„Fachklinik Haus Immanuel“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Krankenhaus
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| Name = Fachklinik Haus Immanuel
| Logo = Logo Haus Immanuel.jpg
| Logogrösse = <!-- Nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel 81px -->
| Zugehörigkeit =
| Trägerschaft = Deutscher Gemeinschafts-Diakonieverband GmbH in Marburg/Lahn
| Versorgungsstufe =
| Bettenzahl = 60 Betten für alkohol- und medikamentenabhängige Frauen und 12 Betten für Begleitkinder (0 bis 12 Jahre)
| Ort = Hutschdorf bei Thurnau (Landkreis Kulmbach)
| Breitengrad = 50.039702
| Längengrad = 11.415192
| Region-ISO = DE-BY
| Nebenbox = <!-- Flag, falls gesetzt, wird die Artikelkoordinate unterdrückt, Wert egal -->
| Bundesland = [[Bayern]]
| Staat = [[Deutschland]]
| Leitung = Gotthard Lehner
| Leitungstitel = Klinikleiter
| Mitarbeiterzahl = 50
| davon Ärzte = 2,0 Vollstellen
| Fachgebiete = Fachklinik für die Behandlung alkohol- und medikamentenabhängiger Frauen
| Jahresetat =
| Gründungsdatum = 3. März 1907
| Website = [https://www.haus-immanuel.de/ www.haus-immanuel.de]
}}
Die '''Fachklinik Haus Immanuel''' in [[Hutschdorf]] bei [[Thurnau]] ([[Landkreis Kulmbach]]) wurde 1907 von Ernst Keupp als Trinkerheilstätte gegründet und ist die älteste [[Fachklinik]] in [[Bayern]]. Die Klinik ist heute als Einrichtung des [[Deutscher Gemeinschafts-Diakonieverband|Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverbandes]] auf die Behandlung alkohol- und medikamentenabhängiger Frauen spezialisiert.


== Geschichte ==
Die Einrichtung wurde am 3. März 1907 vom damaligen Ortspfarrer Ernst Keupp in [[Hutschdorf]] zur Behandlung alkoholabhängiger Menschen als erste Trinkerheilstätte Bayerns gegründet. Das Haus Immanuel ist somit die älteste Fachklinik in Bayern.<ref>{{Literatur |Autor=Martius Wilhelm |Titel=Deutsche Trinkerheilstätten: Geschichte und Aufgaben des Verbandes von Trinkerheilstätten des deutschen Sprachgebiets |Verlag=Mässigkeits-Verlag |Datum=1908 |Seiten=74}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Reinhold Aßfalg |Titel=Von der Bekämpfung des Lasters zur Behandlung des Kranken |Verlag=ecomed verlagsgesellschaft |Ort=Landsberg/Lech |Datum=2003 |ISBN=3-609-16187-6 |Seiten=74}}</ref>
1914 wurde die Fachklinik zu einem [[Lazarett]] vor allem für die Behandlung alkoholabhängiger Soldaten umfunktioniert. Nach dem Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] wurde Pfarrer Keupp zum Rektor des Gemeinschafts-Diakonissen-Mutterhauses [[Stiftung Hensoltshöhe|Hensoltshöhe]] in [[Gunzenhausen]] berufen. Er übernahm das Amt unter der Prämisse, dass die Hensoltshöhe seine in Hutschdorf begonnene Arbeit übernimmt. So sind seit 1919 [[Diakonissen]] des [[Deutscher Gemeinschafts-Diakonieverband|DGD]] in der Fachklinik tätig. 1919 übernahm Schwester Betty Bock die Leitung der Klinik. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] wurden im Haus Immanuel Familien und Kinder im Rahmen der [[Kinderlandverschickung]] untergebracht, darunter auch Hamburger Schulkinder mit ihrer Lehrerin Hannelore Glaser, der späteren [[Loki Schmidt]],<ref>{{Literatur |Autor=Reiner Lehberger |Titel=Loki Schmidt. Die Biographie |Verlag=Hoffmann und Campe |Ort=Hamburg |Datum=2014 |ISBN=978-3-455-50285-5 |Seiten=}}</ref> die zwischen 1940 und 1941 dort ein Jahr verbrachte. In dieser Zeit begegnete sie auch [[Werner Fiehler]], Bruder des Münchner Oberbürgermeisters [[Karl Fiehler]], der wegen seiner Trunksucht in die Heilstätte zwangseingewiesen worden war.<ref>Siehe dazu Hannelore Schmidt: ''Gezwungen, früh erwachsen zu sein''. In: ''Kindheit und Jugend unter Hitler'' (Helmut Schmidt, Willi und Willfriede Berkhan [...], Hannelore Schmidt). Siedler Verlag: Berlin 1992². ISBN 3-88680-444-5. S. 19–68; hier: S. 46f</ref>


1945 folgte auf Anordnung der US-Besatzungsmacht die Umwandlung in eine [[Lungenheilstätte]].<ref>{{Literatur |Autor=Helmut Schmidt, Loki Schmidt u.A. |Titel=Kindheit und Jugend unter Hitler |Verlag=Pantheon |Datum=2012 |ISBN=978-3-570-55183-7 |Seiten=1942 ff |Online={{Google Buch | BuchID =Gzm6Jft17QUC | Seite=PA1942 | Hervorhebung=Lungenheilstätte Hutschdorf }}}}</ref> Und war als Fachklinik Dr. Zwirner eine anerkannte Anstalt für die Weiterbildung zum [[Facharzt]] für [[Lungenheilkunde]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bayerisches-aerzteblatt.de/fileadmin/aerzteblatt/ausgaben/1951/12/komplettpdf/12_1951.pdf |titel=Liste der in Bayern für die Weiterbildung zum Facharzt anerkannten Krankenanstalten und Fachärzte |werk=[[Bayerisches Ärzteblatt]] |datum=1951 |format=PDF |abruf=2016-02-25}}</ref> Die Neugründung als Heilstätte für suchtkranke Frauen erfolgte 1961 unter der Leitung von Herbert Riemenschneider. Der Anerkennung der [[Alkoholabhängigkeit]] 1968 als Erkrankung folgte der Anspruch auf bezahlte Behandlung durch die Rentenversicherungen und Krankenkassen, 1971 dann die Anerkennung des Hauses Immanuel als Fachklinik. Der grundlegenden Renovierung der Einrichtung im Jahr 1989 folgte 2012 die Erweiterung der Fachklinik um einen modernen Neubau mit nun insgesamt 60 Therapieplätzen – davon 12 für Mütter mit Kind sowie, als eine der ganz wenigen Kliniken dieser Art, einem Kinderhaus.<ref name="Huml">{{Internetquelle |autor=Katharina Müller-Sanke |url=https://www.infranken.de/lk/kulmbach/melanie-huml-besucht-haus-immanuel-in-hutschdorf-art-645371 |titel=Melanie Huml besucht Haus Immanuel in Hutschdorf |werk=In Franken |datum=2014-03-01 |abruf=2016-02-24}}</ref>


== Standort ==
== '''Fachklinik Haus Immanuel''' ==
Die Fachklinik Haus Immanuel befindet sich im oberfränkischen [[Hutschdorf]] bei [[Thurnau]] im [[Landkreis Kulmbach]]. Auf einem 10.000 m² großen und parkähnlichen Areal befinden sich die diversen Abteilungen der Klinik: das Haupthaus mit 60 Therapieplätzen für suchtkranke Frauen sowie Raum für Wohngruppen, Therapieeinrichtungen, Kinderspielzimmer und Aufenthaltsräume. Darüber hinaus verfügt die Fachklinik über ein Schwimmbad sowie eine Kindertagesstätte unter eigener Leitung. Im Juli 2017 wurde die neue Sporthalle der Klinik eingeweiht. Auf einer Fläche von 227m² ausgestattet mit modernstem Inventar werden zeitgemäße, sporttherapeutische Ansätze verfolgt.


== Therapie ==
[[Datei:2013 neues DGD Logo Kliniken.png|right|link=https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Gemeinschafts-Diakonieverband]]
In der Fachklinik Haus Immanuel werden suchtkranke Frauen nach einem ganzheitlichen Ansatz behandelt. Dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf den Problemen suchtkranker Frauen in der Gesellschaft. Vor allem Mehrbelastungen durch Kinder sowie außergewöhnliche Belastungen beispielsweise durch die Pflege alter und kranker Familienangehöriger lassen Frauen nicht selten zu Suchtmitteln greifen, woraus sich eine Abhängigkeit entwickeln kann. Dem klassischen Rollenbild wird in der Therapie eine Orientierung auf die Stärken und Fähigkeiten der Frauen entgegengesetzt. Die Behandlungsdauer beträgt in der Regel über 15 Wochen.
[[Datei:Logo Haus Immanuel.jpg|mini|link=http://www.haus-immanuel.de/startseite/]]
[[Datei:Haus_Immanuel_Fahnen.jpg|mini|Die Fachklinik Haus Immanuel]]
[[Datei:Haus_Immanuel_1840.jpg|mini|Die Fachklinik Haus Immanuel in Hutschdorf bei Kulmbach]]
Die Fachklinik Haus Immanuel in Hutschdorf bei Thurnau (Landkreis Kulmbach) liegt nahe der oberfränkischen Städte Kulmbach, Bayreuth und Bamberg. Die Klinik ist auf die Behandlung alkohol- und medikamentenabhängiger Frauen spezialisiert und ist eine Einrichtung des Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverbandes in Marburg.


=== Auseinandersetzung mit der weiblichen Sexualität ===
{| class="wikitable"
Die Auseinandersetzung mit dem Thema der weiblichen Sexualität spielt in der Arbeit mit suchtkranken Frauen eine besondere Rolle, weshalb dieses Thema geschlechtsspezifisch behandelt wird, zumal bekannt ist, dass insbesondere suchtkranke Frauen Erfahrungen von sexueller Gewalt, sowohl in der Kindheit als auch im Erwachsenenleben, in einem hohen Prozentsatz erlitten haben.
|-
! Fachklinik Haus Immanuel
|-
| Träger || [http://www.dgd.org// Deutscher Gemeinschafts-Diakonieverband GmbH in Marburg/Lahn]
|-
| Gründung || 3. März 1907
|-
| Standort || Hutschdorf bei Thurnau (Landkreis Kulmbach)
|-
| Bundesland || Bayern
|-
| Klinikleitung || Gotthard Lehner
|-
| Versorgung || Rehabilitationseinrichtung für Frauen
|-
| Einzugsgebiet || bundesweit
|-
| Behandlungsplätze || 60 (plus 12 Begleitkinderbetten)
|-
| Mitarbeiter || 50
|-
| Fachgebiet || Fachklinik für die Behandlung alkohol- und medikamentenabhängiger Frauen
|-
| Website || www.haus-immanuel.de
|}


=== Thematik Prostitution ===
Gerade im geschützten Rahmen einer Frauenklinik kann die betroffene Patientin sich mit der Prostitution auseinandersetzen und die damit verbundenen Emotionen und Erfahrungen in ihre Persönlichkeit integrieren. Bleibt die Erfahrung der Prostitution unbearbeitet, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass zur Verdeckung von aufkommenden Scham- und Schuldgefühlen erneut Suchtmittel eingesetzt werden.


===== Geschichte =====
=== Mutter-Kind-Behandlung ===
Die Fachklinik Haus Immanuel bietet Frauen die Möglichkeit, dass sie mit ihren Kindern die Therapie absolvieren. Dazu betreibt die Fachklinik eine eigene Kita: Kindernest, in dieser werden die Kinder gefördert. Für alleinerziehende Frauen ist dies häufig die einzige Möglichkeit eine Therapie anzutreten, denn sie würden ihre Kinder nie in ein Heim oder eine Pflegefamilie geben. Im Rahmen der Therapie wird auch an der gestörten Mutter-Kind Beziehung gearbeitet.<ref name="Huml" />
[[Datei:Keupp Ernst 1.jpg|mini|Pfarrer Ernst Keupp]]
Die Einrichtung wurde am 3. März 1907 vom damaligen Ortspfarrer Ernst Keupp in Hutschdorf zur Behandlung alkoholabhängiger Menschen als erste Trinkerheilstätte Bayerns gegründet. Das Haus Immanuel ist somit die älteste Fachklinik in Bayern. 1914 wurde die Fachklinik zu einem Lazarett v.a. für die Behandlung alkoholabhängiger Soldaten umfunktioniert. Nach dem Ende des ersten Weltkrieges wurde Pfarrer Keupp zum Rektor des Gemeinschafts-Diakonissen-Mutterhauses Hensoltshöhe in Gunzenhausen berufen. Er übernahm das Amt unter der Prämisse, dass die Hensoltshöhe seine in Hutschdorf begonnene Arbeit übernimmt. So sind seit 1919 Diakonissen des DGD in der Fachklinik tätig. 1919 übernahm Schwester Betty Bock die Leitung der Klinik. Während des zweiten Weltkrieges wurden im Haus Immanuel Familien und Kindern untergebracht, bevor 1945 die Umwandlung auf Anordnung der US-Besatzungsmacht in eine Lungenheilstätte vollzogen wurde. 1961 erfolgte die Neugründung unter der Leitung von Dr. Riemenschneider als Heilstätte für suchtkranke Frauen. Der Anerkennung der Alkoholabhängigkeit 1968 als Erkrankung folgte der Anspruch auf bezahlte Behandlung durch die Rentenversicherungen und Krankenkassen. 1971 dann die Anerkennung des Haus Immanuel als Fachkrankenhaus. Der grundlegenden Renovierung der Einrichtung in 1989 folgte 2012 die Erweiterung der Fachklinik um einen modernen Neubau mit nun insgesamt 60 Therapieplätzen – davon 12 für Mütter mit Kind.


=== Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ===
===== Standort =====
Generell gilt, unverarbeitete Traumaeinwirkung führt oft zur Entstehung einer [[Posttraumatische Belastungsstörung|posttraumatischen Belastungsstörung]] (PTBS). Um diesen Frauen sinnvoll zu helfen zu können und sie in ein gesundes, suchtmittelfreies Leben zurückzuführen, muss neben der Suchterkrankung ebendiese posttraumatische Belastungsstörung mitbehandelt werden.
[[Datei:Kindernest.jpg|mini|Das Kindernest der Fachklinik Haus Immanuel]]
[[Datei:Haus_Immanuel_Kinderhaus_3258.jpg|mini|Spielzimmer im Kindernest]]
[[Datei:Haus_Immanuel_Spielplatz_1.jpg|mini|Spielplatz auf dem Gelände des Kindernests]]
Die Fachklinik Haus Immanuel befindet sich in idyllischer Lage im oberfränkischen Hutschdorf bei Thurnau im Landkreis Kulmbach. Auf einem 10.000 m2 großen und parkähnlichen Areal befinden sich die diversen Abteilungen der Klinik: das Haupthaus mit 60 Therapieplätzen für suchtkranke Frauen sowie Raum für Wohngruppen, Therapieeinrichtungen, Kinderspielzimmer und Aufenthaltsräume. Darüber hinaus verfügt die Fachklinik über eine eigene Turnhalle und ein eigenes Schwimmbach sowie eine Kindertagesstätte unter eigener Leitung. Eine nachhaltige Energieversorgung der Einrichtung wird durch ein eigenes Hackschnitzelwerk sowie moderne Photovoltaik-Anlagen gewährleistet.


=== Behandlung von Essstörungen ===
== '''Therapieansatz''' ==
Im Rahmen des frauenspezifischen Angebotes spielt die Behandlung von [[Essstörung]]en eine zunehmende Rolle. Weiblichkeit wird in unserer Gesellschaft wesentlich mehr als Männlichkeit durch Aussehen definiert. Das Selbstwertgefühl hängt oft stark davon ab, wie attraktiv der eigene Körper erlebt wird. Es können sich Essstörungen wie [[Bulimie]] oder [[Anorexia nervosa]] entwickeln.
In der Fachklinik Haus Immanuel werden suchtkranke Frauen nach einem ganzheitlichen Ansatz (medizinische und therapeutische Maßnahmen) behandelt. Die Behandlungsphase erstreckt sich in der Regel über 15 Wochen und gliedert sich in 3 Phasen:


== ICD-10, Indikationen ==
====Besinnungsphase====
* Störungen durch Alkohol, (F10.xx)
Aus der Distanz – auch zum häuslichen Umfeld – soll die Patientin ihr bisheriges Leben kritisch reflektieren und sich mit dem Alkoholkonsum auseinandersetzen.
* Störungen durch Sedativa und Hypnotika, (F13.xx)
* Störungen durch multiplen Substanzgebrauch und andere psychotrope Substanzen (F19.xx)


== Mitgliedschaft in Verbänden ==
====Intensivphase====
* [[Deutscher Gemeinschafts-Diakonieverband|DGD]] Stiftung
Die Intensivphase bezeichnet die Zeit zwischen der dritten und elften Therapiewoche. In der dieser Zeit werden Problemlösungsstrategien erarbeitet und im klinischen als auch privaten Alltag erprobt. Es sollen neue Verhaltensmuster und veränderte Reaktionsweisen angewendet werden.
* [[Deutscher Gemeinschafts-Diakonieverband|DGD]] Kliniken
* [[Diakonisches Werk]], Bayern
* [[Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe]] (buss)
* [[DeQus]]


== Weblinks ==
====Belastungsphase====
* [https://www.dgd.org/ Website der DGD Deutscher Gemeinschafts-Diakonieverband]
Diese Phase beginnt ca. vier Wochen vor Therapieende mit einer verlängerten Heimfahrt der Patientin, für die sie fünf Tage beurlaubt wird. Während dieser Zeit sind Behördengänge, Besuche beim Arbeitgeber , bei einer Suchtberatungsstelle und einer Selbsthilfegruppe vorgesehen.


== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Unternehmen (Landkreis Kulmbach)]]
In den Phasen wird besonders auf die spezifischen Bedürfnisse von Frauen eingegangen. Der Schwerpunkt der Therapie liegt hierbei auf Einzel- und Gruppentherapien. In der Kombination von medizinischer Betreuung, Psychotherapie, Ergo-, Physio-, Sozial- und Arbeitstherapie verfolgen wir eine ganzheitliche und individuelle Behandlung. Am Ende der regulären Therapiezeit steht die Fachklinik Haus Immanuel ihren ehemaligen Patientinnen zur Seit und vermittelt entsprechende Kontakte im Wohnumfeld. Darüber hinaus kann eine ambulante Nachsorge bis zu 6 Monaten in Anspruch genommen werden.
[[Kategorie:Bauwerk in Thurnau]]

[[Kategorie:Gegründet 1907]]
== '''Geschlechtsspezifische Merkmale einer Suchterkrankung und Behandlung''' ==
[[Kategorie:Krankenhaus in Bayern]]
Die Fachklinik Haus Immanuel geht in der Behandlung besonders auf die Schwierigkeiten suchtkranker Frauen in der Gesellschaft ein, da sich die Lebensbedingungen von Frauen – trotz formaler Gleichberechtigung – von denen der Männer gravierend unterscheiden. Insbesondere wenn die Frauen Mütter sind kommt es zu Mehrbelastungen durch die immer noch gelebte klassische Rollenverteilung. Eine weitere typische Lebenssituation ist die Pflege alter und kranker Familienangehöriger, die nahezu ausschließlich von Frauen ausgeübt wird. In solchen, von außergewöhnlichen Belastungen geprägten Lebenssituationen greifen Frauen nicht selten zu Suchtmitteln, woraus sich eine Abhängigkeit entwickeln kann. Der immer noch praktizierten Festlegung von Frauen auf Rollen, die durch Schwäche, Passivität, Angst und Kranksein definiert sind, wird im Haus Immanuel eine Orientierung an den Stärken und Fähigkeiten der Frauen entgegen gesetzt.

====Auseinandersetzung mit der weiblichen Sexualität====
Die Auseinandersetzung mit dem Thema der weiblichen Sexualität spielt in der Arbeit mit suchtkranken Frauen eine besondere Rolle, weshalb dieses Thema geschlechtsspezifisch behandelt wird, zumal bekannt ist, dass insbesondere suchtkranke Frauen Erfahrungen von sexueller Gewalt, sowohl in der Kindheit als auch im Erwachsenenleben, in einem hohen Prozentsatz erlitten haben.

====Behandlung von Essstörungen====
Im Rahmen des frauenspezifischen Angebotes spielt die Behandlung von Essstörungen eine zunehmende Rolle. Weiblichkeit wird in unserer Gesellschaft wesentlich mehr als Männlichkeit durch Aussehen definiert. Das Selbstwertgefühl hängt oft stark davon ab, wie attraktiv der eigene Körper erlebt wird. Häufig werden die in den Medien propagierten Idealbilder als Ziel für das eigene Körpergefühl angestrebt. Es können sich Essstörungen wie Bulimie oder Anorexie entwickeln.

====Thematik Prostitution====
Gerade im geschützten Rahmen einer Frauenklinik kann die betroffene Patientin sich mit der Prostitution auseinandersetzen und die damit verbundenen Emotionen und Erfahrungen in ihre Persönlichkeit integrieren. Bleibt die Erfahrung der Prostitution unbearbeitet, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass zur Verdeckung von aufkommenden Scham- und
Schuldgefühlen erneut Suchtmittel eingesetzt werden.

====Mutter-Kind-Behandlung====
Eine Suchterkrankung führt immer zu weitreichenden Konsequenzen. Besonders schwerwiegend sind die Kinder betroffen. Kinder alkoholkranker Eltern gelten als Hochrisikogruppe für Alkoholmissbrauch und psychische Folgeerkrankungen. Angesichts dieser Erkenntnisse ist ein Umdenken unumgänglich. Bei den ursprünglichen Therapien liegt das Augenmerk allein auf den suchtkranken Menschen – ein System, in dem die Kinder aber völlig vergessen wurden. In der Fachklinik Haus Immanuel können bis zu 12 Kinder betreut werden, während ihre Mütter in Therapie sind. Ziel ist es, die durch die Suchterkrankung gestörte Mutter-Kind-Beziehung zu bessern und so Kindern wieder eine tragfähige Mutter-Kind-Beziehung zu ermöglichen.

====[[Posttraumatische Belastungsstörung|Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)]]====
Generell gilt, unverarbeitete Traumaeinwirkung führt oft zur Entstehung einer [[Posttraumatische Belastungsstörung|posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS)]]. Um diesen Frauen sinnvoll zu helfen zu können und sie in ein gesundes, suchtmittelfreies Leben zurückzuführen, muss neben der Suchterkrankung eben diese [[Posttraumatische Belastungsstörung|posttraumatische Belastungsstörung]] mitbehandelt werden. Elemente der Traumatherapie sind daher in der Suchttherapie des Haus Immanuel integriert, um einerseits die Abstinenzfähigkeit und dauerhaft zu unterstützen und andererseits das Leiden, das durch die Traumatisierung bei den Patientinnen entstanden ist, zu lindern und - wenn möglich - zu heilen. Ziel ist, dass die Frauen lernen, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten, um so die Heilungschancen für die Suchterkrankung langfristig zu verbessern.

== '''Die Therapie im Haus Immanuel''' ==

Das ganzheitliche Behandlungskonzept im Haus Immanuel setzt sich aus individuell zusammengestellten medizinischen und therapeutischen Maßnahmen zusammen.

====Medizinische Untersuchung====
Zu Beginn der Behandlung wird eine ausführliche ärztliche Anamnese erhoben, die Familien-, Sozial-und Suchtanamnese berücksichtigt. Neben einer eingehenden körperlichen Untersuchung mit neurologischem und psychischem Befund werden routinemäßig umfangreiche Laborkontrollen veranlasst. Bei jeder Patientin wird ein EKG geschrieben.
Am Anfang der Behandlung wird ärztlicherseits ein Behandlungskonzept festgelegt. In diesem Rahmen wird auch der Umfang der individuellen Maßnahmen wie Schwimmen im Hallenbad, Kneippen, Waldlauf und Gymnastik festgelegt. Die an der Klinik tätige Masseurin und medizinische Bademeisterin kann außerdem Einzelgymnastik, Massagen, Packungen, medizinische Teilbäder und Elektrotherapie durchführen. Eine verordnete Diät wird durch die an der Klinik angestellte Diätassistentin zubereitet. Für akut auftretende Krankheiten steht täglich ein Arzt zur Verfügung.

====Psychotherapie====
Jede Patientin wird bereits von der ersten Behandlungswoche an einem Bezugstherapeuten zugeordnet. Eine wesentliche Hilfe bei der Auseinandersetzung mit der eigenen Vorgeschichte ist die wöchentliche psychotherapeutische Einzeltherapie. Eine große HIlfe in der gegenseitigen Unterstützung sind die Gruppenpsychotherapien, die mindestens drei Mal wöchentlich stattfinden. Zusätzlich werden verschiedene indikative Gruppentherapien angeboten (z.B. für Patientinnen mit Essstörungen, soziales Kompetenztraining, etc.).

====Klinische Sozialarbeit====
Die Aufgabe der klinischen Sozialarbeit besteht vornehmlich darin, den Patientinnen bei der Klärung und Bewältigung von beruflichen, rechtlichen und finanziellen Schwierigkeiten zu helfen. Der Bereich der sozialen Rehabilitation unterstützt in Kooperation mit den anderen Therapiebereichen mit konkreten Hilfestellungen den Ablauf und den Erfolg der Therapie und bereitet mittelfristig die Wiedereingliederung in das soziale Umfeld und den Beruf vor. Dabei geht es vorrangig um die Stärkung der sozialen Kompetenzen. Die Patientinnen werden, soweit notwendig, in folgenden Punkte unterstützt, wobei sie zu möglichst eigenständiger Arbeit angehalten werden:
*Abklärung der wirtschaftlichen Situation / Schuldenregulierung
*Klärung der Wohnsituation
*Klärung der beruflichen Situation / Bewerbungstraining
*Klärung des Bedarfs ambulanter, teilstationärer oder stationärer Nachsorgen
*Beratung in rechtlichen Fragen

====Kreativitätstherapie====
Im Rahmen der Kreativitätstherapie sollen die Patientinnen nonverbale Erfahrungen sammeln. Im Vordergrund der Arbeit mit den Patientinnen steht die gestalterische und schöpferische Tätigkeit unter besonderer Beachtung des individuellen Planens, Herangehens sowie der Ausführung.

====Physiotherapie====
Die Physiotherapie ist ein wichtiger Bestandteil in der Behandlung. Sie dienen grundsätzlich der Stärkung der physischen Funktionen mit dem Ziel der Wiederherstellung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Außerdem sollen die Patientinnen, deren Körperwahrnehmung oft schwer gestört ist, dadurch wieder eine Achtsamkeit dem eigenen Körper gegenüber erwerben. Die Fachklinik Haus Immanuel bietet Schwimmen, Wirbelsäulengymnastik, Massagen, Unterwassermassagen, Kneipp‘sche Anwendungen, Wärmebehandlung, Strombehandlung, Training an Fitnessgeräten, Nordic Walking und Wanderungen an.

====Ernährungsberatung====
Für jede Patientin wird eine individuelle und umfassende Gesundheitserziehung ermöglicht. Diese umfasst die persönliche Beratung über Risikofaktoren wie falsche Ernährung, Bluthochdruck, Rauchen und Aufklärung über alkoholinduzierte Erkrankungen.

====Freizeitgestaltung====
Die Integration der individuellen Freizeitgestaltung in das Behandlungsangebot hat die Aufgabe, Störungen im Freizeitverhalten aufzudecken und neue Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zu entdecken. Im Haus Immanuel werden u.a. angeboten: Tagesausflüge, Gruppenausflüge mit Bus und Bahn oder klinikeigenen Fahrrädern, Volleyball, Wanderungen, Nordic Walking, Fitnesstraining und Schwimmen.

====Angehörigenarbeit====
Die Angehörigenarbeit ist ein zentraler Bestandteil der Arbeit in der Fachklinik Haus Immanuel. Die therapeutische Arbeit mit Angehörigen unterteilt sich in Angehörigenseminare und Paar- und Familiengespräche. Im Angehörigenseminar nehmen die Patientinnen und ihre Angehörigen an einem viertägigen Seminar teil, um ein besseres Verständnis er Sucht und ihren Auswirkungen aus Beziehungen zu erlangen. Zum Seminar können die wichtigsten Bezugspersonen aus Herkunftsfamilie, gegenwärtiger Familie und Partnerschaft eingeladen werden. Die Angehörigenseminare werden durch Familien- und Paargespräche ergänzt, die sich von der Aufnahme bis hin zu Entlassung durch den kompletten Behandlungsverlauf ziehen können.

====Arbeitstherapie====
Ein zentraler Bestandteil der Behandlung im Haus Immanuel ist von jeher die Arbeitstherapie, bei der an oberster Stelle die Wiederherstellung bzw. Stabilisierung der Erwerbsfähigkeit der Patientinnen steht. Die suchtkranken Frauen stehen häufig erwerbsbezogenen Problemlagen gegenüber, die sich u.a. in langen bzw. häufigen Fehlzeiten, einer subjektiv empfundenen negativen Prognose der eigenen beruflichen Zukunft, einem drohenden Arbeitsplatzverlust oder Arbeitslosigkeit äußern.

Für Frauen, die sich aus einer Beschäftigung heraus in die Suchttherapie begeben, geht es bei der medizinischen Rehabilitation vorrangig darum, Probleme am Arbeitsplatz zu erkennen und aufzugreifen, um den Arbeitsplatz langfristig zu erhalten.

Bei arbeitslosen Patientinnen geht es in erster Linie darum, eine erwerbsbezogene Perspektive zu entwickeln sowie grundlegende und spezifische Fertigkeiten im Hinblick auf das Erwerbsleben zu fördern. Zur Ableitung entsprechender Maßnahmen für die berufliche Rehabilitation wird ein individueller Förderplan erstellt. Eine frühzeitige und enge Kooperation mit angeschlossenen Leistungsträgern wie beispielsweise der Arbeitsagentur oder Bildungsträgern zählen zum Inhalt der Therapie, um gemeinsam über etwaige Stellenvermittlungen, Umschulungen oder Weiterbildungen im bestehenden Beruf zu entscheiden.

Darüber hinaus werden den Patientinnen im Haus Immanuel weitere wichtige Kenntnisse für den Weg in ein gesichertes Erwerbsleben vermittelt: im Rahmen von Bewerbertrainings werden Vorstellungsgespräche im Rollenspiel nachgestellt, Bewerbungsmappen erstellt und die Stellensuche über das Internet wie auch beispielsweise über das Jobportal der Arbeitsagentur geübt. Innerhalb der Fachklinik Haus Immanuel wird die berufliche Belastung der Patientinnen unter Anleitung eines Arbeitstherapeuten erprobt. So durchlaufen die betroffenen Frauen zunächst 4, dann 6 und später 8 Stunden berufsnahe Arbeitsbeanspruchung, um Kriterien wie Konzentrations- und Teamfähigkeit, Ausdauer und Belastbarkeit zu ermitteln.

====Körpertherapie====
Viele Frauen kommen nach jahrelanger sportlicher Zurückhaltung in die Klinik und fallen durch verringerte Bewegungserfahrungen, körperliche Untrainiertheit und multiple Verspannungen auf. Insbesondere solche Patientinnen werden sukzessive an körperliche Aktivitäten herangeführt. Freude an Bewegung und positives Körpererleben sind Zielsetzungen im Rahmen einer Stabilisierung, die mit Hilfe der Sporttherapie realisiert werden können.Neben den verbindlichen Sportangeboten stehen den Patientinnen in der Freizeit die Gymnastikhalle, ein Fitnessraum und das Schwimmbad zur Verfügung.

====Seelsorge und spirituelles Angebot====
Die Fachklinik Haus Immanuel bietet ein besonderes geistliches/spirituelles Angebot, das eine offene Auseinandersetzung mit den Grundfragen des Menschen in Seminaren und Gruppenstunden ermöglicht und fördert. Außerdem haben die Patientinnen die Möglichkeit, an einer von Mitarbeitern gestalteten Andacht teilzunehmen. In Einzelgesprächen können Patientinnen ihre persönlichen Glaubens- und Lebensfragen erörtern. Auf Wunsch können entsprechende Gespräche mit der klinikeigenen Seelsorgerin geführt werden.

====Therapie bei Essstörungen====
Neben substanzbezogenen Abhängigkeitserkrankungen haben manche Frauen zusätzlich eine Essstörung, die im Haus Immanuel im Rahmen der sogenannten „Zweiterkrankung“ mitbehandelt wird und einer speziellen Behandlung bedarf. Eine indikationsbezogene Gruppentherapie für Patientinnen mit einer Essstörung findet bei Bedarf wöchentlich für die betroffenen Patientinnen statt. Bei entsprechender Symptomatik ist die Teilnahme an dieser Gruppe verpflichtend.

====Ergotherapie====
Bei der Ergotherapie werden vorhandene geistige und körperliche Fähigkeiten gefördert und stabilisiert, Defizite ausgeglichen, sowie neue Interessen geweckt, um so die Selbständigkeit und das Leben im gewohnten Umfeld zu erhalten bzw. die Arbeitsfähigkeit wieder herzustellen.

== '''Weblinks''' ==

*[http://www.haus-immanuel.de Website der Fachklinik Haus Immanuel]
*[http://www.dgd.org Website der DGD Deutscher Gemeinschafts-Diakonieverband]

== '''Quellenangabe''' ==
* [http://www.haus-immanuel.de Webseite der Fachlinik Haus Immanuel]
* Therapiekonzept Haus Immanuel
* Therapiekonzept des Kindernest Haus Immanuel

Aktuelle Version vom 17. Februar 2024, 10:43 Uhr

Fachklinik Haus Immanuel
Logo
Logo
Trägerschaft Deutscher Gemeinschafts-Diakonieverband GmbH in Marburg/Lahn
Ort Hutschdorf bei Thurnau (Landkreis Kulmbach)
Bundesland Bayern
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 2′ 23″ N, 11° 24′ 55″ OKoordinaten: 50° 2′ 23″ N, 11° 24′ 55″ O
Klinikleiter Gotthard Lehner
Betten 60 Betten für alkohol- und medikamentenabhängige Frauen und 12 Betten für Begleitkinder (0 bis 12 Jahre)
Mitarbeiter 50
davon Ärzte 2,0 Vollstellen
Fachgebiete Fachklinik für die Behandlung alkohol- und medikamentenabhängiger Frauen
Gründung 3. März 1907
Website www.haus-immanuel.de
Lage
Fachklinik Haus Immanuel (Bayern)
Fachklinik Haus Immanuel (Bayern)

Die Fachklinik Haus Immanuel in Hutschdorf bei Thurnau (Landkreis Kulmbach) wurde 1907 von Ernst Keupp als Trinkerheilstätte gegründet und ist die älteste Fachklinik in Bayern. Die Klinik ist heute als Einrichtung des Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverbandes auf die Behandlung alkohol- und medikamentenabhängiger Frauen spezialisiert.

Geschichte

Die Einrichtung wurde am 3. März 1907 vom damaligen Ortspfarrer Ernst Keupp in Hutschdorf zur Behandlung alkoholabhängiger Menschen als erste Trinkerheilstätte Bayerns gegründet. Das Haus Immanuel ist somit die älteste Fachklinik in Bayern.[1][2] 1914 wurde die Fachklinik zu einem Lazarett vor allem für die Behandlung alkoholabhängiger Soldaten umfunktioniert. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde Pfarrer Keupp zum Rektor des Gemeinschafts-Diakonissen-Mutterhauses Hensoltshöhe in Gunzenhausen berufen. Er übernahm das Amt unter der Prämisse, dass die Hensoltshöhe seine in Hutschdorf begonnene Arbeit übernimmt. So sind seit 1919 Diakonissen des DGD in der Fachklinik tätig. 1919 übernahm Schwester Betty Bock die Leitung der Klinik. Während des Zweiten Weltkrieges wurden im Haus Immanuel Familien und Kinder im Rahmen der Kinderlandverschickung untergebracht, darunter auch Hamburger Schulkinder mit ihrer Lehrerin Hannelore Glaser, der späteren Loki Schmidt,[3] die zwischen 1940 und 1941 dort ein Jahr verbrachte. In dieser Zeit begegnete sie auch Werner Fiehler, Bruder des Münchner Oberbürgermeisters Karl Fiehler, der wegen seiner Trunksucht in die Heilstätte zwangseingewiesen worden war.[4]

1945 folgte auf Anordnung der US-Besatzungsmacht die Umwandlung in eine Lungenheilstätte.[5] Und war als Fachklinik Dr. Zwirner eine anerkannte Anstalt für die Weiterbildung zum Facharzt für Lungenheilkunde.[6] Die Neugründung als Heilstätte für suchtkranke Frauen erfolgte 1961 unter der Leitung von Herbert Riemenschneider. Der Anerkennung der Alkoholabhängigkeit 1968 als Erkrankung folgte der Anspruch auf bezahlte Behandlung durch die Rentenversicherungen und Krankenkassen, 1971 dann die Anerkennung des Hauses Immanuel als Fachklinik. Der grundlegenden Renovierung der Einrichtung im Jahr 1989 folgte 2012 die Erweiterung der Fachklinik um einen modernen Neubau mit nun insgesamt 60 Therapieplätzen – davon 12 für Mütter mit Kind sowie, als eine der ganz wenigen Kliniken dieser Art, einem Kinderhaus.[7]

Standort

Die Fachklinik Haus Immanuel befindet sich im oberfränkischen Hutschdorf bei Thurnau im Landkreis Kulmbach. Auf einem 10.000 m² großen und parkähnlichen Areal befinden sich die diversen Abteilungen der Klinik: das Haupthaus mit 60 Therapieplätzen für suchtkranke Frauen sowie Raum für Wohngruppen, Therapieeinrichtungen, Kinderspielzimmer und Aufenthaltsräume. Darüber hinaus verfügt die Fachklinik über ein Schwimmbad sowie eine Kindertagesstätte unter eigener Leitung. Im Juli 2017 wurde die neue Sporthalle der Klinik eingeweiht. Auf einer Fläche von 227m² ausgestattet mit modernstem Inventar werden zeitgemäße, sporttherapeutische Ansätze verfolgt.

Therapie

In der Fachklinik Haus Immanuel werden suchtkranke Frauen nach einem ganzheitlichen Ansatz behandelt. Dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf den Problemen suchtkranker Frauen in der Gesellschaft. Vor allem Mehrbelastungen durch Kinder sowie außergewöhnliche Belastungen beispielsweise durch die Pflege alter und kranker Familienangehöriger lassen Frauen nicht selten zu Suchtmitteln greifen, woraus sich eine Abhängigkeit entwickeln kann. Dem klassischen Rollenbild wird in der Therapie eine Orientierung auf die Stärken und Fähigkeiten der Frauen entgegengesetzt. Die Behandlungsdauer beträgt in der Regel über 15 Wochen.

Auseinandersetzung mit der weiblichen Sexualität

Die Auseinandersetzung mit dem Thema der weiblichen Sexualität spielt in der Arbeit mit suchtkranken Frauen eine besondere Rolle, weshalb dieses Thema geschlechtsspezifisch behandelt wird, zumal bekannt ist, dass insbesondere suchtkranke Frauen Erfahrungen von sexueller Gewalt, sowohl in der Kindheit als auch im Erwachsenenleben, in einem hohen Prozentsatz erlitten haben.

Thematik Prostitution

Gerade im geschützten Rahmen einer Frauenklinik kann die betroffene Patientin sich mit der Prostitution auseinandersetzen und die damit verbundenen Emotionen und Erfahrungen in ihre Persönlichkeit integrieren. Bleibt die Erfahrung der Prostitution unbearbeitet, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass zur Verdeckung von aufkommenden Scham- und Schuldgefühlen erneut Suchtmittel eingesetzt werden.

Mutter-Kind-Behandlung

Die Fachklinik Haus Immanuel bietet Frauen die Möglichkeit, dass sie mit ihren Kindern die Therapie absolvieren. Dazu betreibt die Fachklinik eine eigene Kita: Kindernest, in dieser werden die Kinder gefördert. Für alleinerziehende Frauen ist dies häufig die einzige Möglichkeit eine Therapie anzutreten, denn sie würden ihre Kinder nie in ein Heim oder eine Pflegefamilie geben. Im Rahmen der Therapie wird auch an der gestörten Mutter-Kind Beziehung gearbeitet.[7]

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Generell gilt, unverarbeitete Traumaeinwirkung führt oft zur Entstehung einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Um diesen Frauen sinnvoll zu helfen zu können und sie in ein gesundes, suchtmittelfreies Leben zurückzuführen, muss neben der Suchterkrankung ebendiese posttraumatische Belastungsstörung mitbehandelt werden.

Behandlung von Essstörungen

Im Rahmen des frauenspezifischen Angebotes spielt die Behandlung von Essstörungen eine zunehmende Rolle. Weiblichkeit wird in unserer Gesellschaft wesentlich mehr als Männlichkeit durch Aussehen definiert. Das Selbstwertgefühl hängt oft stark davon ab, wie attraktiv der eigene Körper erlebt wird. Es können sich Essstörungen wie Bulimie oder Anorexia nervosa entwickeln.

ICD-10, Indikationen

  • Störungen durch Alkohol, (F10.xx)
  • Störungen durch Sedativa und Hypnotika, (F13.xx)
  • Störungen durch multiplen Substanzgebrauch und andere psychotrope Substanzen (F19.xx)

Mitgliedschaft in Verbänden

Einzelnachweise

  1. Martius Wilhelm: Deutsche Trinkerheilstätten: Geschichte und Aufgaben des Verbandes von Trinkerheilstätten des deutschen Sprachgebiets. Mässigkeits-Verlag, 1908, S. 74.
  2. Reinhold Aßfalg: Von der Bekämpfung des Lasters zur Behandlung des Kranken. ecomed verlagsgesellschaft, Landsberg/Lech 2003, ISBN 3-609-16187-6, S. 74.
  3. Reiner Lehberger: Loki Schmidt. Die Biographie. Hoffmann und Campe, Hamburg 2014, ISBN 978-3-455-50285-5.
  4. Siehe dazu Hannelore Schmidt: Gezwungen, früh erwachsen zu sein. In: Kindheit und Jugend unter Hitler (Helmut Schmidt, Willi und Willfriede Berkhan [...], Hannelore Schmidt). Siedler Verlag: Berlin 1992². ISBN 3-88680-444-5. S. 19–68; hier: S. 46f
  5. Helmut Schmidt, Loki Schmidt u.A.: Kindheit und Jugend unter Hitler. Pantheon, 2012, ISBN 978-3-570-55183-7, S. 1942 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Liste der in Bayern für die Weiterbildung zum Facharzt anerkannten Krankenanstalten und Fachärzte. (PDF) In: Bayerisches Ärzteblatt. 1951, abgerufen am 25. Februar 2016.
  7. a b Katharina Müller-Sanke: Melanie Huml besucht Haus Immanuel in Hutschdorf. In: In Franken. 1. März 2014, abgerufen am 24. Februar 2016.