„Impfung“ – Versionsunterschied

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*http://www.gwup.org/skeptiker/archiv/2003/4/impfkritik.html
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*[http://www.ratio2000.de Informationen u. Erfahrungsberichte aus ärztlicher Sicht in der Diskussion mit Eltern]
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Version vom 11. November 2004, 15:42 Uhr

Datei:Schutzimpfung.jpg
Eine Schutzimpfung

Die Impfung ist eine vorbeugende Maßnahme gegen Infektionskrankheiten, bekannt auch als Schutzimpfung, Vakzination, Heilimpfung oder Immunisierung. Hierbei wird ein wirksames Agens, der Impfstoff, in den Körper eingebracht, mit dem Ziel, einen Impfschutz zu erreichen. Je nach Impfstoff und Immunisierungsart (passive oder aktive Immunisierung) werden unterschiedliche Applikationsformen angewandt: oral ("Schluckimpfung") oder häufiger parenteral. Letzteres erfolgt in der Regel intradermal, subkutan oder intramuskulär mit einer Spritze. Die intradermale Impfung kann auch mit einer Lanzette oder einer Impfpistole erfolgen.

Einteilung

Impfen kann man entweder a) mit vorgebildeten Antikörpern oder b) mit abgeschwächten lebenden, toten oder Bruchstücken von Erregern. Damit wird zwischen passiver und aktiver Immunisierung unterschieden.

Passive Immunisierung

Bei der passiven Impfung wird der Antikörper direkt gespritzt. Das hat den Vorteil, dass der Organismus die Antikörper nicht wie bei einer Infektion erst zeitaufwändig selbst bilden muss und der Erreger sofort unschädlich gemacht werden kann. In der Regel hält eine solche passive Impfung aber nur wenige Wochen bis Monate an, dann sind die "geliehenen" Antikörper ausgeschieden oder abgebaut und der Organismus durch eine neuerliche Infektion durch denselben Erreger wieder gefährdet, da das Immunsystem durch die schnelle - und notwendige - Behandlung nicht ausreichend stimuliert wurde. Beispielhaft sei die passive Impfung gegen Wundstarrkrampf (Tetanus) erwähnt, die immer dann verabreicht werden muss, wenn ein Patient mit unklarem Impfstatus eine verunreinigte Wunde aufweist.

In ähnlicher Weise sind Neugeborene durch die sog. Mutter-Kind-Immunisierung befristete Zeit gegen einige Infektionskrankheiten geschützt: unmittelbar nach der Geburt durch Antikörper, die noch im Mutterleib - über die Plazenta - aus dem Blut der Mutter übernommen worden sind, und, sofern die Säuglinge gestillt werden, einige Wochen lang nach der Geburt durch in der Muttermilch vorhandene Antikörper, sofern die Mutter diese Antikörper selbst besitzt. Diese "Leih-Immunität" der Neugeborenen lässt im Laufe der ersten Monate nach der Geburt, abhängig von der Stilldauer, allmählich nach. Die amtlich empfohlenen Kinder-Impfungen sollen daher so frühzeitig erfolgen, dass eine Lücke in der Erreger-Abwehr nicht entsteht.

Eingeführt wurde die passive Impfung 1890 von Emil von Behring, als er ein Heilverfahren gegen Diphtherie entwickelte.

Aktive Immunisierung

Bei der aktiven Immunisierung werden Lebendimpfstoffe, Totimpfstoffe oder Komplementimpfstoffe eingesetzt. Letztere sind meistens am besten verträglich. Es gibt auch Toxoidimpfstoffe, die nur das Toxin eines Erregers enthalten.

Sie können in einen Muskel vornehmlich des Oberarms oder bei Säuglingen des Oberschenkels oder unter die Haut injiziert, geschluckt oder in die Nase gesprüht werden.

Bei der aktiven Impfung soll das Immunsystem zu einem bewusst gewählten (günstigen) Zeitpunkt zur Bildung einer Immunkompetenz angeregt werden, ohne dadurch die Erkrankung selbst auszulösen.

Eine Ähnlichkeit mit der homöopathischen Lehre "similia similibus curentur" von Samuel Hahnemann ist nur scheinbar vorhanden: Ein homöopathisch "hochpotenzierter" Impfstoff würde zu 100%igem Impfversagen führen. Im Gegenteil werden bei der Immunisierung teils hochkomplexe und zwischenzeitig industriell gefertigte Stoffe eingesetzt, die manchen Impfgegner in der Regel unberechtigterweise das Schlimmste fürchten lassen, jedoch durch zahlreiche Studien sowohl ihre Wirksamkeit als auch ihre Verträglichkeit bewiesen haben.

Wirksamkeit

Der wissenschaftlich fundierte Nachweis über die Wirksamkeit einer Schutzimpfung im Sinne einer randomisierten, kontrollierten Studie lässt sich fallweise kaum erbringen, da die vorhandene Datenlage aus ethischen Gründen eine Doppelblindstudie verbietet: Man würde die Teilnehmer in der Placebogruppe einem unerlaubten Risiko aussetzen. Allerdings gibt es genügend gute Studien, was die Wirksamkeit der Impfung gegen Poliomyelitis, Masern, Röteln, Tetanus, Diphtherie und Hepatitis A und B anbelangt.

Als Ersatz für solche Doppel-Blind-Versuche dienen daher zwangsläufig andere Verfahren, zum Beispiel der historische Vergleich der Häufigkeit von Infektionskrankheiten in Bevölkerungen, in denen (schon) geimpft wurde im Vergleich zu Bevölkerungen, in denen (noch) nicht geimpft wurde.

Historischer Vergleich jährlicher Fälle in den USA vor und nach der Einführung von Impfprogrammen (Quelle: The Scientist)
Impfstoff vorher
(Jahr) 
nachher
(Jahr) 
Diphterie   175.885   
(1922)
1
(1998)
Haemophilus Influenzae B     20.000   
(1982)
54
(1998)
Keuchhusten   147.271
(1925)
6.279
(1998)
Masern   503.282
(1962)
89
(1998)
Mumps   152.209
(1968)
606
(1998)
Pocken   48.164
(1904)
0
(1998)
Röteln   47.745
(1968)
345
(1998)


Impf-Programme werden oft eingeführt, wenn die betreffenden Staaten auch auf andere Weise beginnen, die Gesundheit ihrer Bevölkerung zu verbessern, vor allem durch bessere Ernährung und Wohnungen. Dann ist die Anzahl der Infektions-Krankheiten schon durch solche "unspezifischen" Maßnahmen rückläufig. Ein zusätzlicher positiver Einfluss speziell der Impfung auf diesen Trend ist dann schwer nachweisbar.

Nach den Angaben der World Health Organization (WHO) und der Global Alliance for Vaccines and Immunization (GAVI) starben allein im Jahr 2002 über zwei Millionen Menschen an Infektionskrankheiten, die durch eine Impfung hätten verhindert werden können.

Keine Wirkung ohne Nebenwirkung

Medikamente, die Wirkungen haben, können auch Nebenwirkungen haben. Also können auch Impfstoffe unerwünschte Nebenwirkungen haben. Darüber haben die Ärzte vor der Impfung ausreichend aufzuklären. Allerdings sind die Nebenwirkungen von Impfungen in der Regel so gering, dass sie nicht bzw. nicht als wesentlich wahrgenommen werden. In Doppel-Blind-Versuchen ohne Einwirkung von Erregern, bei denen die eine Hälfte der Freiwilligen den Impfstoff, die andere Hälfte eine Kochsalzlösung injiziert bekommt, berichten daher beide Gruppen bei den meisten amtlich empfohlenen Impfstoffen über quantitativ und qualitativ ähnliche Nebenwirkungen, und zwar auch solcher Art, wie der Laie es zwar bei Impfstoffen, nicht aber bei Kochsalz für möglich halten würde: z.B. Schwindel, Kopfschmerzen, Schwächegefühl, Muskelschmerzen. In Deutschland übliche Impfstoffe, zum Beispiel gegen Tetanus, Diphtherie und Hepatitis A/B, haben in Doppel-Blind-Versuchen kaum mehr und kaum andere Nebenwirkungen als das jeweils als Placebo verwendete Kochsalz.

Impfen oder nicht?

Die Nebenwirkungen von Impfungen können in sehr seltenen Fällen bis hin zum Tod des Impflings reichen - vor allem in Form des allergisch-anaphylaktischen Schocks. Wer impft, muss daher durch Ausrüstung und Übung darauf vorbereitet sein, lebensbedrohliche allergische Reaktionen einer Impfung zu behandeln. Dass dies stets der Fall ist, muss bezweifelt werden. Die Dinge dürfen aber nicht auf den Kopf gestellt werden. Durchschnittlich ist die Wirkung einer Infektion schlimmer als es durchschnittlich die Nebenwirkung einer Impfung ist. Anders ausgedrückt: Wenn eine Bevölkerung, die nicht (ausreichend) geimpft ist, von einer Epidemie erfasst wird, kommt es in der Summe zu erheblich mehr Schäden, als wenn diese Bevölkerung vorher (ausreichend) geimpft worden war.

Beispiel 1: Pocken-Impfung

Würden heute Pocken-Erreger in Deutschland eingeschleppt oder absichtlich verbreitet, z.B. durch Terror-Aktionen, und könnten sich die Pocken - wie es ihrer extremen Verbreitungsfähigkeit entspricht und im Mittelalter der Fall war - ungehindert verbreiten, dann träfen sie auf eine Bevölkerung, die praktisch ohne Abwehr (durch Impfung oder überlebte Erkrankung) wäre - ähnlich wie zu Beginn der Pocken-Epidemien im Mittelalter. Dann ist mit etwa 15 % tödlichen Verläufen zu rechnen - also etwa 12 Millionen Toten. (Im Mittelalter waren die Todesquoten bei den Epidemien durch Pest und Pocken mit bis zu 90 % wesentlich höher, da damals die Widerstandsfähigkeit durch Hunger, schlechte Hygiene, ungesunde Wohnungen etc. schlechter war als im heutigen Deutschland.) Würde die heutige deutsche Bevölkerung dagegen rechtzeitig vor dem Kontakt mit den Pocken-Erregern gegen Pocken geimpft, dann ist zwar mit einigen Hundert Todesfällen durch die Impfung zu rechnen, aber zusätzlich mit "nur" einigen 10.000 Todesfällen von solchen Personen, die zwar geimpft wurden, aber dennoch tödlich an Pocken erkrankten.

Beispiel 2: Kinderlähmung

Die "Schluck-Impfung" war nicht ungefährlich: sie enthielt vermehrungsfähige Erreger. Mitte der 1990er Jahre kam es zwar durch die Polio-Schluckimpfung in Europa jedes Jahr zu einigen Todesfällen, dagegen kam es nicht mehr zu Todesfällen durch die Polio selbst. Daher wurde die Polio-Schluckimpfung abgesetzt und durch die Polio-Nadelimpfung ersetzt, die als Totimpfstoff keine vermehrungsfähigen Erreger mehr enthält und daher wesentlich weniger Nebenwirkungen hat - insbesondere keine Todesfälle.

Aus religiösen Gründen wurden damals in einem Teil der Niederlande überhaupt keine Impfungen durchgeführt - also auch keine Polio-Impfungen, weder mit dem Schluck- noch mit dem Nadel-Impfstoff. Abgesehen davon war dieser Teil der niederländischen Bevölkerung genau so gut gesundheitlich versorgt, gebildet, mit Nahrung und Wohnungen versorgt etc. wie der Rest des Landes. Es kam dort - also mitten im sonst schon Polio-freien Europa - in den Jahren 1992/3 zu einer regionalen Polio-Epidemie, die innerhalb weniger Wochen trotz der relativ kleinen Bevölkerungszahl Dutzende von lebenslang Gelähmten und einige Tote zur Folge hatte.

Typische Nebenwirkungen

Nebenwirkungen, die laut den Impfungen beiliegenden Beipackzetteln auftreten können, sind unter anderem:

  • Schmerzen, Spannung und Schwellung an der Injektionsstelle
  • Fieber
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Erbrechen
  • Abgeschlagenheit
  • Erkrankungen des zentralen sowie peripheren Nervensystems (Schläfrigkeit, Krämpfe, schlaffe Lähmungen, Enzephalitis, Meningitis)
  • vorübergehende Thrombozytopenien und Änderung bei anderen Blutzellarten
  • Reaktionen der Niere, Leber und Muskeln
  • allergische (bis hin zu lebensgefährlich anaphylaktischen) Reaktionen (häufig bei Personen, die gegen Hühnereiweiß allergisch sind, da einige der Impfkeime auf Hühnereiern gezüchtet werden, z.B. Masern/Mumps-Impfstoff. Als Alternative bietet das "Berner Serum Institut" Impfstoffe an, bei denen die Keime auf menschlichen Blutzellen gezüchtet wurden.)

Diskutiert wird, dass manche Nebenwirkungen erst nach Jahren auftreten. In dieser Beziehung besonders von Bedeutung sind Influenza-Impfungen:

Impfpflicht: nein, verantwortliches Abwägen: ja

In Deutschland besteht keine Impfpflicht. Der Impfkalender der ständigen Impfkommission (STIKO) sieht jedoch eine wiederholte Impfung schon ab dem Kleinstkindalter vor: beginnend mit dem 2. Lebensmonat bis zum 11. Lebensjahr sollte das Kind mehrfach geimpft werden. Für die impfenden Ärzte ergibt sich die Pflicht, über Vor- und Nachteile von Impfung und Nicht-Impfung der Kinder (und Erwachsenen) aufzuklären, und die Eltern (bzw. Erwachsenen) haben die Verantwortung, ob und gegebenenfalls wo sie sich weitere Informationen zum Pro und Contra von Impfungen einholen - und wie sie dann ihre Entscheidung fällen. Die Verantwortung der Eltern bezieht sich dabei in erster Linie darauf, ihr Kind vor schweren Krankheiten zu schützen, in zweiter jedoch auch auf die Gesellschaft. Denn nur wenn ein möglichst hoher Prozentsatz der Bevölkerung geipmft ist, können seuchenartige Ausbrüche von Infektionskrankheiten wirkungsvoll verhindert werden.

Literatur

  • Impfen schützt - ärztlicher Ratgeber für Fernreisende. Verlag J.Fink, Östfildern ISBN 3-7718-1075-2
  • F. und S. Delarue: Impfungen der unglaubliche Irrtum. ISBN 3-88721-085-9
  • Gerhard Buchwald: Impfen, Das Geschäft mit der Angst. Droemer Knaur, ISBN 3426761602

Siehe auch: Grundimmunisierung, Impfkritik