Ecolog

Ecolog AG

Logo der Ecolog AG: Ecolog. International Service Solutions
RechtsformAktiengesellschaft
Gründung1998[1]
SitzIn der Steele 14, Düsseldorf
LeitungNazif Destani (Aufsichtsratsvorsitzender)
Thomas Wachowitz (geschäftsführender Vorstand)
Samir Izairi (Vorstand)
John Loeffen (Vorstand)
Mitarbeiterzahl1.500 (2006)[2]
3.000 (2009)[3]
Umsatz131 Millionen (2005)[2]
BrancheDienstleistungen für Militäroperationen
Websitewww.ecolog-international.com

Die Ecolog AG ist ein Militärdienstleister mit Hauptsitz in Düsseldorf. Sein Hauptarbeitsfeld ist die Versorgung von Truppen der ISAF in Afghanistan und der Koalition der Willigen im Irak. Im Februar 2010 erregte Ecolog Medienaufmerksamkeit durch den von NDR Info geäußerten Verdacht, in Organisierte Kriminalität verstrickt zu sein.[4] Eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Hamburg verbot dem NDR die Verbreitung der Vorwürfe.[5]

Geschichte

Der Unternehmensgründer Nazif Destani wuchs im Rheinland auf, sein Vater Lazim Destani sorgte bis zum Bosnienkrieg gewerblich für den Transport jugoslawischer Gastarbeiter von und nach Deutschland.[2] 1998 erfuhr Nazif Destani in der Kosovo-Hauptstadt Priština von den Problemen der Bundeswehr beim Waschen der Soldaten-Wäsche und gründete Ecolog zunächst für diese Aufgabe,[2] erweiterte Tätigkeitsfeld und Umfang jedoch seither stark. „Bei Toiletten- und Wäscheservice gilt Ecolog als Marktführer mit 131 Millionen Euro Umsatz 2005, 55 Prozent mehr als im Vorjahr.“[2] Mit über 13 Millionen US-Dollar lag der Anteil der Bundeswehr an diesen Einnahmen um 10 Prozent.[6] Im Jahr 2010 sind im Haushalt des Bundesverteidigungsministeriums 50 Millionen Euro für Aufträge an Ecolog vorgesehen.[4]

Seit 2005 hat die zuvor im mazedonischen Tetovo ansässige Ecolog AG ihren Sitz in Düsseldorf,[2] wo zuvor bereits Nazif Destanis GIED GmbH ansässig war, die sich mit der „Errichtung und den Betrieb von Bildungszentren in ehemaligen Kriegs- und Krisengebieten“,[7] insbesondere in Mazedonien, befasste. Ecolog wirbt mit dem Werbeslogan:

„We care for your needs![1]

Struktur

Ecolog-Gründer Nazif Destani ist heute Aufsichtsratsvorsitzender[1][4][8] und gilt als Alleinaktionär.[2] Thomas Wachowitz ist geschäftsführender Vorstand, ihm stehen Samir Izairi und John Loeffen zur Seite.[8]

Rund 90 Prozent der Ecolog-Mitarbeiter sind Mazedonier, die meisten aus der Gegend um Tetovo, aus der auch die Gründer-Familie Destani stammt.[2] Die deutsche Ecolog AG beschäftigt allerdings lediglich zwei bis drei Dutzend Angestellte.[9][10] Unter Berufung auf „Angaben eines Insiders der Firmen-Geschäfte“ berichtete die Frankfurter Rundschau, die verschiedenen zu Ecolog gehörenden Unternehmen seien juristisch nicht miteinander verbunden.[9] Durch diese „komplizierte Verflechtung“ sollten „größere Steuerzahlungen in Deutschland“ vermieden werden, da Vorstand Wachowitz „sein Unternehmen unter anderem steueroptimiert“ führe und „das Ecolog-Firmengeflecht als einen ‚Zusammenschluss mehrerer Unternehmen [betrachte], die zusammenwirken, um eine einzige Dienstleistung vor Ort zu erbringen.‘“[9]

Unabhängige Auslandsgesellschaften von Ecolog existieren in Mazedonien, Kuwait, Dubai und in der Türkei. Weitere Dependancen sind die Ecolog Inc. in den Vereinigten Staaten,[8] sowie Vertretungen im Libanon und in China.[11] Die Ecolog Inc. in den USA leitet seit 2007 der 1997 in den Ruhestand getretene General und zwischenzeitliche Manager des Konkurrenzunternehmens KBR (Kellogg Brown & Root), Steve L. Arnold.[12] Sevri Destani repräsentiert Ecolog-China in Shanghai.[13]

Die Ecolog AG ist Mitglied verschiedener Lobbyorganisationen der Rüstungsindustrie,[14] darunter die German Defence Technology Group, der Förderkreis Deutsches Heer, die Association of the United States Army, die International Peace Operations Association und das Corporate Council on Africa. Auf verschiedenen internationalen Rüstungs- und Sicherheitskonferenzen präsentiert sich Ecolog, unter anderem als „Goldsponsor“,[15] setzt sich für die „Auslagerung von vormals von Militärkräften selbst erbrachten Logistikleistungen an Private“[16] ein und vertritt das Konzept des Public Private Partnership im Militärbereich.[17] Ecolog betrachtet sich selbst als Vorreiter „in der Entwicklung und dem Ausbau der Privatisierung von militärischen Unterstützungsaufgaben.“[18]

Während die „Gruppe verbundener und assoziierter Unternehmen“[10] in der deutschen Öffentlichkeit bis 2009 fast unbekannt war,[10][19] ist Ecolog für in Afghanistan oder im Kosovo eingesetzte Bundeswehrsoldaten hingegen ein fester Begriff, da das Unternehmen in den dortigen Feldlagern Dienstleistungen wie Müllbeseitigung, Abwasserentsorgung und die Reinigung der Schmutzwäsche erledigt.[19]

Tätigkeit und Kritik

Geschäftsfelder und Kunden

Camp Marmal nahe Masar-e Scharif in Nord-Afghanistan, ein großer Ecolog-Einsatzort, Mai 2006.

Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen in den Bereichen Flugdienst, Logistik, Catering, Treibstoff, Container, Hoch- und Tiefbau, Telekommunikation, Reinigung, Wäscherei, Mobiltoiletten, Wasser- und Energieversorgung sowie Abfallentsorgung tätig,[20] was es zusammenfassend als „mobile Infrastrukturleistungen“ bezeichnet.[1]

Zu den Kunden der Ecolog AG zählen nach eigenen Angaben im Irak amerikanische, britische und italienische Streitkräfte, sowie der wichtige amerikanische Militärdienstleister KBR,[1] der etwa 2008 Verträge mit einem Volumen von rund sechs Milliarden US-Dollar mit der US-Bundesregierung schloss und Ecolog als Subunternehmer mit Teilen davon betraute.[21] In Afghanistan ist Ecolog außer für diese Kunden auch für die ISAF-Soldaten der deutschen Bundeswehr und das Projektbüro der Deutschen Polizei (→ Auslandseinsätze der deutschen Polizei), sowie für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), die Deutsche Botschaft und die Deutsche Entwicklungsbank tätig.[1] Ebenso zählen oder zählten in Afghanistan das NATO-Hauptquartier und die verbündeten belgischen, bulgarischen, estnischen, finnischen, französischen, kroatischen, norwegischen, schwedischen, spanischen und türkischen Streitkräfte zu den Ecolog-Kunden, außerdem die Kanadische und die US-amerikanische Botschaft.[1]

„Wir bieten unsere Dienstleistungslösungen multinationalen Streitkräften und Hilfsorganisationen in Krisengebieten und Einsatzregionen auf der ganzen Welt an.“

Ulrich Horsmann, 2007 Ecolog-CEO, seit 2008 beim Konkurrenten Toifor.[1]

Als Haupttätigkeiten in Afghanistan gelten Wäscherei, Treibstofflieferung und Müllentsorgung der ISAF-Truppen.[4] Anfang 2007 reinigte beispielsweise die Ecolog-Station in Masar-e Scharif mit 40 Waschmaschinen und drei Großwaschmaschinen rund 700 Beutel mit Schmutzwäsche täglich.[22]

Entführte und getötete Mitarbeiter

Im Irak wurden 2004 vier für ein Ecolog-Subunternehmen arbeitende Wäscherinnen erschossen.[2] Drei mazedonische Bauarbeiter wurden dort im selben Jahr entführt und getötet.[23][24] 2005 wurden im Irak vier Mitarbeiter nach Lösegeldzahlungen durch Ecolog freigelassen, weitere entführte Mazedonier sollen freigelassen worden sein, nachdem die Entführer feststellten, dass es sich um Muslime handelte.[24] Im Februar 2006 ließen Entführer zwei Ecolog-Angestellte nach Zahlung von angeblich einer Million US-Dollar Lösegeld frei.[24] In Afghanistan, wo damals rund 80 Prozent der Ecolog-Mitarbeiter tätig waren, wurden am 11. März 2006 vier mazedonische Ecolog-Mitarbeiter entführt und getötet, darunter ein Onkel von Nazif Destani.[2] Gleichzeitig wurden vier afghanische Ecolog-Mitarbeiter wieder freigelassen.[25] Beim Transport der Leichen starben neun afghanische Polizisten durch eine Landmine.[26]

„Wir sind schnell überall, wo Krisenherde entstehen oder sich ausweiten.[27]

Ecolog zahlt keine Gefahrenzulagen, da in ihrem Geschäftsfeld jeder Einsatz gefährlich sei.[2]

Auftragsvergabe ohne Ausschreibung

Ecolog-Mobiltoilette in Camp Marmal, Afghanistan, 2006. Dänische Aufschrift: „Forsvarsministeren med følge“ (deutsch: „Verteidigungsminister mit Gefolge“).

Im Dezember 2009 ergaben Recherchen von NDR Info, dass die Bundeswehr Ecolog bis 2007 Aufträge erteilte, ohne die vom Vergaberecht vorgeschriebenen europaweiten Ausschreibungen durchzuführen.[6] Das Bundesverteidigungsministerium begründete diese Freihändige Vergabe mit den „Gegebenheiten vor Ort“.[6] Ein Großauftrag über Wäscherei-Dienstleistungen in Afghanistan wurde 2007 nach Ausschreibung an Ecolog vergeben, Teilaufträge weiterhin ohne Ausschreibung.[6] Durch eine einstweilige Verfügung ließ Ecolog dem NDR vom Landgericht Köln die Aussage verbieten, „Ecolog habe Aufträge der Bundeswehr bis 2007 ohne jede Ausschreibung erhalten.“[28][29]

Ecolog bestritt eine gesetzwidrige Vergabepraxis, auch vor 2007,[3] und wies jede Verantwortung für die Verwicklung von Mitarbeitern in kriminelle „Betätigungen außerhalb eines Beschäftigungsverhältnisses zur Ecolog Unternehmensgruppe“[3] von sich. Die Bundeswehr überprüft seit den NDR-Berichten ihre Geschäfte mit Ecolog.[4] Auch das Verteidigungsministerium bestätigte Vertragsschlüsse mit Ecolog „dezentral im Rahmen so genannter freihändiger Vergaben“, die allerdings überprüft werden sollten.[19] „Ziel der Überprüfung ist es unter anderem, in den Einsatzgebieten eine transparente Auftragsvergabe durch Ausschreibungen zu gewährleisten, ein verstärktes Vertragscontrolling vor Ort durchzuführen und eine Stärkung des Wettbewerbs zu erreichen“.[19] Ecolog hatte bereits 2005 gefordert, „für besonders eilige Fälle Ausnahmeregelungen“[17] ins Vergaberecht einzuführen und „die Wertgrenze für Ausschreibungen aufzuheben“.[17]

Die von der US-amerikanischen Politik-Website FedSpending.org publizierten Daten über 30 Verträge der US-Bundesregierung mit Ecolog seit 2005 zeigen keine öffentlichen Ausschreibungen in Konkurrenz zu Mitbewerbern. Im Geschäftsjahr 2008 flossen demnach mindestens 2,8 Millionen US-Dollar aus Bundesmitteln direkt an Ecolog,[30] darunter als größter Einzelbetrag rund 1,4 Millionen US-Dollar des United States Department of the Army, die zur Versorgung des 2nd Light Armored Reconnaissance Battalion des United States Marine Corps im Irak dienten und als Vorlage:"-en vergeben wurden.[31]

Drogenschmuggel und Geldwäsche

Das Landgericht Traunstein verurteilte 2009 einen ehemaligen Mitarbeiter von Ecolog wegen des Schmuggels von über vier Kilogramm Heroin nach Deutschland zu neuneinhalb Jahren Haft. Ecolog hatte den Mitarbeiter entlassen, als er per internationalem Haftbefehl gesucht wurde.[4]

Seit 2006 ermittelte das Bundeskriminalamt „wegen Hinweisen auf die Lieferung von mehreren hundert Kilo Heroin von Afghanistan nach Mitteleuropa“, unter anderem gegen einen Ecolog-Mitarbeiter. Das Verfahren wurde im Februar 2007 eingestellt.[6] Der mazedonische Generalstaatsanwalt ermittelt seit 2006 gegen den dortigen Ecolog-Prokuristen wegen Geldwäsche-Verdachts. Unter anderem sollen mehrere Millionen Euro in bar von Kreditkarten abgehoben worden sein.[6] Ecolog-Vorstand Thomas Wachowitz bezeichnete den Verdacht als substanzlos.[6]

Nach einer NDR-Anfrage im Februar 2010 prüft die NATO nach Angaben vom Kommandeur der Allied Joint Force Command Brunssum, General Egon Ramms, ob ihre Verträge mit Ecolog „für illegale Handlungen missbraucht wurden.“[4] Der Verdacht, „dass möglicherweise Drogen geschmuggelt worden sind oder dergleichen Dinge mehr“ (Egon Ramms), beruhe auf NATO-Quellen, die bisher unbeachtet blieben. Sie bezeichneten „hinter dem Dienstleister stehende Mitglieder eines Clans als in Organisierte Kriminalität verstrickt“.[4] Nach Berichten der Kosovo-Sicherheitstruppe KFOR sei die mazedonisch-albanische Familie Destani aus Tetovo ein „Clan mit dem Schwerpunkt organisierte Kriminalität“, dessen Mitglieder Verbrechen im Grenzgebiet zwischen Mazedonien und Albanien kontrollierten.[4]

Die Pressekammer des Landgerichts Hamburg entschied am 4. März 2010 auf Antrag von Ecolog, dass der NDR die Berichterstattung über Ecolog nicht fortsetzen dürfe.[5] Ecolog-Vorstand Thomas Wachowitz sagte: „Die Vorwürfe sind sämtlich haltlos und ohne jede Substanz“.[29] Der NDR habe im Internet, im Radio und in einer Pressemitteilung[32] „unbegründete Vorwürfe verbreitet und unserem Unternehmen damit einen schweren Reputationsschaden zugefügt.“[28] Daher wolle Ecolog „gegen den NDR Schadensersatzansprüche geltend machen“.[33] Der NDR wiederum betonte, er habe keine unbegründeten Vorwürfe verbreitet und sei vor dem Erlassen der einstweiligen Verfügung nicht angehört worden. Er werde „Widerspruch gegen die Unterlassungsverfügung einlegen“, sobald die entsprechenden Unterlagen vorliegen.[33]

Das Familienoberhaupt der Destanis soll Lazim Destani sein, der 1994 vom Münchner Landgericht „unter anderem wegen unerlaubten Erwerbs einer vollautomatischen Schusswaffe und Beihilfe zur unerlaubten Einreise in 30 Fällen zu 27 Monaten Gefängnis verurteilt“ wurde.[4] Die Ecolog AG ist derzeit unter anderem Inhaber der Domain www.lazim-destani.net.[34] Ecolog-Vorstand Thomas Wachowitz bestritt jeglichen „Zusammenhang zwischen der Ecolog oder deren Gründerfamilie und kriminellen Verhaltensweisen“[4] und vermutete Namensverwechslungen als Ursache der Vorwürfe.[4] Das Bundesverteidigungsministerium gab an, bei einer routinemäßigen militärischen Sicherheitsüberprüfung von Ecolog im Rahmen von Vergabeverfahren „habe es keinerlei Auffälligkeiten gegeben.“[35]

Öffentliche Aufmerksamkeit und Qualitätsmängel

Nachdem NDR Info in seinen Berichten im Dezember 2009 und Februar 2010 von einer „fragwürdigen Ausschreibungs-Praxis“[36] bei Aufträgen an Ecolog und von NATO-Berichten über die Verstrickung des Unternehmens in organisierte Kriminalität[4] gesprochen hatte, geriet Ecolog stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Nach Recherchen der Frankfurter Rundschau und der Wirtschaftswoche wurde erstmals scharfe Kritik an der Qualität der Ecolog-Dienstleistungen laut:[37][9]

Es habe „2006 und 2007 gravierende Probleme mit Ecolog-Dienstleistungen“ gegeben,[37] berichteten die Zeitungen unter Berufung auf das Verteidigungsministerium. So habe Tarnkleidung nach mehrmaligem Waschen durch Ecolog einen „rosa Stich“ bekommen und sei mit Nachtsichtgeräten zu gut zu sehen gewesen, weil sie „von der Fa. Ecolog mit Waschmitteln gereinigt wurden, die optische Aufheller und Oxidantien“ enthielten.[10] Daraufhin änderte die Bundeswehr die entsprechenden Ecolog-Verträge.[9] Das Verteidigungsministerium schreibt dem Unternehmen seit 2009 „die Verwendung eines bestimmten Markenwaschmittels“ vor.[37] Auch Diesel-Lieferungen bereiteten Probleme, da sie bereits bei leichtem Frost ausflockten. Um dies zu verhindern habe die Bundeswehr „konkrete vertragliche Vereinbarungen und entsprechende Beprobungen bei Anlieferung“ eingeführt.[10] Ecolog setze inzwischen ein eigenes mobiles Prüflabor ein, um sicherzustellen, dass der Treibstoff mit den nötigen Zusatzstoffen versehen sei.[9][10] Außerdem seien die Abwässer, die Ecolog „in Afghanistan nach europäischen Standards“[38] zu entsorgen versprach, 2006 „ein paar Kilometer vor dem Lager“[10] auf Felder verrieselt.[9] Die Aufbereitungsanlage „entsprach nicht dem Stand der Technik und gab Anlass zu Zweifeln an einer effektiven Abwasserbehandlung“,[9] wusste das Verteidigungsministerium seit 2007, als die Bundeswehr die Abwasserentsorgungs-Verträge kündigte, neu ausschrieb, und wieder an Ecolog vergab.[10]

Ecolog-Vorstand Wachowitz sprach in Bezug auf die Qualitätsmängel von „Leistungsstörungen“, deren Auftreten an sich „nichts Ungewöhnliches“ sei.[9][10] Das Verteidigungsministerium betonte, die „in den früheren Jahren aufgetretenen Unregelmäßigkeiten [seien] erkannt und abgestellt worden“.[10] Der Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages untersucht inzwischen die Vertragsbeziehungen der Bundeswehr mit Ecolog. Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung Thomas Kossendey (CDU) teilte dem Ausschuss mit, „ein großer Teil der Beschaffungen [sei] im Wege freihändiger Vergabe erfolgt“.[10] Das Ministerium begründete dies durch „die häufig dringliche Bedarfsdeckung für die Streitkräfte, vor allem in den frühen Phasen der Einsätze KFOR und ISAF“.[10]

Debatte um Militär-Outsourcing

Von der Fixierung auf Ecolog löste sich die Debatte durch den allgemeineren Blick auf „Probleme, die entstehen können, wenn das Militär Serviceleistungen bei privaten Firmen einkauft.“[39] „Militär-Outsourcing“, das in den Vereinigten Staaten in größerem Umfang betrieben wird als in Deutschland, wurde zum Gegenstand einer öffentlichen Diskussion.[36] Einerseits könne es die Kosten im Verteidigungsetat reduzieren: Die Einsparungen der US-Armee durch Outsourcing betrügen etwa allein „rund zwölf Milliarden Dollar an Rentenzahlungen“.[39] Auch Ecolog hatte in der Vergangenheit mehrfach die Vorteile der „Auslagerung von Versorgungsleistungen, die früher von den Streitkräften selbst wahrgenommen wurden, an Privatunternehmen“ hervorgehoben.[15] So betonte der damalige Ecolog-Vorstand Horsmann 2006 auf einer Konferenz vor „300 Führungskräften der Bundeswehr […] die Vorteile des unternehmerischen Risikos, die ein privates Unternehmen gegenüber der Kameralistik des Staates wirtschaftlich nutzen könne. Insbesondere bei der Beschaffung und in Personalfragen habe die Wirtschaft die Chance, eine Menge zu leisten.“[18]

Andererseits könnten neue, schwer kontrollierbare Kosten entstehen, unter anderem, weil Wettbewerbsbedingungen in diesem Sektor nicht vorherrschten, da „nur ein oder wenige Unternehmen […] passende Dienste“ anbieten.[39] In Deutschland verbiete zudem das Grundgesetz das Outsourcing hoheitlicher Aufgaben und schränke so dessen Möglichkeiten ein.[39] Der Verband der Beamten der Bundeswehr (VBB) kritisierte die wachsende Tendenz zur „Privatisierung von Dienstleistungen, die nicht zum Kerngeschäft gehören.“[36] Während der VBB bei gleicher Wirtschaftlichkeit der Verwaltung den Vorzug gibt, forderte Ecolog, staatliche Verwaltung nur dann einzusetzen, wenn sie „eindeutig günstiger oder tatsächlich zwingend ist“.[17] Der verteidigungspolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen Omid Nouripour warnte vor zu viel Outsourcing bei der Bundeswehr.[39] Auch mangelnde Transparenz beim Outsourcing von militärischer Logistik wurde kritisiert: Mit der Ecolog-Debatte gerate „eine Branche ins Licht, die sich bisher im Dunklen sehr wohl gefühlt hat.“[36] Das Verteidigungsministerium unter Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) strebt zwar eine Erhöhung des Auftragsvergabe-Volumens an Privatunternehmen an, kündigte aber andererseits eine Prüfung aller derartigen Ausgaben an.[39]

Commons: Ecolog – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Unternehmensbroschüre Ecolog International Service Solutions. In: ecolog-international.com, 22. Januar 2007, abgerufen am 1. März 2010 (PDF, 3,21 MB).
  2. a b c d e f g h i j k Harald Schumacher: Ecolog. Latrinen putzen. In: wiwo.de, 28. März 2006, abgerufen am 1. März 2010.
  3. a b c PresseMitteilung von Ecolog AG. In: firmenpresse.de, 11. Dezember 2009, abgerufen am 1. März 2010.
  4. a b c d e f g h i j k l m ISAF-Einsatz in Afghanistan. NATO überprüft Geschäfte mit deutscher Firma. In: tagesschau.de, 26. Februar 2010, abgerufen am 1. März 2010.
  5. a b Fabian Schmidt: Ecolog obtains restraining order against state broadcaster NDR. In: DW-World.de, 6. März 2010, abgerufen am 6. März 2010.
  6. a b c d e f g Christoph Heinzle: Bundeswehr vergab Aufträge ohne Ausschreibung. Millionenschwere Dienstleistungen in Afghanistan. In: tagesschau.de, 10. Dezember 2009, abgerufen am 1. März 2010.
  7. Vision und Impressum. In: gied.com, 18. November 2007, archiviert im Internet Archive, abgerufen am 1. März 2010.
  8. a b c Impressum. In: ecolog-international.com, 2009, abgerufen am 1. März 2010.
  9. a b c d e f g h i Viktor Funk: Militärdienstleister. „Bundeswehr ist unser liebster Kunde“. In: fr-online.de, 6. März 2010, abgerufen am 9. März 2010.
  10. a b c d e f g h i j k l Harald Schumacher: Afghanistan. Bundeswehr bleibt trotz Pannen dem Dienstleister Ecolog treu. In: wiwo.de, 8. März 2010, abgerufen am 9. März 2010.
  11. Kontakt. In: ecolog-international.com, 2009, abgerufen am 1. März 2010.
  12. General (ret.) Steve L. Arnold. In: defence-conference.de, 2008, abgerufen am 1. März 2010.
  13. Ecolog AG – Germany / Shanghai Rep. Office Contact Mr. Sevri Destani. In: companycoltd.com, abgerufen am 1. März 2010.
  14. Mitgliedschaften. In: ecolog-international.com, 2009, abgerufen am 1. März 2010.
  15. a b Pressemitteilung Ecolog auf dem European Defence Congress in Berlin. In: ecolog-international.com, 28. Oktober 2006, abgerufen am 9. März 2010.
  16. Pressemitteilung Ergebnisse des 4. Congress on European Defence. In: ecolog-international.com, 1. Dezember 2005, abgerufen am 9. März 2010.
  17. a b c d Marc-Oliver Huhnholz: Public-Private-Partnership – Ein Vorschlag zur Verbesserung. Vortrag auf dem European Defence Congress, Berlin, November 2005 (PDF, 42 KB), abgerufen am 9. März 2010.
  18. a b Pressemitteilung Zukunftsweisende Wege aufzeigen. In: ecolog-international.com, 20. September 2006, abgerufen am 9. März 2010.
  19. a b c d Hauke Friederichs: Auslandseinsätze. Bundeswehr vergibt Millionenaufträge ohne Ausschreibung. In: Zeit Online, 12. Dezember 2009, abgerufen am 1. März 2010.
  20. Dienstleistungen. In: ecolog-international.com, 2009, abgerufen am 1. März 2010.
  21. Contracts to KBR INC. (FY 2008). Abfrage der FedSpending.org-Datenbank, abgerufen am 1. März 2010.
  22. New Camp Opens in Afghanistan. In: ecolog-international.com, 2. Januar 2007, archiviert im Internet Archive, abgerufen am 2. März 2010.
  23. Daily developments. In: The Sandiego Union-Tribune, 21. Februar 2006, abgerufen am 1. März 2010.
  24. a b c Risto Karajkov: Macedonian Hostages in Iraq Freed. In: Osservatorio Balcani, 22. Februar 2006, abgerufen am 1. März 2010.
  25. Nato-Verdacht. Schmuggelt deutsche Müllfirma Drogen in Kabul? In: Welt Online, 26. Februar 2010, abgerufen am 1. März 2010.
  26. Afghanistan. Ermordete Mitarbeiter von Düsseldorfer Firma identifiziert. In: Spiegel Online, 18. März 2006, abgerufen am 1. März 2010.
  27. Kleine Unternehmensbroschüre Ecolog International Service Solutions. In: ecolog-international.com, 22. Januar 2007, abgerufen am 1. März 2010 (PDF, 722 KB).
  28. a b Ecolog-Pressemitteilung: Landgericht Hamburg verbietet NDR beanstandete Berichterstattung. Vorwürfe gegen Ecolog AG sind haltlos. In: presseportal.de, 5. März 2010, abgerufen am 7. März 2010.
  29. a b Einstweilige Verfügung gegen NDR. In: Meedia.de, 5. März 2010, abgerufen am 6. März 2010.
  30. Contracts to ECOLOG AG. (FY 2000-2009). Abfrage der FedSpending.org-Datenbank, abgerufen am 1. März 2010.
  31. Contract Transaction #24222851. (FY 2000-2009). Abfrage der FedSpending.org-Datenbank, abgerufen am 1. März 2010.
  32. Pressemitteilungen des NDR zu Ecolog: NDR Info: Millionenschwere Aufträge der Bundeswehr für Afghanistan-Mission nicht ausgeschrieben. In: firmenpresse.de, 11. Dezember 2009; NATO überprüft Geschäftsbeziehungen zu deutschem Dienstleister für Afghanistaneinsatz. In: firmenpresse.de, 26. Februar 2010, abgerufen am 7. März 2010.
  33. a b Nach umstrittenem Bericht: NDR droht Millionenklage. In: Werben & Verkaufen, 5. März 2010, abgerufen am 7. März 2010.
  34. Domain Information for lazim-destani.net. In: DomainCrawler, abgerufen am 1. März 2010.
  35. Christian Fröhlich: Drogen in schmutzigen Armeesocken? In: Thüringer Allgemeine, 26. Februar 2010.
  36. a b c d Warnungen in den Wind geschlagen? Bundeswehr vergibt jahrelang Millionenaufträge ohne Ausschreibung an Militärdienstleister. In: NDR Info. Streitkräfte und Strategien, Manuskript des Radiobeitrags vom 12. Dezember 2009 auf AG Friedensforschung an der Uni Kassel, abgerufen am 9. März 2010.
  37. a b c Harald Schumacher: Afghanistan. Bundeswehr-Dienstleister Ecolog wegen sicherheitsrelevanter Fehler in der Kritik. In: wiwo.de, 6. März 2010, abgerufen am 9. März 2010.
  38. Pressemitteilung Abwasserentsorgung für Einsatztruppen in Afghanistan nach europäischen Standards. Erste unternehmenseigene Wasserwiederaufbereitungsanlage der Ecolog AG. In: ecolog-international.com, 1. März 2006, abgerufen am 9. März 2010.
  39. a b c d e f Andreas Schwarzkopf: Militär-Outsourcing. Wenn Söldner streiken. In: fr-online.de, 6. März 2010, abgerufen am 9. März 2010.

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