„Der grosse Basar“ – Versionsunterschied

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=== Entlastungen ===
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Eltern und Kinder aus Kinderläden und früheren Wohngemeinschaften (2001)<ref>Thea Vogel u.a.: [http://www.cohn-bendit.eu/dcb/media/doc/1366739577155.pdf Offener Brief] (PDF; 1,5&nbsp;MB), 31. Januar 2001.</ref> sowie eine frühere Kollegin (2013)<ref>Inge Günther: [http://www.fr-online.de/politik/cohn-bendit-der-kinderfreund,1472596,22796660.html ''Der Kinderfreund''], in: ''Frankfurter Rundschau'', 17. Mai 2013.</ref> Cohn-Bendits aus Frankfurt nahmen ihn gegen den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs in Schutz. Eine Initiatorin erklärte später, Cohn-Bendit lediglich aus {{"|aus politischen Gründen}} entlastet zu haben.<ref>FAZ ([http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/daniel-cohn-bendit-in-der-defensive-eine-ehrung-voller-entschuldigungen-12157282.html online])</ref> Ihr Sohn wurde laut Angaben der [[FAZ]] erst 1980 geboren und konnte demnach nicht von Cohn-Bendit in dem in seinem Buch beschriebenen Zeitraum betreut worden sein.<ref>http://www.faz.net/aktuell/politik/die-gegenwart/theodor-heuss-preis-fuer-cohn-bendit-dany-im-kinderladen-12156195.html</ref>
Eltern und Kinder aus Kinderläden und früheren Wohngemeinschaften (2001)<ref>Thea Vogel u.a.: [http://www.cohn-bendit.eu/dcb/media/doc/1366739577155.pdf Offener Brief] (PDF; 1,5&nbsp;MB), 31. Januar 2001.</ref> sowie eine frühere Kollegin (2013)<ref>Inge Günther: [http://www.fr-online.de/politik/cohn-bendit-der-kinderfreund,1472596,22796660.html ''Der Kinderfreund''], in: ''Frankfurter Rundschau'', 17. Mai 2013.</ref> Cohn-Bendits aus Frankfurt nahmen ihn gegen den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs in Schutz.

Der Archivleiter der [[Heinrich-Böll-Stiftung]], Christoph Becker-Schaum, erwähnte Protest- und Solidaritätsbriefe von Eltern, die sich im Archivbestand befinden. Becker-Schaum berichtete, die entsprechende Akte sei {{"|mit der ausdrücklichen Bitte um einen Sperrvermerk aus dem Büro Cohn-Bendit ins Archiv geschickt worden}}.<ref>Christian Füller: [http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/cohn-bendits-paedophile-aeusserungen-danys-phantasien-und-traeume-12164560.html ''Danys Phantasien und Träume''], in: ''FAZ'' vom 29. April 2013</ref> Anfang Mai 2013 konnte die Akte von BILD eingesehen werden; sie enthielt keine be- oder entlastenden Momente.<ref>http://www.bild.de/politik/inland/die-gruenen/daniel-cohn-bendit-bisher-gesperrte-akte-geoeffnet-30260810.bild.html</ref>

Die Wertung der Entlastungen wurde im Landtag von Baden-Württemberg in einer Anfrage des CDU-Abgeordneten [[Matthias Pröfrock]] diskutiert und von der grünen Ministerin [[Silke Krebs]] beanwortet.<ref>Landtag von Baden-Württemberg, Plenarprotokoll 15 / 69, 16. Mai 2013, S. 4178 ([http://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP15/Plp/15_0069_16052013.pdf online])</ref>

== Rezeption ==
== Rezeption ==
=== Rezeption durch die Wissenschaft ===
=== Rezeption durch die Wissenschaft ===

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Der grosse Basar: Gespräche mit Michel Lévy, Jean-Marc Salmon, Maren Sell ist ein von Michel Lévy, Jean-Marc Salmon und Maren Sell 1975 veröffentlichtes Buch auf Basis von Interviews mit Daniel Cohn-Bendit über sein Leben von 1968 bis 1975. Die Originalausgabe erschien bei Pierre Belfond unter dem Titel Le grand bazar. Das Werk wurde u. a. durch Thomas Hartmann aus dem Französischen übersetzt und erschien 1975 in deutscher Übersetzung im Trikont-Verlag. Weitere Übersetzungen erfolgten ins Englische (1975), Spanische (1976), Türkische (1987) und Portugiesische (1988). Inhaltlicher Schwerpunkt des Buches sind die politischen Ereignisse vom Mai 1968 und die Rolle Cohn-Bendits hierbei. Im Vorwort wurde das Buch als „ein buntes Warenhaus des Linksradikalismus“ angekündigt.

Jahrzehnte nach Erscheinen des Buches lösten Textpassagen zur Sexualität zwischen Kindern und Erwachsenen eine Kontroverse um Cohn-Bendit aus, die zu einer Pädophilie-Debatte um die Partei Bündnis 90/Die Grünen führte.[1][2][3][4]

Inhalt

Like a rolling-stone

Daniel Cohn-Bendit spricht über die Aversion der politischen Linken, sich mit Individuen auseinanderzusetzen. Die kapitalistische Gesellschaft hat ihm seine Identitätsfindung erschwert. Er geht auf seine jüdische Herkunft ein, erwähnt die linke Prägung über das elterliche Umfeld. Cohn-Bendit fühlt sich weder ausschließlich als Deutscher, noch als Franzose. Der Sechstagekrieg (1967) löst in ihm eine Auseinandersetzung mit seiner jüdischen Identität aus; die Ziele der israelischen Linken stehen ihm dabei anfangs am nächsten. Außerdem stellt er das Erlernen von Fremdsprachen als Möglichkeit heraus, nationale Grenzen zu überwinden. Er hält sich mehrmals in Israel auf und bricht 1969 aufgrund der politischen Ereignisse mit seinem Glauben an den Zionismus und bekennt sich zum Pazifismus.[5] Den weiteren Teil des Kapitels widmet er seiner Reise durch Israel, seinen menschlichen Begegnungen (auch mit Vertretern der Matzpen) und seiner politischen Einschätzung zum Jom-Kippur-Krieg (1973).

Es war einmal

In diesem Kapitel geht er auf das damalige Verhältnis von anarchistischen bzw. anderen linken Gruppierungen und dem größten französischen Studentenverband UNEF ein. Cohn-Bendits-Gruppe führt 1967/68 noch ein Außenseiterdasein. Die soziologischen Vorlesungen dienen zur provokativen Diskussion. Er beschreibt dann im Detail und über mehrere Seiten die Anfänge der Bewegung in Nanterre und die Ausweitung auf Paris im Mai 1968. Kurzzeitig wird er [der Studentenführer] verhaftet; ein Pariser Polizist beschimpft ihn antisemitisch.[6][7][8]

Jet Set

Daniel Cohn-Bendit lässt sich von der Presse – wie ein Star – interviewen. Seine Äußerungen in Amsterdam über die französische Trikolore und die Rote Fahne führen zur Ausweisung aus Frankreich.[9] Er besucht den Internationalen Vietnamkongress (1968) in Berlin und kooperiert mit dem SDS in Deutschland.

Johnny Weissmüller

In diesem Kapitel redet er über ein Western-Filmprojekt mit dem Regisseur Jean-Luc Godard, das jedoch in der geplanten Form nicht realisiert wurde. Er nimmt Bezug auf die Bürgerrechtsbewegung der USA, die Russische Revolution und die Indianer Nordamerikas. Cohn-Bendit erkennt die Bedeutung des Mediums Film für seine Bewegung und spricht über die Grenzen in Bezug auf die herrschenden Machtstrukturen. Neben dem Kino schildert er auch sein Interesse für den Fußball, als weltanschaulich integrierendes Medium. So sei man sich trotz unterschiedlicher politischer und weltanschaulicher Positionen in der Kurve einig gewesen, dass die Eintrittspreise zu teuer seien.

Die Reise jenseits des Kommunismus

Er legt seine antikapitalistische, antiautoritäre und antikommunistische Grundüberzeugung dar. Bestärkt sieht er sich durch die Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstands (1956). Er analysiert die Oktoberrevolution von 1917 in Russland,[10] nimmt kritisch Stellung zur Rolle der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) sowie den politischen Zielen der DDR. Als nächstes befasst er sich mit der Parti communiste français (PCF) und anderen KPs in Europa.

Bitte anschnallen, die Geschichte gibt Gas!

Die Abenteuer

Das Gespenst der Freiheit

Little Big Men

In dem Kapitel beschreibt Cohn-Bendit seine rund zweijährige Tätigkeit als Kindergärtner. Er habe diese Stelle angetreten, da seiner Meinung nach die Beschäftigung mit Kindern in seinem politischen Umfeld zu kurz komme. Cohn-Bendit schreibt, er habe sich bei seiner antiautoritär geprägten Arbeit sehr stark mit den zu betreuenden Kindern identifiziert und den Wunsch entwickelt, von diesen geliebt und benötigt zu werden. Es sei dabei teilweise auch darum gegangen, seine eigene Kindheit aufzuarbeiten. Er habe das Wesen der Kinder zudem als sehr lehrreich empfunden, so seien diese sehr empathisch und ehrlich gewesen und hätten einen bemerkenswerten Sinn für die Probleme der Erwachsenen gehabt.

Er beschreibt auch eine erotische Komponente der Beziehung zu den Kindern (siehe Gesellschaftliche Debatte). Den vornehmlich aus linksliberalen Akademikerfamilien stammenden Kindern hätte es allerdings teilweise an emotionaler Ausdrucksweise gemangelt und sie hätten sich im Kindergarten vornehmlich austoben und weniger etwas lernen wollen. In diesem Zusammenhang zog Cohn-Bendit den Schluss, man könne Kinder nicht mit (für sie abstrakten) politischen Problemen konfrontieren, jedenfalls nicht, ohne sie kindgerecht aufzubereiten und den Kindern Raum für individuelle Gedanken und Interpretationen zu lassen. Nach etwa eineinhalb Jahren habe er schrittweise das Interesse an seiner Arbeit verloren, da er das Gefühl hatte, gesellschaftlich nichts bewegen zu können. Forciert worden sei dies durch Konflikte, die durch Kinder türkischer Gastarbeiter entstanden seien. Eine notwendige Sozialisation dieser Kinder habe den Kindergarten überfordert und man habe sich schließlich nicht anders zu helfen gewusst, als sie nach Hause zu schicken.

Das Kapitel Little Big Men, das Gegenstand einer Pädophilie-Debatte wurde, erschien 1976 als Abdruck unter dem Titel „Damals im Kinderladen“. Es wurde in dem von Klaus Rainer Röhl gegründeten Monatsmagazin das da veröffentlicht, „einer Art linkem Sexheftchen mit eindeutig pädophilen Anspielungen“.[11]

Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle Leninisten …

Der Schleier der Penelope

Gesellschaftliche Debatte

Äußerungen im Buch

Einige Äußerungen Cohn-Bendits über Erfahrungen während seiner Arbeit in einem Kinderladen in Frankfurt am Main im Kapitel Little Big Men (S. 139–147) wurden wiederholt öffentlich aufgegriffen. So veröffentlichte bereits die feministische Zeitschrift Emma in ihrer Ausgabe vom Mai/Juni 2001 strittige Auszüge aus dem Buch.[12] Aus dem gesamten Kontext des Buchs wurde in späteren Debatten meist die folgende Passage herausgegriffen und zitiert:

„Es ist mir mehrmals passiert, daß einige Kinder meinen Hosenlatz geöffnet und angefangen haben, mich zu streicheln. Ich habe je nach den Umständen unterschiedlich reagiert, aber ihr Wunsch stellte mich vor Probleme. Ich habe sie gefragt: ‚Warum spielt ihr nicht untereinander, warum habt ihr mich ausgewählt und nicht andere Kinder?‘ Aber wenn sie darauf bestanden, habe ich sie dennoch gestreichelt.“[13]

Anschuldigungen

Im Januar 2001 beschuldigte die Journalistin Bettina Röhl auf ihrer Web-Seite[14] Cohn-Bendit des sexuellen Missbrauches von Kindern und bezog sich dabei auf eine Textpassage aus Der grosse Basar.[15] Röhl bot ihren Beitrag mehreren Presseorganen an.[16] Die britische Wochenzeitung The Observer druckte den von Röhl beanstandeten Buchauszug ab.[16] Die französische Tageszeitung Libération entschied sich gegen Röhls Geschichte, das Nachrichtenmagazin L’Express (Frankreich), die Bildzeitung (Deutschland) und La Repubblica (Italien) griffen das Thema jedoch auf, wobei L’Express das Buch rezensiert hatte nachdem es erschienen war und damals nichts Anstößiges darin entdeckt hatte.[16] Der ehemalige Außenminister Klaus Kinkel (FDP) forderte am 31. Januar 2001 den Europaabgeordneten Daniel Cohn-Bendit in einem offenen Brief in der Berliner Zeitung dazu auf, sich von den Äußerungen zu distanzieren.[17]

Die Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer eröffnete ihre grundsätzliche Kritik der linken Sexualpolitik im Mai 2001 mit dem Satz: „Selbstverständlich ist Daniel Cohn-Bendit, 56, kein Pädophiler.“ Sie erwarte von ihm aber, „dass er die Verantwortung übernimmt für das, was er gedacht, getan und gepredigt hat.“[18]

Verschiedene französische, österreichische und Schweizer Politiker aus dem politisch rechten Lager qualifizierten Cohn-Bendit als pädophil. [19][20][21]

Eklat vor Preisverleihung

Im März 2013 sagte der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes Andreas Voßkuhle seine zugesagte Laudatio zur Verleihung des Theodor-Heuss-Preises der überparteilichen Theodor-Heuss-Stiftung an Cohn-Bendit mit der Begründung ab, Cohn-Bendit habe sich „in nicht unproblematischer Weise über die Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern geäußert“.[22]

In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel im Mai 2013 erklärte Cohn-Bendit, Der grosse Basar sei „nicht nur furchtbar schlecht geschrieben, sondern auch eine merkwürdige Kolportage aus Fiktion und Erlebtem“. Das Buch sei „aus einem Interview entstanden, als eine Art Manifest gegen die bürgerliche Gesellschaft“.[23]

Reaktion Cohn-Bendits

Cohn-Bendit antwortete Kinkel am 1. Februar 2001:[17][24]

„Vor 25 Jahren, als wir über Kindersexualität diskutierten, war uns und der Gesellschaft das Problem nicht bewusst. Wir stellten uns die Frage, wie kann ein Erzieher, wie können Eltern der kindlichen Sexualität und der kindlichen Neugier nicht-repressiv begegnen, ihre Autonomiewünsche ernst nehmen. Die Gesellschaft der 60er und 70er Jahre, in der wir lebten, wurde unserer Meinung nach diesen Bedürfnissen nicht gerecht. Bei Diskussionen in Wohngemeinschaften, in den Kinderläden und in der Öffentlichkeit versuchten wir, in einem kollektiven Diskurs eine neue Sexualmoral zu definieren. In diesem Zusammenhang muss man meine ich-bezogene Selbstreflexion im "Großen Basar" verstehen. Ich fasse unzählige Debatten zusammen, will zuspitzen und provozieren. Ich vermische Gespräche und offene Fragen zu einer persönlichen Position. Dabei will ich - und das kann man mir sicher vorwerfen - mich als Tabubrecher profilieren. Einige Zeilen dieser Reflexion sind, heute gelesen, unerträglich und falsch. Hätten wir damals mehr über sexuellen Missbrauch gewusst, hätte ich sie nicht geschrieben.“

Entlastungen

Eltern und Kinder aus Kinderläden und früheren Wohngemeinschaften (2001)[25] sowie eine frühere Kollegin (2013)[26] Cohn-Bendits aus Frankfurt nahmen ihn gegen den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs in Schutz.

Rezeption

Rezeption durch die Wissenschaft

Das englischsprachige Standardwerk A History of German Literature – From the Beginnings to the Present Day erwähnt das Buch unter der Rubrik The 'literarised' revolt zusammen mit autobiographischen Büchern von Bommi Baumann und Inga Buhmann.[27]

Rezensionen der überregionalen Presse

„Cohn-Bendits großer Basar ist so etwas wie ein Gemischtwaren laden für linke Erkenntnisse und Gebrauchsanweisungen. Das Angebot ist schillernd, die Übersicht kommt leicht abhanden. Da ist von Israel und den Juden die Rede, von Gastarbeitern, Roter Armee Fraktion und Anarchisten, von Konsumgesellschaft und revolutionärer Moral, vom Leben in Berlin, in der Kommune, im Kindergarten, von der Bild-Zeitung und vom Filmemachen. Der Soziologiestudent aus Nanterre mit dem jungenhaften Charme und dem messerscharfen Verstand ist nicht kleinlich in der Auswahl seiner Themen.“

Klaus-Peter Schmid: Die Zeit

„Derlei Bekenntnisse legt Cohn-Bendit in sympathischer Offenheit in einem Buch ab [...] ein bißchen Manifest, ein bißchen Memoiren: "Der große Basar" (Titel), ein "Gemischtwarenladen für linke Erkenntnisse", enthält mancherlei Gedanken über Gastarbeiter und Filmemacher, Judentum und Kindergärten -- doch "am aufschlußreichsten" ist, wie Kritiker der französischen Ausgabe im letzten Jahr urteilten, was der Apo-Altstar über seine Rolle im Pariser Mai schreibt.“

Der Spiegel

Rezension in einem Kulturmagazin

„Er will sich sympathisch „verkaufen": schließlich schreibt man die Autobiographie seiner Jugend nur einmal, und die Historiker der Studentenbewegung, die uns bald erblühen werden, müssen ihn wohl zitieren. Weil Offenheit sympathisch macht, offenbart uns Bendit seine Eitelkeiten, seine narzißtischen Überzeugungen („Kann es ohne mich keinen Linksradikalismus geben"), seinen Opportunismus und seine Anpassungsfähigkeit.“

Michael Rohrwasser: Neues Forum

Besprechung in linken Organen

1976 erschien im Theorieorgan Kommunismus und Klassenkampf (KuK) des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) unter dem Titel „Cohn-Bendits Lob der Fäulnis“ eine Besprechung des Buches durch Jürgen Klocke. Der Bremer Arbeiter und KuK-Autor sah bezugnehmend auf Paul Lafargues Lob der Faulheit die zahlreichen Sponti-Gruppen vor allem als „arbeitsscheue Bonvivants“.[28][29][30] Laut Klocke hätte Cohn-Bendit „Ähnlichkeit mit einem Bandwurm“, der auf Kosten anderer immer dicker werde. Die Bezeichnung Cohn-Bendits als Parasiten und andere Aussagen in der Rezension stufte Jens Benicke 2009 als „antisemitisch codierte Hasstiraden“ ein, die folgerichtig in einer Morddrohung mündeten. Es gäbe, so Klocke, nur zwei Möglichkeiten. Entweder Cohn-Bendit würde von der Arbeiterklasse eine nützliche Arbeit zugewiesen bekommen, etwa in einer Fischmehlfabrik in Cuxhaven, oder er würde während der Revolution durch die Massen an den nächsten Baum befördert werden. Der Aufsatz mit diesen Aussagen ist für Benicke ein extremes Beispiel des Umkippens eines „Arbeitsfetischismus“ in den Antisemitismus.[31] Auch der damalige KuK-Chefredakteur Gerd Koenen gab zu, dass die Methapher „Fischmehlfabrik“ düstere Assoziationen weckte und nicht nur an Arbeitslager sondern an Vernichtungslager denken ließ.[32] Dieser Auszug[33][34][35] aus der Besprechung wurde durch die Frankfurter Rundschau in der Rubrik Aufgespießt und durch die Zeitschrift Arbeiterkampf („da schluckt der Kommunist“) des Kommunistischen Bundes (KB) verbreitet und kursierte lange in der linken Szene.[36] In der nächsten Ausgabe musste der verantwortliche Redakteur in seinem Editorial unter dem Titel Aufgeschreckte Reaktion nochmal auf das Thema zurückkommen.[37]

Ausgaben

  • Le grand bazar. Entretiens avec Michel Lévy, Jean-Marc Salmon, Maren Sell. Pierre Belfond, Paris 1975, ISBN 2-7144-3010-4. Neuausgabe: Le grand bazar: Mai et après. Bibliothèque médiations Bd. 175, Denoël/Gonthier, Paris 1978. (fr)
  • Der grosse Basar: Gespräche mit Michel Lévy, Jean-Marc Salmon, Maren Sell. Aus dem Französischen übersetzt von Thomas Hartmann, Peter Liebl, Andrè Wohlleben, Jochen Ziemann. Trikont-Verlag, München 1975, ISBN 3-920385-82-9. (de) Die deutsche Ausgabe hat zusätzlich 27 Anmerkungen mit sachlichen Erklärungen in einem Anhang auf S. 173 f.
  • Le grand bazar. Denoël/Gonthier, Paris 1975. (en)
  • El gran bazar. Übersetzung aus dem Französischen. Dopesa, Barcelona 1976, ISBN 8472352684 (= Testimonio de actualidad, 47). (es)
  • Başkaldırının haşarı çocuğu anlatıyor: Hepinizi öpüyorum. Aus dem Französischen übersetzt von Kemal Başar. Metis Yayınları, Istanbul 1987 (= Yaşadığımız dünya dizisi, 7). (tr)
  • O grande bazar: as revoltas de 1968. Conversas com Michel Lévy, Jean-Marc Salmon e Maren Sell. Aus dem Französischen übersetzt von Caterina Koltai. Editora Brasiliense, Sao Paulo 1988, ISBN 9788511290066. (pt)

Literatur

Rezensionen

Abdruck in Zeitschriften

  • Daniel Cohn-Bendit: Ich hatte Lust, Textauszug aus dem Kapitel Little Big Men, in: Emma, Mai/Juni 2001.[38]
  • Kapitel Little Big Men im Monatsmagazin das da als Vorabdruck unter dem Titel „Damals im Kinderladen“.[39]

Wissenschaftliche Rezeption

Einzelnachweise

  1. Meike Fries: Grüne Hilfe für Päderasten, in: Die Zeit, Nr. 5, 16. Mai 2013.
  2. Kate Connolly: Green party in Germany to investigate backing for paedophiles in 80s, in: The Guardian, 14. Mai 2013.
  3. Pedophilia accusations haunt Green politician, Deutsche Welle, 4. Mai 2013.
  4. Christian Füller: Cohn-Bendits pädophile Äußerungen. Danys Phantasien und Träume, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 29. April 2013.
  5. Daniel Cohn-Bendit: Der Grosse Basar, S. 13.
  6. Daniel Cohn-Bendit: Der Grosse Basar, S. 29.
  7. Sabine Stamer: Cohn-Bendit. Die Biografie. Europa Verlag, Hamburg 2001, ISBN 3-203-82075-7, S. 74.
  8. Anne Siemens: Durch die Institutionen oder in den Terrorismus: Die Wege von Joschka Fischer, Daniel Cohn-Bendit, Hans-Joachim Klein und Johannes Weinrich. Bischoff, Frankfurt am Main 2006, S. 150. (= Dissertation, Universität München, 2005)
  9. Daniel Cohn-Bendit: Der Grosse Basar, S. 31.
  10. Daniel Cohn-Bendit: Der Grosse Basar, S. 70.
  11. Christian Füller: Danys Phantasien und Träume, in: FAZ vom 29. April 2013
  12. Ich hatte Lust, in: Emma, Mai/Juni 2001.
  13. Daniel Cohn-Bendit: Der grosse Basar, München 1975, S. 143 zitiert nach Daniel Cohn-Bendit. Ich hatte Lust. Auszug aus dem Buch von Daniel Cohn-Bendit: "Der große Basar" (Trikont Verlag, 1975). In: EMMA, Mai/Juni 2001 (online)
  14. Alexander Smoltczyk: „Bettina Röhl – Die letzte Gefangene der RAF“, Spiegel Reporter, Nr. 3, 27. Februar 2001
  15. http://web.archive.org/web/20020203092946/http://www.bettinaroehl.de/Daniel_Cohn-_Bendit/Danni_im_Kinderladen/danni_im_kinderladen.html
  16. a b c Paul Berman: Power and the Idealists. Or, the Passion of Joschka Fischer and it`s aftermath. Soft Skull Press, New York 2005, ISBN 1-932360-91-3, S. 18.
  17. a b Rüdiger Gollnick: Sexuelle Grenzverletzungen im Lehrer-Schüler-Verhältnis an staatlichen Schulen (= Geschlecht-Gewalt-Gesellschaft; 8). Lit Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-643-11931-5, S. 195–197.
  18. Alice Schwarzer: In der Vergangenheit liegt die Gegenwart, in: Emma Mai/ Juni 2001.
  19. http://www.lefigaro.fr/elections-europeennes-2009/2009/06/04/01024-20090604ARTFIG00638-insultes-sur-un-plateau-tele-entre-cohn-bendit-et-bayrou-.php
  20. http://www.oe24.at/oesterreich/politik/FPOe-schimpft-auf-Cohn-Bendit/521427
  21. http://videos.tf1.fr/infos/2011/video-violent-echange-entre-le-pen-et-cohn-bendit-6708269.html
  22. Äußerungen zur Sexualität mit Kindern: Voßkuhle sagt Festrede für Cohn-Bendit ab, in: Der Spiegel, 14. März 2013.
  23. Jan Fleischhauer, René Pfister: Interview mit Daniel Cohn-Bendit, in: Der Spiegel, Ausgabe 20, 13. Mai 2013, S. 26–29.
  24. Die Kinkel-Cohn-Bendit-Kontroverse, in: Berliner Zeitung, 1. Februar 2001.
  25. Thea Vogel u.a.: Offener Brief (PDF; 1,5 MB), 31. Januar 2001.
  26. Inge Günther: Der Kinderfreund, in: Frankfurter Rundschau, 17. Mai 2013.
  27. Wolfgang Beutin, Klaus Ehlert, Wolfgang Emmerich, Helmut Hoffacker, Bernd Lutz, Volker Meid, Ralf Schnell, Peter Stein, Inge Stephan: A History of German Literature. From the Beginnings to the Present Day. Routledge, London 1993, ISBN 0-415-06034-6, S. 624.
  28. Robert Otto Becker: Die dunkle Seite des Mondes: 90 Jahre erlebte deutsche Geschichte. Steinschulte, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-86778-002-5, S. 81.
  29. Wolfgang Kraushaar: Fischer in Frankfurt: Karriere eines Aussenseiters. Hamburger Edition, Hamburg 2001, ISBN 3-930908-69-7, S. 100 f.
  30. Sabine Stamer: Cohn-Bendit. Die Biografie. Europa-Verlag, Hamburg 2001, ISBN 3-203-82075-7, S. 139.
  31. Jens Benicke: Von Adorno zu Mao. Über die schlechte Aufhebung der antiautoritären Bewegung. Ça Ira, Freiburg im Breisgau 2010, ISBN 978-3-924627-83-6, S. 147 (Von Adorno zu Mao, PDF Dissertation, Universität München, 2009, S. 212–213)
  32. vgl. Gerd Koenen: Das rote Jahrzehnt. Unsere kleine deutsche Kulturrevolution 1967-1977. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2001, ISBN 3-462-02985-1, S. 443.
  33. vgl. Reinhard Mohr: Bin ich jetzt reaktionär? Bekenntnisse eines Altlinken. Gütersloher Verlags-Haus, Gütersloh 2013, ISBN 978-3-579-06638-7.
  34. Ingrid Karsunke, Karl Markus Michel: Bewegung in der Republik: Neue Bewegungen und Wiederkehr des Alltags. Rotbuch-Verlag, Berlin 1985, ISBN 3-88022-712-8, S. 140.
  35. Alternative. Standbein mit Coca, in: Der Spiegel, 32. Ausgabe, 4. August 1986, S. 77.
  36. vgl. Gerd Koenen: Das rote Jahrzehnt. Unsere kleine deutsche Kulturrevolution 1967-1977. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2001, ISBN 3-462-02985-1, S. 442–443.
  37. Aufgeschreckte Reaktion, in: Kommunismus und Klassenkampf, Nr. 7, November 1976, S. 290-1.
  38. Die von Emma gewählte Überschrift kommt im Buch nicht vor.
  39. Christian Füller: Danys Phantasien und Träume, in: FAZ vom 29. April 2013