„Burlo“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland
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}}


'''Burlo''', auch '''Groß-Burlo''' oder '''Großburlo''', ist ein Dorf und Stadtteil der Stadt [[Borken]] im [[Kreis Borken|gleichnamigen Kreis]] in [[Nordrhein-Westfalen]]. Zusammen mit der im Süden und Osten anschließenden Bauerschaft [[Borkenwirthe]] zählte der Ort am 31. Dezember 2021 3809 Einwohner.<ref name="Borken" />
'''Burlo''' ist eine Ortschaft in [[Nordrhein-Westfalen]] im [[Kreis Borken]] und zugleich Stadtteil der Kreisstadt [[Borken]].
Bis 1969 bildete das Dorf gemeinsam mit der umliegenden Bauernschaft [[Borkenwirthe]] eine eigene Gemeinde.
Bekannt ist Burlo in der Region für das katholische [[Gymnasium Mariengarden]] und das gleichnamige Kloster.


== Geographie ==
== Namensherkunft ==
Der erste Teil des Namens ''Burlo'' geht zurück auf das Wort ''Bu(e)r'', gleichbedeutend mit ''Bauer'', die zweite Silbe leitet sich ab von ''Loh'' bzw. ''Loe'' und bedeutet soviel wie ''lichter Wald'', oder ''Laubhain''. Dieser Wortstamm hat sich im [[Westmünsterland]] und den angrenzenden [[Niederlande]]n in vielen Ortsnamen erhalten (z.&nbsp;B. [[Barlo]], [[Ammeloe]], [[Hengelo]], [[Borculo]], [[Dinxperlo]] und [[Venlo]]).<ref name="luebbering16" /><ref name="heimatverein" />
Burlo liegt in der westfälischen Bucht im [[Westmünsterland]]. Der Naturraum weißt Waldlandschaften und Überreste alter Moore.
Die Umgebung Burlos wird [[Borkenwirthe]] genannte.


== Geografie ==
Unweit von Burlo (ca. 1km) liegt die niederländische Grenze und in 8 Kilometer nordwestlicher die [[Stadt]] [[Winterswijk]]. Im Norden liegt die Gemeinde [[Südlohn]] mit dem Ortsteil [[Oeding]] in 4 Kilometer.
Im Nordwesten grenzt Burlo an den [[Achterhoek]] mit [[Winterswijk]] und seinen Streusiedlungen [[Kotten (Winterswijk)|Kotten]] und [[Woold]] in der [[Niederlande|niederländischen]] [[Provinz Gelderland]]. Nächstgelegene Ortschaften auf deutscher Seite sind [[Oeding (Südlohn)|Oeding]] in der Gemeinde [[Südlohn]], [[Weseke]], Borken und das zu [[Rhede]] gehörende [[Vardingholt]].
Die Stadt [[Borken]] liegt in 8 Kilometern südöstlicher Richtung. Der Ortsteil [[Weseke]] liegt in 5 Kilometern Entfernung in östlicher Richtung.

[[Datei:20151213 Burlo-Vardingholter Venn, Borken (04192).jpg|mini|Im Burloer Venn]]

Obwohl im [[Münsterland]] gelegen, gehört Burlo [[Naturraum|naturräumlich]] nicht mehr zur [[Westfälische Bucht|Westfälischen Bucht]], sondern es wird den [[Niederrheinische Sandplatten|Niederrheinischen Sandplatten]] ([[Niederrheinisches Tiefland]]) zugerechnet. Über der wasserundurchlässigen [[Grundmoräne]] bildete sich nach der [[Letzte Kaltzeit|letzten Kaltzeit]] im Westen der heutigen Ortschaft Burlo ein ausgedehntes [[Regenmoor|Hochmoor]], dessen Reste, das ''[[Burlo-Vardingholter Venn und Entenschlatt|Burlo-Vardingholter Venn]]'', heute als [[Naturschutzgebiet (Deutschland)|Naturschutzgebiet]] ausgewiesen sind. Ein weiteres Naturschutzgebiet, das ''[[Bietenschlatt]]'', befindet sich unmittelbar im Nordosten der Ortschaft, gehört aber bereits zum Gebiet der Gemeinde Südlohn.

Am Südrand des Ortes entspringt der [[Rheder Bach]], der bei [[Rhede]] in die [[Bocholter Aa]] mündet.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Erste Besiedlungsspuren in der Gegend von Burlo fanden sich in Form von Urnengräbern, die aus dem 6. bis 8. vorchristlichen Jahrhundert stammen.<ref name="luebbering16" />
Um das Jahr [[1200]] wird die Bauernschaft ''Buerloe'' zum ersten Mal erwähnt und um 1220 wird das Oratorium Burlo gegründet, aus dem bald das [[Kloster]] Burlo ensteht.<ref>Gerassimos Katsaros: ''Borken'' In: ''Städte und Gemeinden in Westfalen: Der Kreis Borken'' Nr. 9, 2004, S. 130-131.</ref>

Die Hochzeit des Klosters und des Ortes endet mit der [[Reformation]] und dem [[30jähriger Krieg|30jährigem Krieg]].
[[Datei:Kloster Mariengarden & Kirche St. Marien, Burlo.jpg|mini|Kloster Mariengarden]]
[[1765]] wird hier die Burloer Konvention unterzeichnet, die die Grenze zwischen dem Fürstbistum Münster und dem Fürstentum Geldern festlegt, auf der auch die [[Staat]]sgrenze zwischen [[Deutschland]] und den [[Niederlande]]n basiert.

[[1878]] wird Burlo an das Bahnnetz angschloßen und erfährt Burlo einen weiteren Bevölkerungszuwachs.
Im Jahr 1220 gründete ein Priester namens Siegfried (Sifrid) in Burlo am Rande des später ''Klostervenn'' genannten Moorgebietes ein [[Oratorium (Kirchenbau)|Oratorium]]. Zu dieser Zeit war Burlo eine spärlich besiedelte Streusiedlung am Rande eines ausgedehnten Moorgebietes. Dennoch wurde es bereits 1242 von der Mutterkirche [[St. Remigius (Borken)|St. Remigius]] in Borken getrennt und zur selbständigen Pfarrei erhoben. [[St. Marien (Burlo)|St. Marien]] wurde zur Keimzelle des [[Kloster Mariengarden|Klosters Mariengarden]], das von 1242 bis 1245 den [[Zisterzienserinnen]] des [[Kloster Marienborn (Coesfeld)|Klosters Marienborn]] übertragen wurde. Von 1245 bis 1447 lebten dort Mönche des [[Wilhelmiten]]ordens. Danach übernahmen [[Zisterzienser]] das Kloster; die Zisterzienserabtei bestand bis zu ihrer [[Säkularisation|Aufhebung]] im Jahr 1803.<ref name="KreisBorken" />

1253 erhielt das Kloster Burlo [[Marktrecht]] von den benachbarten Edelherren, darunter die [[Herren von Rhede]], die [[Herrschaft Lohn|Grafen von Lohn]] und die [[Herrschaft Gemen|Herren von Gemen]].<ref name="KreisBorken" /> Mitte des 14. Jahrhunderts gründeten Burloer Mönche in der Nähe von [[Darfeld]] das [[Kloster Kleinburlo]], auch ''Maria Weingarten'' (''Vinea Mariae'') genannt, das 1407 eigenständig wurde.<ref name="luebbering18" /> Seitdem ist für Burlo auch die Bezeichnung ''Groß-Burlo'' gebräuchlich.<ref name="tibus" /><ref name="GS37.1-438" />

Während der [[Münsterische Stiftsfehde]] (1450–1457) unterstützten die Burloer Mönche das Domkapitel, das am Ende den Kandidaten [[Walram von Moers]] erfolgreich als neuen [[Liste der Bischöfe von Münster|Bischof von Münster]] gegen [[Erich I. von Münster|Erich II. von Hoya]] durchsetzte.<ref name="luebbering59" />

Die im Zuge der [[Reformation]] ausbrechenden Religionswirren und -kriege gingen auch an Burlo nicht spurlos vorüber. Fürstbischof [[Franz von Waldeck]] erhielt Anfang der 1530er Jahre aus Burlo 40 Goldgulden für seinen Kampf gegen die in [[Münster]] errichtete [[Täuferreich von Münster|Täuferherrschaft]]. Während des [[Achtzigjähriger Krieg|Achtzigjährigen Krieges]] (1568–1648), in dem sich die niederländischen [[Republik der Sieben Vereinigten Provinzen|Generalstaaten]] ihre Unabhängigkeit von [[Spanien]] erkämpften, wurde Burlo arg in Mitleidenschaft gezogen. Mehrfach plünderten marodierende Banden, die das Grenzgebiet zwischen den niederländischen Provinzen und dem mit der spanischen Krone sympathisierenden [[Hochstift Münster]] unsicher machten, Kloster und Kirche. Die Klosterbibliothek, Bilder und Kultgegenstände der Kirche wurden ein Raub der Flammen. Lediglich eine Truhe mit Archivalien entging der Vernichtung.<ref name="Klosterführer" />

Das Kriegstreiben während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] verlangte der Bevölkerung weitere Opfer ab. In dieser Zeit (1632) wurde die erste Schützengilde in Burlo gegründet, deren Tradition heute vom ''Bürgerschützenverein Burlo'' aufrechterhalten wird. Während des [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieges]] (1756–1763) musste Burlo insgesamt 5000 Reichstaler in die Kriegskasse zahlen.<ref name="luebbering59" />

[[Datei:Fürstenstein im Burloer Venn.jpg|mini|hochkant|Sog. ''Fürstenstein'' von 1766 im [[Burlo-Vardingholter Venn und Entenschlatt|Burloer Venn]]]]
Mit der Souveränität der Generalstaaten und der Aufwertung der Grenze zwischen zwei Territorien des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] zur Staatsgrenze gab es einige Unklarheiten über den genauen Verlauf der Trennlinie. Es kam im Grenzbereich mehrfach zu Übergriffen von beiden Seiten. Die unterschiedlichen Auffassungen wurden erst 1765 mit der Unterzeichnung der [[Burloer Konvention]] beigelegt. Die Grenze wurde versteint, etliche der 1766 gesetzten Grenzsteine haben sich bis in die heutige Zeit erhalten. Sie tragen auf der einen Seite das münsterische Balkenwappen und auf der anderen zwei [[Herzogtum Geldern|geldrische Löwen]].

Im Zuge der [[Säkularisation]] wurde das Burloer Kloster 1803 aufgehoben und ging in das Eigentum des Fürsten [[Salm-Salm]] über. Nach dem Tod des letzten Mönches wurden die Räumlichkeiten zu Mietwohnungen umgebaut.

1838 wurde in Burlo die ''Musikkapelle Rademacher'' gegründet. Das Blasorchester feierte im Jahr 2013 sein 175-jähriges Bestehen, mittlerweile als ''Musikkapelle Burlo''.<ref name="musikkapelle" />

1880 wurde die [[Bahnstrecke Winterswijk–Gelsenkirchen-Bismarck]] eröffnet. 1898 erhielt Burlo einen eigenen Bahnhof an dieser Strecke,<ref name="broschuere" /> die bis zum [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] aufgrund einer durchgehenden Verbindung vom [[Essen]] nach [[Amsterdam]] von überregionaler Bedeutung war. Der grenzüberschreitende Personenverkehr zwischen Burlo und Winterswijk wurde mit Ausbruch des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] eingestellt, am 29. September 1961 wurde auch der Personenverkehr auf dem Teilstück von Borken nach Burlo aufgegeben. 1979 fuhr letztmals ein Güterzug über die Grenze. Danach wurde Burlo noch einige Jahre sporadisch im Güterbetrieb von Borken aus angefahren, bis dieses Teilstück 1996 endgültig stillgelegt wurde. Die Bahnanlagen in Burlo sind heute komplett zurückgebaut. Eine 2013 durchgeführte Studie hinsichtlich einer möglichen Reaktivierung der nach wie vor erhaltenen Trasse fiel negativ aus, deutete aber auf eine zukünftige Perspektive hin (siehe [[Bahnstrecke Winterswijk–Gelsenkirchen-Bismarck|hier]]).

Nach dem Anschluss an das Schienennetz wurde um die Jahrhundertwende eine kleine [[Feldbahn|Torfbahn]] vom Venn die Borkener Straße entlang bis zum Bahnhof gebaut.<ref name="broschuere" />

[[Datei:Burlo, landbouwbedrijf foto5 2015-04-20 17.32.jpg|mini|Agri&nbsp;V Raiffeisen eG]]

1917 wurde eine bäuerliche Einkaufs- und Absatzgenossenschaft gegründet.<ref name="broschuere" /> Nach verschiedenen Umfirmierungen und Zusammenschlüssen ist diese mittlerweile in der ''Agri&nbsp;V Raiffeisen eG'' mit Sitz in [[Sonsbeck]] aufgegangen, Verwaltungsstandort des fusionierten Unternehmens ist jedoch die Burloer Geschäftsstelle geblieben.<ref name="Genossenschaft" />

1920 zogen [[Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria|Oblatenpatres]] in das Kloster und gründeten dort eine Missionsschule. Die Schule wurde 1958 in ein staatlich anerkanntes [[Progymnasium]] umgewandelt, aus dem 1969 schließlich das [[Privatschule|private]] [[Gymnasium Mariengarden]] hervorging. Am Gymnasium werden derzeit etwa 800 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Von 1970 bis 1984 war der Schule ein [[Internat]] angeschlossen. Das ehemalige Internatsgebäude wurde zu einer Tagungsstätte umfunktioniert.

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs war im Kloster Mariengarden ein [[Lazarett]] untergebracht. Als in der Karwoche 1945 alliierte Verbände vom Rhein kommend das [[Westmünsterland]] befreiten, lebten in Burlo rund 30.000 Einwohner, Flüchtlinge, Ausgebombte und Evakuierte. Das waren mehr als sich zur gleichen Zeit noch Leute in Münster aufhielten.<ref name="fünfvornull" />

[[Datei:Borken, Burlo, Evangelische Kirche -- 2014 -- 2286 -- Ausschnitt.jpg|mini|Evangelische Markuskirche]]

Am 20. Juni 1965 wurde die neu errichtete [[Evangelische Kirche in Deutschland|evangelische]] Kirche mit Platz für etwa 120 Personen geweiht. 1974 wurde auf der Empore eine Orgel eingebaut. Am 12. November 1983 erhielt sie den Namen ''[[Markus (Evangelist)|Markus]]<nowiki />kirche''.<ref name="Markuskirche" /> Die evangelischen Gemeinden aus Burlo, Südlohn und Weseke haben sich später zusammengeschlossen und feierten ihre Gottesdienste wechselweise in ihren drei Kirchen.<ref name="broschuere" /> 2013 wurde die Markuskirche an die [[Assyrische Kirche des Ostens|Heilige Apostolische und Katholische Assyrische Kirche des Ostens]] verkauft und trägt jetzt den Namen ''Mar-Odisho- & Mar-Qardagh-Kirche''. Sie wird auch nach der Veräußerung von der Evangelischen Kirche für Gottesdienste mitbenutzt.<ref name="Markuskirche" />

Im Jahr 1969 wurden Burlo und Borkenwirthe, die bislang eine eigenständige Gemeinde bildeten, mit dem [[Gesetz zur Neugliederung von Gemeinden des Landkreises Borken]] zur Stadt Borken eingemeindet.

Reichhaltige Sand- und Kiesvorkommen wurden von der Firma [[Gelsenrot]] ab 1990 auf dem sogenannten ''[[Eschflur|Esch]]'' entlang der Rheder Straße ausgebaggert. Es entstand ein rund 16&nbsp;ha großer Abgrabungssee, der heute als ''[[Klostersee (Burlo)|Klostersee]]'' bezeichnet wird. Am See wurde eine Landhaussiedlung errichtet, die Renaturierung der Uferbereiche wurde 2004 abgeschlossen.<ref name="gelsenrot" /><ref name="grenzerlebnisse" />

Im Jahr 2000 wurde die Recyclingfirma [[Petrotec]] AG mit Sitz in Burlo gegründet. Der [[Biodiesel]]-Hersteller war rund zehn Jahre später wegen einer angeblichen [[Polychlorierte Dibenzodioxine und Dibenzofurane|Dioxin]]-Belastung der von ihm an einen Tierfutterhersteller gelieferten Mischfettsäuren in den Schlagzeilen. Allerdings waren die von Petrotec gelieferten Produkte „nicht für die Lebens- und Futtermittelindustrie, sondern ausschließlich zur technischen Verwendung bestimmt“<ref name="petrotec" />. Die Petrotec AG, deren Aktien zeitweise im [[Prime Standard]] der [[Börse Frankfurt|Frankfurter Wertpapierbörse]] gelistet wurden, zog 2015 seinen Antrag auf Börsenzulassung zurück.

Am 13. Juli 2013 verlor die Burloer Pfarrei ''St. Marien'' durch den Zusammenschluss mit ''St. Ludgerus Weseke'' und ''Heilig Kreuz Borkenwirthe'' ihre Eigenständigkeit. Die fusionierte Gemeinde trägt den Namen ''St. Ludgerus''.<ref name="fusion" /> Bis dahin war St. Marien die einzige Pfarrei im [[Bistum Münster]], die keine eigene Pfarrkirche besaß, da man die klostereigene Kirche [[St. Marien (Burlo)|St. Marien]] für Gottesdienste nutzen konnte.<ref name="broschuere" />

2015 begann der ''Heimatverein Burlo'' ein an der Straße nach Oeding bereits auf Südlohner Gemeindegrund gelegenes, vom Verfall bedrohtes Bauernhaus aus dem Jahr 1796 abzutragen, um es als Heimathaus in Burlo originalgetreu wieder aufzubauen. Dazu hat die Stadt Borken ein 4000&nbsp;m² großes Grundstück vom Kloster neben dem Kriegerehrenmal erworben und dem Heimatverein zur Verfügung gestellt.<ref name="heimathaus" />

Zum 1. Januar 2021 hat die Nachbargemeinde Südlohn eine Fläche von rund 27&nbsp;ha an die Stadt Borken abgetreten, so dass im Bereich Feld / Hedwigstraße etwa 60 administrativ bislang zu Oeding gehörende Bürger damit zu Burloern geworden sind.<ref name="Gebietstausch" />

== Bildung ==
[[Datei:20140720 115538 Kloster Mariengarden, Burlo, Borken (DSC04618).jpg|mini|Kloster und Gymnasium Mariengarden]]

Burlo hat mit der ''Astrid-Lindgren-Grundschule'' und dem ''[[Gymnasium Mariengarden]]'' eine Grund- und eine weiterführende Schule im Dorf. Mit dem 2012 eröffneten ''[[Forum Mariengarden]]'' verfügen Gymnasium und Ort über einen kulturellen Mittelpunkt. Das [[Kulturzentrum|Forum]] dient nicht nur der Schule als Aula, sondern wird auch als Theater- und Konzertsaal genutzt. Außerdem gibt es einen katholischen und einen konfessionsunabhängigen Kindergarten in Burlo.<ref name="broschuere" />

== Sehenswürdigkeiten und Freizeitaktivitäten ==
Weithin bekannt ist Burlo für sein [[Kloster Mariengarden]] mit der angeschlossenen Klosterkirche [[St. Marien (Burlo)|St. Marien]]. Das Kloster ist Endpunkt des Themenwanderweges [[Burloer Konvention#Themenwanderweg „Kommiesenpatt – Kommiezenpad“|Kommiesenpatt]], der am St.-Vitus-Grenzstein zwischen [[Winterswijk]], [[Vreden]] und [[Südlohn]] seinen Ausgang nimmt, und auf seinem Verlauf beiderseits der deutsch-niederländischen Grenze den Themenkomplex rund um die [[Burloer Konvention]] informativ aufgreift. In Grenznähe haben sich bei Burlo Reste von Münsterscher und Sickings Landwehr erhalten. Ursprünglich gehörte zum Kloster auch der Gräften- und Teichkomplex des ''Priors Pollen'' in Schriewers Hofbusch, von dem sich Reste der Wälle, Wassergräben und Inseln bis in die heutige Zeit erhalten haben. Westlich des Ortes werden die Wege rund um das [[Burlo-Vardingholter Venn und Entenschlatt|Burlo-Vardingholter Venn]] zu Freizeitaktivitäten und Erholung genutzt. In der Nähe des Heideweihers ''Entenschlatt'' befindet sich als sehenswertes [[Naturdenkmal]] eine ausladende Eiche mit mehr als sechs Meter Stammumfang, deren Alter ca. 250 Jahre betragen dürfte.<ref name="baumfreund" />

== Verkehr ==
Burlo ist über die [[Landesstraße]]&nbsp;[[Liste der Landesstraßen im Regierungsbezirk Münster#L 572|L 572]], die sogenannte ''Baumwollstraße'', im Südwesten mit [[Bocholt]] und [[Rhede]], im Nordosten mit [[Oeding (Südlohn)|Oeding]], [[Vreden]] und [[Gronau (Westfalen)|Gronau]] verbunden. Die Landesstraße&nbsp;[[Liste der Landesstraßen im Regierungsbezirk Münster#L 600|L 600]] führt ins rund 10&nbsp;Kilometer entfernte Borken. Weseke ist zudem über die [[Kreisstraße]]&nbsp;[[Liste der Kreisstraßen im Kreis Borken#K 40|K 40]] erreichbar. Obwohl in unmittelbarer Nähe zur [[Grenze zwischen Deutschland und den Niederlanden|niederländischen Staatsgrenze]] gelegen, besitzt Burlo lediglich Grenzübertrittsmöglichkeiten für Fußgänger und Zweiräder; der nächste für den Autoverkehr nutzbare Grenzübergang liegt im rund vier Kilometer entfernten Oeding.

Die [[Bahnstrecke Winterswijk–Gelsenkirchen-Bismarck]] hatte in Burlo den ersten Bahnhof nach der niederländischen Grenze. Die Strecke wird seit 1979 nur noch zwischen [[Bahnhof Borken (Westf)|Borken]] und Gelsenkirchen befahren; der Abschnitt bei Burlo ist stillgelegt und demontiert.

== Persönlichkeiten ==
* [[Clemens Heselhaus]] (1912–2000), deutscher Germanist und Literaturwissenschaftler, in Burlo geboren
* [[Rolf van Dick]] (* 1967 in Duisburg), deutscher Sozialpsychologe, wuchs in Burlo auf und machte am [[Gymnasium Mariengarden]] das Abitur

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [https://burlo-borkenwirthe.de Burlo-Borkenwirthe.de], Internetseite über Burlo und Borkenwirthe mit zahlreichen Informationen und Bildern, herausgegeben vom Werbekreis Burlo-Borkenwirthe e.&nbsp;V.
* [http://wiki-de.genealogy.net/Burlo_(Borken) Burlo im GenWiki]
* [https://www1.wdr.de/fernsehen/lokalzeit/muensterland/videos/video-muensterlandliebe-burlo-100.html #münsterlandliebe: Burlo], in: WDR Lokalzeit Münsterland, 27. Oktober 2021.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references responsive>
<ref name="Portrait">
[http://www.borken.de/de/stadtleben/stadtportrait/stadtteile/borkenwirthe-burlo.html Webseite der Stadt Borken]
</ref>
<ref name="luebbering16">
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|Autor=Hermann Lübbering
|Titel=Kloster Burlo
|Auflage=
|Verlag=Selbstverlag Heimatverein Vreden
|Ort=Vreden
|Datum=1981
|ISBN=
|Seiten=16ff}}
</ref>
<ref name="luebbering18">
{{Literatur
|Autor=Hermann Lübbering
|Titel=Kloster Burlo
|Auflage=
|Verlag=Selbstverlag Heimatverein Vreden
|Ort=Vreden
|Datum=1981
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</ref>
<ref name="luebbering59">
{{Literatur
|Autor=Hermann Lübbering
|Titel=Kloster Burlo
|Auflage=
|Verlag=Selbstverlag Heimatverein Vreden
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|Datum=1981
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</ref>
<ref name="Klosterführer">
{{Literatur
|Autor=Hermann Lübbering, Hugo Schnell
|Titel=Oblatenkloster Mariengarden Burlo
|Reihe=Kleine Kunstführer / Kirchen u. Klöster
|NummerReihe=881
|Auflage=1.
|Verlag=Verlag Schnell und Steiner
|Ort=München und Zürich
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|Seiten=6}}
</ref>
<ref name="Borken">{{Webarchiv|url=http://www.borken.de/de/stadtleben/stadtportrait/daten-zahlen-fakten/bevoelkerung/tabelle-bevoelkerung.html |wayback=20160601210058 |text=Einwohnerentwicklung der Stadt Borken |archiv-bot=2023-06-20 09:32:13 InternetArchiveBot }}</ref>
<ref name="GS37.1-438">
[[Wilhelm Kohl (Historiker)|Wilhelm Kohl]] in [[Germania Sacra]] NF 37, 1, [https://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0003-16FE-9 Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 7, 1. Die Diözese.], S. 438.
</ref>
<ref name="heimatverein">
Ulrich Söbbing: ''[http://heimatverein-stadtlohn.de/wp-content/uploads/Streifzug-durch-die-Stadtgeschichte.pdf Streifzug durch die Stadtgeschichte] Stadtlohns'' auf der Webseite des Heimatvereins Stadtlohn.
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|Titel=Der Kreis Borken
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{{Literatur
|Autor=Helmut Müller
|Titel=fünf vor null. Die Besetzung des Münsterlandes 1945
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Baumfreund: [http://www.baumkunde.de/baumregister/3472-eiche_nsg_entenschlatt/ Eiche NSG Entenschlatt, Register-Nr.: 3472]
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musikkapelle-burlo.de: {{Webarchiv |url=http://www.musikkapelle-burlo.de/MKB-Seite/Jubilaeum2013/IndexJubilaeum2013.php |text=''1838-2013 – Wir feiern 175-jähriges Bestehen'' |wayback=20160529202356 }}
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<ref name="gelsenrot">
Gelsenrot-Spezialstoffe GmbH Unternehmenschronik ([http://www.gelsenrot.de/index.php?id=97 online])
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{{Literatur
|Autor=Adolph Tibus
|Titel=Gründungsgeschichte der Stifter, Pfarrkirchen, Klöster und Kapellen im Bereiche des alten Bisthums Münster, mit Ausschluss des ehemaligen friesischen Theils
|Verlag=F. Regensberg
|Ort=
|Datum=1867
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|Seiten=1048, 1055ff.
|Online={{Google Buch | BuchID = cxQ3AAAAMAAJ}}}}
</ref>
<ref name="fusion">
[http://www.st-ludgerus.de/?p=1327 Drei Gemeinden – eine Pfarrei “St. Ludgerus”]
</ref>
<ref name="Genossenschaft">
''Landwirtschaftliches Wochenblatt'' vom 13. Mai 2015: [http://www.wochenblatt.com/landwirtschaft/nachrichten/raiffeisen-westmuensterland-kommt-zu-agri-v-9446.html Raiffeisen Westmünsterland kommt zu Agri V]
</ref>
<ref name="petrotec">Neue Presse vom 4. Januar 2011: {{Webarchiv|url=http://www.neuepresse.de/Nachrichten/Panorama/Uebersicht/Petrotec-Unser-Produkt-wurde-missbraucht |wayback=20160601201154 |text=Petrotec: Unser Produkt wurde missbraucht |archiv-bot=2023-06-20 09:32:13 InternetArchiveBot }}</ref>
<ref name="heimathaus">
Kreisheimatbrief Borken 237 (Mai/Juni 2015): {{Webarchiv |url=http://kreisheimatpflege-borken.de/index.php/heimatbrief/category/112-jahr-2015?download=799:mai-juni |text=''Heimathaus mit Klosterblick – Heimatverein Burlo-Borkenwirthe darf altes Bauernhaus am Vennweg aufstellen'' |wayback=20160304025054 |format=PDF; 2,9&nbsp;MB, Seite 18 }}
</ref>
<ref name="Gebietstausch">
Edgar Rabe in [[Borkener Zeitung]] vom 30. Dezember 2020: ''[https://www.borkenerzeitung.de/lokales/borken/Stadt-Borken-begruesst-Neubuerger-in-Burlo-320239.html Stadt Borken begrüßt Neubürger in Burlo – Gebietsänderung tritt Freitag in Kraft]''
</ref>
<ref name="Markuskirche">
Webseite der Evangelischen Kirchengemeinde Oeding-Stadtlohn-Vreden: ''[https://www.oeding-stadtlohn-vreden.de/ueber-uns/kirchen/burlo/ Mar Odisho & Mar Qardagh Kirche, Burlo]'', abgerufen am 9. April 2021.

</ref>
<!-- http://www.borken.de/de/tourismus/sehenswertes/kloster-mariengarden.html -->
</references>


{{Navigationsleiste Stadtteile von Borken}}
{{Navigationsleiste Stadtteile von Borken}}

[[Kategorie:Ort im Kreis Borken]]
[[Kategorie:Geographie (Borken)]]
[[Kategorie:Ort im Münsterland]]

Aktuelle Version vom 15. Juli 2024, 15:14 Uhr

Burlo
Stadt Borken
Koordinaten: 51° 54′ N, 6° 47′ OKoordinaten: 51° 54′ 14″ N, 6° 47′ 6″ O
Einwohner: 2400[1]
Postleitzahl: 46325
Vorwahl: 02862
Luftbild von Burlo aus südlicher Richtung
Luftbild von Burlo aus südlicher Richtung

Burlo, auch Groß-Burlo oder Großburlo, ist ein Dorf und Stadtteil der Stadt Borken im gleichnamigen Kreis in Nordrhein-Westfalen. Zusammen mit der im Süden und Osten anschließenden Bauerschaft Borkenwirthe zählte der Ort am 31. Dezember 2021 3809 Einwohner.[2]

Namensherkunft

Der erste Teil des Namens Burlo geht zurück auf das Wort Bu(e)r, gleichbedeutend mit Bauer, die zweite Silbe leitet sich ab von Loh bzw. Loe und bedeutet soviel wie lichter Wald, oder Laubhain. Dieser Wortstamm hat sich im Westmünsterland und den angrenzenden Niederlanden in vielen Ortsnamen erhalten (z. B. Barlo, Ammeloe, Hengelo, Borculo, Dinxperlo und Venlo).[3][4]

Geografie

Im Nordwesten grenzt Burlo an den Achterhoek mit Winterswijk und seinen Streusiedlungen Kotten und Woold in der niederländischen Provinz Gelderland. Nächstgelegene Ortschaften auf deutscher Seite sind Oeding in der Gemeinde Südlohn, Weseke, Borken und das zu Rhede gehörende Vardingholt.

Im Burloer Venn

Obwohl im Münsterland gelegen, gehört Burlo naturräumlich nicht mehr zur Westfälischen Bucht, sondern es wird den Niederrheinischen Sandplatten (Niederrheinisches Tiefland) zugerechnet. Über der wasserundurchlässigen Grundmoräne bildete sich nach der letzten Kaltzeit im Westen der heutigen Ortschaft Burlo ein ausgedehntes Hochmoor, dessen Reste, das Burlo-Vardingholter Venn, heute als Naturschutzgebiet ausgewiesen sind. Ein weiteres Naturschutzgebiet, das Bietenschlatt, befindet sich unmittelbar im Nordosten der Ortschaft, gehört aber bereits zum Gebiet der Gemeinde Südlohn.

Am Südrand des Ortes entspringt der Rheder Bach, der bei Rhede in die Bocholter Aa mündet.

Geschichte

Erste Besiedlungsspuren in der Gegend von Burlo fanden sich in Form von Urnengräbern, die aus dem 6. bis 8. vorchristlichen Jahrhundert stammen.[3]

Kloster Mariengarden

Im Jahr 1220 gründete ein Priester namens Siegfried (Sifrid) in Burlo am Rande des später Klostervenn genannten Moorgebietes ein Oratorium. Zu dieser Zeit war Burlo eine spärlich besiedelte Streusiedlung am Rande eines ausgedehnten Moorgebietes. Dennoch wurde es bereits 1242 von der Mutterkirche St. Remigius in Borken getrennt und zur selbständigen Pfarrei erhoben. St. Marien wurde zur Keimzelle des Klosters Mariengarden, das von 1242 bis 1245 den Zisterzienserinnen des Klosters Marienborn übertragen wurde. Von 1245 bis 1447 lebten dort Mönche des Wilhelmitenordens. Danach übernahmen Zisterzienser das Kloster; die Zisterzienserabtei bestand bis zu ihrer Aufhebung im Jahr 1803.[5]

1253 erhielt das Kloster Burlo Marktrecht von den benachbarten Edelherren, darunter die Herren von Rhede, die Grafen von Lohn und die Herren von Gemen.[5] Mitte des 14. Jahrhunderts gründeten Burloer Mönche in der Nähe von Darfeld das Kloster Kleinburlo, auch Maria Weingarten (Vinea Mariae) genannt, das 1407 eigenständig wurde.[6] Seitdem ist für Burlo auch die Bezeichnung Groß-Burlo gebräuchlich.[7][8]

Während der Münsterische Stiftsfehde (1450–1457) unterstützten die Burloer Mönche das Domkapitel, das am Ende den Kandidaten Walram von Moers erfolgreich als neuen Bischof von Münster gegen Erich II. von Hoya durchsetzte.[9]

Die im Zuge der Reformation ausbrechenden Religionswirren und -kriege gingen auch an Burlo nicht spurlos vorüber. Fürstbischof Franz von Waldeck erhielt Anfang der 1530er Jahre aus Burlo 40 Goldgulden für seinen Kampf gegen die in Münster errichtete Täuferherrschaft. Während des Achtzigjährigen Krieges (1568–1648), in dem sich die niederländischen Generalstaaten ihre Unabhängigkeit von Spanien erkämpften, wurde Burlo arg in Mitleidenschaft gezogen. Mehrfach plünderten marodierende Banden, die das Grenzgebiet zwischen den niederländischen Provinzen und dem mit der spanischen Krone sympathisierenden Hochstift Münster unsicher machten, Kloster und Kirche. Die Klosterbibliothek, Bilder und Kultgegenstände der Kirche wurden ein Raub der Flammen. Lediglich eine Truhe mit Archivalien entging der Vernichtung.[10]

Das Kriegstreiben während des Dreißigjährigen Krieges verlangte der Bevölkerung weitere Opfer ab. In dieser Zeit (1632) wurde die erste Schützengilde in Burlo gegründet, deren Tradition heute vom Bürgerschützenverein Burlo aufrechterhalten wird. Während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) musste Burlo insgesamt 5000 Reichstaler in die Kriegskasse zahlen.[9]

Sog. Fürstenstein von 1766 im Burloer Venn

Mit der Souveränität der Generalstaaten und der Aufwertung der Grenze zwischen zwei Territorien des Heiligen Römischen Reiches zur Staatsgrenze gab es einige Unklarheiten über den genauen Verlauf der Trennlinie. Es kam im Grenzbereich mehrfach zu Übergriffen von beiden Seiten. Die unterschiedlichen Auffassungen wurden erst 1765 mit der Unterzeichnung der Burloer Konvention beigelegt. Die Grenze wurde versteint, etliche der 1766 gesetzten Grenzsteine haben sich bis in die heutige Zeit erhalten. Sie tragen auf der einen Seite das münsterische Balkenwappen und auf der anderen zwei geldrische Löwen.

Im Zuge der Säkularisation wurde das Burloer Kloster 1803 aufgehoben und ging in das Eigentum des Fürsten Salm-Salm über. Nach dem Tod des letzten Mönches wurden die Räumlichkeiten zu Mietwohnungen umgebaut.

1838 wurde in Burlo die Musikkapelle Rademacher gegründet. Das Blasorchester feierte im Jahr 2013 sein 175-jähriges Bestehen, mittlerweile als Musikkapelle Burlo.[11]

1880 wurde die Bahnstrecke Winterswijk–Gelsenkirchen-Bismarck eröffnet. 1898 erhielt Burlo einen eigenen Bahnhof an dieser Strecke,[12] die bis zum Ersten Weltkrieg aufgrund einer durchgehenden Verbindung vom Essen nach Amsterdam von überregionaler Bedeutung war. Der grenzüberschreitende Personenverkehr zwischen Burlo und Winterswijk wurde mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs eingestellt, am 29. September 1961 wurde auch der Personenverkehr auf dem Teilstück von Borken nach Burlo aufgegeben. 1979 fuhr letztmals ein Güterzug über die Grenze. Danach wurde Burlo noch einige Jahre sporadisch im Güterbetrieb von Borken aus angefahren, bis dieses Teilstück 1996 endgültig stillgelegt wurde. Die Bahnanlagen in Burlo sind heute komplett zurückgebaut. Eine 2013 durchgeführte Studie hinsichtlich einer möglichen Reaktivierung der nach wie vor erhaltenen Trasse fiel negativ aus, deutete aber auf eine zukünftige Perspektive hin (siehe hier).

Nach dem Anschluss an das Schienennetz wurde um die Jahrhundertwende eine kleine Torfbahn vom Venn die Borkener Straße entlang bis zum Bahnhof gebaut.[12]

Agri V Raiffeisen eG

1917 wurde eine bäuerliche Einkaufs- und Absatzgenossenschaft gegründet.[12] Nach verschiedenen Umfirmierungen und Zusammenschlüssen ist diese mittlerweile in der Agri V Raiffeisen eG mit Sitz in Sonsbeck aufgegangen, Verwaltungsstandort des fusionierten Unternehmens ist jedoch die Burloer Geschäftsstelle geblieben.[13]

1920 zogen Oblatenpatres in das Kloster und gründeten dort eine Missionsschule. Die Schule wurde 1958 in ein staatlich anerkanntes Progymnasium umgewandelt, aus dem 1969 schließlich das private Gymnasium Mariengarden hervorging. Am Gymnasium werden derzeit etwa 800 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Von 1970 bis 1984 war der Schule ein Internat angeschlossen. Das ehemalige Internatsgebäude wurde zu einer Tagungsstätte umfunktioniert.

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs war im Kloster Mariengarden ein Lazarett untergebracht. Als in der Karwoche 1945 alliierte Verbände vom Rhein kommend das Westmünsterland befreiten, lebten in Burlo rund 30.000 Einwohner, Flüchtlinge, Ausgebombte und Evakuierte. Das waren mehr als sich zur gleichen Zeit noch Leute in Münster aufhielten.[14]

Evangelische Markuskirche

Am 20. Juni 1965 wurde die neu errichtete evangelische Kirche mit Platz für etwa 120 Personen geweiht. 1974 wurde auf der Empore eine Orgel eingebaut. Am 12. November 1983 erhielt sie den Namen Markuskirche.[15] Die evangelischen Gemeinden aus Burlo, Südlohn und Weseke haben sich später zusammengeschlossen und feierten ihre Gottesdienste wechselweise in ihren drei Kirchen.[12] 2013 wurde die Markuskirche an die Heilige Apostolische und Katholische Assyrische Kirche des Ostens verkauft und trägt jetzt den Namen Mar-Odisho- & Mar-Qardagh-Kirche. Sie wird auch nach der Veräußerung von der Evangelischen Kirche für Gottesdienste mitbenutzt.[15]

Im Jahr 1969 wurden Burlo und Borkenwirthe, die bislang eine eigenständige Gemeinde bildeten, mit dem Gesetz zur Neugliederung von Gemeinden des Landkreises Borken zur Stadt Borken eingemeindet.

Reichhaltige Sand- und Kiesvorkommen wurden von der Firma Gelsenrot ab 1990 auf dem sogenannten Esch entlang der Rheder Straße ausgebaggert. Es entstand ein rund 16 ha großer Abgrabungssee, der heute als Klostersee bezeichnet wird. Am See wurde eine Landhaussiedlung errichtet, die Renaturierung der Uferbereiche wurde 2004 abgeschlossen.[16][17]

Im Jahr 2000 wurde die Recyclingfirma Petrotec AG mit Sitz in Burlo gegründet. Der Biodiesel-Hersteller war rund zehn Jahre später wegen einer angeblichen Dioxin-Belastung der von ihm an einen Tierfutterhersteller gelieferten Mischfettsäuren in den Schlagzeilen. Allerdings waren die von Petrotec gelieferten Produkte „nicht für die Lebens- und Futtermittelindustrie, sondern ausschließlich zur technischen Verwendung bestimmt“[18]. Die Petrotec AG, deren Aktien zeitweise im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet wurden, zog 2015 seinen Antrag auf Börsenzulassung zurück.

Am 13. Juli 2013 verlor die Burloer Pfarrei St. Marien durch den Zusammenschluss mit St. Ludgerus Weseke und Heilig Kreuz Borkenwirthe ihre Eigenständigkeit. Die fusionierte Gemeinde trägt den Namen St. Ludgerus.[19] Bis dahin war St. Marien die einzige Pfarrei im Bistum Münster, die keine eigene Pfarrkirche besaß, da man die klostereigene Kirche St. Marien für Gottesdienste nutzen konnte.[12]

2015 begann der Heimatverein Burlo ein an der Straße nach Oeding bereits auf Südlohner Gemeindegrund gelegenes, vom Verfall bedrohtes Bauernhaus aus dem Jahr 1796 abzutragen, um es als Heimathaus in Burlo originalgetreu wieder aufzubauen. Dazu hat die Stadt Borken ein 4000 m² großes Grundstück vom Kloster neben dem Kriegerehrenmal erworben und dem Heimatverein zur Verfügung gestellt.[20]

Zum 1. Januar 2021 hat die Nachbargemeinde Südlohn eine Fläche von rund 27 ha an die Stadt Borken abgetreten, so dass im Bereich Feld / Hedwigstraße etwa 60 administrativ bislang zu Oeding gehörende Bürger damit zu Burloern geworden sind.[21]

Bildung

Kloster und Gymnasium Mariengarden

Burlo hat mit der Astrid-Lindgren-Grundschule und dem Gymnasium Mariengarden eine Grund- und eine weiterführende Schule im Dorf. Mit dem 2012 eröffneten Forum Mariengarden verfügen Gymnasium und Ort über einen kulturellen Mittelpunkt. Das Forum dient nicht nur der Schule als Aula, sondern wird auch als Theater- und Konzertsaal genutzt. Außerdem gibt es einen katholischen und einen konfessionsunabhängigen Kindergarten in Burlo.[12]

Sehenswürdigkeiten und Freizeitaktivitäten

Weithin bekannt ist Burlo für sein Kloster Mariengarden mit der angeschlossenen Klosterkirche St. Marien. Das Kloster ist Endpunkt des Themenwanderweges Kommiesenpatt, der am St.-Vitus-Grenzstein zwischen Winterswijk, Vreden und Südlohn seinen Ausgang nimmt, und auf seinem Verlauf beiderseits der deutsch-niederländischen Grenze den Themenkomplex rund um die Burloer Konvention informativ aufgreift. In Grenznähe haben sich bei Burlo Reste von Münsterscher und Sickings Landwehr erhalten. Ursprünglich gehörte zum Kloster auch der Gräften- und Teichkomplex des Priors Pollen in Schriewers Hofbusch, von dem sich Reste der Wälle, Wassergräben und Inseln bis in die heutige Zeit erhalten haben. Westlich des Ortes werden die Wege rund um das Burlo-Vardingholter Venn zu Freizeitaktivitäten und Erholung genutzt. In der Nähe des Heideweihers Entenschlatt befindet sich als sehenswertes Naturdenkmal eine ausladende Eiche mit mehr als sechs Meter Stammumfang, deren Alter ca. 250 Jahre betragen dürfte.[22]

Verkehr

Burlo ist über die Landesstraße L 572, die sogenannte Baumwollstraße, im Südwesten mit Bocholt und Rhede, im Nordosten mit Oeding, Vreden und Gronau verbunden. Die Landesstraße L 600 führt ins rund 10 Kilometer entfernte Borken. Weseke ist zudem über die Kreisstraße K 40 erreichbar. Obwohl in unmittelbarer Nähe zur niederländischen Staatsgrenze gelegen, besitzt Burlo lediglich Grenzübertrittsmöglichkeiten für Fußgänger und Zweiräder; der nächste für den Autoverkehr nutzbare Grenzübergang liegt im rund vier Kilometer entfernten Oeding.

Die Bahnstrecke Winterswijk–Gelsenkirchen-Bismarck hatte in Burlo den ersten Bahnhof nach der niederländischen Grenze. Die Strecke wird seit 1979 nur noch zwischen Borken und Gelsenkirchen befahren; der Abschnitt bei Burlo ist stillgelegt und demontiert.

Persönlichkeiten

Commons: Burlo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Webseite der Stadt Borken
  2. Einwohnerentwicklung der Stadt Borken (Memento des Originals vom 1. Juni 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.borken.de
  3. a b Hermann Lübbering: Kloster Burlo. Selbstverlag Heimatverein Vreden, Vreden 1981, S. 16 ff.
  4. Ulrich Söbbing: Streifzug durch die Stadtgeschichte Stadtlohns auf der Webseite des Heimatvereins Stadtlohn.
  5. a b Heinz Heineberg, Klaus Temlitz (Hrsg.): Der Kreis Borken (= Städte und Gemeinden in Westfalen. Band 9). 1. Auflage. Aschendorff, Münster 2004, ISBN 3-402-06272-0, S. 130 f.
  6. Hermann Lübbering: Kloster Burlo. Selbstverlag Heimatverein Vreden, Vreden 1981, S. 18 ff.
  7. Adolph Tibus: Gründungsgeschichte der Stifter, Pfarrkirchen, Klöster und Kapellen im Bereiche des alten Bisthums Münster, mit Ausschluss des ehemaligen friesischen Theils. F. Regensberg, 1867, S. 1048, 1055 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Wilhelm Kohl in Germania Sacra NF 37, 1, Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 7, 1. Die Diözese., S. 438.
  9. a b Hermann Lübbering: Kloster Burlo. Selbstverlag Heimatverein Vreden, Vreden 1981, S. 59 ff.
  10. Hermann Lübbering, Hugo Schnell: Oblatenkloster Mariengarden Burlo (= Kleine Kunstführer / Kirchen u. Klöster. Nr. 881). 1. Auflage. Verlag Schnell und Steiner, München und Zürich 1968, S. 6.
  11. musikkapelle-burlo.de: 1838-2013 – Wir feiern 175-jähriges Bestehen (Memento vom 29. Mai 2016 im Internet Archive)
  12. a b c d e f burlo-borkenwirthe.de: Broschüre des Werbekreises Burlo-Borkenwirthe e.V (Memento vom 8. April 2016 im Internet Archive; PDF; 12,1 MB)
  13. Landwirtschaftliches Wochenblatt vom 13. Mai 2015: Raiffeisen Westmünsterland kommt zu Agri V
  14. Helmut Müller: fünf vor null. Die Besetzung des Münsterlandes 1945. Aktualisierte Auflage. Aschendorff, Münster 2005, ISBN 3-402-06042-6, S. 56.
  15. a b Webseite der Evangelischen Kirchengemeinde Oeding-Stadtlohn-Vreden: Mar Odisho & Mar Qardagh Kirche, Burlo, abgerufen am 9. April 2021.
  16. Gelsenrot-Spezialstoffe GmbH Unternehmenschronik (online)
  17. grenzerlebnisse.de: Borken: Kultur, Natur und Flair (Memento vom 5. April 2016 im Internet Archive)
  18. Neue Presse vom 4. Januar 2011: Petrotec: Unser Produkt wurde missbraucht (Memento des Originals vom 1. Juni 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.neuepresse.de
  19. Drei Gemeinden – eine Pfarrei “St. Ludgerus”
  20. Kreisheimatbrief Borken 237 (Mai/Juni 2015): Heimathaus mit Klosterblick – Heimatverein Burlo-Borkenwirthe darf altes Bauernhaus am Vennweg aufstellen (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive; PDF; 2,9 MB, Seite 18)
  21. Edgar Rabe in Borkener Zeitung vom 30. Dezember 2020: Stadt Borken begrüßt Neubürger in Burlo – Gebietsänderung tritt Freitag in Kraft
  22. Baumfreund: Eiche NSG Entenschlatt, Register-Nr.: 3472