„Berber (Pferd)“ – Versionsunterschied

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== Zuchtgeschichte ==
== Zuchtgeschichte ==
Der Ursprung des Berbers liegt in Nordafrika und geht weit in die Frühgeschichte der Pferdenutzung ins frühe erste Jahrtausend v. Chr. zurück. Die ersten Pferde kamen mit den Phöniziern aus Sidon oder Tyros an die nordafrikanische Küste, wo sich bald ein eigener Pferdekult entwickelte. Die erste Erwähnung der Berberpferde erfolgt um 400 v. Chr. im Zusammenhang mit Numidiern, die als geschickte Reiterkrieger von den Karthagern angeworben wurden. Darstellungen dieser Zeit lassen vermuten, dass ihr Standardmaß um 1,45 m lag. Bereits im antiken Griechenland, später bei den Römern und durch das gesamte Mittelalter waren Pferde aus Nordafrika (zum Beispiel aus [[Karthago]], [[Phönizien]], [[Numidien]]) und nordafrikanische Söldner die begehrtesten Tributgüter, Kriegsbeuten und diplomatischen Druckmittel.
Der Ursprung des Berbers liegt in Nordafrika und geht weit in die Frühgeschichte der Pferdenutzung ins frühe erste Jahrtausend v. Chr. zurück. Die ersten Pferde kamen mit den Phöniziern aus Sidon oder Tyros an die nordafrikanische Küste, wo sich bald ein eigener Pferdekult entwickelte. Die erste Erwähnung der Berberpferde erfolgt um 400 v. Chr. im Zusammenhang mit Numidiern, die als geschickte Reiterkrieger von den Karthagern angeworben wurden. Darstellungen dieser Zeit lassen vermuten das ihr Standartmaß um 1,45m lag. Bereits im antiken Griechenland, später bei den Römern und durch das gesamte Mittelalter waren Pferde aus Nordafrika (zum Beispiel aus [[Karthago]], [[Phönizien]], [[Numidien]]) und nordafrikanische Söldner die begehrtesten Tributgüter, Kriegsbeuten und diplomatischen Druckmittel.


Alle mittelalterlichen Kriegspferderassen des westlichen Mittelmeerraums stammen mehr oder weniger direkt von Berberpferden ab. Insbesondere mit der Ausbreitung des Islam war das Berberpferd endgültig zum Stolz eines jeden Berber geworden und zur damaligen Zeit ein Pferdezuchtgebiet allererster Güte. Berber und Iberische Rassen sind genetisch eng verwandt.
Alle mittelalterlichen Kriegspferderassen des westlichen Mittelmeerraums stammen mehr oder weniger direkt von Berberpferden ab. Insbesondere mit der Ausbreitung des Islam war das Berberpferd endgültig zum Stolz eines jeden Berber geworden und zur damaligen Zeit ein Pferdezuchtgebiet allererster Güte. Berber und Iberische Rassen sind genetisch eng verwandt.

Version vom 17. Juni 2016, 18:04 Uhr

Berber
Wichtige Daten
Ursprung: Maghreb: Algerien, Marokko, Tunesien, auch Libyen, Mauretanien
Hauptzuchtgebiet: Nordafrika, Frankreich, Deutschland
Verbreitung: Nordafrika, Europa
Stockmaß: 145–160 cm, neuerdings auch größer
Farben: Überwiegend Schimmel, aber auch Rappen, seltener Braune und Füchse sowie alle anderen Farben
Haupteinsatzgebiet: Reitpferd (Freizeit, Gelände, Reitkunst, Western), Kutschpferd

Der Berber (tamazight ⴰⵢⵉⵙ ⴰⵎⴰⵣⵉⵖ Ayis Amaziɣ) ist die älteste kultivierte Pferderasse des Mittelmeerraums.

Hintergrundinformationen zur Pferdebewertung und -zucht finden sich unter: Exterieur, Interieur und Pferdezucht.

Exterieur

Der Berber ist ein edles Pferd mittlerer Größe und ähnelt im Typ dem iberischen Pferd, was sich durch die enge Verwandtschaft der Rassen begründet.

Der Kopf ist mittelgroß, oft mit konvexer Nasenlinie und sitzt auf einem kräftigen eher kurzen Hals, der aus einer langen, eher steilen Schulter entspringt. Der tragfähige Rücken ist kurz, der Rumpf von guter Tiefe, jedoch meist nicht sehr breit. Die Kruppe ist abfallend und rund und weist einen tiefen Schweifansatz auf, was ein typisches Merkmal des Berbers darstellt. Die Beine dieses extrem widerstandsfähigen Pferdes sind hart und die Hufe von hervorragender Qualität. Gelegentlich sind bei den Beinen leichte Fehlstellungen in Form von Säbelbeinigkeit oder Kuhhessigkeit vertreten.

Berber zeigen flüssige Bewegungen mit Knieaktion und sind trittsicher in allen Gangarten. Einige Vertreter der Berberrasse sind Naturtölter.

Zuchtgeschichte

Der Ursprung des Berbers liegt in Nordafrika und geht weit in die Frühgeschichte der Pferdenutzung ins frühe erste Jahrtausend v. Chr. zurück. Die ersten Pferde kamen mit den Phöniziern aus Sidon oder Tyros an die nordafrikanische Küste, wo sich bald ein eigener Pferdekult entwickelte. Die erste Erwähnung der Berberpferde erfolgt um 400 v. Chr. im Zusammenhang mit Numidiern, die als geschickte Reiterkrieger von den Karthagern angeworben wurden. Darstellungen dieser Zeit lassen vermuten das ihr Standartmaß um 1,45m lag. Bereits im antiken Griechenland, später bei den Römern und durch das gesamte Mittelalter waren Pferde aus Nordafrika (zum Beispiel aus Karthago, Phönizien, Numidien) und nordafrikanische Söldner die begehrtesten Tributgüter, Kriegsbeuten und diplomatischen Druckmittel.

Alle mittelalterlichen Kriegspferderassen des westlichen Mittelmeerraums stammen mehr oder weniger direkt von Berberpferden ab. Insbesondere mit der Ausbreitung des Islam war das Berberpferd endgültig zum Stolz eines jeden Berber geworden und zur damaligen Zeit ein Pferdezuchtgebiet allererster Güte. Berber und Iberische Rassen sind genetisch eng verwandt. Die enge Verwandtschaft zwischen dem Berber und den iberischen Rassen (speziell dem Andalusier) ist geschichtlich durch die enge kulturelle und wirtschaftliche Verbundenheit des Maghreb mit der Iberischen Halbinsel bedingt. Nach der Eroberung der iberischen Halbinsel durch die Mauren (ab 711 n. Chr.) und in den folgenden Jahrhunderten, in denen die Pferdezucht in Al-Andalus blühte, kamen neben zahlloser Berberpferden auch vereinzelte Araberpferde in die Region, die jedoch wenig Einfluss auf die iberische Pferdezucht ausübten.

Auch die ersten Pferde, die nach 1492 in die Neue Welt verbracht wurden, waren Berber und Iberer. Auf ihren Genen gründeten sich alle amerikanischen Pferderassen, wie z.B. der Mustang, Criollo, Paso Peruano.

Neapolitaner z.B. (eine der Begründerrassen der Lipizzaner) entstanden um 1220 in den süditalienischen Gestüten von Friedrich II. aus zunächst 12 schwarzen Berberhengsten und Berberstuten nicht näher benannter Anzahl.

Aufgrund der großen Entfernung war es ein teures, aufwändiges und gefährliches Unterfangen, Berberpferde in den Norden Europas zu importieren, weshalb sie die Pferde der Höchstgestellten waren. Louis XIII. lernte von écuyer de sa majesté Antoine de Pluvinel die Reitkunst der Renaissance auf einem Berberhengst mit Namen „le Bonite“.

Alle Reitmeister des 16. bis 19. Jahrhunderts, deren Bücher uns überkommen sind, loben das Berberpferd aufgrund seiner Härte, seines Mutes, seiner schönen Bewegungen und seiner besonderen Eignung für das Tummeln.

Im 17. Jahrhundert verwendete man in England verstärkt Berberpferde, um immer schnellere Rennpferde zu züchten.

Der Berber galt und gilt als edles Pferd und so wurden Hengste dieser Rasse schon früh in ganz Europa zur Veredelung der dortigen Rassen eingesetzt. Der wohl bekannteste Vertreter ist der Hengst Godolphin Barb, der bedeutendste der drei Rassebegründer des Englischen Vollblutes. Der Hengst wurde zwar als Berber bezeichnet, ist aber nach Ansicht der Fachwelt eine Berber-Araber-Kreuzung. Seine Linie in der englischen Vollblutzucht ist stark gefährdet. Zur Verbreitung des Berbers in der ganzen Welt trugen die Mittelmeerhäfen an der nordafrikanischen Küste bei, von denen aus die Pferde über Jahrhunderte verschifft wurden.

Während der französischen Kolonialisierung Nordafrikas wurden überall in Küstennähe Staatsgestüte und eine Zuchtbuchführung eingerichtet, die sich bis heute erhalten hat. Während dieser Epoche wurden die Berberpferde der Einheimischen empfindlich verändert, weil das französische Militär das Araber-Berberpferd für seine Kavallerie bevorzugte und Nordafrika zu hohen Tributzahlungen solcher Pferde verpflichtete. In den Staatsgestüten wurden Araber-hengste aufgestellt und die gesamte Bevölkerung gezwungen, die Verkreuzung ihrer Pferde zu betreiben. Die Zucht reinblütigerer Berber wurde nur noch in entlegenen Rückzugsgebieten Aufständischer weitergeführt, weshalb noch heute die unverfälschtesten Rassetypen fernab der Staatsgestüte im Hinterland zu finden sind.

Araber-Berber werden seit 1948 als eigene Rasse im Zuchtbuch geführt und wegen ihrer großen Leistungsbereitschaft und Rittigkeit als Freizeit- und Sportpferde geschätzt.

Die Population reiner Berber ist heute sehr gering, verbindliche Zahlen liegen nicht vor. Optimistische Schätzungen gehen von einem Gesamtbestand von 2500 Pferden weltweit aus.

Im Jahre 1988 wurde der Verband Weltorganisation des Berberpferdes (Organisation mondiale du cheval Barbe (O.M.C.B.)) gegründet mit dem Ziel, die Restbestände des Berbers zu erhalten und die Rasse wieder zahlenmäßig zu stärken. Dieses Bestreben wurde zunächst von den Ursprungsländern (Algerien, Marokko, Libyen und Tunesien), sowie durch Frankreich unterstützt. Seit 1992 ist auch Deutschland mit dem Verein der Freunde und Züchter des Berberpferdes e.V. (VFZB) Mitglied des O.M.C.B.

In den letzten Jahren ist ein massiver Rückgang unter den echten Berberpferden durch Einkreuzen anderer Rassen zu beobachten, der durchaus Anlass zur Besorgnis bietet.

Verwendung

Berberpferde werden in Nordafrika heute als Reitpferde für die unterschiedlichen regionalen Interpretationen des Volkssports Fantasia eingesetzt. Seltener werden sie als Distanz- und Springpferde oder als landwirtschaftliche Helfer verwendet.

In Europa nutzt man sie vor allem als Freizeitpferde, vereinzelt findet man sie im Western- oder im Distanzsport.

Temperament und Eigenschaften

Die Stärke dieses temperamentvollen und mutigen Tieres liegt in seiner großen Ausdauer und Leistungsbereitschaft. Er ist ein äußerst genügsames und zähes Reit- und Arbeitspferd, das wendig und über kurze Strecken mit großer Schnelligkeit agiert. Das Berberpferd ist für eine große Besitzertreue und soziale Bindungsfähigkeit bekannt.

Siehe auch

Commons: Berberpferd – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien