„Nikolaus von Zitzewitz“ – Versionsunterschied

[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
MerlBot (Diskussion | Beiträge)
 
(45 dazwischenliegende Versionen von 15 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Kloster Huysburg 1810.jpg|mini|hochkant=1.4|Kloster Huysburg (1810)]]
{{QS-Antrag|4. März 2015| [[WP:Wikifizieren]]: [[Hilfe:Sackgasse|Sackgassenartikel]], [[Wikipedia:Kategorien|Kategorien]] fehlen -- [[Benutzer:MerlBot/AutoQS|MerlBot]] 17:51, 4. Mär. 2015 (CET)}}
'''Nikolaus von Zitzewitz''' [[Benediktiner|OSB]] (* [[1. April]] [[1634]] in [[Biesowice|Beßwitz]]; † [[24. Oktober]] [[1704]] im Kloster [[Huysburg]]) war Abt des [[Benediktiner]]klosters Huysburg und ein [[Hochstift Münster|fürstbischöflich-münsterischer]] [[Diplomat]].
Nicolaus von Zitzewitz (1634 - 1704) - Abt des Klosters Huysburg


== Leben ==
=== Werdegang ===
Nikolaus von Zitzewitz stammte aus der pommerschen uradligen Familie [[Zitzewitz|von Zitzewitz]]. Er wurde am 1. April 1634 als ältester Sohn unter acht Kindern – sechs Söhnen und zwei Töchtern – des ''Georg von Zitzewitz'' in [[Biesowice|Besswitz]] in [[Hinterpommern]] geboren, einer der ältesten Besitzungen der Familie. Er erhielt seine Schulbildung in [[Stolp]] und ab 1650 auf dem [[Marienstiftsgymnasium|Pädagogium Stettin]]. Im März 1652 schrieb er sich für lutherische [[Theologie]] an der [[Universität Greifswald]] ein, blieb dort aber nur kurz, da sein Vater 1654 starb; zudem verleidete ihm der an der Hochschule herrschende [[Pennalismus]] das Studium. Nach zehnmonatigem Aufenthalt in Besswitz ging er zur Fortsetzung seines Studiums an die [[Universität Helmstedt]], wo [[Georg Calixt]] entscheidenden Einfluss auf ihn gewann. Calixt, führender Kopf der [[Irenik]]er im Konfessionsstreit, wollte nicht nur [[Evangelisch-lutherische Kirchen|Lutheraner]] und [[Reformierte Kirchen|Reformierte]] versöhnen, sondern bezog in seinen Einigungsplan auch die [[Römisch-katholische Kirche|katholische Kirche]] ein. Diese Verständigungsversuche, die Nikolaus’ Charakter entgegenkamen, sowie die maßlosen Angriffe, mit denen besonders die [[Lutherische Orthodoxie|orthodoxen]] [[Leucorea|Wittenberger]] Theologen den verehrten Lehrer überhäuften, führten Nikolaus zur Abkehr vom Protestantismus. Seinen Übertritt zur katholischen Kirche vollzog er 1656 in Köln, wo er vor dem päpstlichen Nuntius [[Giuseppe Maria Sanfelice]] das katholische Glaubensbekenntnis ablegte.


=== Benediktiner in Werden, Siegburg und Corvey ===
Leben
Nach der [[Konversion (Religion)|Konversion]] trat er als Mönch in die Benediktinerabtei [[Kloster Werden|Werden]] ein. Seinen Oberen fiel er schon bald durch seine Klugheit auf. Nach kurzer Zeit wurde er vom Abt zum [[Abtei St. Michael (Siegburg)|Kloster Siegburg]] entsandt, um dieses zu reformieren. Dabei zeigte sich Nikolaus so gewandt, dass ihn der [[Corvey]]er Fürstabt Arnold IV. de Valdois 1660 nach Corvey rief. Nach dessen Tod 1661 übernahm der Bischof von [[Bistum Münster|Münster]] [[Christoph Bernhard von Galen]] die Administration von Corvey. Er ernannte Nikolaus 1664 zum [[Cellerar]] (Wirtschaftsleiter) des [[Reichsstift|Stifts]]. Corvey war hoch verschuldet und in Rechtsstreitigkeiten mit der Stadt [[Höxter]] verwickelt. Es gelang Nikolaus in wenigen Jahren, die Abtei nicht nur schuldenfrei zu machen, sondern ihr auch jährliche Einkünfte von 40.000 [[Reichstaler|Talern]] zu sichern. Außerdem erreichte er, dass die Stadt Höxter, die [[Rudolf August (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Rudolf August von Braunschweig]] unter seine Hoheit zu bringen suchte, dem Stift erhalten blieb und die Streitigkeiten 1674 durch einen [[Rezess]] beendet wurden, der der Stadt eine neue Verfassung gab und insbesondere die Konfessionszugehörigkeit der Kirchen der Stadt endgültig regelte.<ref>[http://www.hvv-hoexter.de/wp-content/uploads/2010/07/Wie-H%C3%B6xter-evangelisch-wurde-Teile-1-3.pdf ''Wie Höxter evangelisch wurde'']</ref>


=== Generalvikar, Abt, Diplomat und Statthalter ===
Nicolaus von Zitzewitz wurde am 1. April 1634 als ältester Sohn von 8 Kindern - 6 Söhnen und 2 Töchtern - in Besswitz, Krs. Rummelsburg in Pommern geboren und erhielt seine wissenschaftliche Vorbildung auf der Schule zu Stolp und ab 1650 auf dem Pädagogium in Stettin. Im März 1652 schrieb er sich bei der Universität Greifswald ein, wo er aber nur kurz blieb, da sein Vater Georg von Zitzewitz 1654 gestorben war und der auf der pommerschen Hochschule herrschende Pennalismus ihm das Studium verleidete. Nach zehn monatigem Aufenthalt in Besswitz, einem der ältesten Besitzungen der Familie, begab er sich zur Fortsetzung seiner Studien nach Helmstedt, wo namentlich Georg Calixtus (Callisen), der große Theologe, entscheidenden Einfluss auf ihn gewann. Calixtus' Bestrebungen waren nicht nur, die Lutheraner und Reformierten zu versöhnen, sondern er dehnte seinen Einigungsplan auch auf die katholische Kirche aus. Diese Anschauung, welche seinem milden Charakter besonders zusagten sowie die maßlosen Angriffe, mit welchen besonders die exklusiven Wittenberger Theologen den verehrten Lehrer überhäuften, führten ihn zur Abkehr vom Protestantismus. Sein Übertritt zur katholischen Kirche führte ihn 1656 nach Köln, wo er in die Hände des päpstlichen Nuntius San Felice seine Profession ablegte.
1673 ernannte Fürstbischof Bernhard von Galen Nikolaus zum [[Prior]] und [[Generalvikar]] und betraute ihn mit diplomatischen Missionen. 1676 wurde er mit ausdrücklicher Bewilligung des Kurfürsten [[Friedrich Wilhelm (Brandenburg)|Friedrich Wilhelm von Brandenburg]] zum Kloster Huysburg entsandt, das unter dem greisen Abt ''Sebastian von Horn'' einen Niedergang erlebt hatte. Der Konvent wählte Nikolaus am 29. Dezember 1676 einstimmig zum [[Verweser]], und nach der erzwungenen Abdankung Sebastian von Horns wurde er im April 1677 als Abt des Klosters Huysburg bestätigt.
Kurz danach trat er als Mönch in die Benediktinerabtei Werden an der Ruhr ein, wo er durch seine Klugheit sehr bald seinem ihm vorgesetzten Prälaten auffiel. Bereits nach kurzer Zeit wurde er von seinem Abt zum Kloster Sieburg entsandt, um dieses zu reformieren. Hierbei zeigte sich Nikolaus so gewandt, dass ihn der Fürstabt Arnold Waldois von Corvey 1660 nach Corvey berief. Nach dem baldigen Tod des Abtes folgte Bernhard von Galen, der berühmte Bischof von Münster. Dieser ernannte Nikolaus 1664 zum Cellarius, also die Verwaltung des Stiftes. Corvey drückte eine große Schuldenlast und langwierige Streitigkeiten mit der Stadt Höxter und es gelang dem jungen Geistlichen, in wenigen Jahren die Abtei nicht nur von allen Schulden zu befreien, sondern auch die jährlichen Einkünfte von 40000 Thalern zu sichern. Außerdem gelang es ihm, die Stadt Höxter, welche der Herzog Rudolf August von Wolfenbüttel unter seine Hoheit zu bringen suchte, dem Stift zu erhalten und die Streitigkeiten 1674 durch einen Rezess zu regeln, welche der Stadt eine neue Verfassung gab.
In kürzester Zeit blühte das Kloster unter seiner Leitung auf. Er bemühte sich auch, die während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Kriegs]] verlorengegangenen Urkunden und Akten des Klosters wiederzubeschaffen. Besonders erwähnenswert ist seine Fortschreibung der Klosterchronik.
Inzwischen war Nikolaus 1673 vom Fürstbischof Bernhard von Galen, dessen uneingeschränktes Vertrauen er genoss, zum Prior und Generalvikar ernannt und mit diplomatischen Sendungen betraut worden. 1676 wurde er mit ausdrücklicher Bewilligung des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg zum Kloster Huysburg entsandt, welches unter dem greisen Abt Sebastian von Horn tief gesunken war. Die einstimmige Wahl des Konventes der Brüder bestimmte Nikolaus am 29. Dezember 1676 zum Verweser und nach erzwungener Abdankung von Sebastian von Horn wurde er im April 1677 als Abt des Klosters Huysburg bestätigt.
Nach wie vor blieb Nikolaus, der teils in Huysburg, teils in Corvey oder [[Halberstadt]] residierte, seinem fürstbischöflichen Freund von Galen ein kluger Berater. Besonders schwierige Missionen führten ihn an auswärtige Höfe. So war er 1677 während des [[Nordischer Krieg (1674–1679)|schwedisch-dänischen Krieges]] am Hof [[Christian V. (Dänemark und Norwegen)|Christians V.]] in Kopenhagen, wo ihm der König aus Dankbarkeit ein kostbares, mit Brillanten besetztes königliches Bild schenkte.
In kürzester Zeit blühte das Kloster unter seiner geschickten Leitung auf. Er bemühte sich auch, die während des 30-jährigen Krieges verloren gegangenen Urkunden und Akten des Klosterarchivs neu zu sammeln. Besonders erwähnenswert ist seine Fortschreibung der Klostergeschichte.
Nach wie vor blieb Nikolaus, der mal in Huysburg, mal in Corvey oder Halberstadt residierte, seinem fürstbischöflichen Freund von Galen ein uneigennütziger und treuer Berater und manche besonders schwierige Missionen führten ihn an auswärtige Höfe. So war er 1677 während des schwedisch-dänischen Krieges am Hof Christians V. in Kopenhagen, wobei ihm der König aus Dankbarkeit für gelöste Aufgaben ein kostbares Kleinod, bestehend aus dem mit Brillanten reich besetzten königlichen Bildnis verlieh.
Übrigens soll auch ein nach alter Klostertradition auf die späteren Äbte vererbtes kostbares Kreuz ein Geschenk der Königin Charlotte von Preußen an Abt Nikolaus gewesen sein.
1677 wurde er zum Stadthalter der den Schweden entrissenen und zum Bistum Münster geschlagenen Herzogtümer Bremen und Verden ernannt.
Auch nach dem Ableben von Bernhard von Galen bewies dessen Nachfolger, der Fürstbischof Ferdinand von Münster und Paderborn, sein Vertrauen und bestätigte seine Übernahme als Stadthalter, woran er nicht lange Freude hatte, denn die Gebiete wurden am 29. März 1679 in dem mit Schweden abgeschlossenen Separatfrieden diesen wieder zurückgegeben.
Am 5. September 1696 wurde auf Wunsch und Veranlassung der Bursfelder Congretation und mit Zustimmung des Kurfürsten Friedrich III. die verarmte Benediktinerabtei St. Simeon und Moritz zu Minden mit der Abtei Huysburg vereinigt und dadurch Nikolaus' Wirkungskreis erheblich vergrößert.
Seit 1684 kränkelte Nikolaus, litt an Gicht und unleidlichen Steinschmerzen, seit Weihnachten 1703 wurde er wiederholt vom Schlage getroffen. Still und gottergeben ertrug er alle Plagen als himmlische Fügung und starb, umgeben von seinen Brüdern, am 24. Oktober 1704 nach 28 Jahren segensreicher Regierung. Am 10. November wurde er in feierlicher Weise in Anwesenheit hoher geistlicher und weltlicher Würdenträger in der Kirche seines geliebten Klosters zur ewigen Ruhe gebettet. Nur ein reichverziertes Epitaph erinnert heute an sein Wirken.


1677 wurde er zum [[Statthalter]] der von Schweden abgetretenen und kurzzeitig zum [[Hochstift Münster]] geschlagenen Herzogtümer [[Bremen-Verden|Bremen und Verden]] ernannt.
Nach dem Tod Bernhards von Galen schenkte auch dessen Nachfolger [[Ferdinand von Fürstenberg (1626–1683)|Ferdinand von Fürstenberg]] Nikolaus sein Vertrauen und bestätigte ihn als Statthalter, bis Bremen-Verden am 29. März 1679 wieder an Schweden fiel.


Am 5. September 1696 wurde auf Veranlassung der [[Bursfelder Kongregation]] und mit Zustimmung des Kurfürsten [[Friedrich I. (Preußen)|Friedrich III.]] die verarmte Benediktinerabtei [[Kloster St. Mauritius (Minden)|St. Simeon und Mauritius]] in Minden mit der Abtei Huysburg vereinigt, wodurch sich Nikolaus’ Wirkungskreis erheblich vergrößerte.


Seit 1684 kränkelte er, litt an [[Gicht]] und [[Kolik]]en, seit Weihnachten 1703 schädigten mehrere [[Schlaganfall|Schlaganfälle]] seine Gesundheit. Gottergeben, so die Zeitzeugen, ertrug er die Plagen als himmlische Fügung und starb, umgeben von seinen Brüdern, am 24. Oktober 1704 nach 28 Jahren erfolgreicher Regierung. Am 10. November wurde er in Anwesenheit hoher geistlicher und weltlicher Würdenträger in der Huysburger Klosterkirche bestattet. Ein reichverziertes [[Epitaph]] erinnert an ihn.<ref>[http://www.raymond-faure.com/Huysburg/huysburg-klosterkirche-1.html Abbildungen des Epitaphs] (Raymond Faure)</ref>


== Trivia ==
Epitaph des Abtes Nikolaus von Zitzewitz in der Klosterkirche zu Huysburg
Ein gemäß Klosterbrauch von Abt zu Abt vererbtes kostbares Kreuz soll ein Geschenk der Königin [[Sophie Charlotte von Hannover|Charlotte von Preußen]] an Abt Nikolaus gewesen sein.


Von Zitzewitz gilt als einer der möglichen Verfasser des [[Vaticinium Lehninense]].


== Quellen ==
Literatur
* F. Conrad Bruninghoff: ''Catastrophe Vitæ Et Mortis In Monte Moria, Oder: Der Todt im Leben Das Leben im Tode Auff den Berg Moria etc.'', Beisetzungsrede auf Nikolaus von Zitzwitz, Halberstadt 1704 ([http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN742508943 Digitalisat]), Reprint 2014 in der [https://www.edition-huy.de/ EDITION HUY]


== Literatur ==
∙ Dr. phil. Max von Stojentin: Geschichte des Geschlechts von Zitzewitz, II. Teil, Bd. 1
* Dirk Klingner: ''Nikolaus von Zitzewitz (1634–1704) – Landadliger aus Pommern sucht Wege zur Aussöhnung der Kirchen.'' In: ''Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte.'' Heft 2/2020, {{ISSN|0032-4167}}, S. 37–41.
* {{BBKL||autor=[[Wilhelm Kohl (Historiker)|Wilhelm Kohl]]|artikel=Zitzewitz, Nicolaus von|band=14|spalten=555-557}}
* Max von Stojentin: ''Geschichte des Geschlechts von Zitzewitz'', II. Teil, Bd. 1, S. 173–181 ([http://zbc.ksiaznica.szczecin.pl/dlibra/docmetadata?id=20609&from=publication Digitalisat])

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=p|GND=104169923|LCCN=|NDL=|VIAF=34884908}}

{{SORTIERUNG:Zitzewitz, Nikolaus von}}
[[Kategorie:Abt]]
[[Kategorie:Benediktiner]]
[[Kategorie:Familienmitglied des Adelsgeschlechts Zitzewitz|Nikolaus]]
[[Kategorie:Generalvikar]]
[[Kategorie:Diplomat]]
[[Kategorie:Person (Pommern)]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1634]]
[[Kategorie:Gestorben 1704]]
[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Zitzewitz, Nikolaus von
|ALTERNATIVNAMEN=Zitzwitz, Nicolaus von
|KURZBESCHREIBUNG=Abt des Klosters Huysburg, Diplomat
|GEBURTSDATUM=1. April 1634
|GEBURTSORT=[[Biesowice|Besswitz]]
|STERBEDATUM=24. Oktober 1704
|STERBEORT=[[Huysburg]]
}}

Aktuelle Version vom 14. November 2021, 10:19 Uhr

Kloster Huysburg (1810)

Nikolaus von Zitzewitz OSB (* 1. April 1634 in Beßwitz; † 24. Oktober 1704 im Kloster Huysburg) war Abt des Benediktinerklosters Huysburg und ein fürstbischöflich-münsterischer Diplomat.

Leben

Werdegang

Nikolaus von Zitzewitz stammte aus der pommerschen uradligen Familie von Zitzewitz. Er wurde am 1. April 1634 als ältester Sohn unter acht Kindern – sechs Söhnen und zwei Töchtern – des Georg von Zitzewitz in Besswitz in Hinterpommern geboren, einer der ältesten Besitzungen der Familie. Er erhielt seine Schulbildung in Stolp und ab 1650 auf dem Pädagogium Stettin. Im März 1652 schrieb er sich für lutherische Theologie an der Universität Greifswald ein, blieb dort aber nur kurz, da sein Vater 1654 starb; zudem verleidete ihm der an der Hochschule herrschende Pennalismus das Studium. Nach zehnmonatigem Aufenthalt in Besswitz ging er zur Fortsetzung seines Studiums an die Universität Helmstedt, wo Georg Calixt entscheidenden Einfluss auf ihn gewann. Calixt, führender Kopf der Ireniker im Konfessionsstreit, wollte nicht nur Lutheraner und Reformierte versöhnen, sondern bezog in seinen Einigungsplan auch die katholische Kirche ein. Diese Verständigungsversuche, die Nikolaus’ Charakter entgegenkamen, sowie die maßlosen Angriffe, mit denen besonders die orthodoxen Wittenberger Theologen den verehrten Lehrer überhäuften, führten Nikolaus zur Abkehr vom Protestantismus. Seinen Übertritt zur katholischen Kirche vollzog er 1656 in Köln, wo er vor dem päpstlichen Nuntius Giuseppe Maria Sanfelice das katholische Glaubensbekenntnis ablegte.

Benediktiner in Werden, Siegburg und Corvey

Nach der Konversion trat er als Mönch in die Benediktinerabtei Werden ein. Seinen Oberen fiel er schon bald durch seine Klugheit auf. Nach kurzer Zeit wurde er vom Abt zum Kloster Siegburg entsandt, um dieses zu reformieren. Dabei zeigte sich Nikolaus so gewandt, dass ihn der Corveyer Fürstabt Arnold IV. de Valdois 1660 nach Corvey rief. Nach dessen Tod 1661 übernahm der Bischof von Münster Christoph Bernhard von Galen die Administration von Corvey. Er ernannte Nikolaus 1664 zum Cellerar (Wirtschaftsleiter) des Stifts. Corvey war hoch verschuldet und in Rechtsstreitigkeiten mit der Stadt Höxter verwickelt. Es gelang Nikolaus in wenigen Jahren, die Abtei nicht nur schuldenfrei zu machen, sondern ihr auch jährliche Einkünfte von 40.000 Talern zu sichern. Außerdem erreichte er, dass die Stadt Höxter, die Rudolf August von Braunschweig unter seine Hoheit zu bringen suchte, dem Stift erhalten blieb und die Streitigkeiten 1674 durch einen Rezess beendet wurden, der der Stadt eine neue Verfassung gab und insbesondere die Konfessionszugehörigkeit der Kirchen der Stadt endgültig regelte.[1]

Generalvikar, Abt, Diplomat und Statthalter

1673 ernannte Fürstbischof Bernhard von Galen Nikolaus zum Prior und Generalvikar und betraute ihn mit diplomatischen Missionen. 1676 wurde er mit ausdrücklicher Bewilligung des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg zum Kloster Huysburg entsandt, das unter dem greisen Abt Sebastian von Horn einen Niedergang erlebt hatte. Der Konvent wählte Nikolaus am 29. Dezember 1676 einstimmig zum Verweser, und nach der erzwungenen Abdankung Sebastian von Horns wurde er im April 1677 als Abt des Klosters Huysburg bestätigt. In kürzester Zeit blühte das Kloster unter seiner Leitung auf. Er bemühte sich auch, die während des Dreißigjährigen Kriegs verlorengegangenen Urkunden und Akten des Klosters wiederzubeschaffen. Besonders erwähnenswert ist seine Fortschreibung der Klosterchronik. Nach wie vor blieb Nikolaus, der teils in Huysburg, teils in Corvey oder Halberstadt residierte, seinem fürstbischöflichen Freund von Galen ein kluger Berater. Besonders schwierige Missionen führten ihn an auswärtige Höfe. So war er 1677 während des schwedisch-dänischen Krieges am Hof Christians V. in Kopenhagen, wo ihm der König aus Dankbarkeit ein kostbares, mit Brillanten besetztes königliches Bild schenkte.

1677 wurde er zum Statthalter der von Schweden abgetretenen und kurzzeitig zum Hochstift Münster geschlagenen Herzogtümer Bremen und Verden ernannt. Nach dem Tod Bernhards von Galen schenkte auch dessen Nachfolger Ferdinand von Fürstenberg Nikolaus sein Vertrauen und bestätigte ihn als Statthalter, bis Bremen-Verden am 29. März 1679 wieder an Schweden fiel.

Am 5. September 1696 wurde auf Veranlassung der Bursfelder Kongregation und mit Zustimmung des Kurfürsten Friedrich III. die verarmte Benediktinerabtei St. Simeon und Mauritius in Minden mit der Abtei Huysburg vereinigt, wodurch sich Nikolaus’ Wirkungskreis erheblich vergrößerte.

Seit 1684 kränkelte er, litt an Gicht und Koliken, seit Weihnachten 1703 schädigten mehrere Schlaganfälle seine Gesundheit. Gottergeben, so die Zeitzeugen, ertrug er die Plagen als himmlische Fügung und starb, umgeben von seinen Brüdern, am 24. Oktober 1704 nach 28 Jahren erfolgreicher Regierung. Am 10. November wurde er in Anwesenheit hoher geistlicher und weltlicher Würdenträger in der Huysburger Klosterkirche bestattet. Ein reichverziertes Epitaph erinnert an ihn.[2]

Trivia

Ein gemäß Klosterbrauch von Abt zu Abt vererbtes kostbares Kreuz soll ein Geschenk der Königin Charlotte von Preußen an Abt Nikolaus gewesen sein.

Von Zitzewitz gilt als einer der möglichen Verfasser des Vaticinium Lehninense.

Quellen

  • F. Conrad Bruninghoff: Catastrophe Vitæ Et Mortis In Monte Moria, Oder: Der Todt im Leben Das Leben im Tode Auff den Berg Moria etc., Beisetzungsrede auf Nikolaus von Zitzwitz, Halberstadt 1704 (Digitalisat), Reprint 2014 in der EDITION HUY

Literatur

Einzelnachweise

  1. Wie Höxter evangelisch wurde
  2. Abbildungen des Epitaphs (Raymond Faure)