„Jakobus-Ossuar“ – Versionsunterschied

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Die israelische Antikenverwaltung ([[Israel Antiquities Authority]]) gab eine epigrafische, mikroskopische und [[Geochemie|geochemische]] Untersuchung in Auftrag. 2003 kam die Untersuchungskommission zu dem Ergebnis, die Inschrift des Zusatzes auf dem Ossuar sei eine Fälschung, die nachträglich aus unterschiedlichen Inschriften in Levi Rahmanis „Catalogue of Jewish Ossuaries in the Collection of the State of Israel“ (No. 396, 570, 573) zusammenkopiert, in eine Verwitterungsschicht auf der Rückseite eines alten Ossuars eingeritzt und künstlich mit einer [[Patina]] versehen wurde.
Die israelische Antikenverwaltung ([[Israel Antiquities Authority]]) gab eine epigrafische, mikroskopische und [[Geochemie|geochemische]] Untersuchung in Auftrag. 2003 kam die Untersuchungskommission zu dem Ergebnis, die Inschrift des Zusatzes auf dem Ossuar sei eine Fälschung, die nachträglich aus unterschiedlichen Inschriften in Levi Rahmanis „Catalogue of Jewish Ossuaries in the Collection of the State of Israel“ (No. 396, 570, 573) zusammenkopiert, in eine Verwitterungsschicht auf der Rückseite eines alten Ossuars eingeritzt und künstlich mit einer [[Patina]] versehen wurde.

Im Jahr 2006 widerlegte Professor Wolfgang E. Krumbein, von der Oldenburg Universität in Deutschland, ein renommierter Experte für Geologie, Geochemie und Mikrobiologie die Einschätzung der Untersuchungskommission und bezeichnete sie in mehreren Fällen sowohl methodisch als auch in sich fehlerhaft. Die Bildung der spezifischen Zusammensetzung der Patina, die innerhalb der Inschrift gefunden worden sei, habe nicht nur mindestens 50-100 Jahre in Anspruch genommen. Auch sei die Patina innerhalb der Schriftzeichen identisch mit Proben von einer weit von der Schrift entfernten Fläche des Ossuars.

Unabhängig davon veröffentlichte 2015 Dr. Aryeh Shimron eine Geologische Untersuchung die den historischen Standort des Ossuars in einem 1980 entdeckten Grab verortet, das in einem Rosengarten zwischen einer eher unscheinbaren Apartmentgruppe in Talpiot, einem Vorort Jerusalems, liegt. Das Grab beherbergte eine bemerkenswerte Sammlung von Ossuarien mit verschiedenen Namensinschriften, die mit der Familie von Jesus aus dem Neuen Testament in Zusammenhang stehen. Die Übereinstimmung der "chemischen Fingerabdrücke" des Ossuars und der Grabstätte legen mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 99 % nahe, dass das Ossuar aus besagtem Grab stammt. Nimmt man die ungewöhnlich hohe Häufung von Namen aus den neuen Testament hinzu, kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass das historische Grab von Jesus gefunden wurde und das Ossuar daraus stammt.


== „Das Jesus-Grab“ (Film)==
== „Das Jesus-Grab“ (Film)==

Version vom 16. April 2015, 09:43 Uhr

Das Jakobus-Ossuar

Das Jakobus-Ossuar ist ein Knochenkasten aus Kalkstein, der vermeintlich 2001 entdeckt wurde und die Knochen von Jakobus dem Gerechten enthalten haben soll. 2003 kam eine Untersuchungskommission zum Ergebnis, dass der Knochenkasten mit einer Inschrift verfälscht wurde, um ihn als Jakobus-Ossuar erscheinen zu lassen.

Verlauf

Nahaufnahme der aramäischen Inschrift

2001 wurde in der Tel Aviver Antiquitäten-Sammlung von Oded Golan auf einem Ossuar aus Kalkstein eine aramäische Inschrift entdeckt, die nach einer ersten paläografischen Analyse aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. zu stammen schien:

יעקוב בר יוסף אחוי דישוע - Yaʿaqôv bar Yôsef achûy[1] daYeschûaʿ,
Jakob, Sohn des Josef, (sein) Bruder des Jesus“.

Ossuare wurden für die Sekundärbestattung von Knochen verwendet.

Der Mini-Sarkophag soll von Grabräubern im Süden Jerusalems gefunden und Ende der 1970er Jahre in den Antiquitätenhandel gelangt sein. Der Fund wurde im Oktober 2002 in Washington vom Fernsehsender Discovery Channel und der Zeitschrift Biblical Archaeology Review medienwirksam vorgestellt. Ein Grab des im Neuen Testament mehrfach erwähnten Jakobus wäre nicht nur eine archäologische Sensation gewesen, sondern hätte auch theologische Fragen aufgeworfen – etwa in der konfessionellen Kontroverse, ob es leibliche Geschwister Jesu gab oder nur als „Brüder“ und „Schwestern“ bezeichnete Cousins und Cousinen.

2002/2003 wurde das Ossuar im Royal Ontario Museum von Toronto ausgestellt und am 21. Juli 2003 von der Polizei in Golans Haus beschlagnahmt.

Während Forscher wie André Lemaire (renommierter Epigraphiker an der École Pratique des Hautes Études in Paris) die Echtheit für möglich gehalten hatten, waren andere wie Pater Joseph A. Fitzmyer von der Catholic University of America in Washington (D. C.), Neil Asher Silberman, damals von der Hebräischen Universität Jerusalem, oder Jeffrey R. Chadwick von der Brigham Young University sogleich skeptisch. Die letzten neun Buchstaben („Bruder des Jesus“) schienen sich im Schreibstil von den ersten elf zu unterscheiden.

In דישוע begegnen auffällige Buchstabenformen (sehr schräger Querstrich im ד und sehr langgezogenes י). Chadwick interpretiert sie so, dass ein ursprünglicher Ansatz, in hebräischer Sprachform אחיישוע („der Bruder Jesu“) zu schreiben (der Text verwendet keine Worttrenner), während des Einritzens nachträglich durch Verlängerung des י an אחי zu ו und die Veränderung der beiden ersten Linien des angefangenen ש zu די in die aramäisch syntaktisch richtigere Form אחוידישוע („(sein) Bruder des Jesus“) verändert wurde.[2]

Die israelische Antikenverwaltung (Israel Antiquities Authority) gab eine epigrafische, mikroskopische und geochemische Untersuchung in Auftrag. 2003 kam die Untersuchungskommission zu dem Ergebnis, die Inschrift des Zusatzes auf dem Ossuar sei eine Fälschung, die nachträglich aus unterschiedlichen Inschriften in Levi Rahmanis „Catalogue of Jewish Ossuaries in the Collection of the State of Israel“ (No. 396, 570, 573) zusammenkopiert, in eine Verwitterungsschicht auf der Rückseite eines alten Ossuars eingeritzt und künstlich mit einer Patina versehen wurde.

Im Jahr 2006 widerlegte Professor Wolfgang E. Krumbein, von der Oldenburg Universität in Deutschland, ein renommierter Experte für Geologie, Geochemie und Mikrobiologie die Einschätzung der Untersuchungskommission und bezeichnete sie in mehreren Fällen sowohl methodisch als auch in sich fehlerhaft. Die Bildung der spezifischen Zusammensetzung der Patina, die innerhalb der Inschrift gefunden worden sei, habe nicht nur mindestens 50-100 Jahre in Anspruch genommen. Auch sei die Patina innerhalb der Schriftzeichen identisch mit Proben von einer weit von der Schrift entfernten Fläche des Ossuars.

Unabhängig davon veröffentlichte 2015 Dr. Aryeh Shimron eine Geologische Untersuchung die den historischen Standort des Ossuars in einem 1980 entdeckten Grab verortet, das in einem Rosengarten zwischen einer eher unscheinbaren Apartmentgruppe in Talpiot, einem Vorort Jerusalems, liegt. Das Grab beherbergte eine bemerkenswerte Sammlung von Ossuarien mit verschiedenen Namensinschriften, die mit der Familie von Jesus aus dem Neuen Testament in Zusammenhang stehen. Die Übereinstimmung der "chemischen Fingerabdrücke" des Ossuars und der Grabstätte legen mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 99 % nahe, dass das Ossuar aus besagtem Grab stammt. Nimmt man die ungewöhnlich hohe Häufung von Namen aus den neuen Testament hinzu, kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass das historische Grab von Jesus gefunden wurde und das Ossuar daraus stammt.

„Das Jesus-Grab“ (Film)

2007 geriet das Ossuar wieder in die Medien, als der Filmproduzent und Regisseur James Cameron in seinem umstrittenen Film „Das Jesus-Grab“ behauptete, das Ossuar stamme aus dem im Jahr 1980 gefundenen Grab beim südlichen Jerusalemer Vorort Talpiot, welches er als das Grab Jesu identifiziert haben will.

Der amerikanische Journalist Ted Koppel hat in seiner Sendung „The Lost Tomb of Jesus – A Critical Look“ behauptet, der Leiter des Suffolk Crime Lab habe nie bestätigt, dass die Patina des Jakobus-Ossuars mit der Patina des in dem Grab gefundenen Jeschua-Ossuars übereinstimme. Des weiteren soll Professor Amos Kloner, der leitende Archäologe der Ausgrabung des Grabes von 1980, gegenüber Koppel mündlich bestätigt haben, dass das später vermisste Ossuar nicht mit dem Jakobus-Ossuar übereinstimmen kann, da dieses weder über eine Inschrift noch über eine Rosette verfügte.

Literatur

  • André Lemaire: Burial Box of James the Brother of Jesus. In: Biblical Archaeology Review. Band 28, 6, Nov./Dez. 2002, ISSN 0098-9444, S. 24–33.
  • Neil Asher Silberman, Yuval Goren: Faking Biblical History. In: Archeology. Band 56, 5, Sept./Okt. 2003, ISSN 0003-8113, S. 20–29.
  • Ryan Byrne, Bernadette McNary-Zak (Hrsg.): Resurrecting the Brother of Jesus. Chapel Hill NC 2009, ISBN 978-0-8078-3298-1.

Einzelnachweise

  1. = achû[h]î; mit angehängtem synäresiertem Personalsuffix -hî der 3. sg. masc. („sein“) als im Aramäischen üblicher syntaktischer Prolepse.
  2. A. a. O.; vgl. die obige Anm. zur Synärese (Wegfall des normalerweise ausgeschriebenen ה) im aramäischen Personalsuffix.