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=== Forum für Bild-Kritiker ===
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Ein großes Forum für Bild-Kritiker ist das Internet. Unter anderem gibt es das [[Weblog]] [[Bildblog]], welches kritisch über den Bild-Journalismus berichtet. Mit etwa 40.000 Seitenaufrufen am Tag ist es das meistgelesene Weblog Deutschlands, erhielt 2005 den "[[Grimme Online Award]]" und wurde im November 2005 mit dem „Leuchtturm-Preis“ des [[Netzwerk Recherche|„Netzwerks Recherche“]] ausgezeichnet.
Ein großes Forum für Bild-Kritiker ist das [[Weblog]] [[Bildblog]], welches kritisch über den Bild-Journalismus berichtet. Mit etwa 40.000 Seitenaufrufen am Tag ist es das meistgelesene Weblog Deutschlands.


=== Bild in wissenschaftlichen Analysen und Literatur ===
=== Bild in wissenschaftlichen Analysen und Literatur ===

Version vom 26. Mai 2007, 17:50 Uhr

Bild

Datei:BILD.svg
Beschreibung deutsche Tageszeitung
Verlag Axel Springer AG
Erstausgabe 24. Juni 1952
Erscheinungsweise Montag bis Samstag
Verkaufte Auflage 3.444.977 Exemplare
(IVW Q1/2007)
Reichweite 11,82 Mio. Leser
(Vorlage:Ma)
Chefredakteur Kai Diekmann
Weblink bild.de
Fahrradständer mit BILD-Logo
Eine Art der Leser-Blatt-Bindung sind Leserreisen. Dieses Zuglaufschild wurde in den 1980er-Jahren für eine Eisenbahnfahrt an den Bodensee für Leser der Stuttgarter Regionalausgabe der Bild-Zeitung von der Deutschen Bundesbahn gefertigt.
Händlerschürze für die Hannover-Ausgabe der Bild-Zeitung.

Bild (in der Schreibweise des Verlags BILD, heute umgangssprachlich und früher auch offiziell Bild-Zeitung) ist die auflagenstärkste und meistzitierte [1] Tageszeitung Deutschlands, die Zeitung mit der größten Auflage Europas und der drittgrößten Auflage der Welt. Das Boulevardblatt erscheint seit dem 24. Juni 1952 in Hamburg im Axel-Springer-Verlag und begründete den Begriff des Boulevardjournalismus mit.

Geschichte der Bild

Die erste Ausgabe der Bild erschien am 24. Juni 1952 mit einer Gesamtauflage von 250.000 Exemplaren. Vorbild für Springer war der englische Daily Mirror. Die erste Ausgabe hatte vier Seiten und wurde kostenlos verteilt, danach kostete das Blatt 10 Pfennig. Der erste Aufmacher lautete „Grenze bei Helmstedt wird gesichert!“. Inhaltlich bot Bild vor allem Bilder, Horoskope und zeitgenössische Witze. Inhalt und Form waren noch weit entfernt von der heutigen Bild. So war der Name „Bild“ wörtlich zu nehmen: Oft bestanden die Artikel nur aus einem Foto mit Bildunterschrift. Laut Springer sollte der vordere Teil politisch sein, während die Rückseite zumeist Artikel über Filmstars und -sternchen sowie Klatschgeschichten über Prominente lieferte. Das Konzept Axel Springers war es, eine schnell lesbare Zeitung für jedermann zu schaffen, die gleichzeitig Leserbindung besitzt.

Die Zeitung hieß zunächst „10-Pfennig-Bild-Zeitung” und wurde aus dem Bauchladen von Straßenhändlern verkauft, die einen weißen langen Regenmantel trugen, dazu eine weiße Mütze mit hochgezogener Front, auf der der Name der Zeitung stand.

Unter Chefredakteur Rudolf Michael druckte Bild weniger Bilder und mehr Text, der verbale Blickfang, die Schlagzeile, wurde eingeführt. Inhaltlich bot Bild weiterhin Human-Interest-Themen und wenig Politik. Ab März 1953 stieg die Auflage stark an.

Unter dem konservativen Chefredakteur Karl Heinz Hagen wurde Politik in Bild wichtiger. Die Zeitung vertrat einen strikten Antikommunismus in Bezug auf die DDR und die Staaten des Warschauer Paktes und trat vehement gegen die Deutsche Teilung in drei Teile („Dreigeteilt – NIEMALS!“) ein. Zur Zeit des Mauerbaus 1961 titelte die Bild wochenlang mit der Grafik eines Stacheldrahts als Umrandung.

Am 19. Mai 1972 verübten Ulrike Meinhof und andere Terroristen der Rote Armee Fraktion einen Bombenanschlag auf das Verlagshaus der Axel Springer AG in Hamburg. Es gab 38 Verletzte. Meinhof wurde deswegen 1974 zu acht Jahren Haft verurteilt.

Im Frühjahr 1977 arbeitete der Schriftsteller und investigative Journalist Günter Wallraff dreieinhalb Monate lang unerkannt unter dem Pseudonym Hans Esser als Lokalreporter für die Bildzeitung in Hannover. Er veröffentlichte danach die Anti-Bild-Trilogie Der Aufmacher, Zeugen der Anklage und Das "Bild"-Handbuch, in der er der Bild schwere journalistische Versäumnisse nachwies.

Auch linke deutsche Intellektuelle wandten sich ab 1980 gegen die Erzeugnisse des Axel-Springer-Verlages. Günter Grass, Peter Rühmkorf und Klaus Staeck begründeten die Anti-Bild-Kampagne mit der Unterschriftenaktion „Wir arbeiten nicht für Springer-Zeitungen“. Weitere Unterzeichner waren Heinrich Böll, Jürgen Habermas sowie Gewerkschafter und Politiker.

Am 16. Mai 2007 verabschiedete der Vorstand des Axel-Springer-Verlages den Beschluss, dass die Redaktion der Bild-Zeitung (inkl. Bild am Sonntag) komplett nach Berlin umgesiedelt werden soll. In Hamburg sollte lediglich eine Lokalredaktion verbleiben. Am 24. Mai 2007 schränkte der Vorstand den Beschluss dahingehend ein, dass ab März 2008 etwa 500 Mitarbeiter aus den Redaktionen nach Berlin ziehen und die Bereiche Vertrieb/Logisitik sowie Teile der Herstellung in Hamburg verbleiben sollen. [2]


Unternehmensgrundsätze

1967 formulierte Axel Springer vier Leitlinien des Verlags, die nach der Wiedervereinigung Deutschland angepasst und nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in den USA erweitert wurden:[3]:

  1. "Das unbedingte Eintreten für den freiheitlichen Rechtsstaat Deutschland als Mitglied der westlichen Staatengemeinschaft und die Förderung der Einigungsbemühungen der Völker Europas"
  2. "Das Herbeiführen einer Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen, hierzu gehört auch die Unterstützung der Lebensrechte des israelischen Volkes"
  3. "Die Unterstützung des transatlantischen Bündnisses und die Solidarität in der freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika"
  4. "Die Ablehnung jeglicher Art von politischem Totalitarismus"
  5. "Die Verteidigung der freien sozialen Marktwirtschaft"

Chefredakteure

Der aktuelle Chefredakteur der Bild-Zeitung, Kai Diekmann

Auflage, Leser und Art der Berichterstattung

Auflage und Reichweite

Die Zeitung erscheint montags bis samstags mit einer verkauften Auflage von circa 3,4 Millionen Exemplaren pro Tag (2006). Sie erreicht damit etwa 18,8 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren, das sind 12,11 Millionen Menschen. Seit 1998 verlor das Blatt ein Drittel (fast zwei Millionen) seiner Käufer.

Produktionsweise

Die Bild-Zeitung erscheint im großen so genannten Norddeutschen Format. Die Seiten werden mit dem DTP-Programm QuarkXPress 3.32 erstellt, die Umstellung auf Adobe InDesign CS2 ist geplant. Die Grundschriften sind Neuzeit für den Fließtext und Helvetica Inserat, Block und Champion als Schriften für die Überschriften. Täglich erscheinen 32 unterschiedliche Stadt- und Regionalausgaben. Auf Mallorca, den Kanarischen Inseln, in Istanbul und in Verona werden spezielle Auslandsexemplare gedruckt.

Leserschaft

Der Springer-Konzern führt regelmäßig Befragungen durch, um die Leserschaft von Bild auszumachen.

62% der Leser sind Männer, 45% haben Hauptschulabschluss mit Lehre, 32% die mittlere Reife und 4% die Hochschulreife. Lediglich 7% der Leser sind Selbständige, 34% sind Angestellte oder Beamte und 37% sind Facharbeiter [4] Die Zeitung hat eine Reichweite von 9,56 Mio und erreicht damit 14,7% der Gesamtbevölkerung ab 14 Jahre [5]

Methoden der Bild

Bild selbst bezeichnet ihre Journalismusmethoden als Neuen Journalismus. Bild druckt vor allem Kürzestgeschichten, die grammatikalisch und inhaltlich bis aufs Äußerste verkürzt sind. Wenn nicht menschliche Belange an sich das Thema dieser Geschichten sind, werden abstrakte Ereignisse personifiziert und stark zugespitzt.

Bild hat sich einen eigenen Sprachstil geschaffen, der mit einem deutlich reduzierten Wortschatz auskommt. Besonders oft anzutreffen sind folgende Elemente:

  • Sachverhalte werden grammatisch und auch inhaltlich verknappt und vereinfacht dargestellt.
  • Wegen des Rechts am eigenen Bild werden viele Porträts unkenntlich gemacht, andere aber werden unverpixelt abgedruckt, was in einigen Fällen zu Rügen durch den Presserat führt [6]
  • Bild arbeitet bevorzugt mit Schlagwörtern und sprachlichen Bildern. Schlagwörter kommen z.B. durch Komposition durch Bindestrich, unter Verzicht auf Flexion oder Präpositionen zu Stande ("Schamlos-Prinz" statt "schamloser Prinz"); dabei werden auch ungewöhnliche Kombinationen gebildet (Sonnenbrand-Hitze oder Maulkorb-Urteil). Andere Schlagwörter sind Neologismen (Blitzeis, Ramba-Zamba). Mittlerweile sind viele davon in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen.
  • Emotionalisierung: Sowohl mit Inhalten, als auch durch Sprache versucht Bild, bei den Lesern Emotionen zu erzeugen, um sie immer wieder zum Kauf und zum Lesen der Zeitung anzuregen. Das geschieht häufig durch eine direkte Ansprache des Lesers, unter anderem durch das gemeinschaftsbildende wir. So verkündete Bild die Wahl des aus Deutschland stammenden katholischen Kirchenoberhaupts Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger) auf der Titelseite mit der Überschrift "Wir sind Papst!".
  • Zweifelhafte Überschriften werden mit einem Fragezeichen versehen, um einen eventuell nur auf Hypothesen basierenden Artikel lesenswert erscheinen zu lassen oder um zu verhindern, dass die Zeitung verklagt werden kann. Oft kommen Ausrufe, Imperative, besonders hohe oder niedrige Zahlen und Fragen zur Anwendung.
  • Wortschatz der Brachialgewalt: Immer wieder werden die Leser durch das gezielte Erzeugen von Grauen, Furcht und Entsetzen bis hin zum Ekel unmittelbar angesprochen. Besonders bei Berichten über Kinderschänder und Großverbrechen werden Worte wie Bestie und abscheulich benutzt.
  • Schlagzeilen werden durch Ellipse so weit reduziert, dass die einzelnen Wörter möglichst groß gedruckt werden können, auf abgeleitete und flektierte Formen wird zu Gunsten von Schlagworteffekten verzichtet (reales Beispiel: "Krabbe doch Doping?" statt "Krabbe doch gedopt?")
  • Meldungen werden durch einen Superlativ (häufig in Verbindung mit "Deutschland") interessanter gemacht. "Deutschlands erster ...", "Hamburgs dümmster ..."
  • Intensive Leserbindung durch Gewinnspiele wie beispielsweise „Super Bingo”.
  • Seit 2006: Integration der Leser in die Berichterstattung als „Bild-Leser-Reporter“ um ein „Wir-Gefühl“ zu vermitteln, ähnlich verhält es sich mit der häufigen Verwendung der Wörter "Deutschland" oder "Volk" in verschiedenen Kampagnen. Als Beispiel sind hier "Deutschland spielt" oder das "Volks-Handy" zu nennen. Der Leserreporter trägt hier die journalistische und rechtliche Verantwortung, was zu großer Kritik führte und führt.

Format und Layout

Das Zeitungsformat: Im Unterschied zu anderen Boulevardblättern wie der Hamburger Morgenpost verwendet die Bild von Anfang an das nordische Format (376 × 528 mm) und hebt sich dadurch deutlich am Kiosk hervor. Der Aufmacher steht dabei stets über dem Bruch.

Das Bild-Layout wird häufig als „gepflegtes Chaos” bezeichnet. Bestimmt wird es vor allem durch die hart gegeneinander geschnittenen Farben schwarz, weiß und rot; so wird eine gewollte Polarisierung auch optisch transportiert.

Zu bestimmten Ereignissen, wie beispielsweise der WM 2006, wird das Bild-Emblem umgestaltet.

Die Bilder in Bild dienen als Blickfang und sollen ebenfalls Emotionen bei der Leserschaft wecken, da sie Gefühle unmittelbarer transportieren können als Text. Es werden oft Symbolbilder zur spartanischen Bebilderung von uninteressanten Artikeln benutzt. Es ist auch schon vorgekommen, dass Bilder manipuliert wurden, um einen bestimmten Eindruck zu erreichen. Überdurchschnittlich häufig sind Bildunterschriften fehlerhaft.

Skandale

Am 2. Juni 1967 löste die Polizei gewaltsam eine Demonstration gegen den Besuch des Schah von Persien vor der Deutschen Oper in Berlin auf. Der Student Benno Ohnesorg wurde dabei in einem Hinterhof von einem Polizisten erschossen. Bild berichtete lediglich, es habe einen Toten gegeben und lenkte den Gewaltvorwurf auf die Demonstranten. Ihr Kommentar: "Studenten drohen: Wir schießen zurück" sowie "Hier hören der Spaß und der Kompromiss und die demokratische Toleranz auf. Wir haben etwas gegen SA-Methoden." Am folgenden Tag wurde die Bevölkerung um "Mithilfe" gebeten: "Helft der Polizei, die Störer zu finden und auszuschalten."

Am 11. April 1968 wurde der "Studentenführer" Rudi Dutschke von Josef Bachmann in Berlin angeschossen. Am Tag des Attentats hatte Bild getitelt: Rudi Dutschke - Staatsfeind Nr. 1! Viele Studenten gaben der Bild-Zeitung und ihrer Berichterstattung über Dutschke und die Studentenbewegung eine Mitschuld an dem Attentat. Es folgten schwere Unruhen in Westberlin. Noch am selben Abend kam es zu Demonstrationen vor dem Berliner Verlagshaus, die Auslieferung der Morgenausgaben der Springer-Blätter wurde für einige Stunden blockiert.

Oft werden in der Bild an sich harmlose Nachrichten, durch Emotionalisierung, Suggestion, retuschierte Bebilderung, durch Denkblasen oder durch Schlagwörter in einen Kontext gestellt, der beteiligte Personen denunziert. Häufig decken Bild-Journalisten mit Quellen Kuriositäten und Fehlverhalten auf, wie die „Plansch-Affäre“ von Rudolf Scharping oder die Bonus-Meilen-Affäre, bei der man zusammen mit dem Bund der Steuerzahler herausfand, dass einige Politiker mit ihren dienstlich angesammelten Bonusmeilen Privatreisen unternahmen. Dies führte unter anderem zu den Rücktritten von Gregor Gysi und Cem Özdemir. Damals wurde kritisiert, dass Bild "jeden Tag einen neuen Abgeordneten abschoss", davon auffallend viele aus den Fraktionen von SPD und Grünen.

Eines der besonders spektakulären Beispiele war das Urteil des Berliner Kammergerichtes, das Bild die Verbreitung von Nacktfotos der Schauspielerin Sibel Kekilli untersagt. Kekilli war 2004 zur Berlinale, mit dem Deutschen Filmpreis in Gold geehrt worden, die Begründung der Jury war ihre "Eindringliche Darstellung" im Film "Gegen die Wand". Bild druckte daraufhin ein Foto aus einem ihrer früheren Pornos mit der Bildüberschrift "Eindringliche Darstellung". Die Urteilsbegründung der Richter bezichtigt Bild einer "Kampagne", in der Kekilli "in höhnischer Weise herabgesetzt und verächtlich gemacht" worden sei. Ein derartiger Eingriff in die Würde des Menschen sei durch die Pressefreiheit nicht mehr gedeckt. Die entsprechende Rüge des Presserates[7] veröffentlichte die Publikation erst nach 15 Monaten auf Seite 4 in einem Vierzeiler.[8]

Weiterhin berichtete Bild im November 2000 über die Ermordung eines kleinen Jungen im sächsischen Sebnitz durch Neonazis. Maik Hauke wurde als einer der vermeintlichen Täter dargestellt. Bild titelte: Hager, Bürstenhaarschnitt: Maik H. – unter Mordverdacht verhaftet. Erst fünf Tage nach dieser Schlagzeile wurde klar, dass der vermeintliche Täter unschuldig war. Allerdings durfte der Ort Sebnitz, in dem es auch Fremdenverkehr gibt, in verschiedenen Springer-Zeitungen kostenlose Anzeigen schalten.

Im Januar 2001 fragte Bild in einer Schlagzeile Was macht Minister Trittin auf dieser Gewalt-Demo? Es wurde ein Foto von Jürgen Trittin auf einer Demonstration in Göttingen veröffentlicht. Bild druckte das Foto jedoch in schwarz-weiß, schlecht gerastert und an den Rändern stark abgeschnitten ab und macht mit einmontierten Hinweisen auf einen Bolzenschneider, der eigentlich ein Handschuh war, sowie auf einen Schlagstock (in Wirklichkeit ein Tau) aufmerksam; Trittin wurde als Sympathisant von Gewalttätern dargestellt. Chefredakteur Kai Diekmann entschuldigte sich erst nach heftigen Diskussionen bei Trittin.

Meinungen über Bild

Öffentliche Meinung

Viele Leser der Bild kaufen sie vor allem wegen der Übersichtlichkeit und vereinfachten Sprache[9], oder wollen sich nicht mit als zu lang empfundenen Artikeln etwa über Politik befassen, sondern schnell informiert werden und nehmen hierfür eine in der Analyse erheblich reduzierte Darstellung in Kauf. Die reißerische Aufmachung[10] , die starke Dramatisierung der Fakten[11] und die sehr emotionalisierte Berichterstattung wird dabei begrüßt.

Die Meinung vieler Bürger bezüglich der journalistischen Qualität von Bild spiegelt sich zum Beispiel in dem urbanen Mythos wider, Bild dürfe sich nach einem Gerichtsurteil nicht länger „Zeitung“ nennen. Tatsächlich aber gibt es in Deutschland kein Gesetz, welches vorschreibt, wann eine Veröffentlichung als "Zeitung" verkauft werden darf.[12]

Von Kritikern wird der Zeitung reißerische und tendenziöse Aufmachung, mangelnde Glaubwürdigkeit und Objektivität, Sensationsdarstellung und die thematische Konzentration auf Unfälle, Verbrechen, Prominente, Klatsch, Tratsch und Sex[13] vorgeworfen.

Forum für Bild-Kritiker

Ein großes Forum für Bild-Kritiker ist das Weblog Bildblog, welches kritisch über den Bild-Journalismus berichtet. Mit etwa 40.000 Seitenaufrufen am Tag ist es das meistgelesene Weblog Deutschlands.

Bild in wissenschaftlichen Analysen und Literatur

Bild war Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Analysen. Themen waren vor allem die Macht des Axel-Springer-Verlags und seine manipulativen Möglichkeiten, aber auch die Nachrichtenpolitik, die Sprache und der journalistische Stil der Bild. Das Urteil ist überwiegend negativ.

1977 schleuste sich der Journalist und Schriftsteller Günter Wallraff unter dem Namen Hans Esser in die Bild-Redaktion in Hannover ein. Das Ergebnis seiner verdeckten Recherche war der Bestseller Der Aufmacher – Der Mann, der bei Bild Hans Esser war. Dort beschreibt er unverantwortliche Recherchemethoden, Verfälschungen und politische Manipulationen der Boulevardzeitung. Der Verlag strengte daraufhin einen Prozess gegen Wallraff an, so dass dieser einige Passagen aus seinem Buch bei den nächsten Auflagen weglassen musste. Die Stellen, an denen der Text gelöscht werden musste, blieben im Buch weiß, um auf die Streichungen aufmerksam zu machen.

Auch der Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll spielt in seiner 1974 erschienenen Erzählung Die verlorene Ehre der Katharina Blum, in der er die Gnadenlosigkeit des Boulevardjournalismus anprangert, auf die Bild an:

„Personen und Handlung dieser Erzählung sind frei erfunden. Sollten sich bei der Schilderung gewisser journalistischer Praktiken Ähnlichkeiten mit den Praktiken der 'Bild'-Zeitung ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.“

Presserat und Bild

Datei:DPRRuegen.png
Die vom Presserat gerügten Medien seit 1986. Die Bildzeitung ist die meistgerügte Zeitung Deutschlands.

Der Bild-Redaktion werden nicht selten die vorschnelle Verurteilung von Verdächtigen, die Missachtung von Persönlichkeitsrechten und mangelnde Beachtung der journalistischen Sorgfaltspflicht angelastet.

Berichterstattung in dieser Form verstößt nicht nur gegen die selbst gesetzten journalistischen Leitlinien, sondern auch gegen den Pressekodex des Deutschen Presserats, zu dessen Einhaltung sich Verlag und Redaktion selbst verpflichten.

Der Springer-Verlag formulierte bereits im August 2003 eigene „journalistische Leitlinien“ [14] die „das Verständnis der publizistischen Grundsätze des Pressekodex“ „konkretisieren sollen“ und passte damit die eigenen ethischen Grundsätze den „Erfordernissen des Marktes an“ [15].

Im Jahr 2004 wurde die Bild durch den Presserat zwölfmal gerügt. Das entspricht rund einem Drittel der 2004 insgesamt ausgesprochenen Rügen.

Seit Beginn der Statistik im Jahr 1986 ist die Bild-Zeitung die für ihre Berichterstattung am meisten gerügte Zeitung mit 106 Rügen. Auf dem zweiten Platz folgt ihr die Erotikzeitschrift Coupé mit 16 Rügen.[16]

Sonstiges

Mit Gegendarstellungen wehrten sich in jüngerer Zeit u.a. Jürgen Trittin, Joschka Fischer, Oskar Lafontaine, und "Tagesspiegel"-Redakteur Joachim Huber gegen als unrichtig empfundene Darstellungen.

Einem KNA-Bericht zufolge missachtete die Bild „als einzige ausländische Zeitung in Rom” die Sperrfrist über das Schreiben Über die Zusammenarbeit von Mann und Frau der katholischen Glaubenskongregation des Vatikan vom 31. Juli 2004.

Insbesondere im Webportal bild.de bietet die nachlässige Abgrenzung von Anzeigen und Artikeln oft Anlass zur Kritik. In der Bild finden sich häufig Sonder-, Anzeigen-Sonder- und Verlags-Sonderveröffentlichungen, deren journalistischer Charakter umstritten ist.

Die Bild.T-Online.de AG & Co. KG (Herausgeberin von bild.de) bewirbt in Verkaufsaktionen Volks-Produkte und schaltet hierfür Anzeigen in Bild und BamS.[17]

Im März 2004 belegte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) die Bild-Zeitung mit einem Interview-Boykott, weil sie seiner Ansicht nach die Arbeit seiner Regierung einseitig negativ darstellte.

Weitere Bild-Publikationen der Axel Springer AG

Um den Bekanntheitsgrad der Marke zu nutzen, veröffentlicht der Verlag weitere Publikationen, die den Namen Bild tragen. Diese werden jeweils von einer eigenständigen Redaktion erstellt und sollen andere Lesergruppen erreichen.

(kurz BamS, seit 1956): Sonntagszeitung

Autoableger

(seit 1986): Autobild war die erste Spartenzeitschrift des Verlags

(seit 1988): Auch Sportbild wird gleich nach ihrer Gründung europäischer Marktführer für Sportzeitschriften

Neue Medien und Onlineangebote

(seit 1996): Illustrierte für Computer-/PC-Nutzer. Europäischer Marktführer für Computerzeitschriften

(seit Mai 2002): Webportal mit redaktionellen Inhalten im Bild-Stil. Joint Venture der Axel Springer AG (63 %) und der T-Online International AG (37 %)

Sonstige Printableger

Bild-Bibliotheken

Bild-Bestseller-Bibliothek (2004, 2005)

Gemeinsames Projekt mit dem Weltbild-Verlag, in dem Belletristik-Bestseller und eine Bibel neu aufgelegt wurden.

Bild-Comic-Bibliothek (2005)

Gemeinsames Projekt mit dem Weltbild-Verlag, in dem bekannte Comic-Reihen wie Asterix oder Donald Duck präsentiert wurden (12 Bände).

Bild-Natur-Bibliothek (2006)

Gemeinsames Projekt mit dem Weltbild-Verlag.

Bild-Erotik-Bibliothek (2006)

Die Bild-Erotik-Bibliothek ist ein gemeinsames Projekt der Axel Springer AG mit der Verlagsgruppe Random House in dem der Öffentlichkeit neun Klassiker der erotischen Weltliteratur vorgestellt werden. Im Rahmen mehrerer Publikationsreihen nutzt die Axel Springer AG den Bekanntheitsgrad der Marke "Bild" um weitere literarische Produktlinien zu vertreiben. Diese werden jeweils von einer eigenständigen Redaktion erstellt und sollen andere Lesergruppen erreichen. Hierbei bedienen sich die beiden Großverlage einer Auswahl an Einzelwerken die in Ihrer Vergangenheit teilweise verboten oder indiziert waren und in mehreren Fällen von jeweils sehr prominenten Autoren ihrer Zeit unter Pseudonym veröffentlicht wurden.

Von den neun Bänden der Bild-Erotik-Bibliothek zählen drei Titel zur sadomasochistischen Literatur. Neben dem von der amerikanischen Erfolgsauthorin Anne Rice unter dem Pseudonym Anne Rampling veröffentlichten Starttitel Verbotenes Verlangen (Exit to Eden) erscheinen in der Reihe der sadomasochistische Klassiker wie die Geschichte der O und der drastische Roman "Brennende Fesseln" von Laura Reese.

Nachdem diese Literaturgattung bis vor zwanzig Jahren immer wieder heftig umstritten war – von den in der Bild-Reihe erscheinenden Titeln hat einer, die Geschichte der O, auch gesetzlichen Verbreitungsverboten unterlegen –, wird sie in der Bild-Reihe zur inhaltlichen Basis einer auf kommerziellen Erfolg angelegten professionellen Marketingkampagne. Die einzelnen Bände der Reihe wurden in der Bild-Zeitung und von B-Prominenten mit inhaltlichen Auszügen vorgestellt und empfohlen.

Die Reihe umfasst im einzelnen die Bände:

Die Bände wurden vor Erscheinen teilweise erheblich gekürzt.

Band 4 der Bild Erotik Bibliothek die Geschichte der O wurde in der Ausgabe der Bibliothek indiziert. Noch bevor die bereits 1967 und 1982 für andere Ausgaben ausgesprochene Indizierung wieder in Kraft trat zog der Verlag das Werk, noch vor der Entscheidung der Bundesprüfstelle zurück.

Literatur

Film

  • "Der Preis der Wahrheit". Ein Reporter im Kampf gegen die Medienmafia. Basierend auf einem Buch von Günter Wallraff. Buch und Regie Bobby Roth. 1989. Die amerikanisch-französische Coproduktion lief im Kino unter dem Titel "The Man Inside - Tödliche Nachrichten" mit Jürgen Prochnow in der Hauptrolle als Günter Wallraff und Peter Coyote als Henry Tobel.
  • Günter Wallraff – Der Mann, der bei "Bild" Hans Esser war. Film von Jörg Gfröner. Duisburg: Atlas-Film + -AV 1982.

Siehe auch

Quellen

  1. Media Tenor: Das Media Tenor Zitate Ranking 2006 (PDF), u.a. Meistzitierte deutsche Tageszeitungen 01.01.-31.12.2006
  2. http://axelspringer.de/inhalte/pressese/inhalte/presse/5784.html
  3. Unternehmensgrundsätze (Webseite der Axel Springer AG)
  4. http://www.ma-reichweiten.de/
  5. http://www.mediapilot.de/cda/index.php?cn=1500&np=25&nt=3&v=0
  6. Rügen wegen nicht unkenntlich gemachten Bildern (Deutscher Presserat)
  7. vgl. Deutscher Presserat Pressemitteilung vom 2. Dezember 2004Zitat:"Das öffentliche Interesse deckt eine Form der Berichterstattung nicht, in der die Persönlichkeit der Betroffenen auf das reduziert wird, was man über diese in den Klappentexten von Pornofilmkassetten lesen kann."
  8. vgl.Presserat: Mehr Rüge muss nicht sein, zu einer Begründung des Verlags vgl. "Bild" versteht Rüge nicht
  9. Vgl.: Ekkehart Mittelberg: Wortschatz und Syntax der Bild-Zeitung. Elwert 1967, ISBN B0000BSOJA
  10. Vgl.: Stefan Schirmer: Die Titelseiten-Aufmacher der BILD-Zeitung im Wandel. München: Fischer (Reinhard) 2001, ISBN 388927286X
  11. Vgl.: Cornelia Voss: Textgestaltung und Verfahren der Emotionalisierung in der BILD-Zeitung. Europäischer Verlag der Wissenschaften 1999, ISBN 3631351798
  12. Siehe Brief vom Deutschen Presserat in Diskussion:Bild (Zeitung)/Archiv#Presserat zu "Ist BILD eine Zeitung?"
  13. Siehe hier sowohl das tägliche Mädchen von Seite 1, als auch den Erotik-Teil in der Online-Ausgabe
  14. www.axelspringer.de/inhalte/pressese/inhalte/pdf/journalistische_leitlinien.pdf
  15. Achim Baum: Pressefreiheit durch Selbstkontrolle, in Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 38/2006)
  16. Quelle: Zählung aller "Rügen" genannten Sanktionen des Deutschen Presserates, die auf der Website des Presserates einzusehen sind, im Januar 2007
  17. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.2004, Nr. 297 / Seite 19: Unsere Online-Redakteure sind eher Produkt-Manager