„Fall Blau“ – Versionsunterschied

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Bei der '''Operation Blau''' (eigentlich: ''Fall Blau'') handelt es sich um den Decknamen des ersten Teils der deutschen Sommeroffensive des Jahres 1942 in der [[Sowjetunion]].
Mit dem Decknamen '''„Operation Blau“''' oder '''„Fall Blau“''' bezeichnete das [[Zeit des Nationalsozialismus|nationalsozialistische Regime]]) den ersten Teil der Sommeroffensive der [[Wehrmacht]] im Jahr 1942 während des [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|deutsch-sowjetischen Krieges]].


== Vorgeschichte ==
== Vorgeschichte ==

Version vom 11. November 2012, 18:46 Uhr

Fall Blau
Teil von: Zweiter Weltkrieg

Deutsche Panzer II in der Kalmückensteppe
Datum 28. Juni bis November 1942
Ort Donezbecken, Kaukasus, Kuban Gebiet, Sowjetunion
Ausgang Strategische deutsche Niederlage
Konfliktparteien

Deutsches Reich NS Deutsches Reich

Sowjetunion 1923 Sowjetunion

Befehlshaber

Wilhelm List (Heeresgruppe A)
Maximilian Freiherr von Weichs (Heeresgruppe B)

Semjon Timoschenko

Truppenstärke

Heeresgruppe A:
11. Armee
17.Armee
1. Panzerarmee
Vierte Rumänische Armee
Heeresgruppe B:
2. Armee
6. Armee
4. Panzerarmee
Dritte Rumänische Armee
Achte Italienische Armee
Zweite Ungarische Armee

Insgesamt:
ca. 1.500.000
1500 Panzerfahrzeuge
1550 Flugzeuge

Südfront
Südwestfront
Donfront
Nordkaukasische Front
Transkaukasusfront








Insgesamt:
über 2.300.000

Verluste

unbekannt

unbekannt

Vorlage:Linkbox Krieg gegen die Sowjetunion

Mit dem Decknamen „Operation Blau“ oder „Fall Blau“ bezeichnete das nationalsozialistische Regime) den ersten Teil der Sommeroffensive der Wehrmacht im Jahr 1942 während des deutsch-sowjetischen Krieges.

Vorgeschichte

Deutsche motorisierte Infanterie im Sommer 1942 in Süd-Russland

Nachdem der Überfall auf die Sowjetunion 1941 nicht zum erwarteten Zusammenbruch der Sowjetunion geführt hatte und die deutschen Angriffskeile vor Leningrad, Moskau und Sewastopol zum Stehen gekommen waren, sah sich die Wehrmacht im Winter 1941/42 mit ersten Gegenoffensiven der Roten Armee konfrontiert.

Als Reaktion darauf ernannte Hitler sich selbst zum Oberbefehlshaber des Heeres und gab den Befehl zum Halten der Frontlinie, was zwar größere Gebietsverluste verhinderte, jedoch auch wichtige Ressourcen aufbrauchte, die für die nächsten Operationen dringend benötigt wurden.

Dennoch wollte Hitler im Sommer 1942 eine Offensive am südlichen Frontabschnitt starten, um Deutschland die kriegswichtigen Ölfelder von Maikop, Grosny und Baku zu sichern. Dem stand entgegen, dass die Teile des deutschen Heeres, die gegen die Sowjetunion eingesetzt wurden, vom 22. Juni 1941 (Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion) bis Frühjahr 1942 bereits über 30 Prozent ihrer Ausgangsstärke von 3,2 Millionen Mann als Verluste (Gefallene, Verwundete, Vermisste) eingebüßt hatten.[1]

Im Entwurf Halders vom 28. März 1942 hatte das Kennwort für die Operation noch „Siegfried“ gelautet, sie wurde am 5. April 1942 durch Deckname Fall Blau ersetzt.[2]

Planung

Deutsche Artillerie im August 1942

In der Weisung Nr. 41 vom 5. April 1942 legte Adolf Hitler die Ziele der Operationen fest, welche die drei Heeresgruppen im Sommer durchführen sollten. Der Heeresgruppe Süd fiel hierbei die Aufgabe zu, zunächst das industriell wichtige Donezbecken zu besetzen, danach den strategisch wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Stalingrad im Norden ihres Operationsgebietes einzunehmen, um dann auch zu den Ölfeldern bei Maikop, Grosny und Baku im äußersten Süden des Angriffsgebietes, im Kaukasusgebiet, vorzustoßen.

Die Aufgabe des Nordflügels der Heeresgruppe, der die 6. Armee, die 4. Panzerarmee sowie die Rumänischen 4. Armee umfasst, waren die Vernichtung des Gegners im Donbogen durch eine Umfassung und die Eroberung Stalingrads und somit die Absperrung der Wolga für den russischen Nachschub. Die durch diesen Vorstoß immer länger werdende Nordflanke sollte von der 2.Armee, der Ungarischen 2. Armee und der 8. Italienischen Armee gesichert werden. Nach dem Fall Stalingrads sollte die 4. Panzerarmee dann gemeinsam mit der 1. Panzerarmee und der 17. Armee nach Süden in Richtung Kaukasus und Baku vorstoßen. Die 11. Armee und die Rumänische 3. Armee, welche vorläufig noch auf der Halbinsel Krim gebunden waren, sollten über die Meerenge von Kertsch nachgeführt werden.

Schwachpunkt des Plans war die langgezogene Nordflanke, zu deren Verteidigung immer zwei bis drei Armeen abgestellt waren, die beim Vormarsch fehlten und trotzdem eine so lange Front im Falle eines massierten Angriffs nicht effektiv verteidigen konnten. Diese Aufgabe fiel hauptsächlich den Armeen verbündeter Staaten zu, wobei diese jedoch wenig oder gar keine Kampferfahrung hatten und zu einem großen Teil schlecht bewaffnet waren.

Außerdem waren logistische Probleme vorauszusehen, da Nachschub für den geplanten Vorstoß im Wesentlichen von einer einzigen leistungsfähigen Eisenbahnbrücke über den Dnjepr bei Dnjepropetrowsk abhing.

Hitler jedoch nahm diese Risiken bewusst in Kauf, da für ihn die Eroberung der Ölfelder absolute Priorität hatte und er erneut – wie schon zu Beginn der Operation Barbarossa – nach den zahlreichen für Deutschland siegreich beendeten Kesselschlachten mit hohen sowjetischen Verlusten die verbliebene Stärke der Roten Armee unterschätzte.

Am 19. Juni 1942 – kurz vor Beginn der deutschen Sommeroffensive – unternahm der Erste Generalstabsoffizier der 23. Pz.-Div., Major Reichel, einen Erkundungsflug; die Maschine musste knapp hinter den sowjetischen Linien notlanden. Den Sowjets fielen dabei Karten und Pläne für die erste Operationsphase in die Hände.

Operationsverlauf

Der deutsche Vorstoß vom 7. Mai bis zum 18. November 1942.
  • bis zum 7. Juli
  • bis zum 22. Juli
  • bis zum 1. August
  • bis zum 18. November
  • Deutscher Panzerjäger „Marder III“ auf einem Feld im Süden Russlands
    Panzer III in einem Dorf im Süden Russlands

    Die Offensive begann am 28. Juni 1942. Nahezu überall zogen sich die sowjetischen Verteidiger zurück, da das Sowjetische Oberkommando die deutsche Sommeroffensive bei Moskau erwartet hatte und 50 % der Roten Armee dort stationiert waren. Schon am 5. Juli erreichten die deutschen Panzerspitzen den Don bei Woronesch. Die sowjetischen Verbände konnten sich jedoch durch Preisgabe von Gelände einer Vernichtung entziehen. Hitler leitete die Operationen von seinem Hauptquartier bei Winniza in der Westukraine. Auf Grund des günstigen Operationsverlaufs und des schwachen Widerstandes kam er zu der Auffassung, dass der Gegner in Auflösung begriffen sei. Es wurde vom ursprünglichen Plan abgewichen, um eine schnellere Verfolgung auf breiter Front zu ermöglichen. Am 9. Juli ließ Hitler die Heeresgruppe Süd in die Heeresgruppe A mit Ziel Kaukasus und die Heeresgruppe B mit Ziel Stalingrad und Flankendeckung aufspalten. So sollten beide Ziele (Stalingrad unter dem Decknamen Braunschweig und Kaukasus unter Edelweiß) gleichzeitig in Angriff genommen werden. Die 4. Panzerarmee wurde dabei zur Heeresgruppe A befohlen, so dass der Vorstoß auf Stalingrad der 6. Armee allein zufiel. Außerdem wurden noch sieben Divisionen von der Krim sowie das AOK 11 für andere Aufgaben abgezweigt. Weil er gegen diese Operationsführung protestierte, wurde der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd bzw. B, Fedor von Bock, am 15. Juli durch Maximilian von Weichs ersetzt.

    Stalin gab der Verteidigung der Wolga-Linie nunmehr absolute Priorität, zog neue Verbände heran und verbot kategorisch jeden weiteren Rückzug. Bereits am 31. Juli musste Hitler die Kräfteverteilung erneut ändern. Aufgrund des plötzlichen harten Widerstands im Donbogen wurde die 4. Panzerarmee doch nicht für die Heeresgruppe A freigegeben, sondern sollte am Hauptangriff auf Stalingrad teilnehmen. Am 23. Juli war es der Heeresgruppe A gelungen, nach schweren Kämpfen die Stadt Rostow an der Donmündung zu erobern. Bis zum 28. Juli waren Brückenköpfe am unteren Don gebildet.

    Die 17. Armee wandte sich südwärts in Richtung des Schwarzen Meeres. Divisionen, die zur 11. Armee auf der Krim gehört hatten, und die 3. Rumänische Armee besetzten das Kuban-Gebiet. Die 1. Panzerarmee erreichte am 9. August die Ausläufer des Kaukasus, was einem Vorstoß von 500 Kilometern in weniger als zwei Wochen entsprach. Die auseinanderstrebenden Angriffsrichtungen und die Weite des Operationsraumes stellte jedoch die Versorgungslogistik vor unlösbare Probleme. Die Ölfelder von Maikop waren von den sowjetischen Verteidigern vor ihrem Rückzug aus der Stadt so nachhaltig zerstört worden, dass sie trotz der intensiven Bemühungen der Technischen Brigade Mineralöl (TBM) auf Monate hinaus nicht zur Verfügung standen und daher nicht im ursprünglich eingeplanten Umfang zur Verbesserung der Treibstoffversorgung der deutschen Armeen beitragen konnten. Der Vormarsch kam in der Folge wegen Nachschubmangels und des Widerstandes der Transkaukasusfront zum Stehen. Am 10. September löste Hitler Generalfeldmarschall Wilhelm List als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe A ab und übernahm deren Führung direkt.

    Die Überquerung des Don durch die 6. Armee am 21. August erlaubte es der Heeresgruppe B, Verteidigungsstellungen entlang des Flusses einzunehmen, die weniger als 60 Kilometer von Stalingrad entfernt lagen. Dies nutzte die Luftwaffe, die zeitweise mehr als die Hälfte ihrer einsatzfähigen Flugzeuge in den Bereich der Heeresgruppe B verlegt hatte, für massive Luftangriffe auf die Stadt, bei denen diese großteils in Schutt und Asche gelegt wurde und mehr als 40.000 Menschen starben. Am 23. August erreichten deutsche Panzerspitzen die Wolga nördlich von Stalingrad.

    Durch die 6. Armee im Norden und die 4. Panzerarmee weiter südlich sollten die sowjetische 62. und die 64. Armee, welche bereits stark angeschlagen waren, eingeschlossen werden. Am 29. August begann die 4. Panzerarmee planmäßig mit der Offensive und stieß weit in Richtung Stalingrad vor. Da die 6. Armee jedoch noch damit beschäftigt war, einen russischen Gegenangriff abzuwehren, konnte sie erst drei Tage später angreifen, was den sowjetischen Armeen die Möglichkeit gab, aus dem Kessel zu entkommen. Erst am 10. September erreichten deutsche Einheiten den Stadtrand von Stalingrad. Das sowjetische Oberkommando gewann Zeit, immer neue Reserven von anderen Frontabschnitten heranzuführen und Truppen im Hinterland aufzustellen.

    Ergebnis

    Bis zum Wintereinbruch hatte die Wehrmacht weite Teile des Gebiets zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer besetzt. Die Ölfelder von Maikop waren unter deutscher Kontrolle, auf dem Gipfel des Elbrus war die Reichskriegsflagge gehisst worden. Auch hatte man es geschafft, das westliche Donufer als Verteidigungslinie zu gewinnen und Stalingrad bis auf einen kleinen Teil zu besetzen. Jedoch war es nicht gelungen, die Rote Armee entscheidend zu schwächen.

    Die 6. Armee wurde zu einem langwierigen und verlustreichen Häuserkampf gezwungen. Gleichzeitig war die nördliche Flanke besonders zwischen Don und Wolga nicht ausreichend gesichert und anfällig für einen Flankenangriff. Am Terek war die Front in einem Stellungskrieg erstarrt. Auch die Basen der sowjetischen Schwarzmeerflotte konnten von der Roten Armee gehalten werden.

    Der Fall Blau muss als Misserfolg für die Wehrmacht angesehen werden. Trotz der Verwässerung der ursprünglichen Planungen durch Hitler lagen die wesentlichen Schwachpunkte bereits in der Anlage der Offensive begründet. Die enorme Ausdehnung des Operationsgebietes überbeanspruchte die vorhandenen Kapazitäten an Mensch und Material und machte eine Versorgung mit ausreichend Nachschub für die kämpfenden Verbände nahezu unmöglich.

    Mitte November nutzte die Rote Armee die überdehnten Frontlinien und deren ungenügende Absicherung für einen massiven Gegenangriff im Raum Stalingrad, der nach einer mehrwöchigen Kesselschlacht zur Vernichtung der 6. Armee führte. Durch diese Niederlage und weitere sowjetische Offensiven geriet der gesamten Südflügel in Gefahr, was den Rückzug der deutschen Verbände vom Kaukasus zur Folge hatte. Bis Februar 1943 gingen so weite Teile der in Sommer und Herbst 1942 eroberten Gebiete wieder verloren.

    Literatur

    • John Ray: The Daily Telegraph – illustrated history of the Second World War. Weidenfeld & Nicholson Military, London 2003, ISBN 0-297-84663-9.
    • Antony Beevor: Stalingrad. Goldmann, München 2001, ISBN 3-442-15101-5.
    • Walter Hubatsch: Hitlers Weisungen für die Kriegsführung 1939–1945. Dokumente des Oberkommandos der Wehrmacht. Ed. Dörfler, Utting 2000, ISBN 3-89555-173-2.
    • Andreas Hillgruber, Walter Hubatsch, Hans-Adolf Jacobsen, Percy Ernst Schramm: Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 1940–1945. Bernard & Graefe, Bonn, ISBN 3-7637-5933-6.

    Siehe auch

    Einzelnachweise

    1. P. E. Schramm: Kriegstagebuch des OKW, Teilband 1/1942, S. 304.
    2. P. E. Schramm: Kriegstagebuch des OKW, Teilband 1/1942, S. 316.

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