„Burg Pfalzgrafenstein“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K tk, fm, wf, S, etc
Zeile 20: Zeile 20:
[[Datei:Pfalzgrafenstein001.JPG|mini|Burg Pfalzgrafenstein, wie sie von vorbeifahrenden Schiffen aus zu sehen ist]]
[[Datei:Pfalzgrafenstein001.JPG|mini|Burg Pfalzgrafenstein, wie sie von vorbeifahrenden Schiffen aus zu sehen ist]]
[[Datei:BurgPfalzgrafensteinGeschuetze.jpg|mini|Innenansicht der Geschützbastion]]
[[Datei:BurgPfalzgrafensteinGeschuetze.jpg|mini|Innenansicht der Geschützbastion]]
Die '''Burg Pfalzgrafenstein''', auch die '''Pfalz bei Kaub''' genannt, ist eine auf einer Felseninsel im [[Rhein]] bei [[Kaub]] errichtete [[Zollburg]], die auf [[Ludwig IV. (HRR)|Ludwig den Bayern]], [[Pfalzgraf bei Rhein|Pfalzgrafen bei Rhein]] und späteren römisch-deutschen König und Kaiser, zurückgeht. Sie hatte die Aufgabe, die Einnahme des [[Wegzoll#Schiffszoll|Schiffszolls]] in der rechts-rheinisch gegenüber gelegenen Zahlstelle in Kaub zu überwachen. Wegen dieser Zweckbestimmung diente die [[Inselburg]] – anders als andere Burgen am [[Mittelrhein]] – nicht als Wohnstatt. Das Bauwerk entstand im Lauf der Jahre aus einem von Ludwig IV. 1326 bis 1327 errichteten Turm.
Die '''Burg Pfalzgrafenstein''', auch die '''Pfalz bei Kaub''' genannt, ist eine auf einer Felseninsel im [[Rhein]] bei [[Kaub]] errichtete [[Zollburg]]. Sie geht auf [[Ludwig IV. (HRR)|Ludwig den Bayern]], [[Pfalzgraf bei Rhein]] und späterer römisch-deutscher König und Kaiser, zurück. Sie hatte die Aufgabe, die Einnahme des [[Wegzoll#Schiffszoll|Schiffszolls]] in der rechts-rheinisch gegenüber gelegenen Zahlstelle in Kaub zu überwachen. Wegen dieser Zweckbestimmung diente die [[Inselburg]] – anders als andere Burgen am [[Mittelrhein]] – nicht als Wohnstatt. Das Bauwerk entstand im Lauf der Jahre aus einem von Ludwig IV. 1326 bis 1327 errichteten Turm.


Pfalzgrafenstein gehört neben der [[Marksburg]] und der [[Alte Burg (Boppard)|Burg Boppard]] zu den wenigen unzerstörten und kaum veränderten Burgen im [[Oberes Mittelrheintal|Oberen Mittelrheintal]]. Weiterhin konnte durch [[Dendrochronologie|dendrochronologische]] Untersuchungen eine exakte zeitliche Datierung erfolgen. 1803 kam die Burg unter [[Napoleon]] zum [[Herzogtum Nassau]]. Erst 1867, nachdem beide Rheinseiten [[Preußen|preußisch]] geworden waren, verließen die letzten Zollbeamten die Insel.
Pfalzgrafenstein gehört neben der [[Marksburg]] und der [[Alte Burg (Boppard)|Burg Boppard]] zu den wenigen unzerstörten und kaum veränderten Burgen im [[Oberes Mittelrheintal|Oberen Mittelrheintal]]. Weiterhin konnte durch [[Dendrochronologie|dendrochronologische]] Untersuchungen eine exakte zeitliche Datierung erfolgen. 1803 kam die Burg unter [[Napoleon]] zum [[Herzogtum Nassau]]. 1867, nachdem beide Rheinseiten [[Preußen|preußisch]] geworden waren, verließen die letzten Zollbeamten die Insel. Seit 2002 ist die Burg Pfalzgrafenstein Teil des [[Welterbe Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal|UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal]], des Weiteren ist sie ein geschütztes Kulturgut nach der [[Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten|Haager Konvention]].

Seit 2002 ist die Burg Pfalzgrafenstein Teil des [[Welterbe Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal|UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal]], des Weiteren ist sie ein geschütztes Kulturgut nach der [[Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten|Haager Konvention]].


== Geografische Lage ==
== Geografische Lage ==
Zeile 32: Zeile 30:


== Geschichte ==
== Geschichte ==
1277 kaufte [[Ludwig der Strenge|Ludwig II.]], genannt ''der Strenge,'' Herzog von Bayern und [[Pfalzgraf]] bei Rhein aus dem Geschlecht der [[Wittelsbach]]er Burg ([[Burg Gutenfels|Gutenfels]]) und Stadt Kaub samt allen Rechten von den [[Falkenstein (hessisches Adelsgeschlecht)|Herren von Falkenstein]]. Sein Nachfolger Pfalzgraf [[Ludwig IV. (HRR)|Ludwig IV.]], genannt ''der Bayer,'' betrieb die Zollstätte 1320 wieder und behielt den [[Rheinzoll]] für sich. 1324 wurde er als [[Gegenkönig]] des vom Papst bevorzugten [[Friedrich der Schöne|Friedrichs des Schönen]] durch den in [[Avignon]] residierenden [[Johannes XXII.]] mit dem [[Anathema|Kirchenbann]] belegt.
1277 kaufte [[Ludwig der Strenge|Ludwig II.]], genannt „der Strenge“, Herzog von Bayern und [[Pfalzgraf]] bei Rhein aus dem Geschlecht der [[Wittelsbach]]er Burg ([[Burg Gutenfels|Gutenfels]]) und Stadt Kaub samt allen Rechten von den [[Falkenstein (hessisches Adelsgeschlecht)|Herren von Falkenstein]]. Sein Nachfolger Pfalzgraf [[Ludwig IV. (HRR)|Ludwig IV.]], genannt „der Bayer“, betrieb die Zollstätte 1320 wieder und behielt den [[Rheinzoll]] für sich. 1324 wurde er als [[Gegenkönig]] des vom Papst bevorzugten [[Friedrich der Schöne|Friedrichs des Schönen]] durch den in [[Avignon]] residierenden [[Johannes XXII.]] mit dem [[Anathema|Kirchenbann]] belegt.


Um die Zollstätte abzusichern, baute Ludwig 1326/1327 zunächst den heute noch erhaltenen fünfeckigen Turm auf der Insel. Von 1339 bis 1342 wurde die zwölf Meter hohe und bis zu 2,60 Meter dicke [[Ringmauer]] mit einem überdachten [[Wehrgang]] hinzugefügt. Zudem verfügt die Burg über ein [[Kerker|Verlies]], dessen Boden sich bei Hochwasser als Floß anhob. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erfolgte vermutlich eine Aufstockung des Turms mit [[Fachwerkhaus|Fachwerkbau]], Ecktürmen und [[Satteldach]].
Um die Zollstätte abzusichern, baute Ludwig 1326/1327 zunächst den heute noch erhaltenen fünfeckigen Turm auf der Insel. Von 1339 bis 1342 wurde die 12 Meter hohe und bis zu 2,60 Meter dicke [[Ringmauer]] mit einem überdachten [[Wehrgang]] hinzugefügt. Zudem verfügt die Burg über ein [[Kerker|Verlies]], dessen Boden sich bei Hochwasser als Floß anhob. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erfolgte vermutlich eine Aufstockung des Turms mit [[Fachwerkhaus|Fachwerkbau]], Ecktürmen und [[Satteldach]].


[[Datei:Kaub-Merian.jpg|mini|''Die Pfaltz'' bei [[Kaub|Caub]] mit [[Burg Gutenfels]] auf einem Kupferstich von [[Matthäus Merian]] 1645 (''[[Topographia Germaniae #Die bekanntesten Bände|Topographia Palatinus Rheni]]'')]]
[[Datei:Kaub-Merian.jpg|mini|''Die Pfaltz'' bei [[Kaub|Caub]] mit [[Burg Gutenfels]] auf einem Kupferstich von [[Matthäus Merian]] 1645 (''[[Topographia Germaniae #Die bekanntesten Bände|Topographia Palatinus Rheni]]'')]]
Wegen wiederholter Beschädigungen durch [[Eisgang]] wurde dem Bauwerk im Strom an der rheinaufwärts gelegenen Seite 1606/1607 eine massive Spitze angebaut und durch Eisenklammern verstärkt; seitdem erweckt die Burg den Eindruck eines stromauf schwimmenden Schiffes. Der Anbau wurde genutzt, um auf der eisbrechenden Spitze eine Geschützplattform zu errichten, die der Waffentechnik der damaligen Zeit entsprach. Unter dem oberen Wehrgang wurde ein zweiter angebaut, der mit [[Schießscharte]]n für Handfeuerwaffen versehen ist. 1658 kamen noch Auslugerker zur [[Flanke (Militär)|Flankierung]] der Mauern hinzu.
Wegen wiederholter Beschädigungen durch [[Eisgang]] wurde dem Bauwerk im Strom an der rheinaufwärts gelegenen Seite 1606/1607 eine massive Spitze angebaut und durch Eisenklammern verstärkt; seitdem erweckt die Burg den Eindruck eines stromauf schwimmenden Schiffes. Der Anbau wurde genutzt, um auf der eisbrechenden Spitze eine Geschützplattform zu errichten, welche der Waffentechnik der damaligen Zeit entsprach. Unter dem oberen Wehrgang wurde ein zweiter angebaut, der mit [[Schießscharte]]n für Handfeuerwaffen versehen ist. 1658 kamen noch Auslug[[erker]] zur [[Flanke (Militär)|Flankierung]] der Mauern hinzu.


Ihr heutiges Aussehen erhielt die Burg mit Aufsetzen des [[barock]]en Turmhelms 1714. Damit erreicht der Turm eine Höhe von 36 Metern. Am Jahreswechsel 1813/14, während der [[Befreiungskriege]], setzte der [[Preußen|preußische]] [[Generalfeldmarschall|Feldmarschall]] [[Gebhard Leberecht von Blücher]] an der Burg mit 60.000 Soldaten, 20.000 Pferden und 200 Geschützen über den Rhein, um die Truppen [[Napoléon Bonaparte]]s zu verfolgen.
Ihr heutiges Aussehen erhielt die Burg mit Aufsetzen des [[barock]]en Turmhelms 1714. Damit erreicht der Turm eine Höhe von 36 Metern. Am Jahreswechsel 1813/1814, während der [[Befreiungskriege]], setzte der preußische Feldmarschall [[Gebhard Leberecht von Blücher]] an der Burg mit 60.000 Soldaten, 20.000 Pferden und 200 Geschützen über den Rhein, um die Truppen [[Napoléon Bonaparte]]s zu verfolgen.


[[Datei:Burg Pfalzgrafenstein bei Kaub (1967).jpg|mini|Pfalzgrafenstein im Dezember 1967]]
[[Datei:Burg Pfalzgrafenstein bei Kaub (1967).jpg|mini|Pfalzgrafenstein im Dezember 1967]]
Zeile 45: Zeile 43:


== Gegenwart ==
== Gegenwart ==
Seit dem Nutzungsende als Signalstation ist die Burg Pfalzgrafenstein als touristisches Objekt im Besitz des Landes [[Rheinland-Pfalz]] und untersteht der Organisation ''Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz'', seit 1998 Nachfolgeorganisation der staatlichen Burgen- und Schlösserverwaltung Rheinland-Pfalz. Sie ist für Besucherverkehr zugänglich und über eine regelmäßig verkehrende [[Personenfähre]] von Kaub aus erreichbar. Zudem gehört Pfalzgrafenstein zu den [[Meisterwerke zwischen Rhein und Mosel|Meisterwerken zwischen Rhein und Mosel]]. Gelegentlich finden hier kulturelle Veranstaltungen statt.

[[Datei:Außenansicht Pfalzgrafenstein 3.jpg|mini|Pfalzgrafenstein im Juli 2017]]
[[Datei:Außenansicht Pfalzgrafenstein 3.jpg|mini|Pfalzgrafenstein im Juli 2017]]
Seit dem Nutzungsende als Signalstation ist die Burg Pfalzgrafenstein als touristisches Objekt im Besitz des Landes [[Rheinland-Pfalz]]. Sie untersteht der Organisation ''Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz'', seit 1998 Nachfolgeorganisation der staatlichen Burgen- und Schlösserverwaltung Rheinland-Pfalz. Sie ist für Besucherverkehr zugänglich und über eine regelmäßig verkehrende [[Personenfähre]] von Kaub aus erreichbar. Zudem gehört Pfalzgrafenstein zu den [[Meisterwerke zwischen Rhein und Mosel|Meisterwerken zwischen Rhein und Mosel]]. Gelegentlich finden hier kulturelle Veranstaltungen statt. Seit 2007 ist das Gebäude nach der [[Restaurierung]] wieder mit einem historisch belegten Farbanstrich versehen und kann bei Dunkelheit angestrahlt werden.
Seit 2007 ist das Gebäude nach der [[Restaurierung]] wieder mit einem historisch belegten Farbanstrich versehen und kann bei Dunkelheit angestrahlt werden.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Karl Hahn: ''Die Pfalz oder der Pfalzgrafenstein im Rhein bei Caub''. Eschborn 1926 ([http://www.dilibri.de/rlb/content/titleinfo/9876 Digitalisat]).
* Karl Hahn: ''Die Pfalz oder der Pfalzgrafenstein im Rhein bei Caub.'' Eschborn 1926 ([http://www.dilibri.de/rlb/content/titleinfo/9876 Digitalisat]).
* Magnus Backes: ''Burg Pfalzgrafenstein und der Rheinzoll''. Schnell & Steiner, Regensburg 2003, ISBN 3-7954-1567-5 (Führungshefte der Edition Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinlandpfalz, Heft 11).<!-- nicht eingesehen -->
* Magnus Backes: ''Burg Pfalzgrafenstein und der Rheinzoll.'' Schnell & Steiner, Regensburg 2003, ISBN 3-7954-1567-5 (= ''Führungshefte der Edition Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinlandpfalz,'' Heft 11).<!-- nicht eingesehen -->
* Lorenz Frank: ''Die Baugeschichte des Pfalzgrafenstein bei Kaub am Rhein''. In: ''Burgen und Schlösser''. Jg. 47, Nr. 3, 2006, {{ISSN|0007-6201}}, S. 143–153.<!-- nicht ausgewertet -->
* Lorenz Frank: ''Die Baugeschichte des Pfalzgrafenstein bei Kaub am Rhein.'' In: ''Burgen und Schlösser.'' Jg. 47, Nr. 3, 2006, {{ISSN|0007-6201}}, S. 143–153.<!-- nicht ausgewertet -->
* Michael Fuhr: ''„Wer will des Stromes Hüter sein?“ 40 Burgen und Schlösser am Mittelrhein''. Schnell & Steiner, Regensburg 2002, ISBN 3-7954-1460-1, S. 112–115.<!-- nicht ausgewertet -->
* Michael Fuhr: ''„Wer will des Stromes Hüter sein?“ 40 Burgen und Schlösser am Mittelrhein.'' Schnell & Steiner, Regensburg 2002, ISBN 3-7954-1460-1, S. 112–115.<!-- nicht ausgewertet -->
* Heiko Laß: ''Der Rhein. Burgen und Schlösser von Mainz bis Köln''. Michael Imhof, Petersberg 2005, ISBN 3-937251-64-2, S. 67–68.<!-- nicht ausgewertet -->
* Heiko Laß: ''Der Rhein. Burgen und Schlösser von Mainz bis Köln.'' Michael Imhof, Petersberg 2005, ISBN 3-937251-64-2, S. 67–68.<!-- nicht ausgewertet -->
* Eduard Sebald: ''Der Pfalzgrafenstein und die Kauber Zollstation im Kontext der Territorialpolitik der Pfalzgrafen bei Rhein''. In: ''Burgen und Schlösser''. Jg. 47, Nr. 3, 2006, {{ISSN|0007-6201}} S. 123–135.<!-- nicht ausgewertet -->
* Eduard Sebald: ''Der Pfalzgrafenstein und die Kauber Zollstation im Kontext der Territorialpolitik der Pfalzgrafen bei Rhein.'' In: ''Burgen und Schlösser.'' Jg. 47, Nr. 3, 2006, {{ISSN|0007-6201}} S. 123–135.<!-- nicht ausgewertet -->
* Alexander Thon, Manfred Czerwinski: ''Weltkulturerbe Mittelrheintal''. Superior, Kaiserslautern 2003, ISBN 3-936216-14-2, S. 18–19.
* Alexander Thon, Manfred Czerwinski: ''Weltkulturerbe Mittelrheintal.'' Superior, Kaiserslautern 2003, ISBN 3-936216-14-2, S. 18–19.


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 24. Juni 2024, 12:58 Uhr

Burg Pfalzgrafenstein
Burg Pfalzgrafenstein von Südosten (2017)

Burg Pfalzgrafenstein von Südosten (2017)

Alternativname(n) Die Pfalz bei Kaub
Staat Deutschland
Ort Kaub
Entstehungszeit 1326 bis 1327
Burgentyp Inselburg
Erhaltungszustand Erhalten
Ständische Stellung Hoher Adel
Geographische Lage 50° 5′ N, 7° 46′ OKoordinaten: 50° 4′ 59,3″ N, 7° 45′ 56″ O
Höhenlage 71,5 m ü. NN
Burg Pfalzgrafenstein (Rheinland-Pfalz)
Burg Pfalzgrafenstein (Rheinland-Pfalz)
Luftbild der Burg
Burg Pfalzgrafenstein, wie sie von vorbeifahrenden Schiffen aus zu sehen ist
Innenansicht der Geschützbastion

Die Burg Pfalzgrafenstein, auch die Pfalz bei Kaub genannt, ist eine auf einer Felseninsel im Rhein bei Kaub errichtete Zollburg. Sie geht auf Ludwig den Bayern, Pfalzgraf bei Rhein und späterer römisch-deutscher König und Kaiser, zurück. Sie hatte die Aufgabe, die Einnahme des Schiffszolls in der rechts-rheinisch gegenüber gelegenen Zahlstelle in Kaub zu überwachen. Wegen dieser Zweckbestimmung diente die Inselburg – anders als andere Burgen am Mittelrhein – nicht als Wohnstatt. Das Bauwerk entstand im Lauf der Jahre aus einem von Ludwig IV. 1326 bis 1327 errichteten Turm.

Pfalzgrafenstein gehört neben der Marksburg und der Burg Boppard zu den wenigen unzerstörten und kaum veränderten Burgen im Oberen Mittelrheintal. Weiterhin konnte durch dendrochronologische Untersuchungen eine exakte zeitliche Datierung erfolgen. 1803 kam die Burg unter Napoleon zum Herzogtum Nassau. 1867, nachdem beide Rheinseiten preußisch geworden waren, verließen die letzten Zollbeamten die Insel. Seit 2002 ist die Burg Pfalzgrafenstein Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal, des Weiteren ist sie ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention.

Geografische Lage

Die Burg Pfalzgrafenstein steht als Inselburg auf der unter dem Namen Falkenau bekannten Felsinsel im Rhein, 110 Meter vom rechten und 160 Meter vom linken Rheinufer entfernt.[1] Bedingt durch das vergleichsweise schmale und durch Felsen eingeengte Flussbett ist der linke Rheinarm in der Höhe der Pfalz bis zu neun Meter tief.[2] Pfalzgrafenstein ist die am niedrigsten gelegene mittelalterliche Wehranlage am Mittelrhein. Von Kaub verkehrt eine Personenfähre zur Burg. Bei einem Wasserstand von mehr als 4,00 Meter am Pegel Kaub kann die Fähre nicht mehr an der Insel anlegen.[3]

Bis zum Ausbau des Rheins im 19. Jahrhundert führte fast der gesamte Schiffsverkehr am rechtsrheinischen Ufer zwischen der Pfalz und der Stadt Kaub hindurch. Denn im linken Stromarm befand sich gut einen Kilometer oberhalb der Pfalz eine Stromschnelle, das wilde Gefähr, die nur bei guter Wasserführung für die Talfahrt passierbar war.[4] Mithin waren die Stellungen für Katapultgeschütze und Kanonen schwerpunktmäßig auf das rechte Fahrwasser gerichtet. Nach Ausbauarbeiten in den 1970er Jahren verläuft die Fahrrinne nun links von Pfalzgrafenstein, in weitem Abstand vom Kauber Ufer. Die gegenwärtige Verkehrssituation lässt kaum noch erahnen, wie beherrschend zuvor die Stellung der Pfalz in Verbindung mit Kaub und der Burg Gutenfels hinsichtlich der Schifffahrt auf dem Rhein ehemals war.

Geschichte

1277 kaufte Ludwig II., genannt „der Strenge“, Herzog von Bayern und Pfalzgraf bei Rhein aus dem Geschlecht der Wittelsbacher Burg (Gutenfels) und Stadt Kaub samt allen Rechten von den Herren von Falkenstein. Sein Nachfolger Pfalzgraf Ludwig IV., genannt „der Bayer“, betrieb die Zollstätte 1320 wieder und behielt den Rheinzoll für sich. 1324 wurde er als Gegenkönig des vom Papst bevorzugten Friedrichs des Schönen durch den in Avignon residierenden Johannes XXII. mit dem Kirchenbann belegt.

Um die Zollstätte abzusichern, baute Ludwig 1326/1327 zunächst den heute noch erhaltenen fünfeckigen Turm auf der Insel. Von 1339 bis 1342 wurde die 12 Meter hohe und bis zu 2,60 Meter dicke Ringmauer mit einem überdachten Wehrgang hinzugefügt. Zudem verfügt die Burg über ein Verlies, dessen Boden sich bei Hochwasser als Floß anhob. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erfolgte vermutlich eine Aufstockung des Turms mit Fachwerkbau, Ecktürmen und Satteldach.

Die Pfaltz bei Caub mit Burg Gutenfels auf einem Kupferstich von Matthäus Merian 1645 (Topographia Palatinus Rheni)

Wegen wiederholter Beschädigungen durch Eisgang wurde dem Bauwerk im Strom an der rheinaufwärts gelegenen Seite 1606/1607 eine massive Spitze angebaut und durch Eisenklammern verstärkt; seitdem erweckt die Burg den Eindruck eines stromauf schwimmenden Schiffes. Der Anbau wurde genutzt, um auf der eisbrechenden Spitze eine Geschützplattform zu errichten, welche der Waffentechnik der damaligen Zeit entsprach. Unter dem oberen Wehrgang wurde ein zweiter angebaut, der mit Schießscharten für Handfeuerwaffen versehen ist. 1658 kamen noch Auslugerker zur Flankierung der Mauern hinzu.

Ihr heutiges Aussehen erhielt die Burg mit Aufsetzen des barocken Turmhelms 1714. Damit erreicht der Turm eine Höhe von 36 Metern. Am Jahreswechsel 1813/1814, während der Befreiungskriege, setzte der preußische Feldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher an der Burg mit 60.000 Soldaten, 20.000 Pferden und 200 Geschützen über den Rhein, um die Truppen Napoléon Bonapartes zu verfolgen.

Pfalzgrafenstein im Dezember 1967

Bis zum Preußisch-Österreichischen Krieg war die Burg Zollstation und wurde anschließend bis in die 1960er Jahre als Signalstation für die Schifffahrt genutzt.

Gegenwart

Pfalzgrafenstein im Juli 2017

Seit dem Nutzungsende als Signalstation ist die Burg Pfalzgrafenstein als touristisches Objekt im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz. Sie untersteht der Organisation Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz, seit 1998 Nachfolgeorganisation der staatlichen Burgen- und Schlösserverwaltung Rheinland-Pfalz. Sie ist für Besucherverkehr zugänglich und über eine regelmäßig verkehrende Personenfähre von Kaub aus erreichbar. Zudem gehört Pfalzgrafenstein zu den „Meisterwerken zwischen Rhein und Mosel“. Gelegentlich finden hier kulturelle Veranstaltungen statt. Seit 2007 ist das Gebäude nach der Restaurierung wieder mit einem historisch belegten Farbanstrich versehen und kann bei Dunkelheit angestrahlt werden.

Literatur

  • Karl Hahn: Die Pfalz oder der Pfalzgrafenstein im Rhein bei Caub. Eschborn 1926 (Digitalisat).
  • Magnus Backes: Burg Pfalzgrafenstein und der Rheinzoll. Schnell & Steiner, Regensburg 2003, ISBN 3-7954-1567-5 (= Führungshefte der Edition Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinlandpfalz, Heft 11).
  • Lorenz Frank: Die Baugeschichte des Pfalzgrafenstein bei Kaub am Rhein. In: Burgen und Schlösser. Jg. 47, Nr. 3, 2006, ISSN 0007-6201, S. 143–153.
  • Michael Fuhr: „Wer will des Stromes Hüter sein?“ 40 Burgen und Schlösser am Mittelrhein. Schnell & Steiner, Regensburg 2002, ISBN 3-7954-1460-1, S. 112–115.
  • Heiko Laß: Der Rhein. Burgen und Schlösser von Mainz bis Köln. Michael Imhof, Petersberg 2005, ISBN 3-937251-64-2, S. 67–68.
  • Eduard Sebald: Der Pfalzgrafenstein und die Kauber Zollstation im Kontext der Territorialpolitik der Pfalzgrafen bei Rhein. In: Burgen und Schlösser. Jg. 47, Nr. 3, 2006, ISSN 0007-6201 S. 123–135.
  • Alexander Thon, Manfred Czerwinski: Weltkulturerbe Mittelrheintal. Superior, Kaiserslautern 2003, ISBN 3-936216-14-2, S. 18–19.
Commons: Burg Pfalzgrafenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Topografische Karte 1:25.000
  2. Bezogen auf den gleichwertigen Wasserstand, siehe Karl Felkel: Modelluntersuchungen für den Ausbau des Rheins bei Kaub. In: Zeitschrift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen. ISSN 0175-7091 1973(100), S. 256–262, hier S. 256.
  3. Fähre zur Burg Pfalzgrafenstein (Memento vom 30. März 2016 im Internet Archive) bei Fährgemeinschaft Kaub GbR (Abgerufen am 11. Januar 2015)
  4. Eduard Nobiling: Nachrichten über den Rheinstrom. In: Zeitschrift für Bauwesen. 1856(6), Spalte 310–354, hier Spalte 323 (urn:nbn:de:kobv:109-opus-86963).