„Fitna (Film)“ – Versionsunterschied

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Das [[Arabische Sprache|arabische]] [[Fitna (Islam)|''Fitna'' ({{ArF|فتنة}})]] bedeutet in etwa „[[Versuchung]]“ oder „[[Zwietracht]]“, aber auch „Krieg zwischen Muslimen“. Der siebzehnminütige Film beginnt mit der Einstellung auf ''[[Das Gesicht Mohammeds]]'', eine von [[Jyllands-Posten]] veröffentlichte Karikatur, die [[Mohammed]] mit einer Bombe als Turban darstellt; eine Uhr zählt von 15’00” rückwärts. Im ersten Teil des Films werden Koranverse zitiert (8:60, 4:56, 47:4, 4:89, 8:39). Dazu werden Bilder von [[Islamismus|islamistisch]] motivierten Gewalttaten ([[Terroranschläge am 11. September 2001|11. September]], [[Madrider Zuganschläge]] und [[Terroranschläge am 7. Juli 2005 in London|U-Bahn-Anschläge in London]]) gezeigt und mit ausgewählten Aufnahmen islamistischer Agitatoren kombiniert. Der zweite Teil soll eine „[[Islamisierung]]“ Europas suggerieren: In Folge dieser wären die Rechte von Minderheiten wie [[Homosexualität|Homosexueller]] oder [[Frau]]en gefährdet.<ref>{{Cite journal
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== Geschichte ==
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<!-- Einordnung in den historischen Kontext -->
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Wilders war bereits seit mehreren Jahren für seine anti-islamischen Initiativen bekannt. Im Oktober 2005 hatte er in der [[Tweede Kamer der Staten-Generaal]]
Wilders war bereits seit mehreren Jahren für seine [[Islamkritik|islamkritischen]] Initiativen bekannt. Im Oktober 2005 hatte er in der [[Tweede Kamer der Staten-Generaal]]
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Version vom 30. April 2009, 21:15 Uhr

Film
TitelFitna
ProduktionslandNiederlande
OriginalspracheNiederländisch
Erscheinungsjahre2008
Länge17 Minuten
Stab
Regie„Scarlet Pimpernel“
DrehbuchGeert Wilders
„Scarlet Pimpernel“
Schnitt„Scarlet Pimpernel“

Fitna ist ein Kurz- und Kompilationsfilm des niederländischen Politikers Geert Wilders. Der Film ist im wesentlichen eine Collage von Zitaten aus verschiedenen Suren in Kombination mit in Printmedien und Film- und Fernsehaufnahmen dokumentierten islamistisch motivierten Gewaltszenen zu Beginn des 21. Jahrhunderts.

Inhalt

Das arabische Fitna (فتنة) bedeutet in etwa „Versuchung“ oder „Zwietracht“, aber auch „Krieg zwischen Muslimen“. Der siebzehnminütige Film beginnt mit der Einstellung auf Das Gesicht Mohammeds, eine von Jyllands-Posten veröffentlichte Karikatur, die Mohammed mit einer Bombe als Turban darstellt; eine Uhr zählt von 15’00” rückwärts. Im ersten Teil des Films werden Koranverse zitiert (8:60, 4:56, 47:4, 4:89, 8:39). Dazu werden Bilder von islamistisch motivierten Gewalttaten (11. September, Madrider Zuganschläge und U-Bahn-Anschläge in London) gezeigt und mit ausgewählten Aufnahmen islamistischer Agitatoren kombiniert. Der zweite Teil soll eine „Islamisierung“ Europas suggerieren: In Folge dieser wären die Rechte von Minderheiten wie Homosexueller oder Frauen gefährdet.[1] Am Ende des Films wird schriftlich die Aufforderung eingeblendet, „die islamische Ideologie“ zu bekämpfen. Der Zähler vom Anfang ist nun bei Null angekommen, es folgt ein Schnitt auf ein Gewitter mit Donner und Blitz.

Geschichte

Wilders war bereits seit mehreren Jahren für seine islamkritischen Initiativen bekannt. Im Oktober 2005 hatte er in der Tweede Kamer der Staten-Generaal einen Gesetzesentwurf für einen Bann des Tragens einer Burka in den Niederlanden eingebracht.[2] 2007 hatte er in einem Meinungsartikel in De Volkskrant den Koran als „faschistisches Buch“ bezeichnet, das man, wie Mein Kampf, verbieten müsse.[3]

Ankündigung

Fitna wurde am 28. November 2007 durch einen Artikel auf der Titelseite von De Telegraaf in die öffentliche Debatte eingeführt.[4] Nicht nur in den Niederlanden war dies der Auftakt zu einer ersten Phase der Deliberation.

Jaap de Hoop Scheffer sah in dem Film eine Gefahr für die NATO in Afghanistan.[5] Die Polizei in Amsterdam und Rotterdam wurde in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt und Botschaften, Organisationen und Unternehmen von der Regierung gewarnt. Der syrische Großmufti Ahmed Badr al-Din al-Hassoun warnte in einer Rede vor dem Europäischen Parlament vor einem „Blutvergießen“, das der Film auslösen könnte. Die malaysische Botschafterin Noor Farida Ariffin sagte in einem Interview mit De Volkskrant, es würde „Dutzende Tote“ geben werden und erinnerte dabei an Das Gesicht Mohammeds.[6]

Mit der Wirkung des Films hat die niederländische Anti-Terror-Behörde eine Erhöhung der nationalen Bedrohungsstufe begründet.[7] Ministerpräsident Jan Peter Balkenende sieht die Gefahr von Boykotten der niederländischen Wirtschaft. Ayaan Hirsi Ali, Drehbuchautorin des islamkritischen Films Submission, sieht Provokation als Motiv des Films und fordert, die Immigrationsdebatte nicht den Extremen zu überlassen.[5]

Die Website des Films wurde am 23. März 2008 vom US-amerikanischen Internetdienstanbieter Network Solutions geschlossen. Auf der Site waren zuvor der Titel des Films „Fitna“ und der Hinweis auf die baldige Veröffentlichung zu sehen. Network Solutions erklärte nun, es habe zahlreiche Beschwerden gegeben, die zurzeit überprüft würden.[8][9] Network Solutions teilte mit, die Website geschlossen zu haben, nachdem man von Wilders eine Vorabversion des Films zur Überprüfung angefordert, aber keine Antwort erhalten habe.[10][11] Leon de Winter kritisierte die Abschaltung der Seite als vorauseilende Zensur.[12] Von Seiten deutscher Islamgegner wurde der Umstand, dass die von derselben Firma verwaltete Webseite der Hisbollah[13] nicht gegen die Nutzungsbestimmungen verstößt, als Indiz für eine Sympathie der Firma für die Hisbollah gewertet.[14] Network Solutions reagierte auf die Kritik mit dem Abschalten der Hisbollah-Seite.[15]

Veröffentlichung

Am 27. März 2008 gegen 19 Uhr wurde der Film in einer niederländischen und einer englischen Sprachversion auf dem Internet-Videoportal LiveLeak veröffentlicht,[16][17][18] nachdem kein Fernsehsender zur Ausstrahlung bereit war.

LiveLeak entfernte den Film jedoch bereits am 28. März 2008 mit einem Hinweis auf Morddrohungen auf Mitarbeiter der Firma wieder. Der Film hatte sich jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits im Internet verbreitet und war auf andere Seiten kopiert worden. LiveLeak stellte Fitna am 31. März 2008 wieder ein. Man habe Sicherheitsvorkehrungen getroffen und wolle sich nicht durch Drohungen unter Druck setzen lassen, legales und regelkonformes Material zu zensieren, nur weil manche den Inhalt nicht mögen.[19][20]

Folgen

Die niederländische Regierung distanzierte sich von dem Film. Ministerpräsident Jan Peter Balkenende erklärte, er erkenne nicht, dass der Film etwas anderes bezwecke als die Verletzung von Gefühlen. Ungeachtet dessen übergab die iranische Regierung dem niederländischen und – als Vertreter der derzeitigen EU-Ratspräsidentschaft – dem slowenischen Botschafter im Teheraner Außenministerium Protestnoten.[21] Ayatollah Ahmad Khatami, ein prominenter iranischer Geistlicher, vermutete das „zionistische Regime“ (Israel) und nicht näher definierte Mächte der Unterdrückung als treibende Kräfte hinter Wilders' Film.[22]

Die Botschafter von 26 Ländern forderten die niederländische Regierung auf, rechtlich gegen Fitna vorzugehen. Einige Personen und Organisationen haben Strafanzeige gegen Wilders gestellt.[23] UN-Gereralsekretär Ban Ki-moon forderte die Verbreitung des Films zu unterbinden. Verhetzung und Aufforderung zur Gewalt seien nicht eine Frage der freien Meinungsäußerung.[24]

Der Zeichner der dänischen Karikatur, Kurt Westergaard, betont, dass er Wilders die Verwendung seines Cartoons nicht genehmigt habe und wehrt sich dagegen, dass seine Zeichnung „aus ihrem ursprünglichen Kontext gerissen wird“. Er kritisiert, dass Wilders stark verallgemeinere und Muslime grundsätzlich als potenzielle Terroristen wahrnehme. Seine Karikatur richte sich hingegen „nicht gegen die muslimische Gesellschaft an sich“, sondern sollte „auf fanatische islamistische Terroristen abzielen“. Die dänische Journalistengewerkschaft beantragt eine einstweilige Verfügung gegen Wilders’ Film.[25] Wilders kündigte eine korrigierte Fassung seines Filmes an, in dem sowohl auf die Karikatur verzichtet wird, als auch das Foto des Rappers Salah Edin ersetzt werden soll, das versehentlich anstelle eines Bildes des van-Gogh-Mörders eingeblendet wird.[26]. Die revidierte Fassung wurde am 6. April 2008 bei LiveLeak veröffentlicht.

Wilders wurde aufgrund Verletzungen von Urheber- und Persönlichkeitsrechten des niederländischen Rappers Salah Edin zu einer Geldstrafe verurteilt. [27] Ein Prozess aufgrund Volksverhetzung wurde jedoch zu seinen Gunsten entschieden. [28]

Proteste gab es vor allen in Pakistan. So demonstrierten etwa in Karatschi mehr als 25.000 Menschen gegen den islamkritischen Film. [29]

Der saudi-arabische Blogger Raid al-Saed veröffentlichte am 1. April mit „Schism“ (etwa „Teilung“) eine Parodie auf „Fitna“. Laut Aussage des Autors ging es ihm darum „zu zeigen, dass es einfach sei, Vorurteile und Hass zu erzeugen, wenn man – wie Wilders – willkürlich Zitate aus einem heiligen Buch mit Bildern von Gewalt illustriere“. Kritiker bemängeln allerdings, dass die gezeigten Gewalttaten nicht religiös motiviert seien.[30] [31]

Rezensionen

In den Medien wurde der Film nach der Veröffentlichung überwiegend negativ bewertet:

Gerald Traufetter bezeichnet in seinem Beitrag auf Spiegel Online den Film als „Pamphlet, eine wüste Collage von Horror- und Zerrbildern des Islam“[32]. Die Süddeutsche Zeitung kritisiert, der Film kläre nicht auf, sondern setze „dem Terrorismus die Hetze entgegen, die weiteren Terror provozieren wird“.[33] Die Zeit urteilt: „Gemessen an diesem „Pamphlet“ ist Hirsi Alis und van Goghs umstrittener Koran-kritischer Film gegen die Unterdrückung der Frauen im Islam (Submission) geradezu ein künstlerisch anspruchsvoller Film-Essay“.[34] Focus Online bezeichnet Wilders als „Blonden Hetzer mit Anti-Islam-Mission“.[35]

Manche Kommentatoren waren aber auch der Meinung, dass der Film weit weniger provokant oder offensiv sei als erwartet. Die FAZ schreibt z. B.: „Geert Wilders hat kein Symbol des Islams entwürdigt oder herabgesetzt. Es gibt in Fitna – wenn man von einer motivisch genutzten dänischen Karikatur (die Turbanbombe) absieht – keine Verächtlichmachung des Propheten, des Korans oder der gläubigen Menschen. Es ist vielmehr eine sehr geschickte, suggestive Collage des Hasses der Islamisten gegen den Rest der Menschheit.“[36]

Thorsten Dörting sagte in Spiegel Online „Wozu die Aufregung? Beim westlichen Publikum wird der holländische Rechtspopulist Geert Wilders mit seinem Anti-Islam-Video auf Unverständnis stoßen. Denn sein filmisches Pamphlet bedient sich genau jener Bilder und Methoden, die sonst nur Islamisten benutzen.“[37]

Die Muslimin Fatma Aykut rezensierte in Spiegel Online: „Der Filmtitel „Fitna“ bedeutet übersetzt „Chaos“ – und das ist der Film bis zur zehnten Minute. Ein loses Aneinanderreihen von Filmsequenzen [..]. Was ist eigentlich der Erkenntnisgewinn aus diesem Film? Was will der Autor? Doch dann, nach der zehnten Filmminute, wird sein Ziel glasklar. Wilders hat nicht die Islamisten aus Afghanistan, Pakistan oder dem Irak im Visier, sondern die Muslime in Europa.[..] Das Verzwickte an diesem Film ist: Er zeigt einen Aspekt der muslimischen Realität in Europa – und zwar blöderweise auch noch dokumentarisch. [..] Nur hält er bewusst einige wichtige Informationen zurück. Die hohe Arbeitslosigkeit unter Migranten, die geringen Bildungschancen, den alltäglichen Rassismus, dem viele, vor allem männliche Migrantenkinder, ausgesetzt sind.“[38]

Der islamkritische Journalist und Schriftsteller Henryk Broder kritisiert in einem Beitrag in Spiegel Online, dass sich die niederländische Regierung für den Film entschuldigt und die niederländischen Fernsehsender eine Ausstrahlung abgelehnt haben.[39] In der Kritik am Film sieht er eine vorauseilende Appeasement-Politik. Auch kritisiert er die Bezeichnung Wilders als „Rechtspopulist“ als diffamierend.[40]

Imam Mohammad Al-Hayek setzte sich gegenüber ABC News mit den in Fitna zitierten Koranversen auseinander und vertritt die folgenden Interpretationen:[41] Der Vers 8:6[0], wie auch 47:4, beziehe sich auf die Verteidigung im Krieg; ein Angriffskrieg auf Andersgläubige sei ausgeschlossen. Der folgende Vers 8:61 fordere explizit dazu auf, Frieden zu schließen, wenn die Gegner ihn auch wollen. 8:39 fordere Muslime auf, sich gegen religiöse Verfolgung zu wehren. Der Film verwende das Wort „dissension“ (Meinungsverschiedenheit), wo „persecution“ (Verfolgung) die bessere Übersetzung wäre. Vers 4:56 beschreibe Höllenqualen im Jenseits. Vers 4:89 schließlich beziehe sich auf Verräter während der Schlacht von Uhud.

In einem Interview auf der Website des Humanistischen Pressedienstes vertrat die Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime, Mina Ahadi, die Ansicht, Fitna „sei kein rechter Film“, da das Eintreten für die Menschenrechte von Frauen und Homosexuellen kein Ausdruck (politisch) rechter Gesinnung sei. Ahadi sagte weiter: „Diejenigen, die den Film so einfach in die rechte Ecke drücken wollen, sind entweder ignorant, wollen also das Problem des politischen Islam nicht sehen, oder sind einfach nur feige“. Der Film decke vielmehr „die enge Verknüpfung von islamischem Glauben und politischem Islamismus“ auf und zeige die menschenverachtende Seite des politischen Islam. Problematisch sei jedoch die Gleichsetzung des letzteren mit den Positionen gemäßigter Muslime.[42]

In einem Gastbeitrag in Spiegel Online bezeichnete der unter dem Pseudonym Ibn Warraq schreibende Islam-Dissident den Filmautor Geert Wilders als „Held[en] unserer Zeit“, der gegen den „Islamofaschismus“ aufzustehen wage. Die Kritik, Wilders' Film reiße Zitate aus dem Zusammenhang, sei unberechtigt: Die im Film verwendeten Koranzitate würden von Muslimen selbst zur Entwicklung ihrer Theorie vom Heiligen Krieg herangezogen. Gerade Unterdrückung von Islamkritik werde aber zu „giftigem, rassistischem Populismus“ führen.[43]

In der Weltwoche schrieb ein Autor, der aus Sicherheitsgründen das Pseudonym „René Marcus“ benutzt und nach Angaben des Magazins Professor an einer renommierten europäischen Universität sei, die Vorwürfe, der Film stachle zum Hass auf und reiße Zitate aus dem Zusammenhang, seien falsch, wie ein Studium des Korans belege: „Der Koran, das heilige Buch der Muslime, ist ein Buch, in dem die Verbalwurzel qtl, «töten», 187-mal vorkommt, davon 25-mal im Imperativ (z.B. Sure 4, 89 und 91; Sure 9, 4 und 14 und 29).“ In diesem Zusammenhang stellt der Autor die Frage, warum sich nicht diejenigen Muslime, die Gewalt im Namen des Islam als eine Pervertierung ihrer Religion ansehen, deutlicher gegen die Gräueltaten positionieren: „Ist Osama Bin Laden ein frommer Muslim? Oder pervertiert er die Botschaft des Propheten? Wenn er sie pervertiert, muss er per Fatwa aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausgestossen werden.“[44]

Irshad Manji schrieb auf washingtonpost.com, der Film sei rüpelhaft und langweilig („boorish and boring“) und Wilders hätte damit der freien Meinungsäußerung einen schlechten Dienst erwiesen, da der Film vorhersehbar und unkreativ sei und Wilders damit wenig mehr als eine mittelmäßige Moralpredigt („a garden-variety harangue“) erreicht habe, das Ergebnis von Freiheit in diesem Fall auf Banalität hinausgelaufen sei. Manji schlug in ihrer Rezension vor, Wilders hätte besser die im Film benutzten Bilder mit positiven Auszügen aus dem Koran konterkatieren sollen, um den Widerspruch zwischen dem extremistischen Teil des Islams mit den liberaleren Teilen des Korans aufzuzeigen.[45]

Einzelnachweise

  1. Scott Long: Unbearable witness: How Western activists (mis)recognize sexuality in Iran. In: Contemporary Politics. 15. Jahrgang, März 2009, S. 119–136, S. 127, DOI:doi:10.1080/13569770802698054(?!).
  2. Sawitri Saharso, Doutje Lettinga: Contentious Citizenship: Policies and Debates on the Veil in the Netherlands. In: Social Politics. 15. Jahrgang, Nr. 4, 1. Dezember 2008, S. 455–480, S. 464.
  3. Geert Wilders: Genoeg is genoeg: verbied de Koran. In: De Volkskrant. 8. August 2007, abgerufen am 25. März 2008 (niederländisch).
  4. Scholten, Otto, Nel Ruigrok, Martijn Krijt, Joep Schaper, and Hester Paanakker. 2008. “Fitna en de media:Een onderzoek naar aandacht en rolpatronen”, S. 2 http://www.nieuwsmonitor.net/Media_en_Fitna.pdf (Zugriff: 29. April 2009).
  5. a b Mark Tran: Dutch government could ban anti-Islam film. In: The Guardian. 21. Januar 2008, abgerufen am 9. März 2008 (englisch).
  6. Rob Savelberg: Rechtspopulist will Muslime provozieren. In: Die Welt. 17. Januar 2008, abgerufen am 9. März 2008.
  7. Sicherheitsstufe wegen Anti-Koran-Film erhöht. In: 3sat.de. 7. März 2008, abgerufen am 9. März 2008.
  8. Werner Perger: Wenn der Wahnsinn waltet. In: Die Zeit. 21. Januar 2008, abgerufen am 9. März 2008.
  9. Film-Website von Islamkritiker Wilders geschlossen. In: Yahoo Nachrichten. 23. März 2008, abgerufen am 24. März 2008.
  10. heise.de: US-Provider sperrt Website für Anti-Islam-Film
  11. networksolutions.com: Network Solutions’ Statement Regarding the Suspension of Fitnathemovie.com
  12. Anna Reimann: Czech Party Offers to Show Anti-Islam Film. In: Spiegel Online. (englisch).
  13. [[WHOIS]] information for hizbollah.org. In: mirahost. 6. Februar 1998, abgerufen am 24. März 2008.
  14. Florian Rötzer: Wilders Website für Anti-Islam-Film offline. In: Telepolis. (deutsch).
  15. Brian Krebs: Network Solutions Pre-Censors Anti-Islam Site. In: Security Fix. 26. März 2008, abgerufen am 31. März 2008 (englisch).
  16. FAZ vom 29. März 2008, Seite 33
  17. Spiegel Online: „Rechtspopulist Wilders veröffentlicht koranfeindlichen Film“, 27. März 2008
  18. Fitna the Movie. 27. März 2008, abgerufen am 27. März 2008.
  19. Anti-Islam-Propaganda: Wilders-Film ist wieder online. In: Die Zeit datum=31. März 2008. Abgerufen 31. März.
  20. Fitna the Movie: Geert Wilders' film about the Quran (English). In: LiveLeak.com datum=30. März 2008. Abgerufen 31. März.
  21. n-tv:Botschafter einbestellt 30. März 2008
  22. Ynetnews: Iran cleric says Israel behind anti-Islam Dutch film 4. April 2008
  23. Rechtliche Schritte gegen Anti-Koran-Film gefordert. In: 3sat.de. 31. März 2008, abgerufen am 31. März 2008.
  24. Lewis Krauskopf, Mohammad Zargham: U.N.'s Ban condemns Dutch film as anti-Islamic. In: Reuters. 28. März 2008, abgerufen am 31. März 2008 (englisch).
  25. „Meine Karikatur muss aus Wilders’ Film raus“. In: spiegel.de. (deutsch).
  26. Wilders past anti-Koranfilm Fitna aan. In: De Volkskrant. 31. März 2008, abgerufen am 31. März 2008 (niederländisch).
  27. Spiegel Online: Rechtspopulist Wilders zu Geldstrafe verurteilt
  28. Spiegel Online: Gericht weist Klage wegen Volksverhetzung ab
  29. Spiegel Online: 25.000 Menschen protestierten gegen Wilders-Film
  30. netzeitung: Saudischer Blogger veröffentlicht Anti-Bibel-Film. In: netzeitung.de. (deutsch).
  31. Welt.de: Blogger stellt Anti-Christen-Film ins Netz. In: welt.de. (deutsch).
  32. Gerald Traufetter: Koranfeindliches Video veröffentlicht – Protest gegen Rechtspopulist Wilders. In: spiegel.de. (deutsch).
  33. Gökalp Babayigit: 15 Minuten Hass. In: sueddeutsche.de. (deutsch).
  34. Werner A. Perger: Hetzer oder Freiheitskämpfer? In: zeit.de. (deutsch).
  35. Helena Kysela: Blonder Hetzer mit Anti-Islam-Mission. In: Focus Online. 28. März 2008, abgerufen am 30. April 2009 (deutsch).
  36. Nils Minkmar: Rechtspopulist Wilders gegen die Islamisten. In: FAZ.NET. (deutsch).
  37. Spiegel Online: Wollt ihr die totale Langeweile?
  38. Fatma Aykut in Spiegel Online: „Ich fühle mich nicht im geringsten verletzt“
  39. Interview mit Broder im Deutschlandfunk vom 28. März 2008 (MP3)
  40. Henryk M. Broder: Der Populist, der keiner ist. In: spiegel.de. (deutsch).
  41. Rehab el-Buri: Uproar Over Anti-Islam Film Falls Flat. In: ABC News. 28. März 2008, abgerufen am 29. März 2008 (englisch).
  42. Humanistischer Pressedienst: Wir müssen über Fitna diskutieren! 29. März 2008
  43. Spiegel Online: „Geert Wilders ist ein Held unserer Zeit“ 02. April 2008
  44. Die Weltwoche: „Tötet sie!“ Ausgabe 14/2008
  45. Irshad Manji: „Anti-Muslim Film Boorish and Boring“, auf washingtonpost.com, 2. April 2008.