Gartenstadt
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/eb/HochfeldLudwigshafen.jpg/220px-HochfeldLudwigshafen.jpg)
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/47/Raschigstr.jpg/220px-Raschigstr.jpg)
Die Gartenstadt ist in von dem Briten Ebenezer Howard Ende des 19. Jahrhunderts in England entworfenes Modell der planmäßigen Stadtentwicklung als Reaktion auf die schlechten Wohnverhältnisse in den stark gewachsenen Städten.
Hintergrund und Ziele
Howards Ziel war, das rasante Wachstum, das britische Großstädte (vor allem London) im Zuge der Industrialisierung erfahren haben, in geordnete Bahnen zu lenken. Statt eines unkontrollierten Wachstums neuer Stadtviertel am Rande der Stadt bzw. weiterer Verdichtung im Stadtinneren, die zur Bildung von Slums führt, schlug Howard Neugründungen im Umland der Stadt vor. Diese Neugründungen sollten eigenständige kleinstädtische Einheiten am Rande der Städte bilden, bei denen die bisherige strikte Trennung von Stadt und Land aufgehoben werden sollte, und mit der größeren Stadt durch öffentlichen Nahverkehr verbunden sein sollte.
Die daraus resultierende Gartenstadtbewegung war eine städtebauliche Strömung. Sie propagierte ein Leben im Grünen, also Siedlungen mit Gärten zur Selbstversorgung, Parks und kleiner Industrie, das Einfamilienhaus mit Garten wurde zum Ideal der Wohnform. Die Gartenstadtbewegung beschränkte sich allerdings nicht auf Wohnen im Grünen, sondern verband damit auch sozialreformerische Ideen. Die Bewegung wurde von Vereinen getragen, die Flächen ankauften und im Sinne der Bewegung bebauten. Wichtig war die Mitbestimmung der Bewohner und lebenslanges Mietrecht.
Realisierung
Die erste Realisierung erfolgte 1903 mit der Gartenstadt Letchworth bei Hertfordshire. Die Idee der Gartenstadt wurde in Großbritannien rasch aufgegriffen und fand auch in Deutschland weite Verbreitung. In Deutschland entstanden mit fortschreitender Industrialisierung als Antwort auf die Probleme und Nöte der Arbeiter gemeinnützige Baugesellschaften, so auch 1902 die Deutsche Gartenstadt-Gesellschaft (DGG).
Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges stoppte oder verhinderte zunächst die Ausführung vieler Pläne und die Bautätigkeiten mußten zeitweilig eingestellt werden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges blieb von der Idee der Gartenstadt nurmehr das Einfamilienhaus als Wohnideal übrig. Die Bedenken um den relativ großen Flächenverbrauch verhinderte allerdings in Europa (und hier besonders in der Bundesrepublik Deutschland) eine weiterreichende Verbreitung, während in den USA riesige Wohngebiete entstanden und das eigene Haus mit Garten für nahezu alle Bevölkerungs- und Einkommenschichten realisiert werden konnte.
Noch vor den städtebaulichen Modellen der Bandstadt und der Ville Radieuse von Le Corbusier wurde das Gartenstadt-Modell zum folgenreichsten Modell städtebaulicher Planung im 20. Jahrhundert. Im Unterschied zu einer Satellitenstadt dient eine Gartenstadt ausschließlich dem Wohnen, ähnlich wie eine Trabantenstadt.
Straßennamen
Den Siedlungsgedanken gut erkennen lassen die Straßennamen mancher Gartenstädte. Beispielhaft sollen hier Straßennamen der Mannheimer Gartenstadt von Norden nach Süden aufgeführt werden:
- Kleiner Anfang
- Zäher Wille
- Große Ausdauer
- Guter Fortschritt
- Frohe Arbeit
- Eigene Scholle
- Starke Hoffnung
- Neue Heimat
- Neues Leben
- Lichte Zeile
- Freie Luft
Anmerkung: Die genannten Straßen haben nichts mit dem Stadtteil Gartenstadt in Mannheim zu tun. Sie befinden sich alle außerhalb des historischen Kerns der Anlage, zum Großteil im Stadtteil Mannheim-Waldhof. Die Straßen im Gebiet der Gartenstadt tragen entweder germanische Namen (Wotanstraße, Freyaplatz) oder landschaftliche (Unter den Birken, Am grünen Hag, Langer Schlag).
Gartenstädte im deutschsprachigen Raum
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/f5/Marga_haeuser1.jpg/220px-Marga_haeuser1.jpg)
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/93/MD_Reform_bunterweg.jpg/220px-MD_Reform_bunterweg.jpg)
Echte Gartenstädte sind im deutschsprachigen Raum nicht gegründet worden. Bei den folgenden Stadtteilen handelt es sich nur um Siedlungen mit gartenstadtähnlichem Charakter:
- Die Gartenstadt Margarethenhöhe in Essen
- Gurten-Gartenstadt, eine noble Wohngegend in der Agglomeration von Bern
- Die 1907-1915 erbaute Gartenstadt Marga in Brieske bei Senftenberg (Brandenburg)
- Die 1907 gegründete Gartenstadt in Karlsruhe – Rüppurr
- Die 1908 gegründete Gartenstadt in Dresden-Hellerau
- Die seit 1909 entstandene Siedlung Teutoburgia in Herne-Börnig
- Die 1910 gegründete Gartenstadt Frohnau, heute zu Berlin gehörig
- Die 1910 gegründete Gartenstadt in Hamburg-Wandsbek
- 1913/14 die Gartenstadt Staaken, ebenfalls in Berlin
- Der Stadtteil Magdeburg-Reform
- Die 1911 gegründete Gartenstadt in Dresden-Briesnitz
- Die Gartenstadt Luginsland von 1911 in Stuttgart
- 1915 die gartenstädtische Werkssiedlung 'Kolonie' in Zschornewitz
- Gartenstadt Plaue bei Brandenburg an der Havel, 1916/17 nach Entwürfen Paul Schmitthenners erbaut
- Werkssiedlung der Mitteldeutschen Stickstoffwerke, in der Lutherstadt Wittenberg, im Ortsteil Piesteritz
- Der Stadtteil Emst in Hagen
- Die Gartenstadt Keesburg (Würzburg)
- Die Gartenstadt Vahr und die Gartenstadt Süd in Bremen (siehe Bremer Ortsteile)
- Der Stadtteil Welheim in Bottrop
- Gartenstadt Crengeldanz in Witten
- Die feine Wohngegend Dortmund-Gartenstadt nach Entwürfen von Prof. Heinrich Metzendorf
- Die Gartenstadt Schönau in Dortmund
- Die Stadtteile Gartenstadt in Bamberg, Braunschweig, Krefeld, Ludwigshafen (1914), Mannheim, Hamburg (Wandsbek) (1910), Nürnberg, Schweinfurt und Rostock
- Die Gartenstadt in Freiburgs Stadtteil Haslach
- Der Stadtteil Kleefeld in Hannover
- Die Gartenstadt in Puchenau
Bilder
![]() |
![]() |
![]() |
Siehe auch: Lebensreform, Großwohnsiedlung