„Porzellanfabrik Edelstein“ – Versionsunterschied

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Die '''Porzellanfabrik Julius Edelstein''' war ein [[Porzellan]]hersteller in [[Küps]], [[Landkreis Kronach]], [[Regierungsbezirk Oberfranken| Oberfranken]]. Das Unternehmen stellte vor allem Tafelgeschirr und Zierporzellan her. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand vorübergehend eine eigene Kunstabteilung.<ref>Horst Makus: ''Keramik der 50er Jahre. Formen, Farben und Dekore. Ein Handbuch''. Stuttgart 2005. ISBN 3-89790-220-6. S. 380 f.</ref>
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== Julius Edelstein ==
== Julius Edelstein AG ==
Gründer des Unternehmens war der [[Berlin]]er Porzellangroßhändler Julius Isaak Edelstein (* [[9. November]] [[1882]] in Kummetschen, [[Kreis Goldap]]; [[30. November]] [[1941]] in [[Riga]])<ref>[[Wolfgang Scheffler (Historiker)|Wolfgang Scheffler]], Diana Schulle: ''Buch der Erinnerung. Die ins Baltikum deportierten deutschen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden''. München Reprint 2011, S. 206 f.</ref><ref>[http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1050787 Gedenkbuch]</ref>. 1919 kaufte er mit dem Kompagnon Isidor Grünebaum die von Friedrich Ohnemüller und Emil Speiser gegründete ''Oberfränkische Porzellanfabrik''. 1923 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgebaut. Gleichzeitig war Julius Edelstein Vorsitzender im Aufsichtsrat der ''Deutsches Präzisions-Kettenwerk AG'' (DPK) in [[Myślibórz|Soldin]], [[Neumark (Landschaft)#Die Neumark von 1815 bis 1945|Neumark]]; dessen Direktor war sein Schwiegervater Max Pagel.<ref>''Festschrift zum vierzigjährigen Bestehen des Vereins Deutscher Fahrradindustrieller'', Berlin 1928, S. 103. [http://www.blitzrad.de/Kataloge/1928-festschrift-zum-vierzigjaehrigen-bestehen-des-vereins-deutscher-fahrradindustrieller-1888-1928.pdf Onlineversion PDF]</ref> Infolge der Weltwirtschaftskrise ging die Edelstein-AG 1932 in Konkurs und dann als Ausgleich für offene Forderungen in den Besitz der [[Steingutfabrik Colditz]] AG über. Deren alleiniger Vorstand Otto Zehe hatte bereits seit 1927 sowohl bei Edelstein wie bei DPK im Vorstand gesessen. Auch die vormals Edelsteinsche Handelsgesellschaft ''Glas-, Porzellan- und Steingut-Handels AG'' gehörte nun Zehe.<ref>[http://www.archiv.sachsen.de/cps/bestaende.html?oid=09.14&file=20912.xml Bestand 20912 Steingutfabrik Colditz AG. Ausführliche Einleitung] Sächsisches Staatsarchiv, abgerufen am 25. Januar 2015</ref>
Gründer des Unternehmens war [[Julius Edelstein]] (1882–1941), seit spätestens 1912 [[Porzellan]]- und Glasgroßhändler in [[Berlin-Charlottenburg]].<ref>Bernd Wollner, Achim Bühler: ''170 Jahre Porzellan. Wie Küps Geschichte machte''. Küps 2001, S. 62.</ref> 1919 kaufte er mit seinem Kompagnon Isidor Grünebaum die von Friedrich Ohnemüller und Emil Speiser gegründete ''Oberfränkische Porzellanfabrik''. Der Kaufpreis betrug laut Vertrag vom 19. Mai 1919 280.000 Mark. Die Fabrik in der Kronacher Straße wurde zu ''Porzellanfabrik Edelstein GmbH'' umbenannt, planmäßig modernisiert und das Unternehmen 1923 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Der Vertrieb erfolgte über die Edelsteinsche Handelsgesellschaft ''Glas-, Porzellan- und Steingut-Handels AG'' mit Sitz in Berlin, Alexandrinenstraße 95/96.


Edelstein entwickelte sich zu einer führenden [[Marke (Recht)|Marke]] in Deutschland. Die modernen Produktionsanlagen und das hochwertige Porzellan fanden in der Fachpresse große Anerkennung. Auf dem Markt konnte sich Edelstein mit [[Rosenthal (Unternehmen)|Philipp Rosenthal]] messen.<ref>Wollner/Bühler: ''170 Jahre Porzellan''. S. 70.</ref> Hinzu kam noch eine Porzellangroßhandlung mit Musterlager in [[Hamburg-Eidelstedt|Eidelstedt]]. 1924 wurde eine Repräsentanz in der [[Mädlerpassage]] am wichtigen Messestandort [[Leipzig]] eröffnet. Schauräume gab es schließlich auch in [[New York City|New York]].
Aufgrund von Anschuldigungen eines langjährigen Mitarbeiters musste Julius Edelstein nach der [[Machtergreifung|Machtübernahme der Nationalsozialisten]] Berlin verlassen. Mit seiner Frau Margaretha (geb. Pagel, * [[19. November]] [[1892]] in Soldin) und den Kindern Werner und Marianne kam er auf dem Gelände einer Porzellanfabrik in [[Rudolstadt]] unter.<ref>[http://www.nycommunitytrust.org/Portals/0/Uploads/Documents/BioBrochures/Marianne%20Edelstein%20Orlando.pdf ''Marianne Edelstein Orlando 1918-1990'', PDF (engl.)] The New York Community Trust, abgerufen am 25. Januar 2015, S. 3.</ref> Werner emigrierte schon bald nach [[Palästina]], Marianne wurde nach [[Zürich]], [[Rom]], schließlich [[London]] in Sicherheit gebracht. Nach Berlin zurückgekehrt kam Julius Edelstein bei den [[Novemberpogrome 1938|Novemberpogromen 1938]] kurzzeitig in Haft.


Ursprünglich hatte Edelstein vor allem in [[Ostpreußen]] verkauft, wo er eine weitere Porzellanfabrik in [[Allenstein]] besaß. Die [[Inflation]] 1923 begünstigte den Export ins Ausland, was für eine stark exportorientierte Konsumgüterindustrie wie die Porzellanherstellung von Vorteil war.<ref>Petra Werner: ''Die Zwanziger Jahre. Deutsches Porzellan zwischen Inflation und Depression. Die Zeit des Art Deco?'', Hohenberg/Eger 1992, S. 5 f.</ref> Andererseits kämpfte Edelstein wie seine Mitbewerber mit dem Zusammenbruch des Inlandsmarktes im Herbst 1923. Ab 1926 litt die Branche am wachsenden [[Protektionismus]] des Auslandes, so erhob z.&nbsp;B. England nun eine Zollabgabe in Höhe von 50 Prozent. Andere wichtige Exportländer waren die USA, Australien, die Niederlande, Schweiz, Rumänien, Skandinavien und das Baltikum.<ref>Wollner/Bühler: ''170 Jahre Porzellan''. S. 103.</ref>
Julius und Margaretha mussten das Sammellager Levetzowstraße ([[Berlin-Moabit]]) aufsuchen und wurden am 27. November 1941 vom [[Bahnhof Berlin-Grunewald]] nach Riga deportiert.<ref>Wolfgang Scheffler, Diana Schulle: ''Buch der Erinnerung'', S. 206 f.</ref> Der gesamte Transport mit 1.053 Menschen wurde sofort nach der Ankunft am 30. November 1941 im [[Wald von Rumbula]] ermordet. Schwiegervater Max starb 1943 im [[KZ Theresienstadt]], Schwiegermutter Rahel 1944 im [[KZ Auschwitz]].<ref>''Marianne Edelstein Orlando 1918-1990'', S. 6.</ref><ref>[http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1130612 Max Pagel] Gedenkbuch. [http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1130480 Rahel Pagel, geb. Karo] Gedenkbuch.</ref>


1926 zog sich Grünebaum aus dem Geschäft zurück. Im folgenden Jahr ließ sich Edelstein auf ein Kreditgeschäft mit der [[Steingutfabrik Colditz]] AG und deren Vorstand Otto Zehe ein. Colditz galt damals als größter Produzent von Steingutwaren und weitete seine Firmenbeteiligungen rasch aus. Diese Entwicklung traf zu diesem Zeitpunkt auch [[Porzellanfabrik Schönwald|Schönwald]], übernommen von [[KAHLA/Thüringen Porzellan|Kahla]], sowie Tirschenreuth und [[Bauscher]], die an [[Lorenz Hutschenreuther]] gingen.
==Neugründung der Edelstein AG==
1933 wurde eine neue Edelstein-Aktiengesellschaft gegründet. Das Kapital befand sich vollständig in den Händen der Steingutfabrik Colditz AG. [[Fritz Greiner (Unternehmer)|Fritz Greiner]] übernahm die Geschäftsleitung. Er behielt sie - mit fünfjähriger Unterbrechung nach Kriegsende - bis 1971. Otto Zehe war bereits 1935 verstorben, das Steingutwerk in [[Colditz]] mit der Kaolingrube in [[Glossen]] wurde 1946 enteignet.


Infolge der Weltwirtschaftskrise ab Oktober 1929 konnte Colditz die Edelstein-AG am 20. September 1932 in Konkurs zwingen, obwohl die Kredite regelmäßig bedient worden waren. Als Ausgleich für offene Forderungen gingen die Küpser Fabrik und die Berliner Handelsgesellschaft in den Besitz von Colditz über.<ref>Wollner, Bühler: ''170 Jahre Porzellan.'' S. 73.</ref><ref>[http://www.archiv.sachsen.de/cps/bestaende.html?oid=09.14&file=20912.xml Bestand 20912 Steingutfabrik Colditz AG. Ausführliche Einleitung] Sächsisches Staatsarchiv, abgerufen am 25. Januar 2015.</ref>
Trotz der üblichen Kriegsschäden und Anlaufschwierigkeiten beschäftigte Edelstein in den 1950er Jahren rund 350 Mitarbeiter. Das Sortiment zeigte sich betont modisch. Für die zeitweilig existierende Kunstabteilung arbeiteten u.a. [[Kurt Wendler]] und [[Sebastiano Buscetta]].


Julius Edelstein wurde nur teilweise entschädigt durch Anteile an der ''Porzellanfabrik Beyer & Bock'', dessen Werk im thüringischen [[Volkstedt (Rudolstadt)|Volkstedt]] er ab 1933 leitete. Mit der [[Machtergreifung|Machtübernahme der Nationalsozialisten]] bestanden für den [[Juden|jüdischen]] Unternehmer Edelstein keinerlei Aussichten mehr, das Konkursverfahren noch zu seinen Gunsten zu beeinflussen.<ref>Wollner/Bühler: ''170 Jahre Porzellan.'' S. 150.</ref> Der ehemalige Besitzer und seine Frau Margaretha wurden 1941 nach Riga deportiert und ermordet.<ref>Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: ''Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941–1945. Eine kommentierte Chronologie.'' Marix, Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-059-5, S. 121.</ref>
Mit der Firmenmutter Colditz (Sitz in [[Bad Staffelstein|Staffelstein]]) ging Edelstein 1972 an die Slater Walker Bank und im folgenden Jahr an die Heinrich Porzellan GmbH. Sie ließ die Produktion zum 31. Dezember 1973 stilllegen.


==Siehe auch==
=== Produktion ===
Erste Umbaumaßnahmen in Küps waren am 1. Oktober 1920 abgeschlossen: Die sanitären Anlagen entsprachen nun den hygienischen Standards; es gab eine [[Massemühle]] mit sechs Trommeln, ein neues Lager und eine Expedition mit Laderampe. Von hier ging die Ware auf Pferdefuhrwerken zum nahen Bahnhof Küps. Am 18. Dezember 1921 wurde das alte Fabrikgebäude durch einen Großbrand zerstört, die Brennöfen und die neuen Nebengebäude blieben unversehrt. Ein Neubau wurde noch im folgenden Jahr fertiggestellt, inklusive Maschinenhaus und Dampfkessel. 1924 waren sechs Öfen in Betrieb. Diese Fabrik prägte das Ortsbild von Küps bis zu ihrem Abriss 1986.<ref>Wollner, Bühler: ''170 Jahre Porzellan.'' S. 68</ref>

Auf dem Höhepunkt des wirtschaftlichen Erfolges 1926 beschäftigte Edelstein etwa 600 Mitarbeiter.

Die Geschäftsführung hatte von 1919 bis 1923 Albert Kindermann inne. Ihm folgte Direktor Carl Elstner (1880–1932).<ref>Wollner, Bühler: ''170 Jahre Porzellan.'' S. 76 ff.</ref> Er hatte zuvor 20 Jahre als Prokurist für [[Rosenthal (Unternehmen)|Rosenthal]] gearbeitet. Da er einige Fachkräfte von [[Selb]] nach Küps mitnahm, kam es in der Folgezeit wegen Dekorähnlichkeiten immer wieder zu Rechtsstreitigkeiten mit Rosenthal. Vertreten wurde die Edelstein AG bei diesen Verfahren von [[Thomas Dehler]].

Der Modelleur Theodor Gack (1894–1984) war mit dem Unternehmen viele Jahre verbunden, zunächst von 1923 bis 1940, erneut ab 1944 und 1954 zum zweiten Mal zurückgekehrt. Bis 1959 leitete er den Betrieb als technischer Direktor.

=== Sortiment ===
Entwürfe für Edelstein lieferte u.&nbsp;a. [[Richard Riemerschmid]]. Der Schwerpunkt des Sortiments lag jedoch auf historisierenden Formen des Barock, dritten Rokoko und [[Empire (Stilrichtung)|Empire]] mit reichlich Relief- und Blumendekor und Vergoldungen.<ref>Elisabeth Trux, Petra Werner (Bearb.): ''Die Sammlung Helga Schalk-Thielmann'', Bd. 2. Hohenberg/Eger 2001, S. 32–39.</ref> Eine Spezialität bildete der dünne, transparente [[Scherben]] der Spitzenprodukte. Im Angebot waren auch mit Silber volldekorierte Prunkservice.

Kommerziell erfolgreich waren:
* Mokkaservice ''Renate''
* Tafelservice ''Agathe'', 1926, mit heiterem Streublumendekor
* ''Cosima'', [[Ätzen#Porzellandekor|Ätzgolddekor]]

== Edelstein Porzellanfabrik AG ==
Die Verbindlichkeiten von Edelstein summierten sich 1932 auf 1,36 Millionen Reichsmark, davon gut die Hälfte auf die Colditz AG. Otto Zehe persönlich besaß Forderungen in Höhe von 100.000 Mark, was ihm im eigenen Unternehmen den Vorwurf eintrug, Geschäfts- und Privatinteressen vermischt zu haben. Nach dem Börsenkrach 1932 wurde die Übernahme vollzogen. Zum 1. Dezember 1932 entstand eine neue Aktiengesellschaft, zunächst unter dem Namen ''Porzellanfabrik J. Edelstein AG''.<ref>Wollner/Bühler: ''170 Jahre Porzellan''. S. 114.</ref> Das Kapital befand sich vollständig in den Händen von Colditz. 1934 wurde der Firmensitz von Berlin nach Küps verlegt.

[[Fritz Greiner (Unternehmer)|Fritz Greiner]] (1903–1974), [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]-Mitglied und im [[Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps|NSKK]] aktiv, übernahm die Geschäftsleitung. Er behielt sie – mit fünfjähriger Unterbrechung nach Kriegsende – bis 1971. Otto Zehe verstarb bereits 1935. Am 22. Mai 1937 wurde der Name abermals zu ''Edelstein Porzellanfabrik AG'' geändert. Schon 1935 hatte sich die Firma veranlasst gesehen, ihren jüdischen Namen öffentlich zu rechtfertigen: In der gauamtlichen Tageszeitung ''Bayerische Ostmark'' ließ sie u.&nbsp;a. verlautbaren, Edelstein stehe für „Adel“, der bekannte Markenname verrate Tradition und rechtfertige dadurch das Vertrauen des Käufers.<ref>Zitat bei Wollner/Bühler: ''170 Jahre Porzellan''. S. 128.</ref>

Der Betrieb fügte sich widerstandslos den Vorgaben der [[Deutsche Arbeitsfront|Deutschen Arbeitsfront]]: Die Betriebsorganisation wurde nach dem [[Führerprinzip]] hierarchisiert, Kantine und Betriebssport eingeführt. Stolz wurde verbreitet, als erster Betrieb im Oberfränkischen geschlossen der DAF beigetreten zu sein. Die Zahl der Beschäftigten stieg kontinuierlich von 115 im Jahr 1932 auf 375 (1937).<ref>Wollner/Bühler: ''170 Jahre Porzellan''. S. 129.</ref> Durch zeitweise 50 Lehrlinge verfügte Edelstein über eine sehr junge Belegschaft. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] konnte in den Werkshallen auf bis zu 36 französische Kriegsgefangene zurückgegriffen werden. Die zehn [[Ostarbeiter]]innen und sechs [[Armenien|armenischen]] Fremdarbeiter machten nur einen vergleichsweise geringen Anteil aus.<ref>Vgl. Wollner/Bühler: ''170 Jahre Porzellan''. S. 129.</ref>

=== Sortiment ===
Mit der veränderten Marktlage ab 1932/33 ging die Produktion an Figuren und [[Nippes (Kunsthandwerk)|Nippes]] stark zurück. Dafür wurde nun Feston-Geschirr auf den Markt gebracht, das in mäßiger Qualität etwa 20 Prozent billiger angeboten werden konnte. Das barockisierende Komplett-Service ''Maria Theresia'', entworfen von Ludwig Gack für den eher konservativen Geschmack, ist in den Warenlisten bis 1943 nachweisbar, allerdings wurde während des Krieges vor allem [[Wehrmacht]]sporzellan mit dickem Scherben hergestellt.

== „Wirtschaftswunder“-Zeit ==
Trotz Schäden an der Fabrik beim Einzug der US-Army und anfänglichen Materialengpässen nach Kriegsende beschäftigte Edelstein in den 1950er Jahren rund 350 Mitarbeiter. Das Sortiment wurde zunächst aus dem alten Formvorrat bestritten, einzelne Serviceteile wurden aus anderen Serien ergänzt. Auch das Service ''Maria Theresia'' wurde wieder angeboten, nun elfenbeinglasiert mit purpur Stahldruck Aufglasur.

Unterdessen bemühte sich Julius Edelsteins Tochter, Marianne Wald (später Orlando), um die Rückgabe der Firma. Sie arbeitete zu diesem Zeitpunkt für die [[Control Commission for Germany/British Element|britische Militärregierung]] im Rheinland und hielt Kontakt mit dem Küpser Bürgermeister Ernst Hanna. Letztendlich waren Rückgabeansprüche aussichtslos, weil das [[Militärregierungsgesetz Nr. 59]] nur den Raub jüdischen Eigentums nach dem 30. Januar 1933 erfasste. Marianne Wald versuchte auch, dem amtierenden Direktor Walter Dörfel den Rücken zu stärken, um eine Rückkehr des NS-belasteten Fritz Greiner zu verhindern.<ref>Vgl. Wollner/Bühler: ''170 Jahre Porzellan''. S. 183.</ref>

Schon 1946 war Edelstein zurück in der Gewinnzone, 1949 beschäftigte die Fabrik sogar 400 Arbeiter und Angestellte.

Mit der Firmenmutter Colditz (Sitz in [[Staffel (Limburg an der Lahn)|Staffel/Lahn]]) ging Edelstein 1972 an die Slater Walker Bank. Damals betrug der Jahresumsatz 5,4 Millionen DM, der Exportanteil etwa 45 Prozent.<ref>Trux/Werner, S. 35.</ref> Im folgenden Jahr wurde Edelstein an die Heinrich Porzellan GmbH weitergereicht. Sie ließ die Produktion zum 31. Dezember 1973 stilllegen und verwertete die Immobilien. Die Edelstein'sche Direktorenvilla wurde an die katholische Kirche verkauft und als Pfarrhaus verwendet.

=== Sortiment ===
Die zeitweilig existierende Kunstabteilung erhielt Entwürfe von [[Kurt Wendler]] und [[Richard Scheibe]], die bis heute sehenswert sind. [[Sebastiano Buscetta]] schuf Tierplastiken und die für die 1950er Jahre so typischen „Negerbüsten“. [[Alfred Turbanisch]] modellierte Relief- und [[Biskuitporzellan]]e.

Die Geschirrserien der 1960er Jahre folgten dann dem Trend zu zeitgemäßen Formen und poppigen Dekoren, zu nennen sind ''Astrid'', ''900'', ''Carat'', ''Jeunesse'' und ''Liane''.

== Siehe auch ==
[[Liste von Porzellanmanufakturen und -herstellern]]
[[Liste von Porzellanmanufakturen und -herstellern]]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references />


==Literatur==
== Literatur ==
* Bernd Wollner, Achim Bühler: ''170 Jahre Porzellan. Wie Küps Geschichte machte''. Küps 2001, ISBN 3-00-007759-6, S. 61–276.
* Horst Makus: ''Keramik der 50er Jahre. Formen, Farben und Dekore. Ein Handbuch''. Arnoldsche Verlagsanstalt, Stuttgart 2005. ISBN 3-89790-220-6.
* Horst Makus: ''Keramik der 50er Jahre. Formen, Farben und Dekore. Ein Handbuch''. Arnoldsche Verlagsanstalt, Stuttgart 2005, ISBN 3-89790-220-6.
* The New York Community Trust (Hg.): ''Marianne Edelstein Orlando 1918-1990'', New York o. J. [http://www.nycommunitytrust.org/Portals/0/Uploads/Documents/BioBrochures/Marianne%20Edelstein%20Orlando.pdf Onlineversion PDF]
* Robert E. Röntgen: ''Deutsche Porzellanmarken von 1710 bis heute.'' 6. Auflage. Battenberg, Regenstauf 2007, ISBN 978-3-86646-013-3.
* The New York Community Trust (Hrsg.): ''Marianne Edelstein Orlando 1918–1990.'' New York o. J. [https://www.yumpu.com/en/document/view/50292023/marianne-edelstein-orlando-the-new-york-community-trust (Onlineversion PDF)]


[[Kategorie:Porzellanhersteller (Deutschland)]]
[[Kategorie:Küps]]
[[Kategorie:Unternehmen (Landkreis Kronach)]]
[[Kategorie:Ehemaliger Porzellanhersteller (Deutschland)|Edelstein]]
[[Kategorie:Gegründet 1919]]
[[Kategorie:Produzierendes Unternehmen (Landkreis Kronach)]]
[[Kategorie:Arisiertes Unternehmen]]
[[Kategorie:Arisiertes Unternehmen]]
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[[Kategorie:Aufgelöst 1973]]
[[Kategorie:Ehemaliges Unternehmen (Landkreis Kronach)]]
[[Kategorie:Ehemalige Aktiengesellschaft in Deutschland]]

Aktuelle Version vom 28. April 2024, 19:43 Uhr

Edelstein AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1919/23, 1932
Auflösung 1973
Sitz Küps, Deutschland
Leitung Julius Edelstein 1919–1932
Fritz Greiner 1933–45/49-71
Branche Keramik
Julius Edelstein, Bodenmarke[1] 1924–1933, grüne Unterglasur.

Die Porzellanfabrik Julius Edelstein war ein Porzellanhersteller in Küps im oberfränkischen Landkreis Kronach in Bayern. Das Unternehmen stellte vor allem Tafelgeschirr und Zierporzellan her. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand eine eigene Kunstabteilung.[2]

Julius Edelstein AG

Gründer des Unternehmens war Julius Edelstein (1882–1941), seit spätestens 1912 Porzellan- und Glasgroßhändler in Berlin-Charlottenburg.[3] 1919 kaufte er mit seinem Kompagnon Isidor Grünebaum die von Friedrich Ohnemüller und Emil Speiser gegründete Oberfränkische Porzellanfabrik. Der Kaufpreis betrug laut Vertrag vom 19. Mai 1919 280.000 Mark. Die Fabrik in der Kronacher Straße wurde zu Porzellanfabrik Edelstein GmbH umbenannt, planmäßig modernisiert und das Unternehmen 1923 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Der Vertrieb erfolgte über die Edelsteinsche Handelsgesellschaft Glas-, Porzellan- und Steingut-Handels AG mit Sitz in Berlin, Alexandrinenstraße 95/96.

Edelstein entwickelte sich zu einer führenden Marke in Deutschland. Die modernen Produktionsanlagen und das hochwertige Porzellan fanden in der Fachpresse große Anerkennung. Auf dem Markt konnte sich Edelstein mit Philipp Rosenthal messen.[4] Hinzu kam noch eine Porzellangroßhandlung mit Musterlager in Eidelstedt. 1924 wurde eine Repräsentanz in der Mädlerpassage am wichtigen Messestandort Leipzig eröffnet. Schauräume gab es schließlich auch in New York.

Ursprünglich hatte Edelstein vor allem in Ostpreußen verkauft, wo er eine weitere Porzellanfabrik in Allenstein besaß. Die Inflation 1923 begünstigte den Export ins Ausland, was für eine stark exportorientierte Konsumgüterindustrie wie die Porzellanherstellung von Vorteil war.[5] Andererseits kämpfte Edelstein wie seine Mitbewerber mit dem Zusammenbruch des Inlandsmarktes im Herbst 1923. Ab 1926 litt die Branche am wachsenden Protektionismus des Auslandes, so erhob z. B. England nun eine Zollabgabe in Höhe von 50 Prozent. Andere wichtige Exportländer waren die USA, Australien, die Niederlande, Schweiz, Rumänien, Skandinavien und das Baltikum.[6]

1926 zog sich Grünebaum aus dem Geschäft zurück. Im folgenden Jahr ließ sich Edelstein auf ein Kreditgeschäft mit der Steingutfabrik Colditz AG und deren Vorstand Otto Zehe ein. Colditz galt damals als größter Produzent von Steingutwaren und weitete seine Firmenbeteiligungen rasch aus. Diese Entwicklung traf zu diesem Zeitpunkt auch Schönwald, übernommen von Kahla, sowie Tirschenreuth und Bauscher, die an Lorenz Hutschenreuther gingen.

Infolge der Weltwirtschaftskrise ab Oktober 1929 konnte Colditz die Edelstein-AG am 20. September 1932 in Konkurs zwingen, obwohl die Kredite regelmäßig bedient worden waren. Als Ausgleich für offene Forderungen gingen die Küpser Fabrik und die Berliner Handelsgesellschaft in den Besitz von Colditz über.[7][8]

Julius Edelstein wurde nur teilweise entschädigt durch Anteile an der Porzellanfabrik Beyer & Bock, dessen Werk im thüringischen Volkstedt er ab 1933 leitete. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten bestanden für den jüdischen Unternehmer Edelstein keinerlei Aussichten mehr, das Konkursverfahren noch zu seinen Gunsten zu beeinflussen.[9] Der ehemalige Besitzer und seine Frau Margaretha wurden 1941 nach Riga deportiert und ermordet.[10]

Produktion

Erste Umbaumaßnahmen in Küps waren am 1. Oktober 1920 abgeschlossen: Die sanitären Anlagen entsprachen nun den hygienischen Standards; es gab eine Massemühle mit sechs Trommeln, ein neues Lager und eine Expedition mit Laderampe. Von hier ging die Ware auf Pferdefuhrwerken zum nahen Bahnhof Küps. Am 18. Dezember 1921 wurde das alte Fabrikgebäude durch einen Großbrand zerstört, die Brennöfen und die neuen Nebengebäude blieben unversehrt. Ein Neubau wurde noch im folgenden Jahr fertiggestellt, inklusive Maschinenhaus und Dampfkessel. 1924 waren sechs Öfen in Betrieb. Diese Fabrik prägte das Ortsbild von Küps bis zu ihrem Abriss 1986.[11]

Auf dem Höhepunkt des wirtschaftlichen Erfolges 1926 beschäftigte Edelstein etwa 600 Mitarbeiter.

Die Geschäftsführung hatte von 1919 bis 1923 Albert Kindermann inne. Ihm folgte Direktor Carl Elstner (1880–1932).[12] Er hatte zuvor 20 Jahre als Prokurist für Rosenthal gearbeitet. Da er einige Fachkräfte von Selb nach Küps mitnahm, kam es in der Folgezeit wegen Dekorähnlichkeiten immer wieder zu Rechtsstreitigkeiten mit Rosenthal. Vertreten wurde die Edelstein AG bei diesen Verfahren von Thomas Dehler.

Der Modelleur Theodor Gack (1894–1984) war mit dem Unternehmen viele Jahre verbunden, zunächst von 1923 bis 1940, erneut ab 1944 und 1954 zum zweiten Mal zurückgekehrt. Bis 1959 leitete er den Betrieb als technischer Direktor.

Sortiment

Entwürfe für Edelstein lieferte u. a. Richard Riemerschmid. Der Schwerpunkt des Sortiments lag jedoch auf historisierenden Formen des Barock, dritten Rokoko und Empire mit reichlich Relief- und Blumendekor und Vergoldungen.[13] Eine Spezialität bildete der dünne, transparente Scherben der Spitzenprodukte. Im Angebot waren auch mit Silber volldekorierte Prunkservice.

Kommerziell erfolgreich waren:

  • Mokkaservice Renate
  • Tafelservice Agathe, 1926, mit heiterem Streublumendekor
  • Cosima, Ätzgolddekor

Edelstein Porzellanfabrik AG

Die Verbindlichkeiten von Edelstein summierten sich 1932 auf 1,36 Millionen Reichsmark, davon gut die Hälfte auf die Colditz AG. Otto Zehe persönlich besaß Forderungen in Höhe von 100.000 Mark, was ihm im eigenen Unternehmen den Vorwurf eintrug, Geschäfts- und Privatinteressen vermischt zu haben. Nach dem Börsenkrach 1932 wurde die Übernahme vollzogen. Zum 1. Dezember 1932 entstand eine neue Aktiengesellschaft, zunächst unter dem Namen Porzellanfabrik J. Edelstein AG.[14] Das Kapital befand sich vollständig in den Händen von Colditz. 1934 wurde der Firmensitz von Berlin nach Küps verlegt.

Fritz Greiner (1903–1974), NSDAP-Mitglied und im NSKK aktiv, übernahm die Geschäftsleitung. Er behielt sie – mit fünfjähriger Unterbrechung nach Kriegsende – bis 1971. Otto Zehe verstarb bereits 1935. Am 22. Mai 1937 wurde der Name abermals zu Edelstein Porzellanfabrik AG geändert. Schon 1935 hatte sich die Firma veranlasst gesehen, ihren jüdischen Namen öffentlich zu rechtfertigen: In der gauamtlichen Tageszeitung Bayerische Ostmark ließ sie u. a. verlautbaren, Edelstein stehe für „Adel“, der bekannte Markenname verrate Tradition und rechtfertige dadurch das Vertrauen des Käufers.[15]

Der Betrieb fügte sich widerstandslos den Vorgaben der Deutschen Arbeitsfront: Die Betriebsorganisation wurde nach dem Führerprinzip hierarchisiert, Kantine und Betriebssport eingeführt. Stolz wurde verbreitet, als erster Betrieb im Oberfränkischen geschlossen der DAF beigetreten zu sein. Die Zahl der Beschäftigten stieg kontinuierlich von 115 im Jahr 1932 auf 375 (1937).[16] Durch zeitweise 50 Lehrlinge verfügte Edelstein über eine sehr junge Belegschaft. Während des Zweiten Weltkriegs konnte in den Werkshallen auf bis zu 36 französische Kriegsgefangene zurückgegriffen werden. Die zehn Ostarbeiterinnen und sechs armenischen Fremdarbeiter machten nur einen vergleichsweise geringen Anteil aus.[17]

Sortiment

Mit der veränderten Marktlage ab 1932/33 ging die Produktion an Figuren und Nippes stark zurück. Dafür wurde nun Feston-Geschirr auf den Markt gebracht, das in mäßiger Qualität etwa 20 Prozent billiger angeboten werden konnte. Das barockisierende Komplett-Service Maria Theresia, entworfen von Ludwig Gack für den eher konservativen Geschmack, ist in den Warenlisten bis 1943 nachweisbar, allerdings wurde während des Krieges vor allem Wehrmachtsporzellan mit dickem Scherben hergestellt.

„Wirtschaftswunder“-Zeit

Trotz Schäden an der Fabrik beim Einzug der US-Army und anfänglichen Materialengpässen nach Kriegsende beschäftigte Edelstein in den 1950er Jahren rund 350 Mitarbeiter. Das Sortiment wurde zunächst aus dem alten Formvorrat bestritten, einzelne Serviceteile wurden aus anderen Serien ergänzt. Auch das Service Maria Theresia wurde wieder angeboten, nun elfenbeinglasiert mit purpur Stahldruck Aufglasur.

Unterdessen bemühte sich Julius Edelsteins Tochter, Marianne Wald (später Orlando), um die Rückgabe der Firma. Sie arbeitete zu diesem Zeitpunkt für die britische Militärregierung im Rheinland und hielt Kontakt mit dem Küpser Bürgermeister Ernst Hanna. Letztendlich waren Rückgabeansprüche aussichtslos, weil das Militärregierungsgesetz Nr. 59 nur den Raub jüdischen Eigentums nach dem 30. Januar 1933 erfasste. Marianne Wald versuchte auch, dem amtierenden Direktor Walter Dörfel den Rücken zu stärken, um eine Rückkehr des NS-belasteten Fritz Greiner zu verhindern.[18]

Schon 1946 war Edelstein zurück in der Gewinnzone, 1949 beschäftigte die Fabrik sogar 400 Arbeiter und Angestellte.

Mit der Firmenmutter Colditz (Sitz in Staffel/Lahn) ging Edelstein 1972 an die Slater Walker Bank. Damals betrug der Jahresumsatz 5,4 Millionen DM, der Exportanteil etwa 45 Prozent.[19] Im folgenden Jahr wurde Edelstein an die Heinrich Porzellan GmbH weitergereicht. Sie ließ die Produktion zum 31. Dezember 1973 stilllegen und verwertete die Immobilien. Die Edelstein'sche Direktorenvilla wurde an die katholische Kirche verkauft und als Pfarrhaus verwendet.

Sortiment

Die zeitweilig existierende Kunstabteilung erhielt Entwürfe von Kurt Wendler und Richard Scheibe, die bis heute sehenswert sind. Sebastiano Buscetta schuf Tierplastiken und die für die 1950er Jahre so typischen „Negerbüsten“. Alfred Turbanisch modellierte Relief- und Biskuitporzellane.

Die Geschirrserien der 1960er Jahre folgten dann dem Trend zu zeitgemäßen Formen und poppigen Dekoren, zu nennen sind Astrid, 900, Carat, Jeunesse und Liane.

Siehe auch

Liste von Porzellanmanufakturen und -herstellern

Einzelnachweise

  1. Robert E. Röntgen: Deutsche Porzellanmarken. S. 172.
  2. Horst Makus: Keramik der 50er Jahre. Formen, Farben und Dekore. Ein Handbuch. Stuttgart 2005, ISBN 3-89790-220-6, S. 380 f.
  3. Bernd Wollner, Achim Bühler: 170 Jahre Porzellan. Wie Küps Geschichte machte. Küps 2001, S. 62.
  4. Wollner/Bühler: 170 Jahre Porzellan. S. 70.
  5. Petra Werner: Die Zwanziger Jahre. Deutsches Porzellan zwischen Inflation und Depression. Die Zeit des Art Deco?, Hohenberg/Eger 1992, S. 5 f.
  6. Wollner/Bühler: 170 Jahre Porzellan. S. 103.
  7. Wollner, Bühler: 170 Jahre Porzellan. S. 73.
  8. Bestand 20912 Steingutfabrik Colditz AG. Ausführliche Einleitung Sächsisches Staatsarchiv, abgerufen am 25. Januar 2015.
  9. Wollner/Bühler: 170 Jahre Porzellan. S. 150.
  10. Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941–1945. Eine kommentierte Chronologie. Marix, Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-059-5, S. 121.
  11. Wollner, Bühler: 170 Jahre Porzellan. S. 68
  12. Wollner, Bühler: 170 Jahre Porzellan. S. 76 ff.
  13. Elisabeth Trux, Petra Werner (Bearb.): Die Sammlung Helga Schalk-Thielmann, Bd. 2. Hohenberg/Eger 2001, S. 32–39.
  14. Wollner/Bühler: 170 Jahre Porzellan. S. 114.
  15. Zitat bei Wollner/Bühler: 170 Jahre Porzellan. S. 128.
  16. Wollner/Bühler: 170 Jahre Porzellan. S. 129.
  17. Vgl. Wollner/Bühler: 170 Jahre Porzellan. S. 129.
  18. Vgl. Wollner/Bühler: 170 Jahre Porzellan. S. 183.
  19. Trux/Werner, S. 35.

Literatur

  • Bernd Wollner, Achim Bühler: 170 Jahre Porzellan. Wie Küps Geschichte machte. Küps 2001, ISBN 3-00-007759-6, S. 61–276.
  • Horst Makus: Keramik der 50er Jahre. Formen, Farben und Dekore. Ein Handbuch. Arnoldsche Verlagsanstalt, Stuttgart 2005, ISBN 3-89790-220-6.
  • Robert E. Röntgen: Deutsche Porzellanmarken von 1710 bis heute. 6. Auflage. Battenberg, Regenstauf 2007, ISBN 978-3-86646-013-3.
  • The New York Community Trust (Hrsg.): Marianne Edelstein Orlando 1918–1990. New York o. J. (Onlineversion PDF)