholz aus Sibirien
Straße an der Nordwestküste der Insel in der Nähe der einzigen Siedlung

Das genaue Jahr der Entdeckung Jan Mayens ist nicht bekannt. Allgemein anerkannt ist, dass der englische Walfangkapitän John Clarke die Insel am 28. Juni 1614 sichtete und im selben Sommer auch niederländische Schiffe die Insel erreichten. Es ist möglich, dass Henry Hudson die Insel bereits 1608 auf der zweiten seiner vier Fahrten auf der Suche nach einer kürzeren Seeverbindung nach China (Nordwestpassage) entdeckte, vielleicht auch Thomas Marmaduke im Jahre 1612. Die Insel trug zunächst verschiedene Namen, ab 1620 setzte sich die Bezeichnung Jan Mayen nach dem niederländischen Walfangkapitän Jan Jacobs May van Schellinkhout durch.[11]

Bis 1640 wurde die Insel regelmäßig von niederländischen Walfängern auf ihren Schiffen besucht. Nach einem Überfall der mit ihnen konkurrierenden baskischen Walfänger im Jahre 1632 überwinterte Outgert Jakobsz hier 1633/34 mit sechs weiteren Männern, um die Walfangstation zu schützen. Als die niederländischen Schiffe die Insel im Frühjahr wieder erreichten, waren alle sieben am Skorbut gestorben.[12] Um 1650 kam der Walfang in den Gewässern um Jan Mayen zum Erliegen.[13] In den folgenden Jahrhunderten wurde die Insel nur gelegentlich von Robbenjägern besucht. 1817 landete der englische Walfänger und Entdecker William Scoresby auf Jan Mayen und bestieg den Eskkrater, den er neben anderen geographischen Objekten benannte. Als er im Folgejahr zurückkehrte, beobachtete er den Vulkanausbruch vom 29. April 1818.[14] Eine schweizerisch-deutsche Polarfahrt unter Georg Berna, Carl Vogt, Heinrich Hasselhorst und Amanz Gressly besuchte Jan Mayen im Jahre 1861. Es gelang den Teilnehmern, zweimal an der Südküste zu landen. Der Name Turnbucht (Turnbukta) erinnert an das gewagte Unterfangen. Mit ihrer Analyse der gesammelten basaltischen Gesteine begann die wissenschaftliche Erforschung der Insel. Ein Ölgemälde der Südküste von Hasselhorst befindet sich im Historischen Museum in Frankfurt am Main.

Im Sommer 1877 landete die Norwegische Nordmeerexpedition unter Leitung von Henrik Mohn und Georg Ossian Sars auf der Insel und nahm botanische, zoologische und geologische Untersuchungen vor. Es wurde auch eine verbesserte Karte Jan Mayens erstellt und die Position der Insel korrigiert, die neun Meilen westlicher angetroffen wurde, als auf William Scoresbys noch immer in Gebrauch befindlicher Karte von 1820 angegeben war.[15]

Auf Anregung Carl Weyprechts und finanziert von Hans Graf Wilczek wurde während des Ersten Internationalen Polarjahrs 1882/83 eine österreichisch-ungarische Forschungsstation eingerichtet. An der Maria Muschbukta, benannt nach Maria Musch, zu Füßen des Fugleberget (Vogelberg) wurden unter der Leitung von Emil von Wohlgemuth dreizehn Monate lang meteorologische, magnetische und astronomische Beobachtungen angestellt.

Ab 1906 überwinterten norwegische Pelztierjäger auf der Insel. Bis zur letzten Jagdsaison 1928/1929 wurden 1091 Polarfüchse gefangen, davon 992 besonders wertvolle Blaufüchse. Der Eisbär spielte – anders als auf Spitzbergen – als Jagdbeute kaum eine Rolle. Von 1906 bis 1929 wurden lediglich fünf Tiere erlegt.[16]

Am 27. Februar 1930 wurde Jan Mayen Teil des norwegischen Königreichs. Die Insel wurde bis zum 31. Dezember 1994 vom Sysselmester auf der weiter nordöstlich gelegenen Inselgruppe Spitzbergen verwaltet, danach vom Fylkesmann von Nordland.[17]

Seit 1921 gibt es mit kurzen Unterbrechungen nacheinander verschiedene ständig besetzte meteorologische Stationen und Küstenfunkstellen. Die erste war Eldstemetten. Sie wurde 1940 von den Norwegern unbrauchbar gemacht und verlassen, im April 1941 an anderer Stelle (Gamle Metten) wieder errichtet und 1962 nach Olonkinbyen verlegt. Sie existiert bis heute.

Im Rahmen des Zweiten Internationalen Polarjahrs 1932/33 arbeitete auf der Insel eine österreichische Polarstation über einen Zeitraum von 14 Monaten. Ihr wissenschaftlicher Leiter war Hanns Tollner (1903–1986), ein Meteorologe der Universität Wien. Die Wissenschaftler bewohnten ein Nebengebäude der norwegischen Wetterstation, das sie „Hotel Austria“ nannten.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Jan Mayen mehrmals von deutschen Flugzeugen der Wettererkundungsstaffeln (WEKUSTA) überflogen, wobei zwei Maschinen bei schlechtem Wetter und Nebel mit den Erhebungen auf der Insel kollidierten und abstürzten. Ein deutscher Versuch, am 28./29. Oktober 1940 mit den zu Wetterbeobachtungsschiffen (WBS) umgebauten Trawlern Fritz Homann (WBS 3) und Hinrich Freese (WBS 4) sowie zwei Schwimmerflugzeugen des Typs Heinkel He 115 einen Stützpunkt zu errichten, schlug infolge unzureichender Vorbereitung und Ausrüstung wie auch wegen der zu dieser Jahreszeit sehr ungünstigen Wetter- und Seeverhältnisse fehl. Beide Flugzeuge gingen verloren, die Besatzungen wurden gerettet und nach Trondheim zurückgebracht. Bei einem zweiten Landungsversuch im November 1940 lief die Hinrich Freese an der Küste Jan Mayens auf Grund und ging verloren. Die Besatzung und der eingeschiffte Wettertrupp gerieten in Gefangenschaft. Jan Mayen wurde nicht in Besitz genommen und verblieb unter norwegischer Oberhoheit. Die Station wurde von der norwegischen Besatzung 1940 teilweise zerstört und auf britische Veranlassung hin verlassen. Im April 1941 wurde die Station mit Hilfe von Soldaten wieder errichtet, um sie während des Krieges in Bereitschaft zu haben. Nach Ende des Krieges nutzten die Norweger die 1943 errichtete amerikanische Radio- und Peilstation Atlantic City an der Nordlagune.

1960 wurde der Flugplatz Jan Mayensfield mit einer heute 1,6 km langen unbefestigten Start- und Landebahn angelegt. In seiner Nähe wurden eine Wetterstation und die bemannte „Long Range Navigation“ (Loran‑C)-Basis Olonkinbyen errichtet. Diese ist heute die einzige bewohnte Siedlung auf Jan Mayen. Die aus 18 Personen bestehende Mannschaft wird alle sechs Monate ausgetauscht. Auf der Insel befindet sich eine Ground Sensor Station der Galileo Satellitennavigation.

Bis auf den Bereich der Siedlung bilden die gesamte Insel und die küstennahen Gewässer seit 2010 das streng geschützte Naturreservat „Jan Mayen“ (WPDA-ID 393044).[18]

Am 4. Juli 1961 kam es 70 Seemeilen von Jan Mayen entfernt zu einem Nuklearzwischenfall mit dem sowjetischen U-Boot K-19. Dieses Träger-U-Boot für ballistische Mittelstrecken-Raketen hatte an einer Übung sowjetischer Marineeinheiten im Polarmeer teilgenommen.[19]

Tourismus

Tourismus wird nur im Rahmen sogenannter Expeditionskreuzfahrten durchgeführt, die zwei- bis dreimal jährlich an der Insel vorbeiführen. Oft werden Landungen versucht, sind aber aufgrund der schlechten Wetterbedingungen extrem selten. Wenn überhaupt, wird meist in der Nähe von Olonkinbyen gelandet, und es wird mit einem oder zwei Guides eine Wanderung auf der Straße, die Richtung Olonkinbyen führt, unternommen.

Sonstiges

Gemeinsam für Jan Mayen und Spitzbergen existiert die länderspezifische Top-Level-Domain (ccTLD) .sj, die aber derzeit ungenutzt ist. Sie wird von der Firma UNINETT Norid AS verwaltet, die auch für die norwegische ccTLD .no zuständig ist. Ebenso wie die ccTLD der Bouvetinsel .bv ist die Top-Level-Domain von Spitzbergen und Jan Mayen für eine potenzielle zukünftige Nutzung reserviert.[20]

Literatur

  • Geir Wing Gabrielsen, Bente Brekke, Inger Greve Alsos, John Richard Hansen: Natur- og kulturmiljøet på Jan Mayen: med en vurdering av verneverdier, kunnskapsbehov og forvaltning. Norsk Polarinstitutt, Oslo 1997 (= Meddelelser Nr. 144). ISBN 82-7666-126-2 (PDF; 10,5 MB, norwegisch).
  • Rolf Stange: Jan Mayen. Natur und Geschichte des Außenpostens im Nordatlantik. Eigenverlag Rolf Stange, ISBN 3-937903-04-6.
  • Andreas Umbreit: Spitzbergen mit Franz-Joseph-Land und Jan Mayen. Conrad Stein Verlag, 7. Auflage 2004, ISBN 3-89392-282-2.
  • John Green, Thomas Astley: Beschreibung der Insel Jean Mayen oder Dreyeinigkeits-Insel (mit einer Karte). In: Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und zu Lande oder Sammlung aller Reisebeschreibungen … Band 19. Verlag Arkstee und Merkus, Leipzig 1769, S. 64–65. Digitalisat
  • Josef Chavanne: Jan Mayen und die österreichische arktische Beobachtungsstation: Geschichte und vorläufige Ergebnisse derselben. Nach den Aufzeichnungen und Berichten des Leiters Linienschiffslieutenant E. von Wohlgemuth. 66 S. Mit 6 Illustr. und einer Karte. A. Hartleben, Wien 1884.
  • Die internationale Polarforschung 1882–1883: Die österreichische Polarstation Jan Mayen ausgerüstet durch seine Excellenz Graf Hanns Wilczek geleitet vom K. K. Corvetten-Capitän Emil Edlen von Wohlgemuth. Beobachtungs-Ergebnisse herausgegeben von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Karl Gerold’s Sohn, Wien 1886, I. Bd., II. Bd., I. Abt., II. Bd., II. Abt., III. Bd.
Commons: Jan Mayen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikimedia-Atlas: Jan Mayen – geographische und historische Karten

Einzelnachweise

  1. a b Geir Wing Gabrielsen et al., 1997, S. 9.
  2. a b Mathilde Bøttger Sørensen, Lars Ottemöller, Jens Havskov, Kuvvet Atakan, Bjarte Hellevang, Rolf Birger Pedersen: Tectonic Processes in the Jan Mayen Fracture Zone Based on Earthquake Occurrence and Bathymetry (PDF; 560 kB). In: Bulletin of the Seismological Society of America. Bd. 97, Nr. 3, 2007, S. 772–779, doi:10.1785/0120060025.
  3. Jon Mosar, Gavin Lewis, Trond H. Torsvik: North Atlantic sea-floor spreading rates: implications for the Tertiary development of inversion structures of the Norwegian–Greenland Sea (PDF; 422 kB). In: Journal of the Geological Society, London. Bd. 159, 2002, S. 503–515.
  4. Geir Wing Gabrielsen et al., 1997, S. 21.
  5. Climate - Jan Mayen. Abgerufen am 7. Januar 2019.
  6. Jan Andries van Franeker, Cornelis Jan Camphuysen, Fridtjof Mehlum: The birds of Jan Mayen. In: Circumpolar Journal 13, 1998, S. 28–43.
  7. a b Jan Mayen auf der Website des Norwegischen Polarinstituts, abgerufen am 16. Mai 2013 (englisch)
  8. BirdLife International: Jan Mayen island. Abgerufen am 17. Januar 2022.
  9. a b c Stig Skreslet: Jan Mayen Island Ecology. Its Relation to the Arctic Mediterranean Ecosystem. In: Stig Skreslet (Hrsg.): Jan Mayen Island in Scientific Focus. NATO Advanced Research Workshop, Oslo, 11.-15.11.2003. Kluwer Academic Publishers, 2004, ISBN 978-1-4020-2956-1, S. 101–112 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Johannes Lid: The Flora of Jan Mayen. Norsk Polarinstitutt, Oslo 1964 (= Norsk Polarinstitutt Skrifter Nr. 130), S. 13 (PDF; 7,97 MB, norwegisch).
  11. Geir Wing Gabrielsen et al., 1997, S. 15f.
  12. Ein Tagebuch geführt von sieben Seeleuten, welche auf der Insel St. Maurice (Jan Mayen) bei Grönland in den Jahren 1633 bis 1634 überwinterten und sämmtlich auf dieser Insel starben. Anlage II in Die Österreichische Arktische Beobachtungsstation auf Jan Mayen 1882–1883, Verlag von Gerold & Co., Wien 1882
  13. Susan Barr: Historical remains on Jan Mayen, Norsk Polarinstitutt, Oslo 1985 (= Meddelelser Nr. 108). ISBN 82-90307-34-9 (PDF; 6,5 MB, norwegisch/englisch), S. 49.
  14. William Scoresby: An Account of the Arctic Regions, with a History and Description of the Northern Whale-Fishery. Vol. 1, Archibald Constable and Co., Edinburgh 1820, S. 154–169
  15. Henrik Mohn: Contributions to the Geography and Natural History of the Northern Regions of Europe, derived from observations made on the Norwegian North-Atlantic Expedition (1876–1878). Grøndahl, Christiania 1882.
  16. Odd Lønø: Norske fangstmenns overvintringer, Teil 2: Jan Mayen (PDF; 2,2 MB), Norsk Polarinstitutt Meddelelser Nr. 103, Norsk Polarinstitutt, Oslo 1974, S. 94ff. (norwegisch)
  17. Sailing Directions Svalbard and Jan Mayen (PDF; 31 MB). Norwegian Hydrographic Service, Stavanger 2012, ISBN 978-82-90653-30-4, S. 357.
  18. Jan Mayen in Svalbard and Jan Mayen (Memento vom 9. Dezember 2018 im Internet Archive). In: protectedplanet.net, abgerufen am 7. Dezember 2018.
  19. Павел Аксенов: К-19 - достойная награда спустя 45 лет. In: lenta.ru. 1. Februar 2006, abgerufen am 6. Oktober 2021 (russisch).
  20. About Norid, UNINETT Norid AS, abgerufen am 29. Juni 2016 (englisch)