„Dreistaatenlösung“ – Versionsunterschied

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Die '''Dreistaatenlösung''' ist ein Vorschlag für eine Lösung des [[Israelisch-Palästinensischer Konflikt|Israelisch-Palästinensischen Konfliktes]] zwischen [[Israel]] und den [[Palästinenser]]n. Dieser Lösungsansatz sieht vor, die Kontrolle des [[Westjordanland]]es an [[Jordanien]] sowie die des [[Gaza-Streifen]]s an [[Ägypten]] zu übertragen.
Die '''Dreistaatenlösung''' stellt eine Sammlung von Vorschlägen für eine Lösung des [[Israelisch-Palästinensischer Konflikt|Israelisch-Palästinensischen Konfliktes]] zwischen [[Israel]] und den [[Palästinenser|Palästinensern]] dar. Die Dreistaatenlösung wird als Lösungsansatz zur Befriedung des mehr als einhundertjährigen Konfliktes in unterschiedlichen Konstellationen vertreten, konkret,


# neben einem (ersten) Staat [[Israel]] und einem (zweiten) Staat Palästina, bestehend aus den Teilgebieten [[Westjordanland]] und [[Gazastreifen|Gaza-Streifen]], wird ein (dritter) Staat, ein[[Stadtstaat]] [[Jerusalem]] konstituiert, oder
Andererseits wird der Ausdruck auch benutzt, um eine Abwandlung der [[Zweistaatenlösung]] mit einem vom Westjordanland unabhängigen Gazastreifen darzustellen, sodass neben Israel ''zwei'' palästinensische Staaten existieren.
# als Abwandlung der [[Zweistaatenlösung]] mit einem vom [[Westjordanland]] unabhängigen [[Gazastreifen]] darzustellen, sodass neben Israel ''zwei'' palästinensische Staaten existieren, oder
# die Kontrolle des [[Westjordanland]]es an [[Jordanien]] sowie die des [[Gaza-Streifen]]s an [[Ägypten]] zu übertragen.


== Israel, Palästina, Jerusalem (oben 1.) ==
== Geschichte ==
Die Dreistaatenlösung repliziert im Wesentlichen die Situation, die zwischen dem [[Waffenstillstandsabkommen von 1949]] und dem [[Sechs-Tage-Krieg]] von 1967 existierte. Im Jahr 1949 besetzte Ägypten den Gaza-Streifen und [[Transjordanien]], das Westjordanland mit [[Ostjerusalem]], ein eigenes palästinensisch-arabisches Gebiet existierte nicht. Im Jahr 1950 annektierte Transjordanien offiziell das Westjordanland, gewährte den arabischen Einwohnern die jordanische Staatsbürgerschaft und benannte sich offiziell in [[Jordanien]] um.


== Realisierbarkeit ==
=== '''Geschichte''' ===
Bereits der [[UN-Teilungsplan für Palästina]], am 29. November 1947 von der [[UN-Generalversammlung]] als ''Resolution 181 (II)'' angenommen, sah eine Vorstufe einer Dreistaatenlösung vor. Die "Dreistaatenlösung Israel, Palästina, Jerusalem" entwickelt den damaligen Ansatz weiter<ref>{{Literatur |Autor=Marcus Pohl |Titel=Als der Krieg im Meer versank - Eine Segelreise zu Frieden in Nahost |Auflage=5. Auflage |Verlag=Holtzbrinck Gruppe, ePubli |Ort=Stuttgart |Datum=2024-03-01 |ISBN=978-3-7584-8214-4}}</ref>.

Die Resolution sollte den Konflikt zwischen arabischen und jüdischen Bewohnern des britischen Mandatsgebiets [[Völkerbundsmandat für Palästina|Palästina]] lösen. Sie beinhaltete die Beendigung des britischen Mandats und sah vor, Palästina in einen (ersten) Staat für Juden und einen (zweiten) Staat für Araber aufzuteilen, wobei [[Jerusalem]] (einschließlich [[Bethlehem]]) als [[Corpus separatum|''Corpus separatum'']] unter internationale Kontrolle gestellt werden sollte. Die beiden neuen Staaten sollte eine Wirtschaftsunion verbinden und sie sollten demokratische Verfassungen erhalten. Mehrere Faktoren verhinderten, dass dieser Teilungsplan zu einer friedlichen und demokratischen Lösung für Palästina führen konnte.

=== '''Konzept''' ===
Die Ansätze des [[UN-Teilungsplan für Palästina|UN-Teilungsplans für Palästina]] für zwei Staaten (Israel, Palästina) werden in der "Dreistaatenlösung Israel, Palästina, Jerusalem" im wesentlichen übernommen. Die regional bis heute geteilten palästinensischen Gebiete [[Westjordanland]] und [[Gazastreifen|Gaza-Streifen]] werden in diesem Konzept miteinander zu einem [[Staatsgebiet]] verbunden.

Anders als im [[UN-Teilungsplan für Palästina|UN-Teilungsplans für Palästina]] wird der hochumstrittene und weder in [[Oslo I]], noch [[Oslo II]], noch [[Camp-David-Abkommen|Camp David]] befriedete Konflikt-Kern Jerusalem nicht als [[Corpus separatum|''Corpus separatum'']] unter internationale Kontrolle gestellt, sondern mitsamt ihrer Heiligen Stätten als ein [[Stadtstaat]] nach den Vorbildern [[Europäische Zwergstaaten|Europäischer Zwergstaaten]] ([[Vatikanstadt|Vatikan]], [[San Marino]], [[Andorra]]) konzipiert.

=== '''Herleitung''' ===
Das Konzept einer "Dreistaatenlösung Israel, Palästina, Jerusalem" leitet sich mithilfe der Techniken des [[Harvard-Konzept|Harvard Konzepts]] und der [[Mediation]] aus den sogenannten "wahren Interessen der Konfliktparteien" her: Grundlage der konkreten Lösung sind die Interessen der Völker nach [[Sicherheit]] und [[Freiheit]] einerseits sowie [[Würde]] und [[Freiheit]] andererseits.

Die Interessen ([[Metaebene]]) werden beispielhaft verdeutlicht: Einer Israelin, die in ständiger [[Angst]] unsicher und unfrei lebt, in Angst vor Terror am Boden und Drohnen aus der Luft, ist wichtig, sicher und frei zu leben. Ein Palästinenser, der [[Arbeitslosigkeit|ohne Arbeit]] und Wohlstand lebt, der vor [[Schamgefühl|Scham]] im Boden versinkt, ist wichtig, in Würde zu leben. Wer in Angst lebt, sehnt sich nach Freiheit. Wer in Scham lebt, sehnt sich nach Würde.

Entsprechend der Theorie der Mediation führt die Erfüllung des eigenen Interesses zu einer Bereitschaft, im Gegenzug das Interesse der anderen Konfliktpartei zu erfüllen: wer durch Arbeit und Einkommen in Würde lebt, sich frei an "seinen" Heiligen Stätten aufhalten und dort beten darf, ist bereit, dem Konfliktgegner Sicherheit zuzugestehen. Das Konzept "Dreistaatenlösung Israel, Palästina, Jerusalem" folgt dem Zweck, sämtlichen dieser Interessen gerecht zu werden.

=== '''Umsetzung''' ===
Das Konzept einer "Dreistaatenlösung Israel, Palästina, Jerusalem" ist derzeit nicht umgesetzt. Es sieht eine Reihe befriedender Details vor, um den genannten Interessen der Völker nach Sicherheit, Freiheit und Würde nachzukommen:

* Stadtstaat analog [[Vatikanstadt|Vatikan]], jedoch als sogenannter Simultanstaat verschiedener Konfessionen,
* [[Demokratie|demokratische]] Verfassung, parlamen­ta­rische [[Republik]],
* vier Staatsoberhäupter mit kurzer Amtszeit, jüdisch/israelitisch, islamisch/arabisch, christlich, armenisch, analog [[San Marino]] mit Kollegialitätsprinzip      

* bleibt kulturell in vier Teile geteilt, jüdisch, muslimisch, christlich, armenisch

* freier und kostenloser Zutritt für Menschen aller Herren Länder,
* kulturelle Auflagen (Bedecken von Körperstellen; Ausziehen von Schuhen, Stille und Rücksicht auf Andersgläubige und ruhig Betende)  

* Stadt- und Staats­grenzen Jerusalems werden gesichert analog der Sicherung in- und außerhalb der Vatikanmauern; Ausbildung von Friedens-Soldaten in arabischer, persischer, hebräischer, englischer Sprache unter Aufsicht der Schweizergarde

* Jerusalem fokussiert sich auf die Beherbergung Heiliger Stätten dreier [[Weltreligion|Weltreligionen]], ggfls. unter Abgabe seiner Aufgabe als Hauptstadt.

== Israel und zwei palästinensische Staaten (oben 2.) ==

=== Geschichte ===
Der Ausdruck Dreistaatenlösung wird auch verwendet, um die palästinensische Situation seit der Kontrolle der [[Hamas]] über den Gazastreifen zu beschreiben. [[Fatah-Hamas-Konflikt|Im Jahr 2007]] übernahm die islamistische Partei und Terrororganisation die Gewalt über das Gebiet bzw. entzog die Kontrolle der [[Palästinensische Autonomiebehörde|Palästinensischen Autonomiebehörde]];<ref> {{Webarchiv |url=http://www.cfr.org/israel/three-state-solution/p13615?breadcrumb=%2Fpublication%2Fpublication_list%3Fgroupby%3D0%26type%3Ddaily_analysis%26filter%3D406 |text=A Three State Solution? |wayback=20110805022312}} Michael Moran, ''Council on Foreign Relations'', 19. Juni 2007</ref> der Gazastreifen wird de facto unabhängig vom Westjordanland regiert, ist aber auf eine Versorgung aus dem Ausland angewiesen und von der Autonomiebehörde abhängig.

=== '''Befürworter''' ===
Der deutsche Politikwissenschaftler [[Volker Perthes]] sah eine derartige Dreistaatenlösung als auch unter den Palästinensern nicht verhandelbar an.<ref>[https://www.zeit.de/online/2007/25/gaza-interview/seite-4 Mit Hamas reden] Interview mit ''Zeit Online'', 21. Juni 2007</ref>

== Israel und Abgabe palästinensischer Gebiete an Jordanien und Ägypten (oben 3.) ==

=== Geschichte ===
Die Dreistaatenlösung repliziert im Wesentlichen die Situation, die zwischen dem [[Waffenstillstandsabkommen von 1949]] und dem [[Sechs-Tage-Krieg]] von 1967 existierte; 1949 besetzte Ägypten den Gaza-Streifen und [[Transjordanien]] das Westjordanland mit [[Ostjerusalem]], ein eigenes palästinensisch-arabisches Gebiet existierte nicht. Im Jahr 1950 annektierte Transjordanien offiziell das Westjordanland, gewährte den arabischen Einwohnern die jordanische Staatsbürgerschaft und benannte sich offiziell in [[Jordanien]] um.

=== Realisierbarkeit ===
Die [[Zweistaatenlösung]] ist die allgemein vorherrschende und befürwortete Option, doch auch eine Dreistaatenlösung wird immer wieder in Erwägung gezogen, wo eine Lebensfähigkeit eines palästinensischen Staates angezweifelt wird (siehe Abschnitt Befürworter). Anfang 2009 berichtete die ''[[New York Times]]'', dass Ägypten und Jordanien zunehmend besorgt darüber seien, möglicherweise wieder Verantwortung für den Gaza-Streifen bzw. das Westjordanland übernehmen zu müssen.<ref>[https://www.nytimes.com/2009/01/12/world/middleeast/12egypt.html?hp Crisis Imperils 2-State Plan, Shifting a Balance ] ''The New York Times'', 11. Januar 2009</ref>
Die [[Zweistaatenlösung]] ist die allgemein vorherrschende und befürwortete Option, doch auch eine Dreistaatenlösung wird immer wieder in Erwägung gezogen, wo eine Lebensfähigkeit eines palästinensischen Staates angezweifelt wird (siehe Abschnitt Befürworter). Anfang 2009 berichtete die ''[[New York Times]]'', dass Ägypten und Jordanien zunehmend besorgt darüber seien, möglicherweise wieder Verantwortung für den Gaza-Streifen bzw. das Westjordanland übernehmen zu müssen.<ref>[https://www.nytimes.com/2009/01/12/world/middleeast/12egypt.html?hp Crisis Imperils 2-State Plan, Shifting a Balance ] ''The New York Times'', 11. Januar 2009</ref>


== Befürworter ==
=== Befürworter ===
Der amerikanische Diplomat [[John R. Bolton]], der Botschafter bei den [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] war, befürwortete 2009 in einem Artikel der ''[[Washington Post]]'' einen Drei-Staaten-Ansatz.<ref>[https://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2009/01/04/AR2009010401434.html The Three-State Option] ''The Washington Post'', 5. Januar 2009</ref> Die Zweistaatenlösung sah er als gescheitert an.
Der amerikanische Diplomat [[John R. Bolton]], der Botschafter bei den [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] war, befürwortete 2009 in einem Artikel der ''[[Washington Post]]'' einen Drei-Staaten-Ansatz.<ref>[https://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2009/01/04/AR2009010401434.html The Three-State Option] ''The Washington Post'', 5. Januar 2009</ref> Die Zweistaatenlösung sah er als gescheitert an.


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Im Jahr 2009 machte der Abgeordnete [[Arieh Eldad]] in der [[Knesset]] den Vorschlag, den Palästinensern des Westjordanlandes die jordanische Staatsbürgerschaft zu erteilen. Der Vorschlag rief auf jordanischer Seite starken Protest hervor, der jordanische Außenminister [[Nasir Dschuda|Nasser Dschudeh]] berief den israelischen Botschafter ein und forderte die israelische Regierung zu einer Erklärung auf. Israels Außenministerium stellte daraufhin klar, das dies nur der Vorschlag eines Knessetmitglieds sei und nicht die Regierungsposition repräsentiere.<ref>[https://www.jpost.com/Israel/Jordan-summons-Israeli-ambassador-on-bill Jordan summons Israeli ambassador on bill] ''The Jerusalem Post'', 26. Mai 2009</ref>
Im Jahr 2009 machte der Abgeordnete [[Arieh Eldad]] in der [[Knesset]] den Vorschlag, den Palästinensern des Westjordanlandes die jordanische Staatsbürgerschaft zu erteilen. Der Vorschlag rief auf jordanischer Seite starken Protest hervor, der jordanische Außenminister [[Nasir Dschuda|Nasser Dschudeh]] berief den israelischen Botschafter ein und forderte die israelische Regierung zu einer Erklärung auf. Israels Außenministerium stellte daraufhin klar, das dies nur der Vorschlag eines Knessetmitglieds sei und nicht die Regierungsposition repräsentiere.<ref>[https://www.jpost.com/Israel/Jordan-summons-Israeli-ambassador-on-bill Jordan summons Israeli ambassador on bill] ''The Jerusalem Post'', 26. Mai 2009</ref>

== Alternative Verwendung des Begriffs ==
Der Ausdruck Dreistaatenlösung wird auch verwendet, um die palästinensische Situation seit der Kontrolle der [[Hamas]] über den Gazastreifen zu beschreiben. [[Fatah-Hamas-Konflikt|Im Jahr 2007]] übernahm die islamistische Partei und Terrororganisation die Gewalt über das Gebiet bzw. entzog die Kontrolle der [[Palästinensische Autonomiebehörde|Palästinensischen Autonomiebehörde]];<ref> {{Webarchiv|text=A Three State Solution? |url=http://www.cfr.org/israel/three-state-solution/p13615?breadcrumb=%2Fpublication%2Fpublication_list%3Fgroupby%3D0%26type%3Ddaily_analysis%26filter%3D406 |wayback=20110805022312}} Michael Moran, ''Council on Foreign Relations'', 19. Juni 2007</ref> der Gazastreifen wird de facto unabhängig vom Westjordanland regiert, ist aber auf eine Versorgung aus dem Ausland angewiesen und von der Autonomiebehörde abhängig.

Der deutsche Politikwissenschaftler [[Volker Perthes]] sah eine derartige Dreistaatenlösung als auch unter den Palästinensern nicht verhandelbar an.<ref>[https://www.zeit.de/online/2007/25/gaza-interview/seite-4 Mit Hamas reden] Interview mit ''Zeit Online'', 21. Juni 2007</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 23. Mai 2024, 12:57 Uhr

Die Dreistaatenlösung stellt eine Sammlung von Vorschlägen für eine Lösung des Israelisch-Palästinensischen Konfliktes zwischen Israel und den Palästinensern dar. Die Dreistaatenlösung wird als Lösungsansatz zur Befriedung des mehr als einhundertjährigen Konfliktes in unterschiedlichen Konstellationen vertreten, konkret,

  1. neben einem (ersten) Staat Israel und einem (zweiten) Staat Palästina, bestehend aus den Teilgebieten Westjordanland und Gaza-Streifen, wird ein (dritter) Staat, einStadtstaat Jerusalem konstituiert, oder
  2. als Abwandlung der Zweistaatenlösung mit einem vom Westjordanland unabhängigen Gazastreifen darzustellen, sodass neben Israel zwei palästinensische Staaten existieren, oder
  3. die Kontrolle des Westjordanlandes an Jordanien sowie die des Gaza-Streifens an Ägypten zu übertragen.

Israel, Palästina, Jerusalem (oben 1.)

Geschichte

Bereits der UN-Teilungsplan für Palästina, am 29. November 1947 von der UN-Generalversammlung als Resolution 181 (II) angenommen, sah eine Vorstufe einer Dreistaatenlösung vor. Die "Dreistaatenlösung Israel, Palästina, Jerusalem" entwickelt den damaligen Ansatz weiter[1].

Die Resolution sollte den Konflikt zwischen arabischen und jüdischen Bewohnern des britischen Mandatsgebiets Palästina lösen. Sie beinhaltete die Beendigung des britischen Mandats und sah vor, Palästina in einen (ersten) Staat für Juden und einen (zweiten) Staat für Araber aufzuteilen, wobei Jerusalem (einschließlich Bethlehem) als Corpus separatum unter internationale Kontrolle gestellt werden sollte. Die beiden neuen Staaten sollte eine Wirtschaftsunion verbinden und sie sollten demokratische Verfassungen erhalten. Mehrere Faktoren verhinderten, dass dieser Teilungsplan zu einer friedlichen und demokratischen Lösung für Palästina führen konnte.

Konzept

Die Ansätze des UN-Teilungsplans für Palästina für zwei Staaten (Israel, Palästina) werden in der "Dreistaatenlösung Israel, Palästina, Jerusalem" im wesentlichen übernommen. Die regional bis heute geteilten palästinensischen Gebiete Westjordanland und Gaza-Streifen werden in diesem Konzept miteinander zu einem Staatsgebiet verbunden.

Anders als im UN-Teilungsplans für Palästina wird der hochumstrittene und weder in Oslo I, noch Oslo II, noch Camp David befriedete Konflikt-Kern Jerusalem nicht als Corpus separatum unter internationale Kontrolle gestellt, sondern mitsamt ihrer Heiligen Stätten als ein Stadtstaat nach den Vorbildern Europäischer Zwergstaaten (Vatikan, San Marino, Andorra) konzipiert.

Herleitung

Das Konzept einer "Dreistaatenlösung Israel, Palästina, Jerusalem" leitet sich mithilfe der Techniken des Harvard Konzepts und der Mediation aus den sogenannten "wahren Interessen der Konfliktparteien" her: Grundlage der konkreten Lösung sind die Interessen der Völker nach Sicherheit und Freiheit einerseits sowie Würde und Freiheit andererseits.

Die Interessen (Metaebene) werden beispielhaft verdeutlicht: Einer Israelin, die in ständiger Angst unsicher und unfrei lebt, in Angst vor Terror am Boden und Drohnen aus der Luft, ist wichtig, sicher und frei zu leben. Ein Palästinenser, der ohne Arbeit und Wohlstand lebt, der vor Scham im Boden versinkt, ist wichtig, in Würde zu leben. Wer in Angst lebt, sehnt sich nach Freiheit. Wer in Scham lebt, sehnt sich nach Würde.

Entsprechend der Theorie der Mediation führt die Erfüllung des eigenen Interesses zu einer Bereitschaft, im Gegenzug das Interesse der anderen Konfliktpartei zu erfüllen: wer durch Arbeit und Einkommen in Würde lebt, sich frei an "seinen" Heiligen Stätten aufhalten und dort beten darf, ist bereit, dem Konfliktgegner Sicherheit zuzugestehen. Das Konzept "Dreistaatenlösung Israel, Palästina, Jerusalem" folgt dem Zweck, sämtlichen dieser Interessen gerecht zu werden.

Umsetzung

Das Konzept einer "Dreistaatenlösung Israel, Palästina, Jerusalem" ist derzeit nicht umgesetzt. Es sieht eine Reihe befriedender Details vor, um den genannten Interessen der Völker nach Sicherheit, Freiheit und Würde nachzukommen:

  • Stadtstaat analog Vatikan, jedoch als sogenannter Simultanstaat verschiedener Konfessionen,
  • demokratische Verfassung, parlamen­ta­rische Republik,
  • vier Staatsoberhäupter mit kurzer Amtszeit, jüdisch/israelitisch, islamisch/arabisch, christlich, armenisch, analog San Marino mit Kollegialitätsprinzip      
  • bleibt kulturell in vier Teile geteilt, jüdisch, muslimisch, christlich, armenisch
  • freier und kostenloser Zutritt für Menschen aller Herren Länder,
  • kulturelle Auflagen (Bedecken von Körperstellen; Ausziehen von Schuhen, Stille und Rücksicht auf Andersgläubige und ruhig Betende)  
  • Stadt- und Staats­grenzen Jerusalems werden gesichert analog der Sicherung in- und außerhalb der Vatikanmauern; Ausbildung von Friedens-Soldaten in arabischer, persischer, hebräischer, englischer Sprache unter Aufsicht der Schweizergarde
  • Jerusalem fokussiert sich auf die Beherbergung Heiliger Stätten dreier Weltreligionen, ggfls. unter Abgabe seiner Aufgabe als Hauptstadt.

Israel und zwei palästinensische Staaten (oben 2.)

Geschichte

Der Ausdruck Dreistaatenlösung wird auch verwendet, um die palästinensische Situation seit der Kontrolle der Hamas über den Gazastreifen zu beschreiben. Im Jahr 2007 übernahm die islamistische Partei und Terrororganisation die Gewalt über das Gebiet bzw. entzog die Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde;[2] der Gazastreifen wird de facto unabhängig vom Westjordanland regiert, ist aber auf eine Versorgung aus dem Ausland angewiesen und von der Autonomiebehörde abhängig.

Befürworter

Der deutsche Politikwissenschaftler Volker Perthes sah eine derartige Dreistaatenlösung als auch unter den Palästinensern nicht verhandelbar an.[3]

Israel und Abgabe palästinensischer Gebiete an Jordanien und Ägypten (oben 3.)

Geschichte

Die Dreistaatenlösung repliziert im Wesentlichen die Situation, die zwischen dem Waffenstillstandsabkommen von 1949 und dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 existierte; 1949 besetzte Ägypten den Gaza-Streifen und Transjordanien das Westjordanland mit Ostjerusalem, ein eigenes palästinensisch-arabisches Gebiet existierte nicht. Im Jahr 1950 annektierte Transjordanien offiziell das Westjordanland, gewährte den arabischen Einwohnern die jordanische Staatsbürgerschaft und benannte sich offiziell in Jordanien um.

Realisierbarkeit

Die Zweistaatenlösung ist die allgemein vorherrschende und befürwortete Option, doch auch eine Dreistaatenlösung wird immer wieder in Erwägung gezogen, wo eine Lebensfähigkeit eines palästinensischen Staates angezweifelt wird (siehe Abschnitt Befürworter). Anfang 2009 berichtete die New York Times, dass Ägypten und Jordanien zunehmend besorgt darüber seien, möglicherweise wieder Verantwortung für den Gaza-Streifen bzw. das Westjordanland übernehmen zu müssen.[4]

Befürworter

Der amerikanische Diplomat John R. Bolton, der Botschafter bei den Vereinten Nationen war, befürwortete 2009 in einem Artikel der Washington Post einen Drei-Staaten-Ansatz.[5] Die Zweistaatenlösung sah er als gescheitert an.

Für den islamkritischen amerikanischen Historiker und Publizisten Daniel Pipes stellt die „geteilte jordanisch-ägyptische Herrschaft“ („Shared Jordanian-Egyptian rule“) der einzige verbleibende praktische Ansatz dar, welcher schon in der Zeit von 1948 bis 1967 ziemlich gut funktioniert habe („[the] only one practical approach, that which worked tolerably well in the period 1948-67“), nachdem er eine israelische Kontrolle über die Gebiete, einen palästinensischen Staat sowie einen binationalen Staat als nicht funktionierend eingestuft hatte.[6]

Auch der israelische Historiker Benny Morris sieht keine Möglichkeit für eine Einstaaten- oder Zweistaatenlösung; in seinem Buch One State, Two States: Resolving the Israel/Palestine Conflict wirbt er stattdessen für eine palästinensisch-jordanische Konföderation.[7]

Im Jahr 2009 machte der Abgeordnete Arieh Eldad in der Knesset den Vorschlag, den Palästinensern des Westjordanlandes die jordanische Staatsbürgerschaft zu erteilen. Der Vorschlag rief auf jordanischer Seite starken Protest hervor, der jordanische Außenminister Nasser Dschudeh berief den israelischen Botschafter ein und forderte die israelische Regierung zu einer Erklärung auf. Israels Außenministerium stellte daraufhin klar, das dies nur der Vorschlag eines Knessetmitglieds sei und nicht die Regierungsposition repräsentiere.[8]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Marcus Pohl: Als der Krieg im Meer versank - Eine Segelreise zu Frieden in Nahost. 5. Auflage. Holtzbrinck Gruppe, ePubli, Stuttgart 2024, ISBN 978-3-7584-8214-4.
  2. A Three State Solution? (Memento vom 5. August 2011 im Internet Archive) Michael Moran, Council on Foreign Relations, 19. Juni 2007
  3. Mit Hamas reden Interview mit Zeit Online, 21. Juni 2007
  4. Crisis Imperils 2-State Plan, Shifting a Balance The New York Times, 11. Januar 2009
  5. The Three-State Option The Washington Post, 5. Januar 2009
  6. Solving the "Palestinian Problem", danielpipes.org, erschienen in The Jerusalem Post, 9. Januar 2009
  7. No Common Ground in der Sunday Book Review der New York Times, 20. Mai 2009
  8. Jordan summons Israeli ambassador on bill The Jerusalem Post, 26. Mai 2009