„Krummavísur“ – Versionsunterschied

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'''Krummavísur''' („Rabenverse“, „Rabenstrophen“ oder „Rabenweisen“<ref>nicht zu verwechseln mit der thematisch ähnlichen ''[[Krummavísa]]'' („Rabenweise“, Singular)</ref>) ist ein [[Isländische Sprache|isländisches]] Lied mit Text von [[Jón Thoroddsen (Schriftsteller, 1818)|Jón Thoroddsen]], das den Status eines [[Volkslied]]es erlangt hat. Das Klagelied eines hungernden Raben im Winter ist nach seiner Anfangszeile auch als ''Krummi svaf í klettagjá'' bekannt. Es wird im 4/4-Takt im [[Phrygischer Modus|phrygischen Modus]] gesungen.
'''Krummavísur''', isländisch für das "Rabenlied", ist ein berliebtes isländisches Volkslied, das von unterschiedlichen Sängern und Gruppen dargeboten wird.

== Hintergrund ==
== Hintergrund ==
Die ''Krummavísur'' stammen vom isländischen Schriftsteller [[Jón Thoroddsen (Schriftsteller, 1818)|Jón Thoroddsen]] (1818–1868),<ref>{{Literatur |Autor=Jón Thoroddsen |Titel=Krummavísur |Sammelwerk=Tíminn |Nummer=45 |Datum=1992-03-04 |Seiten=6 |Online=[http://timarit.is/view_page_init.jsp?pageId=4067351 online bei timarit.is]}}</ref><ref name="klukkur">Booklet zur CD ''Íslandsklukkur'', MR Music 1994, S. 17</ref> während die Melodie als Volkslied gilt.<ref name="klukkur" /> Der Titel des Liedes ist aus den isländischen Wörtern ''krummi'' und ''vísur'', dem Plural von ''vísa'', zusammengesetzt. ''Krummi'' ist ein umgangssprachlicher Begriff für den [[Kolkrabe|Raben]] (''hrafn''). ''Vísa'' kann als „Vers“, „Strophe“ oder „Weise“ übersetzt werden.<ref>{{Literatur |Autor=Hans Ulrich Schmid |Titel=Wörterbuch Isländisch-Deutsch |Auflage=2., überarb. |Verlag=Buske |Ort=Hamburg |Datum=2011 |ISBN=978-3-87548-596-7 |Seiten=288}}</ref>
''Krummi'' ist eine umgangssprachlicher Begriff für "hrafn" (Rabe)im Isländischen. ''Hrafn'' ist auch ein isländischer Männername, die weibliche Form heißt ''Hrafnhildur''. Der Rabe wird mit hoher Intelligenz verbunden und kommt in der nordischen Mythologie vor. Huginn und Muninn (Gedanke und Erinnerung) sind die Begleiter Odins. Das Rabenmotif verzierte auch die Banner, zum Beispiel von König Harald Hardrada von Norwegen oder König Knut der Große von Dänemark und England. In der jüdisch-christlichen Tradition ist der Rabe das erste Tier, das von Noahs Arche ausgesandt wird. In indianischen Kulturen spielt der Rabe ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung der Welt.

Der Rabe wird mit hoher Intelligenz verbunden und kommt in der [[Nordische Mythologie|nordischen Mythologie]] vor, unter anderem in Gestalt von [[Hugin und Munin]] (isländisch ''Huginn'' und ''Muninn'', Gedanke und Erinnerung), den Begleitern [[Odin]]s.


== Text ==
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[[Datei:Rabenlied (Thoroddsen - Poestion).jpg|mini|Nachdichtung von [[Josef Calasanz Poestion|J. C. Poestion]] (1904)]]
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| Ef að húsum heim ég fer
| Ef að húsum heim ég fer
heimafrakkur bannar mér
heimafrakkur bannar mér
seppi´ úr sorp að tína.
seppi’ úr sorp að tína.
|Wenn ich mich den Häusern nähere,
|Wenn ich mich den Häusern nähere,
verhindert der freche Hund,
verhindert der freche Hund,
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| Aber obwohl ich auf der Heide suche,
| Aber obwohl ich auf der Heide suche,
nach Essen sieht es in den Grasbüscheln nicht aus,
nach Essen sieht es in den Grasbüscheln nicht aus,
was ein Rabe essen könnte.
was ein Rabe fressen könnte.
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| Á sér krummi ýfði stél,
| Á sér krummi ýfði stél,
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veifar vængjum skjótum.
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|Er sucht über Dörfern und Gehöften,
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in den Städten bevor sie erwachen,
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flattert er mit seinen Schwingen.
flattert er mit seinen Schwingen.
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fyrrum frár á velli
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|Entseelt sitzt er an der Seite,
|Entseelt sitzt er an der Seite,
ein fettes Schaf stand im Garten in der Nähe,
ein fetter Hammel stand im Garten in der Nähe,
früher war er schnell und kräftig.
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krunk, krunk, því oss búin er
krunk, krunk, því oss búin er
krás á köldu svelli.
krás á köldu svelli.
| Kruk, kruk, Rabe, komm her,
| Kruk, kruk, Namensvetter, komm her,
kuk, kruk, dir wird von uns
kruk, kruk, dir wird von uns
ein Fest auf dem kalten Grund geboten.
ein Fest auf dem kalten Grund geboten.
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wikisource|Krummi svaf í klettagjá|lang=is}}
*lyricstranslate.com/de/krummi-raven.html
* [http://timarit.is/view_page_init.jsp?pageId=4067351 Text und Noten] in der isländischen Zeitung ''Tíminn'', 4. März 1992
*hestur.net/hilfreiches/lieder-texte/

== Einzelnachweise ==
<references />


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[[Kategorie:Volkslied]]
[[Kategorie:Volkslied]]
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Aktuelle Version vom 20. Dezember 2021, 22:06 Uhr

Krummi svaf í klettagjá

Krummavísur („Rabenverse“, „Rabenstrophen“ oder „Rabenweisen“[1]) ist ein isländisches Lied mit Text von Jón Thoroddsen, das den Status eines Volksliedes erlangt hat. Das Klagelied eines hungernden Raben im Winter ist nach seiner Anfangszeile auch als Krummi svaf í klettagjá bekannt. Es wird im 4/4-Takt im phrygischen Modus gesungen.

Hintergrund

Die Krummavísur stammen vom isländischen Schriftsteller Jón Thoroddsen (1818–1868),[2][3] während die Melodie als Volkslied gilt.[3] Der Titel des Liedes ist aus den isländischen Wörtern krummi und vísur, dem Plural von vísa, zusammengesetzt. Krummi ist ein umgangssprachlicher Begriff für den Raben (hrafn). Vísa kann als „Vers“, „Strophe“ oder „Weise“ übersetzt werden.[4]

Der Rabe wird mit hoher Intelligenz verbunden und kommt in der nordischen Mythologie vor, unter anderem in Gestalt von Hugin und Munin (isländisch Huginn und Muninn, Gedanke und Erinnerung), den Begleitern Odins.

Text

Nachdichtung von J. C. Poestion (1904)
Isländisch Deutsch
Krummi svaf í klettagjá,

kaldri vetrarnóttu á, verður margt að meini

Der Rabe schlief in einer Felsspalte,

in einer kalten Winternacht peinigt ihn viel.

Fyrr en dagur fagur rann,

freðið nefið dregur hann undan stórum steini.

Bevor aber der schöne Tag verging,

zog er seine frostige Nase unter dem großen Stein hervor.

Allt er frosið úti gor,

ekkert fæst við ströndu mor, svengd er metti mína.

Alles ist gefroren draußen,

nichts gibt es mehr am Strand, Hunger ist in meinem Bauch.

Ef að húsum heim ég fer

heimafrakkur bannar mér seppi’ úr sorp að tína.

Wenn ich mich den Häusern nähere,

verhindert der freche Hund, dass ich etwas aus dem Müll picke.

Öll er þakin ísi jörð,

ekki séð á holtabörð fleygir fuglar geta.

Alles auf der Erde ist mit Eis bedeckt,

nichts zu sehen auf dem Steinhügeltisch, was Vögel bekommen können.

En þó leiti út um mó,

auða hvergi lítur tó; hvað á hrafn að éta.

Aber obwohl ich auf der Heide suche,

nach Essen sieht es in den Grasbüscheln nicht aus, was ein Rabe fressen könnte.

Á sér krummi ýfði stél,

einnig brýndi gogginn vel, flaug úr fjallagjótum

Der Rabe stellte seinen Schwanz auf,

und schärfte seinen Schnabel gut, und flog los, um zu handeln.

Lítur yfir byggð og bú

á bænum fyrr en vakna hjú, veifar vængjum skjótum.

Er sucht über Dörfern und Gehöften,

in den Städten, bevor sie erwachen, flattert er mit seinen Schwingen.

Sálaður á síðu lá

sauður feitur garði hjá, fyrrum frár á velli

Entseelt sitzt er an der Seite,

ein fetter Hammel stand im Garten in der Nähe, früher war er schnell und kräftig.

Krunk, krunk, nafnar, komið hér,

krunk, krunk, því oss búin er krás á köldu svelli.

Kruk, kruk, Namensvetter, komm her,

kruk, kruk, dir wird von uns ein Fest auf dem kalten Grund geboten.

Wikisource: Krummi svaf í klettagjá – Quellen und Volltexte (isländisch)

Einzelnachweise

  1. nicht zu verwechseln mit der thematisch ähnlichen Krummavísa („Rabenweise“, Singular)
  2. Jón Thoroddsen: Krummavísur. In: Tíminn. Nr. 45, 4. März 1992, S. 6 (online bei timarit.is).
  3. a b Booklet zur CD Íslandsklukkur, MR Music 1994, S. 17
  4. Hans Ulrich Schmid: Wörterbuch Isländisch-Deutsch. 2., überarb. Auflage. Buske, Hamburg 2011, ISBN 978-3-87548-596-7, S. 288.