„Hashima (Insel)“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|befasst sich mit der Insel [[Hashima]] (''Grenzinsel''), im Volksmund Gunkanjima (''Kriegsschiffinsel''). Weitere Inseln mit dem Vulgärnamen Gunkanjima sind [[Mitsukejima]] und [[Sarushima]].}}
{{Weiterleitungshinweis|Gunkanjima|Weitere Inseln mit dem Spitznamen Gunkanjima (''Kriegsschiffinsel'') sind [[Mitsukejima]] und [[Sarushima]].}}
{{Infobox Insel
{{Infobox Insel
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}}
[[Datei:Nagasaki Hashima history map.png|mini|Landgewinnungen: Nach und nach wurde die Insel mit aus dem Bergbau anfallendem [[Abraum (Bergbau)|Abraum]] vergrößert. Die ursprüngliche Form ist in Rot dargestellt]]
[[Datei:Nagasaki Hashima history map.png|mini|Landgewinnungen: Nach und nach wurde die Insel mit aus dem Bergbau anfallendem [[Abraum (Bergbau)|Abraum]] vergrößert. Die ursprüngliche Form ist in Rot dargestellt]]
{{Infobox Welterbe
[[Datei:Nagasaki Hashima 08.png|mini|Eingestürzte Gebäude #50 (Kino) und #23 (1 Stock: Firmenwohnungen, 2. Stock: [[Buddhistischer Tempel|Tempel]] Sempuku-ji ({{lang|ja-Hani|泉福寺}}))]]
|Staat = JA-42
[[Datei:Hasima.jpg|mini|Hashima]]
|Typ = Kultur
|Kriterien = ii, iv
|Fläche = 306,66
|Puffer = 2.408,33
|Referenz-Nr = 1484
|Jahr = 2015
}}
[[Datei:Nagasaki Hashima 08.png|mini|Eingestürzte Gebäude #50 (Kino) und #23 (1. Stock: Firmenwohnungen, 2. Stock: [[Buddhistischer Tempel|Tempel]] Sempuku-ji ({{lang|ja-Hani|泉福寺}}))]]
[[Datei:Gunkanjima-variousviews-2016-1-3.ogv|mini|thumbtime=02|(Video) Hashima]]


'''Hashima''' ([[Japanische Schrift|jap.]] {{lang|ja|端島}}, dt. „Grenzinsel“) ist eine 3 km südwestlich von [[Takashima (Nishisonogi)|Takashima]] liegende japanische Insel, die zur Stadt [[Nagasaki]] gehört. Der weitaus gebräuchlichere [[Spitzname]] der Insel lautet '''Gunkanjima''' ({{lang|ja|軍艦島}}, dt. „Kriegsschiff-Insel“), der jedoch auch [[Mitsukejima]] in der [[Präfektur Ishikawa]] bezeichnet, sowie früher [[Sarushima]] in der [[Bucht von Tokio]].
'''Hashima''' ({{jaS|端島}}, dt. „Grenzinsel“) ist eine 3&nbsp;km südwestlich von [[Takashima (Nishisonogi)|Takashima]] liegende japanische Insel, die zur Stadt [[Nagasaki]] gehört. Der weitaus gebräuchlichere [[Spitzname]] der Insel lautet '''Gunkanjima''' ({{lang|ja|軍艦島}}, dt. „Kriegsschiff-Insel“), der jedoch auch [[Mitsukejima]] in der [[Präfektur Ishikawa]] bezeichnet, sowie früher [[Sarushima]] in der [[Bucht von Tokio]]. Als Kohlenmine wurde Hashima 2015 zum Bestandteil des UNESCO-Welterbes „Japan's Meiji Industrial Revolution“ erklärt.<ref name=":0" />


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Von der Insel aus wurde von 1887 bis 1974 unterseeischer [[Kohle]]abbau betrieben; seither ist sie unbewohnt.
Von der Insel aus wurde von 1887 bis 1974 unterseeischer [[Kohle]]abbau betrieben; seither ist sie unbewohnt.


Die Insel besaß ursprünglich eine Breite von 120&nbsp;m und eine Länge von 320&nbsp;m. Durch sechs verschiedene Aufschüttungen mit [[Abraum (Bergbau)|Abraum]] beginnend ab 1897 erreichte sie ihre heutigen Ausmaße einer Breite von 160&nbsp;m, einer Länge von 480&nbsp;m und einer Küstenlänge von 1,2&nbsp;km.<ref>{{Literatur|Titel={{lang|ja|軍艦島の遺産 : 風化する近代日本の象徴}}|Autor={{lang|ja|後藤惠之輔・坂本道徳}}|Verlag={{lang|ja|長崎新聞社}}|Jahr=2005|ISBN=9784931493537|Seiten=38}}</ref> Die Fläche beträgt 6,3&nbsp;ha.<ref name="nagasaki">{{Internetquelle|url=http://www.city.nagasaki.lg.jp/sumai/620000/629004/p006878.html|titel={{lang|ja|ながさき暮らし情報(エリア別生活情報:高島地区)}}|werk={{lang|ja|ながさき暮らしホームページ}}|hrsg=Stadt Nagasaki|sprache=Japanisch|zugriff=31. Juli 2016}}</ref>
Die Insel besaß ursprünglich eine Breite von 120&nbsp;m und eine Länge von 320&nbsp;m. Durch sechs verschiedene Aufschüttungen mit [[Abraum (Bergbau)|Abraum]] beginnend ab 1897 erreichte sie ihre heutigen Ausmaße einer Breite von 160&nbsp;m, einer Länge von 480&nbsp;m und einer Küstenlänge von 1,2&nbsp;km.<ref>{{Literatur |Autor={{lang|ja|後藤惠之輔・坂本道徳}} |Titel={{lang|ja|軍艦島の遺産 : 風化する近代日本の象徴}} |Verlag={{lang|ja|長崎新聞社}} |Datum=2005 |ISBN=4-931493-53-X |Seiten=38}}</ref> Die Fläche beträgt 6,3&nbsp;ha.<ref name="nagasaki">{{Internetquelle |url=https://www.city.nagasaki.lg.jp/sumai/620000/629004/p006878.html |titel={{lang|ja|ながさき暮らし情報(エリア別生活情報:高島地区)}} |werk={{lang|ja|ながさき暮らしホームページ}} |hrsg=Stadt Nagasaki |sprache=ja |abruf=2016-07-31}}</ref>


Die Blütezeit des Bergbaus auf der Insel begann um 1916 unter der Leitung des [[Mitsubishi]]-Konzerns, damals eines der großen [[Zaibatsu]] (Wirtschaftskonglomerate). Zu dieser Zeit wurde hier auch Japans erstes mehrstöckiges Wohngebäude aus [[Stahlbeton]] errichtet. Zeitweise lebten bis zu 5259 Arbeiter und Familienangehörige auf Hashima.<ref name="einestages">{{Internetquelle|url=http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/5562/geisterstadt_im_ozean.html|autor=Christoph Gunkel|titel=Geisterstadt im Ozean|werk=[[einestages]]|datum=2009-11-27|zugriff=2010-07-13}}</ref>
Die Blütezeit des Bergbaus auf der Insel begann um 1916 unter der Leitung des [[Mitsubishi]]-Konzerns, damals eines der großen [[Zaibatsu]] (Wirtschaftskonglomerate). Zu dieser Zeit wurde hier auch Japans erstes mehrstöckiges Wohngebäude aus [[Stahlbeton]] errichtet. Zeitweise lebten bis zu 5259 Arbeiter und Familienangehörige auf Hashima.<ref name="einestages">{{Internetquelle |autor=Christoph Gunkel |url=https://www.spiegel.de/geschichte/vergessene-orte-a-948617.html |titel=Geisterstadt im Ozean |werk=[[einestages]] |datum=2009-11-27 |abruf=2010-07-13}}</ref>


Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde die Belegschaft gegen chinesische und koreanische Zwangsarbeiter ausgetauscht. Die unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen forderten nach Schätzungen 1300 Tote.<ref name="einestages" /> Während des Kriegs wurde die Insel von einem US-amerikanischen U-Boot mit einem [[Torpedo]] beschossen. Der Angriff galt allerdings einem Kohlefrachter, der vor der Insel vor Anker lag.
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde die Belegschaft gegen chinesische und koreanische Zwangsarbeiter ausgetauscht. Die unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen forderten nach Schätzungen 1300 Tote.<ref name="einestages" /> Während des Kriegs wurde die Insel von einem US-amerikanischen U-Boot mit einem [[Torpedo]] beschossen. Der Angriff galt allerdings einem Kohlefrachter, der vor der Insel vor Anker lag.


1959 wurde mit 83476 Einwohnern pro km² eine der höchsten jemals aufgezeichneten Bevölkerungsdichten der Welt festgestellt.<ref name="einestages" /> Für jeden Arbeiter standen Wohnräume mit ca. 9,9 Quadratmetern, für Verheiratete mit Familien doppelt so große Räume zur Verfügung. Toiletten, Bäder und Küchen wurden gemeinschaftlich genutzt.<ref>[http://japaninfo.at/news/geschichte_136-die-insel-hashima Die Insel Hashima > Japaninfo]</ref> Die [[Infrastruktur]] wurde laufend ausgebaut, aufgrund der begrenzten Fläche auch vielfach unterirdisch. Neben den Wohn- und Verwaltungsgebäuden existierten auch Tempelanlagen und Schreine, eine Polizeistation, ein Postamt, Badeanstalten, eine Kläranlage, ein Kindergarten, Grund- und weiterführende Schulen, eine Turnhalle, ein Kino, Gaststätten, eine Kegelbahn, 25 Geschäfte, ein Hotel, ein Krankenhaus, ein Swimming-Pool und ein Bordell; lediglich ein Bestattungswesen fehlte. Elektrizität und Wasser kamen über unterseeische Leitungen von der Hauptinsel, Gemüse, Tee oder Kräuter wurden von den Bewohnern auf Dachgärten angebaut.
1959 wurde mit 83.476 Einwohnern pro km² eine der höchsten jemals aufgezeichneten Bevölkerungsdichten der Welt festgestellt.<ref name="einestages" /> Für jeden Arbeiter standen Wohnräume mit ca. 9,9 Quadratmetern, für Verheiratete mit Familien doppelt so große Räume zur Verfügung. Toiletten, Bäder und Küchen wurden gemeinschaftlich genutzt.<ref>[https://japaninfo.at/news/geschichte_136-die-insel-hashima Die Insel Hashima > Japaninfo]</ref> Die [[Infrastruktur]] wurde laufend ausgebaut, aufgrund der begrenzten Fläche auch vielfach unterirdisch. Neben den Wohn- und Verwaltungsgebäuden existierten auch Tempelanlagen und Schreine, eine Polizeistation, ein Postamt, Badeanstalten, eine Kläranlage, ein Kindergarten, Grund- und weiterführende Schulen, eine Turnhalle, ein Kino, Gaststätten, eine Kegelbahn, 25 Geschäfte, ein Hotel, ein Krankenhaus, ein Swimming-Pool und ein Bordell; lediglich ein Bestattungswesen fehlte. Elektrizität und Wasser kamen über unterseeische Leitungen von der Hauptinsel, Gemüse, Tee oder Kräuter wurden von den Bewohnern auf Dachgärten angebaut.


Im Laufe der Energiereformen wurde die Stilllegung der Werke am 15. Januar 1974 beschlossen. Bis auf ein Demontagekommando waren alle Bewohner auf der Stelle arbeitslos und hatten dementsprechend große Eile, die Insel zu verlassen; das letzte Boot verließ die Insel bereits am 20. April 1974. Nicht nur die Gebäude und Maschinen, sondern viele persönliche Gegenstände wie Möbel, Spielzeug oder Unterhaltungselektronik, deren Gegenwert den aufwändigen Abtransport nicht rechtfertigte, wurden an Ort und Stelle zurückgelassen.
Im Laufe der Energiereformen wurde die Stilllegung der Werke am 15. Januar 1974 beschlossen. Bis auf ein Demontagekommando waren alle Bewohner auf der Stelle arbeitslos und hatten dementsprechend große Eile, die Insel zu verlassen; das letzte Boot verließ die Insel bereits am 20. April 1974. Nicht nur die Gebäude und Maschinen, sondern viele persönliche Gegenstände wie Möbel, Spielzeug oder Unterhaltungselektronik, deren Gegenwert den aufwändigen Abtransport nicht rechtfertigte, wurden an Ort und Stelle zurückgelassen.


== Gegenwärtige Situation ==
== Gegenwärtige Situation ==
Heute sind die Wohn- und Werksgebäude der Verwitterung und dem Verfall preisgegeben. Sie hinterlassen beim Betrachter den Eindruck eines hektisch evakuierten Sperrgebietes wie um [[Tschornobyl|Tschernobyl]] und [[Prypjat (Stadt)|Prypjat]], eines ehemaligen Kriegsschauplatzes oder sonstigen Horrorszenarios. Für viele Japaner gilt sie als [[Mahnmal]] der rücksichtslosen Industrialisierung und Ausbeutung von Mensch und Natur – auch im Hinblick auf die unrühmliche Funktion als zeitweiliges Arbeitslager.
Heute sind die Wohn- und Werksgebäude der Verwitterung und dem Verfall preisgegeben. Sie hinterlassen beim Betrachter den Eindruck eines hektisch evakuierten Sperrgebietes wie um [[Tschornobyl|Tschernobyl]] und [[Prypjat (Stadt)|Prypjat]], eines ehemaligen Kriegsschauplatzes oder sonstigen Katastrophenszenariums. Für viele Japaner gilt sie als [[Mahnmal]] der rücksichtslosen Industrialisierung und Ausbeutung von Mensch und Natur – auch im Hinblick auf die unrühmliche Funktion als zeitweiliges Arbeitslager.


Wegen der entsprechenden Gefahren war ein Betreten der Insel lange Zeit nicht erlaubt. [[Graffiti]], Feuerstellen, Abfälle und weitere menschliche Hinterlassenschaften belegen allerdings, dass das im Volksmund der Umgebung auch als ''Geister-Insel'' bezeichnete Eiland vor allem Jugendliche in seinen Bann zog.
Wegen der entsprechenden Gefahren war ein Betreten der Insel lange Zeit nicht erlaubt. [[Graffiti]], Feuerstellen, Abfälle und weitere menschliche Hinterlassenschaften belegen allerdings, dass das im Volksmund der Umgebung auch als ''Geister-Insel'' bezeichnete Eiland vor allem Jugendliche in seinen Bann zog.


Die Stadt [[Nagasaki]] hat mittlerweile das touristische Potential der Insel entdeckt und bietet regelmäßig Umrundungen mit Booten an. Ein gesicherter Besichtigungspfad wurde installiert. Seit April 2009 ist Hashima erstmals nach 35 Jahren wieder für Besucher zugänglich.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.asahi.com/national/update/0422/SEB200904220009.html|titel={{lang|ja|軍艦島、一般公開始まる 夫の遺影とともに「里帰り」も}}|werk=[[Asahi Shimbun]]|datum=2009-04-22|archiv-url=https://web.archive.org/web/20090425071457/http://www.asahi.com/national/update/0422/SEB200904220009.html|archiv-datum=2009-04-25|sprache=ja|zugriff=2013-06-29}}</ref>
Die Stadt [[Nagasaki]] hat mittlerweile das touristische Potential der Insel entdeckt und bietet regelmäßig Umrundungen mit Booten an. Ein gesicherter Besichtigungspfad wurde installiert. Seit April 2009 ist Hashima erstmals nach 35 Jahren wieder für Besucher zugänglich.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.asahi.com/national/update/0422/SEB200904220009.html |titel={{lang|ja|軍艦島、一般公開始まる 夫の遺影とともに「里帰り」も}} |werk=[[Asahi Shimbun]] |datum=2009-04-22 |sprache=ja |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20090425071457/http://www.asahi.com/national/update/0422/SEB200904220009.html |archiv-datum=2009-04-25 |abruf=2013-06-29}}</ref>


2001 übergab [[Mitsubishi Materials]] die Insel der Stadt [[Takashima (Nishisonogi)|Takashima]] (2003 nach Nagasaki eingemeindet), woraufhin der Bürgermeister eine Unterschriftensammlung für eine Anmeldung als [[UNESCO]]-[[Weltkulturerbe]] startete. Es wurde ein Komitee gegründet, das 2003 unter dem Namen ''Gunkan-jima o Sekai Isan ni suru'' ({{lang|ja|軍艦島を世界遺産にする}}, „Machen wir Gunkan-jima zum Welterbe“) als [[Non-Profit-Organisation|NPO]] registriert wurde. Im November 2006 wurden die Kohleminen von Hashima auf die Welterbekandidatenliste ''[[Kyūshū]]/[[Präfektur Yamaguchi|Yamaguchi]] no Kindaika Sangyō Isangun'' ({{lang|ja|九州・山口の近代化産業遺産群}}, dt. „Industrieerbe der Modernisierung in Kyūshū/Yamaguchi“) gesetzt, die auf einen Vorschlag der Gouverneure von Kyūshū zurückgeht.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.gunkanjima-wh.com/katudouryaku.htm|titel={{lang|ja|「軍艦島を世界遺産にする会」活動略歴}}|hrsg=NPO{{lang|ja|法人軍艦島を世界遺産にする会}}|sprache=Japanisch|zugriff=10. Mai 2009}}</ref> Im September 2008 wurden von der nationalen [[Bunka-chō|Behörde für kulturelle Angelegenheiten]] von dieser Liste fünf Stück inklusive Hashima als Vorschlag Japans bei der UNESCO eingebracht<ref>{{Internetquelle|url=http://www.nagasaki-np.co.jp/press/sekaiisan/kiji/129.shtml|archiv-url=https://archive.is/20120906142453/http://www.nagasaki-np.co.jp/press/sekaiisan/kiji/129.shtml|archiv-datum=2012-09-06|titel={{lang|ja|九州・山口の近代化産業遺産群が世界遺産暫定リスト入り 軍艦島など本県4カ所}}|hrsg=Nagasaki Shimbun|datum=27. September 2009|sprache=Japanisch|zugriff=10. Mai 2009}} Der Eintrag bei der UNESCO findet sich unter [http://whc.unesco.org/en/tentativelists/5399/ ''The Modern Industrial Heritage Sites in Kyûshû and Yamaguchi'']</ref> und 2015 zum UNESCO-Welterbe erklärt.
2001 übergab [[Mitsubishi Materials]] die Insel der Stadt [[Takashima (Nishisonogi)|Takashima]] (2003 nach Nagasaki eingemeindet), woraufhin der Bürgermeister eine Unterschriftensammlung für eine Anmeldung als [[UNESCO]]-[[Weltkulturerbe]] startete. Es wurde ein Komitee gegründet, das 2003 unter dem Namen ''Gunkan-jima o Sekai Isan ni suru'' ({{lang|ja|軍艦島を世界遺産にする}}, „Machen wir Gunkan-jima zum Welterbe“) als [[Non-Profit-Organisation|NPO]] registriert wurde. Im November 2006 wurden die Kohleminen von Hashima auf die Welterbekandidatenliste ''[[Kyūshū]]/[[Präfektur Yamaguchi|Yamaguchi]] no Kindaika Sangyō Isangun'' ({{lang|ja|九州・山口の近代化産業遺産群}}, dt. „Industrieerbe der Modernisierung in Kyūshū/Yamaguchi“) gesetzt, die auf einen Vorschlag der Gouverneure von Kyūshū zurückgeht.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.gunkanjima-wh.com/katudouryaku.htm |titel={{lang|ja|「軍艦島を世界遺産にする会」活動略歴}} |hrsg=NPO{{lang|ja|法人軍艦島を世界遺産にする会}} |sprache=ja |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20090518022957/http://www.gunkanjima-wh.com/katudouryaku.htm |archiv-datum=2009-05-18 |abruf=2009-05-10}}</ref> Im September 2008 wurden von der nationalen [[Bunka-chō|Behörde für kulturelle Angelegenheiten]] von dieser Liste fünf Stück inklusive Hashima als Vorschlag Japans bei der UNESCO eingebracht<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nagasaki-np.co.jp/press/sekaiisan/kiji/129.shtml |titel={{lang|ja|九州・山口の近代化産業遺産群が世界遺産暫定リスト入り 軍艦島など本県4カ所}} |hrsg=Nagasaki Shimbun |datum=2009-09-27 |sprache=ja |offline=1 |archiv-url=https://archive.is/20120906142453/http://www.nagasaki-np.co.jp/press/sekaiisan/kiji/129.shtml |archiv-datum=2012-09-06 |abruf=2009-05-10}} Der Eintrag bei der UNESCO findet sich unter [https://whc.unesco.org/en/tentativelists/5399/ ''The Modern Industrial Heritage Sites in Kyûshû and Yamaguchi'']</ref> und 2015 zum UNESCO-Welterbe erklärt.<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=UNESCO World Heritage Centre |url=https://whc.unesco.org/en/list/1484 |titel=Sites of Japan’s Meiji Industrial Revolution: Iron and Steel, Shipbuilding and Coal Mining |sprache=en |abruf=2017-09-06}}</ref>


== Namensherkunft ==
== Namensherkunft ==
[[File:Gunkanjima Island from the Sea.jpg|thumb|Die Insel Hashima vom Meer aus gesehen, 2012]]
[[Datei:Gunkanjima Island from the Sea.jpg|mini|Die Insel Hashima vom Meer aus gesehen, 2012]]
* '''Hashima''' (Grenzinsel): Von der Hauptinsel aus gesehen ist es die letzte zu Japan gehörende ''sichtbare'' Insel in dieser Himmelsrichtung.
* '''Hashima''' (Grenzinsel): Von der Hauptinsel aus gesehen ist es die letzte zu Japan gehörende ''sichtbare'' Insel in dieser Richtung.
* '''Gunkanjima''' (Kriegsschiff-Insel): Die Insel ist direkt an der Wasserlinie von einer massiven, 8–10&nbsp;m hohen Schutzmauer gegen hohen Seegang vollkommen umgeben. Zusammen mit Ihren Aufbauten und Fördertürmen – die zwischenzeitlich größtenteils demontiert wurden bzw. eingestürzt sind – und nicht zuletzt wegen der vergleichbaren Größe erinnert ihre Silhouette in der Dämmerung an die eines Kriegsschiffes. Schon kurz nach der Fertigstellung der Schutzmauer (1921) benannte ein Reporter der ''Nagasaki Daily News'' die Insel so, weil sie nun an die Kriegsschiffe der [[Tosa-Klasse]] erinnerte, den damaligen Stolz der japanischen Marine.
* '''Gunkanjima''' (Kriegsschiff-Insel): Die Insel ist direkt an der Wasserlinie von einer massiven, 8–10&nbsp;m hohen Schutzmauer gegen hohen Seegang vollkommen umgeben. Zusammen mit ihren Aufbauten und Fördertürmen – die zwischenzeitlich größtenteils demontiert wurden bzw. eingestürzt sind – und nicht zuletzt wegen der vergleichbaren Größe erinnert ihre Silhouette in der Dämmerung an die eines Kriegsschiffes. Schon kurz nach der Fertigstellung der Schutzmauer (1921) benannte ein Reporter der ''Nagasaki Daily News'' die Insel so, weil sie nun an die Kriegsschiffe der [[Tosa-Klasse]] erinnerte, den damaligen Stolz der japanischen Marine.


== Rezeption ==
== Rezeption ==
[[File:Hashima Gunkan jima Nagasaki.jpg|thumb|Hashima auf einer handkolorierten Postkarte aus [[Nagasaki]]]]
[[Datei:Hashima Gunkan jima Nagasaki.jpg|mini|Hashima auf einer handkolorierten Postkarte aus [[Nagasaki]]]]
[[File:Hashima apartment building circa 1930.JPG|thumb|Apartmentblock auf Hashima, circa 1930]]
[[Datei:Hashima apartment building circa 1930.JPG|mini|Apartmentblock auf Hashima, circa 1930]]
* Der Film ''Midori naki Shima'' (engl. ''The Greenless Island'', 1949) wurde hier gedreht.
Der Film ''Midori naki Shima'' (engl. ''The Greenless Island'', 1949) wurde hier gedreht. Auch einige Szenen des Films ''[[Battle Royale]]'' wurden hier gedreht. Hashima diente im Jahr 2011 in [[James Bond 007 – Skyfall]] als Inspiration, jedoch nicht als Drehort für die fiktive verlassene Insel,<ref>{{Internetquelle|url=http://www.newsday.com/entertainment/movies/skyfall-james-bond-still-stirs-series-principals-1.4198351|titel='Skyfall' James Bond still stirs series principals|autor=Frank Lovece|datum=2012-11-08|werk=Newsday|sprache=en|zugriff=2013-07-29}}</ref> auf der sich der von [[Javier Bardem]] gespielte Bösewicht Raoul Silva sein Hauptquartier eingerichtet hat. Im Gegensatz zur Realität haben die Bewohner im Film allerdings wegen einer vorgetäuschten Verseuchung die Insel verlassen. In der [[Dokufiktion]]-Serie [[Zukunft ohne Menschen]] wurde die Insel bereits wiederholt als Referenz herangezogen.
* Einige Szenen des Films ''[[Battle Royale (Film)|Battle Royale]]'' (2000) wurden hier gedreht.

* Hashima diente im Jahr 2011 in [[James Bond 007 – Skyfall]] als Inspiration, jedoch nicht als Drehort für die fiktive verlassene Insel,<ref>{{Internetquelle |autor=Frank Lovece |url=https://www.newsday.com/entertainment/movies/skyfall-james-bond-still-stirs-series-principals-1.4198351 |titel='Skyfall' James Bond still stirs series principals |werk=Newsday |datum=2012-11-08 |sprache=en |abruf=2013-07-29}}</ref> auf der sich der von [[Javier Bardem]] gespielte Bösewicht Raoul Silva sein Hauptquartier eingerichtet hat. Im Gegensatz zur Realität haben die Bewohner im Film allerdings wegen einer vorgetäuschten Verseuchung die Insel verlassen.
Die Insel stellt auch die Kulisse für den letzten Level des Videospiels ''[[killer7]]''.
* In der [[Dokufiktion]]-Serie [[Zukunft ohne Menschen]] wurde die Insel bereits wiederholt als Referenz herangezogen.

* Der südkoreanische Film ‚Battleship Island‘ (2017) beschreibt die Situation während des Zweiten Weltkriegs.
In der [[Manga]]-Serie ''[[Get Backers]]'' fungiert Hashima als geheime Operationsbasis der [[Yakuza]].
* Die Insel stellt auch die Kulisse für den letzten Level des Videospiels ''[[killer7]]''.

* In der [[Manga]]-Serie ''[[Get Backers]]'' fungiert Hashima als geheime Operationsbasis der [[Yakuza]].
Seit Ende Juni 2013 ist ein Teil der Insel per [[Google Street View]] zu besichtigen.<ref>[http://google-latlong.blogspot.de/2013/06/take-stroll-through-abandoned.html Die Insel bei Google StreetView]</ref>
* Seit Ende Juni 2013 ist ein Teil der Insel per [[Google Street View]] zu besichtigen.<ref>[http://google-latlong.blogspot.de/2013/06/take-stroll-through-abandoned.html Die Insel bei Google StreetView]</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* S. Noma: ''Hashima.'' In: Alan Campbell, David S. Noble (Hrsg.): ''Japan. An Illustrated Encyclopedia.'' Kodansha, Tokio 1993, ISBN 4-06-205938-X, S.&nbsp;507.
* {{Webarchiv | url=http://www.makingplaces.org/chronology/chronology.htm | wayback=20090517012949 | text=''Chronology''}}, Making Places, (englisch)
* {{Webarchiv |url=http://www.makingplaces.org/chronology/chronology.htm |text=''Chronology'' |wayback=20090517012949}}, Making Places, (englisch)
* Roger Walch: {{Webarchiv | url=http://www.rowmuse.com/pdf/gunkanjima_kto_12_05.pdf | wayback=20070928012828 | text=''The hidden fortress. Roger Walch visits the ghost island of Gunkanjima''}} (PDF; 83&nbsp;kB), rowmuse, (englisch), archiviert am 28. September 2007 von [[archive.org]]
* Roger Walch: {{Webarchiv |url=http://www.rowmuse.com/pdf/gunkanjima_kto_12_05.pdf |text=''The hidden fortress. Roger Walch visits the ghost island of Gunkanjima'' |wayback=20070928012828}} (PDF; 83&nbsp;kB), rowmuse, (englisch), archiviert am 28. September 2007 von [[archive.org]]
* Yves Marchand and Romain Meffre: Gunkanjima, Steidl-Verlag Göttingen 2013, ISBN 978-3-86930-546-2 (in englisch)
* Yves Marchand and Romain Meffre: Gunkanjima, Steidl-Verlag Göttingen 2013, ISBN 978-3-86930-546-2 (in Englisch)

* Aude de Tocqueville: ''Atlas der verlorenen Städte''. [[Frederking & Thaler]]. München 2015, ISBN 978-3-95416-179-9.
== Einzelnachweise ==
<references />


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Hashima (Nagasaki)|Hashima Island}}
{{Commonscat|Hashima (Nagasaki)|Hashima Island}}
* Video: [http://www.youtube.com/watch?v=s6msT4eBba4 new hashima youtube part1]
* Video: [https://www.youtube.com/watch?v=s6msT4eBba4 new hashima youtube part1]
* [http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/5562/geisterstadt_im_ozean.html „Geisterstadt im Ozean“] auf [[einestages]]
* [https://www.spiegel.de/geschichte/vergessene-orte-a-948617.html „Geisterstadt im Ozean“] auf [[einestages]]
* [http://www.ne.jp/asahi/saiga/yuji/gallary/menu-e.html Saiga Yuji: Fotos] – kurz vor der Aufgabe der Insel und Jahrzehnte danach, (japanisch)
* [http://www.ne.jp/asahi/saiga/yuji/gallary/menu-e.html Saiga Yuji: Fotos] – kurz vor der Aufgabe der Insel und Jahrzehnte danach, (japanisch)
* [http://www.gunkanjima-odyssey.com/ Bildergalerie] (englisch, japanisch)
* [http://www.gunkanjima-odyssey.com/ Bildergalerie] (englisch, japanisch)
* [http://tokyofotosushi.wordpress.com/2011/04/02/die-touristenfreundliche-ruine-im-pazifik/ Besuch der Insel] von Fotograf Fritz Schumann (deutsch)
* [https://tokyofotosushi.wordpress.com/2011/04/02/die-touristenfreundliche-ruine-im-pazifik/ Besuch der Insel] von Fotograf Fritz Schumann
* {{Webarchiv | url=http://www.marchandmeffre.com/gunkanjima/index.html | wayback=20150113204056 | text=Fotos – heute und damals (englisch)}}
* {{Webarchiv |url=http://www.marchandmeffre.com/gunkanjima/index.html |text=Fotos – heute und damals (englisch) |wayback=20150113204056}}
* [http://www.planet-franken-online.de/hashima/hashima.html Fundstück Fashima]
* [https://www.planet-franken-online.de/hashima/hashima.html Fundstück Hashima]
* Brigitte Schultz: [https://www.bauwelt.de/themen/Fiktion-und-Erinnerung-lassen-sich-hier-nicht-trennen.-Nina-Fischer-Maroan-el-Sani-Hashima-Video-Installation-Japan-Spelling-Dystopia-Sayonara-Hashima-2117764.html „Fiktion und Erinnerung lassen sich hier nicht trennen.“]

== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Unbewohnte Insel]]
[[Kategorie:Unbewohnte Insel]]
[[Kategorie:Insel (Asien)]]
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[[Kategorie:Insel (Japan)]]
[[Kategorie:Insel (Ostchinesisches Meer)]]
[[Kategorie:Insel (Ostchinesisches Meer)]]
[[Kategorie:Nagasaki]]
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[[Kategorie:Werkssiedlung]]
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[[Kategorie:Geisterstadt]]
[[Kategorie:Geisterstadt]]
[[Kategorie:Geographie (Präfektur Nagasaki)]]
[[Kategorie:Insel (Präfektur Nagasaki)]]
[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]]

Aktuelle Version vom 6. März 2024, 14:30 Uhr

Hashima
Hashima, 2008
Hashima, 2008
Gewässer Ostchinesisches Meer
Geographische Lage 32° 37′ 40″ N, 129° 44′ 18″ OKoordinaten: 32° 37′ 40″ N, 129° 44′ 18″ O
Lage von Hashima
Länge 480 m
Breite 160 m
Fläche 6,3 ha
Einwohner unbewohnt

Landgewinnungen: Nach und nach wurde die Insel mit aus dem Bergbau anfallendem Abraum vergrößert. Die ursprüngliche Form ist in Rot dargestellt
Hashima
UNESCO-Welterbe UNESCO-Welterbe-Emblem
Vertragsstaat(en): JA-42
Typ: Kultur
Kriterien: ii, iv
Fläche: 306,66 ha
Pufferzone: 2.408,33 ha
Referenz-Nr.: 1484
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 2015  (Sitzung 39)
Eingestürzte Gebäude #50 (Kino) und #23 (1. Stock: Firmenwohnungen, 2. Stock: Tempel Sempuku-ji (泉福寺))
(Video) Hashima

Hashima (japanisch 端島, dt. „Grenzinsel“) ist eine 3 km südwestlich von Takashima liegende japanische Insel, die zur Stadt Nagasaki gehört. Der weitaus gebräuchlichere Spitzname der Insel lautet Gunkanjima (軍艦島, dt. „Kriegsschiff-Insel“), der jedoch auch Mitsukejima in der Präfektur Ishikawa bezeichnet, sowie früher Sarushima in der Bucht von Tokio. Als Kohlenmine wurde Hashima 2015 zum Bestandteil des UNESCO-Welterbes „Japan's Meiji Industrial Revolution“ erklärt.[1]

Geschichte

Von der Insel aus wurde von 1887 bis 1974 unterseeischer Kohleabbau betrieben; seither ist sie unbewohnt.

Die Insel besaß ursprünglich eine Breite von 120 m und eine Länge von 320 m. Durch sechs verschiedene Aufschüttungen mit Abraum beginnend ab 1897 erreichte sie ihre heutigen Ausmaße einer Breite von 160 m, einer Länge von 480 m und einer Küstenlänge von 1,2 km.[2] Die Fläche beträgt 6,3 ha.[3]

Die Blütezeit des Bergbaus auf der Insel begann um 1916 unter der Leitung des Mitsubishi-Konzerns, damals eines der großen Zaibatsu (Wirtschaftskonglomerate). Zu dieser Zeit wurde hier auch Japans erstes mehrstöckiges Wohngebäude aus Stahlbeton errichtet. Zeitweise lebten bis zu 5259 Arbeiter und Familienangehörige auf Hashima.[4]

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Belegschaft gegen chinesische und koreanische Zwangsarbeiter ausgetauscht. Die unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen forderten nach Schätzungen 1300 Tote.[4] Während des Kriegs wurde die Insel von einem US-amerikanischen U-Boot mit einem Torpedo beschossen. Der Angriff galt allerdings einem Kohlefrachter, der vor der Insel vor Anker lag.

1959 wurde mit 83.476 Einwohnern pro km² eine der höchsten jemals aufgezeichneten Bevölkerungsdichten der Welt festgestellt.[4] Für jeden Arbeiter standen Wohnräume mit ca. 9,9 Quadratmetern, für Verheiratete mit Familien doppelt so große Räume zur Verfügung. Toiletten, Bäder und Küchen wurden gemeinschaftlich genutzt.[5] Die Infrastruktur wurde laufend ausgebaut, aufgrund der begrenzten Fläche auch vielfach unterirdisch. Neben den Wohn- und Verwaltungsgebäuden existierten auch Tempelanlagen und Schreine, eine Polizeistation, ein Postamt, Badeanstalten, eine Kläranlage, ein Kindergarten, Grund- und weiterführende Schulen, eine Turnhalle, ein Kino, Gaststätten, eine Kegelbahn, 25 Geschäfte, ein Hotel, ein Krankenhaus, ein Swimming-Pool und ein Bordell; lediglich ein Bestattungswesen fehlte. Elektrizität und Wasser kamen über unterseeische Leitungen von der Hauptinsel, Gemüse, Tee oder Kräuter wurden von den Bewohnern auf Dachgärten angebaut.

Im Laufe der Energiereformen wurde die Stilllegung der Werke am 15. Januar 1974 beschlossen. Bis auf ein Demontagekommando waren alle Bewohner auf der Stelle arbeitslos und hatten dementsprechend große Eile, die Insel zu verlassen; das letzte Boot verließ die Insel bereits am 20. April 1974. Nicht nur die Gebäude und Maschinen, sondern viele persönliche Gegenstände wie Möbel, Spielzeug oder Unterhaltungselektronik, deren Gegenwert den aufwändigen Abtransport nicht rechtfertigte, wurden an Ort und Stelle zurückgelassen.

Gegenwärtige Situation

Heute sind die Wohn- und Werksgebäude der Verwitterung und dem Verfall preisgegeben. Sie hinterlassen beim Betrachter den Eindruck eines hektisch evakuierten Sperrgebietes wie um Tschernobyl und Prypjat, eines ehemaligen Kriegsschauplatzes oder sonstigen Katastrophenszenariums. Für viele Japaner gilt sie als Mahnmal der rücksichtslosen Industrialisierung und Ausbeutung von Mensch und Natur – auch im Hinblick auf die unrühmliche Funktion als zeitweiliges Arbeitslager.

Wegen der entsprechenden Gefahren war ein Betreten der Insel lange Zeit nicht erlaubt. Graffiti, Feuerstellen, Abfälle und weitere menschliche Hinterlassenschaften belegen allerdings, dass das im Volksmund der Umgebung auch als Geister-Insel bezeichnete Eiland vor allem Jugendliche in seinen Bann zog.

Die Stadt Nagasaki hat mittlerweile das touristische Potential der Insel entdeckt und bietet regelmäßig Umrundungen mit Booten an. Ein gesicherter Besichtigungspfad wurde installiert. Seit April 2009 ist Hashima erstmals nach 35 Jahren wieder für Besucher zugänglich.[6]

2001 übergab Mitsubishi Materials die Insel der Stadt Takashima (2003 nach Nagasaki eingemeindet), woraufhin der Bürgermeister eine Unterschriftensammlung für eine Anmeldung als UNESCO-Weltkulturerbe startete. Es wurde ein Komitee gegründet, das 2003 unter dem Namen Gunkan-jima o Sekai Isan ni suru (軍艦島を世界遺産にする, „Machen wir Gunkan-jima zum Welterbe“) als NPO registriert wurde. Im November 2006 wurden die Kohleminen von Hashima auf die Welterbekandidatenliste Kyūshū/Yamaguchi no Kindaika Sangyō Isangun (九州・山口の近代化産業遺産群, dt. „Industrieerbe der Modernisierung in Kyūshū/Yamaguchi“) gesetzt, die auf einen Vorschlag der Gouverneure von Kyūshū zurückgeht.[7] Im September 2008 wurden von der nationalen Behörde für kulturelle Angelegenheiten von dieser Liste fünf Stück inklusive Hashima als Vorschlag Japans bei der UNESCO eingebracht[8] und 2015 zum UNESCO-Welterbe erklärt.[1]

Namensherkunft

Die Insel Hashima vom Meer aus gesehen, 2012
  • Hashima (Grenzinsel): Von der Hauptinsel aus gesehen ist es die letzte zu Japan gehörende sichtbare Insel in dieser Richtung.
  • Gunkanjima (Kriegsschiff-Insel): Die Insel ist direkt an der Wasserlinie von einer massiven, 8–10 m hohen Schutzmauer gegen hohen Seegang vollkommen umgeben. Zusammen mit ihren Aufbauten und Fördertürmen – die zwischenzeitlich größtenteils demontiert wurden bzw. eingestürzt sind – und nicht zuletzt wegen der vergleichbaren Größe erinnert ihre Silhouette in der Dämmerung an die eines Kriegsschiffes. Schon kurz nach der Fertigstellung der Schutzmauer (1921) benannte ein Reporter der Nagasaki Daily News die Insel so, weil sie nun an die Kriegsschiffe der Tosa-Klasse erinnerte, den damaligen Stolz der japanischen Marine.

Rezeption

Hashima auf einer handkolorierten Postkarte aus Nagasaki
Apartmentblock auf Hashima, circa 1930
  • Der Film Midori naki Shima (engl. The Greenless Island, 1949) wurde hier gedreht.
  • Einige Szenen des Films Battle Royale (2000) wurden hier gedreht.
  • Hashima diente im Jahr 2011 in James Bond 007 – Skyfall als Inspiration, jedoch nicht als Drehort für die fiktive verlassene Insel,[9] auf der sich der von Javier Bardem gespielte Bösewicht Raoul Silva sein Hauptquartier eingerichtet hat. Im Gegensatz zur Realität haben die Bewohner im Film allerdings wegen einer vorgetäuschten Verseuchung die Insel verlassen.
  • In der Dokufiktion-Serie Zukunft ohne Menschen wurde die Insel bereits wiederholt als Referenz herangezogen.
  • Der südkoreanische Film ‚Battleship Island‘ (2017) beschreibt die Situation während des Zweiten Weltkriegs.
  • Die Insel stellt auch die Kulisse für den letzten Level des Videospiels killer7.
  • In der Manga-Serie Get Backers fungiert Hashima als geheime Operationsbasis der Yakuza.
  • Seit Ende Juni 2013 ist ein Teil der Insel per Google Street View zu besichtigen.[10]

Literatur

Commons: Hashima Island – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b UNESCO World Heritage Centre: Sites of Japan’s Meiji Industrial Revolution: Iron and Steel, Shipbuilding and Coal Mining. Abgerufen am 6. September 2017 (englisch).
  2. 後藤惠之輔・坂本道徳: 軍艦島の遺産 : 風化する近代日本の象徴. 長崎新聞社, 2005, ISBN 4-931493-53-X, S. 38.
  3. ながさき暮らし情報(エリア別生活情報:高島地区). In: ながさき暮らしホームページ. Stadt Nagasaki, abgerufen am 31. Juli 2016 (japanisch).
  4. a b c Christoph Gunkel: Geisterstadt im Ozean. In: einestages. 27. November 2009, abgerufen am 13. Juli 2010.
  5. Die Insel Hashima > Japaninfo
  6. 軍艦島、一般公開始まる 夫の遺影とともに「里帰り」も. In: Asahi Shimbun. 22. April 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. April 2009; abgerufen am 29. Juni 2013 (japanisch).
  7. 「軍艦島を世界遺産にする会」活動略歴. NPO法人軍艦島を世界遺産にする会, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Mai 2009; abgerufen am 10. Mai 2009 (japanisch).
  8. 九州・山口の近代化産業遺産群が世界遺産暫定リスト入り 軍艦島など本県4カ所. Nagasaki Shimbun, 27. September 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. September 2012; abgerufen am 10. Mai 2009 (japanisch). Der Eintrag bei der UNESCO findet sich unter The Modern Industrial Heritage Sites in Kyûshû and Yamaguchi
  9. Frank Lovece: 'Skyfall' James Bond still stirs series principals. In: Newsday. 8. November 2012, abgerufen am 29. Juli 2013 (englisch).
  10. Die Insel bei Google StreetView