„Erdowie, Erdowo, Erdogan“ – Versionsunterschied

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'''''Erdowie, Erdowo, Erdogan''''' ist Titel und Refrain eines Liedes über den [[Türkei|türkischen]] [[Präsident der Republik Türkei|Präsidenten]] [[Recep Tayyip Erdoğan]], das am 17. März 2016 in der [[Norddeutscher Rundfunk|NDR]]-Satiresendung ''[[extra 3]]'' im [[Das Erste|Ersten]] ausgestrahlt wurde. Er wurde in der Diskussion um das Lied, begünstigt durch die Aussprache des Namens Erdoğan [ˈɛɾdoɑn], oft „Erdowie, Erdowo, Erdowahn“ zitiert. Die Ausstrahlung des Liedes war Anlass für die zweimalige Einbestellung des [[Liste der deutschen Botschafter in der Türkei|deutschen Botschafters in der Türkei]], [[Martin Erdmann (Diplomat)|Martin Erdmann]], die in der Presse oft als Eingriff in die [[Pressefreiheit]] bewertet wurde. Die weiterhin seitens der Türkei geforderte Konsequenz, die Sendung abzusetzen, blieb ebenso ignoriert wie die Forderung nach einer Löschung des Liedes.


Melodie und Teile des Textes stammen aus dem Song ''[[Irgendwie, irgendwo, irgendwann]]'' des [[Deutschland|deutschen]] [[Musiker]]s [[Uwe Fahrenkrog-Petersen]] und der Band [[Nena (Band)|Nena]] (1984).
'''„Erdowie, Erdowo, Erdogan“''', in einigen Rezensionen auch ''„Erdowie, Erdowo, Erdowahn“'', ist der Titel eines Liedes aus der politischen [[Extra 3|Satiresendung Extra 3]] des deutschen Fernsehsenders [[Norddeutscher Rundfunk|NDR]] über den Türkischen Präsidenten ''Erdoğan''. Erdogan war verärgert und bestellte den Deutschen Botschafter ein. Das wurde in der Presse als Eingriff in die Pressefreiheit bewertet. Inzwischen eskaliert das Ganze und einge sprechen von einer „Staatskrise“.


== Erdowahn ==
== Erdowahn ==
„Erdowahn“ ist ein [[Kunstwort]], zusammengesetzt aus dem Nachnamen ''Erdoğan'' und dem Wort ''Wahn''. [[Erdoğan]] ist der Nachname des Türkischen Präsidenten [[Recep Tayyip Erdoğan]] und bedeutet: „tapfer, mutig, beherzt Geborener“ oder auch „als Soldat (Kämpfer) Geborener“, gebildet aus den Elementen ''er'' („Mann“; „Soldat“) und ''doğan'' („Falke“). [[Wahn]] ist ein psychiatrisches Krankheitssymptom, bei dem der Patient an einer Überzeugung unbeirrt festhält, trotz der Unvereinbarkeit mit der objektiv nachprüfbaren Realität.
„Erdowahn“ ist ein [[Portmanteauwort]], zusammengesetzt aus dem Nachnamen ''Erdoğan'' und dem Wort ''Wahn''. Erdoğan ist der Nachname des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und bedeutet: „tapfer, mutig, beherzt Geborener“ oder auch „als Soldat (Kämpfer) Geborener“, gebildet aus den Elementen ''er'' („Mann“; „Soldat“) und ''doğan'' („der Geborene“, von „doğmak“, d. h. „geboren werden“). [[Wahn]] ist ein psychiatrisches Krankheitssymptom, bei dem der Patient an einer Überzeugung unbeirrt festhält, trotz der Unvereinbarkeit mit der objektiv nachprüfbaren Realität.


Weltweit bekannt wurde das Kunstwort durch „Erdowie, Erdowo, Erdowahn“, wie der Titel des Liedes nach der Ausstrahlung in der politischen Satiresendung Extra 3 (NDR) oft rezitiert wurde, insbesondere nach der darauf folgende Satiresendung von [[Jan Böhmermann]] im [[Neo Magazin Royale]] des [[ZDF]] und nach den Reaktionen des Türkischen Präsidenten. <ref>[http://www.sueddeutsche.de/kolumne/debattesz-erdowahn-1.2925571 Süddeutsche Zeitung: „Erdowahn“ (zu Pressefreiheit)]</ref> <ref>[https://www.compact-shop.de/produkt/compact-magazin-april-2016/ Compact parodiert „Merkel im Erdowahn“ auf Titelseite], [https://www.youtube.com/watch?v=JsiZTnUtAdU (Video über Hintergrund in CompactTV)]</ref> <ref>[https://netzfrauen.org/2016/03/29/erdowahn-nach-song-erdowie-erdowo-erdogan-von-extra3/ Netzfrauen: „Erdowahn hat wieder zugeschlagen“ (Hintergrund und Skandale)]</ref>
Weltweit bekannt wurde das Kunstwort durch ''Erdowie, Erdowo, Erdowahn'', wie der Titel des Liedes nach der Ausstrahlung in der politischen Satiresendung ''extra 3'' oft rezitiert wurde, insbesondere nach der darauf folgenden Satiresendung von [[Jan Böhmermann]] im [[Neo Magazin Royale]] des [[ZDF]] und nach den Reaktionen des türkischen Präsidenten.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.sueddeutsche.de/kolumne/debattesz-erdowahn-1.2925571 |titel=Erdowahn |werk=[[Süddeutsche Zeitung|Süddeutsche.de]] |datum=2016-03-29 |zugriff=2016-04-18}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.compact-shop.de/produkt/compact-magazin-april-2016/ |titel=Compact-Magazin April 2016 |werk=[[Compact (Magazin)]] |datum=2016-04 |zugriff=2016-04-18}}</ref>
{{Hauptartikel|Böhmermann-Affäre}}


„Erdowahn“ ist aber älter. Bereits 2014 wurde der Begriff in der Satiresendung [[heute show]] des ZDF verwendet.<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=uW_sElKXJFo Oliver Welke über Diktator ErdoWAHN - heute show ZDF 23.05.2014]</ref> <ref>[http://www.mundmische.de/bedeutung/37790-Erdowahn Mundmische: Bedeutung von „Erdowahn“]</ref>
Der Begriff „Erdowahn“ wurde bereits am 23. Mai 2014 in der Satiresendung [[heute-show]] des ZDF verwendet.<ref>{{YouTube|id=uW_sElKXJFo|title=Oliver Welke über Diktator ErdoWAHN heute show ZDF 23.05.2014}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.sprachnudel.de/woerterbuch/Erdowahn |titel=Erdowahn |werk=Sprachnudel.de |zugriff=2024-04-23}}</ref>


== Inhalt ==
== Inhalt ==
Der Song besteht aus dem Liedtext, untermalt mit Fernsehbildern und Texten aus Nachrichtensendungen, nach der Melodie von [[Nena]]s „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“.
Der Song besteht aus dem Liedtext, untermalt mit Fernsehbildern und Texten aus Nachrichtensendungen, nach der Melodie von [[Nena]] „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“. Er beginnt harmlos mit ''„Wer lebt auf großem Fuss? Der Boss vom Bosporus“'', im Hintergrund [[Cumhurbaşkanlığı Sarayı|sein Palast]], ein protziger Bau mit 1000 Zimmern, errichtet ohne Baugenehmigung in einem Naturschutzgebiet. Steigert sich dann von innenpolitischen Themen wie [[Pressefreiheit]]: ''„Bei Pressefreiheit kriegt er 'n Hals“'' und ''„Ein Journalist, der was verfasst das Erdogan nicht passt, ist morgen schon im Knast“'', mit Bildern von Verhaftungen von kritischen Journalisten <ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/tuerkei-prozess-journalisten-101.html Tagesschau: „Pressefreiheit, wie Erdogan sie sieht“, Prozess gegen Journalisten in der Türkei]</ref> und der Stürmung eines Fernsehsenders,<ref>[http://www.focus.de/politik/ausland/beamte-setzten-traenengas-ein-waehrend-der-live-sendung-erdogan-laesst-tv-sender-stuermen_id_5045928.html Focus: „Erdogan lässt TV-Sender stürmen“ (Bügün-TV 2015]</ref> [[Meinungsfreiheit]]: ''„Er denkt nicht lange nach und fährt mit Wasserwerfern und Tränengas durch die Nacht“'', mit entsprechenden Bildern zu [[Staatsgewalt]] gegen das eigene Volk - zu aussenpolitischen Themen wie [[Diplomatisches Protokoll]] und Umgang mit der Bundeskanzlerin: ''„Sei schön charmant, denn er hat dich in der Hand“'', mit einer Kanzlerin, die von ihm zum Handschlag genötigt wird. Der Refrain: ''„Erdowie Erdowas Erdowahn“''. Demokratie und Diktatur: ''„Die Zeit ist reif für sein Groß-Osmanisches-Reich“'', mit Bildern von knüppelnden Polizisten, [[Frauenrechte_in_der_Türkei#Aktuelle_Situation|Gewalt gegen Frauen]]: ''„Gleiche Rechte für die Frauen, die werden auch verhauen“'', mit Bildern der Polizei in Istambul, die eine Demonstration zum [[Weltfrauentag]] gewaltsam auflöst und eine wehrlose Frau mit einem Knüppel schlägt, ''„Ist das Wahlergebnis schlecht, das ruckelt er zurecht“'', mit Bildern von Erduan, wie er an einer Wahlbox rüttelt, [[Türkische Offensive gegen die PKK 2015|Kurden]] und [[Islamischer Staat (Organisation)|Islamischer Staat]]: ''„Kurden hasst er wie die Pest, die bombardiert er auch, viel lieber als die Glaubensbrüder drüben beim IS“'', mit Aufnahmen einer kurdischen Beerdigung und einer Bombardierung, [[Flüchtlingskrise_in_Europa_ab_2015#EU-Türkei-Abkommen_vom_18._März_2016|Flüchtlinge]]: ''„Gib ihm dein Geld, er baut dir ein Flüchtlingszelt''“, mit einem Bild von einem windigen Zelt, auf das ein Preisschild mit 6 Milliarden Euro fällt, [[Beitrittsverhandlungen_der_Türkei_mit_der_Europäischen_Union#2009_bis_2013|EU-Beitritt]]: ''„Sein Land ist reif für'n EU-Beitritt, er pfeift auf die Demokratie - 'tschü' mit 'Ü' sagt Erdogan“''. Der Schluss: ''„Und er reitet in den Sonnenuntergang...“'', mit Bildern, wie Erdogan schmerzhaft vom Rodeopferd fällt.<ref>Songtext nach einer Kopie des Originaltextes der Redaktion Extra 3 (Zitate kursiv)</ref> <ref>[http://www.taz.de/!5287127/ TAZ: „Erdowie, Erdowo, Erdogan“, Songtext in deutsch und türkisch]</ref>

Der Text beginnt mit „Er lebt auf großem Fuß, der Boss vom [[Bosporus]], im Hintergrund [[Cumhurbaşkanlığı Sarayı|sein Palast]], ein Bau mit 1000 Zimmern, errichtet ohne Baugenehmigung im [[Atatürk Orman Çiftliği]]. Er steigert sich dann von innenpolitischen Themen wie Pressefreiheit: „Bei Pressefreiheit kriegt er ’n Hals“ und „Ein Journalist, der was verfasst, das Erdoğan nicht passt, ist morgen schon im Knast“, mit Bildern von Verhaftungen von kritischen Journalisten<ref>{{Internetquelle |autor=Gunnar Köhne |url=https://www.tagesschau.de/ausland/tuerkei-prozess-journalisten-101.html |titel=Pressefreiheit, wie Erdogan sie sieht |werk=[[Tagesschau.de]] |datum=2016-03-25 |zugriff=2016-04-18}}</ref> und der Stürmung eines Fernsehsenders,<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.focus.de/politik/ausland/beamte-setzten-traenengas-ein-waehrend-der-live-sendung-erdogan-laesst-tv-sender-stuermen_id_5045928.html |titel=Während der Live-Sendung: Erdogan lässt TV-Sender stürmen |werk=[[Focus Online]] |datum=2015-10-28 |zugriff=2016-04-18}}</ref> [[Meinungsfreiheit]]: „Er denkt nicht lange nach und fährt mit [[Tränengas]] und [[Wasserwerfer]]n durch die Nacht“, mit entsprechenden Bildern zu [[Staatsgewalt]] gegen das eigene Volk zu außenpolitischen Themen wie [[Diplomatisches Protokoll]] und Umgang mit der Bundeskanzlerin: „Sei schön charmant, denn er hat dich in der Hand“, mit der deutschen Bundeskanzlerin [[Angela Merkel]], die von ihm zum Handschlag genötigt wird. Der Refrain lautet „Erdowie, Erdowo, Erdowahn“. Demokratie und Diktatur: „Die Zeit ist reif für sein [[Osmanisches Reich|Groß-Osmanisches Reich]]“, mit Bildern von knüppelnden Polizisten, [[Frauenrechte in der Türkei#Situation seit 2000|Gewalt gegen Frauen]]: „Gleiche Rechte für die Frau’n, die werden auch verhau’n“, mit Bildern der Polizei in Istanbul, die eine Demonstration zum [[Internationaler Frauentag|Weltfrauentag]] gewaltsam auflöst und eine wehrlose Frau mit einem Knüppel schlägt, „Ist das Wahlergebnis schlecht, das ruckelt er zurecht“, mit Bildern von Erdoğan, wie er an einer [[Wahlurne]] rüttelt, Kurden und [[Islamischer Staat (Organisation)|Islamischer Staat]]: „Kurden hasst er wie die Pest, die bombardiert er auch viel lieber als die Glaubensbrüder drüben beim [[Islamischer Staat (Organisation)|IS]]“, mit Aufnahmen einer kurdischen Beerdigung und einer Bombardierung, [[Flüchtlingskrise in Europa ab 2015#Abkommen mit der Türkei|Flüchtlinge]]: „Gib ihm dein Geld, er baut dir ein Flüchtlingszelt“, mit einem Bild von einem windigen Zelt, auf das ein Preisschild mit 6 Milliarden Euro fällt, [[Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der Europäischen Union#2009 bis 2013|EU-Beitritt]]: „Sein Land ist reif für ’n EU-Beitritt, er pfeift auf Demokratie ‚tschü‘ mit ‚Ü‘ sagt Erdoğan“. Der Schluss lautet „Und er reitet in den Sonnenuntergang …“, mit Bildern, wie Erdoğan schmerzhaft vom [[Rodeo]]pferd fällt und danach mit einem Handzeichen deutlich macht, dass nunmehr Schluss mit lustig ist.<ref>Songtext nach einer Kopie des Originaltextes der Redaktion extra 3 (Zitate kursiv)</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://taz.de/Erdoan-Song-in-Satiresendung-Extra-3/!5287127/ |titel=Erdowie, Erdowo, Erdoğan |werk=[[Die Tageszeitung|taz.de]] |datum=2016-03-29 |zugriff=2016-04-18}}</ref>


== Verlauf ==
== Verlauf ==
Der Song wurde am 17.3.2016 in der politischen Satiresendung [[Extra 3]] des NDR veröffentlicht. Es ist seither in der Mediathek des NDR zu sehen.<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=HMQkV5cTuoY&nohtml5 „Erdowie, Erdowas, Erdogan“, Musikvideo in der Mediathek des NDR]</ref> Eine Kopie wurde auf YouTube veröffentlicht, <ref>[https://www.youtube.com/watch?v=R2e2yHjc_mc „Erdowie, Erdowas, Erdogan“, Musikvideo auf Youtube]</ref>, sowie eine Übersetzung auf Türkisch<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=349VWBGICUQ „Erdowie, Erdowas, Erdogan“, Musikvideo auf Youtube (mit türkischen Untertiteln)]</ref> und Englisch <ref>[https://www.youtube.com/watch?v=R2e2yHjc_mc „Erdowie, Erdowas, Erdogan“, Musikvideo auf Youtube (mit englischen Untertiteln)]</ref>
Der Song wurde am 17. März 2016 in der politischen NDR-Satiresendung ''extra 3'' im Ersten gesendet. Er ist seither in der [[Mediathek]] des Senders<ref>{{Internetquelle |url=http://daserste.ndr.de/extra3/sendungen/Song-Erdowie-Erdowo-Erdogan,extra11036.html |titel=Song: Erdowie, Erdowo, Erdogan |werk=[[Norddeutscher Rundfunk]] |datum=2016-03-17 |zugriff=2016-04-18}}</ref> sowie auf [[YouTube]] zu sehen,<ref>{{YouTube|R2e2yHjc_mc|Song: Erdowie, Erdowo, Erdoğan &#124; extra 3 &#124; NDR}}</ref> wo das Video auch mit optionalen englischen Untertiteln versehen wurde. Zusätzlich existiert eine Übersetzung auf Türkisch.<ref>{{YouTube|349VWBGICUQ|Şarkı: Erdowie, Erdowo, Erdoğan (türkçe altyazılı) &#124; extra 3 &#124; NDR}}</ref> Zwei Wochen später, am 30. März 2016, wurde in der Satiresendung ''extra 3'' ebenfalls eine deutsche Version mit türkischen Untertiteln ausgestrahlt.


Der Türkische Präsident war verärgert und bestellte den Deutschen Botschafter gleich zweimal ins Auswärtige Amt in Ankara ein ([[Diplomatie#Sanktionsmöglichkeiten_des_Empfangsstaats|diplomatische Sanktion]]). Der Botschafter erklärte dort: „dass Rechtsstaatlichkeit, die Unabhängigkeit der Justiz und der Schutz grundlegender Freiheiten, einschließlich der Presse- und Meinungsfreiheit, hohe Güter seien, die gemeinsam geschützt werden müssten.<ref>[http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-03/tuerkei-recep-tayyip-erdogan-extra-3-satire-auswaertige-amt Boschaft des Deutschen Botschafters an Präsident Erduan (Zitat und Hintergrpünde in der Zeit, 23.3.2016)]</ref> Der Aussenminister Frank Walter Steinmeier sagte: „Ich finde, dass wir von einem Partnerland der Europäischen Union erwarten können (...), dass es unsere gemeinsamen europäischen Werte teilt.“ Die Bundeskanzlerin äusserte sich nicht. Der EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker unterstützte die Bundesregierung. Die Entscheidung, den deutschen Botschafter einzubestellen, werde vom ihm "nicht begrüßt". Durch einen solchen Schritt rücke die Türkei "weiter von der EU ab". <ref>[http://www.heute.de/erdogan-satire-steinmeier-tuerkei-sollte-europaeische-werte-teilen-42913960.html Heute.de: „Steinmeier: Türkei sollte europäische Werte teilen“ und „Juncker: Türkei rückt von EU ab“]</ref>
Der türkische Präsident war verärgert und ließ den deutschen Botschafter [[Martin Erdmann (Diplomat)|Martin Erdmann]] zweimal ins [[Ministerium für auswärtige Angelegenheiten (Türkei)|türkische Außenministerium]] in [[Ankara]] einbestellen ([[Diplomatie#Sanktionsmöglichkeiten des Empfangsstaats|diplomatische Sanktion]]). Der Botschafter erklärte dort am 22. März, dass [[Rechtsstaatlichkeit]], die [[Unabhängigkeit der Justiz]] und der Schutz grundlegender Freiheiten, einschließlich der [[Pressefreiheit|Presse-]] und [[Meinungsfreiheit]], hohe Güter seien, die gemeinsam geschützt werden müssten.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-03/tuerkei-recep-tayyip-erdogan-extra-3-satire-auswaertige-amt |titel=Deutscher Botschafter verteidigt Erdoğan-Satire |werk=[[Die Zeit|Zeit Online]] |datum=2016-03-29 |zugriff=2016-04-18}}</ref> Der damalige Außenminister [[Frank-Walter Steinmeier]] sagte: „Ich finde, dass wir von einem Partnerland der Europäischen Union erwarten können […], dass es unsere gemeinsamen europäischen Werte teilt.“ Die Bundeskanzlerin äußerte sich nicht. Der EU-Kommissionspräsident [[Jean-Claude Juncker]] unterstützte die Bundesregierung. Die Entscheidung, den deutschen Botschafter einzubestellen, werde von ihm „nicht begrüßt“. Durch einen solchen Schritt rücke die Türkei „weiter von der EU ab“.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.heute.de/erdogan-satire-steinmeier-tuerkei-sollte-europaeische-werte-teilen-42913960.html |titel=Steinmeier: Türkei sollte europäische Werte teilen |werk=[[Heute (Fernsehsendung)|heute-Nachrichten]] |datum=2016-03-30 |zugriff=2016-04-18 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160417224929/http://www.heute.de/erdogan-satire-steinmeier-tuerkei-sollte-europaeische-werte-teilen-42913960.html |archiv-datum=2016-04-17 }}</ref>


Die Europäische Presse und die Leser stellen sich hinter Extra 3. <ref>[http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/erdogan-contra-extra3-satire-erdowie-erdowo-erdogan-14149807.html FAZ: „Geschenk an deutsche Satiriker“]</ref> <ref>[http://www.focus.de/politik/videos/kritik-an-satire-sendung-so-kreativ-spottet-das-netz-ueber-erdogan_id_5394162.html Focus: „So kreativ spottet das Netz über Erdogan“]</ref> <ref>[http://www.n-tv.de/politik/Das-Netz-ueberschuettet-Erdogan-mit-Spott-article17336671.html n-tv: „Das Netz überschüttet Erdoğan mit Spott“]</ref>
Die europäische Presse und die Leser stellen sich mehrheitlich hinter ''extra 3''.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Julia Bähr]] |url=http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/erdogan-contra-extra3-satire-erdowie-erdowo-erdogan-14149807.html |titel=Einladung zur Fernsteuerung |werk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|Faz.net]] |datum=2016-03-29 |zugriff=2016-04-18}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.focus.de/politik/videos/kritik-an-satire-sendung-so-kreativ-spottet-das-netz-ueber-erdogan_id_5394162.html |titel=So kreativ spottet das Netz über Erdogan |werk=Focus Online |datum=2016-03-31 |zugriff=2016-04-18}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.n-tv.de/politik/Das-Netz-ueberschuettet-Erdogan-mit-Spott-article17336671.html |titel=Das Netz überschüttet Erdoğan mit Spott |werk=[[N-tv|n-tv.de]] |datum=2016-03-29 |zugriff=2016-04-18}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=[[Kate Connolly]] |url=https://www.theguardian.com/world/2016/mar/29/turkey-german-video-mocking-president-recep-tayyip-erdogan |titel=Turkey 'demands deletion' of German video mocking Erdoğan |werk=[[The Guardian]] |datum=2016-03-29 |zugriff=2016-04-18 |sprache=en}}</ref>


Das Ganze eskalierte dann am 31.3. mit der Satiresendung „Neo Magazin Royale“ des ZDF, in dem Jan Böhmermann den Unterschied zwischen [[Satire]] und [[Beleidigung]] erklärte und dazu beispielhaft einen Text in Form eines [[Spott|Spottgedicht]]es nutzte, und dadurch dass der Türkische Präsident durch seine darauf folgenden Reaktionen weiter eskalierte.
Die Ereignisse eskalierten am 31. März mit der Satiresendung ''[[Neo Magazin Royale]]'' des ZDF, in der Jan Böhmermann erklärte, auf satirische Weise den Unterschied zwischen legaler [[Satire]] und illegaler [[Schmähkritik]] erläutern zu wollen, und dazu beispielhaft ein [[Spott]]gedicht auf den türkischen Präsidenten vortrug.

{{Hauptartikel|Böhmermann-Affäre}}
Am 23. März des darauffolgenden Jahres strahlte ''extra 3'' einen zweiten Song auf Basis des ebenfalls von [[Nena]] stammenden Liedes ''[[99 Luftballons]]'' aus.

{{siehe auch|Böhmermann-Affäre}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />

== Weblinks ==
* {{YouTube|id=R2e2yHjc_mc|title=Erdowie, Erdowo, Erdogan}}
* {{YouTube|id=349VWBGICUQ|title=Erdowie, Erdowo, Erdoğan mit türkischen Untertiteln}}

{{SORTIERUNG:Erdowie Erdowo Erdogan}}
[[Kategorie:Satire]]
[[Kategorie:Musikvideo]]
[[Kategorie:Lied 2016]]
[[Kategorie:Norddeutscher Rundfunk (Fernsehen)]]
[[Kategorie:Politische Affäre in der Bundesrepublik Deutschland]]
[[Kategorie:Deutsch-türkische Beziehungen]]
[[Kategorie:ZDF]]
[[Kategorie:Ereignis 2016]]
[[Kategorie:Politik 2016]]
[[Kategorie:Recep Tayyip Erdoğan]]
[[Kategorie:Filmtitel 2016]]

Aktuelle Version vom 23. April 2024, 19:19 Uhr

Erdowie, Erdowo, Erdogan
Veröffentlichung 17. März 2016
Länge 1:52
Genre(s) Satire
Autor(en) Uwe Fahrenkrog-Petersen, Carlo Karges (Original)/Dennis Kaupp, Jesko Friedrich (extra 3)

Erdowie, Erdowo, Erdogan ist Titel und Refrain eines Liedes über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, das am 17. März 2016 in der NDR-Satiresendung extra 3 im Ersten ausgestrahlt wurde. Er wurde in der Diskussion um das Lied, begünstigt durch die Aussprache des Namens Erdoğan [ˈɛɾdoɑn], oft „Erdowie, Erdowo, Erdowahn“ zitiert. Die Ausstrahlung des Liedes war Anlass für die zweimalige Einbestellung des deutschen Botschafters in der Türkei, Martin Erdmann, die in der Presse oft als Eingriff in die Pressefreiheit bewertet wurde. Die weiterhin seitens der Türkei geforderte Konsequenz, die Sendung abzusetzen, blieb ebenso ignoriert wie die Forderung nach einer Löschung des Liedes.

Melodie und Teile des Textes stammen aus dem Song Irgendwie, irgendwo, irgendwann des deutschen Musikers Uwe Fahrenkrog-Petersen und der Band Nena (1984).

Erdowahn

„Erdowahn“ ist ein Portmanteauwort, zusammengesetzt aus dem Nachnamen Erdoğan und dem Wort Wahn. Erdoğan ist der Nachname des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und bedeutet: „tapfer, mutig, beherzt Geborener“ oder auch „als Soldat (Kämpfer) Geborener“, gebildet aus den Elementen er („Mann“; „Soldat“) und doğan („der Geborene“, von „doğmak“, d. h. „geboren werden“). Wahn ist ein psychiatrisches Krankheitssymptom, bei dem der Patient an einer Überzeugung unbeirrt festhält, trotz der Unvereinbarkeit mit der objektiv nachprüfbaren Realität.

Weltweit bekannt wurde das Kunstwort durch Erdowie, Erdowo, Erdowahn, wie der Titel des Liedes nach der Ausstrahlung in der politischen Satiresendung extra 3 oft rezitiert wurde, insbesondere nach der darauf folgenden Satiresendung von Jan Böhmermann im Neo Magazin Royale des ZDF und nach den Reaktionen des türkischen Präsidenten.[1][2]

Der Begriff „Erdowahn“ wurde bereits am 23. Mai 2014 in der Satiresendung heute-show des ZDF verwendet.[3][4]

Inhalt

Der Song besteht aus dem Liedtext, untermalt mit Fernsehbildern und Texten aus Nachrichtensendungen, nach der Melodie von Nenas „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“.

Der Text beginnt mit „Er lebt auf großem Fuß, der Boss vom Bosporus“, im Hintergrund sein Palast, ein Bau mit 1000 Zimmern, errichtet ohne Baugenehmigung im Atatürk Orman Çiftliği. Er steigert sich dann von innenpolitischen Themen wie Pressefreiheit: „Bei Pressefreiheit kriegt er ’n Hals“ und „Ein Journalist, der was verfasst, das Erdoğan nicht passt, ist morgen schon im Knast“, mit Bildern von Verhaftungen von kritischen Journalisten[5] und der Stürmung eines Fernsehsenders,[6] Meinungsfreiheit: „Er denkt nicht lange nach und fährt mit Tränengas und Wasserwerfern durch die Nacht“, mit entsprechenden Bildern zu Staatsgewalt gegen das eigene Volk – zu außenpolitischen Themen wie Diplomatisches Protokoll und Umgang mit der Bundeskanzlerin: „Sei schön charmant, denn er hat dich in der Hand“, mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die von ihm zum Handschlag genötigt wird. Der Refrain lautet „Erdowie, Erdowo, Erdowahn“. Demokratie und Diktatur: „Die Zeit ist reif für sein Groß-Osmanisches Reich“, mit Bildern von knüppelnden Polizisten, Gewalt gegen Frauen: „Gleiche Rechte für die Frau’n, die werden auch verhau’n“, mit Bildern der Polizei in Istanbul, die eine Demonstration zum Weltfrauentag gewaltsam auflöst und eine wehrlose Frau mit einem Knüppel schlägt, „Ist das Wahlergebnis schlecht, das ruckelt er zurecht“, mit Bildern von Erdoğan, wie er an einer Wahlurne rüttelt, Kurden und Islamischer Staat: „Kurden hasst er wie die Pest, die bombardiert er auch viel lieber als die Glaubensbrüder drüben beim IS“, mit Aufnahmen einer kurdischen Beerdigung und einer Bombardierung, Flüchtlinge: „Gib ihm dein Geld, er baut dir ein Flüchtlingszelt“, mit einem Bild von einem windigen Zelt, auf das ein Preisschild mit 6 Milliarden Euro fällt, EU-Beitritt: „Sein Land ist reif für ’n EU-Beitritt, er pfeift auf Demokratie – ‚tschü‘ mit ‚Ü‘ sagt Erdoğan“. Der Schluss lautet „Und er reitet in den Sonnenuntergang …“, mit Bildern, wie Erdoğan schmerzhaft vom Rodeopferd fällt und danach mit einem Handzeichen deutlich macht, dass nunmehr Schluss mit lustig ist.[7][8]

Verlauf

Der Song wurde am 17. März 2016 in der politischen NDR-Satiresendung extra 3 im Ersten gesendet. Er ist seither in der Mediathek des Senders[9] sowie auf YouTube zu sehen,[10] wo das Video auch mit optionalen englischen Untertiteln versehen wurde. Zusätzlich existiert eine Übersetzung auf Türkisch.[11] Zwei Wochen später, am 30. März 2016, wurde in der Satiresendung extra 3 ebenfalls eine deutsche Version mit türkischen Untertiteln ausgestrahlt.

Der türkische Präsident war verärgert und ließ den deutschen Botschafter Martin Erdmann zweimal ins türkische Außenministerium in Ankara einbestellen (diplomatische Sanktion). Der Botschafter erklärte dort am 22. März, dass Rechtsstaatlichkeit, die Unabhängigkeit der Justiz und der Schutz grundlegender Freiheiten, einschließlich der Presse- und Meinungsfreiheit, hohe Güter seien, die gemeinsam geschützt werden müssten.[12] Der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte: „Ich finde, dass wir von einem Partnerland der Europäischen Union erwarten können […], dass es unsere gemeinsamen europäischen Werte teilt.“ Die Bundeskanzlerin äußerte sich nicht. Der EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker unterstützte die Bundesregierung. Die Entscheidung, den deutschen Botschafter einzubestellen, werde von ihm „nicht begrüßt“. Durch einen solchen Schritt rücke die Türkei „weiter von der EU ab“.[13]

Die europäische Presse und die Leser stellen sich mehrheitlich hinter extra 3.[14][15][16][17]

Die Ereignisse eskalierten am 31. März mit der Satiresendung Neo Magazin Royale des ZDF, in der Jan Böhmermann erklärte, auf satirische Weise den Unterschied zwischen legaler Satire und illegaler Schmähkritik erläutern zu wollen, und dazu beispielhaft ein Spottgedicht auf den türkischen Präsidenten vortrug.

Am 23. März des darauffolgenden Jahres strahlte extra 3 einen zweiten Song auf Basis des ebenfalls von Nena stammenden Liedes 99 Luftballons aus.

Einzelnachweise

  1. Erdowahn. In: Süddeutsche.de. 29. März 2016, abgerufen am 18. April 2016.
  2. Compact-Magazin April 2016. In: Compact (Magazin). April 2016, abgerufen am 18. April 2016.
  3. Oliver Welke über Diktator ErdoWAHN – heute show ZDF 23.05.2014 auf YouTube
  4. Erdowahn. In: Sprachnudel.de. Abgerufen am 23. April 2024.
  5. Gunnar Köhne: Pressefreiheit, wie Erdogan sie sieht. In: Tagesschau.de. 25. März 2016, abgerufen am 18. April 2016.
  6. Während der Live-Sendung: Erdogan lässt TV-Sender stürmen. In: Focus Online. 28. Oktober 2015, abgerufen am 18. April 2016.
  7. Songtext nach einer Kopie des Originaltextes der Redaktion extra 3 (Zitate kursiv)
  8. Erdowie, Erdowo, Erdoğan. In: taz.de. 29. März 2016, abgerufen am 18. April 2016.
  9. Song: Erdowie, Erdowo, Erdogan. In: Norddeutscher Rundfunk. 17. März 2016, abgerufen am 18. April 2016.
  10. Song: Erdowie, Erdowo, Erdoğan | extra 3 | NDR auf YouTube
  11. Şarkı: Erdowie, Erdowo, Erdoğan (türkçe altyazılı) | extra 3 | NDR auf YouTube
  12. Deutscher Botschafter verteidigt Erdoğan-Satire. In: Zeit Online. 29. März 2016, abgerufen am 18. April 2016.
  13. Steinmeier: Türkei sollte europäische Werte teilen. In: heute-Nachrichten. 30. März 2016, archiviert vom Original am 17. April 2016; abgerufen am 18. April 2016.
  14. Julia Bähr: Einladung zur Fernsteuerung. In: Faz.net. 29. März 2016, abgerufen am 18. April 2016.
  15. So kreativ spottet das Netz über Erdogan. In: Focus Online. 31. März 2016, abgerufen am 18. April 2016.
  16. Das Netz überschüttet Erdoğan mit Spott. In: n-tv.de. 29. März 2016, abgerufen am 18. April 2016.
  17. Kate Connolly: Turkey 'demands deletion' of German video mocking Erdoğan. In: The Guardian. 29. März 2016, abgerufen am 18. April 2016 (englisch).