Aufstand von Van

Armenier beim Graben von Schützengräben
Armenische Flüchtlinge südlich von Van

Der Aufstand von Van (armenisch Վանի Հերոսամարտ Wani Herosamart, türkisch Van Direnişi[1][2]) war der Versuch osmanischer Armenier, sich gegen die Massaker des Osmanischen Reiches an den Armeniern im Vilâyet Van zu wehren.[3] Van war zu dieser Zeit eines der sechs armenischen Vilâyets. Mehrere zeitgenössische Berichte sowie Historiker erklären, die osmanische Regierung habe den armenischen Widerstand absichtlich angezettelt[4] und den Aufstand zum Vorwand für die Deportation der Armenier im gesamten Osmanischen Reich gemacht. Der Beschluss zur Deportation und Vernichtung der Armenier war bereits vor dem Aufstand gefallen.[5]

Rafael de Nogales untermauert die Berichte anderer Zeitzeugen, die armenische Stellung bei Van sei defensiv ausgerichtet gewesen und eine Widerstandsaktion gegenüber dem Massaker. Der überwiegend in der Stadt Van erfolgende Aufstand sei ein seltener Fall gewesen, bei dem die Armenier gegen die Streitkräfte des Osmanischen Reiches kämpften.

Die Kämpfe dauerten vom 19. April bis zum 17. Mai 1915 an, bis sich die osmanische Armee zurückzog, als sich die Armee des Russischen Kaiserreiches näherte. Ihr waren die Armenische Revolutionäre Föderation (Daschnaken), die Sozialdemokratische Huntschak-Partei (Huntschak) und die Demokratisch-liberale Partei (Armenakan) angeschlossen.

Den Aufstand leitete der Armenier Aram Manukjan; die Osmanische 3. Armee kommandierte Dschevdet Bey, Gouverneur der Provinz Van, Halil Bey, der Kommandeur der Gendarmerie, Köprülü Kâzım Bey, Oberstleutnant und der venezolanische Abenteurer Rafael de Nogales. Die Stärke der armenischen Fedajin betrug 1300 Mann, während die Schlagkraft der 3. Armee über 5000 Soldaten betrug.[6] Insgesamt wurden 55.000 Zivilisten getötet, die meisten von ihnen Armenier.[7][8]

Im Zuge des versuchten Widerstands der Armenier im Rahmen der Kaukasusfront wurde vom osmanischen Parlament das Tehcir-Gesetz verabschiedet, im Zuge dessen zunächst die Armenier in Konstantinopel und später alle Armenier im gesamten Reich deportiert werden sollten.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Die Generalhauptquartiere verwendeten diesen Begriff bereits am 8./9. Mai 1915, Ali İhsan Sâbis, Birinci Dünya Harbi, 2. cilt, Nehir Yayınları, ISBN 975-551-067-2, S. 434. (türkisch)
  2. Die Debatten des Meclis-i Vükelâ vom 15.–17. August 1915 wurden mit dem Titel Van İhtilali ve Katl-i Amı (Van-Revolution und Massaker) aufgezeichnet, datiert auf 1 Zilkade 1933/10. September 1915, Stanford J. Shaw, Ezel Kural Shaw: History of the Ottoman Empire and modern Turkey. Band 2, Cambridge University Press, Cambridge 1977, ISBN 978-0-521-29166-8, S. 338.
  3. Peter Balakian: The Burning Tigris. Harper Collins Publishers Inc., 2003, S. 208
  4. Edward J. Erickson: Ordered to Die: A History of the Ottoman Army in the First World War. Greenwood Publishing Group, 2001, ISBN 978-0-313-31516-9. S. 99.
  5. S. Taner Akçam: The Van uprising deserves to be examined separately, for regardless of the fact that it took place after the secret deportation and extermination decisions were made…..
  6. Richard G. Hovannisian: The Armenian People from Ancient to Modern Times. (=Foreign Dominion to Statehood: The Fifteenth Century to the Twentieth Century Bnad 2), Palgrave, 1997, ISBN 978-0-312-10169-5, S. 251.
  7. Henry Morgenthau: The "Revolution" at Van. In: Ambassador Morgenthau's Story. Doubleday, Page & Company, 1917, S. 227.
  8. Peter Balakian: The Burning Tigris: The Armenian Genocide and America's Response. HarperCollins. New York 2004, S. 207.