„Cornelius Jansen“ – Versionsunterschied

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Seit [[1602]] widmete er sich 1602 dem Studium der [[Theologie]], wurde 1630 zu [[Löwen (Belgien)|Löwen]] Professor der Theologie und lehrte als solcher den strengen [[Augustinismus]], besonders in Bezug auf die Lehre vom freien Willen und der göttlichen Gnade, wodurch er mit den [[Jesuiten]] in Streit geriet.
Seit [[1602]] widmete er sich 1602 dem Studium der [[Theologie]], wurde 1630 an der [[Katholische Universität Löwen|Katholieke Universiteit Leuven]] Professor der Theologie und lehrte als solcher den strengen [[Augustinismus]], besonders in Bezug auf die Lehre vom freien Willen und der göttlichen Gnade, wodurch er mit den [[Jesuiten]] in Streit geriet.


1636 wurde er Bischof von [[Ypern]], starb aber schon am 6. Mai 1638, nachdem er sein berühmtes Werk "Augustinus, sive doctrina Sti. Augustini de humanae naturae sanitate, aegritudine, medicina etc.", woran er 22 Jahre lang gearbeitet hatte, gerade vollendet hatte. Es erklärte die [[Philosophie]], insbesondere die [[Aristoteles|aristotelische]], als die Mutter der pelagianischen Irrlehre und behauptete in streng augustinischer Weise die gänzliche Verderbnis der menschlichen Natur und des freien Willens nebst der [[Prädestination]]. Diese Denkweise nannte man nun [[Jansenismus]] und ihre Anhänger Jansenisten; ihre eifrigsten Gegner waren von Anfang an die Jesuiten.
1636 wurde er Bischof von [[Ypern]], starb aber schon am 6. Mai 1638, nachdem er sein berühmtes Werk "Augustinus, sive doctrina Sti. Augustini de humanae naturae sanitate, aegritudine, medicina etc.", woran er 22 Jahre lang gearbeitet hatte, gerade vollendet hatte. Es erklärte die [[Philosophie]], insbesondere die [[Aristoteles|aristotelische]], als die Mutter der pelagianischen Irrlehre und behauptete in streng augustinischer Weise die gänzliche Verderbnis der menschlichen Natur und des freien Willens nebst der [[Prädestination]]. Diese Denkweise nannte man nun [[Jansenismus]] und ihre Anhänger Jansenisten; ihre eifrigsten Gegner waren von Anfang an die Jesuiten.

Version vom 6. Oktober 2005, 00:28 Uhr

Cornelius Jansen, (* 28. Oktober 1585 in Acquoi bei Leerdam, † 6. Mai 1638) war ein berühmter holländischer Theologe.

Leben

Cornelius Jansen

Seit 1602 widmete er sich 1602 dem Studium der Theologie, wurde 1630 an der Katholieke Universiteit Leuven Professor der Theologie und lehrte als solcher den strengen Augustinismus, besonders in Bezug auf die Lehre vom freien Willen und der göttlichen Gnade, wodurch er mit den Jesuiten in Streit geriet.

1636 wurde er Bischof von Ypern, starb aber schon am 6. Mai 1638, nachdem er sein berühmtes Werk "Augustinus, sive doctrina Sti. Augustini de humanae naturae sanitate, aegritudine, medicina etc.", woran er 22 Jahre lang gearbeitet hatte, gerade vollendet hatte. Es erklärte die Philosophie, insbesondere die aristotelische, als die Mutter der pelagianischen Irrlehre und behauptete in streng augustinischer Weise die gänzliche Verderbnis der menschlichen Natur und des freien Willens nebst der Prädestination. Diese Denkweise nannte man nun Jansenismus und ihre Anhänger Jansenisten; ihre eifrigsten Gegner waren von Anfang an die Jesuiten.

Auf deren Betreiben wurde das Buch 1642 von Papst Urban VIII. durch die Bulle In eminenti verdammt, da es Glaubenssätze lehre, welche schon zu den 1567 verurteilten Irrtümern des Bajus gehört hätten. Diese Bulle erfuhr aber von seiten der Bischöfe und Universitäten, namentlich der Universität Löwen, erheblichen Widerspruch. Noch anhaltender war der Widerstand in Frankreich; das Kloster Port-Royal des Champs unter der jansenistisch gesinnten Äbtissin Angelika Arnauld († 1661) wurde Hauptsitz des Jansenismus, welchen nun berühmte Gelehrte wissenschaftlich ausbildeten. Zu diesen gehörte der Abt von St. Cyran, Jean du Vergier de Hauranne, welcher in Löwen während seiner Studienzeit in enger Verbindung mit Jansen gestanden hatte; seit 1635 Beichtvater in Port-Royal, ließ ihn Richelieu 1638-1643 einsperren; er starb einige Monate nach seiner Freilassung.

Sein Schüler war Antoine Arnauld, dessen "De la fréquente communlon", gegen die laxe Theorie der Jesuiten von der Buße gerichtet, in Rom verurteilt wurde. Als nun Papst Innozenz X. fünf Sätze aus Jansens Buch im Mai 1653 als calvinistische Ketzerei verdammte, erklärte Arnauld, dass diese Sätze in dem Sinn, in welchem sie der Papst verdammt habe, vom Verfasser nicht geschrieben worden seien, was ihm den Ausschluss aus der Sorbonne 1656 eintrug. Gleichzeitig erklärte Papst Alexander VII., dass jene Sätze allerdings in dem von Jansen beabsichtigten Sinn verdammt worden seien. Die Genossen von Port-Royal und vier Bischöfe wandten ein, dass dies eine rein historische Frage über eine Tatsache (question du fait) sei, worüber die Kirche nicht mit höherer Autorität entscheiden könne als die Wissenschaft. Während so der Streit die Machtvollkommenheit des Papstes selbst berührte, kämpften die Schriftsteller von Port-Royal für die Augustinische Lehre mit gleichem Ernst wie zuvor und erhoben insbesondere gegen die jesuitische Moral schwere Anklagen, allen voran Blaise Pascal, dessen "Provinzialbriefe" (1656 und 1657) die laxe Moral und Kasuistik der Jesuiten mit ebensoviel Witz wie sittlichem Pathos geißelten.

Sein Freund Peter Nicole (1625-1695), der sich 1650 ebenfalls nach Port-Royal zurückgezogen hatte und seit 1654 an allen Schritten der Jansenisten beteiligt war, übersetzte die "Provinzialbriefe" ins Lateinische. Als nun von den Bewohnern von Port-Royal und den übrigen Jansenisten die Unterschrift zu der Erklärung Alexanders VII. gefordert wurde, zeigte sich Pascal als der entschlossenste Geist, indem er riet, dass man die offene Erklärung abgebe, der Papst befinde sich hinsichtlich des Dogmas geradezu im Irrtum. Pascal starb bald darauf (1662), Arnauld und Nicole mussten 1679 Frankreich mit den Niederlanden vertauschen. Im Interesse des Kirchenfriedens kam 1668 unter Mitwirkung von Papst Clemens IX. ein Vergleich zustande, wonach die Angelegenheit mit der Erklärung der Bischöfe, die verurteilten Sätze seien zwar verdammenswert, aber nicht die Sätze Jansens, auf sich beruhen sollte. Auf Veranlassung Ludwigs XIV. erließ jedoch Clemens XI. die Bulle Vineam domini, die sich wieder ganz auf den Standpunkt Alexanders VII. stellte. Da die Nonnen von Port-Royal dieser Bulle ihre Zustimmung versagten, wurde das Kloster auf päpstliche Verordnung hin 1709 aufgehoben und 1710 völlig zerstört. Dazu kam als neues Streitobjekt das Neue Testament des Paschasius Quesnel welches, 1687 erschienen, mit moralischen Betrachtungen ausgestattet, den Jansenismus im Volk verbreiten sollte. Die Jesuiten setzten nicht allein das Verbot des Buches und die Ausstoßung Quesnels aus dem Oratorium durch, sondern erwirkten auch 1713 von Papst Clemens XI. die Konstitution Unigenltus, worin 101 Sätze des Quesnelschen Neuen Testaments, darunter Aussprüche der Bibel und der Kirchenväter, weil sie jansenistisch gedeutet werden konnten, verdammt wurden.

Ein ansehnlicher Teil des französischen Klerus, die sogenannten Antikonstitutionisten, an ihrer Spitze der Erzbischof von Paris, Kardinal Noailles, verweigerte jedoch die Annahme der Konstitution, bis der Papst die nötigen Erläuterungen dazu gegeben haben würde, und legte, als der Papst mit Exkommunikation drohte, 1717 Appellation an ein zu berufendes allgemeines Konzil ein. Aber 1719 erging in dem Breve Pastoralis offiziell die Exkommunikation über alle, welche sich der Bulle nicht unterwerfen würden. Das Parlament jedoch wies das Breve zurück; von Minister Dubois, den nach dem Kardinalshut gelüstete, umgestimmt, dekretierte nun der Regent, der Herzog von Orléans, 1720 die Annahme der Bulle für Frankreich, und jetzt nahm das Parlament die Bulle unter dem Vorbehalt der Rechte der Krone und der Freiheiten der gallikanischen Kirche an. In derselben Weise unterzeichnete auch Noailles die Bulle. Alle, welche seinem Beispiel folgten, hießen Acceptanten; die Nichtakzeptierenden traf harte Strafe.

Als aber Papst Benedikt XIII. die unbedingte Annahme der Bulle Unigenitus auf einer Synode zu Rom (1725) forderte, sah sich Noailles (1728) zu vollständiger Unterwerfung genötigt, und das Parlament wurde durch einen Akt der königlichen Souveränität (lit de justice) zur Einregistrierung derselben als Reichsgesetz (1730) gezwungen. Schon vor seiner nunmehr erfolgenden gänzlichen Unterdrückung war der Jansenismus vielfach in Mystizismus umgeschlagen. In gesunder Gestalt dagegen hat er sich fortgepflanzt in den Niederlanden, wohin sich die Jansenisten aus Frankreich flüchteten. Nachdem schon früher die Erzbischöfe von Utrecht der jesuitischen Moral und Praxis Widerstand geleistet und deshalb oft Gegenstand jesuitischer Verdächtigungen in Rom gewesen waren, kam es unter dem Erzbischof Codde († 1710), welcher wenigstens im Punkte der Question du falt jansenistisch dachte, 1703 zum Bruch, indem Codde abgesetzt, das päpstliche Urteil vom Utrechter Kapitel jedoch nicht anerkannt wurde. Ein nach 13-jährigem Interregnum gewählter Nachfolger, Cornelius Steenowen, erhielt die päpstliche Bestätigung nicht, und so kam es 1723 zur Gründung eines eignen, öffentlich anerkannten Kirchenwesens, dem der Erzbischof von Utrecht und die Bischöfe von Haarlem und Deventer vorstanden. Sie und ihre Anhänger erklärten sich zwar ihrem Glauben nach für Glieder der katholischen Kirche, erkannten auch den Papst als sichtbares Oberhaupt der Kirche an, verwarfen aber seine Infallibilität und die Bulle Unigenitus. Mehrere päpstliche Breven (1765, 1778) verdammten diese Beschlüsse, und Papst Leo XII. belegte den neuerwählten Bischof von Utrecht und den Bischof von Deventer (I825) mit dem Bann. Es wurde jede Neuwahl eines Bischofs der "Kirche von Utrecht" zu Rom angezeigt und hier regelmäßig mit einem Bannfluch beantwortet. Dieser Kirche gehörten jetzt etwa noch 27 Gemeinden mit etwa 8000 Seelen in Holland an. Die öffentliche Aufmerksamkeit hatte sich ihnen namentlich wieder infolge ihrer Verwerfung sowohl der 1854 von Pius IX. oktroyierten Lehre von der unbefleckten Empfängnis Mariä als auch der Neuerungen des vatikanischen Konzils und ihrer Verbrüderung mit dem Altkatholizismus zugewendet, welcher die "Kirche von Utrecht" des Jansenismus im dogmatischen Sinn ledig sprach und sich ganz auf eine Grundlage mit ihr stellte.

Literatur

  • Reuchlin: Geschichte von Port-Royal, Hamburg und Gotha 1839-1844, 2 Bände
  • Nippold: Die altkatholische Kirche des Erzbistums Utrecht, Heidelberg 1872)
  • Schill: Die Konstitution Unigenitus, Freiburg 1876
  • Sainte-Beuve: Port Royal, 4. Auflage, Paris 1878, 7 Bände
  • Fuzet: Les Jansénlstes du XVII. siècle, Paris 1877