„Sedemünder“ – Versionsunterschied

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'''Sedemünder''' ist eine [[Wüstung|wüst]] gefallene Siedlung in [[Springe]], die nördlich des Ortsteils [[Altenhagen I|Altenhagen]] lag. Sie bestand mindestens ab dem 13. Jahrhundert und wurde vermutlich im 16. Jahrhundert aufgegeben. Nach der Siedlung ist die 1260 stattgefundene [[Schlacht bei Sedemünder]] benannt worden. Nahe der früheren Ortsstelle befindet sich heute der [[Wohnplatz]] Sedemünder.
'''Sedemünder''', früher auch ''Södemünder'' genannt, ist eine [[Wüstung|wüst]] gefallene Siedlung und ein heutiger [[Wohnplatz]] in [[Springe]] in [[Niedersachsen]]. Die einst nördlich des Ortsteils [[Altenhagen I|Altenhagen]] gelegene Siedlung bestand mindestens ab dem 13. Jahrhundert und wurde vermutlich im 16. Jahrhundert aufgegeben. Nach dieser Siedlung ist die [[Schlacht bei Sedemünder]] von 1260 benannt worden. Wenige hundert Meter von der früheren Siedlungsstelle entfernt liegt, mit einigen Gebäuden, der heutige Wohnplatz Sedemünder.


== Lage ==
== Wüstung ==
Die genaue Lage der Siedlungsstelle ist nicht bekannt. Sie wird etwa ein Kilometer südlich der [[Deisterpforte]] und östlich des heutigen Wohnplatzes Sedemünder vermutet. Dies ist ein Bereich auf Ackerflächen zwischen der [[Bundesstraße 217|B 217]] und dem Waldrand des [[Kleiner Deister|Kleinen Deisters]].
Die genaue Lage der Siedlungsstelle ist nicht bekannt. Sie wird etwa einen Kilometer südlich der [[Deisterpforte]] und östlich des heutigen Wohnplatzes Sedemünder vermutet. Dies ist ein Bereich auf Ackerflächen zwischen der [[Bundesstraße 217|B 217]] und dem Waldrand des [[Kleiner Deister|Kleinen Deisters]].


Die Gründungszeit von Sedemünder ist unbekannt. Da eine im Jahre 1260 stattgefundene Schlacht nach der Ansiedlung benannt ist, ist von ihrem Bestehen zu dieser Zeit auszugehen. Im benachbarten [[Calenberger Land]] fielen etwa 50 % der Dörfer in der [[Wüstung#Spätmittelalterliche Wüstungsperiode und Wüstungsursachen|spätmittelalterliche Wüstungsperiode]] im 14. und 15. Jahrhundert wüst.
== Geschichte ==
Die Gründungszeit von Sedemünder ist unbekannt. Da eine im Jahre 1260 stattgefundene Schlacht nach Sedemünder benannt ist, ist von einem Bestehen der Ansiedlung zu dieser Zeit auszugehen.
Ihre Aufgabe könnte in die [[Wüstung#Sp.C3.A4tmittelalterliche_W.C3.BCstungsperiode_und_W.C3.BCstungsursachen|spätmittelalterliche Wüstungsperiode]] gefallen sein. Im benachbarten [[Calenberger Land]] fielen etwa 50 % der Dörfer im 14. und 15. Jahrhunderts wüst.


[[Datei:B 217 Sedemünder Deisterpforte neu.jpg|mini|hochkant=1.2|Landschaft bei der Wüstung Sedemünder mit der B 217 mit Blick auf die [[Deisterpforte]]]]
Eine erste urkundliche Erwähnung der Siedlung erfolgte im Jahre 1401, als die Braunschweiger Herzöge Friedrich und Erich dem Gottschalk von Cramme die [[Vogtei]] ''Zedemunde'' zum [[Lehnswesen|Lehen]] erhielten.


Eine weitere Erwähnung erfolgte 1510 vor der [[Reformation]], als eine Kirche in Sedemünder genannt wurde, deren Rechte auf die Kirche in Altenhagen übergegangen sind. Daraus wird geschlossen, dass die Siedlung etwa bis ins 16. Jahrhundert bestanden hat.
Eine erste urkundliche Erwähnung der Siedlung erfolgte im Jahre 1401, als die Braunschweiger Herzöge [[Friedrich I. (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Friedrich I.]] und Erich einem Gottschalk [[Cramm|von Cramme]] die [[Vogt]]ei ''Zedemunde'' zum [[Lehnswesen|Lehen]] vermachten. Eine weitere Erwähnung erfolgte 1510 vor der [[Reformation]], als eine Kirche in Sedemünder genannt wurde, deren Rechte auf die Kirche in Altenhagen übergegangen sind. Daraus wird geschlossen, dass die Siedlung etwa bis ins 16. Jahrhundert bestanden hat.


Aufgrund der Namensähnlichkeit zum Ortsnamen [[Bad Münder|Münder]] wird vermutet, dass Sedemünder ein Vorläufer der Stadt Bad Münder ist, die sich entwickelte, während das Dorf wüst fiel.
Aufgrund der Namensähnlichkeit zum Ortsnamen des nahe gelegenen [[Bad Münder|Münder]] wird vermutet, dass Sedemünder ein Vorläufer dieser Stadt war, die sich entwickelte, während die Siedlung wüst fiel. Im Bereich der vermuteten Wüstungsstelle erinnert ein vom ''Heimatbund Springe'' 1975 aufgestellter [[Gedenkstein]] an das ehemalige Dorf Sedemünder.


== Gegenwart ==
== Wohnplatz ==
Im Bereich der Wüstungsstelle erinnert ein vom ''Heimatbund Springe'' aufgestellter [[Gedenkstein]] an das ehemalige Dorf Sedemünder. Heute befindet sich in einiger Entfernung hierzu der Wohnplatz Sedemünder mit einigen Gebäuden, einem Gastronomiebetrieb und einem Gewerbegründstück. Der in einer Niederung gelegene Siedlungsbereich wird vom ''Sedemünder Mühlbach'' durchflossen. Dort finden sich größere durch Quellwasser gespeiste [[Fischteich]]anlagen, darunter ein beliebtes Angelgewässer mit etwa 0,8 Hektar Wasserfläche am Rande eines [[Erlenbruchwald]]es. Im Siedlungsbereich befand sich früher eine [[Papiermühle]], in der Papier aus zerkleinerten [[Lumpen]] hergestellt wurde.
Heute befindet sich in einiger Entfernung zur vermuteten Wüstungsstelle der Wohnplatz Sedemünder <small>({{Coordinate |NS=52.1880|EW=9.5229|type=landmark |region=DE-NI|name=Sedemünder|text=DMS}})</small> mit mehreren Gebäuden, einem Gastronomiebetrieb und einer brach liegenden Werksanlage. Er liegt im Quellgebiet des [[Sedemünder Mühlbach]]es. Dort finden sich mehrere durch Quellwasser gespeiste [[Teichwirtschaft|Fischteiche]], darunter ein Angelgewässer mit etwa 0,8 Hektar Wasserfläche in einem [[Erlenbruchwald]].

Im heutigen Siedlungsbereich gründete sich kurz vor dem [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] eine [[Papiermühle]]. Sie wurde vom Quellwasser angetrieben, das in einem Teich aufgestaut war. Das reine Quellwasser ohne Eisenverunreinigungen eignete sich besonders für die Papierproduktion.<ref>[https://www.geocaching.com/geocache/GC3X7WT_sedemunder-papiermuhle-reloadet?guid=34cf2350-af0c-411d-a015-033ff4cc5778 Sedemünder Papiermühle]</ref> Die Mühle produzierte bis Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts.<ref>[[Ulrich Manthey]], Klaus Vohn-Fortagne: ''Die Geschichte der Papiermühle''. In: ''Industriegeschichte des Deister-Süntel-Raumes'' (= ''Hallermunter Schriften.'' Bd. 1). Museum auf dem Burghof, Springe 1996.</ref>

Ab 1904 begann in den alten Werksanlagen in Sedemünder die Verarbeitung von [[Asbest]], die bis in die 1950er oder 1960er Jahre anhielt. Aus dem Material entstanden unterschiedliche Produkte, wie feuerfeste Kleidung und Dämmplatten für den Schiffsbau.<ref>Ulrich Manthey, Klaus Vohn-Fortagne: ''Asbestfabrikation in Sedemünder''. In: ''Industriegeschichte des Deister-Süntel-Raumes''</ref> 1967 wurde die stillgelegte und zum Teil ausgebrannte Fabrik wieder aufgebaut und mit Unterstützung des Braunschweiger Verpackungsherstellers [[Schmalbach-Lubeca]] auf die Getränkeproduktion umgestellt. Die Anlage gehörte zu den ersten deutschen Abfüllwerken für [[Getränkedose]]n. Die hergestellten Produkte, wie [[Sinalco]], [[Pepsi]], [[Afri-Cola]], [[Bluna]] sowie Bierdosen für Brauereien wurden ins In- und Ausland ausgeliefert. Nach Übernahmen durch [[Doornkaat]] und die [[Holsten-Brauerei]] in den 1980er Jahren wurde das Werk im Jahr 1990 geschlossen und liegt seither brach.<ref>Ulrich Manthey: ''Püschel-Fruchtborn Fruchtsaft Kelterei Sedemünder GmbH''. In: ''Industriegeschichte des Deister-Süntel-Raumes''</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Achim Gercke]]: ''Sedemünder – das ältere Münder im Sünteltal. Die Geschichte eines untergegangenen Dorfes.'' Adensen, 1975
* [[Achim Gercke]]: ''Sedemünder – das ältere Münder im Sünteltal. Die Geschichte eines untergegangenen Dorfes.'' Adensen 1975

== Einzelnachweise ==
<references/>


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[[Kategorie:Wüstung in Niedersachsen]]
[[Kategorie:Wüstung in der Region Hannover]]
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Aktuelle Version vom 14. Januar 2024, 00:48 Uhr

Gedenkstein für die Wüstung Sedemünder an der B 217

Sedemünder, früher auch Södemünder genannt, ist eine wüst gefallene Siedlung und ein heutiger Wohnplatz in Springe in Niedersachsen. Die einst nördlich des Ortsteils Altenhagen gelegene Siedlung bestand mindestens ab dem 13. Jahrhundert und wurde vermutlich im 16. Jahrhundert aufgegeben. Nach dieser Siedlung ist die Schlacht bei Sedemünder von 1260 benannt worden. Wenige hundert Meter von der früheren Siedlungsstelle entfernt liegt, mit einigen Gebäuden, der heutige Wohnplatz Sedemünder.

Wüstung

Die genaue Lage der Siedlungsstelle ist nicht bekannt. Sie wird etwa einen Kilometer südlich der Deisterpforte und östlich des heutigen Wohnplatzes Sedemünder vermutet. Dies ist ein Bereich auf Ackerflächen zwischen der B 217 und dem Waldrand des Kleinen Deisters.

Die Gründungszeit von Sedemünder ist unbekannt. Da eine im Jahre 1260 stattgefundene Schlacht nach der Ansiedlung benannt ist, ist von ihrem Bestehen zu dieser Zeit auszugehen. Im benachbarten Calenberger Land fielen etwa 50 % der Dörfer in der spätmittelalterliche Wüstungsperiode im 14. und 15. Jahrhundert wüst.

Landschaft bei der Wüstung Sedemünder mit der B 217 mit Blick auf die Deisterpforte

Eine erste urkundliche Erwähnung der Siedlung erfolgte im Jahre 1401, als die Braunschweiger Herzöge Friedrich I. und Erich einem Gottschalk von Cramme die Vogtei Zedemunde zum Lehen vermachten. Eine weitere Erwähnung erfolgte 1510 vor der Reformation, als eine Kirche in Sedemünder genannt wurde, deren Rechte auf die Kirche in Altenhagen übergegangen sind. Daraus wird geschlossen, dass die Siedlung etwa bis ins 16. Jahrhundert bestanden hat.

Aufgrund der Namensähnlichkeit zum Ortsnamen des nahe gelegenen Münder wird vermutet, dass Sedemünder ein Vorläufer dieser Stadt war, die sich entwickelte, während die Siedlung wüst fiel. Im Bereich der vermuteten Wüstungsstelle erinnert ein vom Heimatbund Springe 1975 aufgestellter Gedenkstein an das ehemalige Dorf Sedemünder.

Wohnplatz

Heute befindet sich in einiger Entfernung zur vermuteten Wüstungsstelle der Wohnplatz Sedemünder (52° 11′ 16,8″ N, 9° 31′ 22,4″ O) mit mehreren Gebäuden, einem Gastronomiebetrieb und einer brach liegenden Werksanlage. Er liegt im Quellgebiet des Sedemünder Mühlbaches. Dort finden sich mehrere durch Quellwasser gespeiste Fischteiche, darunter ein Angelgewässer mit etwa 0,8 Hektar Wasserfläche in einem Erlenbruchwald.

Im heutigen Siedlungsbereich gründete sich kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg eine Papiermühle. Sie wurde vom Quellwasser angetrieben, das in einem Teich aufgestaut war. Das reine Quellwasser ohne Eisenverunreinigungen eignete sich besonders für die Papierproduktion.[1] Die Mühle produzierte bis Ende des 19. Jahrhunderts.[2]

Ab 1904 begann in den alten Werksanlagen in Sedemünder die Verarbeitung von Asbest, die bis in die 1950er oder 1960er Jahre anhielt. Aus dem Material entstanden unterschiedliche Produkte, wie feuerfeste Kleidung und Dämmplatten für den Schiffsbau.[3] 1967 wurde die stillgelegte und zum Teil ausgebrannte Fabrik wieder aufgebaut und mit Unterstützung des Braunschweiger Verpackungsherstellers Schmalbach-Lubeca auf die Getränkeproduktion umgestellt. Die Anlage gehörte zu den ersten deutschen Abfüllwerken für Getränkedosen. Die hergestellten Produkte, wie Sinalco, Pepsi, Afri-Cola, Bluna sowie Bierdosen für Brauereien wurden ins In- und Ausland ausgeliefert. Nach Übernahmen durch Doornkaat und die Holsten-Brauerei in den 1980er Jahren wurde das Werk im Jahr 1990 geschlossen und liegt seither brach.[4]

Literatur

  • Achim Gercke: Sedemünder – das ältere Münder im Sünteltal. Die Geschichte eines untergegangenen Dorfes. Adensen 1975

Einzelnachweise

  1. Sedemünder Papiermühle
  2. Ulrich Manthey, Klaus Vohn-Fortagne: Die Geschichte der Papiermühle. In: Industriegeschichte des Deister-Süntel-Raumes (= Hallermunter Schriften. Bd. 1). Museum auf dem Burghof, Springe 1996.
  3. Ulrich Manthey, Klaus Vohn-Fortagne: Asbestfabrikation in Sedemünder. In: Industriegeschichte des Deister-Süntel-Raumes
  4. Ulrich Manthey: Püschel-Fruchtborn Fruchtsaft Kelterei Sedemünder GmbH. In: Industriegeschichte des Deister-Süntel-Raumes