„Frauenkirche (Günzburg)“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Guenzburg Frauenkirche Altar.jpg|miniatur|hochkant=0.65|Frauenkirche. Altar]]
[[Datei:Günzburg Zu Unserer Lieben Frau 71.JPG|miniatur|hochkant|Frauenkirche in Günzburg, Südfassade und Turm]]
[[Datei:Günzburg Zu Unserer Lieben Frau 84.JPG|miniatur|Innenraum mit Blick zum Chor]]
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Die katholische '''Frauenkirche''' ('''Zu Unserer Lieben Frau''') in [[Günzburg]], einer Stadt im [[Bayern|bayerischen]] Regierungsbezirk [[Schwaben (Bayern)|Schwaben]], wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts im Stil des [[Rokoko]] errichtet. Sie ist der bedeutendste Kirchenbau der Stadt und gilt als eines der Hauptwerke des Baumeisters [[Dominikus Zimmermann]].


== Geschichte ==
Die '''Frauenkirche''' ist der bedeutendste Kirchenbau der Stadt [[Günzburg]]. Sie wurde zwischen 1736 und 1780 nach Plänen des bayerischen Baumeisters [[Dominikus Zimmermann]] im Stil des [[Rokoko]] errichtet.
Vermutlich gab es bereits um 1380 in der Günzburger Oberstadt an der Stelle der heutigen Kirche eine [[Kapelle (Kirchenbau)|Kapelle]] zu Ehren der Jungfrau [[Maria (Mutter Jesu)|Maria]]. Als 1433 in der Nähe dieser Kapelle ein [[Franziskanerinnen]]kloster gegründet wurde, baute man die alte Kapelle zu einer größeren Kirche im Stil der [[Gotik]] um. 1492 wurden Kirche und Kloster durch einen Verbindungsgang miteinander verbunden. Seit 1493 hatten die Nonnen ein Anrecht auf eine Kapelle im [[Empore]]nbereich. Auf einem [[Matthäus Merian|Merian]]stich aus dem Jahr 1643 ist eine Kirche mit gotischem Spitzturm am heutigen Frauenplatz zu erkennen.


Beim großen Brand von 1735 brannte die Kirche ab, nur der untere Teil des Turmes blieb erhalten. 1736 beschloss die Stadt den Neubau der Kirche und betraute damit [[Dominikus Zimmermann]], einen der berühmtesten Baumeister der [[Wessobrunner Schule]]. Bis 1741 waren [[Chor (Architektur)|Chor]] und [[Langhaus (Kirche)|Langhaus]] einschließlich [[Stuck]]ierung und Ausmalung fertiggestellt. Aus Geldmangel und infolge des [[Österreichischer Erbfolgekrieg|Österreichischen Erbfolgekrieges]] (1740–1748) mussten die Arbeiten unterbrochen werden. Erst 1757 wurden die [[Altar|Altäre]] und die [[Kanzel]] eingebaut. 1780 wurde die Kirche von dem damaligen Weihbischof [[Johann Nepomuk August Ungelter]] geweiht.
[[Datei:Guenzburg Frauenkirche Orgel.jpg|miniatur|hochkant=0.60|Frauenkirche. Decke. Chor]]


1825 erwarben die seit 1758 in Günzburg niedergelassenen [[Congregatio Jesu|Englischen Fräulein]], später [[Maria Ward|Maria-Ward]]-Schwestern genannt, das 1782 aufgehobene Franziskanerinnenkloster. Sie nutzten die ehemalige [[Nonnenchor|Nonnenempore]] in der Frauenkirche als Chor. Von 1998 bis 2002 wurde die Kirche grundlegend saniert und innen und außen restauriert.
Nach dem Stadtbrand von 1735, bei dem der gotische Vorgängerbau weitgehend zerstört wurde, beauftragte man 1736 den in [[Landsberg am Lech]] lebenden Architekt und Baumeister Zimmermann, einen Neubau des Gebäudes zu erstellen.
== Architektur ==
[[Datei:Günzburg Zu Unserer Lieben Frau 24.JPG|miniatur|hochkant|Fenster der Mittelachse]]
[[Datei:Günzburg Zu Unserer Lieben Frau 90.JPG|miniatur|hochkant|links|Fenster und Pilaster]]
=== Außenbau ===
Im südlichen Chorwinkel erhebt sich der 50 Meter hohe, achtgeschossige Turm, dessen unterer quadratischer Teil noch von der gotischen Vorgängerkirche stammt. Geschweifte Giebelstücke markieren den Übergang zu den beiden Glockengeschossen, die an den Ecken von Doppel[[lisene]]n gefasst und durch ein profiliertes [[Gesims]] voneinander abgesetzt sind. Das oberste Stockwerk ist von schmalen, teilweise schlitzartigen Öffnungen durchbrochen, das vorletzte Geschoss besitzt auf allen vier Seiten Zifferblätter und große rundbogige [[Klangarkade]]n. Der Turm wird von einer [[Haube (Architektur)|Welschen Haube]] mit abgeschrägten Kanten gedeckt, die eine kleinere [[Zwiebelturm|Zwiebelhaube]] krönt.


Die Außenmauern des Langhauses gliedern flache [[Pilaster]] mit Phantasie[[kapitell]]en. Darüber verläuft ein [[Verkröpfung|verkröpftes]], schlichtes [[Gebälk]], auf dem ein niedriges [[Attika (Architektur)|Attikageschoss]] sitzt. Das Langhaus wird von einem hohen [[Walmdach]] gedeckt und ist in fünf unterschiedlich breite [[Achse (Architektur)|Achsen]] unterteilt. Die mittlere und breiteste Achse springt leicht nach außen vor und unterscheidet sich durch ihre als Dreiergruppe angeordneten Fenster mit darüber liegendem Bassgeigenfenster. Die anderen, schmäleren Achsen sind jeweils von einem großen, oben und unten abgerundeten Fenster mit geschweift geohrtem Bogenschluss und einem ebenfalls geschweiften Rundfenster darüber durchbrochen. Sämtliche Gliederungselemente wie Sockel, Gesimse, Fensterumrahmungen und Pilaster heben sich durch ihre zartrosa Farbe ab.
1741 wurden zuerst Schiff und Chor fertiggestellt. Wegen fehlender Geldmittel und als Folge des Österreichischen Erbfolgekrieges konnte die Ausgestaltung der Frauenkirche nicht vollendet werden. Erst 1757 wurden die Bauarbeiten wiederaufgenommen. 1780 erfolgte die endgültige Weihe des Gebäudes.

In der Mitte des Ostgiebels befindet sich in einer Mauernische eine fast drei Meter hohe Marienstatue. Süd- und Westportal sind mit Rokokoschnitzereien und Symbolen der [[Lauretanische Litanei|Lauretanischen Litanei]] ([[Bundeslade]], [[Pforte des Himmels]], goldenes Haus, Morgenstern, geheimnisvolle Rose) versehen. Sie sind eine Arbeit des Schreiners Johann (Hans) Michael Baur aus [[Offingen]], auf den die Initialen (HMBO) am Hauptportal an der Westfassade hinweisen. Am Mittelpfosten des Südportals steht die Jahreszahl 1740, das Westportal ist mit 1741 bezeichnet.

=== Innenraum ===
[[Datei:Günzburg Zu Unserer Lieben Frau 07.JPG|miniatur|hochkant|links|Doppelpfeiler im Chor]]
[[Datei:Günzburg Zu Unserer Lieben Frau 88.JPG|miniatur|Chor]]
Das [[Kirchenschiff|einschiffige]] Langhaus gliedern 16, auf hohen Sockeln aufragende Säulen, die mit [[Korinthische Ordnung|korinthisierenden]] Kapitellen verziert sind und ein weit auskragendes [[Gebälk]] tragen. Ein [[Gewölbe#Spiegelgewölbe|Spiegelgewölbe]] überspannt den Raum.

Im Osten schließt sich der stark eingezogene, um zwei Stufen erhöhte Chor an, den ein [[Tonnengewölbe]] deckt. Im oberen Geschoss öffnet sich eine Galerie unter hohen, gestelzten [[Arkade]]n, die auf paarweise angeordneten, quadratischen Pfeilern mit korinthisierenden Kapitellen und profilierten [[Kämpfer (Architektur)|Kämpfern]] aufliegen. Ein Geländer aus marmorierten Vierkant[[baluster]]n schließt die Galerie zum Chorraum ab. Fünf große, oben und unten geohrte und ausgebauchte Fenster beleuchten mit den darüber liegenden kleineren, geschweift ovalen Fenstern den Chor. In den Chorschrägen befinden sich zwei weitere hohe Fenster und hinter dem Hochaltar ein kleiner [[Ochsenauge (Architektur)|Okulus]].

Den westlichen Abschluss des Langhauses bildet eine Doppelempore, die von sechs marmorierten und mit Kapitellen verzierten Säulen getragen wird. Der untere Bereich, mit fünfteiliger, geschweift vorgezogener Brüstung, von den Maria-Ward-Schwestern als Chor genutzt, ist verglast und mit einem reich geschnitzten Holzgitter mit Marien[[monogramm]]en versehen. Die Pfeiler zwischen den Fensterfeldern, auf denen die obere Empore ruht, sind mit [[Karyatide]]n in Gestalt von [[Putte]]nhalbfiguren geschmückt.

== Stuck und Ausmalung ==
[[Datei:Günzburg Zu Unserer Lieben Frau 87.JPG|miniatur|hochkant|Kapitelle mit Kämpfer und Gebälk]]
[[Datei:Günzburg Zu Unserer Lieben Frau 11.JPG|miniatur|links|Stuckdekor]]
Der reiche Stuckdekor wird Dominikus Zimmermann, auf den wohl die Entwürfe zurückgehen, und Thomas Gering aus Günzburg zugeschrieben.

Das zentrale Decken[[fresko]] des Chores mit der Darstellung der [[Verkündigung des Herrn|Verkündigung]] an Maria wurde vermutlich von [[Joseph Adam Ritter von Mölk|Joseph Adam Mölk]] geschaffen. Die kleineren Bilder mit den Szenen des ''Freudenreichen Rosenkranzes'' stammen wie die anderen Deckenmalereien und die Emporenbilder von Anton Enderle. Das große Langhausfresko trägt die Signatur: „Antoni Enderle Pinx. 1741“ und hat die Marienkrönung zum Thema. Die Szene ist umgeben von einer Schar auf Wolken sitzender Heiliger und Märtyrer, biblischer Figuren, geistlicher Würdenträger und Ordensstifter. Am östlichen und westlichen Bildrand stehen sich die Vetreter der vier Erdteile gegenüber. In der Szene über dem Chor ersuchen die Heiligen [[Dominikus]] und [[Franz von Assisi|Franziskus]] die Fürbitte Marias. Über der Empore überreicht Maria der hl. [[Katharina von Siena]] und dem hl. Dominikus den [[Rosenkranz]]. Die anderen Bilder sind dem ''Glorreichen Rosenkranz'' gewidmet. Die beiden seitlichen Bilder der Mittelachse stellen links die Geburt Marias und rechts den Sieg der [[Heilige Liga (1571)|Heiligen Liga]] in der [[Seeschlacht von Lepanto]] dar, von dem man glaubte, dass er dem Rosenkranzgebet und der Fürbitte Marias zu verdanken war.

Die Fresken der Emporen haben die Geheimnisse des ''Schmerzhaften Rosenkranzes'' zum Thema. Das mittlere Bild mit der Kreuzigungszene ist in Öl gemalt. Die Szene mit der Dornenkrönung wurde 1902 von Anton Ranzinger erneuert.

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Datei:Günzburg Zu Unserer Lieben Frau 17.JPG|Chorfresko
Datei:Günzburg Zu Unserer Lieben Frau 10.JPG|Langhausfresko
Datei:Günzburg Zu Unserer Lieben Frau 09.JPG|Emporendecke
Datei:Günzburg Zu Unserer Lieben Frau 16.JPG|Seeschlacht von Lepanto
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== Ausstattung ==
[[Datei:Günzburg Zu Unserer Lieben Frau 12.JPG|miniatur|hochkant|Immaculata von Anselm Libigo, um 1754]]
Der [[Hochaltar]] geht auf einen Entwurf von Dominikus Zimmermann aus dem Jahr 1736 zurück. Der obere Teil wurde 1757 von [[Ignaz Hillenbrand]] aus [[Türkheim]] geschaffen. Der Auszug des Altars ist mit einem [[Baldachin]] bekrönt und von Engelsfiguren und Putten besetzt. In der Mitte schwebt ein Engel mit einem Spruchband und den Worten: „Gloria in excelsis Deo“ (Ehre sei Gott in der Höhe). Das Hochaltargemälde mit der Darstellung der Anbetung der [[Heilige Drei Könige|Heiligen Drei Könige]] wird Paul Ignaz Viola zugeschrieben. Am unteren Bildrand sind die beiden Prinzen [[Joseph II.|Joseph]] und [[Leopold II. (HRR)|Leopold]] dargestellt, die beiden Söhne von [[Maria Theresia]], die ihr in der Kaiserwürde nachfolgen sollten.

Der linke Seitenaltar, der Passions- oder Kreuzaltar, stellt die Kreuzabnahme dar, ein Ölgemälde von Anton Enderle. In einem Glas[[schrein]] befindet sich die Skulptur einer [[Pietà]] aus dem frühen 16. Jahrhundert, die aus der brennenden Vorgängerkirche gerettet werden konnte. Der große Glasschrein darunter enthält die [[Reliquie]]n der hl. [[Isidora]]. Der rechte Seitenaltar, der Annen- oder Sippenaltar, besitzt ein Altargemälde mit der Darstellung der [[Heilige Sippe|Heiligen Sippe]], wie die weiteren Verwandten Jesu bezeichnet werden. Das Gemälde trägt die Signatur von Anton Enderle und die Jahreszahl 1747.

Der Altar der nördlichen Langhauswand ist dem hl. [[Johannes Nepomuk]] geweiht. Der Marienaltar an der südlichen Langhauswand besitzt eine Skulptur der [[Immaculata]] aus der Zeit um 1754. Diese Schnitzfigur, eine Arbeit von Anselm Libigo, der als [[Benediktiner]]pater im ehemaligen [[Kloster Fultenbach]] lebte, war ein Geschenk des Fultenbacher Abtes an die Franziskanerinnen.

Das [[Epitaph]] neben dem Marienaltar erinnert an die Reichsgräfinnen Elisabeth, die 1744 im Alter von 30 Jahren starb, und Eleonore von Grafenegg, zwei Wohltäterinnen des Klosters, mit denen das Geschlecht der Grafenegg ausstarb.

Besonders aufwändig ist der [[Schalldeckel]] der Kanzel gestaltet. Er wird von zwei Posaunenengeln bekrönt und ist wie der obere Teil des Hochaltars ein Werk von Ignaz Hillenbrand.

Von dem Kunstschreiner Hans Michael Baur, der auch die Türen der beiden Portale schuf, stammt das holzgeschnitzte [[Chorgestühl]].

== Literatur ==
* {{Literatur
| Autor=[[Georg Dehio]]
| Titel=Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler - Bayern III - Schwaben (Bearb: Bruno Bushart, Georg Paula)
| Auflage=2.
| Verlag=[[Deutscher Kunstverlag]]
| Ort=München
| Jahr=1989
| ISBN=3-422-03008-5
| Seiten=391–394
}}
* Claudia Fuchs: ''Kirche zu Unserer Lieben Frau in Günzburg''. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2003, ISBN 3-89870-143-3
* Klaus Kraft: ''Die Kunstdenkmäler von Schwaben. Landkreis Günzburg 1. Stadt Günzburg''. In: ''Die Kunstdenkmäler von Bayern. Regierungsbezierk Schwaben. Bd. IX. Landkreis Günzburg 1 - Stadt Günzburg''. R. Oldenbourg Verlag, München 1993, ISBN 3-486-55211-2, S. 84–139
* Franz Reißenauer: ''Günzburg. Geschichte einer schwäbischen Stadt. Band 1: Von den Anfängen bis 1805''. Wißner Verlag, Augsburg 2009, ISBN 978-3-89639-721-8, S. 176–178 u. S. 309–320


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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[[Kategorie:Kirchengebäude im Landkreis Günzburg]]
[[Kategorie:Günzburg|Frauenkirche]]
[[Kategorie:Rokokobauwerk in Bayern|Gunzburg]]
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[[Kategorie:Baudenkmal in Günzburg|Frauenkirche]]
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[[Kategorie:Erbaut in den 1780er Jahren]]
[[Kategorie:Kirchengebäude im Landkreis Günzburg]]
[[Kategorie:Rokokobauwerk in Bayern]]
[[Kategorie:Rokokokirche]]
[[Kategorie:Rokokokirche]]
[[Kategorie:Kirchengebäude im Bistum Augsburg]]
[[Kategorie:Marienkirche in Bayern]]
[[Kategorie:Liebfrauenkirche]]

Version vom 19. Juli 2012, 18:07 Uhr

Frauenkirche in Günzburg, Südfassade und Turm
Innenraum mit Blick zum Chor
Westempore

Die katholische Frauenkirche (Zu Unserer Lieben Frau) in Günzburg, einer Stadt im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben, wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts im Stil des Rokoko errichtet. Sie ist der bedeutendste Kirchenbau der Stadt und gilt als eines der Hauptwerke des Baumeisters Dominikus Zimmermann.

Geschichte

Vermutlich gab es bereits um 1380 in der Günzburger Oberstadt an der Stelle der heutigen Kirche eine Kapelle zu Ehren der Jungfrau Maria. Als 1433 in der Nähe dieser Kapelle ein Franziskanerinnenkloster gegründet wurde, baute man die alte Kapelle zu einer größeren Kirche im Stil der Gotik um. 1492 wurden Kirche und Kloster durch einen Verbindungsgang miteinander verbunden. Seit 1493 hatten die Nonnen ein Anrecht auf eine Kapelle im Emporenbereich. Auf einem Merianstich aus dem Jahr 1643 ist eine Kirche mit gotischem Spitzturm am heutigen Frauenplatz zu erkennen.

Beim großen Brand von 1735 brannte die Kirche ab, nur der untere Teil des Turmes blieb erhalten. 1736 beschloss die Stadt den Neubau der Kirche und betraute damit Dominikus Zimmermann, einen der berühmtesten Baumeister der Wessobrunner Schule. Bis 1741 waren Chor und Langhaus einschließlich Stuckierung und Ausmalung fertiggestellt. Aus Geldmangel und infolge des Österreichischen Erbfolgekrieges (1740–1748) mussten die Arbeiten unterbrochen werden. Erst 1757 wurden die Altäre und die Kanzel eingebaut. 1780 wurde die Kirche von dem damaligen Weihbischof Johann Nepomuk August Ungelter geweiht.

1825 erwarben die seit 1758 in Günzburg niedergelassenen Englischen Fräulein, später Maria-Ward-Schwestern genannt, das 1782 aufgehobene Franziskanerinnenkloster. Sie nutzten die ehemalige Nonnenempore in der Frauenkirche als Chor. Von 1998 bis 2002 wurde die Kirche grundlegend saniert und innen und außen restauriert.

Architektur

Fenster der Mittelachse
Fenster und Pilaster

Außenbau

Im südlichen Chorwinkel erhebt sich der 50 Meter hohe, achtgeschossige Turm, dessen unterer quadratischer Teil noch von der gotischen Vorgängerkirche stammt. Geschweifte Giebelstücke markieren den Übergang zu den beiden Glockengeschossen, die an den Ecken von Doppellisenen gefasst und durch ein profiliertes Gesims voneinander abgesetzt sind. Das oberste Stockwerk ist von schmalen, teilweise schlitzartigen Öffnungen durchbrochen, das vorletzte Geschoss besitzt auf allen vier Seiten Zifferblätter und große rundbogige Klangarkaden. Der Turm wird von einer Welschen Haube mit abgeschrägten Kanten gedeckt, die eine kleinere Zwiebelhaube krönt.

Die Außenmauern des Langhauses gliedern flache Pilaster mit Phantasiekapitellen. Darüber verläuft ein verkröpftes, schlichtes Gebälk, auf dem ein niedriges Attikageschoss sitzt. Das Langhaus wird von einem hohen Walmdach gedeckt und ist in fünf unterschiedlich breite Achsen unterteilt. Die mittlere und breiteste Achse springt leicht nach außen vor und unterscheidet sich durch ihre als Dreiergruppe angeordneten Fenster mit darüber liegendem Bassgeigenfenster. Die anderen, schmäleren Achsen sind jeweils von einem großen, oben und unten abgerundeten Fenster mit geschweift geohrtem Bogenschluss und einem ebenfalls geschweiften Rundfenster darüber durchbrochen. Sämtliche Gliederungselemente wie Sockel, Gesimse, Fensterumrahmungen und Pilaster heben sich durch ihre zartrosa Farbe ab.

In der Mitte des Ostgiebels befindet sich in einer Mauernische eine fast drei Meter hohe Marienstatue. Süd- und Westportal sind mit Rokokoschnitzereien und Symbolen der Lauretanischen Litanei (Bundeslade, Pforte des Himmels, goldenes Haus, Morgenstern, geheimnisvolle Rose) versehen. Sie sind eine Arbeit des Schreiners Johann (Hans) Michael Baur aus Offingen, auf den die Initialen (HMBO) am Hauptportal an der Westfassade hinweisen. Am Mittelpfosten des Südportals steht die Jahreszahl 1740, das Westportal ist mit 1741 bezeichnet.

Innenraum

Doppelpfeiler im Chor
Chor

Das einschiffige Langhaus gliedern 16, auf hohen Sockeln aufragende Säulen, die mit korinthisierenden Kapitellen verziert sind und ein weit auskragendes Gebälk tragen. Ein Spiegelgewölbe überspannt den Raum.

Im Osten schließt sich der stark eingezogene, um zwei Stufen erhöhte Chor an, den ein Tonnengewölbe deckt. Im oberen Geschoss öffnet sich eine Galerie unter hohen, gestelzten Arkaden, die auf paarweise angeordneten, quadratischen Pfeilern mit korinthisierenden Kapitellen und profilierten Kämpfern aufliegen. Ein Geländer aus marmorierten Vierkantbalustern schließt die Galerie zum Chorraum ab. Fünf große, oben und unten geohrte und ausgebauchte Fenster beleuchten mit den darüber liegenden kleineren, geschweift ovalen Fenstern den Chor. In den Chorschrägen befinden sich zwei weitere hohe Fenster und hinter dem Hochaltar ein kleiner Okulus.

Den westlichen Abschluss des Langhauses bildet eine Doppelempore, die von sechs marmorierten und mit Kapitellen verzierten Säulen getragen wird. Der untere Bereich, mit fünfteiliger, geschweift vorgezogener Brüstung, von den Maria-Ward-Schwestern als Chor genutzt, ist verglast und mit einem reich geschnitzten Holzgitter mit Marienmonogrammen versehen. Die Pfeiler zwischen den Fensterfeldern, auf denen die obere Empore ruht, sind mit Karyatiden in Gestalt von Puttenhalbfiguren geschmückt.

Stuck und Ausmalung

Kapitelle mit Kämpfer und Gebälk
Stuckdekor

Der reiche Stuckdekor wird Dominikus Zimmermann, auf den wohl die Entwürfe zurückgehen, und Thomas Gering aus Günzburg zugeschrieben.

Das zentrale Deckenfresko des Chores mit der Darstellung der Verkündigung an Maria wurde vermutlich von Joseph Adam Mölk geschaffen. Die kleineren Bilder mit den Szenen des Freudenreichen Rosenkranzes stammen wie die anderen Deckenmalereien und die Emporenbilder von Anton Enderle. Das große Langhausfresko trägt die Signatur: „Antoni Enderle Pinx. 1741“ und hat die Marienkrönung zum Thema. Die Szene ist umgeben von einer Schar auf Wolken sitzender Heiliger und Märtyrer, biblischer Figuren, geistlicher Würdenträger und Ordensstifter. Am östlichen und westlichen Bildrand stehen sich die Vetreter der vier Erdteile gegenüber. In der Szene über dem Chor ersuchen die Heiligen Dominikus und Franziskus die Fürbitte Marias. Über der Empore überreicht Maria der hl. Katharina von Siena und dem hl. Dominikus den Rosenkranz. Die anderen Bilder sind dem Glorreichen Rosenkranz gewidmet. Die beiden seitlichen Bilder der Mittelachse stellen links die Geburt Marias und rechts den Sieg der Heiligen Liga in der Seeschlacht von Lepanto dar, von dem man glaubte, dass er dem Rosenkranzgebet und der Fürbitte Marias zu verdanken war.

Die Fresken der Emporen haben die Geheimnisse des Schmerzhaften Rosenkranzes zum Thema. Das mittlere Bild mit der Kreuzigungszene ist in Öl gemalt. Die Szene mit der Dornenkrönung wurde 1902 von Anton Ranzinger erneuert.

Ausstattung

Immaculata von Anselm Libigo, um 1754

Der Hochaltar geht auf einen Entwurf von Dominikus Zimmermann aus dem Jahr 1736 zurück. Der obere Teil wurde 1757 von Ignaz Hillenbrand aus Türkheim geschaffen. Der Auszug des Altars ist mit einem Baldachin bekrönt und von Engelsfiguren und Putten besetzt. In der Mitte schwebt ein Engel mit einem Spruchband und den Worten: „Gloria in excelsis Deo“ (Ehre sei Gott in der Höhe). Das Hochaltargemälde mit der Darstellung der Anbetung der Heiligen Drei Könige wird Paul Ignaz Viola zugeschrieben. Am unteren Bildrand sind die beiden Prinzen Joseph und Leopold dargestellt, die beiden Söhne von Maria Theresia, die ihr in der Kaiserwürde nachfolgen sollten.

Der linke Seitenaltar, der Passions- oder Kreuzaltar, stellt die Kreuzabnahme dar, ein Ölgemälde von Anton Enderle. In einem Glasschrein befindet sich die Skulptur einer Pietà aus dem frühen 16. Jahrhundert, die aus der brennenden Vorgängerkirche gerettet werden konnte. Der große Glasschrein darunter enthält die Reliquien der hl. Isidora. Der rechte Seitenaltar, der Annen- oder Sippenaltar, besitzt ein Altargemälde mit der Darstellung der Heiligen Sippe, wie die weiteren Verwandten Jesu bezeichnet werden. Das Gemälde trägt die Signatur von Anton Enderle und die Jahreszahl 1747.

Der Altar der nördlichen Langhauswand ist dem hl. Johannes Nepomuk geweiht. Der Marienaltar an der südlichen Langhauswand besitzt eine Skulptur der Immaculata aus der Zeit um 1754. Diese Schnitzfigur, eine Arbeit von Anselm Libigo, der als Benediktinerpater im ehemaligen Kloster Fultenbach lebte, war ein Geschenk des Fultenbacher Abtes an die Franziskanerinnen.

Das Epitaph neben dem Marienaltar erinnert an die Reichsgräfinnen Elisabeth, die 1744 im Alter von 30 Jahren starb, und Eleonore von Grafenegg, zwei Wohltäterinnen des Klosters, mit denen das Geschlecht der Grafenegg ausstarb.

Besonders aufwändig ist der Schalldeckel der Kanzel gestaltet. Er wird von zwei Posaunenengeln bekrönt und ist wie der obere Teil des Hochaltars ein Werk von Ignaz Hillenbrand.

Von dem Kunstschreiner Hans Michael Baur, der auch die Türen der beiden Portale schuf, stammt das holzgeschnitzte Chorgestühl.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler - Bayern III - Schwaben (Bearb: Bruno Bushart, Georg Paula). 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 1989, ISBN 3-422-03008-5, S. 391–394.
  • Claudia Fuchs: Kirche zu Unserer Lieben Frau in Günzburg. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2003, ISBN 3-89870-143-3
  • Klaus Kraft: Die Kunstdenkmäler von Schwaben. Landkreis Günzburg 1. Stadt Günzburg. In: Die Kunstdenkmäler von Bayern. Regierungsbezierk Schwaben. Bd. IX. Landkreis Günzburg 1 - Stadt Günzburg. R. Oldenbourg Verlag, München 1993, ISBN 3-486-55211-2, S. 84–139
  • Franz Reißenauer: Günzburg. Geschichte einer schwäbischen Stadt. Band 1: Von den Anfängen bis 1805. Wißner Verlag, Augsburg 2009, ISBN 978-3-89639-721-8, S. 176–178 u. S. 309–320
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Koordinaten: 48° 27′ 23,5″ N, 10° 16′ 36,3″ O