Bosnien und Herzegowina

Bosna i Hercegovina (lat. Schrift)
Босна и Херцеговина (kyr. Schrift)
Bosnien und Herzegowina
Flagge Bosnien-Herzegowinas Wappen Bosnien-Herzegowinas
(Details) (Details)
Amtssprachen Bosnisch, Kroatisch, Serbisch
Hauptstadt Sarajevo
Staatsform Demokratischer Bundesstaat
Entitäten Föderation Bosnien und Herzegowina, Republika Srpska
Staatsoberhaupt Ivo Miro Jović (1), Sulejman Tihić, Borisav Paravac
Ministerpräsident Adnan Terzic
Hoher Repräsentant Paddy Ashdown
Fläche 51.129 km km²
Einwohnerzahl 4.025.476 (Juli 2005)
Bruttosozialprodukt ca. 1.950 US$
Währung 1 KM = 100 Bosnische Fening
Zeitzone MEZ / MESZ
Netzspannung 230 V, 50 Hz.
Nationalhymne Intermeco
Nationalfeiertag 1. März
Kfz-Kennzeichen BiH
Olympiakürzel BIH
Internet-TLD .ba
Vorwahl +387
(1) Vorsitzender des Staatspräsidiums d.h. amtierender Präsident Bosnien und Herzegowinas
Lage von Bosnien und Herzegowina in Europa
Karte

Die in Südosteuropa gelegene Republik Bosnien und Herzegowina bzw. Bosnien-Herzegowina (in lateinischer Schrift Bosna i Hercegovina, kurz BiH; in kyrillischer Schrift Босна и Херцеговина) grenzt im Osten und Südosten an die Staatenunion Serbien und Montenegro, im Norden, Westen und Südwesten an Kroatien sowie auf wenigen Kilometern bei Neum an das Mittelmeer. Sie ging aus dem ehemaligen Jugoslawien hervor, hat heute aber wieder die Grenzen, die dem Land noch 1878 auf dem Berliner Kongress zugeteilt worden sind.

Geographie

Die größten Städte in Bosnien und Herzegowina sind:

  • Sarajevo 297.000 Einwohner (einschließlich des gesamten Kantons Sarajevo und der zur Republika Srpska gehörenden Vororte ca. 450.000)
  • Banja Luka 250.000 Ew.
  • Tuzla 133.861 Ew. (davon ca. 100.000 in der eigentlichen Stadt)
  • Zenica 128.495 Ew. (davon ca. 100.000 in der eigentlichen Stadt)
  • Mostar 105.448 Ew.

Weitere Städte in Bosnien und Herzegowina:


Siehe auch:

Bevölkerung

Religion

In Bosnien und Herzegowina gibt es eine Reihe verschiedener Religionen und Glaubensrichtungen. Die meisten Einwohner Bosnien-Herzegowinas sind Muslime (ca. 40 %), Serbisch-Orthodoxe (ca. 31 %), und Katholiken (ca. 15 %). Minderheiten sind Juden und Gläubige sonstiger Religionen (ca. 14 %). Besonders deutlich wird man in Sarajevo den verschiedenen Religionen begegnen können.

Geschichte

Siehe: Geschichte Bosnien-Herzegowinas

Bosnien und Herzegowina besteht aus zwei historischen Regionen, die aber keine Beziehung zu der heutigen Einteilung in Entitäten haben: Bosnien und die Herzegowina.

Der Landesname Bosnien leitet sich vom Fluss Bosna ab, der nahe der Hauptstadt Sarajevo entspringt. Der Name Herzegowina geht auf den Herrschertitel Herceg = Herzog (Hercegovina=Herzogsland) zurück.

Bosnien und Herzegowina erklärte am 15. Oktober 1991 seinen Austritt aus dem Staatsverband Jugoslawien und ist seither eine unabhängige Republik (internationale Anerkennung am 17. April 1992). Am Ende des Krieges stand der 1995 in Dayton (USA) unterzeichnete Dayton-Vertrag, der die föderale Republik Bosnien und Herzegowina schuf, die allerdings noch unter den Folgen des Krieges und den anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen den Volks- und Religionsgruppen leidet.

Politik

Die drei Volksgruppen haben je einen Vertreter im dreiköpfigen Staatspräsidium. Die Bosniaken und Kroaten wählen ihre beiden Vertreter in der Föderation, die bosnischen Serben ihren in der Republik Srpska. Die beiden Entitäten haben eigene Regierungen und Parlamente sowie eine gemeinsame Regierung und Parlament (Abgeordnetenhaus und Haus der Völker) für den Gesamtstaat. Faktisch übt einen Teil der Staatsgewalt jedoch Paddy Ashdown als Vertreter der internationalen Gemeinschaft aus (Office of the High Representative, OHR), was damit gerechtfertigt wird, dass infolge des im Krieg entstandenen gegenseitigen Misstrauens unter den Verantwortlichen der Volksgruppen nach wie vor eine Blockadehaltung vorherrsche.

Datei:PresidencyofBosnaandHerzegovina.png
Präsidentenpalast in Sarajevo

Siehe auch: Liste der Vorsitzenden des Staatspräsidiums von Bosnien und Herzegowina

Politische Gliederung

Politische Gliederung von Bosnien und der Herzegowina

Bosnien und Herzegowina besteht seit dem Dayton-Vertrag (auch bekannt als Dayton-Friedensabkommen), also seit 1995 aus zwei Entitäten, der Föderation Bosnien und Herzegowina (Federacija Bosne i Hercegovine, auch bekannt als Bosniakisch-Kroatische Föderation) und der Serbischen Republik (Republika Srpska). Die künftige gemeinsame bosnische Armee soll aus etwa 10.000 Berufssoldaten bestehen.

Brčko

Der Distrikt um die nordbosnische Stadt Brčko gehört zu keiner der Entitäten, sondern untersteht direkt dem Gesamtstaat. Jeder dieser Landesteile verfügt über eine eigene Exekutive und Legislative. Nur die Außen- und Verteidigungspolitik, die Geldpolitik sowie die Außenwirtschaftsbeziehungen werden zentral entschieden. Ansonsten haben die beiden Entitäten sowie der Distrikt Brčko weitgehend eigene Kompetenzen.

Infrastruktur

Zurzeit ist eine Autobahn von der Adria bis nach Budapest geplant. Diese Autobahn (Koridor 5C) soll von Ploče in Kroatien über Mostar, Sarajevo und Doboj in die ungarische Hauptstadt führen. Diese Autobahn wird ca. 300 km durch Bosnien-Herzegowina führen. Desweiteren wird zur Zeit auch an einer Autobahn gearbeitet, die von Banja Luka über Bosanska Gradiska nach Kroatien führen soll.

Wirtschaft

Die Wirtschaft war nach dem Bosnienkrieg (1992-1995) zerstört, und erholt sich trotz massiver internationaler Hilfe nur sehr schleppend. Gründe dafür sind die durch das Dayton-Abkommen äußerst zersplitterte Staatsstruktur (14 Gesetzgeber!), die eine einheitliche Wirtschaftspolitik schwer vorstellbar macht. Es gibt vereinzelte positive Beispiele, wie das wieder in Betrieb genommene VW-Werk in Sarajevo, die das besorgniserregende Gesamtbild aber nicht verändern. Die Kosten des Wiederaufbaus Bosniens wurden auf 5 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Kultur

Datei:Stari Most neu.jpg
Die Stari Most wurde im Jahre 1566 vom türkischen Baumeister Hajrudin, einem Schüler des Architekten Sinan, erbaut. 1993 wurde sie von kroatischen Truppen zerstört. Die neue Brücke wurde mit einem Festakt am 23. Juli 2004 wiedereröffnet. Der Wiederaufbau dauerte zwei Jahre. Die Brücke ist das Symbol für ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen Völker und Religionen in Mostar und Bosnien und Herzegowina.

Medien

Die drei wichtigsten Tageszeitungen in Bosnien und Herzegowina sind Dnevni Avaz (deutsch Die Tagesstimme) und Oslobodjenje (dt. Die Befreiung/frei sein), die beide in bosnischer Sprache in Sarajevo erscheinen, und Nezavisne Novine (dt. Die unabhängige Zeitung), die in Banja Luka in serbischer Sprache und lateinischer Schrift erscheint. Zudem gibt es eine Reihe von politischen Wochenzeitungen wie Slobodna Bosna (dt. Das freie Bosnien) oder BH Dani (dt. Tage). Beliebt sind auch Zeitschriften, die über aktuelle Affären oder Stars der Volksmusik berichten, wie Express oder Svet (dt. Die Welt; eine gleichnamige und gleichformatige Zeitung erscheint auch in Serbien).

Bosnien und Herzegowina hat ein dreigliedriges öffentliches Rundfunk- und Fernsehsystem, mit einem nationalen Fernseh- und Radiosender (BHTV 1 bzw. BH Radio 1) und je einem Entitätssender, der RTVFBiH, FTV in der Föderation und der RTRS (kyrillisch: PTPC) in der Republika Srpska. Einige private Sender wie OBN oder NTV Hayat sind im ganzen Land zu empfangen. Sehr beliebt ist Kabelfernsehen, das Sender aus den Nachbarländern und dem deutschsprachigen Raum einspeist.


BOLCHAT ist ein selbstständiger Chat, der von verschiedenen Bosniern - hauptsächlich aus dem Ausland - 1992 gegründet wurde. Er bietet die Möglichkeit, vielen Bosniern, die durch den Krieg ausgewandert sind, sich dort zu treffen. bolchat ist der derzeit größte bosnische IRC Chat mit circa 1.800 Benutzern, die gleichzeitig täglich chatten. Die Seite zum Chat ist BOL-CHAT.

Sport

In Sarajevo wurden 1984 die Olympischen Winterspiele ausgetragen, die Stadt wird sich voraussichtlich für die Olympischen Winterspiele im Jahre 2014 bewerben. In Bosnien und Herzegowina sind Fußball und Basketball die beliebtesten Sportarten. Im Fußball hat sich das Land stetig weiterentwickelt und verbessert. Für die Fußball-Europameisterschaft 2004 hätte sich das Land beinahe qualifiziert, im letzten Spiel gegen Dänemark fehlte nur ein Sieg gegen den direkten Konkurrenten, aber schließlich ging das Spiel 1:1 aus, damit war Dänemark bei der Euro 2004. Mehr Erfolg kann die Nationalmannschaft im Basketball verbuchen. Sie hat sich für die letzten vier Europameisterschaften qualifizieren können.

Bei den Paralympischen Spielen 2004 in Athen gewann die bosnische Volleyballmannschaft die Goldmedaille.

Essen und Trinken

Die bosnische Küche hat viele Spezialiäten zu bieten, z.B. Bosanski Lonac, Ćevapi, Lokum (Türkischer Honig), Pita (Pide) in allen Variationen von Gemüsearten. Daneben gibt es Sogan Dolma, Somun, Japrak, Baklava, Halva, Burek und vieles mehr. Bosnische Gerichte sind stark von der Türkischen Küche beeinflusst.

Auch die Herzegowinische Küche ist spürbar von der türkischen Küche beeinflußt, es dominieren jedoch gut-bürgerliche und dalmatinische (Fisch) Gerichte.

Feiertage

Neben religiösen Feiertagen wie Weihnachten und Ostern (bei den Kroaten und Serben), und den islamischen Festen Ramazanski Bajram (am Ende des Ramadan) und Kurban Bajram (zur Zeit der Pilgerfahrt nach Mekka), gelten folgende Feiertage in Bosnien und Herzegowina:

  • Neujahr (Nova Godina): Der 1. und 2. Januar sind Nationalfeiertage, Silvester wird prächtig gefeiert.
  • Unabhängigkeitstag (Dan Nezavisnosti): 1. März - erinnert an den Ausruf der Unabhängigkeit durch Referendum am 29. Februar 1992; allerdings wird dieser Tag nicht in der Republika Srpska als Feiertag gefeiert.
  • Tag der Arbeit (Prvi maj): Der 1. und 2. Mai sind nationale Feiertage, der Tag der Arbeit wird als Anlass für große öffentliche Feiern genutzt.
  • Nationalfeiertag (Dan Drzavnosti): 25. November - erinnert an die Ausrufung der Volksrepublik Bosnien und Herzegowina in Mrkonjic Grad am 25. November 1943.

Es ist geplant, ein einheitliches Feiertagsgesetz für ganz Bosnien und Herzegowina zu verabschieden; vorgesehen wird der 21. November (Tag des Dayton-Abkommens) als Feiertag; allerdings ist das Gesetz noch nicht beschlossen worden.

Daneben gibt es in den verschiedenen, hauptsächlich von Kroaten bewohnten Gemeinden und Dörfern lokale Feiertage, die sich am christlichen Kalender orientieren (z.B. Namenstage Heiliger, "kleine Ostern", etc.). Ein besonderer Feiertag ist der Namenstag des Schutzpatrons eines jeden Ortes. Neben einer sehr gut besuchten Messe und evtl. einer Prozession gibt es in den meisten Häusern und auf Plätzen Feierlichkeiten, zu denen auch die Einwohner der Nachbarörter kommen.

Klima

Das Klima in Bosnien-Herzegowina ist im Sommer meist sehr heiß - die Temperaturen steigen in manchen Regionen nicht selten auf bis zu 40 Grad Celsius, gelegentlich auch noch höher (z.B. in Mostar, bedingt durch die geographische Gegebenheit). Dagegen sind die Winter kalt.

Militär

Geschichte

Am 1. und 6. September 2005 wurden die eigenständigen, der jeweiligen Republik unterstehenden Armeen der bosnischen Serbenrepublik und der bosniakisch-kroatischen Föderation per Parlamentsbeschluss aufgelöst. Bis 2006 soll eine einheitliche Verteidigungsstruktur aufgebaut werden, die aus Berufssoldaten bestehen soll.

Weitere Themen

Literatur

  • Steven W. Sowards: Moderne Geschichte des Balkans. Der Balkan im Zeitalter des Nationalismus, BoD 2004, ISBN 3-8334-0977-0


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