„Die Ehe der Maria Braun“ – Versionsunterschied

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*[[Hanna Schygulla]]: Maria Braun
* [[Hanna Schygulla]]: Maria Braun
*[[Klaus Löwitsch]]: Hermann Braun
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*[[Ivan Desny]]: Karl Oswald
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*[[Gisela Uhlen]]: Mutter
* [[Gisela Uhlen]]: Mutter
*[[Elisabeth Trissenaar]]: Betti Klenze
* [[Elisabeth Trissenaar]]: Betti Klenze
*[[Gottfried John]]: Willi Klenze
* [[Gottfried John]]: Willi Klenze
*[[Hark Bohm]]: Senkenberg
* [[Hark Bohm]]: Senkenberg
*[[Greg Eagles]]: Bill
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*[[Günter Lamprecht]]: Hans Wetzel
* [[Günter Lamprecht]]: Hans Wetzel
*[[Lilo Pempeit]]: Frau Ehmke
* [[Lilo Pempeit]]: Frau Ehmke
*[[Claus Holm]]: Arzt
* [[Claus Holm]]: Arzt
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'''Die Ehe der Maria Braun''' ist ein [[Spielfilm]] von [[Rainer Werner Fassbinder]] aus dem Jahr [[Filmjahr 1979|1979]]. [[Hanna Schygulla]] spielt die Hauptfigur der Maria, deren Ehe mit dem Soldaten Hermann durch [[Zweiter Weltkrieg|Weltkrieg]] und Gefangenschaft unerfüllt bleibt. Maria arrangiert sich mit den Nachkriegsverhältnissen, wird die Geliebte eines Industriellen und erlangt Wohlstand, hält jedoch immer an ihrer Liebe zu Hermann fest. Letztlich wird diese Liebe bitter enttäuscht.
'''Die Ehe der Maria Braun''' ist ein Film von [[Rainer Werner Fassbinder]]. Er hatte 1979 Premiere und war Fassbinders international erfolgreichstes Werk.


Fassbinder nutzt diese [[Melodram (Film)|melodramatische]] Geschichte, um einen distanziert-pessimistischen Blick auf die unmittelbare [[Nachkriegszeit]] in der [[Bundesrepublik Deutschland]] zu werfen. Maria Braun wird dabei vielfach als Verkörperung des deutschen [[Wirtschaftswunder]]s gesehen, das Wohlstand nur um den Preis des Verdrängens von Gefühlen brachte. Der Film war eines der international erfolgreichsten Werke Fassbinders und prägte das Bild des [[Neuer Deutscher Film|Neuen Deutschen Films]] im Ausland mit; gleichzeitig festigte er Schygullas Ruf als ideale Fassbinder-Schauspielerin. ''Die Ehe der Maria Braun'' bildet den Auftakt zu Fassbinders sogenannter ''BRD-Trilogie'', die ihre Fortsetzung in den Filmen ''[[Lola (1981)|Lola]]'' (1981) und ''[[Die Sehnsucht der Veronika Voss]]'' (1982) fand, weiteren Bestandsaufnahmen der deutschen Nachkriegszeit aus spezifisch weiblicher Sicht.
== Handlung ==


==Handlung==
Die Handlung des Films setzt in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs ein. Maria Braun ([[Hanna Schygulla]]) heiratet den Soldaten Hermann ([[Klaus Löwitsch]]), der nach der Hochzeit wieder zurück an die Front muss. Die Zeremonie findet statt, während die Stadt, in der sie sich aufhalten, von Flugzeugen bombardiert wird.
Deutschland im Jahr 1943: Während eines [[Luftkrieg|Luftangriffs]] in einer deutschen Stadt heiratet Maria den Soldaten Hermann Braun; das Standesamt wird durch die Explosion einer [[Fliegerbombe]] zerstört. Hermann muss sofort wieder an die Front, und Maria ist auf sich allein gestellt. Nach Kriegsende nimmt sie ihr Schicksal in die eigene Hand. Die Nachricht, Hermann sei gefallen, veranlasst die mit ihrer Mutter und ihrem Großvater lebende Maria, als [[Bar (Lokal)|Bardame]] für den Lebensunterhalt der Familie zu sorgen. Sie beginnt eine Beziehung mit Bill, einem [[Afroamerikaner|afroamerikanischen]] [[GI (Soldat)|GI]], der sich um sie kümmert und sie mit begehrten Gütern wie [[Nylonstrumpf|Nylonstrümpfen]] und Zigaretten versorgt.


Marias Mann ist jedoch noch am Leben und kehrt aus der [[Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg|Kriegsgefangenschaft]] zurück. Als er sie und Bill [[in flagranti]] antrifft und es zu einem Handgemenge zwischen ihm und dem Amerikaner kommt, erschlägt Maria im Affekt den GI mit einer Flasche. Hermann nimmt die Schuld an der Tat auf sich und geht dafür ins Gefängnis. Maria besucht ihren Mann regelmäßig in der Haft und nimmt die Chance wahr, im Büro des Industriellen Karl Oswald zu arbeiten. Der todkranke Oswald findet Gefallen an der geschäftstüchtigen jungen Frau und bietet ihr eine Stelle als seine Assistentin, falls sie eine Affäre mit ihm beginnt. Maria willigt ein, jedoch nicht ohne ihren Mann davon zu informieren. Die junge Frau erarbeitet sich wirtschaftliches Wohlergehen, doch hält sie stets an ihrer Liebe zu ihrem Mann fest. Als Herrmann aus dem Gefängnis entlassen wird, kehrt er aber nicht zu seiner Frau zurück, sondern setzt sich unter einem Vorwand nach Kanada ab.
Nach Kriegsende trifft die Nachricht ein, Hermann sei im Krieg umgekommen, und Maria wendet sich nun dem farbigen amerikanischen Soldaten Bill (Greg Eagles) zu. Die Vertrautheit von Maria im Umgang mit Bill nimmt immer mehr zu. Es kommt jedoch zu einer Wende im Geschehen, als eines Tages Hermann im Türrahmen ihres Schlafzimmers erscheint. Er schaut dem Liebestreiben von Maria und dem Soldaten für einige Zeit zu und wird dann entdeckt. Es kommt zu einer Rangelei zwischen ihm und dem Amerikaner. Im Zusammenhang mit diesem Konflikt zerschlägt Maria auf dem Kopf des Soldaten eine Flasche und tötet ihn damit.


Als Oswald gestorben ist, kommt Hermann wieder nach Deutschland heim. Er ist offensichtlich zu Wohlstand gekommen und besucht Maria, die nun allein in einem eigenen Haus lebt. Oswalds Testament wird eröffnet, und Maria erfährt, dass der Industrielle und ihr Mann noch zu Zeiten von Hermanns Gefängnisaufenthalt heimlich einen Handel abgeschlossen hatten: Hermann sollte zu Lebzeiten Oswalds nicht zu seiner Frau zurückkehren, um die Beziehung zwischen Oswald und Maria nicht dadurch zu beenden. Als Belohnung wurden Hermann und Maria als Oswalds Alleinerben eingesetzt. Maria, die – wissentlich oder unwissentlich – die [[Gasherd|Gaszufuhr des Küchenherds]] nicht abgestellt hatte, zündet sich eine Zigarette an und verursacht dadurch eine Explosion, die das Haus zerstört. Maria und Hermann sterben, während im Radio das [[Wunder von Bern|Endspiel der Fußballweltmeisterschaft 1954]] übertragen wird.
Maria wird von einem amerikanischen Gericht des Mordes angeklagt. In dieser Verhandlung bekennt sich jedoch Hermann schuldig. Gleich die nächste Szene zeigt ihn als einen, der zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt wurde.


==Entstehungs- und Veröffentlichungsgeschichte==
Auf einer Zugfahrt gelingt es Maria, den französischen Industriellen Karl Oswald ([[Ivan Desny]]) auf sich aufmerksam zu machen. Schon recht bald erhält sie das Angebot, Oswalds persönliche Referentin zu werden. Auf ihrem neuen Posten zeigt sie sich ehrgeizig. Zusammen mit Karl Oswald und dessen Buchhalter ([[Hark Bohm]]) bildet sie das Führungstrio der Firma.
===Drehbuch und Vorproduktion===
Die Idee zu ''Die Ehe der Maria Braun'' stammt aus dem Umkreis des von Fassbinder gemeinsam mit [[Alexander Kluge]] konzipierten Fernsehprojekts ''Die Ehen unserer Eltern''.<ref>[[Michael Töteberg]]: ''Rainer Werner Fassbinder''. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2002. ISBN 3-499-50458-8. S. 116</ref> Fassbinder stellte ein erstes [[Drehbuch#Expos.C3.A9|Exposé]], an dem auch [[Klaus-Dieter Lang]] und [[Kurt Raab]] mitgearbeitet hatten, im Frühsommer 1977 seinem langjährigen Kollaborateur [[Peter Märthesheimer]] vor, der zu dieser Zeit bei der [[Bavaria Film|Bavaria]] als Dramaturg arbeitete. Märthesheimer erhielt im August 1977 den Auftrag, zusammen mit seiner Freundin [[Pea Fröhlich]], einer Professorin für Psychologie und Pädagogik, daraus ein [[Drehbuch]] zu erstellen.<ref name="Märthesheimer5">[[Peter Märthesheimer]]: ''Eine wunderbare Zeit.'' in:
[[Peter Märthesheimer]]/Pea Fröhlich/[[Michael Töteberg]] (Hrsg.): ''Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder.'' Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5. S. 5</ref> Obwohl es Märthesheimers und Fröhlichs erste Drehbucharbeit war, befähigte sie ihre Erfahrung mit Fassbinders Schaffen, das Buch dem [[Duktus (Linguistik)|Sprachduktus]] und den Filmstrukturen des Regisseurs anzupassen.<ref>[[Michael Töteberg]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2002. ISBN 3-499-50458-8. S. 117</ref> Fassbinders Änderungen am Drehbuch beschränkten sich auf einige Dialoge sowie auf das Ende, das der Regisseur umschrieb: den von Märthesheimer und Fröhlich beschriebenen [[Suizid]] Marias durch einen willentlichen Autounfall arbeitete der Regisseur zur Gasexplosion, einem ambivalenteren, weniger eindeutigem Ende, um.<ref name="Märthesheimer161">[[Michael Töteberg]]: ''Schwarzmarkt der Gefühle'' in: [[Peter Märthesheimer]]/Pea Fröhlich/[[Michael Töteberg]] (Hrsg.):'' Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder.'' Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5. S. 161</ref> [[Filmproduzent|Produzent]] des Films war Fassbinders langjähriger Weggenosse [[Michael Fengler]] mit seiner Produktionsfirma [[Albatros Film]].<ref name="Märthesheimer5">[[Peter Märthesheimer]]: ''Eine wunderbare Zeit.'' in:
[[Peter Märthesheimer]]/Pea Fröhlich/[[Michael Töteberg]] (Hrsg.): ''Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder.'' Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5. S. 5</ref>


Fengler plante die Produktion von ''Die Ehe der Maria Braun'' für das erste Halbjahr 1978, da die Dreharbeiten für Fassbinders Großprojekt ''[[Berlin Alexanderplatz (Fernsehverfilmung)|Berlin Alexanderplatz]]'' erst im Juni 1978 beginnen sollten.<ref name="Berling332">[[Peter Berling]]: ''Die 13 Jahre des Rainer Werner Fassbinder. Seine Filme, seine Freunde, seine Feinde.'' Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1992. ISBN 3-7857-0643-X. S. 332</ref> Fassbinder hatte jedoch den Kopf für den Film nicht frei; in der Bundesrepublik war die Debatte um sein kontroverses Stück ''[[Der Müll, die Stadt und der Tod]]'' in vollem Gange<ref name="Elsaesser463">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 463</ref> und der Regisseur hatte sich nach Paris zurückgezogen, um am umfangreichen Drehbuch für ''Berlin Alexanderplatz'' zu arbeiten.<ref>[[Harry Baer]], Maurus Pacher: ''Schlafen kann ich, wenn ich tot bin - Das atemlose Leben des Rainer Werner Fassbinder.'' Kiepenheuer & Witsch, Köln 1982. ISBN 3-462-01543-5. S. 156</ref> Auf Fenglers Drängen hin suchten die beiden [[Romy Schneider]] auf, um ihr die Hauptrolle anzutragen, doch die Schauspielerin, in einer schweren Lebenskrise und übermäßig dem Alkohol zusprechend, stellte überzogene Gagenforderungen und verhielt sich wankelmütig<ref name="Elsaesser154">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 154</ref> [[Yves Montand]] zeigte Interesse am Film, wollte jedoch Marias Ehemann Hermann und nicht, wie von Fassbinder und Fengler vorgeschlagen, die Rolle des Industriellen Oswald spielen.<ref name="Berling332">[[Peter Berling]]: ''Die 13 Jahre des Rainer Werner Fassbinder. Seine Filme, seine Freunde, seine Feinde.'' Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1992. ISBN 3-7857-0643-X. S. 332</ref> Diese Rolle war jedoch bereits [[Klaus Löwitsch]] versprochen, und so zerschlug sich Fenglers Traum von einem internationalen Star-Ensemble; [[Hanna Schygulla]] erhielt die Rolle der Maria und arbeitete erstmals seit vier Jahren wieder mit Fassbinder zusammen.
Maria legt es darauf an, ihren Chef zu verführen und erreicht ihr Ziel. Der Umgang von Maria und Oswald entwickelt sich zu einer Dauerbeziehung. Maria bleibt dabei aber mit ihrer Liebe bei ihrem Ehemann.


===Produktion===
Sie pflegt in dieser Zeit die Gewohnheit, ihren Mann regelmäßig im Gefängnis zu besuchen. Bei einem dieser Besuche beichtet sie ihren Seitensprung. Später entschließt sich auch Karl Oswald zu einem Besuch bei Marias Mann. Es bleibt allerdings zunächst unklar, zu welchen Ergebnissen der Besuch führt.
[[Datei:Coburg-Mohrenstr1.jpg|thumb|upright|In diesem Gebäude in der Coburger Mohrenstraße fanden Teile der Dreharbeiten zu ''Die Ehe der Maria Braun'' statt]]
''Die Ehe der Maria Braun'' war von vornherein ein unterfinanzierter Film. Die Albatros selbst steuerte nur 42.500 [[Deutsche Mark|DM]] bei, der [[Westdeutscher Rundfunk Köln|WDR]] war mit 566.000 DM beteiligt, 400.000 DM kamen von der [[Filmförderungsanstalt]], und der Verleih gab eine Garantie von 150.000 DM. Fengler war gezwungen, einen weiteren Partner mit ins Boot zu nehmen. Ohne Wissen Fassbinders, dem Fengler einen Gewinnanteil am Film in Höhe von 50% versprochen hatte, beteiligte der Produzent bereits im Dezember 1977 [[Hanns Eckelkamp]]s [[Trio Film]] an ''Die Ehe der Maria Braun'' und musste Eckelkamp für dessen finanziellen Beitrag 85% der Filmrechte gewähren.<ref name="Märthesheimer155">[[Michael Töteberg]]: ''Schwarzmarkt der Gefühle'' in: [[Peter Märthesheimer]]/Pea Fröhlich/[[Michael Töteberg]] (Hrsg.): ''Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder.'' Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5. S. 155</ref>


Die Dreharbeiten begannen im Januar 1978 in [[Coburg]]. Schlecht gelaunt und streitsüchtig nahm der Regisseur die Filmarbeit in Angriff, drehte tagsüber und schrieb nachts am ''Alexanderplatz''-Drehbuch.<ref>[[Peter Berling]]: ''Die 13 Jahre des Rainer Werner Fassbinder. Seine Filme, seine Freunde, seine Feinde.'' Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1992. ISBN 3-7857-0643-X. S. 336</ref> Um diesen Arbeitsrhythmus durchzuhalten, konsumierte Fassbinder große Mengen [[Kokain]], für dessen Finanzierung er tägliche Bargeldauszahlungen forderte.<ref name="Elsaesser154">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 154</ref>
Hermann wird aus dem Gefängnis entlassen. Maria, die gekommen war, um ihn abzuholen, erfährt, dass er die Haftanstalt bereits verlassen hat. Einem Brief von ihm entnimmt sie, dass er sich entschlossen hat, ins Ausland zu gehen um „wieder zu einem Menschen zu werden“. Als Zeichen seiner Verbundenheit wird er ihr jeden Monat eine Rose schicken.


Im Februar 1978 hatte das [[Filmbudget|Budget]] bereits eine Höhe von 1,7 Millionen DM erreicht, ohne dass die beiden teuersten Szenen, die Explosionen am Anfang und am Ende des Films, gedreht waren. Fassbinder erfuhr von Fenglers Geschäft mit Eckelkamp, fühlte sich getäuscht und betrogen und brach mit dem langjährigen Weggefährten. Vehement forderte er für sich den Status eines Co-Produzenten ein, um am Film finanziell partizipieren zu können und erwirkte eine [[Vorläufiger Rechtsschutz|einstweilige Verfügung]] gegen Fengler und Eckelkamp. Der Regisseur entließ einen großen Teil des Stabes, brach die Dreharbeiten in Coburg Ende Februar ab um zog zur Vervollständigung des Films nach [[Berlin]] um, wo im März 1978 schließlich die letzten Szenen gedreht wurden.<ref name="Märthesheimer155">[[Michael Töteberg]]: ''Schwarzmarkt der Gefühle'' in: [[Peter Märthesheimer]]/Pea Fröhlich/[[Michael Töteberg]] (Hrsg.): ''Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder.'' Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5 S. 155</ref> Insgesamt beurteilt der Biograph [[Thomas Elsaesser]] die Dreharbeiten als ''„eine von Fassbinders unglücklichsten Erfahrungen“''<ref>[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 153</ref>; zugleich war ''Die Ehe der Maria Braun'' auch die letzte Zusammenarbeit Fassbinders mit dem lichtsetzenden Kameramann [[Michael Ballhaus]], der sich enttäuscht anderen Projekten zuwandte.<ref name="Elsaesser154">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S .154</ref>
Maria erhält tatsächlich jeden Monat eine Rose. Sie ist beruflich ausgesprochen erfolgreich, wird aber ihres Lebens nicht froh. Am deutlichsten zeigt sich das in einer Szene, in der sie sich Oswalds Sekretärin gegenüber überheblich und sarkastisch zeigt. Auch ihr Umfeld, etwa ihre Mutter, bestätigt ihr, dass sie bei all ihrem Erfolg keinen richtig lebendigen Eindruck macht.


===Veröffentlichung===
Sie kauft sich ein Haus, das sie alleine bewohnt. Über viele Jahre hinweg bereitet sie sich auf ein zukünftiges gemeinsames Leben mit Hermann vor. Von ihrem Chef Oswald war früher schon zu erfahren, dass er todkrank war. Maria erfährt am Arbeitsplatz von seinem Tod.


Eilig arbeitete Fassbinder mit [[Juliane Lorenz]] parallel zu den Vorbereitungen zu ''Berlin Alexanderplatz'' am [[Filmschnitt|Schnitt]] von ''Die Ehe der Maria Braun'' und an der weiteren [[Postproduktion|Nachproduktion]]. Als im Mai 1978 Fassbinders ''[[Despair – Eine Reise ins Licht]]'' bei den [[Internationale Filmfestspiele von Cannes 1978|Filmfestspielen von Cannes]] antrat und wenig erfolgreich war, ließ der Regisseur über Nacht eine [[Nullkopie (Film)|Nullkopie]] von ''Die Ehe der Maria Braun'' ziehen und präsentierte den Film am 22. Mai 1978 in einer internen Voraufführung den führenden deutschen Filmproduzenten. In Anwesenheit unter anderem von [[Horst Wendlandt]], [[Sam Waynberg]], [[Karl Spiehs]], [[Günter Rohrbach]] und dem führenden Anteilseigner des [[Filmverlag der Autoren|Filmverlags der Autoren]] [[Rudolf Augstein]] wurde diese Aufführung ein großer Erfolg.<ref>[[Peter Berling]]: ''Die 13 Jahre des Rainer Werner Fassbinder. Seine Filme, seine Freunde, seine Feinde.'' Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1992. ISBN 3-7857-0643-X S. 350</ref> Eckelkamp investierte sofort weitere 473.000 DM, um die Produktionsschulden zu tilgen, seine Trio Film wurde damit alleiniger Rechteinhaber am Film.<ref>[[Michael Töteberg]]: ''Schwarzmarkt der Gefühle'' in: [[Peter Märthesheimer]]/Pea Fröhlich/[[Michael Töteberg]] (Hrsg.): ''Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder.'' Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5 S. 166</ref> Somit mit allen Befugnissen ausgestattet, handelte Eckelkamp mit der [[United Artists]] einen Vertriebsvertrag für den Film aus und bootete damit den Filmverlag der Autoren aus.<ref name="Elsaesser157">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 157</ref>
Bald darauf ist Hermann wieder da. Maria fällt ihm wie ein Mensch, der schon lange am Ende seiner seelischen Kräfte ist, in die Arme. Sie bekommen Besuch von einer Notarin, die ihnen Oswalds Testament eröffnet. Darin ist vorgegeben, dass Oswalds Vermögen je zur Hälfte an Maria und an Hermann fällt. Sie werden jedoch nicht dazu kommen, ihr neues Vermögen auszukosten – Maria stirbt bei einem Unglücksfall.


Als sich herausstellte, dass ''Die Ehe der Maria Braun'' chancenreich an der [[Internationale Filmfestspiele Berlin 1979|Berlinale 1979]] teilnehmen konnte, wurde ein [[Filmverleih|Verleihstart]] für den März 1979 festgelegt, und Eckelkamp startete eine Marketingkampagne für den Film. [[Gerhard Zwerenz]] schrieb auf Eckelkamps Auftrag hin eine Romanadaption von ''Die Ehe der Maria Braun'', die ab März für drei Monate als Fortsetzungsgeschichte im ''[[Stern (Zeitschrift)|Stern]]'' abgedruckt wurde und den Film stark in das Interesse der Öffentlichkeit brachte.<ref>[[Michael Töteberg]]: ''Schwarzmarkt der Gefühle'' in: [[Peter Märthesheimer]]/Pea Fröhlich/[[Michael Töteberg]] (Hrsg.): ''Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder.'' Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5 S. 163f.</ref> Die offizielle Premiere von ''Die Ehe der Maria Braun'' fand schließlich am 20. Februar 1979 anlässlich der Berlinale statt, der Kinostart erfolgte am 23. März 1979. Ausgezeichnet wurde der Film in Berlin mit dem [[Silberner Bär|Silbernen Bären]] für Hanna Schygulla als [[Silberner Bär/Beste Darstellerin|bester Darstellerin]], was Fassbinder nicht befriedigte, denn er hatte sich den [[Goldener Bär|Goldenen Bären]] für den Film erwartet.<ref>[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 22</ref>
== Interpretation ==


===Zeitgenössische Kritik===
Fassbinder hat die Geschichte der Maria Braun als eine Geschichte angelegt, die exemplarisch für die Situation im Nachkriegsdeutschland stehen soll. Er richtet einen skeptischen Blick auf die deutsche Gesellschaft der Fünfziger Jahre. Wie die meisten anderen verlegt sich auch Maria vor allem darauf, für wirtschaftlichen Erfolg und materiellen Wohlstand zu sorgen, was ihr auch gelingt. Die Rezepte, mit denen sich zu einem ausgeglichenen Gefühlsleben finden ließe, stellen sich dagegen nicht ein.
Die deutsprachige Filmritik reagierte sehr positiv auf ''Die Ehe der Maria Braun'' und rühmte seinen künstlerischen Ausdruck in Verbindung mit seiner Publikumstauglichkeit. [[Hans-Christoph Blumenberg|Hans C. Blumenberg]] stellte in der ''[[Die Zeit|Zeit]]'' fest, man habe es mit ''„dem zugänglichsten (und damit auch kommerziellsten) und reifsten Werk des Regisseurs“'' zu tun.<ref name="FischerZ"> zitiert in: Robert Fischer/[[Joe Hembus]]: ''Der Neue Deutsche Film 1960 - 1980.'' Wilhelm Goldmann Verlag, München 1981. ISBN 3-442-10211-1. S. 163</ref> Karena Niehoff schrieb in der [[Süddeutsche Zeitung|Süddeutschen Zeitung]], ''Die Ehe der Maria Braun'' sei ''„ein richtig charmanter und sogar witziger Kinofilm und zugleich ungemein kunstvoll, künstlich und mit Falltüren noch und noch.“''<ref name="FischerZ"> zitiert in: Robert Fischer/[[Joe Hembus]]: ''Der Neue Deutsche Film 1960 - 1980.'' Wilhelm Goldmann Verlag, München 1981. ISBN 3-442-10211-1. S. 163</ref>


Besonders Hanna Schygulla wurde für ihre Leistung sehr gelobt; [[Gottfried Knapp]] bescheinigte in der ''Süddeutschen Zeitung'' vom 23. März 1979, der Regisseur gebe ihr ''„prächtige Spielgelegenheiten“'', die Figur habe mit ihren idealen Gefühlen, ihrem Charme und ihrer Energie eine ''„enorme Wirkung“''<ref name="LimmerZ"> zitiert in: Wolfgang Limmer/Rolf Rietzler (Dokumentation): ''Rainer Werner Fassbinder, Filmemacher.'' Spiegel-Buch. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 1981. ISBN 3-499-33008-3. S. 209</ref> Auch in der ausländischen Presse wurde Schygulla begeistert rezipiert, sie sei ''“eine fast unmögliche Kreuzung aus [[Marlene Dietrich|Dietrich]] und [[Jean Harlow|Harlow]]”'', bestätigte ihr [[David Denby]] im ''New York Magazine''.<ref>zitiert in: [[Michael Töteberg]]: ''Schwarzmarkt der Gefühle'' in: [[Peter Märthesheimer]]/Pea Fröhlich/[[Michael Töteberg]] (Hrsg.): ''Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder.'' Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5 S. 169. ''„an impropable cross between Dietrich and Harlow“''</ref>
== Kritiken ==


[[François Truffaut]] stellte im Jahr 1980 in den ''[[Cahiers du cinéma]]'' fest, Fassbinder sei mit diesem Film ''„aus dem Elfenbeinturm der Cinephilen ausgebrochen“'', ''Die Ehe der Maria Braun'' sei ''„ein originales Werk von episch-poetischer Qualität“'' und zeige Einflüsse von [[Jean-Luc Godard|Godards]] ''[[Die Verachtung]]'' über [[Bertolt Brecht|Brecht]] und [[Frank Wedekind|Wedekind]] bis hin zu [[Douglas Sirk]]. Besonders berühre seine Menschensicht, die Männer und Frauen in gleicher Weise liebevoll betrachte.<ref name="FischerZ"> zitiert in: Robert Fischer/[[Joe Hembus]]: ''Der Neue Deutsche Film 1960 - 1980.'' Wilhelm Goldmann Verlag, München 1981. ISBN 3-442-10211-1. S. 163</ref> Jean de Baroncelli stellte am 19. Januar 1980 in ''[[Le Monde]]'' auf die allegorischen Qualitäten des Films ab: der Film präsentiere Maria Braun mit einer ''„leuchtenden Einfachheit“'' als Allegorie für Deutschland, sie sei wie das Land ''„ein Wesen, das mit auffälligen teuren Kleidern angetan ist, das aber seine Seele verloren hat“''.<ref name="LimmerZ"> zitiert in: Wolfgang Limmer/Rolf Rietzler (Dokumentation): ''Rainer Werner Fassbinder, Filmemacher.'' Spiegel-Buch. Rowohlt Taschenbuch Verlag Hamburg 1981. ISBN 3-499-33008-3 S. 209</ref>
In den Kritiken zu dem Film wird hervorgehoben, dass es Fassbinder meisterlich verstanden hat, Zeitkolorit einzufangen. Er liefert Anschauungsmaterial zu den Themen, die für das Alltagsleben im Nachkriegsdeutschland prägend waren:
Die Suche nach im Kriege verschollenen Angehörigen, der Schwarzmarkt-Handel,
Begegnungen mit den Soldaten der Besatzungsmächte und der nachfolgende wirtschaftliche Wiederaufbau.


===Erfolg und Nachgeschichte===
Besonders in ausländischen Rezensionen wird „Die Ehe der Maria Braun“ als ein Film gesehen, der viel Aufschluss über die Seelenlage der deutschen Bevölkerung direkt nach dem Zweiten Weltkrieg gibt.
''Die Ehe der Maria Braun'' wurde ein großer Erfolg an den Kinokassen: In der Bundesrepublik sahen bis Oktober 1979 400.000 Kinobesucher den Film, der teilweise bis zu 20 Wochen im Programm der Filmtheater blieb.<ref name="Märthesheimer168">[[Michael Töteberg]]: ''Schwarzmarkt der Gefühle'' in: [[Peter Märthesheimer]]/Pea Fröhlich/[[Michael Töteberg]] (Hrsg.):'' Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder.'' Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5 S. 168</ref> Allein auf dem heimischen Markt spielte der Film mehr als vier Millionen DM ein.<ref name="Elsaesser154">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9. S. 154</ref> Noch 1979 wurden für 25 Länder Verleihverträge für ''Die Ehe der Maria Braun'' abgeschlossen; im August 1981 startete der Film als bis dato einziges Fassbinder-Werk in den [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]-Kinos.<ref name="Märthesheimer168">[[Michael Töteberg]]: ''Schwarzmarkt der Gefühle'' in: [[Peter Märthesheimer]]/Pea Fröhlich/[[Michael Töteberg]] (Hrsg.): ''Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder.'' Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5 S. 168</ref> In den [[Vereinigte Staaten|USA]] hatte er sechs Wochen nach Verleihstart bereits 1,8 Millionen Dollar eingespielt.<ref>[[Michael Töteberg]]: ''Schwarzmarkt der Gefühle'' in: [[Peter Märthesheimer]]/Pea Fröhlich/[[Michael Töteberg]] (Hrsg.): Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder. Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5 S. 169.</ref>


Für die [[Oscarverleihung 1979]] wurde ''Die Ehe der Maria Braun'' nicht bedacht; statt dessen schicke man [[Hans W. Geißendörfer]]s ''[[Die gläserne Zelle]]'' ins Rennen um den [[Oscar/Bester fremdsprachiger Film|Besten fremdsprachigen Film]]. Fassbinders Film war jedoch fast ein Jahr später bei der Verleihung der [[Golden Globes 1979]] nominiert, stand aber in diesem Jahr im Schatten von [[Volker Schlöndorff]]s Oscarerfolg ''[[Die Blechtrommel]]''. Fassbinder hatte für seine Folgeprojekte durch den kommerziellen Erfolg von ''Die Ehe der Maris Braun'' eine sehr gute Verhandlungsposition. So erhielt er die Finanzierungszusage für sein Projekt der Verfilmung von [[Dino Segre|Pitigrillis]] ''[[Kokain (Roman)|Kokain]]''. Auch für ''Berlin Alexanderplatz'' konnte er ein höheres Budget erkämpfen. Die großen Unterhaltungsfilmproduzenten der Bundesrepublik suchten erstmals die Zusammenarbeit mit dem Regisseur. So produzierte [[Luggi Waldleitner]] im Jahr 1980 ''[[Lili Marleen (Film)|Lili Marleen]]'', nachdem die Schygulla auf Fassbinder als Regisseur für ein gemeinsames Filmprojekt bestanden hatte, und [[Horst Wendlandt]] realisierte zusammen mit Fassbinder ''[[Lola (1981)|Lola]]'' und ''[[Die Sehnsucht der Veronika Voss]]''.<ref name="Elsaesser157">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 157</ref>
* ''Selten hat man so viele Schauspieler so gut in einem Fassbinder-Film gesehen.'' - [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]], Frankfurt am Main


Offen blieb die Frage, inwieweit Fassbinder am finanziellen Erfolg des Films zu beteiligen war. Eckelkamp sah sich als alleiniger Rechteinhaber, schickte jedoch im Jahr 1982 einen Scheck in Höhe von 70.000 DM an Fassbinder, um den Regisseur und seine Beteilungsansprüche zu beschwichtigen. Als nach Fassbinders Tod seine Mutter und Erbin [[Liselotte Eder]] die Ansprüche an Eckelkamp erneuerte, wies der Filmproduzent diese ab. Im Zuge einer gerichtlichen Auseinandersetzung wurde im Jahr 1986 Eckelkamp dazu angewiesen, der neugegründeten ''Rainer Werner Fassbinder Foundation'' über den finanziellen Filmerfolg Auskünfte zu erteilen. Er wies Budgetkosten in Höhe von 2 Millionen DM sowie weitere Marketingkosten in einer Höhe von einer Million DM aus, somit habe der Film einen Überschuss von 1 Million DM erwirtschaftet. Als Eckelkamps Trio-Film dazu verurteilt wurde, an Fassbinders Erbenorganisation 290.000 DM zu zahlen, weigerte sich der Produzent; seine Trio-Film ging 1988 auf Antrag der Foundation [[Insolvenz|Konkurs]]. Im weiteren Verlauf der Auseinandersetzung bescheinigte das [[Oberlandesgericht Düsseldorf]] im Jahr 1990, Fassbinder sei nicht Co-Produzent des Films gewesen. Dieses Urteil bestätigte später der [[Bundesgerichtshof]], trotzdem seien die finanziellen Ansprüche der Erben Fassbinders berechtigt.<ref>[[Michael Töteberg]]: ''Schwarzmarkt der Gefühle'' in: [[Peter Märthesheimer]]/Pea Fröhlich/[[Michael Töteberg]] (Hrsg.): ''Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder.'' Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5 S. 174.</ref> Die Filmrechte liegen inzwischen komplett in der Hand der Foundation.
== Maria ==


==Inszenierung==
Hanna Schygulla präsentiert eine Maria, die einerseits ehrgeizig ist, bei all ihrem Einsatz aber doch immer wieder wie über den Dingen des Alltags schwebend erscheint. Diese Maria scheint durchaus alle Anlagen für Sinnlichkeit und Lebensfreude zu haben, zeigt sich jedoch den ganzen Film hindurch im Gefühlsausdruck verhalten.
===Dramaturgie===


Thomas Elsaesser stellt fest, ''Die Ehe der Maria Braun'' sei von allen Fassbinderfilmen ''„der am klassischsten konstruierte“'';<ref name="Elsaesser159">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 159</ref> Wilhelm Roth konstatiert, das Werk sei ''„zielstrebiger, schnörkelloser erzählt als alle Filme seit [[Martha (Film)|Martha]]“''.<ref name="Jansen184">Wilhelm Roth: ''Kommentierte Filmografie'' in: [[Peter W. Jansen]]/[[Wolfram Schütte]] (Hrsg.): ''Rainer Werner Fassbinder.'' 3. ergänzte Auflage. Carl Hanser Verlag, München und Wien 1979. ISBN 3-446-12946-4. S. 184</ref> Ein linearer, klar die Chronologie zwischen 1943 und Juli 1954 erkennbar werden lassender Aufbau dient der Entwicklung der Geschichte einer Heldin, die im Zentrum des Dramas steht und eine klassische Erzählung von Aufstieg und Fall durchlebt. Der Film sei ''„linear, transparent und realistisch“'' und habe damit ''„die einfache Kraft einer [[Moritat]]“'', so Elsaesser.<ref name="Elsaesser159">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 159</ref> Maria wird darin die eindeutige Identifikationsfigur für den Zuschauer, den Fassbinder jedoch erst am Schluss endgültig aufklärt, dass ihr Leben und ihre Liebe nur auf einer Illusion beruhen.<ref>Christian Braad Thomsen: ''Rainer Werner Fassbinder. Leben und Werk eines maßlosen Genies.'' Rogner & Bernhard Verlags KG, Hamburg 1993. ISBN 3-8077-0275-X. S. 356</ref>
Über weite Strecken ist von ihren persönlichen Ausrichtungen nur zu erfahren, dass sie auf ein zukünftiges Zusammenleben mit Hermann setzt. Zunächst wartet sie darauf, dass Herrmann aus dem Krieg zurückkehrt, dann wartet sie darauf, dass er aus dem Gefängnis entlassen wird. Danach wartet sie darauf, dass er seinen Auslandsaufenthalt beendet.


Fassbindertypisch ist bei aller beabsichtigten Identifikation mit der Hauptfigur eine ironische Distanz in der Inszenierung anlegt, die [[Bertolt Brecht|Brechtsche]] Idee des [[Verfremdungseffekt]]s aufnehmend. So destruiert der Regisseur den [[Melodram (Film)|melodramatischen]] Kern der Erzählung etwa ''„durch irritierende Kamerabewegungen, die Erwartungen aufbauen und dann enttäuschen“'', so der Fassbinder-Biograph [[Michael Töteberg]].<ref name="Märthesheimer172">[[Michael Töteberg]]: ''Schwarzmarkt der Gefühle'' in: [[Peter Märthesheimer]]/Pea Fröhlich/[[Michael Töteberg]] (Hrsg.):'' Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder.'' Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5 S. 172</ref> Die Charaktere bleiben Kunstfiguren, auch in diesem Film gekennzeichnet durch, wie Guntram Vogt anmerkt,'' „die Sprachmelodie mit ihrer unkonventionellen Betonung zum Ausdruck widerspruchsvoller Gefühlslagen“'', somit ''„das Agieren gegen den Strich der Erwartungen“''.<ref name="Koebner29">Guntram Vogt: ''Die Ehe der Maria Braun'' in: [[Thomas Koebner]] (Hrsg.): ''Filmklassiker. Band 4 1978-1992.'' 6. Überarbeitete und erweiterte Auflage 2006. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2006. ISBN 978-3-15-030033-6 S. 29</ref>
Es ist typisch für die Art, in der Maria präsentiert wird, dass niemals zu erfahren ist, was es für ihr Innenleben bedeutet, dass sie zu einer Mörderin oder Totschlägerin geworden ist. Dass es ihr Mann ist, der für ihre Tat büßt, wird in dem Film niemals als Ausgangspunkt für besondere Verstrickungen dargestellt.


Innerhalb der Linearität des Films arbeitet Fassbinder mit Wiederholungen und Symmetrien, sichtbar etwa an den Explosionen zu Beginn und am Ende des Films oder an der Umrahmung des Films durch Politikerportraits (einem [[Adolf Hitler|Hitlerbild]], das während des den Film eröffnenden Bombenangriffs von der Wand fällt, folgen am Filmende die [[Negativfilm|Negativaufnahmen]] der Bundeskanzler [[Konrad Adenauer|Adenauer]], [[Ludwig Erhard|Erhard]], [[Kurt Georg Kiesinger|Kiesinger]] und [[Helmut Schmidt|Schmidt]], dessen Bild sich schließlich in ein Positiv verwandelt).<ref name="Elsaesser159">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 159</ref> [[Leitmotiv]]isch funktioniert im Film das sich wiederholende Motiv der Zigarette. Zigaretten dienen, so Sang-Joon Bae, ''„als Symbol der (Sehn-)Sucht in der ‚schlechten Zeit für Gefühle‘“'',<ref name="Bae320">Sang-Joon Bae: ''Rainer Werner Fassbinder und seine filmästhetische Stiliserung.'' Gardez! Verlag, Remscheid 2005. ISBN 3-89796-163-6 S. 320</ref> sind Bild für Marias Festhalten am Emotionalen und spielen auch bei der abschließenden Katastrophe ihre Rolle.
Es bleibt der Einschätzung des Zuschauers überlassen zu bestimmen, was Maria dazu bringt, gefühlsarm aufzutreten. Sind es Verstörungen, die die Kriegsjahre mit sich gebracht haben?
Hat das soziale Umfeld, in dem sie sich bewegt, eine ungünstige Wirkung? Erlebt sie die Gesamtsituation nach 1945 als in hohem Maße fordernd, sodass sie darüber niemals zur Besinnung kommen kann?


===Visueller Stil===
''Die Ehe der Maria Braun'' ist ein Film, der in der Ausgestaltung der Filmszenerie nach Realismus strebt, bei der Personencharakterisierung jedoch nicht. Der Zuschauer bekommt stilisierte Darstellungen geboten. Während in einem realistischen Film der Eindruck vorherrschen würde, dass sich jede Szene aus dem Vorhergehenden ergibt, bleibt bei ''Die Ehe der Maria Braun'' hinter den Szenen der Regisseur erkennbar, der vorgegeben hat, welche Haltungen die Personen in der jeweiligen Szene zeigen sollen. Speziell für die Figur der Maria gilt, dass sie in ihren Ausdrucksweisen und Verhaltensweisen häufig von dem abweicht, was der Zuschauer jeweils erwartet.
Durch eine, so Herbert Spaich, ''„unauffällig[e] und wohlorganisiert[e]“'' Bildgestaltung vermeidet Fassbinder einerseits eine starke visuelle Stilisierung, andererseits aber auch eine überscharfe Realitätstreue.<ref name="Spaich306">Herbert Spaich: ''Rainer Werner Fassbinder - Leben und Werk.'' Beltz Verlag, Weinheim 1992. ISBN 3-407-85104-9. S. 306</ref> Es herrschen Innenaufnahmen vor, deren eingeschränkter, oft durch Objekte versperrter Handlungsraum maximal in der [[Einstellungsgröße|Halbtotalen]] gezeigt wird. Dunkle und im Halbschatten liegende Bildbereiche sorgen für eine Atmosphäre der Beengung:<ref>Sigrid Lange: ''Einführung in die Filmwissenschaft.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007. ISBN 978-3-534-18488-0 S. 71</ref> ''„Halbdunkle Räume schließen die Menschen […] ein“'', merkt Vogt an.<ref name="Koebner29">Guntram Vogt: ''Die Ehe der Maria Braun'' in: [[Thomas Koebner]] (Hrsg.): ''Filmklassiker. Band 4 1978-1992.'' 6. Überarbeitete und erweiterte Auflage 2006. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2006. ISBN 978-3-15-030033-6 S. 29</ref> Es gibt keine deutliche visuelle Unterscheidung der Handlungsorte: ''„Die atmosphärische Trennlinie zwischen Gefängnis und Stadtwohnungen ist […] unscharf, fast nicht erkennbar“'', überall herrsche ''„der gleiche kalt-blaue Schimmer“''.<ref name="Koebner29">Guntram Vogt: ''Die Ehe der Maria Braun'' in: [[Thomas Koebner]] (Hrsg.): ''Filmklassiker. Band 4 1978-1992.'' 6. Überarbeitete und erweiterte Auflage 2006. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2006. ISBN 978-3-15-030033-6 S. 29</ref>


Ein durchgehendes visuelles Motiv ist die Gittersymbolik, deren vereinzelnde, trennende Wirkung ''„die Kluft zwischen den privaten Gefühlen und dem öffentlichen Zeitgeist […]illustriert“'', wie Sang-Joon Bae anmerkt.<ref name="Bae320">Sang-Joon Bae: ''Rainer Werner Fassbinder und seine filmästhetische Stiliserung.'' Gardez! Verlag, Remscheid 2005. ISBN 3-89796-163-6 S. 320</ref> Auch in weiteren szenischen Gestaltungen finden Stilisierungen dieser Art statt, werden jedoch nur sparsam eingesetzt. So sieht man zum Beispiel Maria gegen Ende des Films rauchend zwischen einem weißen Telefon und dem Rosenstrauß ihres Mannes; sie stehe, so Sang-Joon Bae, ''„zwischen Karrierebewusstsein und dem Liebessymbol, wobei sie […] eine Zigarette, das Sehn-Sucht-Symbol, in der Hand hält“''.<ref>Sang-Joon Bae: ''Rainer Werner Fassbinder und seine filmästhetische Stiliserung.'' Gardez! Verlag Remscheid 2005. ISBN 3-89796-163-6 S. 325</ref>
So gesehen ist ''Die Ehe der Maria Braun'' das Gegenteil von einem „Heile Welt“-Film. Eher handelt es sich um einen Film, von dem Beunruhigendes ausgeht. Der Film zeigt Menschen, die sich neue Orientierungen suchen mussten, und auch für den Zuschauer wird sich das Gefühl einstellen, dass das eine Welt ist, in der man sich nicht so leicht orientieren kann.


===Ton und Musik===
== Das Ende des Films ==
Ein Großteil seiner distanzierenden, ironisch brechenden Wirkung erzielt der Film durch den Einsatz des Tons. Zum Teil [[kontrapunkt]]isch wird die Spielhandlung ergänzt durch Radioreportagen, [[Schlager]] der Zeit und Hintergrundgeräusche, zum Anfang Bombenexplosionen und Maschinengewehrfeuer, am Schluss die Presslufthämmer des Wiederaufbaus.<ref>[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 166</ref> Bis zu vier Tonebenen ([[Diegese|nicht-diegetische]] Musik, Dialog, Geräusche und der Radioton) liegen übereinander und machen es manchmal schwierig, den Gesprächen zu folgen.<ref>Anton Kaes: ''Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film.'' Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 91</ref>


Ebenfalls weniger zur Zeitverankerung dienend als vielmehr mit einer Kommentarfunktion versehen ist auch [[Peer Raben]]s Filmmusik, die gerade in emotionalen Szenen der Distanzierung und der Objektivierung dient, er schaffe es, ''„Musikpassagen so anzulegen, dass eine subjektive emotionale Perspektive mit einem objektiven musikalischen Kommentar kontrastiert wird“'', merkt Elsaesser an. So erklingt etwa in einer Szene, in der Maria sehnsüchtig an ihren Mann zurückdenkt, die Melodie des an Marschmusik gemahnenden [[Westerwald]]lieds, gespielt auf einem [[Xylophon]].<ref>[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 169</ref>
Zum Ende des Films bleibt für den Zuschauer die Frage offen, ob Maria Selbstmord begeht oder ob es sich bei der Gasexplosion in ihrem Haus um einen Unglücksfall handelt.


Ähnlich wie die Filmmusik werden auch Schlager wie [[Caterina Valente]]s ''Ganz Paris träumt von der Liebe'' und [[Rudi Schuricke]]s ''[[Capri-Fischer]]'' eingesetzt, nicht als emotionalisierendes, nostalgisches Zeitprodukt, sondern aus der ironischen Distanz der 1970er Jahre heraus und mit der Erkenntnis, dass die in den Schlagern transportierten Heile-Welt-Träume gescheitert sind.<ref>[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 170</ref> Dieser den Realismusgrad des Films schwächende Einsatz von Ton und Musik, die gemäß Sang-Joon Bae ''„tonale Stilisierung der Historiographie“'', dient der Synchronisierung privater und öffentlicher Geschichte und der kritischen Distanzierung vom Zeitgeschehen.<ref>Sang-Joon Bae: ''Rainer Werner Fassbinder und seine filmästhetische Stiliserung.'' Gardez! Verlag, Remscheid 2005. ISBN 3-89796-163-6 S. 324</ref>
Die meisten Rezensenten gehen davon aus, dass die Testamentseröffnung Maria zu dem Schluss führen musste, dass es eine Kungelei zwischen Hermann und Oswald gegeben haben muss. Allem Anschein nach hatte Hermann sich bereit erklärt, seine Frau Oswald für seine letzten Lebensjahre zu überlassen, und hatte sich wegen dieser Absprache mit Oswald über Jahre hinweg im Hintergrund gehalten.


==Themen und Motive==
„Die Ehe der Maria Braun“ ist letztlich ein Film, zu dem ein Happy End nicht gepasst hätte. Fassbinder wollte eine kühle Welt zeigen, in der es vielen Leuten nicht gelingt, für ihre persönliche Problematik Lösungen zu finden. Es war nicht seine Absicht, zum Schluss eine wundersame Auflösung aller Verstrickungen vorzuführen.
===Intertextualität===
Fassbinder bestätigt, dass er in ''Die Ehe der Maria Braun'' neben der einfachen Liebesgeschichte auch weitere Bedeutungsebenen angelegt hat: ''„Bei Maria Braun hat das Publikum die Möglichkeit, bei einer recht simplen Geschichte einzusteigen, wobei ich aber gleichzeitig auch komplexere Dinge einfließen lasse.“''<ref>Fassbinder im Sommer 1980 gegenüber Christian Braad Thomsen, zitiert in: Robert Fischer (Hrsg.): ''Fassbinder über Fassbinder.'' Verlag der Autoren Frankfurt am Main 2004. ISBN 3-88661-268-6 S. 489</ref> So kann der Film als klassisches [[Melodram (Film)|Melodram]], als desillusioniert-pessimistische Rückschau auf die Nachkriegszeit oder die Figur der Maria gar als Allegorie der jungen Bundesrepublik gelesen werden.


Der Regisseur erreicht für den Film diese Vieldeutigkeit, indem er an die verschiedensten Rezeptionsgewohnheiten des Publikums anknüpft und sich dessen Bildergedächtnis und seine Erfahrungen mit Stil- und [[Filmgenre|Genrekonventionen]] zu Nutze macht. Elsaesser zählt als in ''Die Ehe der Maria Braun'' visuell oder motivisch zitierte Texte auf: Werke des [[Film noir]] wie ''[[Solange ein Herz schlägt]]'' (''Mildred Pierce'', [[Michael Curtiz]], 1945) und ''[[Im Netz der Leidenschaften]]'' (''The Postman Always Rings Twice'', [[Tay Garnett]], 1946), [[Detlef Sierck]]s [[Zarah Leander|Zarah]]-[[Zu neuen Ufern|Leander]]-[[La Habanera|Filme]], die Schnulzen und [[Heimatfilm]]e der Nachkriegszeit, [[Trümmerfilm]]e wie ''[[Zwischen gestern und morgen]]'' ([[Harald Braun]], 1947), die Skandalfilme der Adenauer-Ära wie ''[[Das Mädchen Rosemarie (1958)|Das Mädchen Rosemarie]]'' ([[Rolf Thiele]], 1958), aber auch Kriegsheimkehrerdramen wie [[Wolfgang Borchert|Borcherts]] ''[[Draußen vor der Tür]]'' und [[Ernst Toller]]s ''[[Hinkemann]]'' sowie [[Dokumentarfilm|dokumentarisches]] Material wie [[Wochenschau]]en.<ref name="Elsaesser164">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 164</ref>
== Besonderheiten ==


An all diese Seherfahrungen knüpft Fassbinder an und verwebt die teils widersprüchlichen [[Subtext]]e des Ausgangsmaterials, wobei er durch Distanzierung und Ironie die Vorbildtexte variiert: ''„Fassbinder übernimmt alle Klischees, aber verfremdet sie durch Häufung, Übertreibung und Akzentuierung“'', kommentiert Anton Kaes.<ref>Anton Kaes: ''Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film.'' Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 86</ref> Elsaesser sieht daher in ''Die Ehe der Maria Braun'' ''„einen ausgesprochen [[Intertextualität|intertextuellen]] Film“'', gar einen ''„[[Postmoderne|postmodernen]] Film“''.<ref name="Elsaesser164">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 164</ref>
Es gibt mehrere Szenen, in denen im Hintergrund Töne aus dem Radio zu hören sind. Teilweise ist das Radio so laut zu hören, dass die Gespräche der handelnden Personen überdeckt werden. Es handelt sich um diese Radioberichte:


===Melodramatik===
*Benachrichtigungen für einzelne Personen, die es nach dem Krieg im Zusammenhang mit der Suche nach vermissten Soldaten gegeben hat.
Vordergründig ist ''Die Ehe der Maria Braun'' ein [[Melodram (Film)|Melodram]] in der Tradition von [[Douglas Sirk]]s amerikanischen Dramafilmen wie etwa ''[[Zeit zu leben und Zeit zu sterben]]'' (''A Time to Love and a Time to Die'', 1958), eine in der Anlage [[Tragik|tragische]] Geschichte einer Frau, die zwischen zwei Männern steht und deren wahre Liebe letztendlich durch schicksalhafte Umstände unerfüllt bleibt<ref>Sigrid Lange: ''Einführung in die Filmwissenschaft.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007. ISBN 978-3-534-18488-0 S. 68</ref>: Anton Kaes merkt an, der Film handle wie so oft bei Fassbinder ''„von den unerfüllten und unerfüllbaren Sehnsüchten privater Individuen, von der Ausbeutung und Ausbeutbarkeit ihrer Gefühle und ihrem Scheitern an sich selbst und an der Gesellschaft“''.<ref>Anton Kaes: ''Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film.'' Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 79f</ref>
*Eine Rede von Konrad Adenauer, in der er erklärt, dass für die Bundesrepublik Deutschland keine Wiederbewaffnung vorgesehen sei.
*Eine Rede von Konrad Adenauer, in der er die Wiederbewaffnung verteidigt.
*Die letzten Szenen des Films sind unterlegt mit der berühmten Radioreportage von [[Herbert Zimmermann (Reporter)|Herbert Zimmermann]] vom Endspiel der [[Fußballweltmeisterschaft 1954]], das zwischen Deutschland und Ungarn ausgetragen wurde.


Kennzeichnend ist Marias Ausspruch im Film „Es ist eine schlechte Zeit für Gefühle“; der praktische Erfolg ihres Alltagslebens zwingt sie, ihre Emotionen ständig aufzuschieben.<ref>Christian Braad Thomsen: ''Rainer Werner Fassbinder. Leben und Werk eines maßlosen Genies.'' Rogner & Bernhard Verlags KG, Hamburg 1993. ISBN 3-8077-0275-X S. 355</ref> Elsaesser sieht darin ''„die Selbstdisziplin einer erbarmungslosen Doppelexistenz von Leib und Seele“''.<ref name="Elsaesser463">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 463</ref> Maria geht für ihre Liebe fremd, tötet gar für ihre Liebe und wird letztendlich bitter enttäuscht, als sie erkennt, dass sie nur das Objekt eines Handels war, ein Opfer auch der Zeitumstände: ''„Verrat […] ist die Basis des Geschäftsbetriebs [[Wirtschaftswunder]]. Gefühle haben ihren ökonomischen Stellenwert“'', so Wolfgang Limmer.<ref>Wolfgang Limmer/Rolf Rietzler (Dokumentation): ''Rainer Werner Fassbinder, Filmemacher.'' Spiegel-Buch. Rowohlt Taschenbuch Verlag Hamburg 1981. ISBN 3-499-33008-3 S.35</ref> Maria ist ihren Gefühlen treu geblieben, hat jedoch ihre Kraft damit vergeudet. Ihre Tüchtigkeit führt sie zwar zu wirtschaftlichem Erfolg, aber auch zur persönlichen Niederlage. Als sie dies erkennt, führt sie willentlich ein Ende herbei, zumindest in der Drehbuchversion in eindeutiger Weise. Peter Märthesheimer notierte im Presseheft zum Film: ''„Sie verweigert es, leicht zu leben.“''<ref name="FischerZ164"> zitiert in: Robert Fischer/[[Joe Hembus]]: ''Der Neue Deutsche Film 1960 - 1980.'' Wilhelm Goldmann Verlag, München 1981. ISBN 3-442-10211-1. S. 164</ref>
In der zweiten Hälfte des Films gibt es häufig als Hintergrundgeräusche den Lärm von Presslufthämmern zu hören. Man kann das Hämmern als ein Zeichen für rege Bautätigkeit sehen. Die ratternden Geräusche können aber auch wie der Nachklang zu den Maschinengewehrfeuern des zweiten Weltkriegs wirken.


===Historizität===
Sämtliche Geräuschuntermalungen sorgen für [[Verfremdungseffekt]]e. Der Zuschauer wird davon abgehalten, sich zu sehr mit der Protagonistin zu identifizieren und sich an das Geschehen auf der Leinwand zu verlieren.
Fassbinder bezieht sich am Beispiel der unmittelbaren Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik auf die gesamte geschichtliche Entwicklung Deutschlands im 20. Jahrhundert, die trotz aller Brüche und Umschwünge eine Vielzahl von Kontinuitäten aufweist: die Mentalität der Kleinbürger, die Obrigkeitshörigkeit und das Spießertum.<ref>Wilhelm Roth: ''Kommentierte Filmografie'' in: [[Peter W. Jansen]]/[[Wolfram Schütte]] (Hrsg.): ''Rainer Werner Fassbinder.'' 3. ergänzte Auflage. Carl Hanser Verlag, München und Wien 1979. ISBN 3-446-12946-4 S. 187</ref> Diese ''„Dialektik von Kontinuität und Bruch“'' spiegle der Film, merkt Elsaesser an.<ref name="Elsaesser160">Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 160</ref>


Die Zeitbeurteilung als verpasste Chance der Geschichte auf einen echten Neuanfang nimmt Fassbinder deutlich aus der Sicht der 1970er Jahre vor, gibt somit einen Kommentar zur Entstehungszeit des Films ab. Es gehe ihm, so Kaes, ''„um die Konstellation von Vergangenheit und Gegenwart, um den Moment der Erkenntnis, in dem sich Vergangenes und Gegenwärtiges gegenseitig blitzartig erhellen“''.<ref>Anton Kaes: ''Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film.'' Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 79</ref> Der Regisseur will aufzeigen, dass die Verdrängungsmechanismen der 1950er zur gesellschaftlichen Explosion in den 1960er Jahren führten, die wiederum zur Entstehungszeit des Films einer resignierten Ernüchterung gewichen war. Kaes zieht eine Parallele zwischen dem Ende von ''Die Ehe der Maria Braun'' und dem von [[Michelangelo Antonioni|Antonionis]] ''[[Zabriskie Point (Film)|Zabriskie Point]]'', wo ebenfalls ein Haus explodiert. Dieses Motiv zeige die Enttäuschung der beiden Regisseure über das Scheitern der Gesellschaftsutopien, ihre ''„hilflose Aggressivität gegenüber dem ‚System‘ als ganzem“''.<ref>Anton Kaes: ''Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film.'' Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 104</ref>
„Die Ehe der Maria Braun“ ist Bestandteil einer Trilogie, in der sich Fassbinder mit der frühen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland beschäftigte. Die anderen beiden Filme dieser Trilogie sind [[Lola (1981)|Lola]] (1981) und [[Die Sehnsucht der Veronika Voss]] (1982).


Diese Rückbetrachtung, das Scheitern von Marias privater Utopie analog zum Scheitern der gesellschaftlichen Utopien der 1960er, gestaltet Fassbinder ''„offen als Konstrukt einer späteren Epoche“'', wie Kaes kommentiert.<ref>Anton Kaes: ''Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film.'' Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 101</ref> So dient der Ton im Film nicht zur Zeitverankerung, sondern als Kontrapunkt, die Radiotonausschnitte etwa als kommentierender [[Chor (Theater)|Chor]], die Hintergrundgeräusche als Zeichen einer ununterbrochenen Kontinuitätskette zwischen Krieg und Wiederaufbau<ref name="Elsaesser160">Thomas Elsaesser: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S .160</ref> ; es ''„setzen sich die Kriegsgeräusche des Dritten Reiches im Wiederaufbau der Bundesrepublik fort“'', so Sabine Pott.<ref>Sabine Pott: ''Film als Geschichtsschreibung bei Rainer Werner Fassbinder.'' Peter Lang GmbH Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2001. 2. Durchgesehene Auflage 2004. ISBN 3-631-51836-6 S. 79</ref> So wirkt die Geschichtssicht stilisiert, weniger auf eine realistische Darstellung ausgelegt als auf das Setzen von Kommentaren anhand von prominent dargestellten ikonographischen Bildmotiven wie der [[Flagge der Vereinigten Staaten|US-Flagge]], [[Hershey Company|Hershey-Schokolade]] oder [[Camel (Zigarettenmarke)|Camel-Zigaretten]]. Eine Großaufnahme einer Camel-Zigarettenschachtel zeigt etwa deutlich die (anachronistische) Herkunftsbezeichnung ''Bundesrepublik Deutschland'', ein offensichtlicher Bruch Fassbinders mit der Geschichtsfiktion.<ref>[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 160</ref>
[[2003]] erstellte die [[Bundeszentrale für politische Bildung]] in Zusammenarbeit mit zahlreichen Filmschaffenden einen [[Filmkanon]] für die Arbeit an Schulen und nahm diesen Film in ihre Liste mit auf.
===Allegorik===
[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-F078072-0004, Konrad Adenauer.jpg|upright|thumb|Zweimal begleiten Radioübertragungen von Reden [[Konrad Adenauer]]s, hier eine Aufnahme aus dem Jahr 1952, die Spielhandlung.]]
''„Fassbinders Geschichtsschreibung ist eine private“'', stellt Pott fest.<ref>Sabine Pott: ''Film als Geschichtsschreibung bei Rainer Werner Fassbinder.'' Peter Lang GmbH Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2001. 2. Durchgesehene Auflage 2004. ISBN 3-631-51836-6 S. 20</ref> Indem er Geschichte am persönlichen Schicksal einer Frau festmacht, synchronisiert er deren Schicksal mit dem ihrer Umwelt. Figuren wie Maria werden in Fassbinders Werk somit zu ''„Inkarnationen ihrer Epoche, parabolisch spiegeln sie in ihrem politisch unbewussten Privatleben die kollektive Mentalität der Zeit“''.<ref>Anton Kaes: ''Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film.'' Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 83</ref> Maria Braun kann mit ihrem erstaunlichen wirtschaftlichen Aufstieg, der jedoch nur um den Preis des Verlustes von emotionalen Bedürfnissen geschehen kann, als [[Allegorie]] des jungen Westdeutschlands mit seinem [[Wirtschaftswunder]] gesehen werden.<ref name="Elsaesser162">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 162</ref> Anton Kaes deutet, Deutschland sei durch Adenauers Strategie der kühlen Vertragspolitik und der Wiederbewaffnung genau so verraten worden wie Maria von ihrem Mann und ihrem Liebhaber.<ref name="Kaes100">Anton Kaes: ''Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film.'' Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 100</ref>


Maria nutzt zunächst ihren Status als „[[Trümmerfrau]]“, aufgrund der Abwesenheit der Männer aktiv patriarchalische Strukturen aufzubrechen und zu wirtschaftlichem Wohlstand zu gelangen. Doch diese Epoche ist von kurzer Dauer: mit dem Ende der unmittelbaren Nachkriegszeit und den ersten Anzeichen wiedergewonnenen nationalen Selbstbewusstseins endet auch die Herrschaft dieser aktiven Frauen. Deutlich macht Fassbinder dies an den den Film umklammernden Portraits der Staatschefs, den dem Hitlerportrait vom Beginn des Films folgenden Bildern der Nachkriegskanzler am Filmende. Roth kommentiert: ''„Die Männer haben wieder alle Trümpfe in der Hand“''.<ref>Wilhelm Roth: ''Kommentierte Filmografie'' in: [[Peter W. Jansen]]/[[Wolfram Schütte]] (Hrsg.): ''Rainer Werner Fassbinder.'' 3. ergänzte Auflage. Carl Hanser Verlag, München und Wien 1979. ISBN 3-446-12946-4 S. 185</ref> Das fehlende Portrait [[Willy Brandt|Brandts]] begründet Fassbinder, diese habe eine gewisse Ausnahmestellung in der Kontinuität der deutschen Kanzler inne: ''„Trotz seines Scheiterns […] unterscheidet er sich doch noch von den anderen Kanzlern.“''<ref>Fassbinder im Jahr 1979 gegenüber der ''[[zitty]]'', zitiert in: : Robert Fischer/[[Joe Hembus]]: ''Der Neue Deutsche Film 1960 - 1980.'' Wilhelm Goldmann Verlag, München 1981. ISBN 3-442-10211-1. S. 164</ref>
== Auszeichnungen ==


Die Synchronisierung von öffentlicher und privater Ebene geschieht wiederum durch die Kommentarfunktion der Radioübertragungen. Einer Rede Adenauers gegen die [[Wiederbewaffnung]] zu Beginn des Films folgt gegen Ende eine, in der er sich für die [[Aufrüstung]] ausspricht. Maria strauchelt während dieser zweiten Rede und erbricht sich; eine extreme private Reaktion auf eine gesellschaftlich-politische Entwicklung.<ref>Anton Kaes: ''Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film.'' Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 84</ref> Die letzten sieben Filmminuten, die finale Konfrontation mit der Wahrheit und die darauf folgende Explosion, werden von [[Herbert Zimmermann (Reporter)|Herbert Zimmermanns]] ungekürzter Originalreportage der letzten Minuten des [[Wunder von Bern|Endspiels Deutschland gegen Ungarn]] begleitet, der nicht nur als Zeiteinbettung der Szene gelesen werden kann, sondern auch als Kommentar zu Marias Leben, zum Kampf um ihre Ehe, die ihr Ende in der Expolsion findet, dann gipfelnd mit Zimmermanns ''„Aus! Aus! Aus! – Aus! – Das Spiel ist aus!''“<ref>Sabine Pott: ''Film als Geschichtsschreibung bei Rainer Werner Fassbinder.'' Peter Lang GmbH Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2001. 2. Durchgesehene Auflage 2004. ISBN 3-631-51836-6 S. 73</ref>
* [[Silberner Bär]] auf der [[Internationale Filmfestspiele Berlin 1979|Berlinale 1979]] für Hanna Schygulla und das gesamte Team.
* David di Donatello Award für Hanna Schygulla
* [[Bundesfilmpreis]] 1979 in Gold für Hanna Schygulla, Gisela Uhlen, Rainer Werner Fassbinder, [[Norbert Scherer]] und [[Helga Ballhaus]] (Szenenbild)
* 1980 Nominierung für den [[Golden Globe Award]] - bester ausländischer Film
* 1989 - Sonderpreis beim Bundesfilmpreis zum 40jährigen Bestehen der [[Bundesrepublik Deutschland]]


==Einordnung und Nachwirkung==
== Zitate ==
''Die Ehe der Maria Braun'' war der Auftakt zu Fassbinders sogenannter BRD-Trilogie; es folgten ''[[Lola (1981)|Lola]]'' (1981) und ''[[Die Sehnsucht der Veronika Voss]]'' (1982), die ebenfalls anhand von Frauenschicksalen Aspekte der Nachkriegsgeschichte beleuchteten. Diese Filme setzten den Ton und ebneten den Weg für weitere deutsche Spielfilme, die auf ähnliche Weise die private Entwicklung einer weiblichen Hauptperson und die öffentliche Geschichte verwebten, etwa ''[[Deutschland, bleiche Mutter]]'' ([[Helma Sanders-Brahms]], 1980) oder [[Edgar Reitz]]’ ''[[Heimat (Reitz)|Heimat]]''-Serie.<ref name="Elsaesser464">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 464</ref>


Der Film festigte Hanna Schygullas Ruf als ideale Fassbinder-Schauspielerin; sie wurde, so Elsaesser, endgültig ''„zur Ikone, zum Emblem“''<ref name="Elsaesser154">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 154</ref> Fassbinderschem Schaffens, obwohl sie die Zusammenarbeit mit dem Regisseur eigentlich schon beendet hatte. Die Rolle rückte Schygulla auch international in das Interesse der Öffentlichkeit. Ihre Darstellung einer aktiven Frau, die sich Freiheit und Selbstbestimmung erkämpft, machte sie für den [[Feminismus|feministischen]] Zeitgeist der späten 1970er Jahre attraktiv.<ref name="Elsaesser161">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 161</ref> Der mit ''Die Ehe der Maria Braun'' erzielte Publikumserfolg erleichterte Fassbinder die Finanzierung seiner Folgeprojekte, und der Traum des Regisseurs, internationale Großprojekte zu verwirklichen, gar in Amerika arbeiten zu können, rückte in grefbare Nähe.<ref name="Elsaesser157">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 157</ref>
„Ich bin eine Meisterin der Täuschung - ein Werkzeug des Kapitalismus bei Tag und bei Nacht eine Agentin der werktätigen Massen. Die Mata Hari des Wirtschaftswunders.“


Durch die internationale Bekanntheit etablierte sich ''Die Ehe der Maria Braun'' neben [[Volker Schlöndorff]]s oscargekröntem ''[[Die Blechtrommel (Film)|Die Blechtrommel]]'' (1980) als Markenzeichen des [[Neuer Deutscher Film|Neuen Deutschen Films]] außerhalb Europas.<ref name="Elsaesser155">[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S.155</ref> Fassbinders Film wurde anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Bundesrepublik Deutschland bei der [[Deutscher Filmpreis|Deutschen Filmpreisverleihung]] 1989 mit einem Sonderpreis geehrt. 2003 nahm die Expertenkommission der [[Bundeszentrale für politische Bildung]] ''Die Ehe der Maria Braun'' in den [[Filmkanon]] auf. [[Thomas Ostermeier]] adaptierte im Jahr 2007 das Drehbuch von Merthesheimer und Fröhlich für das Theater und brachte das Stück mit [[Brigitte Hobmeier]] als Maria auf die Bühne der [[Münchner Kammerspiele]];<ref>[http://www.muenchner-kammerspiele.de/index.php?URL=index.php%3F%26SeitenID%3Dstueck%26zurueck%3DZur%25FCck%2Bzu%2BHome%26ID%3D614 Seite der Münchner Kammerspiele zu Ostermeiers ''Die Ehe der Maria Braun'']</ref> seine Inszenierung wurde zum [[Berliner Theatertreffen]] 2008 eingeladen<ref>[http://www.tagesspiegel.de/kultur/art772,2525695 ''Eine wunderbare Ehe''], [[Der Tagesspiegel]] vom 6. Mai 2008 (abgerufen am 16. März 2010)</ref>.
„Der Fehler bei den Menschen ist der, Opa Berger, dass sie ihre Liebe immer nur an den Einzigen hängen müssen. Wenn wir keine Kartoffeln haben, essen wir eben Steckrüben. Haben wir keine Steckrüben, essen wir eben Mehlsuppe. Aber in der Liebe muss es immer der Einzige sein.“


== Weblinks ==
== Literatur ==
===Drehbuch===
*[[Peter Märthesheimer]]/Pea Fröhlich/[[Michael Töteberg]] (Hrsg.): ''Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder.'' Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5
===Literarische Nacherzählung===
*[[Gerhard Zwerenz]]: ''Die Ehe der Maria Braun.'' Wilhelm Goldmann Verlag, München 1979. ISBN 3-442-03841-3
===Sekundärliteratur===
*Sang-Joon Bae: ''Rainer Werner Fassbinder und seine filmästhetische Stiliserung.'' Gardez! Verlag Remscheid 2005. ISBN 3-89796-163-6 S. 316-327.
*[[Thomas Elsaesser]]: ''Rainer Werner Fassbinder.'' Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 153-174.
*Robert Fischer/[[Joe Hembus]]: ''Der Neue Deutsche Film 1960 - 1980.'' Wilhelm Goldmann Verlag, München 1981. ISBN 3-442-10211-1. S. 162-164.
*[[Peter W. Jansen]]/[[Wolfram Schütte]] (Hrsg.): ''Rainer Werner Fassbinder.'' 3. ergänzte Auflage. Carl Hanser Verlag, München und Wien 1979. ISBN 3-446-12946-4 S. 182-188.
*Anton Kaes: ''Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film.'' Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 75-105.
*Sigrid Lange: ''Einführung in die Filmwissenschaft.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007. ISBN 978-3-534-18488-0. Darin eine [[Filmanalyse]] zu ''Die Ehe der Maria Braun'': S. 66-84.
*Sabine Pott: ''Film als Geschichtsschreibung bei Rainer Werner Fassbinder.'' Peter Lang GmbH Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2001. 2. Durchgesehene Auflage 2004. ISBN 3-631-51836-6 S. 19-99.
*Herbert Spaich: ''Rainer Werner Fassbinder - Leben und Werk'' Beltz Verlag, Weinheim 1992. ISBN 3-407-85104-9. S. 300-308.
*Christian Braad Thomsen: ''Rainer Werner Fassbinder. Leben und Werk eines maßlosen Genies.'' Rogner & Bernhard Verlags KG, Hamburg 1993. ISBN 3-8077-0275-X S. 353-359.
*[[Michael Töteberg]]: ''Rainer Werner Fassbinder'' Rowohlt Taschenbuch Verlag 2002. ISBN 3-499-50458-8. S. 116-121.


==Einzelnachweise und Anmerkungen==
<references/>

== Weblinks ==
* {{IMDb Titel|tt0079095|Die Ehe der Maria Braun}}
* {{IMDb Titel|tt0079095|Die Ehe der Maria Braun}}
* {{Filmportal.de Name|URL=http://www.filmportal.de/df/06/Uebersicht,,,,,,,,19AA119B33664E1AAE41E7FDEEA89998,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,.html|NAME=Die Ehe der Maria Braun}} (u.a. zeitgenössische Rezensionen, Uraufführungsplakat, Kostüme, Fotos)
* {{Filmportal.de Name|URL=http://www.filmportal.de/df/06/Uebersicht,,,,,,,,19AA119B33664E1AAE41E7FDEEA89998,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,.html|NAME=''Die Ehe der Maria Braun''}} (u.a. zeitgenössische Rezensionen, Uraufführungsplakat, Kostüme, Fotos)
* [http://www.fassbinderfoundation.de/de/filme_detail.php?id=37 ''Die Ehe der Maria Braun''] auf den Seiten der Fassbinder Foundation
*[http://www.filmzentrale.com/rezis/ehedermariabraunjeb.htm Kritik von J. El-Bira, filmzentrale]
* [http://www.iminform.de/takes-and-shots/tas-2002/01/tas2002-01-s03.htm Filmanalyse bei www.iminform.de]


[[Kategorie:Filmtitel|Ehe der Maria Braun, Die]]
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[[en:The Marriage of Maria Braun]]
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[[es:El matrimonio de María Braun]]
[[fr:Le Mariage de Maria Braun]]
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[[he:נישואיה של מריה בראון]]
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Version vom 30. März 2010, 18:33 Uhr

Film
TitelDie Ehe der Maria Braun
ProduktionslandDeutschland
OriginalspracheDeutsch
Erscheinungsjahr1979
Länge115 Minuten
Stab
RegieRainer Werner Fassbinder
DrehbuchPeter Märthesheimer
Pea Fröhlich
ProduktionAlbatros / WDR
MusikPeer Raben
KameraMichael Ballhaus
SchnittRainer Werner Fassbinder (als Franz Walsch), Juliane Lorenz
Besetzung

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Die Ehe der Maria Braun ist ein Spielfilm von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1979. Hanna Schygulla spielt die Hauptfigur der Maria, deren Ehe mit dem Soldaten Hermann durch Weltkrieg und Gefangenschaft unerfüllt bleibt. Maria arrangiert sich mit den Nachkriegsverhältnissen, wird die Geliebte eines Industriellen und erlangt Wohlstand, hält jedoch immer an ihrer Liebe zu Hermann fest. Letztlich wird diese Liebe bitter enttäuscht.

Fassbinder nutzt diese melodramatische Geschichte, um einen distanziert-pessimistischen Blick auf die unmittelbare Nachkriegszeit in der Bundesrepublik Deutschland zu werfen. Maria Braun wird dabei vielfach als Verkörperung des deutschen Wirtschaftswunders gesehen, das Wohlstand nur um den Preis des Verdrängens von Gefühlen brachte. Der Film war eines der international erfolgreichsten Werke Fassbinders und prägte das Bild des Neuen Deutschen Films im Ausland mit; gleichzeitig festigte er Schygullas Ruf als ideale Fassbinder-Schauspielerin. Die Ehe der Maria Braun bildet den Auftakt zu Fassbinders sogenannter BRD-Trilogie, die ihre Fortsetzung in den Filmen Lola (1981) und Die Sehnsucht der Veronika Voss (1982) fand, weiteren Bestandsaufnahmen der deutschen Nachkriegszeit aus spezifisch weiblicher Sicht.

Handlung

Deutschland im Jahr 1943: Während eines Luftangriffs in einer deutschen Stadt heiratet Maria den Soldaten Hermann Braun; das Standesamt wird durch die Explosion einer Fliegerbombe zerstört. Hermann muss sofort wieder an die Front, und Maria ist auf sich allein gestellt. Nach Kriegsende nimmt sie ihr Schicksal in die eigene Hand. Die Nachricht, Hermann sei gefallen, veranlasst die mit ihrer Mutter und ihrem Großvater lebende Maria, als Bardame für den Lebensunterhalt der Familie zu sorgen. Sie beginnt eine Beziehung mit Bill, einem afroamerikanischen GI, der sich um sie kümmert und sie mit begehrten Gütern wie Nylonstrümpfen und Zigaretten versorgt.

Marias Mann ist jedoch noch am Leben und kehrt aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Als er sie und Bill in flagranti antrifft und es zu einem Handgemenge zwischen ihm und dem Amerikaner kommt, erschlägt Maria im Affekt den GI mit einer Flasche. Hermann nimmt die Schuld an der Tat auf sich und geht dafür ins Gefängnis. Maria besucht ihren Mann regelmäßig in der Haft und nimmt die Chance wahr, im Büro des Industriellen Karl Oswald zu arbeiten. Der todkranke Oswald findet Gefallen an der geschäftstüchtigen jungen Frau und bietet ihr eine Stelle als seine Assistentin, falls sie eine Affäre mit ihm beginnt. Maria willigt ein, jedoch nicht ohne ihren Mann davon zu informieren. Die junge Frau erarbeitet sich wirtschaftliches Wohlergehen, doch hält sie stets an ihrer Liebe zu ihrem Mann fest. Als Herrmann aus dem Gefängnis entlassen wird, kehrt er aber nicht zu seiner Frau zurück, sondern setzt sich unter einem Vorwand nach Kanada ab.

Als Oswald gestorben ist, kommt Hermann wieder nach Deutschland heim. Er ist offensichtlich zu Wohlstand gekommen und besucht Maria, die nun allein in einem eigenen Haus lebt. Oswalds Testament wird eröffnet, und Maria erfährt, dass der Industrielle und ihr Mann noch zu Zeiten von Hermanns Gefängnisaufenthalt heimlich einen Handel abgeschlossen hatten: Hermann sollte zu Lebzeiten Oswalds nicht zu seiner Frau zurückkehren, um die Beziehung zwischen Oswald und Maria nicht dadurch zu beenden. Als Belohnung wurden Hermann und Maria als Oswalds Alleinerben eingesetzt. Maria, die – wissentlich oder unwissentlich – die Gaszufuhr des Küchenherds nicht abgestellt hatte, zündet sich eine Zigarette an und verursacht dadurch eine Explosion, die das Haus zerstört. Maria und Hermann sterben, während im Radio das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft 1954 übertragen wird.

Entstehungs- und Veröffentlichungsgeschichte

Drehbuch und Vorproduktion

Die Idee zu Die Ehe der Maria Braun stammt aus dem Umkreis des von Fassbinder gemeinsam mit Alexander Kluge konzipierten Fernsehprojekts Die Ehen unserer Eltern.[1] Fassbinder stellte ein erstes Exposé, an dem auch Klaus-Dieter Lang und Kurt Raab mitgearbeitet hatten, im Frühsommer 1977 seinem langjährigen Kollaborateur Peter Märthesheimer vor, der zu dieser Zeit bei der Bavaria als Dramaturg arbeitete. Märthesheimer erhielt im August 1977 den Auftrag, zusammen mit seiner Freundin Pea Fröhlich, einer Professorin für Psychologie und Pädagogik, daraus ein Drehbuch zu erstellen.[2] Obwohl es Märthesheimers und Fröhlichs erste Drehbucharbeit war, befähigte sie ihre Erfahrung mit Fassbinders Schaffen, das Buch dem Sprachduktus und den Filmstrukturen des Regisseurs anzupassen.[3] Fassbinders Änderungen am Drehbuch beschränkten sich auf einige Dialoge sowie auf das Ende, das der Regisseur umschrieb: den von Märthesheimer und Fröhlich beschriebenen Suizid Marias durch einen willentlichen Autounfall arbeitete der Regisseur zur Gasexplosion, einem ambivalenteren, weniger eindeutigem Ende, um.[4] Produzent des Films war Fassbinders langjähriger Weggenosse Michael Fengler mit seiner Produktionsfirma Albatros Film.[2]

Fengler plante die Produktion von Die Ehe der Maria Braun für das erste Halbjahr 1978, da die Dreharbeiten für Fassbinders Großprojekt Berlin Alexanderplatz erst im Juni 1978 beginnen sollten.[5] Fassbinder hatte jedoch den Kopf für den Film nicht frei; in der Bundesrepublik war die Debatte um sein kontroverses Stück Der Müll, die Stadt und der Tod in vollem Gange[6] und der Regisseur hatte sich nach Paris zurückgezogen, um am umfangreichen Drehbuch für Berlin Alexanderplatz zu arbeiten.[7] Auf Fenglers Drängen hin suchten die beiden Romy Schneider auf, um ihr die Hauptrolle anzutragen, doch die Schauspielerin, in einer schweren Lebenskrise und übermäßig dem Alkohol zusprechend, stellte überzogene Gagenforderungen und verhielt sich wankelmütig[8] Yves Montand zeigte Interesse am Film, wollte jedoch Marias Ehemann Hermann und nicht, wie von Fassbinder und Fengler vorgeschlagen, die Rolle des Industriellen Oswald spielen.[5] Diese Rolle war jedoch bereits Klaus Löwitsch versprochen, und so zerschlug sich Fenglers Traum von einem internationalen Star-Ensemble; Hanna Schygulla erhielt die Rolle der Maria und arbeitete erstmals seit vier Jahren wieder mit Fassbinder zusammen.

Produktion

In diesem Gebäude in der Coburger Mohrenstraße fanden Teile der Dreharbeiten zu Die Ehe der Maria Braun statt

Die Ehe der Maria Braun war von vornherein ein unterfinanzierter Film. Die Albatros selbst steuerte nur 42.500 DM bei, der WDR war mit 566.000 DM beteiligt, 400.000 DM kamen von der Filmförderungsanstalt, und der Verleih gab eine Garantie von 150.000 DM. Fengler war gezwungen, einen weiteren Partner mit ins Boot zu nehmen. Ohne Wissen Fassbinders, dem Fengler einen Gewinnanteil am Film in Höhe von 50% versprochen hatte, beteiligte der Produzent bereits im Dezember 1977 Hanns Eckelkamps Trio Film an Die Ehe der Maria Braun und musste Eckelkamp für dessen finanziellen Beitrag 85% der Filmrechte gewähren.[9]

Die Dreharbeiten begannen im Januar 1978 in Coburg. Schlecht gelaunt und streitsüchtig nahm der Regisseur die Filmarbeit in Angriff, drehte tagsüber und schrieb nachts am Alexanderplatz-Drehbuch.[10] Um diesen Arbeitsrhythmus durchzuhalten, konsumierte Fassbinder große Mengen Kokain, für dessen Finanzierung er tägliche Bargeldauszahlungen forderte.[8]

Im Februar 1978 hatte das Budget bereits eine Höhe von 1,7 Millionen DM erreicht, ohne dass die beiden teuersten Szenen, die Explosionen am Anfang und am Ende des Films, gedreht waren. Fassbinder erfuhr von Fenglers Geschäft mit Eckelkamp, fühlte sich getäuscht und betrogen und brach mit dem langjährigen Weggefährten. Vehement forderte er für sich den Status eines Co-Produzenten ein, um am Film finanziell partizipieren zu können und erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen Fengler und Eckelkamp. Der Regisseur entließ einen großen Teil des Stabes, brach die Dreharbeiten in Coburg Ende Februar ab um zog zur Vervollständigung des Films nach Berlin um, wo im März 1978 schließlich die letzten Szenen gedreht wurden.[9] Insgesamt beurteilt der Biograph Thomas Elsaesser die Dreharbeiten als „eine von Fassbinders unglücklichsten Erfahrungen“[11]; zugleich war Die Ehe der Maria Braun auch die letzte Zusammenarbeit Fassbinders mit dem lichtsetzenden Kameramann Michael Ballhaus, der sich enttäuscht anderen Projekten zuwandte.[8]

Veröffentlichung

Eilig arbeitete Fassbinder mit Juliane Lorenz parallel zu den Vorbereitungen zu Berlin Alexanderplatz am Schnitt von Die Ehe der Maria Braun und an der weiteren Nachproduktion. Als im Mai 1978 Fassbinders Despair – Eine Reise ins Licht bei den Filmfestspielen von Cannes antrat und wenig erfolgreich war, ließ der Regisseur über Nacht eine Nullkopie von Die Ehe der Maria Braun ziehen und präsentierte den Film am 22. Mai 1978 in einer internen Voraufführung den führenden deutschen Filmproduzenten. In Anwesenheit unter anderem von Horst Wendlandt, Sam Waynberg, Karl Spiehs, Günter Rohrbach und dem führenden Anteilseigner des Filmverlags der Autoren Rudolf Augstein wurde diese Aufführung ein großer Erfolg.[12] Eckelkamp investierte sofort weitere 473.000 DM, um die Produktionsschulden zu tilgen, seine Trio Film wurde damit alleiniger Rechteinhaber am Film.[13] Somit mit allen Befugnissen ausgestattet, handelte Eckelkamp mit der United Artists einen Vertriebsvertrag für den Film aus und bootete damit den Filmverlag der Autoren aus.[14]

Als sich herausstellte, dass Die Ehe der Maria Braun chancenreich an der Berlinale 1979 teilnehmen konnte, wurde ein Verleihstart für den März 1979 festgelegt, und Eckelkamp startete eine Marketingkampagne für den Film. Gerhard Zwerenz schrieb auf Eckelkamps Auftrag hin eine Romanadaption von Die Ehe der Maria Braun, die ab März für drei Monate als Fortsetzungsgeschichte im Stern abgedruckt wurde und den Film stark in das Interesse der Öffentlichkeit brachte.[15] Die offizielle Premiere von Die Ehe der Maria Braun fand schließlich am 20. Februar 1979 anlässlich der Berlinale statt, der Kinostart erfolgte am 23. März 1979. Ausgezeichnet wurde der Film in Berlin mit dem Silbernen Bären für Hanna Schygulla als bester Darstellerin, was Fassbinder nicht befriedigte, denn er hatte sich den Goldenen Bären für den Film erwartet.[16]

Zeitgenössische Kritik

Die deutsprachige Filmritik reagierte sehr positiv auf Die Ehe der Maria Braun und rühmte seinen künstlerischen Ausdruck in Verbindung mit seiner Publikumstauglichkeit. Hans C. Blumenberg stellte in der Zeit fest, man habe es mit „dem zugänglichsten (und damit auch kommerziellsten) und reifsten Werk des Regisseurs“ zu tun.[17] Karena Niehoff schrieb in der Süddeutschen Zeitung, Die Ehe der Maria Braun sei „ein richtig charmanter und sogar witziger Kinofilm und zugleich ungemein kunstvoll, künstlich und mit Falltüren noch und noch.“[17]

Besonders Hanna Schygulla wurde für ihre Leistung sehr gelobt; Gottfried Knapp bescheinigte in der Süddeutschen Zeitung vom 23. März 1979, der Regisseur gebe ihr „prächtige Spielgelegenheiten“, die Figur habe mit ihren idealen Gefühlen, ihrem Charme und ihrer Energie eine „enorme Wirkung“[18] Auch in der ausländischen Presse wurde Schygulla begeistert rezipiert, sie sei “eine fast unmögliche Kreuzung aus Dietrich und Harlow, bestätigte ihr David Denby im New York Magazine.[19]

François Truffaut stellte im Jahr 1980 in den Cahiers du cinéma fest, Fassbinder sei mit diesem Film „aus dem Elfenbeinturm der Cinephilen ausgebrochen“, Die Ehe der Maria Braun sei „ein originales Werk von episch-poetischer Qualität“ und zeige Einflüsse von Godards Die Verachtung über Brecht und Wedekind bis hin zu Douglas Sirk. Besonders berühre seine Menschensicht, die Männer und Frauen in gleicher Weise liebevoll betrachte.[17] Jean de Baroncelli stellte am 19. Januar 1980 in Le Monde auf die allegorischen Qualitäten des Films ab: der Film präsentiere Maria Braun mit einer „leuchtenden Einfachheit“ als Allegorie für Deutschland, sie sei wie das Land „ein Wesen, das mit auffälligen teuren Kleidern angetan ist, das aber seine Seele verloren hat“.[18]

Erfolg und Nachgeschichte

Die Ehe der Maria Braun wurde ein großer Erfolg an den Kinokassen: In der Bundesrepublik sahen bis Oktober 1979 400.000 Kinobesucher den Film, der teilweise bis zu 20 Wochen im Programm der Filmtheater blieb.[20] Allein auf dem heimischen Markt spielte der Film mehr als vier Millionen DM ein.[8] Noch 1979 wurden für 25 Länder Verleihverträge für Die Ehe der Maria Braun abgeschlossen; im August 1981 startete der Film als bis dato einziges Fassbinder-Werk in den DDR-Kinos.[20] In den USA hatte er sechs Wochen nach Verleihstart bereits 1,8 Millionen Dollar eingespielt.[21]

Für die Oscarverleihung 1979 wurde Die Ehe der Maria Braun nicht bedacht; statt dessen schicke man Hans W. Geißendörfers Die gläserne Zelle ins Rennen um den Besten fremdsprachigen Film. Fassbinders Film war jedoch fast ein Jahr später bei der Verleihung der Golden Globes 1979 nominiert, stand aber in diesem Jahr im Schatten von Volker Schlöndorffs Oscarerfolg Die Blechtrommel. Fassbinder hatte für seine Folgeprojekte durch den kommerziellen Erfolg von Die Ehe der Maris Braun eine sehr gute Verhandlungsposition. So erhielt er die Finanzierungszusage für sein Projekt der Verfilmung von Pitigrillis Kokain. Auch für Berlin Alexanderplatz konnte er ein höheres Budget erkämpfen. Die großen Unterhaltungsfilmproduzenten der Bundesrepublik suchten erstmals die Zusammenarbeit mit dem Regisseur. So produzierte Luggi Waldleitner im Jahr 1980 Lili Marleen, nachdem die Schygulla auf Fassbinder als Regisseur für ein gemeinsames Filmprojekt bestanden hatte, und Horst Wendlandt realisierte zusammen mit Fassbinder Lola und Die Sehnsucht der Veronika Voss.[14]

Offen blieb die Frage, inwieweit Fassbinder am finanziellen Erfolg des Films zu beteiligen war. Eckelkamp sah sich als alleiniger Rechteinhaber, schickte jedoch im Jahr 1982 einen Scheck in Höhe von 70.000 DM an Fassbinder, um den Regisseur und seine Beteilungsansprüche zu beschwichtigen. Als nach Fassbinders Tod seine Mutter und Erbin Liselotte Eder die Ansprüche an Eckelkamp erneuerte, wies der Filmproduzent diese ab. Im Zuge einer gerichtlichen Auseinandersetzung wurde im Jahr 1986 Eckelkamp dazu angewiesen, der neugegründeten Rainer Werner Fassbinder Foundation über den finanziellen Filmerfolg Auskünfte zu erteilen. Er wies Budgetkosten in Höhe von 2 Millionen DM sowie weitere Marketingkosten in einer Höhe von einer Million DM aus, somit habe der Film einen Überschuss von 1 Million DM erwirtschaftet. Als Eckelkamps Trio-Film dazu verurteilt wurde, an Fassbinders Erbenorganisation 290.000 DM zu zahlen, weigerte sich der Produzent; seine Trio-Film ging 1988 auf Antrag der Foundation Konkurs. Im weiteren Verlauf der Auseinandersetzung bescheinigte das Oberlandesgericht Düsseldorf im Jahr 1990, Fassbinder sei nicht Co-Produzent des Films gewesen. Dieses Urteil bestätigte später der Bundesgerichtshof, trotzdem seien die finanziellen Ansprüche der Erben Fassbinders berechtigt.[22] Die Filmrechte liegen inzwischen komplett in der Hand der Foundation.

Inszenierung

Dramaturgie

Thomas Elsaesser stellt fest, Die Ehe der Maria Braun sei von allen Fassbinderfilmen „der am klassischsten konstruierte“;[23] Wilhelm Roth konstatiert, das Werk sei „zielstrebiger, schnörkelloser erzählt als alle Filme seit Martha.[24] Ein linearer, klar die Chronologie zwischen 1943 und Juli 1954 erkennbar werden lassender Aufbau dient der Entwicklung der Geschichte einer Heldin, die im Zentrum des Dramas steht und eine klassische Erzählung von Aufstieg und Fall durchlebt. Der Film sei „linear, transparent und realistisch“ und habe damit „die einfache Kraft einer Moritat, so Elsaesser.[23] Maria wird darin die eindeutige Identifikationsfigur für den Zuschauer, den Fassbinder jedoch erst am Schluss endgültig aufklärt, dass ihr Leben und ihre Liebe nur auf einer Illusion beruhen.[25]

Fassbindertypisch ist bei aller beabsichtigten Identifikation mit der Hauptfigur eine ironische Distanz in der Inszenierung anlegt, die Brechtsche Idee des Verfremdungseffekts aufnehmend. So destruiert der Regisseur den melodramatischen Kern der Erzählung etwa „durch irritierende Kamerabewegungen, die Erwartungen aufbauen und dann enttäuschen“, so der Fassbinder-Biograph Michael Töteberg.[26] Die Charaktere bleiben Kunstfiguren, auch in diesem Film gekennzeichnet durch, wie Guntram Vogt anmerkt, „die Sprachmelodie mit ihrer unkonventionellen Betonung zum Ausdruck widerspruchsvoller Gefühlslagen“, somit „das Agieren gegen den Strich der Erwartungen“.[27]

Innerhalb der Linearität des Films arbeitet Fassbinder mit Wiederholungen und Symmetrien, sichtbar etwa an den Explosionen zu Beginn und am Ende des Films oder an der Umrahmung des Films durch Politikerportraits (einem Hitlerbild, das während des den Film eröffnenden Bombenangriffs von der Wand fällt, folgen am Filmende die Negativaufnahmen der Bundeskanzler Adenauer, Erhard, Kiesinger und Schmidt, dessen Bild sich schließlich in ein Positiv verwandelt).[23] Leitmotivisch funktioniert im Film das sich wiederholende Motiv der Zigarette. Zigaretten dienen, so Sang-Joon Bae, „als Symbol der (Sehn-)Sucht in der ‚schlechten Zeit für Gefühle‘“,[28] sind Bild für Marias Festhalten am Emotionalen und spielen auch bei der abschließenden Katastrophe ihre Rolle.

Visueller Stil

Durch eine, so Herbert Spaich, „unauffällig[e] und wohlorganisiert[e]“ Bildgestaltung vermeidet Fassbinder einerseits eine starke visuelle Stilisierung, andererseits aber auch eine überscharfe Realitätstreue.[29] Es herrschen Innenaufnahmen vor, deren eingeschränkter, oft durch Objekte versperrter Handlungsraum maximal in der Halbtotalen gezeigt wird. Dunkle und im Halbschatten liegende Bildbereiche sorgen für eine Atmosphäre der Beengung:[30] „Halbdunkle Räume schließen die Menschen […] ein“, merkt Vogt an.[27] Es gibt keine deutliche visuelle Unterscheidung der Handlungsorte: „Die atmosphärische Trennlinie zwischen Gefängnis und Stadtwohnungen ist […] unscharf, fast nicht erkennbar“, überall herrsche „der gleiche kalt-blaue Schimmer“.[27]

Ein durchgehendes visuelles Motiv ist die Gittersymbolik, deren vereinzelnde, trennende Wirkung „die Kluft zwischen den privaten Gefühlen und dem öffentlichen Zeitgeist […]illustriert“, wie Sang-Joon Bae anmerkt.[28] Auch in weiteren szenischen Gestaltungen finden Stilisierungen dieser Art statt, werden jedoch nur sparsam eingesetzt. So sieht man zum Beispiel Maria gegen Ende des Films rauchend zwischen einem weißen Telefon und dem Rosenstrauß ihres Mannes; sie stehe, so Sang-Joon Bae, „zwischen Karrierebewusstsein und dem Liebessymbol, wobei sie […] eine Zigarette, das Sehn-Sucht-Symbol, in der Hand hält“.[31]

Ton und Musik

Ein Großteil seiner distanzierenden, ironisch brechenden Wirkung erzielt der Film durch den Einsatz des Tons. Zum Teil kontrapunktisch wird die Spielhandlung ergänzt durch Radioreportagen, Schlager der Zeit und Hintergrundgeräusche, zum Anfang Bombenexplosionen und Maschinengewehrfeuer, am Schluss die Presslufthämmer des Wiederaufbaus.[32] Bis zu vier Tonebenen (nicht-diegetische Musik, Dialog, Geräusche und der Radioton) liegen übereinander und machen es manchmal schwierig, den Gesprächen zu folgen.[33]

Ebenfalls weniger zur Zeitverankerung dienend als vielmehr mit einer Kommentarfunktion versehen ist auch Peer Rabens Filmmusik, die gerade in emotionalen Szenen der Distanzierung und der Objektivierung dient, er schaffe es, „Musikpassagen so anzulegen, dass eine subjektive emotionale Perspektive mit einem objektiven musikalischen Kommentar kontrastiert wird“, merkt Elsaesser an. So erklingt etwa in einer Szene, in der Maria sehnsüchtig an ihren Mann zurückdenkt, die Melodie des an Marschmusik gemahnenden Westerwaldlieds, gespielt auf einem Xylophon.[34]

Ähnlich wie die Filmmusik werden auch Schlager wie Caterina Valentes Ganz Paris träumt von der Liebe und Rudi Schurickes Capri-Fischer eingesetzt, nicht als emotionalisierendes, nostalgisches Zeitprodukt, sondern aus der ironischen Distanz der 1970er Jahre heraus und mit der Erkenntnis, dass die in den Schlagern transportierten Heile-Welt-Träume gescheitert sind.[35] Dieser den Realismusgrad des Films schwächende Einsatz von Ton und Musik, die gemäß Sang-Joon Bae „tonale Stilisierung der Historiographie“, dient der Synchronisierung privater und öffentlicher Geschichte und der kritischen Distanzierung vom Zeitgeschehen.[36]

Themen und Motive

Intertextualität

Fassbinder bestätigt, dass er in Die Ehe der Maria Braun neben der einfachen Liebesgeschichte auch weitere Bedeutungsebenen angelegt hat: „Bei Maria Braun hat das Publikum die Möglichkeit, bei einer recht simplen Geschichte einzusteigen, wobei ich aber gleichzeitig auch komplexere Dinge einfließen lasse.“[37] So kann der Film als klassisches Melodram, als desillusioniert-pessimistische Rückschau auf die Nachkriegszeit oder die Figur der Maria gar als Allegorie der jungen Bundesrepublik gelesen werden.

Der Regisseur erreicht für den Film diese Vieldeutigkeit, indem er an die verschiedensten Rezeptionsgewohnheiten des Publikums anknüpft und sich dessen Bildergedächtnis und seine Erfahrungen mit Stil- und Genrekonventionen zu Nutze macht. Elsaesser zählt als in Die Ehe der Maria Braun visuell oder motivisch zitierte Texte auf: Werke des Film noir wie Solange ein Herz schlägt (Mildred Pierce, Michael Curtiz, 1945) und Im Netz der Leidenschaften (The Postman Always Rings Twice, Tay Garnett, 1946), Detlef Siercks Zarah-Leander-Filme, die Schnulzen und Heimatfilme der Nachkriegszeit, Trümmerfilme wie Zwischen gestern und morgen (Harald Braun, 1947), die Skandalfilme der Adenauer-Ära wie Das Mädchen Rosemarie (Rolf Thiele, 1958), aber auch Kriegsheimkehrerdramen wie Borcherts Draußen vor der Tür und Ernst Tollers Hinkemann sowie dokumentarisches Material wie Wochenschauen.[38]

An all diese Seherfahrungen knüpft Fassbinder an und verwebt die teils widersprüchlichen Subtexte des Ausgangsmaterials, wobei er durch Distanzierung und Ironie die Vorbildtexte variiert: „Fassbinder übernimmt alle Klischees, aber verfremdet sie durch Häufung, Übertreibung und Akzentuierung“, kommentiert Anton Kaes.[39] Elsaesser sieht daher in Die Ehe der Maria Braun „einen ausgesprochen intertextuellen Film“, gar einen postmodernen Film“.[38]

Melodramatik

Vordergründig ist Die Ehe der Maria Braun ein Melodram in der Tradition von Douglas Sirks amerikanischen Dramafilmen wie etwa Zeit zu leben und Zeit zu sterben (A Time to Love and a Time to Die, 1958), eine in der Anlage tragische Geschichte einer Frau, die zwischen zwei Männern steht und deren wahre Liebe letztendlich durch schicksalhafte Umstände unerfüllt bleibt[40]: Anton Kaes merkt an, der Film handle wie so oft bei Fassbinder „von den unerfüllten und unerfüllbaren Sehnsüchten privater Individuen, von der Ausbeutung und Ausbeutbarkeit ihrer Gefühle und ihrem Scheitern an sich selbst und an der Gesellschaft“.[41]

Kennzeichnend ist Marias Ausspruch im Film „Es ist eine schlechte Zeit für Gefühle“; der praktische Erfolg ihres Alltagslebens zwingt sie, ihre Emotionen ständig aufzuschieben.[42] Elsaesser sieht darin „die Selbstdisziplin einer erbarmungslosen Doppelexistenz von Leib und Seele“.[6] Maria geht für ihre Liebe fremd, tötet gar für ihre Liebe und wird letztendlich bitter enttäuscht, als sie erkennt, dass sie nur das Objekt eines Handels war, ein Opfer auch der Zeitumstände: „Verrat […] ist die Basis des Geschäftsbetriebs Wirtschaftswunder. Gefühle haben ihren ökonomischen Stellenwert“, so Wolfgang Limmer.[43] Maria ist ihren Gefühlen treu geblieben, hat jedoch ihre Kraft damit vergeudet. Ihre Tüchtigkeit führt sie zwar zu wirtschaftlichem Erfolg, aber auch zur persönlichen Niederlage. Als sie dies erkennt, führt sie willentlich ein Ende herbei, zumindest in der Drehbuchversion in eindeutiger Weise. Peter Märthesheimer notierte im Presseheft zum Film: „Sie verweigert es, leicht zu leben.“[44]

Historizität

Fassbinder bezieht sich am Beispiel der unmittelbaren Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik auf die gesamte geschichtliche Entwicklung Deutschlands im 20. Jahrhundert, die trotz aller Brüche und Umschwünge eine Vielzahl von Kontinuitäten aufweist: die Mentalität der Kleinbürger, die Obrigkeitshörigkeit und das Spießertum.[45] Diese „Dialektik von Kontinuität und Bruch“ spiegle der Film, merkt Elsaesser an.[46]

Die Zeitbeurteilung als verpasste Chance der Geschichte auf einen echten Neuanfang nimmt Fassbinder deutlich aus der Sicht der 1970er Jahre vor, gibt somit einen Kommentar zur Entstehungszeit des Films ab. Es gehe ihm, so Kaes, „um die Konstellation von Vergangenheit und Gegenwart, um den Moment der Erkenntnis, in dem sich Vergangenes und Gegenwärtiges gegenseitig blitzartig erhellen“.[47] Der Regisseur will aufzeigen, dass die Verdrängungsmechanismen der 1950er zur gesellschaftlichen Explosion in den 1960er Jahren führten, die wiederum zur Entstehungszeit des Films einer resignierten Ernüchterung gewichen war. Kaes zieht eine Parallele zwischen dem Ende von Die Ehe der Maria Braun und dem von Antonionis Zabriskie Point, wo ebenfalls ein Haus explodiert. Dieses Motiv zeige die Enttäuschung der beiden Regisseure über das Scheitern der Gesellschaftsutopien, ihre „hilflose Aggressivität gegenüber dem ‚System‘ als ganzem“.[48]

Diese Rückbetrachtung, das Scheitern von Marias privater Utopie analog zum Scheitern der gesellschaftlichen Utopien der 1960er, gestaltet Fassbinder „offen als Konstrukt einer späteren Epoche“, wie Kaes kommentiert.[49] So dient der Ton im Film nicht zur Zeitverankerung, sondern als Kontrapunkt, die Radiotonausschnitte etwa als kommentierender Chor, die Hintergrundgeräusche als Zeichen einer ununterbrochenen Kontinuitätskette zwischen Krieg und Wiederaufbau[46] ; es „setzen sich die Kriegsgeräusche des Dritten Reiches im Wiederaufbau der Bundesrepublik fort“, so Sabine Pott.[50] So wirkt die Geschichtssicht stilisiert, weniger auf eine realistische Darstellung ausgelegt als auf das Setzen von Kommentaren anhand von prominent dargestellten ikonographischen Bildmotiven wie der US-Flagge, Hershey-Schokolade oder Camel-Zigaretten. Eine Großaufnahme einer Camel-Zigarettenschachtel zeigt etwa deutlich die (anachronistische) Herkunftsbezeichnung Bundesrepublik Deutschland, ein offensichtlicher Bruch Fassbinders mit der Geschichtsfiktion.[51]

Allegorik

Zweimal begleiten Radioübertragungen von Reden Konrad Adenauers, hier eine Aufnahme aus dem Jahr 1952, die Spielhandlung.

„Fassbinders Geschichtsschreibung ist eine private“, stellt Pott fest.[52] Indem er Geschichte am persönlichen Schicksal einer Frau festmacht, synchronisiert er deren Schicksal mit dem ihrer Umwelt. Figuren wie Maria werden in Fassbinders Werk somit zu „Inkarnationen ihrer Epoche, parabolisch spiegeln sie in ihrem politisch unbewussten Privatleben die kollektive Mentalität der Zeit“.[53] Maria Braun kann mit ihrem erstaunlichen wirtschaftlichen Aufstieg, der jedoch nur um den Preis des Verlustes von emotionalen Bedürfnissen geschehen kann, als Allegorie des jungen Westdeutschlands mit seinem Wirtschaftswunder gesehen werden.[54] Anton Kaes deutet, Deutschland sei durch Adenauers Strategie der kühlen Vertragspolitik und der Wiederbewaffnung genau so verraten worden wie Maria von ihrem Mann und ihrem Liebhaber.[55]

Maria nutzt zunächst ihren Status als „Trümmerfrau“, aufgrund der Abwesenheit der Männer aktiv patriarchalische Strukturen aufzubrechen und zu wirtschaftlichem Wohlstand zu gelangen. Doch diese Epoche ist von kurzer Dauer: mit dem Ende der unmittelbaren Nachkriegszeit und den ersten Anzeichen wiedergewonnenen nationalen Selbstbewusstseins endet auch die Herrschaft dieser aktiven Frauen. Deutlich macht Fassbinder dies an den den Film umklammernden Portraits der Staatschefs, den dem Hitlerportrait vom Beginn des Films folgenden Bildern der Nachkriegskanzler am Filmende. Roth kommentiert: „Die Männer haben wieder alle Trümpfe in der Hand“.[56] Das fehlende Portrait Brandts begründet Fassbinder, diese habe eine gewisse Ausnahmestellung in der Kontinuität der deutschen Kanzler inne: „Trotz seines Scheiterns […] unterscheidet er sich doch noch von den anderen Kanzlern.“[57]

Die Synchronisierung von öffentlicher und privater Ebene geschieht wiederum durch die Kommentarfunktion der Radioübertragungen. Einer Rede Adenauers gegen die Wiederbewaffnung zu Beginn des Films folgt gegen Ende eine, in der er sich für die Aufrüstung ausspricht. Maria strauchelt während dieser zweiten Rede und erbricht sich; eine extreme private Reaktion auf eine gesellschaftlich-politische Entwicklung.[58] Die letzten sieben Filmminuten, die finale Konfrontation mit der Wahrheit und die darauf folgende Explosion, werden von Herbert Zimmermanns ungekürzter Originalreportage der letzten Minuten des Endspiels Deutschland gegen Ungarn begleitet, der nicht nur als Zeiteinbettung der Szene gelesen werden kann, sondern auch als Kommentar zu Marias Leben, zum Kampf um ihre Ehe, die ihr Ende in der Expolsion findet, dann gipfelnd mit Zimmermanns „Aus! Aus! Aus! – Aus! – Das Spiel ist aus![59]

Einordnung und Nachwirkung

Die Ehe der Maria Braun war der Auftakt zu Fassbinders sogenannter BRD-Trilogie; es folgten Lola (1981) und Die Sehnsucht der Veronika Voss (1982), die ebenfalls anhand von Frauenschicksalen Aspekte der Nachkriegsgeschichte beleuchteten. Diese Filme setzten den Ton und ebneten den Weg für weitere deutsche Spielfilme, die auf ähnliche Weise die private Entwicklung einer weiblichen Hauptperson und die öffentliche Geschichte verwebten, etwa Deutschland, bleiche Mutter (Helma Sanders-Brahms, 1980) oder Edgar ReitzHeimat-Serie.[60]

Der Film festigte Hanna Schygullas Ruf als ideale Fassbinder-Schauspielerin; sie wurde, so Elsaesser, endgültig „zur Ikone, zum Emblem“[8] Fassbinderschem Schaffens, obwohl sie die Zusammenarbeit mit dem Regisseur eigentlich schon beendet hatte. Die Rolle rückte Schygulla auch international in das Interesse der Öffentlichkeit. Ihre Darstellung einer aktiven Frau, die sich Freiheit und Selbstbestimmung erkämpft, machte sie für den feministischen Zeitgeist der späten 1970er Jahre attraktiv.[61] Der mit Die Ehe der Maria Braun erzielte Publikumserfolg erleichterte Fassbinder die Finanzierung seiner Folgeprojekte, und der Traum des Regisseurs, internationale Großprojekte zu verwirklichen, gar in Amerika arbeiten zu können, rückte in grefbare Nähe.[14]

Durch die internationale Bekanntheit etablierte sich Die Ehe der Maria Braun neben Volker Schlöndorffs oscargekröntem Die Blechtrommel (1980) als Markenzeichen des Neuen Deutschen Films außerhalb Europas.[62] Fassbinders Film wurde anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Bundesrepublik Deutschland bei der Deutschen Filmpreisverleihung 1989 mit einem Sonderpreis geehrt. 2003 nahm die Expertenkommission der Bundeszentrale für politische Bildung Die Ehe der Maria Braun in den Filmkanon auf. Thomas Ostermeier adaptierte im Jahr 2007 das Drehbuch von Merthesheimer und Fröhlich für das Theater und brachte das Stück mit Brigitte Hobmeier als Maria auf die Bühne der Münchner Kammerspiele;[63] seine Inszenierung wurde zum Berliner Theatertreffen 2008 eingeladen[64].

Literatur

Drehbuch

Literarische Nacherzählung

Sekundärliteratur

  • Sang-Joon Bae: Rainer Werner Fassbinder und seine filmästhetische Stiliserung. Gardez! Verlag Remscheid 2005. ISBN 3-89796-163-6 S. 316-327.
  • Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 153-174.
  • Robert Fischer/Joe Hembus: Der Neue Deutsche Film 1960 - 1980. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1981. ISBN 3-442-10211-1. S. 162-164.
  • Peter W. Jansen/Wolfram Schütte (Hrsg.): Rainer Werner Fassbinder. 3. ergänzte Auflage. Carl Hanser Verlag, München und Wien 1979. ISBN 3-446-12946-4 S. 182-188.
  • Anton Kaes: Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film. Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 75-105.
  • Sigrid Lange: Einführung in die Filmwissenschaft. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007. ISBN 978-3-534-18488-0. Darin eine Filmanalyse zu Die Ehe der Maria Braun: S. 66-84.
  • Sabine Pott: Film als Geschichtsschreibung bei Rainer Werner Fassbinder. Peter Lang GmbH Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2001. 2. Durchgesehene Auflage 2004. ISBN 3-631-51836-6 S. 19-99.
  • Herbert Spaich: Rainer Werner Fassbinder - Leben und Werk Beltz Verlag, Weinheim 1992. ISBN 3-407-85104-9. S. 300-308.
  • Christian Braad Thomsen: Rainer Werner Fassbinder. Leben und Werk eines maßlosen Genies. Rogner & Bernhard Verlags KG, Hamburg 1993. ISBN 3-8077-0275-X S. 353-359.
  • Michael Töteberg: Rainer Werner Fassbinder Rowohlt Taschenbuch Verlag 2002. ISBN 3-499-50458-8. S. 116-121.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Michael Töteberg: Rainer Werner Fassbinder. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2002. ISBN 3-499-50458-8. S. 116
  2. a b Peter Märthesheimer: Eine wunderbare Zeit. in: Peter Märthesheimer/Pea Fröhlich/Michael Töteberg (Hrsg.): Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder. Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5. S. 5
  3. Michael Töteberg: Rainer Werner Fassbinder. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2002. ISBN 3-499-50458-8. S. 117
  4. Michael Töteberg: Schwarzmarkt der Gefühle in: Peter Märthesheimer/Pea Fröhlich/Michael Töteberg (Hrsg.): Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder. Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5. S. 161
  5. a b Peter Berling: Die 13 Jahre des Rainer Werner Fassbinder. Seine Filme, seine Freunde, seine Feinde. Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1992. ISBN 3-7857-0643-X. S. 332
  6. a b Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 463
  7. Harry Baer, Maurus Pacher: Schlafen kann ich, wenn ich tot bin - Das atemlose Leben des Rainer Werner Fassbinder. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1982. ISBN 3-462-01543-5. S. 156
  8. a b c d e Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 154 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Elsaesser154“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  9. a b Michael Töteberg: Schwarzmarkt der Gefühle in: Peter Märthesheimer/Pea Fröhlich/Michael Töteberg (Hrsg.): Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder. Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5. S. 155 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Märthesheimer155“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  10. Peter Berling: Die 13 Jahre des Rainer Werner Fassbinder. Seine Filme, seine Freunde, seine Feinde. Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1992. ISBN 3-7857-0643-X. S. 336
  11. Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 153
  12. Peter Berling: Die 13 Jahre des Rainer Werner Fassbinder. Seine Filme, seine Freunde, seine Feinde. Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1992. ISBN 3-7857-0643-X S. 350
  13. Michael Töteberg: Schwarzmarkt der Gefühle in: Peter Märthesheimer/Pea Fröhlich/Michael Töteberg (Hrsg.): Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder. Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5 S. 166
  14. a b c Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 157
  15. Michael Töteberg: Schwarzmarkt der Gefühle in: Peter Märthesheimer/Pea Fröhlich/Michael Töteberg (Hrsg.): Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder. Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5 S. 163f.
  16. Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 22
  17. a b c zitiert in: Robert Fischer/Joe Hembus: Der Neue Deutsche Film 1960 - 1980. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1981. ISBN 3-442-10211-1. S. 163
  18. a b zitiert in: Wolfgang Limmer/Rolf Rietzler (Dokumentation): Rainer Werner Fassbinder, Filmemacher. Spiegel-Buch. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 1981. ISBN 3-499-33008-3. S. 209 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „LimmerZ“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  19. zitiert in: Michael Töteberg: Schwarzmarkt der Gefühle in: Peter Märthesheimer/Pea Fröhlich/Michael Töteberg (Hrsg.): Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder. Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5 S. 169. „an impropable cross between Dietrich and Harlow“
  20. a b Michael Töteberg: Schwarzmarkt der Gefühle in: Peter Märthesheimer/Pea Fröhlich/Michael Töteberg (Hrsg.): Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder. Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5 S. 168 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Märthesheimer168“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  21. Michael Töteberg: Schwarzmarkt der Gefühle in: Peter Märthesheimer/Pea Fröhlich/Michael Töteberg (Hrsg.): Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder. Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5 S. 169.
  22. Michael Töteberg: Schwarzmarkt der Gefühle in: Peter Märthesheimer/Pea Fröhlich/Michael Töteberg (Hrsg.): Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder. Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5 S. 174.
  23. a b c Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 159
  24. Wilhelm Roth: Kommentierte Filmografie in: Peter W. Jansen/Wolfram Schütte (Hrsg.): Rainer Werner Fassbinder. 3. ergänzte Auflage. Carl Hanser Verlag, München und Wien 1979. ISBN 3-446-12946-4. S. 184
  25. Christian Braad Thomsen: Rainer Werner Fassbinder. Leben und Werk eines maßlosen Genies. Rogner & Bernhard Verlags KG, Hamburg 1993. ISBN 3-8077-0275-X. S. 356
  26. Michael Töteberg: Schwarzmarkt der Gefühle in: Peter Märthesheimer/Pea Fröhlich/Michael Töteberg (Hrsg.): Die Ehe der Maria Braun. Ein Drehbuch für Rainer Werner Fassbinder. Belleville Verlag, München 1997. ISBN 3-923646-58-5 S. 172
  27. a b c Guntram Vogt: Die Ehe der Maria Braun in: Thomas Koebner (Hrsg.): Filmklassiker. Band 4 1978-1992. 6. Überarbeitete und erweiterte Auflage 2006. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2006. ISBN 978-3-15-030033-6 S. 29
  28. a b Sang-Joon Bae: Rainer Werner Fassbinder und seine filmästhetische Stiliserung. Gardez! Verlag, Remscheid 2005. ISBN 3-89796-163-6 S. 320
  29. Herbert Spaich: Rainer Werner Fassbinder - Leben und Werk. Beltz Verlag, Weinheim 1992. ISBN 3-407-85104-9. S. 306
  30. Sigrid Lange: Einführung in die Filmwissenschaft. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007. ISBN 978-3-534-18488-0 S. 71
  31. Sang-Joon Bae: Rainer Werner Fassbinder und seine filmästhetische Stiliserung. Gardez! Verlag Remscheid 2005. ISBN 3-89796-163-6 S. 325
  32. Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 166
  33. Anton Kaes: Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film. Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 91
  34. Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 169
  35. Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 170
  36. Sang-Joon Bae: Rainer Werner Fassbinder und seine filmästhetische Stiliserung. Gardez! Verlag, Remscheid 2005. ISBN 3-89796-163-6 S. 324
  37. Fassbinder im Sommer 1980 gegenüber Christian Braad Thomsen, zitiert in: Robert Fischer (Hrsg.): Fassbinder über Fassbinder. Verlag der Autoren Frankfurt am Main 2004. ISBN 3-88661-268-6 S. 489
  38. a b Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 164
  39. Anton Kaes: Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film. Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 86
  40. Sigrid Lange: Einführung in die Filmwissenschaft. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007. ISBN 978-3-534-18488-0 S. 68
  41. Anton Kaes: Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film. Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 79f
  42. Christian Braad Thomsen: Rainer Werner Fassbinder. Leben und Werk eines maßlosen Genies. Rogner & Bernhard Verlags KG, Hamburg 1993. ISBN 3-8077-0275-X S. 355
  43. Wolfgang Limmer/Rolf Rietzler (Dokumentation): Rainer Werner Fassbinder, Filmemacher. Spiegel-Buch. Rowohlt Taschenbuch Verlag Hamburg 1981. ISBN 3-499-33008-3 S.35
  44. zitiert in: Robert Fischer/Joe Hembus: Der Neue Deutsche Film 1960 - 1980. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1981. ISBN 3-442-10211-1. S. 164
  45. Wilhelm Roth: Kommentierte Filmografie in: Peter W. Jansen/Wolfram Schütte (Hrsg.): Rainer Werner Fassbinder. 3. ergänzte Auflage. Carl Hanser Verlag, München und Wien 1979. ISBN 3-446-12946-4 S. 187
  46. a b Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 160 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Elsaesser160“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  47. Anton Kaes: Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film. Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 79
  48. Anton Kaes: Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film. Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 104
  49. Anton Kaes: Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film. Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 101
  50. Sabine Pott: Film als Geschichtsschreibung bei Rainer Werner Fassbinder. Peter Lang GmbH Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2001. 2. Durchgesehene Auflage 2004. ISBN 3-631-51836-6 S. 79
  51. Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 160
  52. Sabine Pott: Film als Geschichtsschreibung bei Rainer Werner Fassbinder. Peter Lang GmbH Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2001. 2. Durchgesehene Auflage 2004. ISBN 3-631-51836-6 S. 20
  53. Anton Kaes: Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film. Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 83
  54. Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 162
  55. Anton Kaes: Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film. Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 100
  56. Wilhelm Roth: Kommentierte Filmografie in: Peter W. Jansen/Wolfram Schütte (Hrsg.): Rainer Werner Fassbinder. 3. ergänzte Auflage. Carl Hanser Verlag, München und Wien 1979. ISBN 3-446-12946-4 S. 185
  57. Fassbinder im Jahr 1979 gegenüber der zitty, zitiert in: : Robert Fischer/Joe Hembus: Der Neue Deutsche Film 1960 - 1980. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1981. ISBN 3-442-10211-1. S. 164
  58. Anton Kaes: Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film. Edition text + kritik, München 1987. ISBN 3-88377-260-7 S. 84
  59. Sabine Pott: Film als Geschichtsschreibung bei Rainer Werner Fassbinder. Peter Lang GmbH Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2001. 2. Durchgesehene Auflage 2004. ISBN 3-631-51836-6 S. 73
  60. Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 464
  61. Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S. 161
  62. Thomas Elsaesser: Rainer Werner Fassbinder. Bertz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-929470-79-9 S.155
  63. Seite der Münchner Kammerspiele zu Ostermeiers Die Ehe der Maria Braun
  64. Eine wunderbare Ehe, Der Tagesspiegel vom 6. Mai 2008 (abgerufen am 16. März 2010)

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